Anlaufstellen Sexarbeit

Welche Anlaufstellen für die Bedürfnisse von Sexworkern gibt es?
Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

16.1.2015

"Tamar" bietet Beratung für Prostituierte

Siegen. Über "Tamar", das neue Projekt der Evangelischen Frauenhilfe, berichtet Iris Jänicke am Mittwoch, 21. Januar, um 15 Uhr im Gemeindehaus Altstadt, Pfarrstraße 2.

"Tamar" hilft Frauen und Mädchen, die in Clubs, Bars oder Wohnungen sexuelle Dienstleistungen anbieten. Ein wichtiges Ziel der Beratung ist, den Frauen zu helfen, ein gesundes, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, angstfrei und ohne finanzielle und emotionale Abhängigkeiten. Besondere Unterstützung ist beim Ausstieg aus der Prostitution gefragt.

Auf Spenden angewiesen

"Tamar" konnte durch eine anteilige Projektförderung von "Aktion Mensch" eröffnet werden. Derzeit gibt es keine staatlichen Zuschüsse. Deshalb ist das Projekt dringend auf Spenden, Kollekten und weitere Stiftungsgelder sowie auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit angewiesen.

http://www.derwesten.de/staedte/nachric ... x525520570
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

16.1.2015

Eine Zuhörerin im Rotlicht-Milieu

Mit der Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit gibt es nun in Rostock auch psychosoziale Hilfe für Prostituierte.


Etwa 200 bis 300 professionelle Prostituierte bieten in Rostock die käufliche Liebe an. Sie arbeiten im Bordell, in den zwei einschlägigen Nachtclubs oder in einer der rund 60 Modellwohnungen. So die Statistik der legalen Sexarbeit in der Hansestadt. Die Zahl der Frauen, die auf anderen Wegen, beispielsweise in ihren privaten Wohnungen oder Massagesalons sexuelle Handlungen anbieten, liegt hingegen im Dunkeln.

Seit Ende 2014 gibt es in Rostock eine Beratungsstelle für Menschen in der Sexarbeit, angesiedelt beim Verein Frauen helfen Frauen und gefördert durch die Stadt. Eine Mitarbeiterin soll für die Frauen vor allem ein offenes Ohr haben, ihnen im Kontakt mit Ämtern zur Seite stehen, ihnen im Prinzip jede mögliche Hilfe vermitteln. „Das Ziel ist es, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen zu verbessern“, sagt Ulrike Bartel, Geschäftsführerin von Frauen helfen Frauen.

Um Vertrauen zu den Prostituierten aufzubauen..... weiterlesen http://www.nnn.de/lokales/rostock/eine- ... 97281.html
Zuletzt geändert von nina777 am 16.01.2015, 14:51, insgesamt 2-mal geändert.
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
Rotlicht-MV
UserIn
UserIn
Beiträge: 49
Registriert: 02.02.2011, 22:48
Wohnort: Schwerin
Ich bin: BetreiberIn

Beitrag von Rotlicht-MV »

Zu dem Artikel "Eine Zuhörerin im Rotlicht-Milieu" ist anzumerken, das unklar ist, wie die Redakteurin auf die Zahlen kommt bzw. von wem und wie alt die "Statistik der legalen Sexarbeit..." ist.
200 - 300 erscheinen mir doch sehr aufgerundet.
Schönen Gruß
Thomas

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

22.1.2015

Tabubruch statt Prostitutionsverbot

Martha Wigger, ehemalige Leiterin der Fachstelle Sexarbeit Xenia, zeigte bei ihrem Vortrag in Thun auf, warum ein Prostitutionsverbot mehr Fluch als Segen ist.


«Mit einem Prostitutionsverbot würde die Stellung der legalen Sexarbeit empfindlich geschwächt und die illegale Prostitution nicht verschwinden», sagte Martha Wigger, die am Dienstagabend auf Einladung der Staatsbürgerlichen Gesellschaft Thun im Hotel Freienhof referierte.

Die ehemalige Leiterin der Fachstelle Sexarbeit Xenia in Bern legte vor rund 30 Zuhörerinnen und Zuhörern dar, warum aus ihren Erfahrungen ein Verbot unsinnig wäre, und präsentierte einige Lösungsansätze.

Eine Prüfung des Verbotes der Prostitution fordert die EVP in ihrem noch hängigen Postulat im Nationalrat.

Negative Auswirkungen?

