Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
Benutzeravatar
Jupiter
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 893
Registriert: 13.08.2010, 09:30
Wohnort: Südbaden
Ich bin: Keine Angabe

Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Jupiter »

Im Internet bin ich hierüber gestolpert:

http://www.derkodex.org/

Ich denke, dass dies in Zusammenhang gesehen werden muss und frage mich, ob hier auch SW mitwirken.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Melanie_NRW »

Nein, noch nichts davon gehört

c/o UEGD e.V.

Scheint nur für Betreiber gedacht zu sein?

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Melanie_NRW »

Man zahlt und erhält das Emblem... geprüft wird da scheinbar nichts?

"Die Auswahl der Kategorie ist vom Betrieb selbst vorzunehmen, weil der Kodex keine Kriterien für Mindestanforderungen wie Umsatz, Mitarbeiter, Kundenanzahl, etc. vorgibt. Die Gebühr für Standard Partner beträgt EUR 99,--/Jahr, für Top Partner EUR 999,--/Jahr. Den Leistungsvergleich der Kategorien finden Sie hier..."

Benutzeravatar
Nymphe
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 375
Registriert: 09.12.2008, 01:32
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Nymphe »

Das ist ein Projekt von Holger Rettig, UEGD. Das ist ein Betreiberverein, von dem keiner so genau weiss, wer dort Mitglied ist. Falls SW an der Erarbeitung des Konzepts mitgewirkt haben, weiss ich nichts davon, ich halte es aber für unwahrscheinlich.

Um es kurz zusammenzufassen: Es werden für 100 Euro/Jahr folgende Leistungen an Betriebe verkauft: Online-Schulungen für Mitarbeiter zum Thema Menschenhandel, gedruckte Aufklärungsmaterialien für Kunden und Mieterinnen, ein Bapperl für die Eingangstür des Betriebs, ein Banner für die HP und ein Eintrag in der Mitgliederliste auf der Website. Für 1000 Euro/Jahr bekommt man einen prominenteren Platz auf der Website und weitere Promotionsleistungen. Drittparteien, die als Multiplikatoren dienen, werden umsonst verlinkt.

Angesichts der Lage ist das natürlich eine sehr geschickte Nummer. Das ist dieselbe Vorgehensweise wie bei Rudloff & co: Aber wir sind doch so brave Bürger, arbeiten mit der Polizei zusammen und wollen alles richtig und am besten noch richtiger machen! Wäre das dann nicht gern gepaart damit, dass man doch bitte alle anderen Betriebe schließen und den Strassenstrich verbieten möge, wäre dagegen ja gar nicht so viel einzuwenden.

Ich denke, ob das mehr ist als eine Werbemasche ist, steht und fällt mit der Qualität dieser Schulungen und Flyer. Und damit, ob die dann auch wirklich zur Anwendung kommen, oder ob man sich bloss den Aufkleber auf die Tür tut und für den Link bezahlt und den Rest ignoriert. Prinzipiell sind Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagnen ja ein sinnvollerer Weg als neue Strafgesetze, auch wenn ich mir wünschen würde, dass das aus der Politik kommt, die ja sooo besorgt ist um unser Wohl.

ehemaliger User
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 338
Registriert: 29.06.2011, 10:11
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger User »

Die Anzahl der Mitglieder (ist ja gemäß Selbstdarstellung nur an Betreiber gerichtet, zudem in 3 Ländern) ist sagen wir eher übersichtlich.

Ein bissl bedenklich erscheint mir, dass der Eindruck der Unterstützung durch Ministerien etc. durch Verwendung und Hervorhebung der jeweiligen Logos erweckt wird. "Offiziell" dürfte dann behauptet werden, das seien doch nur Links.

Meines Erachtens - sofern nicht ein ausdrückliche Erlaubnis der betreffenden Ministerien bzw. der EU erteilt wurde - liegt eine unzulässige Verwendung von Hoheitszeichen vor, sowie ein Verstoß gegen das Wettbewerbsrecht.

