Black Lady Ep. eins bis vier - Bedrohung aus dem All

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Black Lady Ep. eins bis vier - Bedrohung aus dem All

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Black Lady
Episode eins:

Bedrohung aus dem All
Das schrille Heulen der Alarmsirene bereitete der idyllischen Stille im Bereitschaftsraum des Observatoriums ein jähes Ende und riss Commander Laughlin D. Gallagher aus seinem wohlverdienten Schlaf. Ein kurzer Blick auf den Chronometer an der Wand - vier Uhr morgens. Eine Stunde später hätte Gallagher ohnehin aufstehen müssen, um mit der allmorgendlichen Routine zu beginnen. Er streckte sich und sprang auf die Beine.

Die Instrumente im Kontrollraum bestätigten ihm sogleich seinen Verdacht: Der Alarm war automatisch ausgelöst worden. Irgendein Messwert war wohl in den roten Bereich geraten – so etwas kam öfter vor. Für den erfahrenen Commander, der mittlerweile auf mehr als ein Jahrzehnt im wissenschaftlichen Dienst der Terranischen Regierung zurückblicken konnte, kein Grund zur Beunruhigung. Also mal sehen, was da eigentlich los war …

Aha - das Magnetometer! Jedoch … dieser Anzeigewert konnte eigentlich nur auf einem Gerätedefekt beruhen. Mehr als das Hundertfache des oberen Limits? Geophysikalisch gesehen ein Ding der Unmöglichkeit. Aber das war noch keineswegs alles … Nicht nur die Anzeige der lokalen Magnetfeldstärke hier in Santa Monica spielte verrückt, sondern auch die Daten aus Europa, Japan, Hawaii und der Ostküste lagen weit jenseits der langjährigen Norm. Da stimmte etwas nicht … und zwar etwas ganz Gewaltiges.

Im Bruchteil einer Sekunde erkannte Gallagher den Ernst der Situation. Mit der Behändigkeit einer Chamäleonzunge fuhr seine Hand zum Mobilteil der Interkomanlage. „Ich brauche eine Lichtspruchverbindung zu Erdaußen eins … jawohl, SOFORT, was dachten Sie denn? Was soll das heißen, zurzeit nicht möglich? Wie? Verbindung abgerissen infolge überstarker Magnetfelder? Verstehe … gut, dann geben sie mir eben Außenstation zwei … Was sagen Sie? Auch nicht möglich aus demselben Grund? Welche Verbindungen sind denn überhaupt noch intakt? Soso … Alle Lichtspruchkanäle sind tot … ja in Ordnung … nein, lassen Sie’s gut sein. Bemühen Sie sich nicht weiter.“

Resigniert beendete der Commander das Gespräch mit der terranischen Lichtfunkzentrale. Kaum hatte er den Ausknopf betätigt, kam seine Mitarbeiterin in den Kontrollraum gestürzt – eine junge, überdurchschnittlich ambitionierte Japanerin, die hier den letzten Teil des Praktikums ihres weltraumwissenschaftlichen Studiums absolvierte. „Laughlin, ich glaube, es ist etwas Schreckliches passiert“, rief sie ihm schon aus der Entfernung zu. Diese Wortwahl war ungewöhnlich für die angehende Wissenschaftlerin, die ansonsten die personifizierte Gelassenheit war.

„Was du nicht sagst, Akiko …“ Er wollte den leicht spöttischen Unterton in seiner Stimme unterdrücken, was allerdings nur mäßig gelang. „Immer mit der Ruhe, Mädchen. Berichte, eins nach dem anderen.“

„Soeben ist ein Lichtspruch von Erdaußen sieben hereingekommen. Er war sehr undeutlich, immer wieder von starkem Rauschen überlagert … Sie sagten, sie hätten einen Magnetsturm ungeheuren Ausmaßes registriert. Der sei aber nicht von der Sonne ausgegangen, sondern von einem unbekannten Objekt im Jupiter-Orbit! Gleich danach ist die Verbindung endgültig abgerissen. Du weißt ja, Außen sieben hat seine Position im Asteroidengürtel … also reichlich nahe dran.“

Im nächsten Augenblick flammte das rote Licht der internen Leitung zum TSD, dem Terranischen Sicherheitsdienst, auf. Unwillkürlich nahm der Commander Haltung an und führte das Drahtlosteil des Interkoms mit einer zackigen Bewegung ans Ohr. „Commander Gallagher hier. Sir?“

Eine volle Minute lang war in der Warte des auf einer künstlichen Insel vor Santa Monica gelegenen panterrestrischen Observatoriums kein Wort zu vernehmen. Dann drückte der Commander den Ausknopf und legte die Sprechmuschel in einer sehr langsamen Bewegung auf das Pult zurück. Aus Augen, die plötzlich sehr müde aussahen, blickte er zu der immer noch neben ihm stehenden Akiko empor.

„Erdaußen sieben wurde soeben zerstört. Alle Spuren deuten darauf hin, dass die Station Opfer eines gewaltigen Magnetsturms geworden ist.“
* * *
Akiko verstand sich auf eine Menge nützlicher Dinge – sogar aufs Kaffeekochen, wie Commander Loughlin Donald Gallagher wieder einmal zufrieden registrierte. Glücklicher Weise hatte sie ihre fernöstlichen Gewohnheiten aufgegeben und sich dem dunkelbraunen Gebräu verschrieben … dessen Zubereitung sie mittlerweile mit einer Perfektion beherrschte, die, so vermutete Gallagher insgeheim, nur ein Produkt ihrer regelmäßigen Zen-Meditationen sein konnte. Begierig sog er das starke Aroma in seine Nase. Er liebte diesen Duft … und er liebte Akiko dafür, dass sie ihm dieses perfekte Erlebnis bescherte, und er liebte die Zen-Meditation, weil sie es Akiko ermöglichte, ihm diese Perfektion zugänglich zu machen.

Er leerte die Tasse in einem Zug, griff zum Interkom und führte mehrere Gespräche, während derer sein Gesicht immer blasser und seine Miene immer düsterer wurde. Schließlich angelte er erneut nach dem mobilen Sprechteil, denn er hatte einen wichtigen Vorschlag zu unterbreiten. „Geben Sie mir den Präsidenten der Terranischen Föderation. Dringend.“ Es dauerte eine Weile, aber dann war Woodrow von Wolkenstein am Rohr. Höchstpersönlich und durchaus von wohlwollender Interessiertheit.

„Ja, Commander? Was gibt’s denn so dermaßen Dringendes, dass Sie mich eigens vom Golfplatz holen lassen?“

„Sir! Wir – ähm, Sie natürlich, Sir – müssen sofort globalen Katastrophenalarm geben! Unerklärliche Magnetstürme wüten durch unser Sonnensystem ... Der Funkverkehr auf der Erde ist komplett lahm gelegt, die Energieversorgung droht zusammenzubrechen, und sogar das Klima beginnt verrückt zu spielen. Alle Anlagen schlagen Alarm, doch niemand kann die Ursache erkennen.“

„Verstehe. Und – es gibt wirklich keine Erklärung für all diese Phänomene?“

„Keine, die man auch nachvollziehen könnte. Wir glauben zwar, den Ursprung zu kennen, nicht aber die Ursache. Wir tappen noch völlig im Dunkeln.“

„Na gut, Commander … danke dass Sie mich gleich informiert haben. Ohne den üblichen Umweg. Sicherheitsdienst und das Ganze, Sie wissen was ich meine. OK, ich kümmere mich drum. Sonst noch was? Das war’s schon? Gut, umso besser. Bin nämlich eben im Begriffe, eine eminent wichtige Golfpartie zu schlagen …“
* * *
Ein Krisenstab wurde einberufen … Doch schon sehr bald musste der Terranische Präsident erkennen, dass man sich auf diesen Stab nicht wirklich stützen konnte. Lösungsstrategien wurden herbeigeredet, aber einen Rat wusste keiner. Der TSD wurde offiziell eingeschaltet und mit der Klärung der Sachlage beauftragt. Aber das konnte dauern … und die Zeit drängte.