Die Erfahrungen aus Schweden, wo bereits ein Verbot in Kraft ist, zeigen laut Wigger auf, dass die Prostitution zwar wie gewünscht von der Bildfläche verschwindet, im Untergrund jedoch unter markant schlechteren Voraussetzungen aufrechterhalten wird.

«So sind die Frauen zum Beispiel bei ihrer Arbeit einsamer, da sie sich in immer wechselnde kleine Privatwohnungen zurückziehen müssen», erklärte die Fachfrau. Dies ist laut Wigger eine gefährliche Entwicklung. «Dort sind die Frauen meist allein den teilweise gewaltbereiten Freiern ausgeliefert», weiss sie.

Hinzu komme, dass sich Sexarbeiterinnen als Folge der illegalen Arbeit bei Problemen nicht an die Polizei wenden könnten. Auch die Unterstützung und Beratung durch Fachstellen wie Xenia würden erschwert.

Sexarbeit enttabuisieren

«Um die Situation der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter zu verbessern, müssen wir das Tabu über diese Berufsgattung aufheben und Sexarbeit als Beruf wie jeden anderen wahrnehmen», sagte Martha Wigger.

Als Vorreiter in dieser Angelegenheit nannte die Fachfrau den Kanton Bern, in welchem das bernische Prostitutionsgesetz seit April 2013 in Kraft getreten und die Sittenwidrigkeit der Sexarbeit aufgehoben worden ist. So kann ein offizielles Arbeitsverhältnis zwischen Betreiber und Sexarbeiterin beschlossen werden. «Das sichert Steuereinnahmen und vor allem Pensions- und Sozialhilfeansprüche der Sexarbeitenden.»

Gleichzeitig fügte Wigger an, dass bei diesem Gesetz jedoch der Schutz zu kurz komme. «Für Sexarbeiterinnen und Besitzer von Clubs, Salons und Etablissements gelten erhöhte Auflagen, womit wieder eine Tendenz in die Illegalität zu beobachten ist», erklärte Martha Wigger.

Sich gegenseitig unterstützen

In ihrer Idealvorstellung sieht die Expertin offizielle Etablissements, wo die Sexarbeiterinnen und -arbeiter nebeneinander arbeiten, sich gegenseitig unterstützen und im Notfall beschützen können. «Solche Areale wären ideal, da unsere Fachberaterinnen leicht Kontakt knüpfen und diesen halten könnten», antwortete Martha Wigger auf eine Frage aus dem Publikum. Zudem könne so das Grundstück überwacht werden, und dies schrecke potenzielle Störenfriede ab.

Mit den Verrichtungsboxen in Zürich sei ein Schritt in diese Richtung getan. Wigger gehen diese jedoch zu wenig weit. Sie würden nur gewisse Freier ansprechen, die restlichen greifen auf die meist illegal angebotenen Leistungen zurück. «Das wichtigste bei der Planung solcher Projekte ist», betonte Martha Wigger, «dass die gesamte Nachfrage berücksichtigt wird und das ganze Spektrum an Angeboten vorhanden ist.»

http://www.bernerzeitung.ch/region/thun ... y/19128207
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

27.1.2015

Katholischer Verein hilft Prostituierten

Düsseldorf. Bis zu 70 bulgarische Frauen bieten sich auf der Charlottenstraße Freiern an. Der SKFM unterstützt die Betroffenen.


Vor ungefähr drei Jahren tauchten sie plötzlich auf, "und mit der Zeit kamen immer mehr", erinnert sich Ina Schubert. Die Leiterin der Kontakt- und Notschlafstelle Knackpunkt des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) an der Grupellostraße spricht von bulgarischen Roma-Frauen, die rund um die Charlottenstraße der Prostitution nachgehen. Bis zu 70 sind es, die sich Freiern anbieten, zwischendurch dann auch wieder in ihre Heimat fahren, aber meist zurückkehren. Zuvor besuchten den Knackpunkt fast nur drogenabhängige deutsche Prostituierte. "Die beiden Gruppen sind natürlich komplett unterschiedlich. Und es hat lange gedauert, bis sie halbwegs miteinander klarkamen", erklärt die Sozialpädagogin.

