Ein Buch von 1910, mit Volksliedern, in denen auch immer wieder die allgegenwärtige Sexarbeit Thema ist. Und das mit der natürlichen, fröhlichen Unschuldigkeit der "einfachen" Leute, zu der unseren sogenannten "Eliten" mit ihrer bürgerlichen Sexualfeindlichkeit und Verbotskultur jeglichen Zugang verloren haben. Bedauernswerte Menschen sind das, aber zum Glück ist mittelfristig zum Niedergang verurteilt, wer alles Menschliche vernichten will.
Auch damals war die Verbotslobby schon mal besonders agressiv. Aber wir sind immer noch da. Das Liederbuch ist also gleichzeitig Erinnerung und Verheißung freierer, unbeschwerterer Zeiten.

Das Vorwort ist lesenswert - und ansonsten einfach mal durchblättern. Das ist ja alles nicht so ernst.

Aus dem Vorwort, das ich ich im Lichte der Gegenwart auch als Mahnung verstehe:
Dank an den Autor und an die freiwilligen Helfer von Wikisource für den Erhalt dieses kulturellen Erbes, das spaßbefreite Moralapostel nur zu gern vergessen gemacht und ansonsten zu Tode problematisiert sehen möchten!Wir sollten uns freuen, daß unser Volk noch nicht in zimperliche Grübelei verfallen ist, daß es noch voll ungebrochener Lebenskraft steckt.
Diese Sammlung darf wohl als ein Zeichen dafür gelten.
Und der Humor und die Lyrik manchen Liedes waren wohl wert, aufgezeichnet und aufgehoben zu werden.
[...]
Die Hauptsache ist ja, daß die Lieder nicht verloren gehen.
Mehr will ich nicht.

Erotische Volkslieder aus Deutschland
gesammelt von Hans Ostwald
Eberhard Frowein Verlag, Berlin 1910
https://de.wikisource.org/wiki/Erotisch ... eutschland