Mythen der Prostitution
Früher gab es zwei Sorten von Frauen, die Anständigen und die Unanständigen, die Ehrbaren und die Huren.
Prostitution zementiert diese Unterteilung der Frau. Das Magazin Emma rief deshalb eine Petition ins Leben, um die Abschaffung der Prostitution zu fordern. Das Magazin, und mit ihm viele Feministinnen, haben aber ihre Hausaufgaben nicht gemacht: wenn die Prostitution abgeschafft werden könnte, würde das nichts am Rollenbild Mann/Frau ändern. Denn in den Köpfen würde es weiterhin zwei Sorten Frauen geben: die Unabhängigen und die Opfer. Entweder sind sich die Befürworterinnen dessen nicht bewusst, oder sie wollen es sogar so, da sie in dieser Konstellation ja zweifelsfrei zu den „besseren“ Frauen gehören.
Dass Prostituierte schon immer stigmatisiert wurden, ist ein Mythos. Im Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit galten sie als ehrbare Frauen, einfach dem unteren Stand angehörend. Die Bordelle befanden sich im Besitz von Städten, Klöstern und der Kirche. Dirnen nahmen an festlichen Umzügen oder Prozessionen teil und durften an hohen christlichen Feiertagen nicht arbeiten, wurden aber für diese Tage entschädigt. Sie hatten denselben Stand in der bürgerlich-städtischen Gesellschaft wie eine Zunft.
Oft waren die Bordelle in einer Stadt den Reisenden vorbehalten und die Damen durften keine Bürger der Stadt bedienen. Ob man sich immer darin hielt, ist allerdings fraglich. Zweck dieser Verordnung war es, dass unverheiratete Männer und Handelsreisende die Frauen und Töchter ehrbarer Bürger nicht belästigten.Junge Männer sollten so Erfahrungen in Liebesdingen sammeln und ebenfalls nicht zum Störfaktor werden.
Die Dirnen jener Zeit blieben nicht ein Leben lang in ihrem Beruf. Sie heirateten meist reifere Männer oder kamen als Gouvernanten für die Kindererziehung reicher Leute zu Diensten. Letzteres deshalb, weil sie als lebenserfahren galten.
Erst während und nach der Industrialisierung veränderte sich das Rollenbild der Frau in jene Richtung, wie wir es heute noch häufig kennen. Frauen und Kinder arbeiteten zwar in den Arbeiterschichten und auf den Bauernhöfen noch mit, aber sie wurden schlechter bezahlt. Sie galten als weniger wert. Das wurde mit unterschiedlichen Argumenten über Epochen hinweg so definiert.
Mit der Aufklärung entstand die traditionelle Familie, die verlangte, dass die Frau zu Hause zu bleiben hatte. War die patrilineare (vaterrechtliche) Erbfolge früher nur dem Adel und der obersten Bürgerschicht vorbehalten, galt sie mit der Aufklärung für alle Schichten. Das Kind erbt Besitz oder Name des Vaters. Und um das sicherzustellen musste auch die Monogamie moralisch und gesetzlich verankert werden. Und zwar die Monogamie der Frau. Nur wenn sie nicht mit anderen Männern verkehrte, konnte der Ehemann sicher sein, dass die gemeinsamen Kinder auch von ihm stammten.
Männern blieb aber das Recht auf Promiskuität weiterhin erhalten. Es wurde zwar oft verurteilt, galt aber gesellschaftlich immer als akzeptiert. Prostitution existierte weiter, wurde aber gesellschaftlich an den Rand gedrängt.
Prostituierte sind von aussen betrachtet promisk. Sie verkehren mit vielen Männern, einem Privileg, das eigentlich Männern vorbehalten war. Irgendwie musste man verhindern, dass andere Frauen auch auf die Idee kämen, sich mehreren Männern hinzugeben, auch ohne Bezahlung. Also entstand mit der Zeit eine Herabsetzung der Prostituierten und darum jede Menge Mythen. Dazu gehörte etwa, dass sie immer ausgebeutet würden, ein Leben lang arm wie Kirchenmäuse seien und ähnliches. Damit sollte das Rollenbild der ehrbaren und monogamen Frau gefestigt werden. Untreue oder lebenslustige Frauen konnten so als Huren verschrien und gesellschaftlich geächtet werden.
Und das funktionierte bis zum Ende des letzten Jahrhunderts. Dann, nämlich nach den freien 60er Jahren, begannen einige Frauen aus dem Schatten zu treten und über ihren Beruf öffentlich zu reden oder ihre Geschichten niederzuschreiben.
Noch bis Ende der 90er Jahre fand das unsere liberale Gesellschaft bewundernswert. Mit der Jahrtausendwende verschwand das Thema wieder aus den Medien, die Wirtschaftslage veränderte sich. Die Rollenbilder blieben in den Köpfen und nun, wo die Frauen mehr und mehr nach Gleichstellung in Beruf und Lohnarbeit fordern, ja sogar Quoten verlangen, taucht das Thema erneut in den Medien auf.
Öffentlich wird über einen vermeintlichen Missstand diskutiert und die Abolutionisten wittern Morgenluft. In einer Zeit und einer Gesellschaft, wo die unsinnigsten Verbote Eingang in die Gesetzbücher finden, müsste das eigentlich nicht verwundern. Erstaunlich ist nur, dass die Feministinnen sich auf die Seite derer schlagen, die die Prostitution verbieten, abschaffen oder einschränken wollen. Dabei ist es gleichgültig, ob Freier bestraft, Strichzonen verboten werden oder die Sexarbeit ganz kriminalisiert wird. Das Ziel bleibt sich gleich: Frauen sollen nicht ungestraft unabhängig sein, weder finanziell noch im Geiste.
Für die Feministinnen schaut dasselbe heraus, wie damals für die Frauen, die mit der Heirat ihre Freiheit aufgaben und dafür einen ehrbaren Status erhielten. Bis 1988 galt im Schweizer Eherecht noch, dass die Ehefrau ohne Einwilligung des Ehemannes nicht arbeiten durfte. Ebenso galt eine Vergewaltigung in der Ehe bis zur Einführung des neuen Eherechtes nicht als Straftat.
Für sie ist der immaterielle Gewinn, dass sie im Gegensatz zu den Opferfrauen, die unabhängigen, erfolgreichen modernen Frauen sind.
Damit sich Feministinnen als die „besseren“ Frauen fühlen könen, müssen andere Frauen stigmatisiert oder zu Opfern gemacht werden. Aktuell Migrantinnen aus Osteuropa und Sexarbeiterinnen. Wie praktisch.
Nachtrag zu den Quellen: Für historisches “Dame Venus” von Jaques Rossiaud”
Weiter Quelle: “Geschützte Freier” Brigitte Obrist
http://eidgenossin.wordpress.com/2013/1 ... stitution/
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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