Das Angebot an Betreuung für diese neue Klientel musste komplett revidiert werden. "Es fängt an mit der Sprachbarriere. Die Frauen sind zudem oft Analphabetinnen, nicht krankenversichert und haben in ihrem Leben noch nie ein Kondom gesehen", sagt Schubert. "Ihre Form der Empfängnisverhütung ist die Abtreibung." Es beginnt aber bereits damit, dass diese bulgarischen Frauen ein komplett anderes Wertesystem haben. "Sie kennen keine Regeln, halten sich nicht an Termine, etwa beim Gesundheitsamt, und sind auf der Straße sehr laut. Das geht so natürlich nicht, und das konnten wir ihnen mit der Zeit auch verständlich machen", betont Schubert. Dass sie überhaupt einen Zugang zu den Prostituierten fand, hat die Sozialpädagogin der Bulgarin Zhana Kazakova zu verdanken, die seit zwei Jahren nebenamtlich im Knackpunkt arbeitet.

Federführend haben die beiden Frauen das Programm "Stapka po Stapka" (Schritt für Schritt) erarbeitet, mit dem den Betroffenen gezielter geholfen werden soll und das eine längere Öffnungszeit der Kontaktstelle auf der Grupellostraße sowie mehr Betreuung auf der Straße beinhaltet. "Das ist in unseren Augen auch ein Beitrag zur Integration. Wir haben bei der Stadt Geld dafür beantragt, aber nur ein Drittel der gewünschten Summe erhalten. Damit ist unser Spielraum natürlich begrenzt", erzählt Schubert.

Die bulgarischen Roma-Frauen, in der Regel zwischen 18 und 40 Jahre alt, wirken sehr gepflegt, obwohl sie sich bisweilen mit bis zu 20 Personen eine Wohnung teilen oder in billigen Hotels absteigen. "Sie haben auch nicht den klassischen Zuhälter, meist sind es Familienangehörige, die mit nach Deutschland kommen", berichtet Schubert. Zuletzt wanderten viele der Betroffenen in Sex-Clubs ab. "Die werden von den Betreibern mit offenen Armen empfangen, da sie nicht auf ein Kondom bestehen", weiß die Sozialpädagogin.

"Stapka po Stapka" ist gerade angelaufen, erste Erfolge sind aber bereits erkennbar. Einzelne Frauen haben eine Arbeitsgenehmigung erhalten und einen Job als Reinigungskraft oder im Restaurant gefunden. "Doch es bleibt schwierig. Viele haben nicht einmal einen Ausweis", so Schubert.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/due ... -1.4828147
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

28.1.2015

Zwischen Studium und Straßenstrich

Tagsüber promoviert er, abends ist er Ansprechpartner für die Frauen auf dem Strich: Josef hat in Münster ein Streetwork-Projekt für Prostituierte gegründet.

"Marischa", die polnische Form des Namens "Maria", ist ein junges Projekt in Münster, bei dem die Studierenden ehrenamtlich die Frauen auf dem Straßenstrich in der Siemensstraße betreuen. Ungefähr alle zehn Tage laufen sie die Straße ab und kümmern sich um die Belange der etwa zwanzig Prostituierten. Wenn sie nicht vor Ort sind, begleiten sie die Frauen zu Terminen oder beraten sie am Telefon oder per E-Mail. Das Projekt existiert seit Anfang 2013, aktuell bilden 15 Ehrenamtliche das "Marischa"-Team, die meisten davon Studenten. Josef ist einer der Mitgründer, wegen des sensiblen Themas möchte er gerne anonym bleiben.

jetzt.de: Josef, Münster ist ja nicht gerade für das Thema Prostitution bekannt. Wie kam es dort zu diesem Projekt?

Josef: Mich hatte es jahrelang beschäftigt, dass es in Münster hinter dem Cineplex einen Straßenstrich gibt. Elisa, die spätere Mitgründerin von "Marischa", kannte ich von einem anderen sozialen Projekt und habe sie gefragt, ob sie von dem Strich weiß - sie war total geschockt. Wir sind noch am selben Abend über die Siemensstraße gefahren und haben uns das angeguckt.

Das war eine gruselige Situation: Wir saßen im Auto und haben uns angeregt unterhalten, und plötzlich kommen diese Frauen an den Straßenrand und winken uns zu. Auf dem Rückweg haben wir beschlossen herauszufinden, ob es vor Ort jemanden gibt, der weiß, wer die Frauen sind und ob sie irgendwas brauchen.

Wie sieht euer Engagement auf dem Straßenstrich konkret aus?