Insgesamt daher wohl eher weniger hilfreich ....

holger
aufstrebend
aufstrebend
Beiträge: 15
Registriert: 14.07.2007, 15:21
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von holger »

Kurze Antwort des "Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel"


Der UEGD hat sich noch nie abfällig über Sexarbeiter geäußert. SexarbeiterInnen die ihre Kolleginnen in Betrieben beklauen, Sexarbeiterinnen die bei 50:50 falsche Angaben machen, Sexarbeiterinnen die trotz durch den Betrieb bezahlter Werbung nicht anreisen, Sexarbeiterinnen die Freiern im Betrieb anbieten, den Service auch bei ihm privat zu machen, etc.

Man kann natürlich auch die politische, mediale, feministische Stilisierung verstärken: Prostituierte = Opfer, und Betreiber = Täter.
Ich hoffe SexarbeiterInnen denken nicht so, und BetreiberInnen eben so nicht.

Welche Möglichkeiten haben BetreiberInnen nicht mit Menschenhändlern und Zuhältern in einen Topf geworfen zu werden? BetreiberInnen haben politisch und medial nicht den Opferbonus der ausgebeutete SexarbeiterInnen, der ihnen Gehör verschafft. Im Gegenteil die BetreiberInnen sind mit einem Tätermalus behaftet.

Was also tun? Wie der Politik, Medien und somit der Öffentlichkeit zeigen, dass ein pauschalisiertes verzerrtes Bild generiert wird? Das es Betrieb gibt, die sich für gute und sichere Arbeitsbedingungen einsetzen.

Jetzt kann man sagen es müsste für Betriebe ein Gütesiegel für Fairsex her. Aber was ist Fair? Wer definiert welche Kriterien und welche Grenzen sind zu setzen? Sollen Betriebe zum Gütesiegel gezwungen werden - staatlich oder freiwillig? Wer soll das kontrollieren und wer bezahlt das? Natürlich haben wir uns ausführlich damit auseinandergesetzt.

Fangen wir doch erst einmal mit einem niedrigschwelligen Ansatz an, damit sich ein bestimmtes Verhalten bei BetreiberInnen zukünftig etabliert. Der Verhaltenskodex soll sensibilisieren und den Boden bereiten, dass Betriebe sich mit Ausbeutung, Zwang und Menschenhandel auseinandersetzen. In vielen Betrieben ein Tabuthema!

Was glaubt Ihr denn, dass alle BetreiberInnen hurra schreien - darauf haben wir nur gewartet. Im Gegenteil, die fragen wie viel Geld kann ich damit verdienen. Und wenn wir ihnen antworten, dass sie damit erst mal überhaupt kein Geld verdienen können und das es auch noch etwas Arbeit ist, dann wird die Sache schon uninteressant. Wir müssen um Bündnispartner kämpfen.

Mein Gefühl ist, dass hier einige auf einem sehr hohen Ross sitzen und nur ihre Wahrheit zählt. Wieso wird hier gleich wieder so abfällig über ein Projekt für BetreiberInnen gesprochen? Es liest sich so, als wenn alle Betriebe nur unlautere Ziele hätten. Wäre es euch lieber wenn die Betreiberinnen zu allem den Kopf in den Sand stecken? Das Projekt heißt nicht wie verdienen Betriebe noch mehr Knete. Das ist ein Projekt für die Verbesserung der Situation von SexarbeiterInnen, indem Betriebe Verantwortung über das gesetzlich geforderte Maß hinaus übernehmen. Ja und natürlich muss es etwas kosten, oder bieten die SexarbeiterInnen ihre Leistung kostenlos an?

Warum dem Projekt keine Chance gegeben? Beinhaltet das Projekt irgendetwas gegen SexarbeiterInnen? Ich würd mir wünschen dass SexarbeiterInnen sagen - hey, die versuchen ja was für uns zu tun, das sollten wir pushen, damit es von Betreibern nicht mehr heißt "was auf dem Parkplatz passiert interessiert mich nicht". Illusion?

Holger
www.derkodex.org

Bild

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Melanie_NRW »

Ich hatte es oben schon mal gefragt:

"Man zahlt und erhält das Emblem... geprüft wird da scheinbar nichts? "

Ich hatte Sie, Herr Rettig, vor einiger Zeit (Mitte Juli) schon mal im Namen unseres Berufsverbands angeschrieben um GEMEINSAM gewisse Kriterien für Betriebsstätten auszuarbeiten.

Leider haben Sie dieses Angebot nach meiner Antwort, wer wir sind, ignoriert.

