KEIN BEDARF AN WEITEREN BORDELLEN.
STADTVERWALTUNG LEHNT ZUSÄTZLICHE SEX-ETABLISSEMENTS IN TRIER AB
Stadtverwaltung lehnt zusätzliche Sex-Etablissements in Trier ab
(Trier) Die Stadtverwaltung will keine weiteren Bordelle in Trier. Weil Betreiber allerdings grundsätzlich ein Recht auf Ansiedlung ihrer Etablissements haben, müssen Ablehnungen von Bauanträgen gut begründet werden. Ein Konzept, über das der Stadtrat nächste Woche entscheidet, soll dafür die rechtliche Grundlage bilden.
Trier. Wenn Katharina Bohr (Name von der Redaktion geändert) an lauen Sommerabenden ihr Fenster öffnet, schallt vom angrenzenden Puff nicht nur Musik rüber. "Das Gestöhne der Damen und ihrer Freier ist manchmal so laut, dass es echt unangenehm ist", sagt Bohr. Seit sieben Jahren wohnt sie in der Rudolf-Diesel-Straße in Trier-Nord. Vor fünf Jahren machte nebenan der Poppstall auf (heute: Popphaus). "Es sind aber weniger die eindeutigen Geräusche als das Drumherum, das für uns Anlieger furchtbar lästig ist!, berichtet die 56-Jährige davon, wie es ist, neben einem Bordell zu arbeiten.
Manche Männer kämen alleine, viele in Gruppen zu viert oder fünft. "Dann wird auf dem Parkplatz häufig lautstark angekündigt, was man mit den Damen alles zu tun gedenkt", berichtet Bohr. Geht´s nach dem Puffbesuch zurück zum Auto, werde es häufig wieder laut. An einiges hat Bohr sich über die Jahre gewöhnt. An die Kondome, die schon mal im Hauseingang lägen. An Damen, die in sehr leichter Kleidung über den Hof liefen. "Aber wenn es zu bunt wird, dann schreie ich die Freier auch mal aus dem Fenster an - und muss entsprechend deftige Antworten einstecken." Popphaus-Geschäftsführer Herrmann Scholer ist das Problem bekannt. "Aber wenn die Männer bei uns feiern und anschließend draußen auf dem Parkplatz laut sind, dann haben wir darauf leider nur sehr wenig Einfluss", sagt er.
In Trier gib es geschätzt rund 170 Prostituierte, die ihrer Arbeit in Bordellen, bordellartigen Betrieben, auf der Straße oder in heimischen Wohnzimmer nachgehen, und damit mehr als in anderen Großstädten. Der Durchschnitt liegt laut einer Umfrage der Zeitung Die Welt von 2013 bei rund 120 Prostituierten je 100 000 Einwohnern. Der überdurchschnittliche Wert in Trier hänge zusammen mit der "grenznahen Lage zu Luxemburg, Frankreich und Belgien, in denen Prostitution teilweise verboten ist". heißt es dazu im Bordell-Konzept, über das der Stadtrat am Donnerstag, 12. Mai, berät. Dem TV liegt das bis dato geheime Papier vor (siehe Extra). Die Beobachtungen von Anliegerin Bohr bestätigen den darin vermuteten Prostitutionstourismus . "Etwa 60 Prozent der Autos, die hier parken, haben Nummernschilder aus Luxemburg oder Frankreich."
STADTRAT MUSS KONZEPT ZUSTIMMEN
Keinesfalls müsse sich die "Zulassung prostitutiver Nutzungen an der Nachfrage innerhalb der Stadt oder gar der umgebenden Region" orientieren, heiß es nun in dem städtischen Konzept. Einfach ablehnen darf das Rathaus Bauanträge für Bordelle, die grundsätzlich in Gewerbegebieten zulässig sind, allerdings nicht. Das geht rechtlich nur, wenn die Stadtverwaltung dafür nachvollziehbare, transparente Kriterien in einem städtebaulichen Konzept nachweist. In diesem geht die Stadtverwaltung davon aus, dass in Trier "eine Versorgung mit etwa 100 bis 120 Plätzen in Bordellen und bordellartigen Betrieben arbeiten, werde "ersichtlich, dass der Bedarf bereits mit bestehenden Betrieben gedeckt werden kann", stellt die Stadtverwaltung fest. Ergo seien weitere Bordellansiedlungen aus städtebauplanerischer Sicht nicht sinnvoll.
Stimmt der Stadtrat dem Konzept zu, hat die Stadt etwas in der Hand, um eine bereits im Bauamt vorliegende Bauanfrage abzulehnen: Der Antragsteller will in der Zurmaiener Straße in der Nähe des Verteilerkreises Nord einen "bordellartigen Betrieb" eröffnen. Einen positiven Bauvorbescheid musste die Stadtverwaltung dafür bereits erteilen. Stimmt der Stadtrat dem neuen Konzept zu, könnte die letztendliche Baugenehmigung in letzter Minute versagt werden.
EXTRA
In Trier gibt es zehn genehmigte und bestandsgeschützte Bordelle und bordellähnliche Betriebe, in denen insgesamt rund 104 Frauen arbeiten. Die Etablissements konzentrieren sich dabei auf Trier-Nord (je ein Bordell in Ruwerer Straße, Loebstraße, Rudolf-Diesel-Straße und Karl-Benz-Straße), auf die Karl-Marx-Straße (drei Betriebe) und die angrenzende Lorenz-Kellner-Straße (ein Betrieb). Außerdem gibt es jeweils ein Bordell in der Luxemburger Straße und am Bahnhofsplatz. Der Club Pearls in der Rudolf-Diesel-Straße ist mit 32 Frauen das größte Etablissement, gefolgt vom Eros Center in der Luxemburger Straße (21 Frauen). Kleinstes Bordell ist das Herz-Dame in der Lorenz-Kellner-Straße mit nur einer Sexarbeiterin. Über die genehmigten zehn Betriebe hinaus existieren laut Recherchen der Stadtverwaltung zwölf baurechtlich nicht genehmigte bordellartige Betriebe. Die Bauaufsichtsbehörde will bei diesen Betrieben die Möglichkeit von Nutzungsuntersagungen prüfen. woc
www.volksfreund.de/nachrichten/region/t ... 54,4473935
Lokalnachrichten: TRIER
-
- Nicht mehr aktiv
- Beiträge: 682
- Registriert: 06.04.2015, 18:33
- Wohnort: Hamburg
- Ich bin: Keine Angabe
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 1656
- Registriert: 17.06.2018, 13:17
- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: Lokalnachrichten: TRIER
Region Trier & Trierer Land
Trierer SPD fordert mehr Sicherheit für Straßenstrich
9. Januar 2020 um 12:36 Uhr
Kostenpflichtiger Inhalt: Sexarbeit
Trierer SPD fordert mehr Sicherheit für Straßenstrich
Städte mit mehr als 20 000 Einwohner, dürfen Straßenprostitution in ihren Gebieten nicht komplett verbieten. Symbolfoto. Foto: Boris Roessle/Boris Roessler
Trier Nach Aussagen einiger Politiker sind die Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen zu gefährlich. Toiletten und die Erlaubnis, auch am Tag zu arbeiten, sollen Bedingungen für Prostituierte verbessern.
Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern müssen laut Gesetz Bereiche ausweisen, in denen Straßenprostitution zulässig ist. In Trier ist das die Ruwererstraße (zwischen Eisenbahnbrücke und Einmündung des Radweges) und entlang der Bitburger Straße (B 51), etwa in Höhe des ersten stadtauswärts gelegenen Parkplatzes. Rund acht Frauen insgesamt stehen mehr oder weniger regelmäßig dort, um ihre Dienste anzubieten.
Die Trierer Sexarbeiterin Nicole Schulze fordert seit mehr als einem Jahr Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf dem Straßenstrich. Die 40-Jährige sitzt mit am städtischen Runden Tisch für Sexarbeit und steht auch in Kontakt mit den Stadtratsfraktionen. Bereits im vergangenen Oktober hatte Sozialdezernentin Elvira Garbes (Grüne) auf TV-Nachfrage erklärt, dass die Arbeit auf dem Trierer Straßenstrich derzeit „unattraktiv bis gefährlich“ sei und sie Verbesserungsbedarf sehe.
Die SPD-Fraktion hat nun für die nächste Ratssitzung am Dienstag, 28. Januar, einen entsprechenden Antrag eingereicht: „Die aktuelle Situation auf dem Straßenstrich in der Ruwerer Straße erfüllt nicht die Minimalanforderungen, die die Sozialdemokraten sich wünschen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Der Bereich sei zu wenig beleuchtet, es gebe keine Sanitäranlagen und die „Berufsausübung“ sei nur zu „später Stunde“ möglich, kritisiert die SPD. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Sexarbeiterinnen Rahmenbedingungen vorfinden, bei denen sie möglichst wenig Gefahren ausgesetzt sind“, fordert der Fraktionsvorsitzende Sven Teuber.
Prostitution
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
Auch Sexarbeiterin Nicole Schulze, die ihre Dienste in ihrem Wohnmobil auf verschiedenen Mitfahrerparkplätzen rund um Trier anbietet, fordert: „Bislang dürfen die Frauen nur nachts zwischen 22 und 4 Uhr arbeiten – das darf so nicht bleiben, kein anderer Beruf ist auf die Nachtstunden eingeschränkt, der Trierer Straßenstrich muss rund um die Uhr freigegeben werden.“
Neuer Straßenstrich in der Ruwerer Straße ärgert Bürger
Außerdem müsse die Stadt, die schließlich verpflichtet sei, einen Straßenstrich zuzulassen, für mehr Hygiene sorgen. „Es müssen dort Toiletten geschaffen werden und Waschgelegenheiten. Und auch Mülleimer sollten aufgestellt werden, damit die Frauen und ihre Kunden Abfälle richtig entsorgen können.“
Isabell Juchem, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, meint: „Die bessere Ausstattung des Straßenstrichs soll einerseits dazu beitragen, dass Sexarbeiterinnen eine sichere und angemessene Umgebung vorfinden. Andererseits sind wir davon überzeugt, dass auch das Verständnis der Anliegerinnen und Anlieger für die betroffenen Frauen größer wird, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden, zum Beispiel dadurch, dass der Müll nicht überall herumliegt.“
https://www.volksfreund.de/region/trier ... d-48227565
Das ist unsere grüne Userin "Nicole" :-)
*************************************************
28. November 2019 um 16:36 Uhr
Soziales
Land hilft Prostituierten in Not in Trier mit einer neuen Beratungsstelle
Foto: dpa
Trier/Mainz Das Schicksal einer Prostituierten kann die rheinland-pfälzische Frauenministerin Anne Spiegel (Grüne) nicht vergessen. Die Frau aus Baden-Württemberg, von der sie hörte, war schwanger, bekam das Baby – und stand eine Stunde nach der Geburt wieder auf dem Straßenstrich.
Helfer in Baden-Württemberg unterstützen die Mutter später, den Ausstieg aus der Prostitution zu schaffen, eine Ausbildung zu starten und sich um ihr Kind zu kümmern, schildert die Ministerin. Ein solches Vorbild soll auch eine neue Beratungsstelle in Trier sein, die Prostituierten in Not helfen soll und ihren Betrieb aufgenommen hat.
80 000 Euro investiert das Ministerium in die dritte landesweite Beratungsstelle nach Koblenz und Ludwigshafen. Träger ist die Aidshilfe in Trier. „Die Region ist durch die Nähe zu Luxemburg und Frankreich besonders von Problemen belastet“, sagt Spiegel, die in der Stelle auch einen Weg sieht, um Folgen des Prostituiertenschutzgesetzes zu bekämpfen.
Denn das Gesetz, das seit Juli 2017 bundesweit in Kraft ist, zündet laut Spiegel nicht. „Es hat die Lage für die Frauen teilweise verschlechtert“, sagt die Grüne. Prostituierte sollen sich mit dem Gesetz eigentlich bei den Kommunen anmelden, um sich gesundheitlich beraten zu lassen. Bis Ende des vergangenen Jahres hatten sich in Rheinland-Pfalz aber nur 1252 Prostituierte bei Behörden in Rheinland-Pfalz angemeldet. Spiegel rechnet aber alleine mit 10 000 bis 20 000 Frauen im Land, die sexuelle Dienste gegen Geld anbieten.
Das Gesetz treibe viele Prostituierte in die Anonymität, weil sie Stigmatisierung fürchteten, sagt die Ministerin. „Viele Frauen entziehen sich der Anmeldung und wechseln in die Wohnungsprostitution, die schwerer zu kontrollieren ist.“
Es gibt immer weniger Bordelle im Land, unter anderem deshalb, weil mit dem neuen Gesetz Notrufsysteme geschaffen werden müssen, sagen Kritiker. Dies könne dazu führen, dass Frauen auf den Straßenstrich wechselten und sich damit noch größeren Gefahren aussetzten.
Kritik
Prostitutionsgesetz: Viele Bordelle geben den Betrieb auf, das Gesetz steht dennoch in der Kritik
Landesweit sind bislang von mehr als 130 Anträgen auf eine so genannte Prostitutionsstätte – was die für Sexarbeit genutzte Wohnung bis hin zum Groß-Bordell sein kann – mehr als 20 abgelehnt und rund 30 angenommen worden, seit das Gesetz in Kraft ist. In der Stadt Trier und im Kreis Trier-Saarburg, in denen die neue Beratungsstelle angesiedelt ist, gebe es bislang vier Betriebserlaubnisse, sagt Katja Sauer von der Aidshilfe in Trier.
Sieben Frauen befänden sich lokal bereits in der Ausstiegshilfe. Sie sagte, die Stelle verfolge eine „akzeptierende Haltung gegenüber Frauen“ und wolle Prostituierten in Not und bei Fragen helfen. Ein jüngster Fall sei der einer Frau, die vom Betreiber ihrer Arbeitsstätte auf die Straße gesetzt wurde und plötzlich obdachlos gewesen sei. Ihre gesamte Habe hatte sie in zwei Plastiktüten. Spiegel forderte von der Bundesregierung, das Gesetz zu überarbeiten. Menschenrechtsorganisationen wie Solwodi pochen für Deutschland auf das nordische Modell, das den Kauf von Sex verbietet.
https://www.volksfreund.de/nachrichten/ ... d-47491733
*************************************************
Region Trier & Trierer Land
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
28. Oktober 2019 um 17:04 Uhr
Kostenpflichtiger Inhalt: Prostitution
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
Sexarbeiterin Nicole Schulze in ihrem Wohnmobil auf dem Mitfahrerparkplatz Mertesdorf. Foto: Hans Krämer
Trier Nicole Schulze bietet in ihrem Wohnmobil Sex gegen Geld an. Das Prostituiertenschutzgesetz schränke nicht nur die Rechte ihres Berufsstands ein, sondern stigmatisiere alle, die gerne und freiwillig ihren Körper verkaufen, sagt sie.
Als über den Handy-Nachrichtendienst WhatsApp die Einladung zum Klassentreffen kommt, ist Nicole Schulze dann doch ein bisschen mulmig zumute. „Jeder schrieb in die Gruppe, was er so macht und erreicht hat“, erzählt die 39-Jährige. Dann nimmt sie ihren Mut zusammen. „Nur, damit ihr es alle wisst: Ich bin Prostituierte – und das gerne.“ So was ähnliches habe sie in den Chat geschrieben. Schließlich stehe sie zu dem, was sie mache. „Für mich ist das eine ganz normale Arbeit.“
Ihr Arbeitsplatz, das ist die zum Bett umgebaute Sitzecke in ihrem Wohnmobil. Ein hellblaues Spannbettlaken, drei Kissen. An diesem Tag hat sie ihren Camper auf dem Mitfahrerparkplatz an der B 52 bei Mertesdorf geparkt.
Prostitution
In der Region gibt es immer weniger Bordelle
INFO
Gegen Tabus und Stigmatisierung
Nicole Schulze ist Anfang Oktober in den Vorstand des bundesweiten Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen gewählt worden. Der Verein mit Sitz in Berlin setzt sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern gegenüber Politik, Kunden und Bordellbetreibern ein.
In Trier hat Schulze zusammen mit der Aids-Hilfe einen regelmäßigen Stammtisch gegründet für die geschätzt 170 Frauen, die in Trier als Prostituierte arbeiten.
Schulze ist bundesweit aktiv: Im August war sie beim Strichcode Move in Berlin dabei. Bei der öffentlichen Kunstaktion kommen Prostituierte in Kontakt und Gespräche mit Passanten. Auch in Hannover hat der Strichcode Move schon stattgefunden. Nicole Schulze will die Aktion gerne auch nach Trier bringen.
Aufgewachsen ist Nicole Schulze in einem kleinen Dorf bei Wittlich. Nach ihrem Hauptschulabschluss zieht sie nach Köln und beginnt eine Ausbildung zur Arzthelferin. „Ausgerechnet bei einem Urologen“, sagt Schulze und lacht. Überhaupt lacht die dunkelhaarige Frau viel, die wasserblauen Augen wirken dabei jung. Ihr Gesicht verrät aber auch, dass sie bei aller Bereitschaft, über sich und ihren Beruf zu sprechen, nicht alles aus ihrem Leben preisgeben will.
Aus für Bordelle? - Für eine Handvoll Etablissements wird es knapp
Kein Bedarf an weiteren Bordellen: Stadtverwaltung lehnt zusätzliche Sex-Etablissements in Trier ab
So viel: Nach der Lehre arbeitet sie als Verkäuferin, in einer Bäckerei, in einer Metzgerei. Sie heiratet, zwei Kinder. „Ein recht normales bürgerliches Leben“, sagt sie. Bis auf die Online-Spielsucht und das exzessive Kiffen ihres Mannes. Das gesamte Familieneinkommen geht dafür drauf. Dazu noch ein Auto auf Kredit. „Irgendwann steckten wir bis zum Hals in Schulden“, sagt Schulze.
Von ihrem Gatten will Nicole Schulze sich trennen. Ohne Geld schafft sie das allerdings nicht. Bei ihrem Kellnerjob in einer Kneipe erzählt ihr dann ein Gast vom Kölner Rotlichtmilieu. „Ich habe gehört, wie viel Geld man da verdienen kann und mich dann bewusst dazu entschieden.“
Eines Abends im Jahr 2004, da ist Nicole Schulze 24, fährt sie in die Geestemünder Straße. Natürlich sei sie anfangs unsicher gewesen. „Aber ein Tabu war das für mich nicht. Ich habe sexuell schon immer relativ offen gelebt. Hemmungen, mit fremden Männern Sex zu haben, hatte ich kaum.“ In der Geestemünder Straße hat die Stadt Köln sogenannte Verrichtungsboxen für Straßenprostituierte eingerichtet. Die Frauen fahren zusammen mit ihren Freiern in diese Art Garagen. Es gibt einen Notruf, Toiletten, Duschen. Dazu eine Beratungsstelle, Kondome. „Und heißen Kaffee und Tee, wenn’s auf der Straße mal kalt ist“, erzählt Nicole Schulze.
Ihrem damaligen Ehemann verheimlicht sie ihre neue Einnahmequelle. Mehrere Hundert Euro sind es pro Tag. Irgendwann hat sie genug Geld zusammen, um ihn zu verlassen. Jahre später sind sogar die Schulden abbezahlt.
Dann verliebte sie sich in einen neuen Mann – der sie nur ausnutzt. Nur jeden zweiten Dienstag nimmt Nicole noch eine Auszeit vom Straßenstrich. Denn wenn sie zu wenig Geld mit nach Hause bringt, bestraft ihr Partner sie mit Liebesentzug und Zurückweisung. Das habe sie nicht ertragen. Daher gibt sie ihm den Großteil ihres Verdienstes – mehrere Hundert Euro pro Tag. Der Mann kauft sich einen Porsche, Nicole einen Golf. Als Zwang, auf den Strich zu gehen, empfindet die junge Frau das allerdings nicht. „Ich habe mich immer freiwillig prostituiert und mag die Arbeit soweit auch“, sagt sie.
Irgendwann schafft sie auch von diesem Mann, der auf ihre Kosten auf großem Fuß lebt, den Absprung. 2014 zieht Nicole Schulze zurück zu ihrer Mutter in die Nähe von Wittlich.
Diese hat kein Problem mit dem Job ihrer Tochter – außer, dass sie Angst um sie hat. „Und tatsächlich waren und sind hier die Bedingungen viel schlechter als in Köln“, berichtet Schulze. Anders als im gesicherten Umfeld der Geestemünder Straße ist in Trier der hintere, dunkle Teil der Loebstraße, Gewerbegebiet Nord, für die Straßenprostitution freigegeben. Und die Bitburger Straße, die B 51 oberhalb der Hochschule. „Es gibt keine Toiletten, keine Duschen, noch nicht mal einen Mülleimer“, klagt Nicole Schulze. Das bringe Umstände mit sich, bei denen es kein Wunder sei, dass die Anwohner sich über den Straßenstrich beschwerten. Außerdem erlaubt die Trierer Stadtverwaltung dort die Straßenprostitution nur zwischen 22 und 6 Uhr. „Ich kenne keinen Beruf, bei dem einen die Behörden dazu zwingen dürfen, ausschließlich nachts zu arbeiten.“ Weil ihr die Sache in der einsamen Ecke zwischen Trier-Nord und Ruwer zu unsicher ist, kauft sie sich ein Wohnmobil.
Doch auch damit hat sie keine Möglichkeit, ihrem Job in rechtlich abgesicherten Bahnen nachzugehen: „Ich war beim Landesbetrieb Mobilität, der für die B 51 verantwortlich ist, um eine Erlaubnis zu bekommen. Aber die Behörde hat mir nur mitgeteilt, dass an der vielbefahrenen Bitburger nur Prostitution auf zwei Beinen zulässig ist, nicht auf dem Parkplatz im Wohnmobil“, sagt Schulze.
Bei der Trierer Stadtverwaltung habe man ihr gesagt, dass sie einen Bauantrag stellen müsse, wenn sie ihr Wohnmobil dauerhaft irgendwo abstellen wolle. „Aber ich will ja kein Dauercamping machen, sondern Sexarbeit.“ Die Verwaltung der Verbandsgemeinde Trier-Land wusste ebenfalls keinen Rat, als Nicole Schulze nachfragte, wo sie denn legal ihrem Beruf nachgehen könne. „Alle haben mir nur gesagt, dass sie die Sache dulden – aber mir keine offizielle Genehmigung geben. Dabei sollte mit dem neuen Prostituiertenschutzgesetz der Beruf doch auf rechtlich sichere Beine gestellt werden – geklappt hat das nicht!“
Es ist nicht die einzige Kritik, die Nicole Schulze an der neuen Gesetzgebung hat: „Der Gesetzgeber hat vorrangig die Bordellbetreiber ins Visier genommen, die jetzt viel strengere Auflagen erfüllen müssen – zusätzliche Notausgänge, Aufenthaltsräume für die Frauen, solche Sachen.“ Den Sexarbeiterinnen bringe das gar nichts, außer gestiegene Ausgaben. Denn die Bordellbetreiber würden die Kosten für die vorgeschriebenen Umbauten nun auf die Zimmermieten aufschlagen.
Der „Hurenausweis“, wie Nicole Schulze das amtliche Dokument nennt, das alle Sexarbeiter und -arbeiterinnen seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes immer bei sich tragen müssen, sei ebenfalls nicht durchdacht. Statt eines normalen Gewerbescheins sieht der Hurenausweis aus wie ein alter Personalausweis, mit Passfoto, Geburtsdatum, Geburtsort. „Und das soll dazu dienen, Prostituierte zu schützen? Ich fühle mich dadurch eher stigmatisiert, überall, wo ich meinen Gewerbeschein vorlege, weiß man sofort, was ich arbeite – inklusive aller persönlichen Daten.“
Schulze kämpft als Vorstandsmitglied im Berufsverband der Sexarbeiter für die Abschaffung oder zumindest Nachbesserung des Gesetzes (siehe Info). „Ich mag meinen Beruf und will ihn selbstbestimmt ausüben“, sagt sie.
Seit sie mit ihrem neuen Lebensgefährten zusammenlebt, arbeitet sie nur noch halbtags, von 10 bis 14 Uhr. Mal steht ihr Wohnmobil an der Bitburger Straße, mal auf dem Mitfahrerparkplatz bei Mertesdorf. Rund 70 regelmäßige Kunden habe sie aus Trier und dem Umland. „Die kommen so etwa ein- oder zweimal im Monat – wenn Sommer- oder Herbstferien sind oder wenn daheim eine neue Waschmaschine angeschafft werden muss, auch seltener“, erzählt Schulze und ihre wasserblauen Augen lachen wieder. Am Abend mache sie manchmal noch Hausbesuche. Und jeden Sonntag hat ihr ältester Kunde sie fest gebucht. Der 95-Jährige lebt in einem Seniorenheim in der Region. „Er sehnt sich – wie jeder Mensch – nach körperlicher Nähe. Den Wunsch erfülle ich ihm“, sagt Nicole Schulze. Meistens wolle der ältere Herr dann nur, dass sie sich nackt neben ihn ins Bett lege.
150 Euro nimmt Nicole Schulze pro Stunde. Strapse und Highheels trägt sie dabei schon lange nicht mehr. Stattdessen Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Nur die langen, spitzen, knallroten Fingernägel fallen auf. „Meine Kunden wollen ganz normalen Sex, so, wie sie es zu Hause in ihren Beziehungen gerne hätten.“ Rollen- oder Fetischspiele bietet sie nicht an. Nicht mehr. Als sie zwischendurch ein paar Monate lang ein Zimmer in einem Etablissement in der Karl-Marx-Straße in Trier angemietet hatte, gab’s allerdings noch Verena: Eine 1,65 Meter große Silikonpuppe, 45 Kilo schwer, vollbusig. „Die haben viele Männer gebucht“, erzählt Nicole Schulze. Ins Wohnmobil passt Verena nicht mehr mit rein. Und auch, wenn es in dem Camper Toilette, Dusche und Waschbecken gibt: „Verena hinterher sauberzumachen, ist immer ein ziemlicher Aufwand, das geht hier schlecht.“ Die Puppe liegt jetzt auf dem Speicher des Hauses ihrer Mutter.
Die Reaktionen, die Nicole Schulze auf ihr Outing in der WhatsApp-Gruppe zum Klassentreffen im kommenden Frühjahr bekam, waren übrigens durchweg positiv. „Eine ehemalige Schulkameradin hat geschrieben, ich solle mir bloß keinen Kopf machen. Das Mittelalter sei schließlich vorbei.“
Sexarbeiterin Nicole Schulze in ihrem Wohnmobil auf dem Mitfahrerparkplatz Mertesdorf. Foto: Hans Krämer
Seitdem freut Nicole sich auf das Treffen mit ihren ehemaligen Mitschülern.
https://www.volksfreund.de/region/trier ... d-46801701
Trierer SPD fordert mehr Sicherheit für Straßenstrich
9. Januar 2020 um 12:36 Uhr
Kostenpflichtiger Inhalt: Sexarbeit
Trierer SPD fordert mehr Sicherheit für Straßenstrich
Städte mit mehr als 20 000 Einwohner, dürfen Straßenprostitution in ihren Gebieten nicht komplett verbieten. Symbolfoto. Foto: Boris Roessle/Boris Roessler
Trier Nach Aussagen einiger Politiker sind die Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen zu gefährlich. Toiletten und die Erlaubnis, auch am Tag zu arbeiten, sollen Bedingungen für Prostituierte verbessern.
Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern müssen laut Gesetz Bereiche ausweisen, in denen Straßenprostitution zulässig ist. In Trier ist das die Ruwererstraße (zwischen Eisenbahnbrücke und Einmündung des Radweges) und entlang der Bitburger Straße (B 51), etwa in Höhe des ersten stadtauswärts gelegenen Parkplatzes. Rund acht Frauen insgesamt stehen mehr oder weniger regelmäßig dort, um ihre Dienste anzubieten.
Die Trierer Sexarbeiterin Nicole Schulze fordert seit mehr als einem Jahr Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf dem Straßenstrich. Die 40-Jährige sitzt mit am städtischen Runden Tisch für Sexarbeit und steht auch in Kontakt mit den Stadtratsfraktionen. Bereits im vergangenen Oktober hatte Sozialdezernentin Elvira Garbes (Grüne) auf TV-Nachfrage erklärt, dass die Arbeit auf dem Trierer Straßenstrich derzeit „unattraktiv bis gefährlich“ sei und sie Verbesserungsbedarf sehe.
Die SPD-Fraktion hat nun für die nächste Ratssitzung am Dienstag, 28. Januar, einen entsprechenden Antrag eingereicht: „Die aktuelle Situation auf dem Straßenstrich in der Ruwerer Straße erfüllt nicht die Minimalanforderungen, die die Sozialdemokraten sich wünschen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Der Bereich sei zu wenig beleuchtet, es gebe keine Sanitäranlagen und die „Berufsausübung“ sei nur zu „später Stunde“ möglich, kritisiert die SPD. „Wir setzen uns dafür ein, dass die Sexarbeiterinnen Rahmenbedingungen vorfinden, bei denen sie möglichst wenig Gefahren ausgesetzt sind“, fordert der Fraktionsvorsitzende Sven Teuber.
Prostitution
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
Auch Sexarbeiterin Nicole Schulze, die ihre Dienste in ihrem Wohnmobil auf verschiedenen Mitfahrerparkplätzen rund um Trier anbietet, fordert: „Bislang dürfen die Frauen nur nachts zwischen 22 und 4 Uhr arbeiten – das darf so nicht bleiben, kein anderer Beruf ist auf die Nachtstunden eingeschränkt, der Trierer Straßenstrich muss rund um die Uhr freigegeben werden.“
Neuer Straßenstrich in der Ruwerer Straße ärgert Bürger
Außerdem müsse die Stadt, die schließlich verpflichtet sei, einen Straßenstrich zuzulassen, für mehr Hygiene sorgen. „Es müssen dort Toiletten geschaffen werden und Waschgelegenheiten. Und auch Mülleimer sollten aufgestellt werden, damit die Frauen und ihre Kunden Abfälle richtig entsorgen können.“
Isabell Juchem, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, meint: „Die bessere Ausstattung des Straßenstrichs soll einerseits dazu beitragen, dass Sexarbeiterinnen eine sichere und angemessene Umgebung vorfinden. Andererseits sind wir davon überzeugt, dass auch das Verständnis der Anliegerinnen und Anlieger für die betroffenen Frauen größer wird, wenn die Rahmenbedingungen verbessert werden, zum Beispiel dadurch, dass der Müll nicht überall herumliegt.“
https://www.volksfreund.de/region/trier ... d-48227565
Das ist unsere grüne Userin "Nicole" :-)
*************************************************
28. November 2019 um 16:36 Uhr
Soziales
Land hilft Prostituierten in Not in Trier mit einer neuen Beratungsstelle
Foto: dpa
Trier/Mainz Das Schicksal einer Prostituierten kann die rheinland-pfälzische Frauenministerin Anne Spiegel (Grüne) nicht vergessen. Die Frau aus Baden-Württemberg, von der sie hörte, war schwanger, bekam das Baby – und stand eine Stunde nach der Geburt wieder auf dem Straßenstrich.
Helfer in Baden-Württemberg unterstützen die Mutter später, den Ausstieg aus der Prostitution zu schaffen, eine Ausbildung zu starten und sich um ihr Kind zu kümmern, schildert die Ministerin. Ein solches Vorbild soll auch eine neue Beratungsstelle in Trier sein, die Prostituierten in Not helfen soll und ihren Betrieb aufgenommen hat.
80 000 Euro investiert das Ministerium in die dritte landesweite Beratungsstelle nach Koblenz und Ludwigshafen. Träger ist die Aidshilfe in Trier. „Die Region ist durch die Nähe zu Luxemburg und Frankreich besonders von Problemen belastet“, sagt Spiegel, die in der Stelle auch einen Weg sieht, um Folgen des Prostituiertenschutzgesetzes zu bekämpfen.
Denn das Gesetz, das seit Juli 2017 bundesweit in Kraft ist, zündet laut Spiegel nicht. „Es hat die Lage für die Frauen teilweise verschlechtert“, sagt die Grüne. Prostituierte sollen sich mit dem Gesetz eigentlich bei den Kommunen anmelden, um sich gesundheitlich beraten zu lassen. Bis Ende des vergangenen Jahres hatten sich in Rheinland-Pfalz aber nur 1252 Prostituierte bei Behörden in Rheinland-Pfalz angemeldet. Spiegel rechnet aber alleine mit 10 000 bis 20 000 Frauen im Land, die sexuelle Dienste gegen Geld anbieten.
Das Gesetz treibe viele Prostituierte in die Anonymität, weil sie Stigmatisierung fürchteten, sagt die Ministerin. „Viele Frauen entziehen sich der Anmeldung und wechseln in die Wohnungsprostitution, die schwerer zu kontrollieren ist.“
Es gibt immer weniger Bordelle im Land, unter anderem deshalb, weil mit dem neuen Gesetz Notrufsysteme geschaffen werden müssen, sagen Kritiker. Dies könne dazu führen, dass Frauen auf den Straßenstrich wechselten und sich damit noch größeren Gefahren aussetzten.
Kritik
Prostitutionsgesetz: Viele Bordelle geben den Betrieb auf, das Gesetz steht dennoch in der Kritik
Landesweit sind bislang von mehr als 130 Anträgen auf eine so genannte Prostitutionsstätte – was die für Sexarbeit genutzte Wohnung bis hin zum Groß-Bordell sein kann – mehr als 20 abgelehnt und rund 30 angenommen worden, seit das Gesetz in Kraft ist. In der Stadt Trier und im Kreis Trier-Saarburg, in denen die neue Beratungsstelle angesiedelt ist, gebe es bislang vier Betriebserlaubnisse, sagt Katja Sauer von der Aidshilfe in Trier.
Sieben Frauen befänden sich lokal bereits in der Ausstiegshilfe. Sie sagte, die Stelle verfolge eine „akzeptierende Haltung gegenüber Frauen“ und wolle Prostituierten in Not und bei Fragen helfen. Ein jüngster Fall sei der einer Frau, die vom Betreiber ihrer Arbeitsstätte auf die Straße gesetzt wurde und plötzlich obdachlos gewesen sei. Ihre gesamte Habe hatte sie in zwei Plastiktüten. Spiegel forderte von der Bundesregierung, das Gesetz zu überarbeiten. Menschenrechtsorganisationen wie Solwodi pochen für Deutschland auf das nordische Modell, das den Kauf von Sex verbietet.
https://www.volksfreund.de/nachrichten/ ... d-47491733
*************************************************
Region Trier & Trierer Land
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
28. Oktober 2019 um 17:04 Uhr
Kostenpflichtiger Inhalt: Prostitution
Sexarbeiterin spricht über ihren Job und die Situation für Prostituierte in der Region
Sexarbeiterin Nicole Schulze in ihrem Wohnmobil auf dem Mitfahrerparkplatz Mertesdorf. Foto: Hans Krämer
Trier Nicole Schulze bietet in ihrem Wohnmobil Sex gegen Geld an. Das Prostituiertenschutzgesetz schränke nicht nur die Rechte ihres Berufsstands ein, sondern stigmatisiere alle, die gerne und freiwillig ihren Körper verkaufen, sagt sie.
Als über den Handy-Nachrichtendienst WhatsApp die Einladung zum Klassentreffen kommt, ist Nicole Schulze dann doch ein bisschen mulmig zumute. „Jeder schrieb in die Gruppe, was er so macht und erreicht hat“, erzählt die 39-Jährige. Dann nimmt sie ihren Mut zusammen. „Nur, damit ihr es alle wisst: Ich bin Prostituierte – und das gerne.“ So was ähnliches habe sie in den Chat geschrieben. Schließlich stehe sie zu dem, was sie mache. „Für mich ist das eine ganz normale Arbeit.“
Ihr Arbeitsplatz, das ist die zum Bett umgebaute Sitzecke in ihrem Wohnmobil. Ein hellblaues Spannbettlaken, drei Kissen. An diesem Tag hat sie ihren Camper auf dem Mitfahrerparkplatz an der B 52 bei Mertesdorf geparkt.
Prostitution
In der Region gibt es immer weniger Bordelle
INFO
Gegen Tabus und Stigmatisierung
Nicole Schulze ist Anfang Oktober in den Vorstand des bundesweiten Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen gewählt worden. Der Verein mit Sitz in Berlin setzt sich für die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern gegenüber Politik, Kunden und Bordellbetreibern ein.
In Trier hat Schulze zusammen mit der Aids-Hilfe einen regelmäßigen Stammtisch gegründet für die geschätzt 170 Frauen, die in Trier als Prostituierte arbeiten.
Schulze ist bundesweit aktiv: Im August war sie beim Strichcode Move in Berlin dabei. Bei der öffentlichen Kunstaktion kommen Prostituierte in Kontakt und Gespräche mit Passanten. Auch in Hannover hat der Strichcode Move schon stattgefunden. Nicole Schulze will die Aktion gerne auch nach Trier bringen.
Aufgewachsen ist Nicole Schulze in einem kleinen Dorf bei Wittlich. Nach ihrem Hauptschulabschluss zieht sie nach Köln und beginnt eine Ausbildung zur Arzthelferin. „Ausgerechnet bei einem Urologen“, sagt Schulze und lacht. Überhaupt lacht die dunkelhaarige Frau viel, die wasserblauen Augen wirken dabei jung. Ihr Gesicht verrät aber auch, dass sie bei aller Bereitschaft, über sich und ihren Beruf zu sprechen, nicht alles aus ihrem Leben preisgeben will.