Wir verteilen Kaffee, Kondome, die wir von der Aidshilfe gesponsert kriegen, und Visitenkarten. Da stehen unsere E-Mail-Adresse und unsere Telefonnummer drauf, die können die Frauen anrufen, wenn es Schwierigkeiten gibt, wenn sie zum Arzt wollen oder ähnliches. Oft wollen sie aber auch einfach nur reden.

Man muss mit dem Helfen sehr vorsichtig sein. Wir wollen den Frauen auf Augenhöhe begegnen und Beziehungen aufbauen. Deshalb gehen wir immer in Zweiergruppen los, meistens mit einer Frau und einem Mann. Die Frauen stellen immer den ersten Kontakt zu den Prostituierten her. Wenn eine von ihnen gerade im Kundengespräch ist, gehen wir auf der anderen Straßenseite vorbei. Mittlerweile passiert es oft, dass eine Frau uns aus dem Augenwinkel sieht, das Gespräch unterbricht, das Auto weiterwinkt und uns signalisiert, dass wir zu ihr kommen sollen. Das ist ein Vertrauensbeweis.

Mit was für Problemen wenden sich die Prostituierten an euch?

Meistens helfen wir mit medizinischen Dingen, das heißt, wir vermitteln zum Frauenarzt oder ins Gesundheitsamt, da werden kostenlose Untersuchungen für Prostituierte angeboten. Wir achten auch darauf, dass sich die Frauen regelmäßig kontrolliert lassen. Und wir vermitteln Sprachkurse. Neunzig Prozent der Frauen kommen aus Bulgarien, einige können ihre eigene Sprache nicht lesen.

Außerdem helfen wir bei allen Sachen, die mit Finanzierung, Unterhalt, Wohnung und so weiter zusammenhängen. Viele der Frauen haben Kinder in Bulgarien, einige sollen rüberkommen. Vor zwei Wochen haben wir erfahren, dass ein paar Frauen aus ihrer Wohnung geschmissen wurden. Da wird unsere Übersetzerin jetzt Vermitteln helfen. Es gibt sehr viel Behördenkram, der geregelt werden muss.

Werdet ihr auch mit dem Thema Zwangsprostitution konfrontiert?

Wir wissen natürlich, dass wir auf bestimmte Dinge achten müssen. Wenn wir sehen würden, dass eine der Frauen minderjährig ist, müssten wir die Polizei einschalten. Oder wenn die Frauen offensichtlich auf die Straße geprügelt oder mit Drogen gefügig gemacht werden. Diese Zeichen können wir so nicht erkennen, aber es ist natürlich immer schwierig, bei Prostitution von Freiwilligkeit oder Zwang zu sprechen.

"Eine Sozialarbeiterin hat uns geraten, immer Turnschuhe anzuziehen, damit wir im Notfall wegrennen können."

Eure Arbeit ist nicht ganz ungefährlich ...
Ja, wir wussten am Anfang überhaupt nicht, was uns in Münster erwartet. Wir hatten von ähnlichen Projekten in anderen Städten gehört, wo auch schon mal ein Messer gezogen wird. Wir haben auch mit Sozialarbeitern im Ruhrgebiet gesprochen, die Schießereien erlebt haben. Vor unserem ersten Gang auf die Siemensstraße haben wir uns deshalb die Sicherheit vor Ort von der Polizei bestätigen lassen. Außerdem wurden wir von einer Sozialarbeiterin aus Duisburg beraten.

Ich werde nie vergessen, wie sie am Ende noch gesagt hat, wir sollten bloß daran denken, Turnschuhe anzuziehen, damit wir im Notfall wegrennen können. Inzwischen wissen wir aber, dass es in Münster nicht so schlimm ist. Es ist jedenfalls noch nie wirklich brenzlig gewesen.

Kommt es auch mal vor, dass die Frauen euer Engagement ablehnen, weil sie sich zum Beispiel bevormundet fühlen?

Wir merken schon, dass die meisten sich wirklich freuen, wenn wir da sind. Es gibt aber auch eine Frau, die uns am Anfang eher abfällig begegnet ist und uns zu verstehen gegeben hat, dass wir besser abhauen sollen. Das haben wir dann auch gemacht. Jetzt hat sie sich aber auch schon mal eine Visitenkarte genommen und an Weihnachten die Kekse, die wir mitgebracht haben.

Da ist aber bis heute eine große Zurückhaltung. Ich glaube, dass das an Dingen liegt, die bei ihr im Hintergrund laufen, aber da können wir im Moment nichts dran ändern. Wir wurden auch schon von der Presse mit der Aussage konfrontiert: "Ihr wollt die Frauen zum Ausstieg überreden." Das stimmt einfach nicht. Wir thematisieren das in den Gesprächen nicht. Wenn aber von einer Frau der Impuls kommt, dann bieten wir ihr an, sie beim Ausstieg zu begleiten.

Du promovierst in katholischer Theologie. Wie viel hat dein Engagement mit deinem Glauben zu tun?


Ich persönlich mache das schon aus meiner Überzeugung als Christ heraus. Genau zwei Wochen, bevor wir das erste Mal auf die Siemensstraße gegangen sind, wurde Franziskus zum Papst gewählt und hat gesagt "Geht zu den Menschen am Rand der Gesellschaft."

Das war natürlich Zufall und hatte nichts mit unserem konkreten Projekt zu tun, aber es war trotzdem schön, sowas kurz davor zu hören. Uns geht es ja gut, das kann man doch mit Menschen teilen, die nicht so viel Glück haben. Es wäre aber natürlich Quatsch zu sagen, dass Christsein ein Kriterium ist, um Gutes zu tun.

Ihr seid alle keine ausgebildeten Sozialarbeiter, Psychologen oder ähnliches. Wie verarbeitet ihr das, was ihr auf der Siemensstraße erlebt?

Ich kannte schwierige Begegnungen mit Menschen schon von anderen sozialen Projekten, aber nicht im konkreten Bereich der Prostitution. Wir reden untereinander sehr viel darüber, machen aber auch Gruppen-Supervision, das heißt, wir haben jemanden, der mit uns auf die Dinge schauen kann. Alles an sich heran zu lassen, kann problematisch sein. Wenn ich am nächsten Tag wieder arbeiten muss, beschäftigt mich das schon noch, aber es zieht mich nicht runter. Ich nehme das nicht mit nach Hause.

Wer das "Marischa"-Projekt unterstützen möchte oder Fragen hat, erreicht die Verantwortlichen über die E-Mail-Adresse marischa2013@yahoo.de.

http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anze ... ssenstrich
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Anlaufstellen Sexarbeit

Beitrag von Klaus Fricke »

Anlaufstelle?

"Josef: Das war eine gruselige Situation: Wir saßen im Auto und haben uns angeregt unterhalten, und plötzlich kommen diese Frauen an den Straßenrand und winken uns zu." Eine Variante der Erzählung von lebenden Toten, die zur Kennzeichnung von Sexarbeit in Mode ist (Huschke Mau etc). Das Bild von Zombies, am Straßenrand winkend, wird zur Assoziation aufgerufen.

Mich gruselts, dass das Winken von Frauen am Straßenrand als gruselig bezeichnet wird, dass die Süddeutsche dem beleidigend ettikettierenden katholischem Studenten Josef und seinen MittäterINNEN Gelegenheit bietet, Sexarbeitende als Gruselkabinett zu diffamieren, dass das als menschliche Wohltat verkauft und dass diese Herabwürdigung aus Mitteln der Aidshilfe unterstützt wird.

Stigmatisierung im Schafspelz der Barmherzigkeit

Die Marisha Initiative sollte eher unter einem Thread mit dem Titel Weglaufstellen dokumentiert werden

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Und Kirchen jeglicher Art sollten endlich mal ihre dreckigen und geldgierigen Pfoten aus unserem Job raushalten, wir brauchen keine Pfaffen und Erlösungsgefasel. Die sind der verlogenste Teil der ganzen Rettungsindustrie.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

15 JAHRE LYSISTRADA

«Heute ist unsere Arbeit komplexer, aber auch professioneller»


Der Verein Lysistrada berät Sexarbeiterinnen im ganzen Kanton in gesundheitlichen, sozialen sowie rechtlichen Fragen. Der Vorstand ist positiv überrascht, dass «sich die allermeisten Frauen freiwillig für die Sexarbeit entscheiden.»

Weil Solothurn verkehrstechnisch günstig liegt, ist das Sexgewerbe im Kanton überdurchschnittlich gut vertreten. Auch wenn das viele ungern hören oder sehen.

