LokalNachrichten: GIEßEN

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fraences
Admina
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LokalNachrichten: GIEßEN

Beitrag von fraences »

Eine Hochburg der Prostitution - Historische Führung durch Gießens Innenstadt
mit Jutta Failing

„1950 gab es in der Illustrierten ‚Quick‘ einen reißerischen Artikel mit dem Titel ‚Das Shanghai an der Lahn’, in dem die Nachkriegssituation in Gießen beschrieben wurde“, erzählte Dr. Jutta Failing. Die Historikerin führte im Rahmen des Krimifestivals 80 Besucher durch die Innenstadt an die früheren Schauplätze von Verbrechen, Prostitution und Hinrichtungen.

Los ging der Rundgang im Innenhof des Alten Schlosses, in dem Failing ein Schild mit dem rätselhaften Ausdruck „Oben ohne“ in die Höhe hielt. Wo es in Gießen noch heute so ein Schild an einer Gaststätte gebe, fragte die Stadtführerin und erläuterte, dass dieser Hinweis die potenziellen Kunden darauf aufmerksam mache, dass die weiblichen Bedienungen in dem Etablissement mit freiem Oberkörper arbeiten.

In der Zeit nach 1945 habe sich in Gießen eine so starke Prostitution entwickelt, dass in einer Erhebung von 1950 Gießen gemessen an der Einwohnerzahl die Stadt mit der höchsten Prostitutionsrate war. Der botanische Garten sei in den Nachkriegsjahren zu einem „Lustgarten“ mutiert, in dem sich die amerikanischen Soldaten mit den Damen vergnügten.

Quer durch die Stadt folgten die Teilnehmer der Führung Jutta Failing zum Kinocenter in der Bahnhofstraße, in dessen Nachbarschaft das letzte „Oben ohne Lokal“ noch heute beheimatet ist. Die ganze Bahnhofstraße sei Standort ähnlicher Nachtbars gewesen, die bis in die siebziger Jahre um die vorwiegend männliche Kundschaft warben. „Hängt der Haussegen schief, pack‘ deinen Mann und komm‘ mit ihm in den Fiaker“ war der Rat an die Ehefrauen, mit dem die Bar warb, ob auf diese Weise jemals ein Haussegen aus der Schieflage gebracht werden konnte, ist nicht überliefert.

Vorbei am ehemaligen Rotlichtbezirk, der in den späten sechziger Jahren abgerissen und durch ein Kaufhaus und das Citycenter ersetzt wurde, ging der Rundgang weiter in die Rittergasse. Jutta Failing erzählte von der schwierigen Situation der unverheiratet schwangeren Frauen im 19. Jahrhundert, von denen manche in ihrer Not das Kind töteten und dafür mit lebenslanger Haft bestraft wurden.

Die nächste Station war das Amtsgericht. Hinter dem Gerichtspalast, wie der Prachtbau genannt wurde, war 1901 das neue Gefängnis errichtet worden, in dessen Hof die Hinrichtungen stattfanden, die inzwischen zwar nicht mehr öffentlich waren, aber doch Hunderte von Schaulustigen anlockten. In der Ostanlage versammelten sich die Bürger und konnten immerhin das schaurige Geräusch des Fallbeils hören, wenn eine Hinrichtung vollzogen wurde.

Vorbei am Hawwerkasten, in dem traditionell die Henkersmahlzeit zubereitet worden war, ging die Führung weiter zur früheren Anatomie am Brandplatz. Dorthin seien die Körper der gerichteten Verbrecher gebracht worden und der Wissenschaft zur Verfügung gestellt, so Failing.


http://www.giessener-anzeiger.de/lokale ... 248446.htm
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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