Aus für Bordelle? - Für eine Handvoll Etablissements wird es knapp
Kein Bedarf an weiteren Bordellen: Stadtverwaltung lehnt zusätzliche Sex-Etablissements in Trier ab
So viel: Nach der Lehre arbeitet sie als Verkäuferin, in einer Bäckerei, in einer Metzgerei. Sie heiratet, zwei Kinder. „Ein recht normales bürgerliches Leben“, sagt sie. Bis auf die Online-Spielsucht und das exzessive Kiffen ihres Mannes. Das gesamte Familieneinkommen geht dafür drauf. Dazu noch ein Auto auf Kredit. „Irgendwann steckten wir bis zum Hals in Schulden“, sagt Schulze.
Von ihrem Gatten will Nicole Schulze sich trennen. Ohne Geld schafft sie das allerdings nicht. Bei ihrem Kellnerjob in einer Kneipe erzählt ihr dann ein Gast vom Kölner Rotlichtmilieu. „Ich habe gehört, wie viel Geld man da verdienen kann und mich dann bewusst dazu entschieden.“
Eines Abends im Jahr 2004, da ist Nicole Schulze 24, fährt sie in die Geestemünder Straße. Natürlich sei sie anfangs unsicher gewesen. „Aber ein Tabu war das für mich nicht. Ich habe sexuell schon immer relativ offen gelebt. Hemmungen, mit fremden Männern Sex zu haben, hatte ich kaum.“ In der Geestemünder Straße hat die Stadt Köln sogenannte Verrichtungsboxen für Straßenprostituierte eingerichtet. Die Frauen fahren zusammen mit ihren Freiern in diese Art Garagen. Es gibt einen Notruf, Toiletten, Duschen. Dazu eine Beratungsstelle, Kondome. „Und heißen Kaffee und Tee, wenn’s auf der Straße mal kalt ist“, erzählt Nicole Schulze.
Ihrem damaligen Ehemann verheimlicht sie ihre neue Einnahmequelle. Mehrere Hundert Euro sind es pro Tag. Irgendwann hat sie genug Geld zusammen, um ihn zu verlassen. Jahre später sind sogar die Schulden abbezahlt.
Dann verliebte sie sich in einen neuen Mann – der sie nur ausnutzt. Nur jeden zweiten Dienstag nimmt Nicole noch eine Auszeit vom Straßenstrich. Denn wenn sie zu wenig Geld mit nach Hause bringt, bestraft ihr Partner sie mit Liebesentzug und Zurückweisung. Das habe sie nicht ertragen. Daher gibt sie ihm den Großteil ihres Verdienstes – mehrere Hundert Euro pro Tag. Der Mann kauft sich einen Porsche, Nicole einen Golf. Als Zwang, auf den Strich zu gehen, empfindet die junge Frau das allerdings nicht. „Ich habe mich immer freiwillig prostituiert und mag die Arbeit soweit auch“, sagt sie.
Irgendwann schafft sie auch von diesem Mann, der auf ihre Kosten auf großem Fuß lebt, den Absprung. 2014 zieht Nicole Schulze zurück zu ihrer Mutter in die Nähe von Wittlich.
Diese hat kein Problem mit dem Job ihrer Tochter – außer, dass sie Angst um sie hat. „Und tatsächlich waren und sind hier die Bedingungen viel schlechter als in Köln“, berichtet Schulze. Anders als im gesicherten Umfeld der Geestemünder Straße ist in Trier der hintere, dunkle Teil der Loebstraße, Gewerbegebiet Nord, für die Straßenprostitution freigegeben. Und die Bitburger Straße, die B 51 oberhalb der Hochschule. „Es gibt keine Toiletten, keine Duschen, noch nicht mal einen Mülleimer“, klagt Nicole Schulze. Das bringe Umstände mit sich, bei denen es kein Wunder sei, dass die Anwohner sich über den Straßenstrich beschwerten. Außerdem erlaubt die Trierer Stadtverwaltung dort die Straßenprostitution nur zwischen 22 und 6 Uhr. „Ich kenne keinen Beruf, bei dem einen die Behörden dazu zwingen dürfen, ausschließlich nachts zu arbeiten.“ Weil ihr die Sache in der einsamen Ecke zwischen Trier-Nord und Ruwer zu unsicher ist, kauft sie sich ein Wohnmobil.
Doch auch damit hat sie keine Möglichkeit, ihrem Job in rechtlich abgesicherten Bahnen nachzugehen: „Ich war beim Landesbetrieb Mobilität, der für die B 51 verantwortlich ist, um eine Erlaubnis zu bekommen. Aber die Behörde hat mir nur mitgeteilt, dass an der vielbefahrenen Bitburger nur Prostitution auf zwei Beinen zulässig ist, nicht auf dem Parkplatz im Wohnmobil“, sagt Schulze.
Bei der Trierer Stadtverwaltung habe man ihr gesagt, dass sie einen Bauantrag stellen müsse, wenn sie ihr Wohnmobil dauerhaft irgendwo abstellen wolle. „Aber ich will ja kein Dauercamping machen, sondern Sexarbeit.“ Die Verwaltung der Verbandsgemeinde Trier-Land wusste ebenfalls keinen Rat, als Nicole Schulze nachfragte, wo sie denn legal ihrem Beruf nachgehen könne. „Alle haben mir nur gesagt, dass sie die Sache dulden – aber mir keine offizielle Genehmigung geben. Dabei sollte mit dem neuen Prostituiertenschutzgesetz der Beruf doch auf rechtlich sichere Beine gestellt werden – geklappt hat das nicht!“
Es ist nicht die einzige Kritik, die Nicole Schulze an der neuen Gesetzgebung hat: „Der Gesetzgeber hat vorrangig die Bordellbetreiber ins Visier genommen, die jetzt viel strengere Auflagen erfüllen müssen – zusätzliche Notausgänge, Aufenthaltsräume für die Frauen, solche Sachen.“ Den Sexarbeiterinnen bringe das gar nichts, außer gestiegene Ausgaben. Denn die Bordellbetreiber würden die Kosten für die vorgeschriebenen Umbauten nun auf die Zimmermieten aufschlagen.
Der „Hurenausweis“, wie Nicole Schulze das amtliche Dokument nennt, das alle Sexarbeiter und -arbeiterinnen seit Inkrafttreten des neuen Gesetzes immer bei sich tragen müssen, sei ebenfalls nicht durchdacht. Statt eines normalen Gewerbescheins sieht der Hurenausweis aus wie ein alter Personalausweis, mit Passfoto, Geburtsdatum, Geburtsort. „Und das soll dazu dienen, Prostituierte zu schützen? Ich fühle mich dadurch eher stigmatisiert, überall, wo ich meinen Gewerbeschein vorlege, weiß man sofort, was ich arbeite – inklusive aller persönlichen Daten.“
Schulze kämpft als Vorstandsmitglied im Berufsverband der Sexarbeiter für die Abschaffung oder zumindest Nachbesserung des Gesetzes (siehe Info). „Ich mag meinen Beruf und will ihn selbstbestimmt ausüben“, sagt sie.
Seit sie mit ihrem neuen Lebensgefährten zusammenlebt, arbeitet sie nur noch halbtags, von 10 bis 14 Uhr. Mal steht ihr Wohnmobil an der Bitburger Straße, mal auf dem Mitfahrerparkplatz bei Mertesdorf. Rund 70 regelmäßige Kunden habe sie aus Trier und dem Umland. „Die kommen so etwa ein- oder zweimal im Monat – wenn Sommer- oder Herbstferien sind oder wenn daheim eine neue Waschmaschine angeschafft werden muss, auch seltener“, erzählt Schulze und ihre wasserblauen Augen lachen wieder. Am Abend mache sie manchmal noch Hausbesuche. Und jeden Sonntag hat ihr ältester Kunde sie fest gebucht. Der 95-Jährige lebt in einem Seniorenheim in der Region. „Er sehnt sich – wie jeder Mensch – nach körperlicher Nähe. Den Wunsch erfülle ich ihm“, sagt Nicole Schulze. Meistens wolle der ältere Herr dann nur, dass sie sich nackt neben ihn ins Bett lege.
150 Euro nimmt Nicole Schulze pro Stunde. Strapse und Highheels trägt sie dabei schon lange nicht mehr. Stattdessen Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Nur die langen, spitzen, knallroten Fingernägel fallen auf. „Meine Kunden wollen ganz normalen Sex, so, wie sie es zu Hause in ihren Beziehungen gerne hätten.“ Rollen- oder Fetischspiele bietet sie nicht an. Nicht mehr. Als sie zwischendurch ein paar Monate lang ein Zimmer in einem Etablissement in der Karl-Marx-Straße in Trier angemietet hatte, gab’s allerdings noch Verena: Eine 1,65 Meter große Silikonpuppe, 45 Kilo schwer, vollbusig. „Die haben viele Männer gebucht“, erzählt Nicole Schulze. Ins Wohnmobil passt Verena nicht mehr mit rein. Und auch, wenn es in dem Camper Toilette, Dusche und Waschbecken gibt: „Verena hinterher sauberzumachen, ist immer ein ziemlicher Aufwand, das geht hier schlecht.“ Die Puppe liegt jetzt auf dem Speicher des Hauses ihrer Mutter.
Die Reaktionen, die Nicole Schulze auf ihr Outing in der WhatsApp-Gruppe zum Klassentreffen im kommenden Frühjahr bekam, waren übrigens durchweg positiv. „Eine ehemalige Schulkameradin hat geschrieben, ich solle mir bloß keinen Kopf machen. Das Mittelalter sei schließlich vorbei.“
Sexarbeiterin Nicole Schulze in ihrem Wohnmobil auf dem Mitfahrerparkplatz Mertesdorf. Foto: Hans Krämer
Seitdem freut Nicole sich auf das Treffen mit ihren ehemaligen Mitschülern.
https://www.volksfreund.de/region/trier ... d-46801701
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 1656
- Registriert: 17.06.2018, 13:17
- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: Lokalnachrichten: TRIER
13. März 2020
Straßenstrich: "Die Frauen leiden am meisten"
Trier. Der Trierer Straßenstrich sollte sicherer werden – das wollten SPD und Linke in einem gemeinsamen Antrag erreichen. Der ist vom Stadtrat aber in den Steuerungsausschuss verwiesen worden, sprich tun wird sich so schnell nichts.
In dem Antrag von SPD und Linke wurde unter anderem gefordert, schnellstmöglich Müllbehälter und Sanitäranlagen aufzustellen und die Beleuchtung zu verbessern. In der Begründung waren die Zustände als unhaltbar kritisiert worden (wir berichteten). Die Grünen setzten sich unter anderem für einen verbesserten Notruf ein. Der Stadtrat hat den Antrag zur Klärung in den Steuerungsausschuss verwiesen. Der Einschätzung schlossen sich Vertreter anderer Fraktionen an, verwiesen aber auf Fragen, die noch zu klären seien. Genannt wurden unter anderem die offenen Kosten und die Frage der Ver- und Entsorgungsanschlüsse für die Sanitäranlagen. Zudem beklagte UBT- Ratsmitglied Christiane Probst in ihrer Funktion als Ortsvorsteherin in Ruwer/Eitelsbach, der Ortsbeirat sei nicht rechtzeitig über den Antrag informiert und einbezogen worden.
"Es fühlt sich nicht gut an"
Das Verhalten des Stadtrates stößt gerade auf Seiten der Prostituierten auf Unverständnis: "Es fühlt sich nicht gut an, wenn ein Antrag immer wieder diskutiert werden muss! Die Lage ist eindeutig und sehr schlimm. Die Frauen leiden am meisten unter den schlechten Bedingungen des Straßenstriches", sagt Nicole Schulze. Die 40-Jährige arbeitet selbst auf dem Straßenstrich in der Ruwerer Straße und ist Vorstandsmitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD). "Seit dem 1. Juli 2017 ist das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das uns schützen soll. Große Bordell-Betreiber sind dadurch gezwungen ihre Läden umzubauen und beispielsweise Notknöpfe in den Räumen anzubringen. Die Straße wird aber vergessen. Diskutieren hilft nicht, handeln wäre besser", sagt sie.
Eingeschränkte Arbeitszeiten als Sicherheitsrisiko
Kritik an der Situation auf dem Trierer Straßenstrich gibt es auch von A.R.A. (Anerkennung, Respekt, Augenhöhe), der neuen Beratungsstelle für Prostituierte in der Saarstraße. "Wir bemängeln hauptsächlich die mangelnden Hygienebedingungen", sagt A.R.A.-Psychologin Zuhal Resne und weiter: "Es gibt keine Mülleimer, keine Waschgelegenheit und keine Toilette. Die eingeschränkten Arbeitszeiten von 22 bis 4 Uhr stellen ein Sicherheitsrisiko dar, die allermeisten Sexarbeiter fühlen sich im Hellen sicherer." Man verstehe allerdings, dass Veränderungen diesbezüglich auch die Anwohner beträfen und sei jederzeit offen für Gespräche.
SPD bedauert Entscheidung
Auch die SPD-Stadtratsfraktion bedauert die Entscheidung. "Wir hätten uns ein klares Votum gewünscht, um eine möglichst schnelle Umsetzung und damit eine echte Verbesserung für die betroffenen Frauen auf den Weg bringen zu können", teilt Isabell Juchem, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, auf WochenSpiegel-Anfragen mit. "Wir werden unsere Anliegen nach einer besseren Hygienesituation und mehr Sicherheit aber auch weiterhin bei der Beratung im zuständigen Fachausschuss fordern und auf eine zeitnahe Umsetzung pochen. Hier ist letzten Endes aber natürlich die Verwaltung gefordert, einen realistischen Zeitplan zu erarbeiten, wenn konkrete Maßnahmen politisch beschlossen werden."
Verrichtungsboxen für Trier?
Nicole Schulze befürwortet Verrichtungsboxen, wie sie in anderen Städten – wie beispielsweise Köln- bereits zum Einsatz kommen. "Es wäre schön, wenn man auch in Trier so etwas für die Frauen bauen würde. Es bietet Sicherheit, Hygiene, Kontrolle und Beratung." Schulze war selbst mehrere Jahre in der Geestemünder Straße in Köln tätig und kennt das System der Verrichtungsboxen.
https://www.wochenspiegellive.de/trier/ ... ten-63252/
Straßenstrich: "Die Frauen leiden am meisten"
Trier. Der Trierer Straßenstrich sollte sicherer werden – das wollten SPD und Linke in einem gemeinsamen Antrag erreichen. Der ist vom Stadtrat aber in den Steuerungsausschuss verwiesen worden, sprich tun wird sich so schnell nichts.
In dem Antrag von SPD und Linke wurde unter anderem gefordert, schnellstmöglich Müllbehälter und Sanitäranlagen aufzustellen und die Beleuchtung zu verbessern. In der Begründung waren die Zustände als unhaltbar kritisiert worden (wir berichteten). Die Grünen setzten sich unter anderem für einen verbesserten Notruf ein. Der Stadtrat hat den Antrag zur Klärung in den Steuerungsausschuss verwiesen. Der Einschätzung schlossen sich Vertreter anderer Fraktionen an, verwiesen aber auf Fragen, die noch zu klären seien. Genannt wurden unter anderem die offenen Kosten und die Frage der Ver- und Entsorgungsanschlüsse für die Sanitäranlagen. Zudem beklagte UBT- Ratsmitglied Christiane Probst in ihrer Funktion als Ortsvorsteherin in Ruwer/Eitelsbach, der Ortsbeirat sei nicht rechtzeitig über den Antrag informiert und einbezogen worden.
