Anhörung zu Arbeitsbedingungen - Prostituierte klären Abgeor

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fraences
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Anhörung zu Arbeitsbedingungen - Prostituierte klären Abgeor

Beitrag von fraences »

Anhörung im Berliner Abgeordneten-Haus

www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137119#137119



Anhörung zu Arbeitsbedingungen
- Prostituierte klären Abgeordnete auf


Dass zwölf Jahre nach der Liberalisierung nun wieder über ein Verbot der Prostitution diskutiert wird, treibt viele Sexarbeiterinnen auf die Barrikaden. Nun wollten sie im Berliner Abgeordnetenhaus Aufklärungsarbeit leisten - und trafen auf viel Nichtwissen.
Nach Diskussionen über die Ausweitung von Sperrbezirken in Berlin hat sich am Donnerstag das Abgeordnetenhaus mit dem Thema Prostitution befasst. Zur Anhörung waren auch Sexarbeiterinnen als Expertinnen eingeladen, um vor allem über ihre Erfahrungen mit dem rund zwölf Jahre alten "Prostitutionsgesetz" zu berichten.
Prostitution ist legal und ein normaler Beruf: So hatte es die rot-grüne Koalition 2002 beschlossen, um den Prostituierten den Weg in die Sozialversicherung zu öffnen. Das sei auch gut so, sagten die Expertinnen in der Anhörung - allerdings hapere es noch immer an der Umsetzung.

"Warum können Bordellbetriebe nicht wie andere Betriebe im Gewerbe- und Baurecht eine Lösung finden", fragte Sexarbeiterin Stefanie Klee. "Warum werden immer noch Ausnahmeregelungen bei der Polizei angesetzt wo wir alle wie Kriminelle behandelt werden?" Zum Beispiel, wenn die Polizei in einem Bordell die Identität sämtlicher Angestellter feststelle, so Klee.

"Viele Frauen führen ein Doppelleben"

Es müsse deshalb eine öffentliche Ethik-Diskussion über den Beruf geben. Straßenstrich, Bordelle, Wohnungsprostitution, ein hoch komplexes Thema, bei dem es noch viele Probleme zu lösen gibt.

Dass es im Prinzip Rechtssicherheit gebe, zum Beispiel dass Prostituierte ihren Lohn vor Gericht einklagen können, sei ein großer Fortschritt, sagte Sexarbeiterin Alexa Müller. Aber die moralische Vorverurteilung in der Gesellschaft hindere viele Prostituierte daran, sich als normale Dienstleisterinnen zu fühlen. "Diese Stigmatisierung, die sich auch in diesem Raum widerspiegelt, führt dazu dass fast alle Kolleginnen ein Doppelleben führen. Weil sie fürchten, sich nie wieder für einen anderen Job bewerben zu können."

Runder Tisch soll wiederbelebt werden

Die Politiker zeigten sich ziemlich ahnungslos. "Auch ich muss ja erstmal lernen, lernen, lernen," gab Arbeitsstaatssekretärin Barbara Loth zu. "Unser Ziel ist die Verbesserung der Situation der in der Prostitution tätigen Menschen."

Linke und Grüne schlugen vor, einen neuen Runden Tisch zu gründen - obwohl sich der letzte vor einigen Jahren selbst aufgelöst hatte. Wegen Ratlosigkeit. Die Ausschusszvorsitzende Anja Kofbinger warb bei allen Fraktionen dafür, musste gleichzeitig aber zugeben: Man stehe wieder am Anfang. "Wir könnten uns alle darauf verständigen, diesen Runden Tisch gemeinsam zu fordern."

Diejenigen, um die es eigentlich ging, waren nach der Anhörung enttäuscht. "Ich bin wirklich schockiert", sagte Müller hinterher. "Das Nichtwissen über das, was in unserer Branche los ist, ist riesig groß."

Elke Winkelmann betreibt das "Freudenhaus Hase" im Wedding. Für fruchtlose Debatten hat sie kein Verständnis. "Alle haben sich gerne selber reden hören, ihre Position immer nochmal mitteilen müssen. Aber die Expertinnen hatten ganz wenig Zeit, zu antworten."