Schließlich blieb von Wolkenstein nur noch ein einziger Ausweg. Ein Weg, den er weißgott nicht gerne beschritt … aber es musste sein. Wieder einmal. Immerhin – auch wenn er es sich nur ungern eingestand, hatte es doch bisher stets zum Erfolg geführt, diese Möglichkeit zu nutzen. Er musste mit jemandem Kontakt aufnehmen … mit einer Person, die ihm schon mehrmals hilfreich zur Seite gestanden hatte. Das Dumme daran war nur, dass nichts, aber auch gar nichts von dieser Aktion an die Öffentlichkeit sickern durfte. Denn welcher Wähler würde schon einem Präsidenten sein Vertrauen schenken, der Rat bei einem Magier suchte? Nicht einmal er selber hätte das getan … doch Olaf der Okkulte, von seinen Anhängern nur „der schwarze Magier“ genannt, war seine allerletzte Hoffnung.

Pfeifend und betont lässigen Schrittes verließ der Präsident seine Amtsvilla, schlenderte ein paar Straßen weiter und verschwand in einer der wenigen noch verbliebenen öffentlichen Telefonzellen. Die kabellose Kommunikation hatte diese altertümlich anmutenden Häuschen schon beinahe gänzlich zum Verschwinden gebracht, doch war eine Kontaktaufnahme mittels VoC, Voice over Cable, wie dieses alte Telefonnetz heute genannt wurde, die einzige einigermaßen abhörsichere Möglichkeit, mit jemandem zu reden. Und abgehört durfte dieses Gespräch unter gar keinen Umständen werden … Aus dem Gedächtnis tippte er eine Nummer. Genau viermal ließ er das Klingelzeichen weggehen, dann legte er auf und wählte erneut. Drei weitere Piepser … und am anderen Ende wurde abgehoben. Mit Ausnahme des leisen Knackens war kein Laut zu hören.

„Mayday. Mayday. Mayday.“ Von Wolkensteins Stimme klang leicht belegt, als er den interplanetaren Notrufcode aussprach, der für diese Situation ausdrücklich vereinbart war.

„Heute Abend, mein Sohn“, kam die prompte Antwort. Kein Name, keine Begrüßung. Die Stimme klang tief, sonor und ungeheuer selbstsicher. Der schwarze Magier höchstpersönlich, kein Zweifel. „Zur Geisterstunde am Orte der Feen.“

Geisterstunde … also Mitternacht, das war klar. Und auch der „Ort der Feen“ war nicht schwer zu erraten, trug doch das Haus des Magiers die weithin sichtbare, direkt über dem Eingang in Stein gemeißelte Bezeichnung „Burg der Feen“.

Von Wolkenstein war pünktlich zur Stelle. Selten zuvor hatte er so viel Wert darauf gelegt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein … und er fand sogleich Einlass. Das Ambiente war ebenso vertraut wie gemütlich, und bei einem Glas Wein kamen die Männer sogleich zur Sache.

„Woody, alter Krieger. Was führt dich in meine bescheidene Hütte?“ Olaf, genannt der Okkulte, alias der schwarze Magier, verzog sein tief gebräuntes Gesicht zu einem sonnigen Grinsen. Sein breitschultriger Körper, stattliche eins neunzig groß, war in einen legeren schwarzen Umhang gehüllt, unter dem ein dunkelblaues Seidenhemd hervorblitzte. An einer langen Halskette baumelte ein aus Silber geschmiedeter Druidenstern.

„Ich hab da ein kleines Problem, Olaf. Diese Sache mit den Magnetstürmen und all das Zeug … na du wirst’s ja schon gelesen haben. Die Nachrichten sind voll davon.“

„Yep, hab’s gehört. Und was soll ich bei der Sache?“

„Mir helfen, die Ursache für dieses unerklärliche Phänomen zu finden und zu beseitigen.“

„Sonst nichts?“ Der Sarkasmus in Olafs Stimme war unüberhörbar.

„Olli, das ist eine verdammt ernste Angelegenheit. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Und wenn ich nichts dagegen tue … nächstes Jahr sind Wahlen. Da hab ich doch nicht die geringste Chance, wenn ich noch nicht mal so einem interplanetaren … ähm … Magnetsturm die Stirn bieten kann. Na und vom Rest ganz zu schweigen … die bisher angerichteten Schäden sind ja auch keine Kleinigkeit. Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Ich brauche deine Hilfe.“

Olaf der Okkulte nahm einen großen Schluck aus seinem Weinglas. „Ahh … einfach köstlich, dieser edle Tropfen. Chateau Lalune, Zweitausendzehner. Uralt.“ Er blickte versonnen zu Boden. Dann hob er den Kopf, hielt seine Augen aber locker geschlossen, so als würde er sich auf etwas konzentrieren, was nur er selbst wahrnehmen konnte. Sekunden verstrichen … eine Minute. Und noch eine. Oder zwei.

Als er wieder zu sprechen begann, klang seine Stimme ernst. „Jahh … da ist eine Menge Energie im Raum, Woodrow vom Steine der Wolken. Sieht leider gar nicht gut aus. Begehrst du mehr darüber zu erfahren?“

„Ich bitte darum“, kam es kleinlaut zurück. Die Stimme des Terranischen Präsidenten klang jetzt wirklich besorgt.

„Es wird dir nicht gefallen, Woody.“

„Nun sag’ schon, Olli. Lass’ dich nicht so lange bitten.“

„Die Schwarze Lady ist wieder unterwegs - sie hat Kurs auf unser Sonnensystem genommen!“
* * *
Diese Antwort war absolut katastrophal.

Bevor Woodrow von Wolkenstein sein Amt als Präsident der Terranischen Föderation angetreten hatte, hatte er unter anderem auch einen Nachweis seiner Kenntnisse in Solarer Geschichte zu erbringen gehabt. Von daher wusste er nur zu gut, dass mit dem Auftauchen der Black Lady immer irgendwelche gravierenden Unannehmlichkeiten verbunden waren … Doch weder ihre Herkunft noch ihre Absichten konnten jemals geklärt werden. Fest stand nur eines: Der Ablauf der Geschehnisse folgte stets demselben Muster. Rätselhafte Phänomene traten auf, richteten globale Verwüstungen an – und verschwanden wieder, so unerklärbar wie sie gekommen waren. Und immer meldeten sich danach tausende von Zeugen, die darauf beharrten, in ein UFO entführt worden zu sein und eben jene Lady höchstpersönlich zu Gesicht bekommen zu haben. Wirklich beweisbar waren diese behaupteten Vorgänge nicht – aber die Aussagen wiesen so viele Übereinstimmungen auf, dass sie unmöglich frei erfunden sein konnten.

Und jetzt, ausgerechnet in seiner Amtszeit ... jetzt war es wieder einmal so weit. Feuer war am Dach! Es musste schleunigst gehandelt werden, aber niemand hatte einen Plan. Und da es ohnehin nicht mehr schlimmer kommen konnte, berief der Terranische Präsident die Terranische Regierung zu einer Sitzung ein. Diese beschloss einstimmig, dass der Terranische Sicherheitsdienst seine bislang ergebnislose Arbeit fortsetzen solle, und ging wieder auseinander.

Die Regierung war wenig hilfreich. Der Sicherheitsdienst ebenso wenig. Der Präsident war, wieder einmal, ganz auf sich allein gestellt. Und er fasste einen Entschluss ...

Pfeifend und betont lässigen Schrittes verließ der Präsident seine Amtsvilla, schlenderte ein paar Straßen weiter und verschwand in einer der wenigen noch verbliebenen öffentlichen Telefonzellen … und vereinbarte auf die bereits bekannte Weise ein neuerliches Treffen mit Olaf, dem Okkulten. Dem schwarzen Magier.

Die Begrüßung fiel in gewohnter Herzlichkeit aus. Von Wolkenstein trug sein Anliegen vor ... und bekam eine Antwort.