Hinschauen, und wenn nötig ohne Tabu über beobachtete Probleme bei der Arbeit berichten, das tun seit 15 Jahren die Frauen von Lysistrada. Unter der Leitung von Melanie Muñoz sind derzeit vier Mediatorinnen und eine Sozialarbeiterin überall im Kanton anzutreffen, wo Sex gegen Geld angeboten wird. Sie bieten den heute mehrheitlich ausländischen Sexarbeiterinnen ihre Hilfe auf Thai, Russisch, Ungarisch, Bulgarisch und Spanisch oder Deutsch an.

Zwar geht der heutige Verein Lysistrada auf die Situation am Oltner Strassenstrich um die Jahrtausendwende zurück. Doch die Idee der aufsuchenden Gassenarbeit im solothurnischen Sexgewerbe wurde bereits 1994 geboren. Damals konnten sich die Sexarbeiterinnen am längsten Strassenstrich der Schweiz erstmals im Frauenbus Lysistrada mit Kondomen und sauberen Spritzen eindecken, einfach nur einen Moment ausruhen oder sich in Gesprächen mit Sozialarbeiterinnen austauschen.

Viele Frauen auf der Gasse - damals mehrheitlich noch Schweizerinnen - finanzierten ihre Drogensucht nämlich mit Prostitution. Doch bald schon fehlte wegen der Regionalisierung der Suchthilfe plötzlich das Geld. Der Frauenbus war Geschichte. Nicht aber Lysistrada: Der Verein berät heute - nach anfänglicher Finanzierung durch den Bund inzwischen wiederum im Auftrag Solothurns - Sexarbeiterinnen im ganzen Kanton in gesundheitlichen, sozialen sowie rechtlichen Fragen.

Viel Aufwand wegen Sexartikel

«Heute ist die Arbeit viel komplexer, aber auch professioneller», sagt Fiona Gunst. Die Sprecherin des Vereins ist eine von fünf Vorstandsfrauen. «Dank dem kantonalen Leistungsauftrag konnte Lysistrada das Engagement in den letzten Jahren nicht nur von Olten auf den ganzen Kanton ausdehnen, sondern auch ein grosses Wissen aufbauen, das nun den Frauen zur Verfügung steht.»

Nach einem zweijährigen Versuch läuft der Leistungsvertrag mit dem kantonalen Amt für Soziale Sicherheit vorerst bis 2016. «Die Einführung des neuen Prostitutionsartikels ist jedoch mit viel Aufwand und Informationsbedarf verbunden», weshalb die Arbeit für Lysistrada «zumindest in einer Übergangsphase sicher massiv zunehmen wird», blickt sie voraus.

Denn ein Ja am 8. März zum neuen Wirtschafts- und Arbeitsgesetz mit dem Prostitutionsartikel scheint gewiss; ausser beide Varianten zu den neuen Ladenöffnungszeiten würden überraschend abgelehnt (siehe Ausgabe vom Dienstag).

Generell kritisiert Fiona Gunst jedoch, mit einem Ja zum Prostitutionsartikel schliesse sich Solothurn einer Reihe von immer mehr Kantonen an, die Sexarbeiterinnen nur noch als Opfer betrachteten, ihnen jedes Recht auf Selbstbestimmung absprächen und sie immer wieder auch mit Menschenhandel in Verbindung brächten.«Ob das einem nun passt oder nicht», so Gunst, «noch immer entscheiden sich die allermeisten Frauen freiwillig für die Sexarbeit» und verlangten dafür Respekt wie ihn jeder andere Beruf auch geniesse.

«Braucht manchmal Mut»

«Als moderne Feministin musste auch ich mit diesem Gedanken erst fertig werden», sinniert Fiona Gunst. Mindestens einmal im Jahr begleiten die Vorstandsfrauen nämlich ihre Mediatorinnen. «Und da braucht es manchmal schon Mut, diesen starken Frauen gegenüberzustehen, sich ihre Sicht der Dinge anzuhören.» Höre sie jedoch von Sexarbeiterinnen, wie diese Freier heimschickten, weil sie das Geforderte nicht zahlen wollten, bestätige ihr das aber, dass diese Frauen «wirklich mit beiden Beinen im Leben stehen.» In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Gespräche der Mediatorinnen bei knapp 2000 eingependelt.