Darum hier auch meine Verwunderung darüber, das man so ein "Siegel" einfach nach Zahlung eines Geldbetrages erzählt und anscheinend sonst keine Vorraussetzungen erfüllen muss.

Benutzeravatar
Jupiter
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 893
Registriert: 13.08.2010, 09:30
Wohnort: Südbaden
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Jupiter »

Ich bin der Ansicht, dass diese erarbeitete Info:

Informationen für Erotikdienstleister_innen im Scheckkartenformat in 11 Sprachen

Nur in Zusammenarbeit mit diesen Menschen erarbeitet sein sollte und damit einer Interessenvertretung wohl zugesandt werden kann.

Vor Jahren hat es mal den Versuch gegeben, ein Qualitätssiegel für Escortagenturen zu erarbeiten.

Der hier vorgeschlagene Weg ist sicher ein Weg in die richtige Richtung, aber bitte, die berechtigten Interessen der SW berücksichtigen.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18084
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Zwerg »

Wenn ich Sätze wie Folgenden auf einer Webseite lese, muss ich davon ausgehen, dass die Sache nicht seriös ist:

Risikominimierung, indem sie Tätern und Täterinnen signalisieren ihr Betrieb ist frei von Kriminalität, senken sie die Gefahr selbst ins Visier behördlicher Ermittlungen zu geraten.
http://www.derkodex.org/mitmachen

Hiermit wird bewusst oder unbewusst eine Botschaft verkündet, die einfach unfassbar ist! Man kauft sich einen Aufkleber und dann kontrolliert die Polizei nicht mehr??? Das ist in meinen Augen der direkte Hinweis, dass die Geschichte nicht seriös gemeint sein kann!

Davon abgesehen: Im unteren Teil der Webseite befinden sich zahlreiche Logos von offiziellen Seiten (unter Anderem das Bundeskanzleramt Österreichs). Meine Nachfrage hat ergeben, dass man dort von der Geschichte weder etwas weiß, noch diese unterstützen kann bzw. will. Die Logos erwecken aber genau diesen Eindruck.

Meiner Meinung nach ist die Geschichte definitiv "nicht in unserem Sinne"

christian knappik

holger
aufstrebend
aufstrebend
Beiträge: 15
Registriert: 14.07.2007, 15:21
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von holger »

@ melanie

1. sexworker.at ist nicht die Plattform auf der der Berufsverband der Betreiberinnen und Betreiber von Prostitutionsstätten - UEGD mit den neu gegründeten Verein der Sexarbeiter über Kriterien für Betriebe diskutiert. Der UEGD hat schon 2010/2011 die Thematik erarbeitet.

2. So wie Sexarbeiter den differenzierten Umgang mit ihrer Materie fordern, so differenziert sollten auch Sie sich mit dem "Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel" auseinandersetzen. Sie behaupten es handelt sich um ein Siegel - das ist FALSCH.

Wie viele Kampagnen hat auch diese ein SYMBOL für ihren Wiedererkennungswert. Es handelt sich um einen Verhaltenskodex, den Betriebe anwenden können. Dafür bedarf es keiner Voraussetzungen. Was ein Code of Conduct und Corporate Social Responsibility Kampagne ist lässt sich für jeden bei Wiki nachlesen. Ich möchte auf den Pressebereich von www.derkodex.org verweisen, wo es in der Kurzbeschreibung der Kampagne explizit heißt: "Um Missinterpretationen zu vermeiden, DERKODEX.ORG ist weder als Gütesiegel, noch als politische Forderungsplattform zu verstehen."

Ich möchte sie höflichst bitten, nicht den Anschein zu verbreiten, es handle sich um ein Siegel, Gütesiegel, Gütezeichen, o.ä.

Es sollte doch in unserem GEMEINSAMEN Interesse liegen, dass Betreiberinnen und Betreiber den Kodex einführen, anwenden und (vor-)leben.

Der independent Sexworker, der allein in seiner Wohnung oder auf Termin fährt, hat sich direkt nicht mit dem Thema Menschenhandel - Prävention und potentielle Opfer auseinanderzusetzen. Aber schon der Sexarbeiter, der seine Wohnung zum Teilen mit einem anderen Sexarbeiter anbietet, für den ist die Kampagne relevant. Wird Wert darauf gelegt, dass die Person ohne Zuhälter arbeitet, und nicht eventuell Menschenhandelsopfer ist? oder wird mit Augen zu jemand gesucht, der seinen Teil zur Miete beisteuert, weil in der eigenen Kasse gerade Ebbe ist?