„Es gibt jemanden, der dir vielleicht helfen kann … Woody, verdammt sollst du sein, wenn das nicht strikte unter uns bleibt. Wenn meine Fans das erfahren, bin ich geliefert. Niemand wird mehr etwas von mir wissen wollen, wenn bekannt wird, über welche Kontakte ich verfüge. Ich, der schwarze Magier!“

„Nun sag’ schon, Olli. Ich werde schweigen wie ein Grab. Zumal doch für meine Wähler das Gleiche zu gelten scheint wie für deine Fans … keiner darf es je erfahren. Wir sitzen im selben Boot.“

„Also gut. Es gibt da einen Eleven, einen angehenden Zauberer der Weißen Magie … hat noch keinen Namen, da zu jung. Du weißt ja – einen Namen bekommt er von seiner Gilde erst dann verliehen, wenn er sich einen verdient hat. Ähnlich wie der erste Stern bei euren Rekruten. Aber ich kann dir seine Registrationsnummer geben. Talentierter Bursche! Ein Telepath, der es sogar geschafft hat, in MEINE Gedanken vorzudringen. Äußerst befähigt, der Youngster. Garantieren kann ich natürlich für gar nichts … aber wenn es einer schafft, mit der Schwarzen Lady Kontakt aufzunehmen und mit ihr zu verhandeln, dann er. Rüste ihm ein großes, schnelles Raumschiff aus. Gib ihm alle Vollmachten – Was riskierst du schon dabei? Schließlich gilt es, die Erde zu retten!“

Gesagt, getan … Der Präsident informierte Regierung und Sicherheitsdienst über sein Vorhaben. Die Zivilisten reagierten mit wohlwollendem Interesse, die Militärs mit unverhohlener Skepsis. Aber keiner stimmte dagegen.

Der Aufenthaltsort des jungen Telepathen war schnell ausfindig gemacht. Innerhalb eines Tages saß er mit dem Präsidenten an einem Tisch - und nahm dessen Auftrag mit Vergnügen an, da er sein Studium der Weißen Magie ohnehin gerade beendet hatte und auf der Suche nach einem geeigneten Job war.
* * *
Je mehr der Telepath sich mit dem Problem befasste, umso lieber nahm er sich der Sache an. Nach und nach gelang es ihm, sich die erforderlichen Details anzueignen … und erkannte schon bald, dass diese Schwarze Lady eigentlich gar nicht BÖSE war, sondern immer und immer nur verkannt wurde. Und er richtete sich darauf ein.

Unverzüglich wollte er sich auf den Weg machen … und tatsächlich kam schon bald der große Tag des Aufbruchs. Der Telepath - dank seiner Ausbildung darauf trainiert, stets reinen Sinnes zu sein - meditierte, auf dass die Kraft mit ihm sein möge! Gerade das Bewusstsein, dass nur noch er die Erde retten konnte, verlieh ihm volle Zuversicht in das Gelingen seiner schwierigen Mission. Er überlegte, was er wohl alles mitnehmen sollte … Viel benötigte er nicht, denn die Kraft war ja mit ihm. Bloß vorsichtshalber packte er noch ein paar Sachen mit ein, die vielleicht nützlich sein konnten. Als seine sensiblen Fingerspitzen über das kühle, blanke Metall des Instruments strichen, das er im Hinblick auf den speziellen Zweck seiner Mission mit in sein Reisegepäck aufnahm, fühlte er ohne jeden Zweifel, dass gerade dieses gute Stück von Ausschlag gebender Bedeutung sein würde. Noch einmal vergewisserte er sich, ob es auch gut verstaut war … und verspürte ein ungeheuer beruhigendes Gefühl. Die Expedition konnte beginnen.

Nach einem kurzen Ausrüstungsstopp auf der Raumstation ORION, wo er sich mit dem nötigen Proviant versorgte, ging es unverzüglich weiter. Ziel: der Jupiter-Orbit. Aus dieser Gegend kamen die stärksten Signale der Lady - dort musste er sich der Begegnung stellen.
* * *
Die Magnetstürme wurden immer heftiger und drohten das Raumschiff schier zu zerschmettern. Die Situation wurde auch für den begabten Telepathen immer auswegloser ... doch gerade jetzt konzentrierte er sich auf seine ureigensten Fähigkeiten. Konsequent setzte er alles daran, mental in Kontakt zu treten mit der "Botin der Finsternis", wie die Schwarze Lady in den historischen Quellen auch öfters genannt wurde.

UND DA - - - - Er konnte es selber kaum fassen! Doch da war Resonanz. Die geheimnisvolle Energie aus den dunklen Weiten des Universums traf ihn mit aller Wucht. Sein Schädel drohte zu bersten ... sein Kreislauf war am Kollabieren ... Wahnsinnsströme gebündelter Energie griffen nach ihm ...

Und dann ... dann empfing er eine Botschaft.

Eine Botschaft der Schwarzen Lady.

Und sie lautete:

"Hallo Kleiner, nett dich zu treffen hier draußen. Hoffe doch, du hast auch dein Spekulum dabei, eh?"

In diesem Moment wusste der Telepath, dass seine intuitiv getroffene Entscheidung, das kühle, blanke Metall des gynäkologischen Untersuchungsinstrumentes mit in sein Reisegepäck zu nehmen, goldrichtig gewesen war.
E N D E
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Black Lady Ep. zwei - Die Rettung der Erde

Beitrag von storymaker »

Black Lady

Episode zwei:
Die Rettung der Erde
"Aaaaaarrrrrrrrrrrrrrgggggggggggggghhhh!!!!"

Ein ungeheurer, ziehender Schmerz durchfuhr den gesamten Körper des jungen Telepathen, doch sein fürchterlicher Schrei hallte ungehört durch das Raumschiff. Dann war es vorbei - ebenso plötzlich, wie er gekommen war, fand der Energiestrom sein Ende. Benommen blickte der blondlockige Jüngling um sich ... und wagte es kaum, seinen Augen zu trauen. Vor ihm, ausgebreitet auf einer komfortablen Couch aus feinem weißem Leder, lag sie ... SIE ... die Schwarze Lady höchstpersönlich. Ihr schwarz glänzender Latexanzug machte ihrem Namen alle Ehre. Lasziv rieb sie ihre Oberschenkel aneinander, und aus ihrem vollen, sinnlichen Mund ertönte ein verhaltenes Lachen.

"Soooooooooohhhh, mein Lieber ... jetzt hab' ich dich. Na komm doch näher ... ich beiße nicht." Wieder dieses Lachen, diesmal noch eine Spur schalkhafter, neckischer, einfach verführerisch.

"Lady ... Ihr habt die Erde in große Gefahr gebracht." Er besann sich trotz allem sogleich auf seine Mission! Sein Alter lag übrigens erst bei sechzig Sonnenumläufen, das entspricht etwa einem Drittel seiner Lebenserwartung. "Magnetstürme rasen über unseren Planeten hinweg, alle Systeme kamen bereits zum Erliegen! Wenn das so weitergeht, wird es auf der Erde bald kein Leben mehr geben ... Doch Ihr könnt helfen. Nehmt Eure Energie zurück! Sie ist einfach viel zu stark für unser kleines Sonnensystem."

Das Lachen verschwand beinahe aus Ladys strahlendem Gesicht, und beinahe verlegen biss sie sich auf ihre langen, blutrot lackierten Fingernägel. "Tja weißt du, mein Kleiner ... ganz so einfach ist das nicht. Was meinst du, warum ich eurem senilen Präsidenten suggeriert habe, dass er dich hier zu mir heraus schicken soll? Ich werde dir jetzt ein Geheimnis verraten." Sie legte eine kleine Pause ein, wie um die Aufmerksamkeit ihres Gegenübers zu prüfen und zugleich zu steigern. "Es gibt eben Bedürfnisse, die überall in der Galaxis, ja sogar überall im ganzen Universum die gleichen sind ... aber es wird immer schwieriger, diese Bedürfnisse zu befriedigen." Sie gab dem Telepathen, vor dem sie ihre geheimen Gedanken allerdings komplett abschirmen konnte, einen sehr eindringlichen Blick. "Der Punkt ist nämlich der: Unsere bionuklearen Körperingenieure werden immer besser. Das bringt unbestritten seine Vorteile: Die Lebenserwartung hat sich bereits vervielfacht, und immer noch ist eine Steigerung möglich. Es gibt ja keine Krankheiten mehr, an denen unsereiner sterben könnte ... und die Zellstrukturen sind sehr solide geworden. Aber das Ganze hat auch einen Riesenhaken - die guten alten Docs sind praktisch ausgestorben. Weißt du, was das für eine Frau wie mich bedeutet?"

