Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN
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Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN
Horizontales Gewerbe in Weimar verdoppelt
Das Geschäft läuft in Weimar zwar noch diskret. Aber es wächst. Und die Meldung über eine HIV-positive Prostituierte sorgte gestern sogar für Aufsehen.
WEIMAR (mb). Noch hat sich nur die Polizei, aber kein Betroffener beim Gesundheitsamt gemeldet. Was nicht ist, kann aber noch werden. Denn die Prostituierte, die in Nordhausen positiv auf HIV-Infektion getestet wurde, ist auch in Weimar ihrem Gewerbe nachgegangen (TA 25.10.). Das hat nicht nur sie gegenüber den Ermittlern eingeräumt. Sie war offenbar auch bei Behörden in Weimar bekannt. Ihre Infektion muss deshalb dennoch niemand festgestellt haben.
Seit vor drei Jahren der Status von Prostituierten gesetzlich geändert wurde, gibt es keine Pflicht zur Untersuchung im Gesundheitsamt mehr. Mit der nun möglichen Krankenversicherung können die für gewerbliche Sexualdienste nötigen Untersuchungen auch beim Gynäkologen durchgeführt werden. Tatsächlich ist mit der Freiwilligkeit die Zahl der Untersuchungen in der städtischen Behörde zurückgegangen. Eine Handvoll nutze noch das Gesundheitsamt, so der Rathaussprecher.
Für so genannte Freier, welche die Dienste der infizierten 23 Jahre jungen Frau aus Siera Leone in Anspruch genommen haben, ist allerdings eine kostenlose und völlig anonyme Untersuchung in der Impfstelle des Gesundheitsamtes an der Steubenstraße 25 möglich.
Nach der gültigen Sperrbezirksverordnung wird Prostitution in Weimar nur in Wohnungen sowie einer genau definierten Zone toleriert: zwischen Külz-, Humboldt- und Gutenbergstraße im Süden, Shakespeare- und Damaschkestraße im Westen, der Schwanseestraße im Norden sowie der Trierer und Fuldaer Straße im Osten. Richtige Bordelle wären im Gewerbegebiet Legefeld und an der verlängerten Humboldtstraße möglich, sind dort laut Stadtverwaltung aber offiziell bislang nicht entstanden.
Beim städtischen Ordnungsdienst KOS sind derzeit elf Wohnungen bekannt, in denen 30 Frauen der Prostitution nachgehen. In einer Wohnung arbeiten sechs Dirnen sogar zweischichtig. Damit hat sich das Gewerbe in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.
thueringer-allgemeine.de/ta/ta.weimar.volltext.php?kennung=on2taLOKStaWeimar39378&zulieferer=ta&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TA&dbserver=1
Riskante Begegnung
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, nachdem die Polizei in Nordhausen eine HIV-infizierte Prostituierte bei einer Kontrolle erwischt hat. Ob sie einen ihrer Freier angesteckt hat, das ist noch unklar. Die Angst ihrer Kunden dagegen dürfte gewiss sein.
THÜRINGEN. Sex gegen Bezahlung ist immer ein Risiko. Die nicht ganz neue Weisheit wurde in Thüringen gerade wieder bestätigt.
Bei einer Kontrolle von Wohnungen, in denen Prostitution ausgeübt wird, erwischte die Polizei in Nordhausen eine 23-jährige Frau aus Sierra Leone, die sich mit dem AIDS-Virus HIV infiziert hat. Die junge Afrikanerin war für die Beamten keine Unbekannte. Sie hatte auch früher schon als Prostituierte Ärger mit der Polizei.
Nun geht die Angst um, zumindest unter ihren Kunden. "Wer die sind, wissen wir nicht", erklärte gestern ein Polizeisprecher. "Bisher hat sich noch niemand gemeldet, der sich bei der jungen Frau infiziert haben könnte." Der Kreis ihrer Freier könnte weit reichen, denn sie war landesweit bekannt und auch in Erfurt, Weimar oder Gotha aktiv.
Die junge Frau kam am Mittwoch wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen gegen sie laufen aber weiter. Denn, auch wenn sich niemand bei ihr mit dem HIV-Virus infiziert hat, könne von einer versuchten Körperverletzung ausgegangen werden, hieß es gestern. "Sie wusste von ihrer Krankheit und hat trotzdem als Prostituierte gearbeitet."
Das Rotlichtmilieu in Thüringen ist weit ins Verborgene abgedriftet. Gesetzliche Regelungen erlauben Bordelle oder Wohnungsprostitution eigentlich erst in Orten mit mehr als 30.000 Einwohnern. Zusätzlich wird das Gewerbe in vielen Städten durch Sperrbezirksverordnungen deutlich eingeschränkt. Ob diese Bestimmungen eingehalten werden, das überwachen die kommunalen Ordnungsbehörden und sollen dabei von der Polizei unterstützt werden.
Einen Straßenstrich und damit offene Prostitution gibt es in Thüringen offiziell nicht, heißt es. Allerdings werden die Gesetzesvorgaben durch sogenannte Privatklubs immer wieder unterlaufen. Im vorigen Jahr ermittelte die Polizei bei Kontrollen 289 Prostituierte - 160 davon kamen aus Deutschland - vor drei Jahren waren es noch 375. In fünf Fällen waren 2006 die Frauen Opfer von Menschenhändlern geworden, darunter auch vier deutsche Frauen, erklärte das Landeskriminalamt.
"Jeder, der so ein zweifelhaftes amouröses Abenteuer im Urlaub oder daheim erlebte, sollte unbedingt einen AIDS-Test machen lassen", mahnt Winfried Funk, der zuständige Fachmann aus dem Sozialministerium. "Alle Gesundheitsämter im Freistaat bieten diese Untersuchung kostenlos und völlig anonym an."
Mit 164 HIV-Infektionen in den vergangenen zehn Jahren hat Thüringen die niedrigste Rate bundesweit. Allerdings kamen im ersten Halbjahr 2007 mit 15 Neuinfektionen schon fast so viele hinzu wie es im gesamten Vorjahr waren, da gab es 16 Fälle.
Für das Sozialministerium ist der Fall der infizierten Prostituierten bisher einmalig in Thüringen, auch die Polizei kennt keinen vergleichbaren und ist skeptisch, was eine Aufklärung betrifft. Da im Rotlichtmilieu vieles anonym bleibt, wird vielleicht nie bekannt, ob es diesmal Opfer gegeben hat, .
Do 25.10.2007 Von Kai MUDRA
thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?kennung=on2taTHUThuNational39378&zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1
siehe auch:
HIV positive SW in Nordhausen
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2020
Prostituierte sind keine hauptsächlichen Krankheitsüberträger
viewtopic.php?p=5171#5171
Prostituierte untersuchen Freier vor dem Sex:
viewtopic.php?t=1310
Fachwissen Safer Sex für SW, Kunden und andere sexaktive Mitbürger:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.ph ... highlight=
.
Das Geschäft läuft in Weimar zwar noch diskret. Aber es wächst. Und die Meldung über eine HIV-positive Prostituierte sorgte gestern sogar für Aufsehen.
WEIMAR (mb). Noch hat sich nur die Polizei, aber kein Betroffener beim Gesundheitsamt gemeldet. Was nicht ist, kann aber noch werden. Denn die Prostituierte, die in Nordhausen positiv auf HIV-Infektion getestet wurde, ist auch in Weimar ihrem Gewerbe nachgegangen (TA 25.10.). Das hat nicht nur sie gegenüber den Ermittlern eingeräumt. Sie war offenbar auch bei Behörden in Weimar bekannt. Ihre Infektion muss deshalb dennoch niemand festgestellt haben.
Seit vor drei Jahren der Status von Prostituierten gesetzlich geändert wurde, gibt es keine Pflicht zur Untersuchung im Gesundheitsamt mehr. Mit der nun möglichen Krankenversicherung können die für gewerbliche Sexualdienste nötigen Untersuchungen auch beim Gynäkologen durchgeführt werden. Tatsächlich ist mit der Freiwilligkeit die Zahl der Untersuchungen in der städtischen Behörde zurückgegangen. Eine Handvoll nutze noch das Gesundheitsamt, so der Rathaussprecher.
Für so genannte Freier, welche die Dienste der infizierten 23 Jahre jungen Frau aus Siera Leone in Anspruch genommen haben, ist allerdings eine kostenlose und völlig anonyme Untersuchung in der Impfstelle des Gesundheitsamtes an der Steubenstraße 25 möglich.
Nach der gültigen Sperrbezirksverordnung wird Prostitution in Weimar nur in Wohnungen sowie einer genau definierten Zone toleriert: zwischen Külz-, Humboldt- und Gutenbergstraße im Süden, Shakespeare- und Damaschkestraße im Westen, der Schwanseestraße im Norden sowie der Trierer und Fuldaer Straße im Osten. Richtige Bordelle wären im Gewerbegebiet Legefeld und an der verlängerten Humboldtstraße möglich, sind dort laut Stadtverwaltung aber offiziell bislang nicht entstanden.
Beim städtischen Ordnungsdienst KOS sind derzeit elf Wohnungen bekannt, in denen 30 Frauen der Prostitution nachgehen. In einer Wohnung arbeiten sechs Dirnen sogar zweischichtig. Damit hat sich das Gewerbe in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt.
thueringer-allgemeine.de/ta/ta.weimar.volltext.php?kennung=on2taLOKStaWeimar39378&zulieferer=ta&kategorie=LOK&rubrik=Stadt®ion=Weimar&auftritt=TA&dbserver=1
Riskante Begegnung
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, nachdem die Polizei in Nordhausen eine HIV-infizierte Prostituierte bei einer Kontrolle erwischt hat. Ob sie einen ihrer Freier angesteckt hat, das ist noch unklar. Die Angst ihrer Kunden dagegen dürfte gewiss sein.
THÜRINGEN. Sex gegen Bezahlung ist immer ein Risiko. Die nicht ganz neue Weisheit wurde in Thüringen gerade wieder bestätigt.
Bei einer Kontrolle von Wohnungen, in denen Prostitution ausgeübt wird, erwischte die Polizei in Nordhausen eine 23-jährige Frau aus Sierra Leone, die sich mit dem AIDS-Virus HIV infiziert hat. Die junge Afrikanerin war für die Beamten keine Unbekannte. Sie hatte auch früher schon als Prostituierte Ärger mit der Polizei.
Nun geht die Angst um, zumindest unter ihren Kunden. "Wer die sind, wissen wir nicht", erklärte gestern ein Polizeisprecher. "Bisher hat sich noch niemand gemeldet, der sich bei der jungen Frau infiziert haben könnte." Der Kreis ihrer Freier könnte weit reichen, denn sie war landesweit bekannt und auch in Erfurt, Weimar oder Gotha aktiv.
Die junge Frau kam am Mittwoch wieder auf freien Fuß. Die Ermittlungen gegen sie laufen aber weiter. Denn, auch wenn sich niemand bei ihr mit dem HIV-Virus infiziert hat, könne von einer versuchten Körperverletzung ausgegangen werden, hieß es gestern. "Sie wusste von ihrer Krankheit und hat trotzdem als Prostituierte gearbeitet."
Das Rotlichtmilieu in Thüringen ist weit ins Verborgene abgedriftet. Gesetzliche Regelungen erlauben Bordelle oder Wohnungsprostitution eigentlich erst in Orten mit mehr als 30.000 Einwohnern. Zusätzlich wird das Gewerbe in vielen Städten durch Sperrbezirksverordnungen deutlich eingeschränkt. Ob diese Bestimmungen eingehalten werden, das überwachen die kommunalen Ordnungsbehörden und sollen dabei von der Polizei unterstützt werden.
Einen Straßenstrich und damit offene Prostitution gibt es in Thüringen offiziell nicht, heißt es. Allerdings werden die Gesetzesvorgaben durch sogenannte Privatklubs immer wieder unterlaufen. Im vorigen Jahr ermittelte die Polizei bei Kontrollen 289 Prostituierte - 160 davon kamen aus Deutschland - vor drei Jahren waren es noch 375. In fünf Fällen waren 2006 die Frauen Opfer von Menschenhändlern geworden, darunter auch vier deutsche Frauen, erklärte das Landeskriminalamt.
"Jeder, der so ein zweifelhaftes amouröses Abenteuer im Urlaub oder daheim erlebte, sollte unbedingt einen AIDS-Test machen lassen", mahnt Winfried Funk, der zuständige Fachmann aus dem Sozialministerium. "Alle Gesundheitsämter im Freistaat bieten diese Untersuchung kostenlos und völlig anonym an."
Mit 164 HIV-Infektionen in den vergangenen zehn Jahren hat Thüringen die niedrigste Rate bundesweit. Allerdings kamen im ersten Halbjahr 2007 mit 15 Neuinfektionen schon fast so viele hinzu wie es im gesamten Vorjahr waren, da gab es 16 Fälle.
Für das Sozialministerium ist der Fall der infizierten Prostituierten bisher einmalig in Thüringen, auch die Polizei kennt keinen vergleichbaren und ist skeptisch, was eine Aufklärung betrifft. Da im Rotlichtmilieu vieles anonym bleibt, wird vielleicht nie bekannt, ob es diesmal Opfer gegeben hat, .
Do 25.10.2007 Von Kai MUDRA
thueringer-allgemeine.de/ta/ta.thueringen.volltext.php?kennung=on2taTHUThuNational39378&zulieferer=ta&kategorie=THU&rubrik=Thueringen®ion=National&auftritt=TA&dbserver=1
siehe auch:
HIV positive SW in Nordhausen
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=2020
Prostituierte sind keine hauptsächlichen Krankheitsüberträger
viewtopic.php?p=5171#5171
Prostituierte untersuchen Freier vor dem Sex:
viewtopic.php?t=1310
Fachwissen Safer Sex für SW, Kunden und andere sexaktive Mitbürger:
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 12.02.2011, 10:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Eigentümer ärgert Stadt mit Prostitutionsdrohung
Skandal
Rotlichtmilieu in Bad Salzungen?
Betreibergesellschaft will im Bad Salzunger Wohngebiet „101“ 150 Zimmer an Mädchen vermieten
Bad Salzungen – Ihre Namen wollen die Kaufinteressenten eines leer stehenden Wohnblocks im Bad Salzunger Wohngebiet „101“ nicht nennen, doch was sie zu verkünden haben, „wird hier einschlagen wie eine Bombe“: Aus den 53 Wohnungen sollen 150 Zimmer werden, die an Frauen vermietet werden sollen. Das Wort Prostitution nehmen die Herren in Schlips und Anzug – bewusst oder unbewusst – nicht in den Mund. Doch auch wenn sie es nicht sagen, wird im Gespräch schnell klar, um welches Gewerbe es hier geht. Und in diesem Geschäft, geben die beiden an, würden sie sich gut auskennen. Deshalb wissen sie auch, dass sie mit einem Bordell in Bad Salzungen nicht durchkämen. Denn in Städten mit bis zu 30 000 Einwohnern ist die Prostitution gesetzlich verboten. „Wir machen hier ja auch keinen Barbetrieb oder so etwas, wir bieten nur Zimmer an und machen Mietverträge mit den Mädchen“, erklärt der jüngere der beiden Geschäftspartner. Und was diese in ihren Zimmern machen, das gehe sie nichts an.
Wenn sie das machen, was die Herren andeuten, dann nennt man das Wohnungsprostitution. Und auch die ist in der Kurstadt illegal. „In Bad Salzungen gibt es keine erlaubte Prostitution“, erklärt Volker Henning, stellvertretender Amtsleiter Sicherheit und Ordnung im Wartburgkreis. Weil die Stadt keine 30 000 Einwohner hat. Hätte sie diese, dann sei die Wohnungsprostitution nicht genehmigungspflichtig. Allerdings regeln viele große Städte ihr Nachtleben und weisen Gebiete aus, in denen Wohnungsprostitution gestattet ist.
Eisenach beispielsweise hat einen Bereich eingegrenzt, in dem die Damen des horizontalen Gewerbes ihre Dienste ganz legal anbieten dürfen: an der Nordseite Rennbahn, Ostseite Kasseler Straße, Mühlhäuser Straße beidseitig, Südseite Bahnhofstraße, Langensalzaer Straße und Südseite Friedensstraße. In der Ringstraße im Gewerbegebiet Stregda wäre sogar ein Bordell genehmigungsfähig. Diese Gebiete hat die Stadt erst im vergangenen Jahr festgelegt. Vorher hatte man Flächen ausgewiesen, an denen es fast unmöglich war, käufliche Liebe anzubieten. „Wir hatten viele Fälle illegaler Prostitution“, erklärt Eisenachs Pressesprecher Klaus Wuggazer. Mit den neuen Sperrbezirken ist Ruhe eingekehrt. „Es gibt Wohnungsprostitution in den erlaubten Gebieten, die genaue Zahl kennen wir aber nicht.“ Weil die Wohnungprostitution nicht melde- oder genehmigungspflichtig ist.
Das Eisenacher Gebiet scheint also „versorgt“. Was zieht die beiden Branchenkenner, die nach eigenen Angaben bundesweit tätig sind, dann in die Provinz Bad Salzungen? Ihre Erklärung: Die Großstädte seien gesättigt, „hier ist es noch ruhig“. Und das nötige Einzugsgebiet für dieses Gewerbe sei durch die Nähe zu Hessen vorhanden.
Stadt wollte Block abreißen
Block-Besitzer Nico Reiß ist froh, einen Käufer für das leer stehende Haus mit den 53 Wohnungen gefunden zu haben. Weil er und sein Geschäftspartner Dirk-Peter Becker Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkamen, wurde schon vor Jahren das Gesamtvollstreckungsverfahren eingeleitet. Immer wieder gab es Kritik der Anwohner, weil der Block mehr und mehr verwahrloste. Um das Problem zu lösen, hatte die Stadt bei einem ersten Zwangsversteigerungstermin 50 000 Euro für den Block geboten. „Im Interesse der Nachbarn wollten wir den Block kaufen und abreißen“, erklärt Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler). Doch die gebotene Summe lag deutlich unter dem Verkehrswert. „Mehr ist uns der Block, der nur noch abgerissen werden kann, nicht wert“, betont Bohl.