Wie ihre Kolleginnen erwartet Winkelmann, dass von der Politik gesicherte Arbeitsverhältnisse geschaffen werden. Das aber kann noch lange dauern.

www.rbb-online.de/politik/beitrag/2013/ ... setz-.html
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Martin*
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Beitrag von Martin* »

Frust-Nummer für Prostituierte
Huren-Quickie im Parlament

Das war eine Frust-Nummer für zwei Prostituierte! Alexa Müller und Stephanie Klee wollten Berlins Politiker aufklären. Hintergrund: Sie sollten im Frauen-Ausschuss des Abgeordnetenhauses über die Erfahrungen mit dem seit zwölf Jahren gültigen Prostitutionsgesetz reden. Es war vergebliche Liebesmüh.

Stephanie Klee steht wutschnaubend vor dem Parlament: „Die Politiker haben länger geredet als wir als Sachverständige.“ Von einer guten Stunde Anhörung im Saal 311 hatten die beiden Prostituierten und die nordrhein-westfälische Ministerialbeamtin und Prostitutions-Fachfrau Claudia Zimmermann-Schwartz jeweils gerade mal sieben Minuten – gestoppte – Redezeit.

Klee, die die Begleitagentur „highLights“ betreibt: „Allein mit der Beantwortung der Fragen der Linken-Abgeordneten Evrim Sommer hätten wir ein großes Spektrum der Probleme beleuchten können. Aber es war keine Zeit.“ Denn die Abgeordneten waren lange damit befasst, die Leistungen ihrer Parteien in der Sache zu loben und die Untätigkeit der anderen zu tadeln.

Evrim Sommer sabotierte sich selbst mit langen Reden, sodass beispielsweise Fragen um Gewerbe- und Baurecht für Bordelle nur angetippt wurden.

Auch Fragen nach den Wünschen der Prostituierten blieben im Raum stehen. Klee: „Sie wollen in Ruhe arbeiten, von den Kunden respektiert werden und Rechtssicherheit bei der Steuer oder gegenüber der Polizei, sie wollen wissen, wo sie nicht ausgebeutet werden.“

Alexa Müller lobte das Gesetz grundsätzlich: Erstmals seien „Sexarbeiterinnen“ Rechtsobjekte, könnten ihren Lohn einklagen. Eine Frau, der der Freier nach dem Sex das Geld wieder abnimmt, könne es einklagen, wenn sie sich z. B. das Autokennzeichen merkt und der Polizei ermöglicht, den Mann namhaft zu machen. Und dass Frauen nicht mehr wie früher von der Polizei aus der Kurfürstenstraße in den Grunewald chauffiert und dort ausgesetzt würden.

Sie konnte wenigstens loswerden, warum Prostituierte sich so selten unter Angabe ihres Berufs kranken- und sozialversichern, eher als „Performance-Künstlerinnen“: „Das Gesetz hat die Stigmatisierung nicht gestoppt.“ Da müsse noch viel geschehen. Sie forderte Beteiligung an politischen Entscheidungen und runde Tische, an denen auch Huren sitzen sollen, um Probleme zu besprechen. Da war sie sich mit der Kollegin nicht so einig. Klee: „Ich habe keine Lust auf einen runden Tisch, an dem mir Verachtung entgegenbrettert.“ GL

http://www.berliner-kurier.de/kiez-stad ... 60422.html


Guter Artikel und solch eine Überschrift habe ich bisher nur der taz zugetraut!

Martin*

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fraences
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Beitrag von fraences »

Ja, finde ich auch. Aber es zeigt die Problematik, das wir noch lange nicht auf Augenhöhe sind.

Bei allen politischen Gremien stelle ich fest, das wir erstes entweder gar nicht eingeladen werden. wie jüngst in Dortmund oder wenn dann zweitens, wenig Redezeit bekommen.
drittens , man uns nicht ernst nimmt mit unsere Forderungen,
viertens, die Telnehmerbeteiligung an den runden Tisch muss 1 :1 (pro Mitarbeiter aus den Behörden , eine Person Pro-ProstiTution (Sexworker, BetreiberInnen, Freier, Sozialarbeiterin von Fachberatungsstelle Prostitution (nicht Menschenhandelsorganisation) ausgewogener sein.

Da muss noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, bis wir den uns zustehenden Respekt erhalten.

Liebe Grüße, Fraences
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