"Ähm ... nein", stammelte der Telepath verlegen, als er merkte, dass eine Antwort erwartet wurde.

"Es bedeutet, dass es in der ganzen Galaxis niemanden mehr gibt, der mir eine Untersuchung machen könnte!! oooooooohhhh ... und dabei brauche ich doch gerade DAS so nötig. Mal wieder ein kleines Klistierchen, wie in alten Tagen ... oder einen richtigen Einlauf, so mit langem Darmrohr und allem Drum und Dran. Oder eine Tastuntersuchung meiner schönen, großen Brüste ... oder ..." Sie blickte ihrem Gast - denn als solchen betrachtete sie ihn durchaus - direkt in die Augen. Streng, gebieterisch, entschlossen. "Oder eine Untersuchung mit dem Spekulum." In ihre grünen Augen war jetzt ein helles Leuchten getreten.

Der Abgesandte zur Rettung der Erde räusperte sich. Dann sagte er - der diese Situation sehr zutreffend vorausgeahnt hatte - in bewusst beiläufigem Tonfall: "Also wenn es sonst nichts ist ... Ein Spekulum hab' ich zufällig dabei. Ein Collin, wenn's Recht ist. Feinster Stahl, glatt und präzise. Sehr universell. Man kann damit ..."

Doch weiter kommt er nicht. Jetzt überstürzen sich die Ereignisse … Ein tiefes, dröhnendes Aufgurgeln der Lust entströmt der Brust der Schwarzen Lady, sie stürzt sich auf den Jungen, zerrt ihn an ihren großen, weichen Titanenkörper, lässt ihre Zunge mit chamäleonartiger Behändigkeit vorschnellen, schlägt ihre tiefroten Krallen in sein knackig-viriles Fleisch ... Kurzfristig schwinden ihm die Sinne, ist er doch an derartig unheimliche Begegnungen der Sexten Art, mit Eruptionen feminin-energetischen Ektoplasmas, nicht wirklich gewöhnt.

Doch er erholt sich schnell.

Und tut, was von ihm verlangt wird.
* * *
"Sir ..."

"Ja?"

Der Chef des TSD, des Terranischen Sicherheitsdienstes, nahm Haltung vor dem Präsidenten an. "Sir, die Nachrichten sind gut. Die Magnetstürme haben sich gelegt; die Beruhigung scheint nachhaltig zu sein. Selbst Erd-Außen Sieben, unser automatischer Vorposten im Jupiter-Orbit, sendet wieder normale Werte an die Erde."

"Ausgezeichnet." Sichtlich erleichtert, atmete der Präsident hörbar auf. "Das ist doch ein Grund zum Feiern, General. Und der Junge bekommt natürlich einen Orden. Den hat er sich verdient. A propos ... ist er schon zurück? Wo steckt er denn eigentlich?"

"Ähm ... da wäre noch eine Kleinigkeit nachzutragen, Sir ... Es hat da eine unerklärliche Konzentration astraler Energie am Rande des Sonnensystems gegeben. Temporärer Natur. Keine Gefahr mehr für die Erde. Es war genau dort, wo wir seinerzeit das Eindringen der Schwarzen Lady geortet haben ... dort hat sich ein riesiges Schwarzes Loch aufgetan. Das wäre an sich noch nichts Außergewöhnliches - Schwarze Löcher sind ja keine Seltenheit heutzutage." Er räusperte sich abermals. Etwas an der Sache schien ihn verlegen zu machen. "Eigenartig ist nur ... Aus eben diesem Schwarzen Loch hat uns auch das letzte Signal des Telepathen erreicht. Danach ist jeglicher Kontakt zu ihm abgerissen."

"Sie wollen also sagen ... Unser Mann ist in das Schwarze Loch gestürzt - und seither verschollen?"

"Genau so ist es, Sir. Aber wir haben noch die Sub-Etha-Aufzeichnung seiner letzten Nachricht."

"Nun, dann kann uns diese Nachricht ja vielleicht helfen, ihn wieder aufzufinden. Wie lautet sie denn?"

Der General wurde noch um eine deutliche Spur verlegener. Doch dann entsann er sich seiner Pflichten ... und gab die Nachricht im Wortlaut wieder. "Sir! Die letzte Nachricht, die wir vom Telepathen auf Sub-Etha empfangen haben, lautet:

'OH MEIN GOTT, IST DAS GEEEEEEEEIIIIIIIIL!!!!'"
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Black Lady Ep. drei - Die dunkle Energie

Beitrag von storymaker »

Black Lady


Episode drei:

Die dunkle Energie
Wohlwollend umwallten wärmende Wellen weicher Weiblichkeit des Telepathen blond wogende Mähne ... Er konnte nicht eindeutig wahrnehmen, ob die Lady ihm wirklich mit der Hand durchs Haar fuhr, oder ob es die pure Energie ihrer Gedanken war, die ihm dieses wundervolle Gefühl zärtlicher Geborgenheit verschaffte. Seine Augen waren geschlossen. Seite an Seite mit IHR, mit jenem unbegreiflichen Wesen aus einer fernen Milchstraße, streckte er alle Glieder von sich, räkelte sich auf der weißen Ledercouch und war zufrieden. Er fühlte sich müde ... aber auf eine höchst angenehme Art.

"Sag' mal, mein Kleiner ... Wie heißt du eigentlich? Du hast doch sicher auch einen Namen, eh?" Wieder das gleiche Phänomen. Sprach die Schwarze Lady diese Worte wirklich aus, oder empfing er bloß ihre Gedankenströme? Jedenfalls hatte sie es aufgegeben, ihre Gedanken vor ihm abzuschirmen. Sie lagen vor ihm wie ein offenes Buch.

Die Frage verwirrte ihn einen Moment lang, doch dann wusste er, was damit nur gemeint sein konnte. "Meine Registrationsnummer ist G1-S3-4886-HU23111", antwortete er nach kurzer Überlegung. "Galaxis 1, geboren auf dem 3. Planeten meines Sonnensystems, humanoid. Einen richtigen Namen habe ich noch nicht - dazu bin ich noch zu jung. Erst wenn man einen höheren Rang in der Terranischen Regierung oder im Sicherheitsdienst erreicht hat, bekommt man einen Namen verliehen. Es ist ein Privileg, das nicht Jedem zuteil wird."

Mit einer Mischung aus Skepsis und Mitleid musterte die Lady den Mann, den sie von Sol 3, einem kleinen blauen Planeten in einem unbedeutenden und daher nur selten besuchten Spiralarm der Galaxis, als Gefährten für besondere Stunden aufgelesen hatte. Das Registrationssystem von Terra - so hieß der Heimatplanet des Telepathen - war ihr bekannt, doch sie konnte nur Verachtung dafür empfinden. Zuerst hatte man begonnen, die Häuser mit Nummern zu versehen; dann folgten die Straßen, und schließlich die Menschen. Als ob das Universum nichts anderes wäre als eine bloße Matrix aus Zahlen, Daten und Koordinaten!

Ein Name musste her ... Mit Wehmut dachte die Lady an ihre entfernten Vorfahren zurück. Doch diese existierten nicht mehr, seit die denkenden und fühlenden Wesen des Universums sie aus ihren Herzen verbannt hatten. Längst war Walhalla in Flammen aufgegangen; neue Götter waren heraufgedämmert und wieder versunken. Was blieb, war die Erinnerung ... allem voran an ihren Lieblingsonkel, den donnernden und polternden Thor ...