Was die Kampagne soll ist ausführlich auf den Internetseiten erläutert. Sie vergibt aber kein Siegel, sie testiert keinem Betrieb und keiner Wohnung, dass er frei von Zuhälterei und Menschenhandel ist.

Ob Betriebe die Partner der Kampagne sind dann auch die Infokarten an Sexarbeiter verteilen, da fordern wir in den Internetforen die Freier auf nachzufragen, und uns zu informieren, wenn dem nicht so ist. Ob Betriebe die Flyer an Freier austeilen bleibt abzuwarten. In Süßwarengeschäften haben wir auch noch keine Flyer gegen Kinderarbeit auf Kakaoplantage gesehen.

So etwas braucht Zeit und muss wachsen (vor allem in den Köpfen).

Holger

Bild

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18084
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Re: RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Zwerg »

          Bild
holger hat geschrieben:sie testiert keinem Betrieb und keiner Wohnung, dass er frei von Zuhälterei und Menschenhandel ist.
testieren nicht..... den Eindruck will man aber schon erwecken:

Bild
Zwerg hat geschrieben:
Risikominimierung, indem sie Tätern und Täterinnen signalisieren ihr Betrieb ist frei von Kriminalität, senken sie die Gefahr selbst ins Visier behördlicher Ermittlungen zu geraten.

Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

...da ist wohl jemand auf einen fahrenden Zug aufgesprungen und nutzt bestehende Ängste und Unsicherheiten seitens Betreibern, Angestellten und deren Kunden?

In falsche Sicherheit gewiegt ist dieses "Papperl" nicht(s wert) umsonst, denn es hat einseitig ca. 100 bis 1000 Euro gekostet.

@zwerg
Davon abgesehen: Im unteren Teil der Webseite befinden sich zahlreiche Logos von offiziellen Seiten (unter Anderem das Bundeskanzleramt Österreichs). Meine Nachfrage hat ergeben, dass man dort von der Geschichte weder etwas weiß, noch diese unterstützen kann bzw.will.

Der BMFSJ hat auf seinen Internetseiten verschiedene Projekte bzw. Internetseiten verlinkt....derkodex.org ist nicht dabei. Wäre doch mal interessant, ob diese und andere Institutionen, mit welchen die Internetseite derkodex.org wirbt bzw. sich schmückt, überhaupt Kenntnis davon haben, bdw. wenn man sich mit frenden Federn schmückt, kann man sich strafbar machen.

Wenn ich Betreiber wäre, würde ich es mir ganz genau überlegen und prüfen, für wen oder was ich meinen guten Namen "hergeben" würde, geschweige denn bezahlen würde.

Und noch etwas: verantwortungsbewusstes Verhalten seinen Mitmenschen gegenüber kann man nicht kaufen, aber man kann es leben.

bienemaya

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Um die Diskussion anzuregen und Betreiber_innen zu sensibilisieren ist so eine Kodexvereinbarung sicherlich hilfreich.

Sie kann aber auf Dauer nur dann von Nutzen sein, wenn das Einhalten des Kodex von Herausgeber überwacht und reglementiert wird! Sonst geht es wie mit dem Bio-Siegel am Anfang: es ist nicht überall Bio drin wo Bio draufsteht.

Ein anderer Unternehmerverband (bdde) macht das deutlich:

"Als starke Gemeinschaft sorgen wir für ein transparentes und seriöses Bild in der Öffentlichkeit. Dies lässt sich nur mit ausnahmsloser Qualität und einer nachvollziehbaren Prüfung von Richtlinien erreichen. Die bdde Auszeichnung steht für ein jährlich geprüftes Unternehmen. So garantiert das bdde Siegel Betreibern, Dienstleistern und Gästen ein hohes Maß an Sicherheit, Transparenz und Seriosität, die in diesem Marktumfeld bislang beispiellos ist. "

http://www.bdde.de/ziele

Ich kenne Betriebe mit diesem bdde-Siegel, da treten die Betreiber_innen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung der Frauen mit Füssen, da gehen Zuhälter ein und aus etc.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

holger
aufstrebend
aufstrebend
Beiträge: 15
Registriert: 14.07.2007, 15:21
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von holger »

@ ehemaliger_User
Stimme ich Dir zu. Wobei die Reglementierung bei einem Verhaltenskodex bedingt ist. Im Speziellen beim Bündnis gegen Menschenhandel heißt das: Wer nachweislich gegen Menschenhandel, bzw. gegen Ausbeutung verstoßen hat, fliegt aus dem KODEX. Wer nachweislich den Sexarbeitern das kleine Kärtchen vorenthält fliegt aus dem KODEX.

