Prostitution und Porno? Welche Gesetze gelten für Porno?

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Deleila
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Prostitution und Porno? Welche Gesetze gelten für Porno?

Beitrag von Deleila »

Wahrscheinlich habt ihr dieses Thema schon mal besprochen. Aber ich frage mich gerade, ob Pornodarsteller prinzipiell etwas so dermaßen anderes machen, als Prostituierte?

Wie kann es dazu kommen, dass so etwas wie Pornographie und Prostitution von den meisten Menschen verboten werden will, wenn es doch fast jeder in Anspruch nimmt? Ich kenne keinen einzigen Mann, der keine Pornos schaut. Und im Endeffekt bekommen die Darsteller auch Geld für Sex...

kennt sich hier jemand aus, was die Gesetze für Pornographie angeht? Welche Vorschriften dafür gelten und ob es überhaupt besser als Prostitution regelbar ist, da ja durchs Internet die Verbreitung illegaler Pornographie sehr einfach geworden ist?

Ich finde auch, dass Pornographie vom moralischen Standpunkt her, problematischer ist, als Prostitution... rein deshalb, weil ich dadurch für immer auf meine Tätigkeit zurückführbar bin... gefilmt wurde, etc... und die ganze Welt dabei zu sehen kann, wie ich Geld mit Sex verdiene.

Mich würde eure Meinung dazu interessieren.

lg,
Deleila

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konkret
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Beitrag von konkret »

Ja, das würde mich auch mal interessieren. Habe eben folgenden Artikel aus dem Hause Alice Schwarzers gelesen:

http://www.emma.de/ressorts/artikel/por ... orno-star/

Beim Lesen habe ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt. Ich verdiene auch 200 € in ein bis anderthalb Stunden, habe aber konsensuellen Sex und danach ist das für mich erledigt. Und bei den Pornodarstellerinnen geht die Mühle danach ja erst richtig los! Wenn sie für so eine Szene - ich greife mal aus der Luft - 800 bis 1000 € (für minimalen Einsatz, also ohne Extras) bekommen würden und dann noch Tantiemen, wäre das imho OK.

Was meint ihr?

(Dass die EMMA hier nicht das Lieblingsblatt ist, weiß ich - meines ist sie auch nicht.)

alana
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RE: Prostitution und Porno? Welche Gesetze gelten für Porno?

Beitrag von alana »

Naja, Pornos soind ja nicht verboten. Lediglich der Zugang muß reguliert werden wegen der Jugend und so.

Soweit ich weiß gibt es keinerlei Gesetze speziell zu Pornos oder Darsteller. In den meisten Ländern werden Pornodarsteller auch wie SW behandelt, soweit ich weiß. Ebenso ist diese Tätigkeit meist sehr verwerflich und so arbeiten die Produzenten oft eher im Untergrund. Aber in den meisten europäischen Ländern ist es ein Job wie jeder andere, der normal besteuert wird und wo jeder produzieren darf der es kann und sein Filmgewerbe anmeldet wie jedes Gewerbe auch.

In Deutschland ist die freie Berufswahl im Grundgesetz garantiert, weswegen dieses sich mit den Gesetzen gegen die unerlaubte Prostitution beißt. Aber bisher hat noch kein/e Betroffene/r sich getraut eine Verfassungsbeschwerde zu machen, bzw alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht durchlaufen.

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Deleila
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RE: Prostitution und Porno? Welche Gesetze gelten für Porno?

Beitrag von Deleila »

Danke für eure Einschätzung.

Ich hätte da noch eine weitere Frage:

Und zwar habe ich heute etwas über die Preisentstehung in der Kunst gelesen. Es ist ja auch so, dass ein Künstler, der im extremen Fall ja auch sein "Innerstes" nach "Außen" kehrt, und dessen Arbeit ja nicht mit Qualität zu messen ist, dennoch in Form von Geld gewertet wird. Ein Bild von einem Künstler kostet je nach Größe genau das Gleiche, wie ein anderes Bild in der Größe von ihm. Das heißt, seine persönliche Leistung ( mit Schwerpunkt auf persönlich) wird bewertet.

Selbst wenn er davon leben können möchte, was er produziert, wird er seine Werke nicht unter einem bestimmten Wert verkaufen wollen - da Kunst ja auch einen persönlichen Wert hat, einen spirituellen und sich die "Wertigkeit" in Geld ja wirklich schwer messen lässt.

ist es deshalb ein Unding für einen Künstler, seine Werke zu Ramschpreise rauszuschmeißen, weil es was ähnlich Intimes ist, wie vielleicht die Arbeit in der Sexindustrie? Ich finde es schon schwierig, die Zeit, die man mit jemandem verbringt, Geldmäßig in eine Hierarchie zu bringen. Warum kostet die Stunde mit der einen Frau/dem einen Mann mehr oder weniger als eine Stunde mit jemand anderem? Wieviel wert ist es den Konsumenten, und vorallem warum ist es ihnen so oder so viel Wert, mit einer bestimmten Person Zeit zu verbringen?

Ein Künstler würde vielleicht auch, wenn er von einer Person weiß, dass er seine Kunst zu schätzen weiß, sein Bild eher verschenken als es jemandem der es nicht zu schätzen weiß, für einen zu geringen Wert zu verkaufen.
Ist der Kunstmarkt im Hinblick auf Preisbildung vergleichbar? Es gibt ja auch innerhalb der Sexarbeit keine "Schlussverkäufe" oder dergleichen (oder liege ich damit vielleicht falsch?).

Es wird in gewisser Hinsicht schon etwas "persönliches" bewertet, dass man vielleicht nicht erlernen kann, wie ein Handwerk... wo es dann bestimmte Qualitätskriterien dafür gibt, wie gut es ist. Ein Heilsmasseur kann entweder so massieren, dass die Muskeln wieder in Ordnung kommen, oder eben nicht - und man kann es erlernen.

Ob ich jemandem in der Oper gefalle oder nicht, ist weitaus subjektiver...sicher kann ich das "Singen" trainieren und üben, aber die Stimme an sich, ob sie gefällt oder nicht, ist doch viel stärker an meine Person gekoppelt?!

ist es vielleicht auch für viele Leute so unvorstellbar, Prostution als normalen Beruf zu sehen, weil dort auch etwas sehr persönliches mit Geld bewertet wird? Beziehungsweise ein "Tauschwert" festgelegt wird?

So..ich hoffe es ist nicht ganz unverständlich, was ich eigentlich frage... aber ich würde mich freuen, eure Meinung dazu zu hören.

lg,
Deleila

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Re: RE: Prostitution und Porno? Welche Gesetze gelten für Po

Beitrag von ehemaliger_User »

Deleila hat geschrieben:ist es vielleicht auch für viele Leute so unvorstellbar, Prostution als normalen Beruf zu sehen, weil dort auch etwas sehr persönliches mit Geld bewertet wird? Beziehungsweise ein "Tauschwert" festgelegt wird?
Glaub ich nicht, hängt eher mit "religiöser" Lustfeindlichkeit zusammen. Mätressen waren ja nur den Herrschenden vorbehalten.

Ausserdem braucht die "gute Gesellschaft" immer "Opfer", auf der sie runtrampeln kann - um nicht ständig an die eigene Ohnmacht erinnert zu werden.

Ich kennen Frauen, die bieten sich im Internet für Porno-Dreharbeiten für jedermann gegen Bezahlung an. Die würden sich nie als SexarbeiterIn sehen...
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