Ein Lächeln seliger Nostalgie huschte über die ebenmäßig geformten, von fülliger schwarzer Haarpracht umrahmten Gesichtszüge der Lady. "Ich nenne dich Thor", eröffnete sie ihrem blonden Gespielen. Sie kicherte. "Und ich werde dafür sorgen, dass du dieses Namens auch würdig bist. Du wirst deine geistigen Fähigkeiten steigern - unter meiner Anleitung wird dir das möglich sein. Zuerst einmal werde ich dich mit der nötigen Energie aufladen ... es gibt nur sehr wenige Orte im Universum, wo das möglich ist. Einer davon ist dieses Raumschiff. Bist du einverstanden?"

"Ich bin bereit, Lady." Er sagte es ernst und ohne jedes Pathos.

"Es ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Die Energie, die du in dich aufnehmen musst, ist sehr heiß. Was auch immer jetzt geschehen wird, Thor ... sei vorsichtig." Sie gab ihm einen langen, eindringlichen Blick. "Folge mir. Wir begeben uns jetzt exakt ins Zentrum des Schiffes - nur dort ist eine Fokussierung möglich."
* * *
Über schier endlose Gänge und Schächte bewegten sich die Schwarze Lady und ihr blonder Telepath auf den Mittelpunkt des riesigen Kugelraumers zu. Schließlich standen sie vor einem massiven Stahlschott, das die Lady durch eine sanfte Berührung ihrer Hand, kombiniert mit einer mentalen Konzentration auf den Code, öffnete. Lautlos glitt die schwere Stahltür zur Seite ... Der dahinter liegende Raum war kugelrund und hatte einen gigantischen Durchmesser. Ein schmaler Metallsteg führte zu einer kleinen, genau in der Kugelmitte positionierten Plattform.

Als sie sich der Plattform näherten, erkannte Thor - der Telepath hatte sich mit seinem neuen Namen bereits abgefunden - darauf einen kreisrunden Tisch, auf dem sich eine höchst seltsame Apparatur befand. Die Vorrichtung bestand aus einem chromblitzenden senkrechten Zylinder, der auf einem Gestell ruhte und aus dessen Unterseite ein kurzes Metallrohr herausragte. Unter dem Rohr stand eine perlweiß schimmernde bauchige Schale, oben breit und sich nach unten verjüngend. Am unteren Teil des Zylinders waren mehrere Armaturen angebracht - Schalter und Drehknöpfe, Anzeigen und Leuchtdioden ...

Einen Moment lang hielten sie inne. Dann streckte die Lady in einer bedächtigen, beinahe feierlich wirkenden Bewegung ihre Hand aus und berührte eine der Armaturen. Augenblicklich begannen mehrere rote, gelbe und grüne Lichter aufzuflackern, und ein tiefes Brummen erfüllte den Raum. "Die Fokussierung beginnt", flüsterte sie ihrem Begleiter zu, der in atemloses Schweigen versunken war. "Es dauert ein paar Minuten. Hab' keine Angst und sei festen Mutes - dann wird dir nichts geschehen."

Bald änderte das Geräusch seinen Charakter; das Brummen ging jetzt in ein helles Zischen und Fauchen über. Thor traute seinen Augen kaum ... Zwischen dem aus der Unterseite des Zylinders ragenden Rohr und der darunter stehenden Schale entspann sich ein in hellem Goldgelb oszillierender Lichtbogen. Das Phänomen erinnerte Thor entfernt an jene Energieausstöße, die er schon einige Male an der Unterseite startender oder landender Raumschiffe wahrgenommen hatte ... doch das hier war etwas Anderes. So etwas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen. Er schluckte und sagte kein Wort.

Dann, mit einem Schlag, riss die Energiebrücke ab und das Geräusch verstummte ... einige gelblich schimmernde Funken zischelten noch aus dem Rohr, dann trat endgültig Ruhe ein. Dampfwolken umschwebten den Zylinder und lösten sich in Nichts auf. Ein fremdartiger, exotisch anmutender Duft erfüllte den Raum ... und alles schien wieder wie früher zu sein.

Nein - nicht alles. Langsam und vorsichtig, jedoch ohne zu zögern, griff die Lady nach der perlweiß schimmernden Schale und reichte sie dem Telepathen. "Trink das", sagte sie leise. "Aber denk dran, was ich dir gesagt habe. Es ist sehr heiß."

Die Schale war jetzt mit einer dunklen, dampfenden Flüssigkeit gefüllt. Thor sah der Schwarzen Lady in die Augen ... und verlor sich darin. Wie in Trance führte er das seltsame Behältnis an seine Lippen.

Zögerlich nahm er einen Schluck. Ein zweiter folgte ... und noch einige weitere, in immer kürzeren Abständen. Er holte tief Luft. Ein helles Leuchten trat in seine blauen Augen, und ein verklärtes Lächeln huschte über seine durch und durch blonden Gesichtszüge.

"Aaaaaaaahhhhhhhh ................" Mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung setzte er die Schale wieder ab. "Aber das ist ja ... "

"Was fühlst du, Thor, mein Lieber? Geht es dir auch gut?"

"Lady, das ist mit Abstand der beste Kaffee, den das bekannte Universum zu bieten hat!!"
E N D E
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Black Lady Ep. vier - Aufbruch nach Aurora

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Black Lady

Episode vier:

Aufbruch nach Aurora



An irdischen Verhältnissen gemessen, handelte es sich bei Aurora um eine höchst ungewöhnliche Welt. Mit seinen rund zehntausend Kilometer Durchmesser war der kugelförmige Planet sogar noch etwas kleiner als die Erde - ein absoluter Winzling vor dem samtenen Hintergrund der endlosen kosmischen Nacht. Jedoch bestand sein Inneres nicht etwa aus einem massiven Metallkern, wie sich das für einen anständigen Planeten laut Abschnitt „K“ - „Kleinstplaneten, Monde uns sonstiger kosmischer Unrat“ - der Enzyklopädia Galactica eigentlich geziemte, sondern aus einer unüberschaubaren Fülle schwerer, seltsamer Apparaturen ... So mancher Bewohner der umliegenden Galaxien munkelte, dass es sich bei Aurora eigentlich gar nicht um einen Planeten, sondern vielmehr um ein Raumschiff einer untergegangenen Rasse handelte, gigantisches Relikt einer längst versunkenen Kultur ... Doch das waren Gerüchte. Für die Bewohner von Aurora - und diese mussten es ja wohl am besten wissen - war diese Welt nicht mehr und nicht weniger als das paradiesischeste Fleckchen im gesamten bekannten Universum. Und diese Einschätzung kam nicht von ungefähr; konnte man doch hier zu jeder Zeit und von jeder erdenklichen Stelle aus beobachten, wie sich der glutrote Ball der aufgehenden Sonne eben aus den tiefblauen Wogen des Meeres erhob und den Himmel mit seinem magischen Leuchten überzog ...

Ermöglicht wurde dieses sich permanent wiederholende Naturschauspiel paradoxer Weise dadurch, dass es auf Aurora in Wahrheit überhaupt keinen Sonnenaufgang gab. Der Planet - oder was immer die wahre Beschaffenheit dieser Welt auch sein mochte - gehörte nämlich zu keinem Sonnensystem, sondern irrte als Einzelgänger durch die unendlichen Weiten des Alls, gespeist von einer schier unerschöpflichen Energiequelle in seinem Inneren. Und dieser Energie war es auch zu verdanken, dass allzeit und allerorten die Sonne aufgehen und ihre Morgenröte verstrahlen konnte - trieb doch die geheimnisvolle Kraft in der unerforschten Tiefe des Himmelskörpers auch die riesigen, unter der Meeresoberfläche verborgenen Raumzeitkrümmungsgeneratoren an, mit deren Hilfe ein einmal im Universum stattgefundenes Ereignis stets aufs Neue reproduziert werden konnte.

Doch der rätselhafte Himmelskörper hatte noch mehr zu bieten als nur auf Knopfdruck abspielbare Naturereignisse. Die überlegene Technologie im Inneren des Planeten hatte es seinen Bewohnern, einem außergewöhnlich adretten und zudem enorm wissbegierigen Völkchen, mit der Zeit ermöglicht, Einrichtungen zu schaffen, die in der Tat als einmalig im gesamten bekannten Universum gelten konnten. Allem voran gab es hier eine Klinik, die den biologischen Alterungsprozess bestimmter Humanoiden stoppen oder doch zumindest nachhaltig verlangsamen konnte.