(Zur Info: allen angeführten Institutionen wurde die Kampagne ausführlich präsentiert und sie haben uns schriftlich mitgeteilt, dass sie die Kampagne begrüßen und uns viel Erfolg wünschen. Finanzielle Unterstützung wurde vom Bündnis nicht angefragt.)

Die Gütesiegelthematik ist eine ganz andere. Der UEGD präferiert ein Klassifizierungssystem, ähnlich Hotelsternen, bzw. ähnlich Pflege-Qualitätssicherungsgesetz. Nicht einfach nur bestanden/nicht bestanden, sondern mit der Möglichkeit das Erreichte zu verbessern. Das wurde mit ISO-Institut erörtert. Kriterien, die nur von Betrieben oder einer einzigen Organisation definiert und geprüft werden halten wir nicht für zielführend.

Unser Lösungsansatz besteht darin, dass beispielsweise das Gesundheitsministerium Kriterien für Hygiene und Gesundheit definiert und das regionale Gesundheitsamt prüft, das Innenministerium Kriterien für Sicherheit am Arbeitsplatz definiert und die lokale Polizei prüft, usw., usw.

Diesen Ansatz haben wir 2011 den Organisatoren des Runden Tisches Prostitution in NRW vorgestellt. Kam aber nicht auf die Agenda. Sicher, da müssen die Institutionen dann mal Butter bei die Fische geben und nicht nur schlaue Sprüche kloppen. Ein gesetzliches Gütesiegel für Prostitutionsstätten wird es nicht geben, das sollte jedem Realisten klar sein. Es bleibt abzuwarten, ob die nächste Bundesregierung sich für das Thema interessiert ...

Bild

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Melanie_NRW »

Naja, gesetzliche Prüfsiegel wie zb das CE-Zeichen wären ja zumindest schon mal ein Fortschritt, wobei man denen auch nicht vertrauen sollten denn diese Kontrollen werden von den Firmen meist selbst in Auftrag gegeben.


Eine Ausarbeitung weiterer tiefgreifender Kriterien, wie im zusammhängenden Beispiel beim GS-Zeichen, bedarf es der Ausarbeitung von Qualitätsmerkmalen der Branche selbst und eben an solcher Stelle würde auch so ein "Kodex" greifen.
Diese dürften sich dann "TÜV-geprüft" schimpfen...

Mir persönlich schweben hier auch eher handfeste Zertifikate vor. Es müsste für die verschiedensten Pay6-Bereiche Kriterien-Kataloge aufgestellt werden, wonach ein Auditor bestimmte Schlüsselpunkte abfragen könnte.

Gibt es heutzutage zu Hauf und werden mind. einmal jährlich bei einer betrieblichen Kontrolle von unabhängigen branchenfremden Institutionen überprüft. Freiwillig. Wer nicht mit macht, ist mehr oder weniger vom Markt...

http://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3% ... gementnorm
(hier insbesondere die ISO 9001)

Die Polizei ist hier definitiv der falsche Ansprechpartner...

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18084
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Re: RE: Bündnis der Erotikbranche gegen Menschenhandel

Beitrag von Zwerg »

Bild
Zwerg hat geschrieben:Im unteren Teil der Webseite befinden sich zahlreiche Logos von offiziellen Seiten (unter Anderem das Bundeskanzleramt Österreichs). Meine Nachfrage hat ergeben, dass man dort von der Geschichte weder etwas weiß, noch diese unterstützen kann bzw. will. Die Logos erwecken aber genau diesen Eindruck.
          Bild
holger hat geschrieben:Zur Info: allen angeführten Institutionen wurde die Kampagne ausführlich präsentiert und sie haben uns schriftlich mitgeteilt, dass sie die Kampagne begrüßen und uns viel Erfolg wünschen.
Die von uns kritisierten Logos wurden entfernt.