Länderberichte KUBA:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Länderberichte KUBA:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution in Kuba

Verarmtes Land, welches einen eigenen sozialistisch-kommunistischen Weg versucht und deswegen von den U.S.A. mit einer Wirtschaftsblokade und jahrzehntelangen Embargopolitik isoliert und bekämpft wurde. Es ist gekennzeichnet von einer einerseits korrupten und andererseits informellen Wirtschaftskultur, in der die Menschen versuchen ihr Überleben sicherzustellen.

Inzwischen ist es ein attraktives Reiseland für Westeuropäer aufgrund des interkontinentalen Wohlstands- und Kaufkraftgefälles. Aus den selben Gründen ist es eine Destination für Sextourismus, der insofern ausbeuterisch ist, als er auf demselben Kauftkraftgefälle beruht.





Spanisches Original:
Habana Babilonia o Prostitutas en Cuba¡Muy descargado!
09.09.2006
Jineteras, de Amir Valle
Editorial Planeta, Colombia, Estados Unidos, Argentina, 2006
327 Páginas.
ISBN: 958-42-1406-3

Übersetzung ins Englische (google)

Das Werk des kubanischen Exil-Autors Amir Valle "Habana Babilonia", eine Erzählung über die Prostitution auf Kuba, ist von der Vereinigung der internationalen Kriminalschriftsteller (AIEP/IACW) zum besten Sachbuch 2006 in spanischer Sprache gekürt worden, teilte das Pen-Zentrum Deutschland mit. Es ist in seiner Heimat verboten und soll 2008 auf deutsch erscheinen.

Valle hat, wie er sagte, für das Buch neun Jahre recherchiert und Gespräche mit Prostituierten, Zuhältern sowie Anwälten geführt. Das Ergebnis habe er in Interviews und einem langen Essay festgehalten. In seiner Heimat habe das Regime die Prostitution lange verneint, um ein "reines Bild der Revolution beizubehalten", sagte Valle. Noch immer gebe es offiziell keine Bordelle.

Deutscher Pressebericht1 | Pressebericht2





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 03.08.2007, 17:52, insgesamt 1-mal geändert.

HaDe
wissend
wissend
Beiträge: 265
Registriert: 12.07.2007, 07:20
Ich bin: Keine Angabe

Re: Länderberichte KUBA:

Beitrag von HaDe »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Sextourismus, der insofern ausbeuterisch ist, als er auf demselben Kauftkraftgefälle beruht.
Eigentlich glaube ich, dass unser gesamtes Wirtschaftssystem genau darauf beruht.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Anerkennung vom Staatsoberhaupt?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zitat:

In den schwierigsten Jahren, als die kubanische Wirtschaft nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in die Knie ging und die „Spezialperiode in Friedenszeiten“ ausgerufen wurde, konterte Fidel Castro den Hinweis auf die unübersehbare Prostitution in Havannas Straßen mit dem frechen Satz:

Fidel Castro: "immerhin habe Kuba die gebildetsten Prostituierten der Welt".

http://www.faz.net/s/Rub117C535CDF41441 ... ezial.html






.

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18076
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

SW-Telekolleg

Beitrag von Zwerg »

Im Zusammenhang mit Prostitution auf Kuba möchte ich Euch auf unseren (nur für registrierte Member zugänglichen - Registrierung ist kostenlos) Filmbereich viewforum.php?f=88 hinweisen - Der Film Jineteras (TV-Doku) hat das Thema zum Inhalt

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Zwangsausbildung im Namen der Revolution

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Buch:
Der Ruinenwächter von Havanna


Kuba, das ist für viele Fidel Castro, Che Guevara und Salsa-Takt. Die Insel steht für "Buena Vista Social Club", Bildungsprogramme, den Kampf gegen die Prostitution, einem "menschlichen Sozialismus" unter Palmen.

...

Antonio José Ponte rechnet mit den Schwärmern ab, die mit verklärtem Blick auf sein Land blicken, und rekonstruiert die Geschichte einer Zerstörung.

...

2003 wurde er zum "Gespenst". Der kubanische Schriftstellerverband verbannte Antonio José Ponte aus seinen Reihen und machte ihn damit zu einem "bürgerlichen Toten".

...

Vor allem aber arbeitet er sich an der von Sartre und de Beauvoir eingeforderte Sittenstrenge der Revolution ab, weshalb er gleich eine kleine Kulturgeschichte der Prostitution erzählt.

In den 60er-Jahren wurde in Kuba diesem Vergnügen der Garaus gemacht. Sämtliche Spuren eines angenehmen Lebens vor der Revolution galt es zu beseitigen. Prostituierte wurde per Edikt zu Schneiderinnen und Taxifahrern gemacht. Erst als Anfang der 90er-Jahre mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion dringend Kapital ins Land musste, wurden zum Teil die alten Bars und Lokale von der gleichen Regierung wieder eröffnet. Die alten Prostituierten fuhren Taxi, die neuen sind in einer Art "spitzfindiger Umkehrung" junge Ärzte und Ingenieure. Kuba ist heute das Land mit den bestausgebildetsten Prostituierten der Welt.