Aurora war die Welt der Ewigen Jugend.

* * *


„Jaaaaaaaahh“, quietsche die Schwarze Lady in höchsten Tönen, während sie mit beiden Händen dieses runde harte Etwas, das sie im Moment nur entfernt als Thors Kopf identifizieren konnte, noch fester gegen ihren Schoß presste. „Aaaahhhh … ja weiter so … nicht aufhören!! Deine Zunge ist wirklich phänomenal, du mein Allerliebster … jahh … Das tut gut … ahhh … so guuuut …!!“

Der blonde Telepath führte aus, was ihm befohlen wurde. Längst hatte er sich daran gewöhnt, Black Ladys mental erteilten Befehlen zu gehorchen, und zumeist konnte er es auch durchaus unbeschwert genießen, sich dem Willen seiner Herrin voll und ganz zu fügen. Doch heute war es anders. Er spürte, dass ihm die Lady noch etwas anderes mitteilen wollte; etwas, das sie von seinen absolut hingebungsvollen Bemühungen trotz aller Lustbereitschaft ablenkte.

Mit einem erschöpften Seufzer sank die Lady schließlich in ihre schwarzen Kissen zurück. Während sie noch gedankenverloren Thors Nackenhaare kraulte, sagte sie wie beiläufig: „Ich habe da etwas mit dir zu bereden, mein Lieber. Es beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit, und wir müssen etwas unternehmen, bevor es wirklich zum Problem wird.“

Aha. Die diffusen Gedankenmuster, die er während der letzten Minuten im Hintergrund wahrgenommen hatte, waren also keine Einbildung gewesen. Sogleich signalisierte er seine Bereitschaft, offen auf jedes zur Debatte stehende Problem einzugehen. Zugleich befreite er sich aus ihrer sanften Umarmung und streckte sich rücklings auf dem schwarzen Lacklaken aus, was ihm ein sensationelles Wohlbefinden bescherte. Gummiglatte Unterlagen auf nackter Haut zu genießen, war durchaus eines der Dinge, die er hier in Ladys Hyperlichtraumer nachhaltig zu schätzen gelernt hatte …

„Thor, du verstehst es wirklich ausgezeichnet, meine körperlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber … Wie wird es in einigen Jahren deiner Zeitrechnung sein? Noch bist du, gemessen an deiner irdischen Lebenserwartung, ein junger, aktiver Mann. Aber wie lange wird das noch anhalten? Wie viele deiner Jahre wirst du noch in der Lage sein, mir die Freude zu spenden, auf die ich nun mal für nichts in der Welt verzichten möchte?“ In Ladys Botschaft schwang tatsächlich so etwas wie Besorgnis mit.

Dieser Gedankengang war Thor nur allzu vertraut, doch er hatte das daraus resultierende Problem bislang erfolgreich verdrängt. Jetzt wartete er gespannt auf die Antwort, die seine Herrin ihm zweifellos sogleich erteilen würde, ohne dass er selbst erst lange darüber nachdenken musste. Denn eines wusste er aus Erfahrung: Die Lady stellte niemals eine Frage, ohne auch gleich die passende Antwort darauf zu kennen. Und so war es auch diesmal.

„Es gibt eine einfache Lösung des Problems, mein Lieber. Wir werden einen kleinen Ausflug machen ... in eine andere Galaxis, nicht wirklich weit von hier.“ Mit einem versonnenen Lächeln grub sie ihm ihre langen, tiefschwarz lackierten Fingernägel in die Weichteile, was ihn zu einem verhaltenen Aufstöhnen veranlasste. „Ich bringe dich nach Aurora. Dort habe ich ein paar entfernte Cousinen, die sich deiner annehmen werden. Die können da ganz sicher etwas tun … Aber ich muss dich auch warnen.“

Thor sendete einen fragenden Gedankenimpuls zur Schwarzen Lady. Wieso ‚warnen’?

Die Lady krallte ihre Fingernägel noch etwas tiefer in den Körper ihres blonden Lustsklaven. Ihre vollen Lippen formten ein süßsaures Lächeln, und ein Hauch von Süffisanz durchwehte ihre Antwort. „Die Behandlung auf Aurora wird deine biologische Alterung erst mal zum Stillstand bringen. Aber glaube nicht, dass es ein Spaziergang für dich wird … es könnte ganz schön anstrengend werden.“

* * *


Auf dem steinigen Hochplateau des meeresumbrandeten Felsens stand reglos eine schlanke Frauengestalt. Ihr platinblondes Haar, dessen wellige Wogen sich in glitzernden Kaskaden über Nacken und Schultern ergossen, stand in einem harmonischen Kontrast zum hellen Blau ihres nass glänzenden Latexanzugs, der ihren hoch gewachsenen, jedoch reichlich mit weiblichen Rundungen gesegneten Körper wie eine zweite Haut umschloss. Verspielte Verblendungen und schmale, konturbetonende Streifen in leuchtendem Rot sowie kniehohe Stiefel und unterarmlange Handschuhe in gleicher Farbe verliehen der imposanten Erscheinung eine zusätzliche Note geschmeidiger Eleganz. In den schmalen, tief sitzenden Augen loderte ein dunkles Feuer ... Diese Frau verstrahlte Ruhe, Macht und Dominanz. Doch auch impulsive Leidenschaft, quirlende Spontaneität und bedingungslose Lustbereitschaft schienen ihr keineswegs fremd zu sein ...

Langsam wandte sie ihren Blick vom Feuerball der eben über dem Meer aufgehenden Sonne ab und drehte sich in die entgegengesetzte Richtung, landeinwärts, wo vor dem Hintergrund eines flachen weißen Gebäudes zwei weitere Frauengestalten zu erkennen waren. Die eine hatte pechschwarzes Haar, dessen füllige Mähne ein blasses, schmallippiges Gesicht gleich einem düsteren Ozean umfloss, während das kupferne Rothaar der anderen den äußerst attraktiven Rahmen für bemerkenswert feminine Züge von exotischer Sinnlichkeit abgab. „Wir bekommen Besuch“, sagte die Platinblonde knapp, als sie nahe genug an die beiden anderen Frauen herangekommen war. „Ich habe soeben eine Botschaft von Lady empfangen. Sie hat wieder einen Kandidaten für uns.“

„Ah … ein Mann also?“ fragte die Rothaarige zurück, wobei sie sich mit der Zunge lasziv über ihre weichen, vollen Lippen fuhr. „Ist er hübsch?“

„Kommt es darauf etwa an?“ erwiderte die Platinblonde in strengem Tonfall. „Dem Bild zufolge, das Lady mich kurz sehen ließ, sieht er aus wie ein junger Gott“, setzte sie dann etwas versöhnlicher fort. „Ich glaube, er wird euch gefallen.“

Jetzt war es an der Schwarzhaarigen, ihre Mundwinkel verächtlich nach unten zu ziehen. „Und wenn schon“, warf sie spöttisch ein. „Viel mehr interessiert mich, ob er auch unsere Behandlung aushalten wird.“

Der Blick der platinblonden Frau verlor sich in unendlicher Ferne. „Das werden wir sehen“, meinte sie ernst. Ihre Stimme war beinahe zu einem Flüstern herabgesunken. „Er muss da durch, ob er will oder nicht. Die Lady hat es so beschlossen - und ihr Wille ist unhinterfragbar.“

* * *


Im intergalaktisch vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von einigen Lichtsekunden hielt die Schwarze Lady ihren Hyperlichtraumer im Orbit von Aurora an und verankerte ihn auf einer stabilen Umlaufbahn. „Aussteigen, mein Süßer“, flötete sie dem Telepathen in einem angenehm warmen Gedankenstrom zu. „Wir sind da. Ich übergebe dich jetzt in die Obhut meiner Cousinen - sie wissen bereits von deiner Ankunft. Natürlich bleibe ich auch selbst in Permanentkontakt mit dir. Ich wünsche dir viel Glück …“

Thor verspürte den unbezähmbaren Wunsch, der Lady direkt in die Augen zu blicken. Er wusste, dass sie ihn mental manipulierte, doch er konnte sich nicht wehren dagegen. Unvermittelt sah er sich einem mahlenden Strudel endlos rotierender Finsternis ausgesetzt, und er stürzte genau auf das Zentrum dieses schwarzen Loches zu … Im nächsten Moment fühlte er sich hochgehoben, unfähig sich aus eigener Kraft zu bewegen, und glitt schwerelos durch das nachtschwarze Nichts … und dann, nur einen Lidschlag später, der ihm aber wie eine Ewigkeit vorkam, spürte er urplötzlich festen Boden unter den Füßen.

