Schwangere Prostituierte werden abgeschoben

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Zwerg
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Schwangere Prostituierte werden abgeschoben

Beitrag von Zwerg »

Schwangere Prostituierte werden abgeschoben

SN Lokalausgabe | 12.08.2014
Vier Rumäninnen wurden vom Straßenstrich weg verhaftet. Bulgarin zeigte gewalttätigen Zuhälter an.

STEFAN VEIGL SALZBURG-STADT. Jene vier angeblich schwangeren Prostituierten aus Rumänien, die der Polizei schon seit Wochen aufgefallen sind, wurden am Montag festgenommen. Über sie wurde Schubhaft verhängt. Laut Polizeisprecher Ortwin Lamprecht hat das Bundesamts für Fremde und Asyl diese Entscheidung getroffen. Lamprecht: "Die Frauen werden so schnell wie möglich ins Polizeianhaltezentrum Wien-Josefstadt gebracht, weil dort eine erweiterte medizinische Versorgung möglich ist." Was dort mit den Frauen passieren wird, erläuterte der Pressesprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck: "Derzeit wird wegen des Verstoßes gegen Gesundheitsvorschriften ihre Abschiebung vorbereitet. Im Übrigen sind nur drei der vier Frauen schwanger."

Kritik an der geplanten Abschiebung kommt von Christine Nagl. Die Sozialberaterin ist in Salzburg für die Betreuung von Prostituierten zuständig. Nagl: "Es ist problematisch, wenn die Polizei die Frauen auch noch bestraft. Auch die Abschiebung ist zu hinterfragen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass sich dadurch die Lebenssituation der Frauen und ihrer ungeborenen Kinder verbessert." Noch schärfer formuliert das Christian Knappik, Sprecher des Wiener Onlineforums sexworker.at: "Das Problem ist die Armutsprostitution. Verbote und Abschiebungen sind keine Lösung. Diese Frauen brauchen eine berufliche Alternative. Und wenn sie schwanger sind, brauchen sie soziale Absicherung wie Mutterschutz und Kindergeld. Wenn sie wie in Salzburg illegal auf der Straße arbeiten müssen, haben sie beides nicht."

Auch ein zweites Mal war Prostitution am Dienstag Thema für die Polizei: Denn ein 43-jähriger Bulgare hat eine 27-jährige Prostituierte, ebenfalls aus Bulgarien, bedroht und misshandelt. Weiters nahm er ihr ihr verdientes Geld ab. Laut Polizei hat die 27-Jährige zunächst freiwillig für den Zuhälter gearbeitet. Als Einschüchterungen und Ausbeutung überhand nahmen, wandte sich die Frau am Montag an die Polizei. Der Mann wurde festgenommen und in die Justizanstalt gebracht. Polizeisprecher Lamprecht: "Es kommt extrem selten vor, dass Prostituierte ihre Zuhälter anzeigen." Diesem Befund stimmt auch Sozialberaterin Nagl zu. Ihre Analyse dazu: "Umso größer der politische Druck auf die Polizei ist, Sexarbeiterinnen oft zu kontrollieren und zu bestrafen, umso seltener werden sich die Frauen bei der Polizei melden, auch wenn sie unter Gewalt und Ausbeutung leiden."

http://search.salzburg.com/display/ks13 ... 1-54109474

xtabay
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Beitrag von xtabay »

Abschiebung?
Wie können Rumänien aus Österreich abgeschoben werden? Ist ist doch EU und da können EU-Bürgerinnen sich aufhalten und arbeiten, wo sie möchten.
Weiß die Polizei das nicht?

Und, soweit ich weiß, können EU-Bürgerinnen nach ein paar Tagen Arbeit in Österreich alle Sozialleistungen bekommen, die Österreicherinnen auch bekommen.
Könnten da nicht ein paar ForumsleserInnen eine anstellen, zb als Haushaltshilfe etc für ein paar Tage?
(wobei, ich bin nicht 100% sicher, ob das so möglich ist)

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Die gängige Praxis der Behörde ist:

Die Frauen werden (weil ohne "Deckel") nach dem Prostitutionsgesetz und auch nach dem Infektionsschutzgesetz angezeigt - erhalten somit eine Verwaltungsstrafe.

Und das Fremdengesetz sagt "wer Verwaltungsstrafe über eine gewisse Höhe (leicht zu erreichen durch Prost und Doppelbestrafung) offen hat" wird abgeschoben.

Es scheint rechtlich OK - aber es ist nichts desto trotz abscheulich!

Das Gesetz gehört mehr als hinterfragt!

christian

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Zwerg: Gegen dieses Gesetz könnte es sich lohnen, die EU-Gerichtsbarkeit zu bemühen.
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