In vierzig Jahren Revolution, so schreibt Pontes Held, hat das Land ein unerschöpfliches Potenzial brillanter Fachleute und Techniker hervorgebracht, "aber in all der Zeit ist es nicht gelungen, dieses Fachpersonal so einzusetzen, dass die Leute davon leben können".


Buch:
José Ponte: Der Ruinenwächter von Havanna, Kunstmann, 19,95 Euro

Buchbesprechung:
http://www.welt.de/wams_print/article21 ... macht.html





Noch mehr Ausbildung für Prostituierte:
viewtopic.php?t=817





.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Sie ist Künstlerin mit Leib und Seele

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Kubanische Sexwork-Migrantin hat es geschafft.
Sie ist in Deutschland.


Goch
Schönes aus zwei Kulturen


VON GABRIELE KRAFFT

Goch (RP)


Zwischen Kuba und dem Niederrhein liegen viele Tausend Kilometer – und Welten. Doch Zhenia Couso Martell ist längst in Goch angekommen. Ihre Kunst hat sie mitgebracht, den kritischen Blick und viel Herzenswärme.

Bauchfreies Top, Minirock, Riemchenschuhe mit hohen Absätzen. So sitzt die junge Frau wie zufällig auf der Mauer am Malecón, der Uferpromenade von Havanna, eingefangen von der Kamera der Künstlerin. Wippt mit den Beinen den heranrauschenden Autos entgegen, deren Fahrern sie sekundenschnell die Schuhsohle zeigt. Denn dort steht der Preis. Ihrer.



Offiziell nicht existent

Mit Kreide geschriebene Zahlen: Die lassen sich leicht wieder wegwischen für den Fall, dass die strafende Ordnungsmacht am Malecón vorbeischaut. Denn Prostitution ist in Kuba offiziell nicht existent, auch die der „Jinetera“ („Reiterin“) nicht, die sich auf ausländische Kunden spezialisiert hat. Ihr Ziel ist nicht das Geld allein, sie hofft auf mehr, auf ein Leben in einem anderen Land, eine bessere Zukunft. „Jinetera“ ist kein Phänomen einer bestimmten Klasse, sondern die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten sind hier vertreten.

Ein Thema, das Zhenia Couso Martell umtreibt und bewegt. Mit filmischen, fotografischen oder zeichnerischen Mitteln setzt sie sich mit „Esperanza“ (Hoffnung) und „Desesperanza“ (ohne Hoffnung) auseinander. Da zeigen junge Frauen ihre mit persönlichen Daten (Name, Alter, Gewicht, Telefonnummer) beschrifteten Zähne – wie auf einem Sklavenmarkt. Da sind die Augen der Männer mit Heftpflaster verklebt, während die Schönen an ihrer Seite wie auf einer fröhlichen Party in die Kamera lächeln.

„Ich möchte gerne Künstlerin sein.“ Das sei bereits mit sechs Jahren für sie klar gewesen, erzählt die 29-jährige Kubanerin temperamentvoll. Mit Malen und Zeichnen war schon das Kind in Havanna glücklich, wurde später auf einer speziellen Schule gefördert. 1998 machte sie ihren Abschluss an der Academia de Artes Plásticas San Alejandro bei Belkis Ayon, 2003 bekam sie ihr Diplom am Instituto Superior de Arte bei Tania Bruguera. Auch ihre Diplomarbeit war dem Thema Prostitution gewidmet. Ein nächstes Projekt dazu wird mit dem Internet als Kontaktbörse zu tun haben.

Wärme strahlt sie aus, die engagierte junge Frau, Optimismus und Fröhlichkeit. Nach Goch kam sie der Liebe wegen. Ihren Mann Steffen Fischer lernte sie über einen gemeinsamen kubanischen Freund kennen, der ebenfalls Künstler ist. Der stellvertretende Gocher Museumsleiter spricht Spanisch und hatte immer schon eine besondere Beziehung zu Kuba. 2003 wurde auf Kuba geheiratet, dann sei sie emigriert. „Ich habe Urlaub genommen und bin einfach hier geblieben.“ Jetzt kann sie 31 Tage Ferien in ihrem Heimatland machen, Familie und Freunde besuchen. Auch wenn sie noch viel Heimweh hat, heimisch und zu Hause fühlt sie sich längst in Goch, wo die bald vierjährige Tochter Emilia zweisprachig aufwächst.