Während er seine Augen noch wie in Trance geschlossen hielt, nahm er einen tiefen Atemzug … Meeresluft. Der angenehme, feuchtkühle Hauch des Ozeans, so wie er ihn von der Erde her kannte. Zögernd riskierte er einen Blick … und war überwältigt von der Schönheit des Naturschauspiels, das sich ihm erschloss.

Glutrot erhob sich der Ball der aufgehenden Sonne aus den tiefblauen Wogen des Meeres und überzog den Himmel mit purpurnem Leuchten. Morgenröte. Es war eine Aurora, wie man sie sich schöner nicht vorstellen konnte. Er lauschte in sich hinein, in der Erwartung, Gedankenmuster der Bewohner dieser Welt wahrzunehmen. Doch da war nichts. Nichts, was auf ein lebendiges, denkendes Wesen schließen ließ …

Er wandte sich um, landeinwärts, und realisierte, dass er auf einem kahlen, felsigen Hochplateau stand. Ein einzelnes Gebäude war zu sehen - flach, weiß und ohne ein erkennbares Anzeichen von Leben. Er ging darauf zu und trat ein.

Ohne es zu wissen, betrat Thor die Klinik der Ewigen Jugend.

* * *


Die weitläufige Empfangshalle präsentierte sich dem Besucher in der gediegenen Eleganz von massivem Holz und echtem Leder und war beinahe menschenleer. Der Telepath war verwirrt, da er zwar einige Gestalten sah, die zweifellos Humanoiden waren wie er, aber keinerlei Gedanken auffangen konnte. Abschirmung, schoss es ihm durch den Kopf. Sie verfügen über eine Vorrichtung, die ihre mentalen Ströme für Andere absolut unzugänglich macht. Er würde von nun an auf verbale Kommunikation angewiesen sein.

An der Rezeption saß eine sehr jugendlich aussehende Frau, die ihr fülliges Blondhaar weitgehend unter einer Schwesternhaube verbarg. Der knapp sitzende weiße Latexdress ließ makellose Körperformen erkennen. Thor ging auf sie zu.

„Ähm, Entschuldigung, also mein Name ist Thor, das heißt, eigentlich ist es nicht mein richtiger Name, aber man nennt mich so, und die Lady hat mich hierher geschickt, es ist wegen einer Behandlung, so eine Art Jungbrunnen, wenn Sie verstehen was ich meine …“ Der Telepath registrierte mit Erstaunen, wie schwer es ihm fiel, sich mit Worten auszudrücken. Seit er an der Seite der Schwarzen Lady lebte, hatte er diese Fähigkeit kaum noch trainiert und war daher völlig aus der Übung.

Die blonde Schwester schenkte ihm ein ruhiges Lächeln. „Du wirst erwartet, Thor“, sprach sie mit weicher, dunkler Stimme, in deren Unterton der Besucher eine gehörige Portion an erregender, ja geradezu elektrisierender Verheißung wahrzunehmen glaubte. „Hier entlang. Ja, in den Aufzug. Alles Weitere wird dir gesagt werden.“

Er betrat die Aufzugskabine, die ansonsten leer war. Lautlos glitt eine schwere Stahltür zu. In rasender Fahrt ging es nach unten; Sekunden, Minuten verstrichen. Dann, nach einem sanften Abbremsen, glitt die Tür wiederum zur Seite und Thor verließ die Kabine. Seiner Vermutung nach musste er sich bereits tief unter der Oberfläche befinden.

Der Raum war hell, nicht allzu groß, und mit einigen Apparaturen ausgestattet, deren Zweck man nicht auf den ersten Blick erraten konnte. „Lege deine Kleidung komplett ab“, befahl ihm eine mechanische Stimme. Er tat es. Unverzüglich wurden die Kleidungsstücke von einem Robotarm erfasst und in eine zylinderförmige Vertiefung im Boden geworfen. Eine grelle Stichflamme züngelte empor und verwandelte das Textil in Sekundenschnelle zu einem Haufen weißer Asche.

Da keine weiteren Anweisungen kamen, bestieg Thor erneut die Aufzugskabine, deren Tür sich hinter ihm sogleich schloss. Wieder ging es in die Tiefe, diesmal allerdings nur einen kurzen Weg. Der Raum, den der Telepath nunmehr betrat, war zylinderförmig und erweckte den Eindruck einer überdimensionalen Duschkabine, da ringsum mehrere Reihen von Hochdruck-Wasserstrahldüsen angebracht waren. „Stell dich mit erhobenen Armen und gegrätschten Beinen in die Mitte“, befahl ihm die Stimme diesmal. Kaum hatte er das getan, wurde sein Körper von allen Seiten einem intensiven Schauer ausgesetzt. Es roch nach Desinfektion.

Im dritten Untergeschoß schließlich sorgte eine Anordnung mehrerer leistungsstarker Xenonlampen dafür, dass jeder Quadratmillimeter Haut für kurze Zeit einer harten UV-Bestrahlung ausgesetzt wurde. Die Keime, die die chemische Desinfektion zuvor allenfalls übrig gelassen hatte, wurden nunmehr mit absoluter Zuverlässigkeit unschädlich gemacht. Die Prozedur dauerte nicht einmal eine Minute. Sobald die Lampen erloschen waren, bestieg Thor in bereits gewohnter Weise wieder seine Kabine. Was würde als Nächstes kommen …?

Erneut ging es eine Etage tiefer … doch diesmal war alles anders. Sanfte, harmonische Sphärenklänge wehten wie von weit her zu ihm herüber, und der Raum, den er jetzt betrat, leuchtete in einem diffusen weißen Licht. An den Wänden waren, nebst diversen Schränken und Arbeitspulten, mehrere merkwürdige Apparaturen auszunehmen; in der Mitte ein großer Tisch, bestehend aus einer breiten Zentralsäule und einer Platte aus blankem Metall. Von den Kanten der Platte hingen Befestigungsgurte für Arme, Beine, Rumpf und Kopf herab. Hier blieb nichts dem Zufall überlassen. Thor erschauderte.

Anders als in den vorangegangenen Etagen schloss sich die schwere Stahltür des Aufzugs sofort wieder, nachdem Thor die Kabine verlassen hatte. Jeder Rückweg war ihm damit abgeschnitten. Dafür öffnete sich jetzt an der gegenüberliegenden Wand eine Tür und drei schlanke Frauengestalten betraten den Raum. Die erste, die einen nass glänzenden blauen Latexanzug mit leuchtend roten Zierstreifen trug, hatte platinblondes Haar und strahlte gelassene Dominanz aus. Einen Schritt hinter ihr folgten die beiden anderen Frauen, deren wohltrainierte Körper in schwarzen Latexdressen steckten. Thor fiel sofort die Gegensätzlichkeit dieser beiden Frauen auf: Während die Gesichtszüge der Rothaarigen weich und feminin wirkten, verriet das blasse, schmallippige Gesicht der Schwarzhaarigen einen ausgeprägten Hang zur Lust am Quälen.

Thor blieb wie angewurzelt stehen. Er brachte keinen Ton hervor.