Ein zweiter Versteigerungstermin sollte nächstes Frühjahr sein. Wenn Nico Reiß den Block nun aber an die potenziellen Betreiber verkauft, wird dieser Termin hinfällig. „Ich hätte das Objekt lieber an die Stadt verkauft, aber das kam ja nicht zustande“, bedauert Nico Reiß. Er möchte den Klotz gerne loswerden und betont: „Mit der künftigen Nutzung habe ich nichts zu tun.“
Bei der Stadt hat Nico Reiß noch einige offene Rechnungen. „Insgesamt ungefähr 9000 Euro“, sagt der Bürgermeister. Da geht es um unbezahlte Grundsteuer und jede Menge Bußgelder für unterlassene Kehr- und Sicherungspflicht. Um an das Geld zu kommen, hat die Stadt nach jahrelangem erfolglosen Anmahnen Erzwingungshaft beantragt.
Beim Bauamt der Stadt hat Nico Reiß in dieser Woche vorgesprochen und erläutert, dass die Wohnungen in kleinere umgewandelt werden sollen. „Hier müssen wir den Aspekt der Stellplatzanzahl berücksichtigen“, sagt Klaus Bohl. Er sei froh, wenn die Wohnungen endlich wieder instand gesetzt werden. Von den Plänen, die Wohnungen an Damen zu vermieten, die der Prostitution nachgehen, ist im Rathaus nichts bekannt.
Wie viel Geld in den Block gesteckt werden muss, um ihn nach der langen Leerstandsphase wieder bewohnbar zu machen, wissen die beiden Interessenten noch nicht. „Wir finden die Immobilie tauglich.“ Neue Fenster, ein bisschen Farbe und Tapete – mehr werde es wohl nicht. „Die Damen stellen nicht so große Ansprüche. Im Vergleich zu ihrer jetzigen Wohnsituation wird es für sie Luxus sein.“
Das Mehrfamilienhaus steht mitten in einem Wohngebiet, umgeben von anderen Mietbauten. Wie die Nachbarn wohl auf die Pläne reagieren? „Die Nachbarn sind uns egal, die interessieren uns nicht. Wir wollen hier ein Geschäft machen.“ Und das soll im nächsten Herbst losgehen.
mö
http://www.stz-online.de/nachrichten/th ... 448,870507
.
.
Rotlichtmilieu in Bad Salzungen?
Betreibergesellschaft will im Bad Salzunger Wohngebiet „101“ 150 Zimmer an Mädchen vermieten
Bad Salzungen – Ihre Namen wollen die Kaufinteressenten eines leer stehenden Wohnblocks im Bad Salzunger Wohngebiet „101“ nicht nennen, doch was sie zu verkünden haben, „wird hier einschlagen wie eine Bombe“: Aus den 53 Wohnungen sollen 150 Zimmer werden, die an Frauen vermietet werden sollen. Das Wort Prostitution nehmen die Herren in Schlips und Anzug – bewusst oder unbewusst – nicht in den Mund. Doch auch wenn sie es nicht sagen, wird im Gespräch schnell klar, um welches Gewerbe es hier geht. Und in diesem Geschäft, geben die beiden an, würden sie sich gut auskennen. Deshalb wissen sie auch, dass sie mit einem Bordell in Bad Salzungen nicht durchkämen. Denn in Städten mit bis zu 30 000 Einwohnern ist die Prostitution gesetzlich verboten. „Wir machen hier ja auch keinen Barbetrieb oder so etwas, wir bieten nur Zimmer an und machen Mietverträge mit den Mädchen“, erklärt der jüngere der beiden Geschäftspartner. Und was diese in ihren Zimmern machen, das gehe sie nichts an.
Wenn sie das machen, was die Herren andeuten, dann nennt man das Wohnungsprostitution. Und auch die ist in der Kurstadt illegal. „In Bad Salzungen gibt es keine erlaubte Prostitution“, erklärt Volker Henning, stellvertretender Amtsleiter Sicherheit und Ordnung im Wartburgkreis. Weil die Stadt keine 30 000 Einwohner hat. Hätte sie diese, dann sei die Wohnungsprostitution nicht genehmigungspflichtig. Allerdings regeln viele große Städte ihr Nachtleben und weisen Gebiete aus, in denen Wohnungsprostitution gestattet ist.
Eisenach beispielsweise hat einen Bereich eingegrenzt, in dem die Damen des horizontalen Gewerbes ihre Dienste ganz legal anbieten dürfen: an der Nordseite Rennbahn, Ostseite Kasseler Straße, Mühlhäuser Straße beidseitig, Südseite Bahnhofstraße, Langensalzaer Straße und Südseite Friedensstraße. In der Ringstraße im Gewerbegebiet Stregda wäre sogar ein Bordell genehmigungsfähig. Diese Gebiete hat die Stadt erst im vergangenen Jahr festgelegt. Vorher hatte man Flächen ausgewiesen, an denen es fast unmöglich war, käufliche Liebe anzubieten. „Wir hatten viele Fälle illegaler Prostitution“, erklärt Eisenachs Pressesprecher Klaus Wuggazer. Mit den neuen Sperrbezirken ist Ruhe eingekehrt. „Es gibt Wohnungsprostitution in den erlaubten Gebieten, die genaue Zahl kennen wir aber nicht.“ Weil die Wohnungprostitution nicht melde- oder genehmigungspflichtig ist.
Das Eisenacher Gebiet scheint also „versorgt“. Was zieht die beiden Branchenkenner, die nach eigenen Angaben bundesweit tätig sind, dann in die Provinz Bad Salzungen? Ihre Erklärung: Die Großstädte seien gesättigt, „hier ist es noch ruhig“. Und das nötige Einzugsgebiet für dieses Gewerbe sei durch die Nähe zu Hessen vorhanden.
Stadt wollte Block abreißen
Block-Besitzer Nico Reiß ist froh, einen Käufer für das leer stehende Haus mit den 53 Wohnungen gefunden zu haben. Weil er und sein Geschäftspartner Dirk-Peter Becker Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkamen, wurde schon vor Jahren das Gesamtvollstreckungsverfahren eingeleitet. Immer wieder gab es Kritik der Anwohner, weil der Block mehr und mehr verwahrloste. Um das Problem zu lösen, hatte die Stadt bei einem ersten Zwangsversteigerungstermin 50 000 Euro für den Block geboten. „Im Interesse der Nachbarn wollten wir den Block kaufen und abreißen“, erklärt Bad Salzungens Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler). Doch die gebotene Summe lag deutlich unter dem Verkehrswert. „Mehr ist uns der Block, der nur noch abgerissen werden kann, nicht wert“, betont Bohl.
Ein zweiter Versteigerungstermin sollte nächstes Frühjahr sein. Wenn Nico Reiß den Block nun aber an die potenziellen Betreiber verkauft, wird dieser Termin hinfällig. „Ich hätte das Objekt lieber an die Stadt verkauft, aber das kam ja nicht zustande“, bedauert Nico Reiß. Er möchte den Klotz gerne loswerden und betont: „Mit der künftigen Nutzung habe ich nichts zu tun.“
Bei der Stadt hat Nico Reiß noch einige offene Rechnungen. „Insgesamt ungefähr 9000 Euro“, sagt der Bürgermeister. Da geht es um unbezahlte Grundsteuer und jede Menge Bußgelder für unterlassene Kehr- und Sicherungspflicht. Um an das Geld zu kommen, hat die Stadt nach jahrelangem erfolglosen Anmahnen Erzwingungshaft beantragt.
Beim Bauamt der Stadt hat Nico Reiß in dieser Woche vorgesprochen und erläutert, dass die Wohnungen in kleinere umgewandelt werden sollen. „Hier müssen wir den Aspekt der Stellplatzanzahl berücksichtigen“, sagt Klaus Bohl. Er sei froh, wenn die Wohnungen endlich wieder instand gesetzt werden. Von den Plänen, die Wohnungen an Damen zu vermieten, die der Prostitution nachgehen, ist im Rathaus nichts bekannt.
Wie viel Geld in den Block gesteckt werden muss, um ihn nach der langen Leerstandsphase wieder bewohnbar zu machen, wissen die beiden Interessenten noch nicht. „Wir finden die Immobilie tauglich.“ Neue Fenster, ein bisschen Farbe und Tapete – mehr werde es wohl nicht. „Die Damen stellen nicht so große Ansprüche. Im Vergleich zu ihrer jetzigen Wohnsituation wird es für sie Luxus sein.“
Das Mehrfamilienhaus steht mitten in einem Wohngebiet, umgeben von anderen Mietbauten. Wie die Nachbarn wohl auf die Pläne reagieren? „Die Nachbarn sind uns egal, die interessieren uns nicht. Wir wollen hier ein Geschäft machen.“ Und das soll im nächsten Herbst losgehen.
mö
http://www.stz-online.de/nachrichten/th ... 448,870507
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- Registriert: 01.08.2006, 14:30
- Ich bin: Keine Angabe
Abolitionismus oder Prohibitionismus?
Wittenberg
So gab es bis zu Luthers Zeiten ein "Frauenhaus", hierbei handelte es sich um ein Bordell in der Nähe des Franziskanerklosters.
Eingerichtet wurde es, um die Prostitution unter städtischer Kontrolle zu halten.
Auf Luthers Proteste hin wurde es geschlossen.
http://www.supersonntag-web.de/scms_sho ... entry=7174
Abolitionismus:
Es wurde geschlossen, weil man die Kontrolle und Internierung der Frauen nicht dultete.
Prohibitionismus:
Es wurde geschlossen, weil Prostitution nicht geduldet wurde.
.
So gab es bis zu Luthers Zeiten ein "Frauenhaus", hierbei handelte es sich um ein Bordell in der Nähe des Franziskanerklosters.
Eingerichtet wurde es, um die Prostitution unter städtischer Kontrolle zu halten.
Auf Luthers Proteste hin wurde es geschlossen.
http://www.supersonntag-web.de/scms_sho ... entry=7174
Abolitionismus:
Es wurde geschlossen, weil man die Kontrolle und Internierung der Frauen nicht dultete.
Prohibitionismus:
Es wurde geschlossen, weil Prostitution nicht geduldet wurde.
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 28.01.2009, 01:22, insgesamt 1-mal geändert.
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- Senior Admin
- Beiträge: 5025
- Registriert: 08.05.2008, 15:31
- Wohnort: Minden
- Ich bin: SexarbeiterIn
09.01.2009
Hundertfünfzig Frauen auf der „101“ ?
Bad Salzungen fürchtet um den Ruf, wenn Investoren ihre Pläne verwirklichen und einen Plattenbau an Frauen vermieten
Von Redaktionsmitglied Ilga Gäbler
Bad Salzungen – „So eine dumme Idee“, urteilt die alte Dame und schüttelt den Kopf: „Mitten im Wohngebiet, bei uns in Bad Salzungen.“ Sie ist auf dem Weg zur Kaufhalle an diesem Wintermorgen. Mit einer Hand stützt sie sich auf ihren Gehwagen, mit der anderen zeigt sie auf einen Neubaublock. Vor Wochen ist der schon ins Gerede gekommen, und seither hält sich das Stadtgespräch übers Freudenhaus in der Provinz. Das Wort „Bordell“ will der Dame nicht über die Lippen kommen. Sie ist wie viele Bad Salzunger ganz und gar nicht glücklich über einen eventuellen gewerblichen Zuwachs aus dem Rotlichtmilieu.
Sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, fällt beim Anblick des heruntergekommenen Blocks schwer. Er steht auf der „101“, wie Einheimische das Platten-Viertel aus DDR-Zeiten nennen, und ist derzeit wahrlich kein Objekt der Begierde. Zwischen all den mittlerweile aufgepeppten Artgenossen wirkt er wie ein Fremdkörper, ist eher Ruine als Wohnhaus. Schon lange hat er keinen offiziellen Mieter mehr beherbergt. Fenster stehen sperrangelweit auf. Scheiben sind eingeschlagen. Metallgeflechte ersetzen verschwundene Haustüren. Die alte Dame ist erbost: „Das ist ein Schandfleck. So kann“s nicht bleiben.“
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150 weibliche
Mieterinnen
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Nun soll wieder Leben einkehren in die leere Platte – mehr als manchem Nachbarn und der Stadt lieb ist. 150 weibliche Mieterinnen werden nach den Plänen zweier Investoren nackte Tatsachen schaffen und erotische Dienstleistungen an den Mann bringen.
Seit das bekannt wurde, steht das Telefon von Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler) nicht mehr still. Anwohner schlagen Alarm. Die Stadt soll sich wehren. „Nichts gegen das älteste Gewerbe der Welt“, sagt ein junger Mann. „Aber nicht direkt in der Nachbarschaft und nicht so viele Prostituierte auf einmal.“ Auf seinen Schultern sitzt das Töchterchen. „Hier wohnen Familien mit Kindern. In der Nähe sind Jugendclub und Schule. Das passt nicht zusammen. Kommen die Frauen, ziehen viele junge Ehepaare weg. Das weiß ich aus meinem Bekanntenkreis. Man sollte den Block abreißen und einen Kinderspielplatz anlegen. Den brauchen wir, aber ein riesiges Freudenhaus nicht.“
Indes fürchtet die Kur- und Kreisstadt um ihren guten Ruf. „Wir wollen den Block ja kaufen und abreißen“, erklärt der Bürgermeister. Eigentümer ist ein Unternehmer aus Neumünster, der seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllte. Im vergangenen Herbst gab“s für die Platte einen ersten Zwangsversteigerungstermin. Die Stadt war der einzige Interessent und bot 50 000 Euro. „Obwohl der Block nichts mehr wert ist“, erläutert Bohl. Doch er wollte dem ewigen Ärger mit dem maroden Haus ein Ende setzen.
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Block ist mehr wert
als 50 000 Euro
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„Der Besitzer lässt alles schleifen. Wir räumen Schnee und streuen. Immer wieder müssen wir Mitarbeiter vom Bauhof rausschicken, um das Haus zu sichern, damit es nicht zur Gefahr für spielende Kinder wird“, klagt Bohl. Aber der Plan der Stadt platzte. Das Verkehrswertgutachten – es geht von einem voll vermieteten Haus aus – sieht einen höheren Preis als 50 000 Euro vor.
Da tauchte Nico Reiß, der Besitzer des Neubaublocks, im Bad Salzunger Rathaus auf. Ihn begleiteten zwei Herren – im feinen Zwirn, gut aussehend und braun gebrannt. Nein, vorgestellt hätten sie sich nicht, erinnert sich die Sachbearbeiterin im Bauamt. „Unterlagen haben sie verlangt, weil sie den Block umbauen wollen.“ Aus den bisher 53 Wohnungen sollen 150 werden – für Frauen, die sich als Selbstständige einmieten. Was hinter den Türen ablaufen wird, darüber schwiegen die Herren im Anzug. Schließlich sollen Thüringens Sittenwächter ihnen nicht an die Wäsche gehen können. Dennoch für Bürgermeister Bohl ist klar: Es geht um Wohnungsprostitution.
Block-Besitzer Reiß will als neue Eigentümer Profis aus dem Rotlichtmilieu angeheuert haben. „Sie sind deutschlandweit in der Branche tätig. Eine Münchner Unternehmensberatung hat sie mir empfohlen“, erklärt er.
Dann sollten die Herren auch wissen, was die so genannte Thüringer Verordnung zur Regelung der Prostitution vorschreibt: In Kommunen wie Bad Salzungen mit weniger als 30 000 Einwohnern ist jegliches horizontale Gewerbe tabu.
Doch Reiß lässt an den ernsten Absichten der Käufer keinerlei Zweifel. Hinter vorgehaltener Hand sei die Rede von einem „Riesen-Puff“, sagt er. Dass das Etablissement für Bad Salzungen zu einem schlüpfrigen Akt werden kann, interessiert ihn wenig. „Ich muss Gläubiger bedienen und einen vernünftigen Preis für den Wohnblock erzielen.“ Reiß rechnet damit, dass nach der Planungsphase im Frühjahr mit dem Umbau begonnen werden kann.
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Sündiges Nachtleben
nicht zulassen
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Fest entschlossen ist auch Bürgermeister Klaus Bohl. Er will dem sündigen Nachtleben auf der „101“ auf jeden Fall einen Riegel vorschieben. „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten nutzen, um das Vorhaben zu verhindern.“ Und Bohl hofft im Stillen, dass sich das Mega-Bordell als Riesen-Bluff entpuppt. Denn wer geht schon im voraus mit einem Projekt hausieren, von dem er weiß, dass es illegal ist? „Vielleicht will man Druck auf uns ausüben, damit wir für den Block tiefer in die Stadtkasse greifen“, mutmaßt der Stadtchef.
Geheim hält Reiß zudem Namen und Telefonnummern der beiden Investoren. „Der Rummel um die Sache ist derzeit zu groß“, begründet er sein Schweigen auf unsere Anfrage.
Derweil sind sich Kenner der Branche einig: Lange kann das Geschäft mit der Lust in den in Bad Salzungen geplanten Dimensionen nicht im Verborgenen blühen. „Wenn sich hier in der Provinz acht bis zehn Frauen freiwillig für diesen Job melden, dann müssen Sie großes Glück haben“, sagt der Anwalt des Besitzers der Etablissements am Suhler Königswasser. Dort ist es eine gewerbliche Zimmervermietung mit behördlicher Duldung. Nach Hudeleien und einer vorübergehenden Schließung habe man einen neuen Betreiber gefunden, verrät der Anwalt. Das Geschäft sei freilich an Auflagen geknüpft: Krankenversicherung für die Frauen, deren regelmäßige Untersuchungen im Gesundheitsamt und die Zahlung von Gewerbesteuer.
Ebenso legal wie in Suhl bestreiten auch in Eisenach Frauen mit Wohnungsprostitution ihren Lebensunterhalt. Erst 2007 habe die Stadt dafür per Verordnung bestimmte Gebiete ausgewiesen, berichtet Stadt-Sprecherin Petra Lürtzing. „Mit dieser Regelung können die Eisenacher gut leben.“ Doch Eisenach und auch Suhl kommen auf mehr als 30 000 Einwohner und erfüllen damit die gesetzliche Grundvoraussetzung. Bad Salzungen jedoch nicht.
Im Vorfeld rechtlich gegen das Ansinnen der Käufer – die Nutzung von Wohnraum – vorzugehen, wird für die Stadt schwierig, stellt Bernhard Schäfer, Vize-Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, fest. Doch sind die Damen erst mal eingezogen, braucht die Stadt einen langen Atem. Denn dann muss sie nachweisen, dass dort nicht nur gewohnt, sondern auch für Geld geliebt wird.
Das zuständige Landesverwaltungsamt in Weimar lässt das angekündigte heiße Geschäft in Bad Salzungen hingegen kalt. „Sollen die Herren ruhig investieren und den Block renovieren. Gibt es dort Wohnungsprostitution, machen wir ihn dicht. Das wäre nicht das erste Mal in Thüringen“, kündigt Behördensprecher Adalbert Alexy an.
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Gesetzesänderung
nicht in Sicht
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Auch für den Meininger Staatsanwalt Thomas Schroeder liegen die Dinge klar auf der Hand. Erwische man eine der Damen, werde das als Ordnungswidrigkeit geahndet und als Straftat, wenn es zum wiederholten Male passiere. Aber was wird mit dem „ahnungslosen“ Vermieter? Auch der könne wegen Beihilfe zur Verantwortung gezogen werden, sagt der Staatsanwalt. Eine Änderung des derzeit gültigen Thüringer Prostitutionsgesetzes ist nicht in Sicht, obwohl es umstritten ist. Knackpunkt ist, ob es gegen das Grundrecht der freien Berufsausübung und die Verfassung verstößt. Erst jüngst habe der erste Strafsenat des Oberlandesgerichtes in Jena die jetzige Regelung für rechtens befunden, gibt Gerichtssprecherin Sonja Friebertshäuser Auskunft. Der Senat habe die Verurteilung einer Südthüringerin bestätigt, die in einer Wohnung illegal der Prostitution nachgegangen war.
In Bad Salzungen ist der Neubaublock, in dem das Laster wohnen soll, bislang nur Stadtgespräch. Schaffen die neuen Käufer tatsächlich Fakten, dann, so kündigt Bürgermeister Bohl an, werde sich die Stadt nicht durch nackte Tatsachen erpressen lassen.
http://www.freies-wort.de/nachrichten/t ... 402,917890
Hundertfünfzig Frauen auf der „101“ ?
Bad Salzungen fürchtet um den Ruf, wenn Investoren ihre Pläne verwirklichen und einen Plattenbau an Frauen vermieten
Von Redaktionsmitglied Ilga Gäbler
Bad Salzungen – „So eine dumme Idee“, urteilt die alte Dame und schüttelt den Kopf: „Mitten im Wohngebiet, bei uns in Bad Salzungen.“ Sie ist auf dem Weg zur Kaufhalle an diesem Wintermorgen. Mit einer Hand stützt sie sich auf ihren Gehwagen, mit der anderen zeigt sie auf einen Neubaublock. Vor Wochen ist der schon ins Gerede gekommen, und seither hält sich das Stadtgespräch übers Freudenhaus in der Provinz. Das Wort „Bordell“ will der Dame nicht über die Lippen kommen. Sie ist wie viele Bad Salzunger ganz und gar nicht glücklich über einen eventuellen gewerblichen Zuwachs aus dem Rotlichtmilieu.
Sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, fällt beim Anblick des heruntergekommenen Blocks schwer. Er steht auf der „101“, wie Einheimische das Platten-Viertel aus DDR-Zeiten nennen, und ist derzeit wahrlich kein Objekt der Begierde. Zwischen all den mittlerweile aufgepeppten Artgenossen wirkt er wie ein Fremdkörper, ist eher Ruine als Wohnhaus. Schon lange hat er keinen offiziellen Mieter mehr beherbergt. Fenster stehen sperrangelweit auf. Scheiben sind eingeschlagen. Metallgeflechte ersetzen verschwundene Haustüren. Die alte Dame ist erbost: „Das ist ein Schandfleck. So kann“s nicht bleiben.“
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150 weibliche
Mieterinnen
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Nun soll wieder Leben einkehren in die leere Platte – mehr als manchem Nachbarn und der Stadt lieb ist. 150 weibliche Mieterinnen werden nach den Plänen zweier Investoren nackte Tatsachen schaffen und erotische Dienstleistungen an den Mann bringen.
Seit das bekannt wurde, steht das Telefon von Bürgermeister Klaus Bohl (Freie Wähler) nicht mehr still. Anwohner schlagen Alarm. Die Stadt soll sich wehren. „Nichts gegen das älteste Gewerbe der Welt“, sagt ein junger Mann. „Aber nicht direkt in der Nachbarschaft und nicht so viele Prostituierte auf einmal.“ Auf seinen Schultern sitzt das Töchterchen. „Hier wohnen Familien mit Kindern. In der Nähe sind Jugendclub und Schule. Das passt nicht zusammen. Kommen die Frauen, ziehen viele junge Ehepaare weg. Das weiß ich aus meinem Bekanntenkreis. Man sollte den Block abreißen und einen Kinderspielplatz anlegen. Den brauchen wir, aber ein riesiges Freudenhaus nicht.“
Indes fürchtet die Kur- und Kreisstadt um ihren guten Ruf. „Wir wollen den Block ja kaufen und abreißen“, erklärt der Bürgermeister. Eigentümer ist ein Unternehmer aus Neumünster, der seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllte. Im vergangenen Herbst gab“s für die Platte einen ersten Zwangsversteigerungstermin. Die Stadt war der einzige Interessent und bot 50 000 Euro. „Obwohl der Block nichts mehr wert ist“, erläutert Bohl. Doch er wollte dem ewigen Ärger mit dem maroden Haus ein Ende setzen.
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Block ist mehr wert
als 50 000 Euro
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„Der Besitzer lässt alles schleifen. Wir räumen Schnee und streuen. Immer wieder müssen wir Mitarbeiter vom Bauhof rausschicken, um das Haus zu sichern, damit es nicht zur Gefahr für spielende Kinder wird“, klagt Bohl. Aber der Plan der Stadt platzte. Das Verkehrswertgutachten – es geht von einem voll vermieteten Haus aus – sieht einen höheren Preis als 50 000 Euro vor.
Da tauchte Nico Reiß, der Besitzer des Neubaublocks, im Bad Salzunger Rathaus auf. Ihn begleiteten zwei Herren – im feinen Zwirn, gut aussehend und braun gebrannt. Nein, vorgestellt hätten sie sich nicht, erinnert sich die Sachbearbeiterin im Bauamt. „Unterlagen haben sie verlangt, weil sie den Block umbauen wollen.“ Aus den bisher 53 Wohnungen sollen 150 werden – für Frauen, die sich als Selbstständige einmieten. Was hinter den Türen ablaufen wird, darüber schwiegen die Herren im Anzug. Schließlich sollen Thüringens Sittenwächter ihnen nicht an die Wäsche gehen können. Dennoch für Bürgermeister Bohl ist klar: Es geht um Wohnungsprostitution.
Block-Besitzer Reiß will als neue Eigentümer Profis aus dem Rotlichtmilieu angeheuert haben. „Sie sind deutschlandweit in der Branche tätig. Eine Münchner Unternehmensberatung hat sie mir empfohlen“, erklärt er.
Dann sollten die Herren auch wissen, was die so genannte Thüringer Verordnung zur Regelung der Prostitution vorschreibt: In Kommunen wie Bad Salzungen mit weniger als 30 000 Einwohnern ist jegliches horizontale Gewerbe tabu.
Doch Reiß lässt an den ernsten Absichten der Käufer keinerlei Zweifel. Hinter vorgehaltener Hand sei die Rede von einem „Riesen-Puff“, sagt er. Dass das Etablissement für Bad Salzungen zu einem schlüpfrigen Akt werden kann, interessiert ihn wenig. „Ich muss Gläubiger bedienen und einen vernünftigen Preis für den Wohnblock erzielen.“ Reiß rechnet damit, dass nach der Planungsphase im Frühjahr mit dem Umbau begonnen werden kann.
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Sündiges Nachtleben
nicht zulassen
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Fest entschlossen ist auch Bürgermeister Klaus Bohl. Er will dem sündigen Nachtleben auf der „101“ auf jeden Fall einen Riegel vorschieben. „Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten nutzen, um das Vorhaben zu verhindern.“ Und Bohl hofft im Stillen, dass sich das Mega-Bordell als Riesen-Bluff entpuppt. Denn wer geht schon im voraus mit einem Projekt hausieren, von dem er weiß, dass es illegal ist? „Vielleicht will man Druck auf uns ausüben, damit wir für den Block tiefer in die Stadtkasse greifen“, mutmaßt der Stadtchef.
Geheim hält Reiß zudem Namen und Telefonnummern der beiden Investoren. „Der Rummel um die Sache ist derzeit zu groß“, begründet er sein Schweigen auf unsere Anfrage.
Derweil sind sich Kenner der Branche einig: Lange kann das Geschäft mit der Lust in den in Bad Salzungen geplanten Dimensionen nicht im Verborgenen blühen. „Wenn sich hier in der Provinz acht bis zehn Frauen freiwillig für diesen Job melden, dann müssen Sie großes Glück haben“, sagt der Anwalt des Besitzers der Etablissements am Suhler Königswasser. Dort ist es eine gewerbliche Zimmervermietung mit behördlicher Duldung. Nach Hudeleien und einer vorübergehenden Schließung habe man einen neuen Betreiber gefunden, verrät der Anwalt. Das Geschäft sei freilich an Auflagen geknüpft: Krankenversicherung für die Frauen, deren regelmäßige Untersuchungen im Gesundheitsamt und die Zahlung von Gewerbesteuer.
Ebenso legal wie in Suhl bestreiten auch in Eisenach Frauen mit Wohnungsprostitution ihren Lebensunterhalt. Erst 2007 habe die Stadt dafür per Verordnung bestimmte Gebiete ausgewiesen, berichtet Stadt-Sprecherin Petra Lürtzing. „Mit dieser Regelung können die Eisenacher gut leben.“ Doch Eisenach und auch Suhl kommen auf mehr als 30 000 Einwohner und erfüllen damit die gesetzliche Grundvoraussetzung. Bad Salzungen jedoch nicht.
Im Vorfeld rechtlich gegen das Ansinnen der Käufer – die Nutzung von Wohnraum – vorzugehen, wird für die Stadt schwierig, stellt Bernhard Schäfer, Vize-Geschäftsführer des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes, fest. Doch sind die Damen erst mal eingezogen, braucht die Stadt einen langen Atem. Denn dann muss sie nachweisen, dass dort nicht nur gewohnt, sondern auch für Geld geliebt wird.
Das zuständige Landesverwaltungsamt in Weimar lässt das angekündigte heiße Geschäft in Bad Salzungen hingegen kalt. „Sollen die Herren ruhig investieren und den Block renovieren. Gibt es dort Wohnungsprostitution, machen wir ihn dicht. Das wäre nicht das erste Mal in Thüringen“, kündigt Behördensprecher Adalbert Alexy an.
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Gesetzesänderung
nicht in Sicht
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Auch für den Meininger Staatsanwalt Thomas Schroeder liegen die Dinge klar auf der Hand. Erwische man eine der Damen, werde das als Ordnungswidrigkeit geahndet und als Straftat, wenn es zum wiederholten Male passiere. Aber was wird mit dem „ahnungslosen“ Vermieter? Auch der könne wegen Beihilfe zur Verantwortung gezogen werden, sagt der Staatsanwalt. Eine Änderung des derzeit gültigen Thüringer Prostitutionsgesetzes ist nicht in Sicht, obwohl es umstritten ist. Knackpunkt ist, ob es gegen das Grundrecht der freien Berufsausübung und die Verfassung verstößt. Erst jüngst habe der erste Strafsenat des Oberlandesgerichtes in Jena die jetzige Regelung für rechtens befunden, gibt Gerichtssprecherin Sonja Friebertshäuser Auskunft. Der Senat habe die Verurteilung einer Südthüringerin bestätigt, die in einer Wohnung illegal der Prostitution nachgegangen war.
In Bad Salzungen ist der Neubaublock, in dem das Laster wohnen soll, bislang nur Stadtgespräch. Schaffen die neuen Käufer tatsächlich Fakten, dann, so kündigt Bürgermeister Bohl an, werde sich die Stadt nicht durch nackte Tatsachen erpressen lassen.
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8.6.2009
Im Plattenbaurevier herrscht Rotlichtalarm
In einem thüringischen Kurort formiert sich wie in vielen anderen Kommunen zuvor Widerstand gegen ein geplantes Bordell
Die Kleinstadt Bad Salzungen wehrt sich vehement gegen ein geplantes Bordell. Aber es ist nicht leicht für eine Kommune, gewerbliche Unzucht zu verhindern. Viele Bundesländer haben bereits eigene Regeln geschaffen, doch auch diese lassen sich geschickt umgehen.
Von Harald Lachmann, Erfurt
Die beiden Lehrlinge grinsen. "Da gehe ich auch mal hin, ist doch spannend", sagt der eine. "Meine Mutter wirft mich raus, wenn ich das tue", sagt der andere. Und eine ältere Dame von nebenan befürchtet, "dass da vielleicht die Kondome auf dem Fußweg liegen - und die Kinder spielen damit".
Seit zwei Investoren planen, in einem leerstehenden Wohnblock in der "101" ein Bordell zu etablieren, herrscht hier Aufruhr. "101" nennt der Volksmund ein Plattenbauviertel am Rande der thüringischen Kurstadt Bad Salzungen, das an der Bundesstraße nach Hessen liegt. Doch den Verkehr, der hier von Herbst an rollen soll, wollen das Rathaus und die Einwohner noch verhindern.
Dabei ist jener Block schon jetzt allen ein Dorn im Auge. Er wirkt heruntergekommen, Fenster sind eingeschlagen, Türen notdürftig vernagelt. Nico Reiß aus dem holsteinischen Neumünster hat den Betonquader mit 53 Wohnungen nach der Einheit erworben. Heute ist er überschuldet, will ihn loswerden. Die Stadt wollte es schon erwerben, bot 50 000 Euro, nur um es abreißen zu können. Offenbar zu wenig, denn Reiß traf unterdessen jene Anwärter aus dem Rotlichtmilieu. Sie planen eine Anlage mit 150 Apartments, die sie dann bald an Damen aus dem erotischen Gewerbe vermieten.
Der Bürgermeister Klaus Bohl will alle rechtlichen Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Die Gesetzeslage im föderalen Deutschland ist jedoch verworren. Nach Paragraf 184 e des Strafgesetzbuches macht sich nur strafbar, wer der Prostitution "in der Nähe einer Schule oder einer anderen Örtlichkeit, die zum Besuch durch Minderjährige bestimmt ist, oder in einem Haus, in dem Minderjährige wohnen, nachgeht und die Minderjährigen dadurch sittlich gefährdet". Da das ein Gummiparagraf ist, erließen manche Länder noch eigene Regelungen. In Baden-Württemberg sind Freudenhäuser in Orten mit weniger als 35 000 Einwohnern tabu. In Bayern und Thüringen liegt diese Grenze bei 30 000 Einwohnern, in Sachsen bei 50 000. Freizügiger geht es in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu, dort kennt man keine Rotlichtsperrbezirke.
In Bad Salzungen klammert man sich nun an die 30 000-Einwohner-Grenze. Rückenwind erhielt man vom Oberlandesgericht Jena: Es bestätigte die Verurteilung einer Frau in einer Kleinstadt, die in ihren vier Wänden gewerbsmäßige Unzucht betrieb. Doch jene Landesregelungen sind umstritten. Kritiker monieren, sie verstießen gegen das Grundrecht der freien Berufsausübung.
Im ältesten Gewerbe der Menschheit, dem hierzulande schätzungsweise 400 000 Frauen professionell nachgehen, weiß man Gesetze zu umgehen. So lässt sich keinem Hausbesitzer verwehren, seine Räume an Damen zu vermieten. Zudem trifft man auf allerlei Spielarten von Prostitution, in Clubs, Saunen, Swinger-Lokalen. Oft handelt es sich um weitaus kleinere Orte, etwa das 2200-Seelen-Nest Gräfinau-Angstedt in Thüringen. Hier bietet direkt am Markt das La Bella einen speziellen Service an. Um das Prostitutionsverbot zu umgehen, beantragte der Wirt ein Gewerbe für Zimmervermietung und trug sich als Entertainment-Dienstleister ein. Denn zum Haus gehört auch eine kleine Bühne, auf der die Mädchen tanzen.
Auch im 850-Seelen-Ort Tetenhusen in Schleswig-Holstein lockt das Haus mit Herz Männer an. Der Bürgermeister sieht das Dorfleben "nicht beeinträchtigt". Ähnliches gilt für Wöbbelin bei Schwerin, wo das Cherie logiert. In dem Club kann man sich als Mitglied auf den Zimmern vergnügen, obwohl auch in Mecklenburg-Vorpommern Bordelle in Orten mit weniger als 15 000 Einwohnern verboten sind. Dagegen ahnte das bayerische Erding, als es 1999 den 30 000. Einwohner feierte, nichts von den Schattenseiten: prompt flatterten vier Anträge auf Eröffnung eines Bordells ins Rathaus.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... alarm.html
Im Plattenbaurevier herrscht Rotlichtalarm
In einem thüringischen Kurort formiert sich wie in vielen anderen Kommunen zuvor Widerstand gegen ein geplantes Bordell
Die Kleinstadt Bad Salzungen wehrt sich vehement gegen ein geplantes Bordell. Aber es ist nicht leicht für eine Kommune, gewerbliche Unzucht zu verhindern. Viele Bundesländer haben bereits eigene Regeln geschaffen, doch auch diese lassen sich geschickt umgehen.
Von Harald Lachmann, Erfurt
Die beiden Lehrlinge grinsen. "Da gehe ich auch mal hin, ist doch spannend", sagt der eine. "Meine Mutter wirft mich raus, wenn ich das tue", sagt der andere. Und eine ältere Dame von nebenan befürchtet, "dass da vielleicht die Kondome auf dem Fußweg liegen - und die Kinder spielen damit".
Seit zwei Investoren planen, in einem leerstehenden Wohnblock in der "101" ein Bordell zu etablieren, herrscht hier Aufruhr. "101" nennt der Volksmund ein Plattenbauviertel am Rande der thüringischen Kurstadt Bad Salzungen, das an der Bundesstraße nach Hessen liegt. Doch den Verkehr, der hier von Herbst an rollen soll, wollen das Rathaus und die Einwohner noch verhindern.
Dabei ist jener Block schon jetzt allen ein Dorn im Auge. Er wirkt heruntergekommen, Fenster sind eingeschlagen, Türen notdürftig vernagelt. Nico Reiß aus dem holsteinischen Neumünster hat den Betonquader mit 53 Wohnungen nach der Einheit erworben. Heute ist er überschuldet, will ihn loswerden. Die Stadt wollte es schon erwerben, bot 50 000 Euro, nur um es abreißen zu können. Offenbar zu wenig, denn Reiß traf unterdessen jene Anwärter aus dem Rotlichtmilieu. Sie planen eine Anlage mit 150 Apartments, die sie dann bald an Damen aus dem erotischen Gewerbe vermieten.
Der Bürgermeister Klaus Bohl will alle rechtlichen Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Die Gesetzeslage im föderalen Deutschland ist jedoch verworren. Nach Paragraf 184 e des Strafgesetzbuches macht sich nur strafbar, wer der Prostitution "in der Nähe einer Schule oder einer anderen Örtlichkeit, die zum Besuch durch Minderjährige bestimmt ist, oder in einem Haus, in dem Minderjährige wohnen, nachgeht und die Minderjährigen dadurch sittlich gefährdet". Da das ein Gummiparagraf ist, erließen manche Länder noch eigene Regelungen. In Baden-Württemberg sind Freudenhäuser in Orten mit weniger als 35 000 Einwohnern tabu. In Bayern und Thüringen liegt diese Grenze bei 30 000 Einwohnern, in Sachsen bei 50 000. Freizügiger geht es in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu, dort kennt man keine Rotlichtsperrbezirke.
In Bad Salzungen klammert man sich nun an die 30 000-Einwohner-Grenze. Rückenwind erhielt man vom Oberlandesgericht Jena: Es bestätigte die Verurteilung einer Frau in einer Kleinstadt, die in ihren vier Wänden gewerbsmäßige Unzucht betrieb. Doch jene Landesregelungen sind umstritten. Kritiker monieren, sie verstießen gegen das Grundrecht der freien Berufsausübung.
Im ältesten Gewerbe der Menschheit, dem hierzulande schätzungsweise 400 000 Frauen professionell nachgehen, weiß man Gesetze zu umgehen. So lässt sich keinem Hausbesitzer verwehren, seine Räume an Damen zu vermieten. Zudem trifft man auf allerlei Spielarten von Prostitution, in Clubs, Saunen, Swinger-Lokalen. Oft handelt es sich um weitaus kleinere Orte, etwa das 2200-Seelen-Nest Gräfinau-Angstedt in Thüringen. Hier bietet direkt am Markt das La Bella einen speziellen Service an. Um das Prostitutionsverbot zu umgehen, beantragte der Wirt ein Gewerbe für Zimmervermietung und trug sich als Entertainment-Dienstleister ein. Denn zum Haus gehört auch eine kleine Bühne, auf der die Mädchen tanzen.
Auch im 850-Seelen-Ort Tetenhusen in Schleswig-Holstein lockt das Haus mit Herz Männer an. Der Bürgermeister sieht das Dorfleben "nicht beeinträchtigt". Ähnliches gilt für Wöbbelin bei Schwerin, wo das Cherie logiert. In dem Club kann man sich als Mitglied auf den Zimmern vergnügen, obwohl auch in Mecklenburg-Vorpommern Bordelle in Orten mit weniger als 15 000 Einwohnern verboten sind. Dagegen ahnte das bayerische Erding, als es 1999 den 30 000. Einwohner feierte, nichts von den Schattenseiten: prompt flatterten vier Anträge auf Eröffnung eines Bordells ins Rathaus.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/p ... alarm.html
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RE: Lokalnachrichten: BAD SALZUNGEN, WEIMAR ... & THÜRIN
Prostituierte plagt bei Kontrolle das Gewissen
EHRLICHE FRAU
A9/Berg - Eine Routinekontrolle führten die Schleierfahnder am Mittwoch bei einem Fahrzeug aus Thüringen durch - und waren freudig überrascht: Die 31-jährige Mitfahrerin plagte offensichtlich während der Kontrolle derart das Gewissen, dass sie einen Haftbefehl, der gegen sie bestand, den Beamten freimütig offenbarte.
Ironischerweise fanden die Beamten aber keine derartige Fahndungsnotierung im Polizeicomputer. Die Frau, die wohl dem „Horizontalen Gewerbe“ nachgeht, war nämlich schneller, als die Polizei erlaubt.
Die Ausschreibung war, wie die Überprüfung durch die Beamten ergab, noch nicht „im System“. Die Frau konnte aber schließlich weiter ihre Freiheit genießen, da mit der Zahlung von 300 Euro die Sache aus der Welt zu schaffen war.
http://www.frankenpost.de/nachrichten/h ... 38,1256548
--------------------------
Ich frage mich, wieso die Beamten bzw. Journalisten wissen können, dass die Dame "wohl dem Horizontalen Gewerbe nachgeht"... und ich frage mich weiters, in wie fern diese Annahme für die LeserInnen der Frankenpost wichtig sein könnte... Wo liegt der "Mehrwert" der Information?
christian
EHRLICHE FRAU
A9/Berg - Eine Routinekontrolle führten die Schleierfahnder am Mittwoch bei einem Fahrzeug aus Thüringen durch - und waren freudig überrascht: Die 31-jährige Mitfahrerin plagte offensichtlich während der Kontrolle derart das Gewissen, dass sie einen Haftbefehl, der gegen sie bestand, den Beamten freimütig offenbarte.
Ironischerweise fanden die Beamten aber keine derartige Fahndungsnotierung im Polizeicomputer. Die Frau, die wohl dem „Horizontalen Gewerbe“ nachgeht, war nämlich schneller, als die Polizei erlaubt.
Die Ausschreibung war, wie die Überprüfung durch die Beamten ergab, noch nicht „im System“. Die Frau konnte aber schließlich weiter ihre Freiheit genießen, da mit der Zahlung von 300 Euro die Sache aus der Welt zu schaffen war.
http://www.frankenpost.de/nachrichten/h ... 38,1256548
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Ich frage mich, wieso die Beamten bzw. Journalisten wissen können, dass die Dame "wohl dem Horizontalen Gewerbe nachgeht"... und ich frage mich weiters, in wie fern diese Annahme für die LeserInnen der Frankenpost wichtig sein könnte... Wo liegt der "Mehrwert" der Information?
christian
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Böse Zungen (oder Legalisten) würden ja behaupten, dass mit den Kasernen in Bad Salzungen und Erfurt das die Hauptorte für "illegale" Prostitution wären. Andererseits wurde ja Thüringen wie Sachsen seit der Wende durch ganze Abschlussklassen von Juristen unterwandert. Siehe hier im Forum: Studio Jasmin, ect. Mal davon abgesehen haben die Hell's Angels in Erfurt ihren 3. Club eröffnet, das Bandidos Chapter Jena, mit Sitz in Weimar (wer will schon in Jena leben?! Hohe Mieten.) wurde zerschlagen, ferner stammen die Mörder des Mafiamordes in Duisburg aus Erfurt, wo man billig bei zwei Ntrangethafamilien italienisch essen kann, die übrigens das Gildehaus "Breiter Herd" neben dem Rathaus angezündet haben (wir erinnern uns, Kiloweise Blumen wegen dem Amoklauf), weil sie "Angst" vor der Steuerfahndung hatten.
Und die Polizei wird eingespart. Außer mittwochs, wenn Gera dicht ist und man dort kontrolliert wird.
Thüringen....... um dich zu retten braucht es einen absoluten Monarchen. Mein Herz blutet.
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09.10.10
Erfurter Rotlichtszene stehen unruhige Zeiten bevor
Das Rotlichtmilieu fällt in Thüringen kaum auf, Straßenprostitution ist landesweit verboten. Die Wohnungen, in denen viele der Prostituierten arbeiten, sind zumeist unscheinbar. Die Lebensbedingungen, unter denen Frauen dort anschaffen, menschenunwürdig. Nach außen herrscht Ruhe in der Szene. Das könnte bald vorbei sein.
Erfurt. Sie lächelt und ist guter Laune. "Sag Laura zu mir, das ist mein Arbeitsname."
Die 37-Jährige lebt als Prostituierte in Thüringen. An Erfurt erinnert sich die ungarische Lehrerin nur mit Unbehagen. Sie spricht von einem Appartement - die Behörden reden von Wohnungsprostitution.
Davon ist die Landeshauptstadt inzwischen durchsetzt. Eingeweihte schätzen, dass es in Erfurt bis zu 40 dieser Wohnungen gibt, in denen Frauen Männer gegen Geld empfangen. Das Geschäft lohnt sich für Vermieter und Zuhälter. Von fünf- bis sechstausend Euro steuerfrei pro Monat ist die Rede. Die Lage Frauen aber ist zum Teil erschreckend.
Nein-Sagen bei Sonderwünschen ist kaum drin
Laura arbeitete allein in einer solchen Wohnung unweit des Stadtzentrums. "Ohne Schutz, ohne Bodyguard", erzählt sie. Der Vermieter habe zwar Kameras installiert, aber nur um zu zählen, wie viele Kunden sie am Tag abfertigte und wie lange diese geblieben waren.
Die Hälfte ihrer Einnahmen musste Laura an den Vermieter abgeben. Nein-Sagen bei Sonderwünschen? Die Frau lacht. Wenn der Mann wieder gegangen wäre, hätte das Geld gefehlt.
Die Wohnung, in der sie angeschafft hatte, lag nicht weit vom Bahnhof, eigentlich ein Unding. Denn für Erfurt gilt eine "Verordnung zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes", kurz Sperrbezirksverordnung. Darin ist vorgeschrieben, in welchen Gegenden Wohnungsprostitution und Bordelle oder Laufhäuser verboten sind. Und das Appartement, in dem sich Laura als Prostituierte verdingt hatte, liegt innerhalb dieses Sperrbezirkes. Demnach war ihr Tun dort illegal.
Vermieter überwacht per Video
Eine Kontrolle durch die Behörden erlebte die Ungarin allerdings nie. Und sie ist nicht die einzige Frau aus dem Erfurter Rotlichtmilieu, die diese Erfahrung gemacht hat.
1000 Euro Vorschuss für zwei Wochen bezahlte auch Silva, eine 28-Jährige aus dem Ruhrgebiet, dafür, dass sie in eine Prostituierten-Wohnung einziehen konnte. Ihr durchgelegenes Bett war zugleich ihr Arbeitsplatz, die Möbel heruntergekommen. Sie musste sich die Kochnische und das Bad mit einer Kollegin teilen. Das Angebot habe zuerst verlockend geklungen, erzählt sie. Doch nach dem Einzug war sie schnell in der Realität angekommen.
Bei Preisen "von 30 Euro aufwärts" für ihre Dienstleistungen sei es hart gewesen, den investierten Vorschuss wieder zu erwirtschaften. Auch für Silva galt die Regelung: Der Vermieter kassiert die Hälfte ihrer Einnahmen und kontrolliert sie per Video. Damit das illegal genutzte Appartement überhaupt jemand fand, musste sie intensiv auf eigene Kosten werben, beispielsweise auf den einschlägigen Internetseiten.
Der Stadt fehlt für Kontrollen das Personal
"Ich hielt es nur 14 Tage aus", erzählt die junge Frau. "Schlimm waren vor allem die Wochenenden." Es gab kaum eine Chance, sich der betrunkenen, von Drogen zugedröhnten Freier zu erwehren: "Viele der Männer wollten keine Kondome benutzen. Ärztliche Kontrolle fehlte", ist sie noch immer angewidert.
Die Stadtverwaltung von Erfurt räumt unumwunden ein, dass für intensive Kontrollen Personal fehlt. Die Mitarbeiter der zuständigen Ämter waren dieses Jahr bis Ende September zu 102 Kontrollen aufgebrochen, im gesamten Vorjahr waren es 211. Ihre Ausbeute ist bescheiden: In diesem Jahr wurde nur ein Fall von illegaler Prostitution aufgedeckt, im Vorjahr waren es acht.
Gibt es etwa keine Probleme oder tappen die Kontrolleure im Dunkeln? "Beschwerden oder anderweitige Informationen zur Situation der Frauen, die der Wohnungsprostitution nachgehen, liegen den Ordnungsbehörden nicht vor", heißt es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Thüringer Allgemeine. Auch sei keine Zahl bekannt, wie viele Frauen oder Männer in Erfurt überhaupt der Prostitution nachgehen. Allein ein Blick ins Internet offenbart aber bereits zahlreiche Angebote. Fast alle liegen auch im Sperrbezirk.
Neue Rockerclubs drängen ins Rotlichtmilieu
In einem Fall, erzählt ein Kenner der Szene, habe er versucht, mit der Stadtverwaltung, und sogar mit dem Oberbürgermeister ins Gespräch über die Situation im Erfurter Rotlichtmilieu zu kommen.
Hintergrund sind Entwicklungen im hiesigen Rockermilieu. Bei den beiden Erfurter Bandidos-Prozessen wurde bekannt, dass Rocker in Weimar und Erfurt Appartements betrieben haben sollen. In der Landeshauptstadt war das bisher aber eher die Ausnahme, meint der Insider, der nicht genannt werden möchte. Es gab für die Wohnungsprostitution keine feste Zuhälterstruktur. Das aber könnte sich ändern, befürchtet er. Weil sich das Machtgefüge der Motorradrocker seit den Prozessen im Freistaat verschoben habe, würden neue Rockerclubs nun ins Rotlichtmilieu drängen.
http://www.thueringer-allgemeine.de/sta ... -160194197
Erfurter Rotlichtszene stehen unruhige Zeiten bevor
Das Rotlichtmilieu fällt in Thüringen kaum auf, Straßenprostitution ist landesweit verboten. Die Wohnungen, in denen viele der Prostituierten arbeiten, sind zumeist unscheinbar. Die Lebensbedingungen, unter denen Frauen dort anschaffen, menschenunwürdig. Nach außen herrscht Ruhe in der Szene. Das könnte bald vorbei sein.
Erfurt. Sie lächelt und ist guter Laune. "Sag Laura zu mir, das ist mein Arbeitsname."
Die 37-Jährige lebt als Prostituierte in Thüringen. An Erfurt erinnert sich die ungarische Lehrerin nur mit Unbehagen. Sie spricht von einem Appartement - die Behörden reden von Wohnungsprostitution.
Davon ist die Landeshauptstadt inzwischen durchsetzt. Eingeweihte schätzen, dass es in Erfurt bis zu 40 dieser Wohnungen gibt, in denen Frauen Männer gegen Geld empfangen. Das Geschäft lohnt sich für Vermieter und Zuhälter. Von fünf- bis sechstausend Euro steuerfrei pro Monat ist die Rede. Die Lage Frauen aber ist zum Teil erschreckend.
Nein-Sagen bei Sonderwünschen ist kaum drin
Laura arbeitete allein in einer solchen Wohnung unweit des Stadtzentrums. "Ohne Schutz, ohne Bodyguard", erzählt sie. Der Vermieter habe zwar Kameras installiert, aber nur um zu zählen, wie viele Kunden sie am Tag abfertigte und wie lange diese geblieben waren.
Die Hälfte ihrer Einnahmen musste Laura an den Vermieter abgeben. Nein-Sagen bei Sonderwünschen? Die Frau lacht. Wenn der Mann wieder gegangen wäre, hätte das Geld gefehlt.
Die Wohnung, in der sie angeschafft hatte, lag nicht weit vom Bahnhof, eigentlich ein Unding. Denn für Erfurt gilt eine "Verordnung zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes", kurz Sperrbezirksverordnung. Darin ist vorgeschrieben, in welchen Gegenden Wohnungsprostitution und Bordelle oder Laufhäuser verboten sind. Und das Appartement, in dem sich Laura als Prostituierte verdingt hatte, liegt innerhalb dieses Sperrbezirkes. Demnach war ihr Tun dort illegal.
Vermieter überwacht per Video
Eine Kontrolle durch die Behörden erlebte die Ungarin allerdings nie. Und sie ist nicht die einzige Frau aus dem Erfurter Rotlichtmilieu, die diese Erfahrung gemacht hat.
1000 Euro Vorschuss für zwei Wochen bezahlte auch Silva, eine 28-Jährige aus dem Ruhrgebiet, dafür, dass sie in eine Prostituierten-Wohnung einziehen konnte. Ihr durchgelegenes Bett war zugleich ihr Arbeitsplatz, die Möbel heruntergekommen. Sie musste sich die Kochnische und das Bad mit einer Kollegin teilen. Das Angebot habe zuerst verlockend geklungen, erzählt sie. Doch nach dem Einzug war sie schnell in der Realität angekommen.
Bei Preisen "von 30 Euro aufwärts" für ihre Dienstleistungen sei es hart gewesen, den investierten Vorschuss wieder zu erwirtschaften. Auch für Silva galt die Regelung: Der Vermieter kassiert die Hälfte ihrer Einnahmen und kontrolliert sie per Video. Damit das illegal genutzte Appartement überhaupt jemand fand, musste sie intensiv auf eigene Kosten werben, beispielsweise auf den einschlägigen Internetseiten.
Der Stadt fehlt für Kontrollen das Personal
"Ich hielt es nur 14 Tage aus", erzählt die junge Frau. "Schlimm waren vor allem die Wochenenden." Es gab kaum eine Chance, sich der betrunkenen, von Drogen zugedröhnten Freier zu erwehren: "Viele der Männer wollten keine Kondome benutzen. Ärztliche Kontrolle fehlte", ist sie noch immer angewidert.
Die Stadtverwaltung von Erfurt räumt unumwunden ein, dass für intensive Kontrollen Personal fehlt. Die Mitarbeiter der zuständigen Ämter waren dieses Jahr bis Ende September zu 102 Kontrollen aufgebrochen, im gesamten Vorjahr waren es 211. Ihre Ausbeute ist bescheiden: In diesem Jahr wurde nur ein Fall von illegaler Prostitution aufgedeckt, im Vorjahr waren es acht.
Gibt es etwa keine Probleme oder tappen die Kontrolleure im Dunkeln? "Beschwerden oder anderweitige Informationen zur Situation der Frauen, die der Wohnungsprostitution nachgehen, liegen den Ordnungsbehörden nicht vor", heißt es in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Thüringer Allgemeine. Auch sei keine Zahl bekannt, wie viele Frauen oder Männer in Erfurt überhaupt der Prostitution nachgehen. Allein ein Blick ins Internet offenbart aber bereits zahlreiche Angebote. Fast alle liegen auch im Sperrbezirk.
Neue Rockerclubs drängen ins Rotlichtmilieu
In einem Fall, erzählt ein Kenner der Szene, habe er versucht, mit der Stadtverwaltung, und sogar mit dem Oberbürgermeister ins Gespräch über die Situation im Erfurter Rotlichtmilieu zu kommen.
Hintergrund sind Entwicklungen im hiesigen Rockermilieu. Bei den beiden Erfurter Bandidos-Prozessen wurde bekannt, dass Rocker in Weimar und Erfurt Appartements betrieben haben sollen. In der Landeshauptstadt war das bisher aber eher die Ausnahme, meint der Insider, der nicht genannt werden möchte. Es gab für die Wohnungsprostitution keine feste Zuhälterstruktur. Das aber könnte sich ändern, befürchtet er. Weil sich das Machtgefüge der Motorradrocker seit den Prozessen im Freistaat verschoben habe, würden neue Rockerclubs nun ins Rotlichtmilieu drängen.
http://www.thueringer-allgemeine.de/sta ... -160194197
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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- Ich bin: Keine Angabe
27 erl. Betriebe in 3 Straßen
In 3 Erfurter Bezirken Prostitution erlaubt
In Erfurt scheint sich das horizontale Gewerbe an die Vorschriften der Stadtverwaltung zu halten.
Ordnungsgemäß angemeldet haben das älteste Gewerbe der Welt in Erfurt derzeit 25 "Unternehmen" - und 2 Zimmervermittlungen zum Zweck der Prostitution. Natürlich alle außerhalb des Sperrbezirkes.
Im vergangenen November erließ das Landesverwaltungsamt die "Verordnung zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes in der Landeshauptstadt". Eine Verordnung, die den Bordellbetrieb in Erfurt regelt. Sie wurde notwendig, weil sich die "Szene" zuvor über das gesamte Stadtgebiet verteilt hatte, Jugendschutz nicht mehr garantiert werden konnte. Nachdem eine erste Version der Verordnung vom Verwaltungsgericht gekippt wurde (die Grenzen waren nicht exakt genug formuliert), dient die Variante vom 17. November 2010 in Erfurt jetzt als Grundlage.
Diese toleriert nur 3 Erfurter Bereiche für "Dirnenhäuser und Dirnenunterkünfte":
- Weimarische Straße,
- August-Röbling-Straße und
- Salinenstraße/Stotternheimer Straße.
Wobei es ausschließlich um bekannte, fast schon "traditionelle Standorte" geht.
Ansonsten ist in Erfurt die öffentliche Prostitution generell verboten. Und die Erfurter halten sich scheinbar daran, denn das Thema Prostitution taucht bei der Polizei kaum auf. Skandale im Sperrbezirk: Fehlanzeige.
Außerdem wird reichlich kontrolliert. Wie Pia Hemmelmann, amtierende Leiterin des Bürgeramtes, erklärt, kommen Hinweise aus der Bevölkerung, meist direkt aus den betroffenen Häusern.
129 Kontrollen der "Sperrbezirksverordnung" wurden im vergangenen Jahr getätigt dabei geht es hauptsächlich darum, eine Gewerbenutzung der Adressen nachzuweisen.
Auch ohne Hinweis werde kontrolliert; in die Karten schauen lassen wollte man sich hier aber nicht . . .
Eine Gesundheitskontrolle ist ungleich schwerer. Denn als die Prostitution als Gewerbe, samt Krankenversicherung, zugelassen wurde, schaffte man den "Persilschein" ab. In Folge auch die Beratungsstelle, die in Erfurt in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut worden war.
Amtsärztin Dr. Christina Rohmann kann sich noch an die ersten Wendejahre erinnern, als ihre Mitarbeiter auffälligen Anzeigen in der Zeitung nachgingen, um aufzuklären und über die Untersuchungspflicht zu informieren.
Damals habe es in Erfurt noch richtige Bordellbetreiber gegeben, die einen Ruf zu verlieren hatten, auf die Gesundheit ihrer Mädchen achteten. Heute liege der gesundheitliche Aspekt in Eigenverantwortung auf beiden Seiten.
Von amtlicher Seite kontrolliert werden nur noch Häuser mit Gemeinschaftsbereichen, wie der "Saline-Club". Der blieb übrigens stets ohne Beanstandungen.
Doch wie viele Frauen ohne Gewerbeanmeldung ihrem Geschäft nachgehen, bleibt eine Grauzone. Anzeigenblätter sind voll mit Rufnummern von Mädchen, die "Neu in Erfurt" sind.
Noch breiter ist das Spektrum im Internet. Selbst in der historischen Sündenmeile, der Michaelisstraße, wird die Tradition noch gepflegt. Und in der Metallstraße, die in den frühen 1990er Jahren zu einem zweiten Sankt Pauli ausgebaut werden sollte, sollen wieder rote Lichter gesichtet worden sein. [Also dann doch im Sperrbezirk, oder? Anm.]
hs / 11.02.11 / tag
http://www.thueringer-allgemeine.de/sta ... -128644078
In Erfurt scheint sich das horizontale Gewerbe an die Vorschriften der Stadtverwaltung zu halten.
Ordnungsgemäß angemeldet haben das älteste Gewerbe der Welt in Erfurt derzeit 25 "Unternehmen" - und 2 Zimmervermittlungen zum Zweck der Prostitution. Natürlich alle außerhalb des Sperrbezirkes.
Im vergangenen November erließ das Landesverwaltungsamt die "Verordnung zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes in der Landeshauptstadt". Eine Verordnung, die den Bordellbetrieb in Erfurt regelt. Sie wurde notwendig, weil sich die "Szene" zuvor über das gesamte Stadtgebiet verteilt hatte, Jugendschutz nicht mehr garantiert werden konnte. Nachdem eine erste Version der Verordnung vom Verwaltungsgericht gekippt wurde (die Grenzen waren nicht exakt genug formuliert), dient die Variante vom 17. November 2010 in Erfurt jetzt als Grundlage.
Diese toleriert nur 3 Erfurter Bereiche für "Dirnenhäuser und Dirnenunterkünfte":
- Weimarische Straße,
- August-Röbling-Straße und
- Salinenstraße/Stotternheimer Straße.
Wobei es ausschließlich um bekannte, fast schon "traditionelle Standorte" geht.
Ansonsten ist in Erfurt die öffentliche Prostitution generell verboten. Und die Erfurter halten sich scheinbar daran, denn das Thema Prostitution taucht bei der Polizei kaum auf. Skandale im Sperrbezirk: Fehlanzeige.
Außerdem wird reichlich kontrolliert. Wie Pia Hemmelmann, amtierende Leiterin des Bürgeramtes, erklärt, kommen Hinweise aus der Bevölkerung, meist direkt aus den betroffenen Häusern.
129 Kontrollen der "Sperrbezirksverordnung" wurden im vergangenen Jahr getätigt dabei geht es hauptsächlich darum, eine Gewerbenutzung der Adressen nachzuweisen.
Auch ohne Hinweis werde kontrolliert; in die Karten schauen lassen wollte man sich hier aber nicht . . .
Eine Gesundheitskontrolle ist ungleich schwerer. Denn als die Prostitution als Gewerbe, samt Krankenversicherung, zugelassen wurde, schaffte man den "Persilschein" ab. In Folge auch die Beratungsstelle, die in Erfurt in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut worden war.
Amtsärztin Dr. Christina Rohmann kann sich noch an die ersten Wendejahre erinnern, als ihre Mitarbeiter auffälligen Anzeigen in der Zeitung nachgingen, um aufzuklären und über die Untersuchungspflicht zu informieren.
Damals habe es in Erfurt noch richtige Bordellbetreiber gegeben, die einen Ruf zu verlieren hatten, auf die Gesundheit ihrer Mädchen achteten. Heute liege der gesundheitliche Aspekt in Eigenverantwortung auf beiden Seiten.
Von amtlicher Seite kontrolliert werden nur noch Häuser mit Gemeinschaftsbereichen, wie der "Saline-Club". Der blieb übrigens stets ohne Beanstandungen.
Doch wie viele Frauen ohne Gewerbeanmeldung ihrem Geschäft nachgehen, bleibt eine Grauzone. Anzeigenblätter sind voll mit Rufnummern von Mädchen, die "Neu in Erfurt" sind.
Noch breiter ist das Spektrum im Internet. Selbst in der historischen Sündenmeile, der Michaelisstraße, wird die Tradition noch gepflegt. Und in der Metallstraße, die in den frühen 1990er Jahren zu einem zweiten Sankt Pauli ausgebaut werden sollte, sollen wieder rote Lichter gesichtet worden sein. [Also dann doch im Sperrbezirk, oder? Anm.]
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23.06.11
Erfurt plant ein eigenes Rotlicht-Viertel
Wo sollen sich Bordelle und Peep-Shows künftig in der Landeshauptstadt ansiedeln? Nach zehn Jahren der Abwägung ist die Entscheidung für ein Rotlicht-Viertel gefallen. Stadtrat und Stadtverwaltung haben sich nicht für das Bahnhofsquartier, sondern für ein Gewerbegebiet am Stadtrand entschieden.
Erfurt. Peter Stampf ist noch immer außer sich. "Warum schon wieder der Erfurter Norden?!", schimpft der hier lebende Ratsherr (Freie Wähler). "Wieso bekommen immer nur wir, was andere nicht mögen? Warum ist denn nicht mal das Südviertel dran?"
Der Süden von Erfurt, das sind jene Viertel, die vermeintlich gut situiert sind. Hier gibt es viele stattliche alte Häuser, hier stehen hübsche Villen und natürlich auch der Landtag.
Der Norden von Erfurt, das sind vor allem Plattenbauten, das sind Gewerbeflächen, das ist der Hauptsitz von Eon und das ist seit ein paar Jahren auch eine Müllverbrennungsanlage. Nun soll, sofern sich Investoren finden, hier Erfurts Rotlicht-Viertel entstehen.
Bordelle kämen dafür infrage, Peep-Shows und Striptease-Lokale. So jedenfalls sieht es ein Dokument vor, das den keuschen Namen "Einfacher Bebauungsplan HOS 527" trägt. Veröffentlicht wurde das Papier in Auszügen im letzten Amtsblatt der Stadt. Fast eine ganze Seite nimmt der Beschluss dort ein. Doch um welches Gewerbe es tatsächlich geht, das erfährt man mit keiner Silbe.
Dabei ist "HOS 527" durchaus ein Vorhaben, das in Erfurt wiederholt für gehörige Aufregung gesorgt hat. Bereits vor zehn Jahren hatte sich der Erfurter Stadtrat erstmals mit einem sogenannten "Grundkonzept zur Integration von Vergnügungsstätten in der Landeshauptstadt" auseinandergesetzt.
Wenig später erfolgte der formelle Beschluss, an der Bunsenstraße "sexgewerbliche und sexgewerbenahe Vergnügungsstätten" zuzulassen. Bereits damals wurde für den Vorgang das Kürzel "HOS 527" bestimmt.
Dann aber reichte ein Telefonat unter Männern aus, die Sache für Jahre auf Eis zu legen. Am einen Ende der Strippe saß der damalige Vorstandsvorsitzende der TEAG (heute Eon Thüringen), am anderen Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU). Der Energie-Manager machte klar, in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Firmenzentrale kein Rotlichtviertel zu akzeptieren. Ruge stimmte zu.
Gewerbefreiheit ist gesetzlich garantiert
Das Dilemma freilich blieb bestehen, wie schon damals in einem städtischen Dokument nachzulesen war: "Vor dem Hintergrund der grundgesetzlich garantierten Gewerbefreiheit ist es rechtlich notwendig, einen Bereich auszuweisen, in dem diese Nutzungen im Stadtgebiet allgemein zulässig sind." Passiert dies nicht, könnten Bordelle nahezu an jedem Platz außerhalb des Erfurter Stadtkerns eröffnet werden.
Der Druck auf die Stadt wurde - auch nach einem verlorenen Rechtsstreit um die Zulässigkeit eines Bordells - so groß, dass in einem vom jetzigen Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) gezeichneten Papier von einer "Fehlentwicklung" die Rede ist, die man "dauerhaft abwehren" müsse.
Nach zehn Jahren steht nun fest: Es bleibt bei "HOS 527" und damit bei der Bunsenstraße sowie der direkten Nachbarschaft zu Eon Thüringen. Das jedenfalls hat der 51 Mitglieder zählende Stadtrat nahezu einmütig beschlossen. Es gab nur eine einzige Gegenstimme, und zwar von Peter Stampf.
"Die Sache ging geräuschlos über die Bühne", erzählt Wolfgang Metz, Ratsherr der SPD. Er sei überrascht, dass es keine erkennbaren Widerstände seitens Eon mehr gegeben habe.
Im Rathaus erzählt man sich indes, dass bereits vor Monaten informelle Gespräche mit dem Energieversorger geführt worden seien. Ein Unternehmenssprecher sagte gestern: "Wir haben gewisses Verständnis dafür, dass die Stadt planerische Sicherheit haben möchte."
Gut möglich, dass man bei dem Energie-Unternehmen auf die mangelnde Attraktivität des Erfurter Nordens für Sex-Touristen hofft. Fakt ist: In der Bunsenstraße gibt es zwar bereits ein Bordell, das "Arabella". Fakt ist aber auch: Der Versuch, nur einige Meter weiter einen Striptease-Palast zu etablieren, ging schlichtweg in die Hose.
Zweifel am Entstehen einer wahren Sex-Meile
"Die große Sex-Meile wird es in Erfurt wahrscheinlich nicht geben", sagt denn auch Dirk Heide. Er ist Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt. Aus seiner Sicht wurden mit "HOS 527" lediglich planungsrechtliche Voraussetzungen für ein künftiges Rotlicht-Viertel geschaffen. Die entscheidende Frage werde aber bleiben, ob es potenziellen Betreibern von Vergnügungsstätten überhaupt gelingt, hier ein Grundstück zu erwerben. Dies sei ein echtes "Killer-Kriterium", meint Heide.
Bleibt unterm Strich die Frage: Gab es wirklich keine Alternative zum Erfurter Norden?
"Das Bahnhofsareal, in dem sich in vielen Städten das Sexgewerbe angesiedelt hat, haben wir beizeiten verworfen", betont der Stadtplaner. Ein möglicher Standort sei auch die Ausfallstraße nach Weimar gewesen. Hier ist bereits ein Etablissement ansässig. Doch dann habe sich die Stadt eben für den Norden entschieden...
Das hat sich inzwischen auch bis ins "Arabella" herumgesprochen. Dessen Betreiber, so scheint es, rüsten sich schon mal für den eventuellen Konkurrenzkampf und haben das Bordell aufhübschen lassen. Und zwar fliederfarben.
Vielleicht ist die Farbwahl aber auch nur als gutnachbarlicher Gruß gemeint. Schräg gegenüber blüht nicht das Sexgewerbe, sondern allein die Natur. In der Kleingartenanlage namens "Blauer Flieder".
http://www.otz.de/startseite/detail/-/s ... -319208234
Erfurt plant ein eigenes Rotlicht-Viertel
Wo sollen sich Bordelle und Peep-Shows künftig in der Landeshauptstadt ansiedeln? Nach zehn Jahren der Abwägung ist die Entscheidung für ein Rotlicht-Viertel gefallen. Stadtrat und Stadtverwaltung haben sich nicht für das Bahnhofsquartier, sondern für ein Gewerbegebiet am Stadtrand entschieden.
Erfurt. Peter Stampf ist noch immer außer sich. "Warum schon wieder der Erfurter Norden?!", schimpft der hier lebende Ratsherr (Freie Wähler). "Wieso bekommen immer nur wir, was andere nicht mögen? Warum ist denn nicht mal das Südviertel dran?"
Der Süden von Erfurt, das sind jene Viertel, die vermeintlich gut situiert sind. Hier gibt es viele stattliche alte Häuser, hier stehen hübsche Villen und natürlich auch der Landtag.
Der Norden von Erfurt, das sind vor allem Plattenbauten, das sind Gewerbeflächen, das ist der Hauptsitz von Eon und das ist seit ein paar Jahren auch eine Müllverbrennungsanlage. Nun soll, sofern sich Investoren finden, hier Erfurts Rotlicht-Viertel entstehen.
Bordelle kämen dafür infrage, Peep-Shows und Striptease-Lokale. So jedenfalls sieht es ein Dokument vor, das den keuschen Namen "Einfacher Bebauungsplan HOS 527" trägt. Veröffentlicht wurde das Papier in Auszügen im letzten Amtsblatt der Stadt. Fast eine ganze Seite nimmt der Beschluss dort ein. Doch um welches Gewerbe es tatsächlich geht, das erfährt man mit keiner Silbe.
Dabei ist "HOS 527" durchaus ein Vorhaben, das in Erfurt wiederholt für gehörige Aufregung gesorgt hat. Bereits vor zehn Jahren hatte sich der Erfurter Stadtrat erstmals mit einem sogenannten "Grundkonzept zur Integration von Vergnügungsstätten in der Landeshauptstadt" auseinandergesetzt.
Wenig später erfolgte der formelle Beschluss, an der Bunsenstraße "sexgewerbliche und sexgewerbenahe Vergnügungsstätten" zuzulassen. Bereits damals wurde für den Vorgang das Kürzel "HOS 527" bestimmt.
Dann aber reichte ein Telefonat unter Männern aus, die Sache für Jahre auf Eis zu legen. Am einen Ende der Strippe saß der damalige Vorstandsvorsitzende der TEAG (heute Eon Thüringen), am anderen Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU). Der Energie-Manager machte klar, in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Firmenzentrale kein Rotlichtviertel zu akzeptieren. Ruge stimmte zu.
Gewerbefreiheit ist gesetzlich garantiert
Das Dilemma freilich blieb bestehen, wie schon damals in einem städtischen Dokument nachzulesen war: "Vor dem Hintergrund der grundgesetzlich garantierten Gewerbefreiheit ist es rechtlich notwendig, einen Bereich auszuweisen, in dem diese Nutzungen im Stadtgebiet allgemein zulässig sind." Passiert dies nicht, könnten Bordelle nahezu an jedem Platz außerhalb des Erfurter Stadtkerns eröffnet werden.
Der Druck auf die Stadt wurde - auch nach einem verlorenen Rechtsstreit um die Zulässigkeit eines Bordells - so groß, dass in einem vom jetzigen Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) gezeichneten Papier von einer "Fehlentwicklung" die Rede ist, die man "dauerhaft abwehren" müsse.
Nach zehn Jahren steht nun fest: Es bleibt bei "HOS 527" und damit bei der Bunsenstraße sowie der direkten Nachbarschaft zu Eon Thüringen. Das jedenfalls hat der 51 Mitglieder zählende Stadtrat nahezu einmütig beschlossen. Es gab nur eine einzige Gegenstimme, und zwar von Peter Stampf.
"Die Sache ging geräuschlos über die Bühne", erzählt Wolfgang Metz, Ratsherr der SPD. Er sei überrascht, dass es keine erkennbaren Widerstände seitens Eon mehr gegeben habe.
Im Rathaus erzählt man sich indes, dass bereits vor Monaten informelle Gespräche mit dem Energieversorger geführt worden seien. Ein Unternehmenssprecher sagte gestern: "Wir haben gewisses Verständnis dafür, dass die Stadt planerische Sicherheit haben möchte."
Gut möglich, dass man bei dem Energie-Unternehmen auf die mangelnde Attraktivität des Erfurter Nordens für Sex-Touristen hofft. Fakt ist: In der Bunsenstraße gibt es zwar bereits ein Bordell, das "Arabella". Fakt ist aber auch: Der Versuch, nur einige Meter weiter einen Striptease-Palast zu etablieren, ging schlichtweg in die Hose.
Zweifel am Entstehen einer wahren Sex-Meile
"Die große Sex-Meile wird es in Erfurt wahrscheinlich nicht geben", sagt denn auch Dirk Heide. Er ist Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt. Aus seiner Sicht wurden mit "HOS 527" lediglich planungsrechtliche Voraussetzungen für ein künftiges Rotlicht-Viertel geschaffen. Die entscheidende Frage werde aber bleiben, ob es potenziellen Betreibern von Vergnügungsstätten überhaupt gelingt, hier ein Grundstück zu erwerben. Dies sei ein echtes "Killer-Kriterium", meint Heide.
Bleibt unterm Strich die Frage: Gab es wirklich keine Alternative zum Erfurter Norden?
"Das Bahnhofsareal, in dem sich in vielen Städten das Sexgewerbe angesiedelt hat, haben wir beizeiten verworfen", betont der Stadtplaner. Ein möglicher Standort sei auch die Ausfallstraße nach Weimar gewesen. Hier ist bereits ein Etablissement ansässig. Doch dann habe sich die Stadt eben für den Norden entschieden...
Das hat sich inzwischen auch bis ins "Arabella" herumgesprochen. Dessen Betreiber, so scheint es, rüsten sich schon mal für den eventuellen Konkurrenzkampf und haben das Bordell aufhübschen lassen. Und zwar fliederfarben.
Vielleicht ist die Farbwahl aber auch nur als gutnachbarlicher Gruß gemeint. Schräg gegenüber blüht nicht das Sexgewerbe, sondern allein die Natur. In der Kleingartenanlage namens "Blauer Flieder".
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11.9.2011
Erfurter Rotlichtmilieu im Visier der Steuerfahnder
Am Donnerstagabend haben Steuerfahnder ein Erfurter Bordell durchsucht. Zu den Details schweigen sie bisher. Der betroffene Betreiber weist die Vorwürfe der Steuerhinterziehung zurück. Er sieht Rivalitäten in der Szene als Grund.
Erfurt. Bei der Stadtverwaltung Erfurt liegt eine Auflistung mit Orten, an denen es in der Thüringer Landeshauptstadt Wohnungsprostitution geben soll. Zu den acht Adressen werden fein säuberlich Namen von Vermietern genannt und Details, beispielsweise zur Herkunft der Damen. Überschrieben ist das "Dossier" genannte Papier mit "Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, illegale Prostitution".
Eine Kopie dieses Dossiers liegt auch unserer Zeitung vor. Auf Nachfrage bestätigte eine Sprecherin der Stadtverwaltung Erfurt vor etwa zwei Wochen, dass die Unterlagen geprüft würden. Letztlich obliegt es der Ordnungsbehörde, Maßnahmen oder Kontrollen einzuleiten, wenn diese als erforderlich angesehen werden.
Das "Arabella" am nördlichen Stadtrand von Erfurt ist in der Auflistung nicht enthalten. Es gilt als regulär betriebenes Bordell in der Region der Landeshauptstadt, in der sich nach einem Beschluss des Stadtrates das Sexgewerbe künftig ansiedeln darf. Der zweistöckige Flachbau fällt in der tristen Gewerbeumgebung durch seine auffällig rote Beleuchtung und die eindeutige Fassadenbemalung als das auf, was er ist.
Vor zwei Tagen nun bekamen die Damen im Arabella gleich massenhaft Besuch. Die Steuerfahndung rückte mit Polizeiunterstützung an. Der Betreiber des Bordells weilt gerade zum Urlaub in der Türkei.
Die Durchsuchung habe etwa sechs Stunden gedauert, sagt Markus Motsch, Anwalt des Verdächtigen unserer Zeitung. Sämtlich Frauen seien als Zeugen befragt und alle Zimmer gründlich durchsucht worden. Er bestätigt, dass Anlass der Razzia der Vorwurf der Steuerhinterziehung sei. Die Finanzbehörden würden Geld auch auf die Einnahmen der Damen im Arabella fordern.
Betreiber Lars W. weist gegenüber unserer Zeitung Steuerschulden zurück. Seine Abrechnungen habe ein Steuerbüro gemacht, erklärt er. All seine Unterlagen würden auch beim Finanzamt liegen.
Das Thüringer Finanzministerium, dem die Steuerfahndung letztlich untersteht, bestätigte auf Nachfrage die Razzia. Diese sei durch die Steuerfahndung Erfurt erfolgt, sagte eine Sprecherin.
Insgesamt seien 24 Steuerprüfer aus Erfurt, Gera, Mühlhausen und Suhl im Einsatz gewesen. Zudem hätten etwa 30 Beamte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Erfurter Bereitschaftspolizei die Fahnder unterstützt, ergänzt sie. An wie vielen Orten die Fahnder Donnerstagnachmittag insgesamt im Einsatz waren, konnte die Sprecherin nicht sagen. Rechtsanwalt Markus Motsch bestätigt, dass neben dem Arabella auch eine Wohnung und ein Haus in Gebesee durchsucht wurde. Die Fahnder sollen zudem beim Steuerberater des Verdächtigen sowie bei seinem Abrechnungsbüro gewesen sein.
Zu Ergebnissen der Durchsuchung wollte sich am Freitag niemand äußern. Das Finanzministerium verweist darauf, dass für Steuerstrafverfahren Verschwiegenheit bestehe und das Steuergeheimnis gelte. Daher wurden keine weiteren Angaben zum Anlass gemacht.
Letztmalig Aufregung gab es um das Arabella im Frühjahr des Vorjahres. Damals soll die Polizei im Auftrag des Landeskriminalamtes (LKA) das Bordell gestürmt haben. Anwalt Motsch bestätigt, dass dabei einiges zu Bruch gegangen sei. Er erklärte auch, dass sein Mandant damals nicht der Verdächtige war. Später soll Thüringen für den angerichteten Schaden durch die Razzia eine Wiedergutmachung im fünfstelligen Bereich gezahlt haben.
Wie das laufende Steuerstrafverfahren ausgeht, kann derzeit niemand sagen.
Sollte an der bei der Stadtverwaltung Erfurt liegenden Liste etwas Wahres dran sein, wäre die Razzia im Arabella nicht die letzte derartige. Allein die knapp werdenden Finanzen beim Land und den Kommunen könnten die Behörden veranlassen, noch intensiver als bisher zu prüfen und zu kontrollieren. Was an den Vorwürfen dran ist, wird sich zeigen.
Die Rotlichtszene in Erfurt
In Erfurt sind derzeit offiziell drei Bordelle oder erotische Klubs den Behörden bekannt.
Im Jahr 2008 erfolgten in der Rotlichtszene 109 und vor zwei Jahren 211 Kontrollen und Ermittlungen.
Dabei wurden jeweils 9 und 8 Ordnungswidrigkeiten aufgedeckt.
Erfurt verfügt nach eignen Angaben nicht über ausreichend Kapazitäten, um die Rotlichtszene umfassend zu kontrollieren.
http://www.tlz.de/startseite/detail/-/s ... -968753526
Erfurter Rotlichtmilieu im Visier der Steuerfahnder
Am Donnerstagabend haben Steuerfahnder ein Erfurter Bordell durchsucht. Zu den Details schweigen sie bisher. Der betroffene Betreiber weist die Vorwürfe der Steuerhinterziehung zurück. Er sieht Rivalitäten in der Szene als Grund.
Erfurt. Bei der Stadtverwaltung Erfurt liegt eine Auflistung mit Orten, an denen es in der Thüringer Landeshauptstadt Wohnungsprostitution geben soll. Zu den acht Adressen werden fein säuberlich Namen von Vermietern genannt und Details, beispielsweise zur Herkunft der Damen. Überschrieben ist das "Dossier" genannte Papier mit "Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, illegale Prostitution".
Eine Kopie dieses Dossiers liegt auch unserer Zeitung vor. Auf Nachfrage bestätigte eine Sprecherin der Stadtverwaltung Erfurt vor etwa zwei Wochen, dass die Unterlagen geprüft würden. Letztlich obliegt es der Ordnungsbehörde, Maßnahmen oder Kontrollen einzuleiten, wenn diese als erforderlich angesehen werden.
Das "Arabella" am nördlichen Stadtrand von Erfurt ist in der Auflistung nicht enthalten. Es gilt als regulär betriebenes Bordell in der Region der Landeshauptstadt, in der sich nach einem Beschluss des Stadtrates das Sexgewerbe künftig ansiedeln darf. Der zweistöckige Flachbau fällt in der tristen Gewerbeumgebung durch seine auffällig rote Beleuchtung und die eindeutige Fassadenbemalung als das auf, was er ist.
Vor zwei Tagen nun bekamen die Damen im Arabella gleich massenhaft Besuch. Die Steuerfahndung rückte mit Polizeiunterstützung an. Der Betreiber des Bordells weilt gerade zum Urlaub in der Türkei.
Die Durchsuchung habe etwa sechs Stunden gedauert, sagt Markus Motsch, Anwalt des Verdächtigen unserer Zeitung. Sämtlich Frauen seien als Zeugen befragt und alle Zimmer gründlich durchsucht worden. Er bestätigt, dass Anlass der Razzia der Vorwurf der Steuerhinterziehung sei. Die Finanzbehörden würden Geld auch auf die Einnahmen der Damen im Arabella fordern.
Betreiber Lars W. weist gegenüber unserer Zeitung Steuerschulden zurück. Seine Abrechnungen habe ein Steuerbüro gemacht, erklärt er. All seine Unterlagen würden auch beim Finanzamt liegen.
Das Thüringer Finanzministerium, dem die Steuerfahndung letztlich untersteht, bestätigte auf Nachfrage die Razzia. Diese sei durch die Steuerfahndung Erfurt erfolgt, sagte eine Sprecherin.
Insgesamt seien 24 Steuerprüfer aus Erfurt, Gera, Mühlhausen und Suhl im Einsatz gewesen. Zudem hätten etwa 30 Beamte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Erfurter Bereitschaftspolizei die Fahnder unterstützt, ergänzt sie. An wie vielen Orten die Fahnder Donnerstagnachmittag insgesamt im Einsatz waren, konnte die Sprecherin nicht sagen. Rechtsanwalt Markus Motsch bestätigt, dass neben dem Arabella auch eine Wohnung und ein Haus in Gebesee durchsucht wurde. Die Fahnder sollen zudem beim Steuerberater des Verdächtigen sowie bei seinem Abrechnungsbüro gewesen sein.
Zu Ergebnissen der Durchsuchung wollte sich am Freitag niemand äußern. Das Finanzministerium verweist darauf, dass für Steuerstrafverfahren Verschwiegenheit bestehe und das Steuergeheimnis gelte. Daher wurden keine weiteren Angaben zum Anlass gemacht.
Letztmalig Aufregung gab es um das Arabella im Frühjahr des Vorjahres. Damals soll die Polizei im Auftrag des Landeskriminalamtes (LKA) das Bordell gestürmt haben. Anwalt Motsch bestätigt, dass dabei einiges zu Bruch gegangen sei. Er erklärte auch, dass sein Mandant damals nicht der Verdächtige war. Später soll Thüringen für den angerichteten Schaden durch die Razzia eine Wiedergutmachung im fünfstelligen Bereich gezahlt haben.
Wie das laufende Steuerstrafverfahren ausgeht, kann derzeit niemand sagen.
Sollte an der bei der Stadtverwaltung Erfurt liegenden Liste etwas Wahres dran sein, wäre die Razzia im Arabella nicht die letzte derartige. Allein die knapp werdenden Finanzen beim Land und den Kommunen könnten die Behörden veranlassen, noch intensiver als bisher zu prüfen und zu kontrollieren. Was an den Vorwürfen dran ist, wird sich zeigen.
Die Rotlichtszene in Erfurt
In Erfurt sind derzeit offiziell drei Bordelle oder erotische Klubs den Behörden bekannt.
Im Jahr 2008 erfolgten in der Rotlichtszene 109 und vor zwei Jahren 211 Kontrollen und Ermittlungen.
Dabei wurden jeweils 9 und 8 Ordnungswidrigkeiten aufgedeckt.
Erfurt verfügt nach eignen Angaben nicht über ausreichend Kapazitäten, um die Rotlichtszene umfassend zu kontrollieren.
http://www.tlz.de/startseite/detail/-/s ... -968753526
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RE: Lokalnachrichten: ERFURT, WEIMAR ... & THÜRINGEN
Bewegung in der Rotlichtszene
Ab 30 000 Einwohner darf es Bordelle geben. Während das Etablissement in Coburg-Ketschendorf verwaist ist, steht ein neues in Scheuerfeld kurz vor der Eröffnung. Die Nachbarn sind wenig begeistert.
Von Volker Friedrich
Dieses Anwesen im Scheuerfelder Eichhofweg wird zum Freudenhaus.
Coburg - "Na ja, wir können halt nichts dagegen machen". Die junge Frau, die unmittelbar neben dem künftigen Bordell wohnt und namentlich nicht in der Zeitung stehen will, zuckt mit den Schultern und zeigt auf das Nachbarhaus. Das Gebäude, vermutlich aus den 70er- Jahren, hat schon bessere Zeiten gesehen. An einigen Stellen bröckelt der schmutzige Putz. Der integrierte Friseursalon ist verwaist. Und exakt hier, in die Scheuerfelder Eichofstraße in Wurfweite zu einem Autohaus, soll er hin, der Puff.
Verschmutzte Vorgärten
Das Haus hat ein Mann gekauft, der in Creidlitz bereits mehrere Räumlichkeiten für das horizontale Gewerbe zur Verfügung stellt. Offensichtlich ist Bedarf da, nachdem ein Wohnungsbordell in Ketschendorf schon seit Wochen leer steht. Anfang 2010 waren hier Anwohner auf die Barrikaden gegangen, nachdem in einem ehemaligen Sonnenstudio überwiegend junge Damen aus Osteuropa ihre Dienste angeboten hatten. Es gab massive Beschwerden über Lärm der Kundschaft und Verschmutzungen in Vorgärten.
Jetzt also Scheuerfeld. Der neue Besitzer habe versprochen, sich darum zu kümmern, dass die Nachbarn so gut wie nichts mitbekommen. "Der Friseursalon soll wieder eröffnet werden. Und eine rote Laterne wird es auch nicht geben", meint die Nachbarin. Aber die Frau hat trotzdem so ihre Zweifel: "Wir werden wohl ein Tor an die Einfahrt machen müssen. Nicht, dass die Freier noch versehentlich hier parken." Ihr Haus hat die gleiche Nummer. Die Adresse unterscheidet sich lediglich durch einen Buchstaben dahinter.
Ganz offiziell liegt beim Bauamt der Stadt ein Antrag vor, das Anwesen künftig als bordellähnlichen Betrieb zu nutzen. "Grundsätzlich", sagt Michael Selzer, der Pressesprecher der Stadt, sei dagegen nichts einzuwenden. Die Eichhofstraße gehört zu einem Gewerbegebiet. Hier habe die Stadt überhaupt keine andere Möglichkeit, als das Freudenhaus zu genehmigen. "Rechtlich ist das keine Kann-, sondern eine Mussbestimmung."
Wöchentlicher Wechsel
Am Mittwoch dieser Woche ging der Bescheid des Bauamtes für eine Nutzungsänderung von einem Gewerbegebäude zu einem bordellähnlichen Betrieb mit "wöchentlichem Wechsel und Beherbergung während der Arbeitszeit" an den Antragsteller raus.
Im Gegensatz zur Wohnungsprostitution, bei der die Damen auch dort gemeldet sein müssen, wird also nicht nur bei den Freiern ein ständiges Kommen und Gehen herrschen. "Wir haben dem Mann deutlich gesagt, was wir auch menschlich davon halten", meint die Nachbarin.
Sonderlich interessieren dürfte es ihn nicht. Das Geschäft mit der Prostitution blüht auch in der Vestestadt.
Nach Informationen der Neuen Presse beträgt die Miete pro Dame bei ähnlichen Etablissements zwischen 350 und 500 Euro - pro Woche.
Die Sache mit den Sperrbezirken
Grundsätzlich ist Prostitution in Städten ab 30 000 Einwohnern erlaubt.
Rödentals Bürgermeister Gerhard Preß würde in einem ehemaligen Ausflugslokal am Fischbacher Teich gerne ein Bordell genehmigen lassen, gemeinsam mit der Stadt Neustadt. Er darf es aber nicht. Beide Städte sind dafür zu klein, selbst wenn sie sich zusammentun.
In Coburg gibt es keine Sperrbezirke. Mit einer Ausnahme: das Bahnhofsgebiet. Hier gilt eine Verordnung der Regierung von Oberfranken über das "Verbot der Gewerbsunzucht zum Schutz der Jugend und des öffentlichen Anstandes" aus dem Jahr 1972.
Bordelle oder bordellartige Betriebe erhalten in der Regel eine Genehmigung, wenn sie in einem Gewerbegebiet wie dem Scheuerfelder Eichhofweg angesiedelt sind.
In sogenannten Mischgebieten ist Wohnungsprostitution wie bis vor Kurzem in Ketschendorf möglich. In der Dieselstraße (Gewerbegebiet) gibt es ein Bordell, gegen das zwei Coburger Unternehmen vor dem Verwaltungsgericht in Bayreuth geklagt hatten. Ohne Erfolg.
www.insuedthueringen.de/lokal/sonneberg ... 54,1821879

Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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THÜRINGEN/ERFURT
Anlässlich eines beruflich veranlassten Kurztrip nach Erfurt dachte ich, eröffne doch mal einen entsprechenden threat. Und los geht´s:
thueringer-allgemeine.de 20.8.2012
Verdacht auf erneute Buttersäure-Attacke in Erfurt bestätigt
Die Feuerwehr hat die betroffenen Stellen von der Säure befreit. Foto: Marco Kneise Die Feuerwehr hat die betroffenen Stellen von der Säure befreit. Foto: Marco Kneise
Die Landespolizeiinspektion Erfurt hat nach einer erneuten Attacke auf ein Wohnhaus am Montag den anfänglichen Verdacht auf Buttersäure bestätig. Die Polizei ermittelt nun im Rotlichtmilieu.
Erfurt. Nach dem erneuten Angriff auf ein Erfurter Wohnhaus in der Geschwister-Scholl-Straße mit Buttersäure herrscht weiter Rätselraten über das mögliche Motiv. Es gebe Hinweise, dass im Haus Prostitution betrieben wurde oder noch wird. In diese Richtung werde nun ermittelt.
Unbekannte hatten im Hausflur vor einer Wohnung und im Außenbereich eine unbekannte Menge stinkender Substanz verschüttet. Am Nachmittag stand dann fest: Es handelt sich um Buttersäure. Eine Säure, deren Dämpfe Augen sowie Atemwege reizen können.
Die Erfurter Feuerwehr war am Montag gegen 9 Uhr mit einem Löschfahrzeug und einem Messwagen angerückt. Auch das Umweltamt schickte einen Fachmann. Wie beim Einsatz in der vergangenen Woche hat die Feuerwehr die betroffenen Bereiche auch dieses Mal gründlich abgespült, sodass die Geruchsbelästigung verringert beziehungsweise neutralisiert werden konnte.
Erste Attacke auf Wohnhaus am 15. August
Personen kamen nicht zu Schaden. "Es musste keiner der Bewohner seine Wohnung vorrübergehend verlassen", sagte Polizeihauptkommissar Detlef Winter am Montagmorgen gegenüber unserer Onlineredaktion.
Bereits am 15. August waren Polizei und Feuerwehr in die Geschwister-Scholl-Straße 63 gerufen worden, weil Unbekannte das Haus mit einer beißend riechenden Substanz beschmiert hatten. Verletzt wurde niemand.
http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1975253383
Kasharius
thueringer-allgemeine.de 20.8.2012
Verdacht auf erneute Buttersäure-Attacke in Erfurt bestätigt
Die Feuerwehr hat die betroffenen Stellen von der Säure befreit. Foto: Marco Kneise Die Feuerwehr hat die betroffenen Stellen von der Säure befreit. Foto: Marco Kneise
Die Landespolizeiinspektion Erfurt hat nach einer erneuten Attacke auf ein Wohnhaus am Montag den anfänglichen Verdacht auf Buttersäure bestätig. Die Polizei ermittelt nun im Rotlichtmilieu.
Erfurt. Nach dem erneuten Angriff auf ein Erfurter Wohnhaus in der Geschwister-Scholl-Straße mit Buttersäure herrscht weiter Rätselraten über das mögliche Motiv. Es gebe Hinweise, dass im Haus Prostitution betrieben wurde oder noch wird. In diese Richtung werde nun ermittelt.
Unbekannte hatten im Hausflur vor einer Wohnung und im Außenbereich eine unbekannte Menge stinkender Substanz verschüttet. Am Nachmittag stand dann fest: Es handelt sich um Buttersäure. Eine Säure, deren Dämpfe Augen sowie Atemwege reizen können.
Die Erfurter Feuerwehr war am Montag gegen 9 Uhr mit einem Löschfahrzeug und einem Messwagen angerückt. Auch das Umweltamt schickte einen Fachmann. Wie beim Einsatz in der vergangenen Woche hat die Feuerwehr die betroffenen Bereiche auch dieses Mal gründlich abgespült, sodass die Geruchsbelästigung verringert beziehungsweise neutralisiert werden konnte.
Erste Attacke auf Wohnhaus am 15. August
Personen kamen nicht zu Schaden. "Es musste keiner der Bewohner seine Wohnung vorrübergehend verlassen", sagte Polizeihauptkommissar Detlef Winter am Montagmorgen gegenüber unserer Onlineredaktion.
Bereits am 15. August waren Polizei und Feuerwehr in die Geschwister-Scholl-Straße 63 gerufen worden, weil Unbekannte das Haus mit einer beißend riechenden Substanz beschmiert hatten. Verletzt wurde niemand.
http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1975253383
Kasharius
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RE: THÜRINGEN/ERFURT
Schon etwas Älter aber hört, hört!
Mitteldeutschland
Erfurt und Eisenach sind Bordell-Spitzenreiter in Thüringen
dpa
Foto: André Kempner
Erfurt. Erfurt und Eisenach sind die Bordell-Könige in Thüringen. In den beiden Städten gibt es je fünf legale Etablissements und damit so viele wie sonst in keinem anderen Ort im Freistaat, wie das Sozialministerium in einer Landtagsantwort mitteilte. In ganz Thüringen sind 21 Freudenhäuser offiziell registriert. Bei ihnen handelt sich um jene Bordelle, für die es eine Gewerberanmeldung gibt; die also legal betrieben werden. In Gera und Jena sind es je vier, in Suhl gibt es eines und im Ilm-Kreis zwei.
Bei den Thüringer Finanzämtern sind 65 selbstständige Prostituierte registriert. Weitere 151 hätten ihren Beruf als „Begleitpersonal“ oder „Go-Go-Tänzerinnen“ angegeben, hieß es.
© LVZ-Online, 08.08.2011, 19:44 Uhr
http://www.lvz-online.de/nachrichten/mi ... print.html
Kasharius
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Erfurt. Erfurt und Eisenach sind die Bordell-Könige in Thüringen. In den beiden Städten gibt es je fünf legale Etablissements und damit so viele wie sonst in keinem anderen Ort im Freistaat, wie das Sozialministerium in einer Landtagsantwort mitteilte. In ganz Thüringen sind 21 Freudenhäuser offiziell registriert. Bei ihnen handelt sich um jene Bordelle, für die es eine Gewerberanmeldung gibt; die also legal betrieben werden. In Gera und Jena sind es je vier, in Suhl gibt es eines und im Ilm-Kreis zwei.
Bei den Thüringer Finanzämtern sind 65 selbstständige Prostituierte registriert. Weitere 151 hätten ihren Beruf als „Begleitpersonal“ oder „Go-Go-Tänzerinnen“ angegeben, hieß es.
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Re: RE: THÜRINGEN/ERFURT

die sind nicht bordellkönige, sondern wahrheitskönige.Kasharius hat geschrieben:In den beiden Städten gibt es je fünf legale Etablissements.
"Offiziell gibt es in Freudenberg, Kreuztal, Netphen, Wilnsdorf und Siegen kein einziges Bordell."
viewtopic.php?p=121815#121815
und "inoffiziell" gibts in jedem kleinen dorf im siegerland wohnungsprostitution oder ein bordell, viele davon kenne ich.
lieben gruß, annainga
(prima, dass du die lokalnachrichten vervollständigst, wenn man eine region kennt, kann man die nachrichten in ein rechteres bild rücken)
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Ich habe leider immer noch nicht herausgefunden was der Artikel überhaupt bezweckt. Die Zahlen könnten stimmen wenn es sich nur um Bordelle handelt. Das es aber auch Damen gibt die zu Hause oder in einer Terminwohnung arbeiten scheint den Autor nicht zu interessieren und dann wundert man sich wiedermal wie solche Zusammenhänge zustande kommen.
In Westsachsen und Ostthüringen (vermutlich auch anderswo) ist zu beobachten das gerade die Bordelle und großen Clubs mit weniger Kunden zu tun haben, während die Umsätze in den kleineren und meist diskreter gelegenen Wohnungen steigen. Mitunter sind Wohnungen mit den gleichen Standarts innerhalb einer Stadt auch vernetzt, so das die Damen flexibel sind und innerhalb kürzester Zeit den Betrieb wechseln - je nach Andrang, welche Wohnung gerade mehr Zulauf hat.
In Westsachsen und Ostthüringen (vermutlich auch anderswo) ist zu beobachten das gerade die Bordelle und großen Clubs mit weniger Kunden zu tun haben, während die Umsätze in den kleineren und meist diskreter gelegenen Wohnungen steigen. Mitunter sind Wohnungen mit den gleichen Standarts innerhalb einer Stadt auch vernetzt, so das die Damen flexibel sind und innerhalb kürzester Zeit den Betrieb wechseln - je nach Andrang, welche Wohnung gerade mehr Zulauf hat.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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LokalNachrichten: ERFURT & THÜRINGEN
Hohe Dunkelziffer bei Zwangsprostitution
"Der Opferschutz spielt in Thüringen keine Rolle"
Opfer von Menschenhandel, Zuhälterei und sexueller Gewalt benötigen Schutz und Hilfe. Thüringen ist jedoch nicht genug darauf vorbereitet, die betroffenen Frauen zu unterstützen, sagen Frauenrechtlerinnen. Das gelte vor allem, wenn die Opfer aus dem Ausland stammen und die Rache der organisierten Kriminalität fürchten müssen.
Prostituierte
Im Thüringer Rotlichtmilieu hat es im vergangenen Jahr 140 Polizeieinsätze gegeben. Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes sagte MDR THÜRINGEN, fast die Hälfte der Einsätze habe sich in Nordthüringen abgespielt. Die Ermittler seien auch Vorwürfen der Zuhälterei und des Menschenhandels nachgegangen. Thüringenweit wurden in fünf Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil Frauen zur Prostitution gezwungen worden waren. Das Sozialministerium geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer bei Zwangsprostitution viel höher ist.
Auf spezielle Probleme ausländischer Zwangsprostituierter eingehen
Menschenrechtsverbände fordern deshalb Hilfsangebote für Zwangsprostituierte in Thüringen. Seit Jahren fehle eine Anlaufstelle für Frauen, die sexuell ausgebeutet wurden, sagte Uta Reber vom Erfurter Verein Brennessel, Zentrum gegen Gewalt an Frauen, dem MDR THÜRINGEN. Das Land müsse eine Fachstelle mit einer festen Mitarbeiterin einrichten, damit ein Hilfenetzwerk geknüpft und betreut werden könne. Auch eine kurzfristige Notfallunterbringung müsse dort gewährleistet sein. Die Erfurter Gleichstellungsbeauftragte Birgit Adamek beklagt ebenfalls das Fehlen "effektiver Strukturen". Der "Opferschutz spielt in Thüringen keine Rolle", sagte sie MDR THÜRINGEN. Bestehende Einrichtungen könnten nur schwer auf die speziellen Probleme von Zwangsprostituierten eingehen, die oft aus dem Ausland kämen und von organisierter Kriminalität bedroht seien.
Die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Johanna Arenhövel (CDU) unterstützt die Forderung nach einem "qualifizierten Betreuungsangebot" und setzt auf Partner. Gemeinsam mit den Ministerien für Soziales, Justiz und Inneres suche sie nach einer Lösung. Auch die Kirchen seien potenzielle Kooperationspartner, sagte die Politikerin MDR THÜRINGEN. Jährlich würden in Thüringen knapp zehn Fälle von Zwangsprostitution bekannt, doch es sei von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen, sagte die Gleichstellungsbeauftragte.
In einem ersten Schritt starte jetzt ein vom Sozialministerium finanziertes Schulungsprogramm für potenzielle Netzwerkpartner in ganz Thüringen. Rund 50 Teilnehmer sollen dabei unter anderem Rechtsgrundlagen und praktische Hilfsmöglichkeiten für den Umgang mit Zwangsprostituierten an die Hand bekommen. Es wird im Rahmen einer Fachtagung am Montag im Erfurter Rathaus vorgestellt.
http://www.mdr.de/thueringen/zwangspros ... fe100.html
"Der Opferschutz spielt in Thüringen keine Rolle"
Opfer von Menschenhandel, Zuhälterei und sexueller Gewalt benötigen Schutz und Hilfe. Thüringen ist jedoch nicht genug darauf vorbereitet, die betroffenen Frauen zu unterstützen, sagen Frauenrechtlerinnen. Das gelte vor allem, wenn die Opfer aus dem Ausland stammen und die Rache der organisierten Kriminalität fürchten müssen.
Prostituierte
Im Thüringer Rotlichtmilieu hat es im vergangenen Jahr 140 Polizeieinsätze gegeben. Eine Sprecherin des Landeskriminalamtes sagte MDR THÜRINGEN, fast die Hälfte der Einsätze habe sich in Nordthüringen abgespielt. Die Ermittler seien auch Vorwürfen der Zuhälterei und des Menschenhandels nachgegangen. Thüringenweit wurden in fünf Fällen Ermittlungsverfahren eingeleitet, weil Frauen zur Prostitution gezwungen worden waren. Das Sozialministerium geht jedoch davon aus, dass die Dunkelziffer bei Zwangsprostitution viel höher ist.
Auf spezielle Probleme ausländischer Zwangsprostituierter eingehen
Menschenrechtsverbände fordern deshalb Hilfsangebote für Zwangsprostituierte in Thüringen. Seit Jahren fehle eine Anlaufstelle für Frauen, die sexuell ausgebeutet wurden, sagte Uta Reber vom Erfurter Verein Brennessel, Zentrum gegen Gewalt an Frauen, dem MDR THÜRINGEN. Das Land müsse eine Fachstelle mit einer festen Mitarbeiterin einrichten, damit ein Hilfenetzwerk geknüpft und betreut werden könne. Auch eine kurzfristige Notfallunterbringung müsse dort gewährleistet sein. Die Erfurter Gleichstellungsbeauftragte Birgit Adamek beklagt ebenfalls das Fehlen "effektiver Strukturen". Der "Opferschutz spielt in Thüringen keine Rolle", sagte sie MDR THÜRINGEN. Bestehende Einrichtungen könnten nur schwer auf die speziellen Probleme von Zwangsprostituierten eingehen, die oft aus dem Ausland kämen und von organisierter Kriminalität bedroht seien.
Die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Johanna Arenhövel (CDU) unterstützt die Forderung nach einem "qualifizierten Betreuungsangebot" und setzt auf Partner. Gemeinsam mit den Ministerien für Soziales, Justiz und Inneres suche sie nach einer Lösung. Auch die Kirchen seien potenzielle Kooperationspartner, sagte die Politikerin MDR THÜRINGEN. Jährlich würden in Thüringen knapp zehn Fälle von Zwangsprostitution bekannt, doch es sei von einer wesentlich höheren Dunkelziffer auszugehen, sagte die Gleichstellungsbeauftragte.
In einem ersten Schritt starte jetzt ein vom Sozialministerium finanziertes Schulungsprogramm für potenzielle Netzwerkpartner in ganz Thüringen. Rund 50 Teilnehmer sollen dabei unter anderem Rechtsgrundlagen und praktische Hilfsmöglichkeiten für den Umgang mit Zwangsprostituierten an die Hand bekommen. Es wird im Rahmen einer Fachtagung am Montag im Erfurter Rathaus vorgestellt.
http://www.mdr.de/thueringen/zwangspros ... fe100.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Fakten und Infos über Prostitution
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Ein große Anfrage zu Thema:
"Wir fragen die Landesregierung:
-Fragen zur tatsächlichen Lebenssituation von Prostituierten
-Wie viele Männer und Frauen gehen in Thüringen der Prostitution nach
-Wie viele davon sind unter 18"
gab es bereits im Jahre 1994.
http://www.juramagazin.de/Wir-fragen-di ... d-unter-18
2 kleine Anfragen wurden vergangene Woche von der Grünen Abgeordneten Astrid Rothe-Beinlich gestellt.
1. Prostitution in Thüringen und Situation der Prostituierten http://www2.rothe-beinlich.de/uploads/k ... 081113.pdf
2. Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auf den Menschenhandel und die Situation der Prostituierten in Thüringen http://www2.rothe-beinlich.de/uploads/k ... 081113.pdf
Antworten des Landtages habe ich noch keine gefunden, wird wohl noch einige Zeit dauern.
LG Jason
"Wir fragen die Landesregierung:
-Fragen zur tatsächlichen Lebenssituation von Prostituierten
-Wie viele Männer und Frauen gehen in Thüringen der Prostitution nach
-Wie viele davon sind unter 18"
gab es bereits im Jahre 1994.
http://www.juramagazin.de/Wir-fragen-di ... d-unter-18
2 kleine Anfragen wurden vergangene Woche von der Grünen Abgeordneten Astrid Rothe-Beinlich gestellt.
1. Prostitution in Thüringen und Situation der Prostituierten http://www2.rothe-beinlich.de/uploads/k ... 081113.pdf
2. Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes auf den Menschenhandel und die Situation der Prostituierten in Thüringen http://www2.rothe-beinlich.de/uploads/k ... 081113.pdf
Antworten des Landtages habe ich noch keine gefunden, wird wohl noch einige Zeit dauern.
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In Thüringen ist fast nichts über das Ausmaß von Prostitution bekannt
20.02.2014 - 21:38 Uhr
Nicht mal die Polizei liefert detaillierte Antworten: "Die getroffenen Feststellungen spiegeln nur Momentaufnahmen wider", heißt es in der Antwort des Sozialministeriums auf die Anfrage von Astrid Rothe-Beinlich (Grüne) zur Prostitution in Thüringen und zur Situation der Prostituierten hierzulande.
Erfurt. Die Polizei, so das Ministerium, "verfügt nur über ein fragmentarisches Bild der tatsächlichen Geschehensabläufe" - und deshalb muss auch die Politik bei vielen Fragen von Rothe-Beinlich mit den Schultern zucken: "Hierzu liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor; hierzu liegen der Landesregierung keine Angaben vor", heißt es immer wieder.
Beispiel "Indoor- und Outdoor-Prostitution", wobei mit letzterem der Straßenstrich gemeint ist. Keine Erkenntnisse klingt wie: Das gibt es nicht. Dabei sei selbst ihr klar, wo Prostituierte in Erfurt unter freiem Himmel ihre Dienste anbieten: Im Norden der Stadt. Und wer genau hinschaue, der sehe bei der Fahrt über Land auch jene "Lovemobil" genannten Liebeslauben, sagt sie. Callgirls bieten ihre Dienste an - aber Erkenntnisse gibt es auch darüber nicht. Und schätzen will das Ministerium nicht. "Das hätte rein spekulativen Charakter."
Ob draußen oder drinnen Geschäfte gemacht werden: Es gibt nicht einmal das Wissen darüber, wieviele Menschen in diesem Bereich überhaupt arbeiten. Dabei war einst davon ausgegangen worden, dass viele Prostituierte künftig einem sozialversicherungspflichtigen Job nachgehen würden. Doch auch dazu fehlen Zahlen. Vieles würde sich ändern, wenn das vermeintlich älteste Gewerbe der Welt zu eben dem gemacht würde: zu einem Gewerbe, das angemeldet werden muss.
Das ist die Idee, für die Rothe-Beinlich Mitstreiterinnen über alle Parteien hinweg sucht. Allerdings gehen die Meinungen bei dem Thema weit auseinander. Manche sind sogar - wie in manchen Nachbarländern bereits üblich - für ein generelles Verbot der Prostitution, was Rothe-Beinlich ablehnt, weil dies nicht zum Ende der Prostitution, sondern nur zur Illegalität mit all ihren kriminellen Folgen führt.
Die fehlenden Zahlen haben damit zu tun, dass Deutschland seit 2002 das weltweit liberalste Gesetz mit Blick auf Prostitution hat. Damals regierte Rot-Grün und aus dem Angebot sogenannter Liebesdienste sollte ein ganz normaler Dienstleistungsberuf werden. Das Ergebnis: unbefriedigend - jedenfalls aus Sicht der heutigen Politik. Das zeigen auch die Anfragen von Rothe-Beinlich. Sie hatte sowohl beim Thüringer Justizministerium nachgehakt - und zum Jahreswechsel Antwort erhalten -, als auch beim Sozialministerium.
Und es tut sich auch auf Bundesebene etwas: Die Große Koalition von CDU, CSU und SPD hat vereinbart, dass das Prostitutionsgesetz mit Blick auf die Regulierung der Prostitution umfassend überarbeitet und die ordnungsbehördlichen Kontrollmöglichkeiten gesetzlich verbessert werden sollen. Und das vor allem zum Schutz der Betroffenen, aber auch zur Erhebung gesicherter Daten und Fakten.
Ganz oft wird gesagt, dass das 2002 liberalisierte Prostitutionsgesetz Armutsprostitution und Sextourismus zur Folge hat. Aber die Faktenlage ist dünn. Die Zahl der Delikte von Ausübung verbotener Prostitution ist demnach von 34 im Jahr 2009 auf 13 im Jahr 2012 zurückgegangen. Ausbeutung von Prostituierten wurde seit 2009 - ein Fall - bis 2012 - zwei Fälle - kaum festgestellt.
Auch Zuhälterei taucht kaum in der Kriminalstatistik auf: 2009 waren drei Fälle aktenkundig geworden, 2012 vier, in den beiden Jahren dazwischen zusammen drei. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung kam 2009 in den Akten gar nicht vor, 2010 gab es sechs Fälle, 2011 und 2012 jeweils fünf. Wenn diese Zahlen ins Verhältnis gesetzt werden zum Gesamtstrafaufkommen, dann ist der Bereich marginal - und macht nur 0,02 Prozent aus.
Im Jahr 2012 gab es 183 verdächtige Etablissements
Es ist nicht so, dass man in Thüringen amtlicherseits über Prostitution gar nichts weiß. Aber: "Bordelle unterliegen keiner Genehmigungspflicht im gewerberechtlichen Sinne. Zur Anzahl erteilter Baugenehmigungen liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor." Wohl aber ist bekannt, dass die Polizei im Jahr 2012 von 183 Etablissements wusste, bei denen der Verdacht bestand, dass dort der Prostitution nachgegangen werde. Das waren nicht nur Bordelle und sogenannte Laufhäuser, sondern auch Clubs, Massagestudios und Wohnungen.
Das Wissen von damals aber ist heute nicht mehr viel wert, weiß auch das Sozialministerium: Der ganze Bereich unterliege "einer erheblichen Fluktuation", heißt es in der Antwort. Immerhin scheint aber gesichert, dass Wohnungsprostitution die häufigste Form in Thüringen sei. Das hat auch damit zu tun, dass seit einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom April 2009 hier kaum noch mit einer Sperrgebietsverordnung dagegengehalten werden kann.
Auch das Verwaltungsgericht Kassel hat im vergangenen Jahr entschieden, dass "eine öffentlich kaum wahrnehmbare Prostitutionsausübung außerhalb der festgelegten Toleranzzonen nur noch dann verboten ist, wenn sie nach außen in Erscheinung tritt und eine 'milieubedingte Unruhe' befürchten lässt", heißt es in der Antwort an Rothe-Beinlich. Wie sich dieses relativ neue Urteil auf die "Szene" aber auch auf die Maßnahmen der Polizei auswirken werde, sei momentan aber noch nicht abschätzbar.
Ausländische Prostituierte in der Mehrzahl
Noch nicht einmal die Anzahl ausländischer Prostituierter in Thüringen kann halbwegs exakt angegeben werden. Bei polizeilichen Kontrollen hatte sich aber gezeigt, dass sie die Mehrzahl ausmachen - und dass sie der Herkunft nach aus der ganzen Welt kommen, von Österreich bis Thailand, von Weißrussland bis Brasilien. Über ihre Zuhälter ist offenbar nur dann etwas bekannt, wenn sie in der Kriminalstatistik vorkommen.
Ebenfalls keine Erkenntnisse gibt es zu der Frage, wie sich die gesundheitliche Lage der Prostituierten entwickelt hat im Verlauf der vergangenen zehn Jahre. Welche Rolle spielen Drogensucht, HIV, Hepatitis oder andere meldepflichtige Erkrankungen? Das wollte Rothe-Beinlich wissen.
Rothe-Beinlich verweist darauf, dass das Gesetz von 2002 lediglich Prostituierten ihre Berufsausübung verbessern helfen sollte. Es ging um sogenannte Sexarbeiterinnen. "Gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution war es nicht gerichtet", sagt sie. Das habe aber politische Gründe gehabt. Mehr als die jetzt häufig kritisierte Regelung sei damals von Rot-Grün mit Blick auf den Bundesrat nicht durchsetzbar gewesen.
Es sei zu konstatieren, dass das Problem mit Flatrate-Bordellen und Zwangsprostitution hierzulande wohl nicht ganz so hoch sei, wie in Grenzländern, "aber wir müssen davon ausgehen, dass es auch in Thüringen Prostitution gibt, die nicht selbstbestimmt ist", so Rothe-Beinlich.
Welche Ausstiegshilfen gibt es?
Daher die Frage: Welche Ausstiegshilfen gibt es? In der Antwort aus dem Sozialministerium wird ganz allgemein darauf verwiesen, dass bisher vor allem bei Zwangsprostituierten Beratungsmöglichkeiten umgesetzt werden konnten. Erneut - wie auch schon zuvor bei Rothe-Beinlichs Anfrage beim Justizministerium - wird dabei auf die Schwestern vom Guten Hirten in Erfurt Bezug genommen. Allerdings haben diese längst altershalber ihre Aufgabe beenden müssen.
Sie wollten sie abgeben, doch noch immer ist keine Nachfolge gefunden. Zwar hat sich die Organisation Solwodi in Thüringen in eine Suche nach Lösungsmöglichkeiten eingebracht. Offenbar ist aber von Seiten der Landespolitik nicht an die Einrichtung und Unterstützung einer Beratungsstelle gedacht, sondern an Weiterbildung von Frauen, die schon bisher Frauen in Gewalt-Situationen beraten. Ein Grund dafür sind die vermeintlich geringen Fallzahlen - und die wiederum resultieren daraus, dass Prostitution als vermeintlich normaler Dienstleistungsberuf keine besondere Beobachtung erfährt.
"Für mich bleibt dennoch die Frage: Warum schafft Thüringen keine verlässliche Anlaufstelle, auch wenn bisher nur geringe Fallzahlen festgestellt werden", sagt Rothe-Beinlich. Wichtig sei aufsuchende Sozialarbeit, "um die Frauen überhaupt zu erreichen und ihnen Hilfsangebote machen zu können." Und wo sollten die Beraterinnen hingehen? Zum Beispiel zu den Frauen vom Straßenstrich. Aber über den, so steht es in der Antwort, weiß man hierzulande fast nichts...
Quelle: http://www.tlz.de/startseite/detail/-/s ... 1172556132
20.02.2014 - 21:38 Uhr
Nicht mal die Polizei liefert detaillierte Antworten: "Die getroffenen Feststellungen spiegeln nur Momentaufnahmen wider", heißt es in der Antwort des Sozialministeriums auf die Anfrage von Astrid Rothe-Beinlich (Grüne) zur Prostitution in Thüringen und zur Situation der Prostituierten hierzulande.
Erfurt. Die Polizei, so das Ministerium, "verfügt nur über ein fragmentarisches Bild der tatsächlichen Geschehensabläufe" - und deshalb muss auch die Politik bei vielen Fragen von Rothe-Beinlich mit den Schultern zucken: "Hierzu liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor; hierzu liegen der Landesregierung keine Angaben vor", heißt es immer wieder.
Beispiel "Indoor- und Outdoor-Prostitution", wobei mit letzterem der Straßenstrich gemeint ist. Keine Erkenntnisse klingt wie: Das gibt es nicht. Dabei sei selbst ihr klar, wo Prostituierte in Erfurt unter freiem Himmel ihre Dienste anbieten: Im Norden der Stadt. Und wer genau hinschaue, der sehe bei der Fahrt über Land auch jene "Lovemobil" genannten Liebeslauben, sagt sie. Callgirls bieten ihre Dienste an - aber Erkenntnisse gibt es auch darüber nicht. Und schätzen will das Ministerium nicht. "Das hätte rein spekulativen Charakter."
Ob draußen oder drinnen Geschäfte gemacht werden: Es gibt nicht einmal das Wissen darüber, wieviele Menschen in diesem Bereich überhaupt arbeiten. Dabei war einst davon ausgegangen worden, dass viele Prostituierte künftig einem sozialversicherungspflichtigen Job nachgehen würden. Doch auch dazu fehlen Zahlen. Vieles würde sich ändern, wenn das vermeintlich älteste Gewerbe der Welt zu eben dem gemacht würde: zu einem Gewerbe, das angemeldet werden muss.
Das ist die Idee, für die Rothe-Beinlich Mitstreiterinnen über alle Parteien hinweg sucht. Allerdings gehen die Meinungen bei dem Thema weit auseinander. Manche sind sogar - wie in manchen Nachbarländern bereits üblich - für ein generelles Verbot der Prostitution, was Rothe-Beinlich ablehnt, weil dies nicht zum Ende der Prostitution, sondern nur zur Illegalität mit all ihren kriminellen Folgen führt.
Die fehlenden Zahlen haben damit zu tun, dass Deutschland seit 2002 das weltweit liberalste Gesetz mit Blick auf Prostitution hat. Damals regierte Rot-Grün und aus dem Angebot sogenannter Liebesdienste sollte ein ganz normaler Dienstleistungsberuf werden. Das Ergebnis: unbefriedigend - jedenfalls aus Sicht der heutigen Politik. Das zeigen auch die Anfragen von Rothe-Beinlich. Sie hatte sowohl beim Thüringer Justizministerium nachgehakt - und zum Jahreswechsel Antwort erhalten -, als auch beim Sozialministerium.
Und es tut sich auch auf Bundesebene etwas: Die Große Koalition von CDU, CSU und SPD hat vereinbart, dass das Prostitutionsgesetz mit Blick auf die Regulierung der Prostitution umfassend überarbeitet und die ordnungsbehördlichen Kontrollmöglichkeiten gesetzlich verbessert werden sollen. Und das vor allem zum Schutz der Betroffenen, aber auch zur Erhebung gesicherter Daten und Fakten.
Ganz oft wird gesagt, dass das 2002 liberalisierte Prostitutionsgesetz Armutsprostitution und Sextourismus zur Folge hat. Aber die Faktenlage ist dünn. Die Zahl der Delikte von Ausübung verbotener Prostitution ist demnach von 34 im Jahr 2009 auf 13 im Jahr 2012 zurückgegangen. Ausbeutung von Prostituierten wurde seit 2009 - ein Fall - bis 2012 - zwei Fälle - kaum festgestellt.
Auch Zuhälterei taucht kaum in der Kriminalstatistik auf: 2009 waren drei Fälle aktenkundig geworden, 2012 vier, in den beiden Jahren dazwischen zusammen drei. Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung kam 2009 in den Akten gar nicht vor, 2010 gab es sechs Fälle, 2011 und 2012 jeweils fünf. Wenn diese Zahlen ins Verhältnis gesetzt werden zum Gesamtstrafaufkommen, dann ist der Bereich marginal - und macht nur 0,02 Prozent aus.
Im Jahr 2012 gab es 183 verdächtige Etablissements
Es ist nicht so, dass man in Thüringen amtlicherseits über Prostitution gar nichts weiß. Aber: "Bordelle unterliegen keiner Genehmigungspflicht im gewerberechtlichen Sinne. Zur Anzahl erteilter Baugenehmigungen liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor." Wohl aber ist bekannt, dass die Polizei im Jahr 2012 von 183 Etablissements wusste, bei denen der Verdacht bestand, dass dort der Prostitution nachgegangen werde. Das waren nicht nur Bordelle und sogenannte Laufhäuser, sondern auch Clubs, Massagestudios und Wohnungen.
Das Wissen von damals aber ist heute nicht mehr viel wert, weiß auch das Sozialministerium: Der ganze Bereich unterliege "einer erheblichen Fluktuation", heißt es in der Antwort. Immerhin scheint aber gesichert, dass Wohnungsprostitution die häufigste Form in Thüringen sei. Das hat auch damit zu tun, dass seit einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom April 2009 hier kaum noch mit einer Sperrgebietsverordnung dagegengehalten werden kann.
Auch das Verwaltungsgericht Kassel hat im vergangenen Jahr entschieden, dass "eine öffentlich kaum wahrnehmbare Prostitutionsausübung außerhalb der festgelegten Toleranzzonen nur noch dann verboten ist, wenn sie nach außen in Erscheinung tritt und eine 'milieubedingte Unruhe' befürchten lässt", heißt es in der Antwort an Rothe-Beinlich. Wie sich dieses relativ neue Urteil auf die "Szene" aber auch auf die Maßnahmen der Polizei auswirken werde, sei momentan aber noch nicht abschätzbar.
Ausländische Prostituierte in der Mehrzahl
Noch nicht einmal die Anzahl ausländischer Prostituierter in Thüringen kann halbwegs exakt angegeben werden. Bei polizeilichen Kontrollen hatte sich aber gezeigt, dass sie die Mehrzahl ausmachen - und dass sie der Herkunft nach aus der ganzen Welt kommen, von Österreich bis Thailand, von Weißrussland bis Brasilien. Über ihre Zuhälter ist offenbar nur dann etwas bekannt, wenn sie in der Kriminalstatistik vorkommen.
Ebenfalls keine Erkenntnisse gibt es zu der Frage, wie sich die gesundheitliche Lage der Prostituierten entwickelt hat im Verlauf der vergangenen zehn Jahre. Welche Rolle spielen Drogensucht, HIV, Hepatitis oder andere meldepflichtige Erkrankungen? Das wollte Rothe-Beinlich wissen.
Rothe-Beinlich verweist darauf, dass das Gesetz von 2002 lediglich Prostituierten ihre Berufsausübung verbessern helfen sollte. Es ging um sogenannte Sexarbeiterinnen. "Gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution war es nicht gerichtet", sagt sie. Das habe aber politische Gründe gehabt. Mehr als die jetzt häufig kritisierte Regelung sei damals von Rot-Grün mit Blick auf den Bundesrat nicht durchsetzbar gewesen.
Es sei zu konstatieren, dass das Problem mit Flatrate-Bordellen und Zwangsprostitution hierzulande wohl nicht ganz so hoch sei, wie in Grenzländern, "aber wir müssen davon ausgehen, dass es auch in Thüringen Prostitution gibt, die nicht selbstbestimmt ist", so Rothe-Beinlich.
Welche Ausstiegshilfen gibt es?
Daher die Frage: Welche Ausstiegshilfen gibt es? In der Antwort aus dem Sozialministerium wird ganz allgemein darauf verwiesen, dass bisher vor allem bei Zwangsprostituierten Beratungsmöglichkeiten umgesetzt werden konnten. Erneut - wie auch schon zuvor bei Rothe-Beinlichs Anfrage beim Justizministerium - wird dabei auf die Schwestern vom Guten Hirten in Erfurt Bezug genommen. Allerdings haben diese längst altershalber ihre Aufgabe beenden müssen.
Sie wollten sie abgeben, doch noch immer ist keine Nachfolge gefunden. Zwar hat sich die Organisation Solwodi in Thüringen in eine Suche nach Lösungsmöglichkeiten eingebracht. Offenbar ist aber von Seiten der Landespolitik nicht an die Einrichtung und Unterstützung einer Beratungsstelle gedacht, sondern an Weiterbildung von Frauen, die schon bisher Frauen in Gewalt-Situationen beraten. Ein Grund dafür sind die vermeintlich geringen Fallzahlen - und die wiederum resultieren daraus, dass Prostitution als vermeintlich normaler Dienstleistungsberuf keine besondere Beobachtung erfährt.
"Für mich bleibt dennoch die Frage: Warum schafft Thüringen keine verlässliche Anlaufstelle, auch wenn bisher nur geringe Fallzahlen festgestellt werden", sagt Rothe-Beinlich. Wichtig sei aufsuchende Sozialarbeit, "um die Frauen überhaupt zu erreichen und ihnen Hilfsangebote machen zu können." Und wo sollten die Beraterinnen hingehen? Zum Beispiel zu den Frauen vom Straßenstrich. Aber über den, so steht es in der Antwort, weiß man hierzulande fast nichts...
Quelle: http://www.tlz.de/startseite/detail/-/s ... 1172556132
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