Der Anfang seinerzeit war nicht einfach. Bei der Überwindung sprachlicher Barrieren half ein Deutschkursus bei der VHS, bei anderen der Humor. „Wenn zwei Kulturen aufeinander prallen, gibt es auch viele komische Situationen“, erzählt die 29-Jährige lachend. Ganz am Anfang sei sie wie gelähmt gewesen, habe aber ihren Instinkten vertraut. Geholfen hat zudem die Philosophie, aus beiden Kulturen das Schöne mitzunehmen. Die Freiheit zur Eigenverantwortung, mit den Jahreszeiten neues Sehen zu lernen – das Wetter auf Kuba sei immer das gleiche –, gehören ebenso zu den neuen, willkommenen Erfahrungen.

„Deutsche sind ernsthaft, zuverlässig und pünktlich.“ Auch das seien Tugenden, die sie sehr schätzen gelernt habe.

http://www.rp-online.de/public/article/ ... turen.html





Ausstellung Goch:
http://www.museum-goch.de/index.php?id=52





.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Geheimprostitution in Kuba

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Ricardo bietet nicht nur Zigarren an, sondern auch Frauen, und das ist eine sehr riskante Angelegenheit, denn der Staat verbietet Prostitution und Zuhälterei. Der Kubaner möchte aber nicht als Zuhälter gesehen werden. Er stelle nur den Kontakt her, betont Ricardo, alles Weitere gehe ihn dann nichts mehr an.

Ein beliebter Sammelpunkt der Prostituierten ist die gut hundert Meter von der Bar entfernte Diskothek «El Beny». Der Eintritt kostet drei Pesos convertibles. Das können sich nur die kubanischen «Neureichen» aus dem informellen Sektor und die Touristen leisten.

Carmen, eine 24-jährige Mulattin, ist mindestens einmal in der Woche da. Im zivilen Leben arbeitet sie in der Verwaltung eines Krankenhauses. Am Wochenende verdient sie ihr Geld im horizontalen Gewerbe. Ein grosszügiger Freier bringe ihr bis zu vierzig Dollar ein, sagt sie. Allerdings müsse sie immer auf der Hut sein.

In die Diskothek schleusen sich gelegentlich zivile Polizisten ein, die auf Sitte und Ordnung achten und die Kontaktaufnahmen der Mädchen genauestens beobachten."

Quelle:
http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 79075.html





.

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7441
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: Länderberichte KUBA:

Beitrag von fraences »

Kuba weist UN-Kritik an Umgang mit Prostitution zurück

Das UN-Komitee zur Beseitigung jeglicher Diskriminierung von Frauen CEDAW (Committee on the Elimination of Discrimination against Women) hat in ihrem jüngsten Bericht die kubanische Regierung kritisiert, weil sie zu wenig gegen sexuelle Ausbeutung tue. Prostitution und Menschenhandel stellten ernste Probleme im Land dar, so das Komitee.

CEDAW-Konvention trat 1981 in Kraft

Die Regierung erkenne jedoch „weder die Existenz von Ausbeutung, noch von Prostitution noch des Menschenhandels an“. Hinzu komme, dass es an Schutzmaßnahmen und Anlaufstellen für die Opfer von Ausbeutung, wie etwa Schutz- und Rehabilitationsprogrammen, fehle.

Die Kommission der CEDAW überprüft die Erfüllung der gleichnamigen UN-Konvention gegen die Diskriminierung von Frauen. Die Konvention wurde 1979 von der UN-Vollversammlung verabschiedet und trat 1981 in Kraft.

Kuba hat als erstes Land der Welt die Konvention der CEDAW unterzeichnet. Allerdings hat das Land ein fakultatives Protokoll nicht unterzeichnet, dass dem UN-Ausschuss die Prüfung von Einzelklagen ermöglichen würde.

Kuba weist UN-Kritik zurück

Die kubanische Regierung hat in ihrem Bericht für die Kommission erklärt, das Phänomen der Prostitution sei keine Folge von Diskriminierung oder Gewalt gegen Frauen. Diese Strukturen seien mit dem Sieg der Revolution eliminiert worden.

Die Praxis der Prostitution in Kuba sei „eine persönliche Entscheidung von Frauen und Männern, die in der Ausübung der Prostitution eine Möglichkeit sähen, an bestimmte Konsumgüter zu gelangen, die einen höheren Lebensstandard als ermöglichen als dem Rest der arbeitenden Bevölkerung und, in einigen Fällen, die Emigration ins Ausland“, so die kubanische Regierung.

CEDAW fürchtet Stigmatisierung von Frauen und Mädchen

Auf einer Pressekonferenz im schweizerischen Genf erklärte Olinda Barrero Ruiz von der CEDAW, die Argumente der kubanischen Behörden hätten das UN-Gremium nicht überzeugt. Kuba weist UN-Kritik zurück

Die CEDAW drängte die kubanische Regierung angesichts dieser Situation darauf, erforderliche Maßnahmen zu ergreifen, um betroffene Frauen und Mädchen vor Stigmatisierung zu schützen.

www.npla.de/de/poonal/4381-kuba-weist-u ... on-zurueck
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution