Prostituierte im Stasi-Visier
Ein Vortrag in der Außenstelle Rostock des BStU
In der ehemaligen U-Haft-Anstalt der Stasi in Rostock präsentierte die Doktorandin Steffi Brüning am 17. Juni 2014 Forschungsergebnisse zum Thema Prostitution in Rostock in den Jahren 1968 bis 1989. Grundlage ihrer Arbeit sind MfS-Unterlagen, die sie in der Rostocker Außenstelle des BStU einsehen konnte. Aufgrund des großen Interesses am Forschungsthema steht der Vortrag auch online zur Verfügung.
Doktorandin Steffi Brüning bei ihrem Vortrag über Prostitution in der DDRDoktorandin Steffi Brüning bei ihrem Vortrag über Prostitution in der DDRQuelle: BStU Außenstelle Rostock
Durch das Strafgesetzbuch vom 12. Januar 1968 wurde in der DDR erstmals ein Gesetz eingeführt, dass "Asozialität" (§ 249) unter Strafe stellte. Zur Gruppe der "Asozialen" wurden fortan auch Prostituierte gezählt. Gleichzeitig verschwieg die SED das Vorhandensein von Prostitution in der DDR und wertete es als ein ausschließlich westliches, kapitalistisches "Problem" ab.
Doch das Geschäft mit der käuflichen Liebe existierte trotzdem weiter - auch in der sozialistischen DDR. Anstatt das Verbot durch Strafverfolgung umzusetzen, reglementierte die SED Prostitution außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Prostituierte wurden von zwei Seiten bedrängt. Einerseits mussten sie sich staatlichen Kontrollmaßnahmen stellen, andererseits warb das MfS sie als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) an.
Vollbesetzt beim Vortrag über Prostitution: Die ehemalige U-Haft-Anstalt der Stasi in RostockVollbesetzt beim Vortrag über Prostitution: Die ehemalige U-Haft-Anstalt der Stasi in RostockQuelle: BStU Außenstelle Rostock
Die Auseinandersetzung mit dieser besonderen Gruppe von Zuträgern des MfS stand im Zentrum des Vortrags von Steffi Brüning aus der Universität Rostock. Ihr anschließend auch online gestellter Vortrags-Text fasst die wesentlichen Erkenntnisse ihrer Masterarbeit zusammen, die unter dem Titel steht "Häufig wechselnde Geschlechtspartner - Zur Prostitution in der Stadt Rostock".
Die Staatssicherheit setzte IM, die als Prostituierte staatlichen Kontrollmaßnahmen unterworfen waren, vorrangig zur Überwachung ihres eigenen Milieus ein. Dass diese IM erheblichem Druck durch das MfS ausgesetzt waren, ist durch ihre rechtliche Lage offensichtlich. Sie sollten andere Prostituierte bespitzeln und Hinweise zu geplanten "Republikfluchten" und über den Schwarzmarkt mit westlichen Gütern erarbeiten.
"Operativ-interessante Ausländer"
Besonders attraktive, gebildete und staatstreue Frauen, die durch eine gewisse sexuelle Freizügigkeit auffielen, wurden dagegen im Hotel "Neptun" in Rostock-Warnemünde auf Gäste aus dem Ausland angesetzt.
Perfekt überwacht, auch mit Hilfe von Prostituierten: Das einstige Devisenhotel Neptun am Strand von WarnemündePerfekt überwacht, auch mit Hilfe von Prostituierten: Das einstige Devisenhotel Neptun am Strand von WarnemündeQuelle: BStU, Bezirksverwaltung Rostock, AKG Nr. 847, ohne Signatur
Die Staatssicherheit beauftragte sie, private Beziehungen mit ausgewählten Männern einzugehen. Auch Sex, gemeinsame Aufenthalte im sozialistischen Ausland oder Städten der DDR gehörten zum Aufgabenbereich dieser IM. Auf diese Weise gewann die Stasi auch Erkenntnisse über westliche Diplomaten, Journalisten und Wirtschaftsvertreter, die sie als "operativ-interessante Ausländer" bezeichnete.
◾Der komplette Vortrag von Steffi Brüning zum Nachlesen als PDF
http://www.bstu.bund.de/DE/InDerRegion/ ... ierte.html
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