"Es fühlt sich nicht gut an"
Das Verhalten des Stadtrates stößt gerade auf Seiten der Prostituierten auf Unverständnis: "Es fühlt sich nicht gut an, wenn ein Antrag immer wieder diskutiert werden muss! Die Lage ist eindeutig und sehr schlimm. Die Frauen leiden am meisten unter den schlechten Bedingungen des Straßenstriches", sagt Nicole Schulze. Die 40-Jährige arbeitet selbst auf dem Straßenstrich in der Ruwerer Straße und ist Vorstandsmitglied im Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD). "Seit dem 1. Juli 2017 ist das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft, das uns schützen soll. Große Bordell-Betreiber sind dadurch gezwungen ihre Läden umzubauen und beispielsweise Notknöpfe in den Räumen anzubringen. Die Straße wird aber vergessen. Diskutieren hilft nicht, handeln wäre besser", sagt sie.
Eingeschränkte Arbeitszeiten als Sicherheitsrisiko
Kritik an der Situation auf dem Trierer Straßenstrich gibt es auch von A.R.A. (Anerkennung, Respekt, Augenhöhe), der neuen Beratungsstelle für Prostituierte in der Saarstraße. "Wir bemängeln hauptsächlich die mangelnden Hygienebedingungen", sagt A.R.A.-Psychologin Zuhal Resne und weiter: "Es gibt keine Mülleimer, keine Waschgelegenheit und keine Toilette. Die eingeschränkten Arbeitszeiten von 22 bis 4 Uhr stellen ein Sicherheitsrisiko dar, die allermeisten Sexarbeiter fühlen sich im Hellen sicherer." Man verstehe allerdings, dass Veränderungen diesbezüglich auch die Anwohner beträfen und sei jederzeit offen für Gespräche.
SPD bedauert Entscheidung
Auch die SPD-Stadtratsfraktion bedauert die Entscheidung. "Wir hätten uns ein klares Votum gewünscht, um eine möglichst schnelle Umsetzung und damit eine echte Verbesserung für die betroffenen Frauen auf den Weg bringen zu können", teilt Isabell Juchem, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, auf WochenSpiegel-Anfragen mit. "Wir werden unsere Anliegen nach einer besseren Hygienesituation und mehr Sicherheit aber auch weiterhin bei der Beratung im zuständigen Fachausschuss fordern und auf eine zeitnahe Umsetzung pochen. Hier ist letzten Endes aber natürlich die Verwaltung gefordert, einen realistischen Zeitplan zu erarbeiten, wenn konkrete Maßnahmen politisch beschlossen werden."
Verrichtungsboxen für Trier?
Nicole Schulze befürwortet Verrichtungsboxen, wie sie in anderen Städten – wie beispielsweise Köln- bereits zum Einsatz kommen. "Es wäre schön, wenn man auch in Trier so etwas für die Frauen bauen würde. Es bietet Sicherheit, Hygiene, Kontrolle und Beratung." Schulze war selbst mehrere Jahre in der Geestemünder Straße in Köln tätig und kennt das System der Verrichtungsboxen.
https://www.wochenspiegellive.de/trier/ ... ten-63252/
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 1656
- Registriert: 17.06.2018, 13:17
- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: Lokalnachrichten: TRIER
Gericht: Begrenzung von Straßenprostitution in Trier erlaubt
01. April 2025 13:24 Uhr
Die im Mai 2023 in Kraft getretene Verordnung ist laut Gericht rechtmäßig. (Symbolbild) Foto
© Harald Tittel/dpa
In Trier dürfen Prostituierte nur zu bestimmten Zeiten und nur auf bestimmten Straßenabschnitten arbeiten. Doch wo genau das erlaubt sein soll, darum gibt es Streit. Den hat ein Gericht entschieden.
Die Stadt Trier darf die Straßenprostitution weiterhin auf zwei Straßenabschnitte begrenzen. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz. Die im Mai 2023 in Kraft getretene Verordnung sei rechtmäßig.
Trier hatte mit der Verordnung die Prostitution im gesamten Stadtgebiet verboten, mit Ausnahme zweier Straßenabschnitte in der Zeit zwischen 20.00 und 04.00 Uhr, hieß es. Einer der beiden Abschnitte kam im Mai 2023 neu hinzu: Bis dahin war die Ruwerer Straße als legal ausgewiesen, nun ein Abschnitt der Gottbillstraße. Dagegen hatte sich eine Eigentümerin mehrerer Grundstücke an der Gottbillstraße gewehrt.
Kondome als Gefährdung der Jugend?
Das Gericht sah das anders. In der Ruwerer Straße habe es in der Vergangenheit Beschwerden gegeben, Prostituierte hätten Feuchttücher und benutzte Kondome hinterlassen. Da die Straße als Ortseinfahrt diene und ein Radweg dort lang führe, seien Kinder und Jugendliche gefährdet. Außerdem sei es dort nicht möglich, sanitäre Anlagen bereitzustellen.
In der Gottbillstraße sei hingegen keine Gefährdung der Jugend und des öffentlichen Anstands zu befürchten, hieß es zur Begründung. Der freigegebene Abschnitt befinde sich im hinteren Bereich der ansässigen Gewerbebetriebe und es sei genügend Fläche für die sanitären Anlagen vorhanden.
dpa
https://www.stern.de/gesellschaft/regio ... 03092.html
01. April 2025 13:24 Uhr
Die im Mai 2023 in Kraft getretene Verordnung ist laut Gericht rechtmäßig. (Symbolbild) Foto
© Harald Tittel/dpa
In Trier dürfen Prostituierte nur zu bestimmten Zeiten und nur auf bestimmten Straßenabschnitten arbeiten. Doch wo genau das erlaubt sein soll, darum gibt es Streit. Den hat ein Gericht entschieden.
Die Stadt Trier darf die Straßenprostitution weiterhin auf zwei Straßenabschnitte begrenzen. Das entschied das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz. Die im Mai 2023 in Kraft getretene Verordnung sei rechtmäßig.
Trier hatte mit der Verordnung die Prostitution im gesamten Stadtgebiet verboten, mit Ausnahme zweier Straßenabschnitte in der Zeit zwischen 20.00 und 04.00 Uhr, hieß es. Einer der beiden Abschnitte kam im Mai 2023 neu hinzu: Bis dahin war die Ruwerer Straße als legal ausgewiesen, nun ein Abschnitt der Gottbillstraße. Dagegen hatte sich eine Eigentümerin mehrerer Grundstücke an der Gottbillstraße gewehrt.
Kondome als Gefährdung der Jugend?
Das Gericht sah das anders. In der Ruwerer Straße habe es in der Vergangenheit Beschwerden gegeben, Prostituierte hätten Feuchttücher und benutzte Kondome hinterlassen. Da die Straße als Ortseinfahrt diene und ein Radweg dort lang führe, seien Kinder und Jugendliche gefährdet. Außerdem sei es dort nicht möglich, sanitäre Anlagen bereitzustellen.
In der Gottbillstraße sei hingegen keine Gefährdung der Jugend und des öffentlichen Anstands zu befürchten, hieß es zur Begründung. Der freigegebene Abschnitt befinde sich im hinteren Bereich der ansässigen Gewerbebetriebe und es sei genügend Fläche für die sanitären Anlagen vorhanden.
dpa
https://www.stern.de/gesellschaft/regio ... 03092.html