Die Platinblonde trat nahe an ihn heran und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Ich bin Maya“, sagte sie schließlich. „Das hier sind Laya“ - dabei wies sie mit einer flüchtigen Kopfbewegung auf ihre rothaarige Begleiterin - „und Raya.“ Ihr Blick streifte die Schwarzhaarige.

„Ähm, angenehm. Thor.“ Er räusperte sich umständlich, was aber nichts daran änderte, dass seine Stimme unsicher und dünn klang. Ein dunkles Feuer loderte in Mayas schmalen, tief sitzenden Augen, was den Telepathen, der seine besonderen mentalen Fähigkeiten hier nicht zum Einsatz bringen konnte, einigermaßen beunruhigte.

„Ob dir das angenehm sein wird, lassen wir einmal dahingestellt.“ Maya war sichtlich nicht die Frau, die Wert auf übertriebene Höflichkeit legte. Stattdessen kam sie ohne Umschweife zur Sache. „Meine Assistentinnen werden dich jetzt vorbereiten. Eine oberflächliche Vorbehandlung hattest du ja schon. Laya wird dir ein paar reinigende Einläufe mit dem Ballondarmrohr verpassen und auch eine Katheterisierung samt Blasenspülung vornehmen; anschließend bekommst du eine Hodensack-Aufspritzung.“ Über Layas sinnliche Züge huschte ein feines, freudiges Lächeln. Beinahe unmerklich, mehr mit den Augen als mit dem Kopf, nickte sie Thor aufmunternd zu. „Danach wirst du dich in Rayas bewährte Hände begeben und den etwas schmerzhafteren Teil über dich ergehen lassen müssen. Eine Serie von Injektionen, die der Durchspülung einiger Hautpartien dienen.“ Bei diesen Worten verzogen sich die Mundwinkel der schwarzhaarigen Assistentin spöttisch nach unten. Sie gab ihrem Patienten einen abschätzenden Blick. „Die Nadeln und Spritzen liegen schon bereit.“

Thor hatte sich rasch an die neue Situation gewöhnt und seine Fassung zumindest einigermaßen wiedererlangt. „Und danach?“ fragte er knapp. „Wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist, was geschieht dann mit mir?“

„Danach werde ich dich persönlich in den Zellregenerator bringen“, erwiderte Maya in beinahe feierlichem Tonfall. „Die Regenerationsprozedur kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Dein Körper wird dabei hohen Energiemengen ausgesetzt sein.“

* * *


Kreischend umkreisten die Möwen das kahle Felsplateau, auf dem sich der Eingang zur unterirdischen Klinik befand. Sie registrierten nicht, dass der Fels schon seit geraumer Zeit von heftigen Vibrationen erschüttert wurde und dass sich die vereinzelten Schaumkronen des heranbrandenden Meeres längst zu einem Teppich aus weißer Gischt verdichtet hatten. Die einzige Unregelmäßigkeit, die die an Wind und Wasser gewöhnten Vögel wahrnahmen, war ein gelegentliches Flackern der eben aufgehenden Sonne. Doch dieses Flackern beunruhigte sie keineswegs, denn es war ihnen nicht neu. Es trat immer wieder auf, in unregelmäßigen Abständen zwar, aber doch so häufig, dass es längst fester Bestandteil der Normalität auf diesem alles Andere denn normalen Himmelskörper geworden war.

Das Sonnenflackern auf Aurora hatte eine leicht erklärbare Ursache. Bei dem glutroten Ball der permanent aufgehenden Sonne handelte es sich ja nicht etwa um das Zentralgestirn eines Sonnensystems, sondern vielmehr um eine beliebig steuerbare Projektion aus dem Inneren des Planeten. Diese Projektion kostete Energie - große Mengen an Energie sogar. Nun waren Auroras Energieressourcen zwar gigantisch, aber nicht unerschöpflich … Und heute wurde die Energie anderweitig benötigt.

Heute konzentrierte sich beinahe die gesamte Energie des Planeten auf den Zellregenerator, der das tief unter der Erde gelegene Herzstück der Klinik der Ewigen Jugend bildete. Es war wieder einmal so weit - der Körper eines Humanoiden wurde einem Prozess unterzogen, der die biologische Alterung nachhaltig stoppen würde.

Maya, Laya und Raya hatten ihre Latexanzüge abgelegt und standen nackt im Kreis um Thor herum. Mit Ausnahme des gespenstischen Leuchtens der blau knisternden Funken des Regenerators herrschte undurchdringliche Dunkelheit in dem kleinen Raum. Thor fühlte, wie die Frauenkörper näher kamen … seine Haut berührten … und sich eng an ihn schmiegten. Er tauchte ein in einen Ozean voll weicher weiblicher Wärme … sank hinab bis auf den Grund … und wurde umschlossen von Wogen kosmischer Geborgenheit.

Dann fiel er in einen Zustand tiefer Bewusstlosigkeit - gefolgt von einem langen, erholsamen Schlaf.

* * *


Thor streckte sich rücklings auf dem schwarzen Lacklaken aus, was ihm ein sensationelles Wohlbefinden bescherte. Gummiglatte Unterlagen auf nackter Haut zu genießen, war durchaus eines der Dinge, die er in Ladys Hyperlichtraumer nachhaltig zu schätzen gelernt hatte. Langsam glitt er vom Traum in die Wirklichkeit zurück …

Als die Schwarze Lady die allmählich wieder erwachenden körperlichen Regungen ihres blonden Lustsklaven registrierte, ließ sie ein laszives Kichern vernehmen. Mit einem breiten Grinsen grub sie ihm sodann ihre langen, tiefschwarz lackierten Fingernägel in die Weichteile, was ihn zu einem verhaltenen Aufstöhnen veranlasste. Verwirrt blicke er auf.

„Ahhh … Lady, du bist da … ich meine, ich bin wieder bei dir … also ich muss dir sagen, das war ganz schön anstrengend da unten auf Aurora. Und deine Cousinen … hui, die haben mir ganz schön eingeheizt. Aber, was tut man nicht alles für die Ewige Jugend … und schließlich war es ja auch dein Wille, dass ich mich in diesen Zellregenerator einspannen lasse. Blaue Funken haben geknistert, und dann erst diese Frauen, deine Cousinen eben, als die da nackt auf mich zugekommen sind …“

Die Lady gab ihm einen mitfühlenden Blick. „Ach du mein Armer. Du musst ganz schön was zusammengeträumt haben, seit du mir gestern unter den Händen eingeschlafen bist. Na ja, aber vorher warst du dafür wirklich sensationell.“

Mit einem Ruck setzte Thor sich auf. „Was meinst du damit - zusammengeträumt? Du hast mich doch selber dorthin gebracht, auf diesen Planeten der permanenten Morgenröte … zu Maya, Laya und Raya … in die Klinik der Ewigen Jugend!“

„Also jetzt hör mir mal zu, mein Süßer.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde etwas ernster, zeigte aber immer noch deutliche Anzeichen von Amüsement. „Erstens solltest du als gebildeter Humanoide wissen, dass es keine ‚permanente Morgenröte’ geben kann, denn irgendwann einmal steigt die Sonne ja höher. Zweitens kenne ich keinen Planeten namens Aurora, und Cousinen habe ich dort schon gar keine. Und drittens …“ Die Gesichtszüge der Schwarzen Lady nahmen einen nachdenklichen Charakter an. „Ich kann gut verstehen, dass du von Ewiger Jugend träumst, Thor, mein Lieber. Aber wenn man danach sucht … dann wird man sie ganz sicher nicht auf dieser Welt namens ‚Aurora’ finden oder sonstwo in einem entlegenen Spiralarm einer weit entfernten Galaxis.“

Der Telepath war wieder bei klarem Bewusstsein. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte er den Gedanken seiner geliebten Herrin.

„Der wirkliche Jungbrunnen …“ Sachte zog sie seinen Kopf zwischen ihre geöffneten Schenkel, von wo ihm der betörende Duft verführerischer Weiblichkeit entgegenströmte. „… ist näher als du denkst.

Viel, viel näher.“

ENDE


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Auf alles im Leben kann ich verzichten, nur auf Eines nicht: auf Luxus. (Oscar Wilde)