Frauen nicht zu Opfern stempeln

Und in welche Richtung will sich die Solothurner Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen entwickeln? «Als Sprachrohr der Frauen will sich der Verein auch durch den Leistungsvertrag mit dem Kanton nicht den Mund verbieten lassen», versichert Sprecherin Fiona Gunst. So etwa verrichte die politische Arbeit nach wie vor ein ehrenamtlicher Vorstand; der Verein wehrt sich nämlich vergeblich gegen den neuen Prostitutionsartikel (siehe auch Ausgabe vom Montag).

Und was die Kernaufgabe betrifft, mahnt Lysistrada im jüngsten Newsletter, würden die Sexarbeiterinnen ihrer Gesundheit leider immer weniger Beachtung schenken. Dies, weil rechtliche Fragen in letzter Zeit in der Öffentlichkeit wie auch in individuellen Beratungen immer wichtiger wurden. «Und grundsätzlich», erinnert Fiona Gunst an eine Forderung aus der Anfangszeit, «kämpft Lysistrada auch weiter dagegen, dass den Frauen unter dem Label "Opfer" ihre Selbstbestimmung abgesprochen wird.» Der Kampf gegen dieses «vereinfachte Opfer-Täter-Schema» dauere aber vermutlich mindestens nochmals 15 Jahre.

http://www.solothurnerzeitung.ch/soloth ... -128877986
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
bienemaya
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 381
Registriert: 22.03.2012, 21:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von bienemaya »

Karlsruher Diakonie eröffnet Beratungsstelle für Prostituierte

27.02.2015, 15:09 Uhr | dpa

Hinweisschild "Beratungsstelle für Prostituierte". Die Beratungsstelle ist das sechste Angebot dieser Art. Foto: Patrick Seeger (Quelle: dpa)

Angesichts zunehmender Verelendung von Prostituierten hat das Diakonische Werk der evangelischen Kirche am Freitag eine Beratungsstelle für diese Frauen in Karlsruhe eröffnet. Die Einrichtung setze sich das Ziel, "den betroffenen Frauen den Rücken zu stärken und Perspektiven für einen alternativen Lebensweg aufzuzeigen" oder mit ihnen nach würdevollen und gesunden Arbeits- und Lebensbedingungen zu suchen, sagte der Direktor des Diakonischen Werks Karlsruhe, Wolfgang Stoll.
Mehr zu Baden-Württemberg

Quiz: Kennen Sie sich in Baden-Württemberg aus?

Die Karlsruher Beratungsstelle ist das sechste Angebot dieser Art für Prostituierte in Baden-Württemberg - nach Mannheim, Freiburg, Friedrichshafen, Stuttgart und Heilbronn. Davon sind vier in kirchlicher Trägerschaft, die Einrichtungen in Stuttgart und Friedrichshafen haben freie Träger.

"Armut wird bei uns nicht an den Rand gedrängt", sagte Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD). "Wir können das Problem nicht lösen, aber sicherlich lindern.

http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten ... 93086.html

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

28.2.2015

Heilbronn

Mitternachtsmission startet Kontaktmobil

Die Mitternachtsmission will sich verstärkt um Prostituierte auf dem Straßenstrich kümmern. Aus diesem Anlass wird morgen ein sogenanntes Kontaktmobil in Betrieb genommen, das den Prostituierten als Anlaufstelle bei Problemen dienen soll. Dort finden die Frauen Möglichkeiten für Gespräche und auch praktische Hilfe in Form von Hygieneartikeln. Das Kontaktmobil ist mit zwei Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission besetzt, die auch bei akuten Notfällen weiterhelfen. Mit dem neuen Angebot reagiert die Mitternachtsmission auf die Zunahme von Frauenhandel. Die sexuelle Ausbeutung von Frauen in Form von Zwangsprostitution ist auch Thema eines Vortragabend am 9. März an der Volkshochschule Heilbronn.

http://www.swr.de/landesschau-aktuell/b ... 0/1d9gnk6/
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Unter "Kontaktmobil" versteh ich was anderes :-)
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Anlaufstellen Sexarbeit

Beitrag von Klaus Fricke »

"Die Mitternachtsmission will sich verstärkt um Prostituierte auf dem Straßenstrich kümmern. Aus diesem Anlass wird morgen ein sogenanntes Kontaktmobil in Betrieb genommen, das den Prostituierten als Anlaufstelle bei Problemen dienen soll."

AHA - als Treffpunkt um einfach mal zu reden, sich auszutauschen, Hallo und guten Tag zu sagen, ist das Kontaktmobil also nicht gedacht. Liebe SW, geht dort bitte nur hin, wenn ihr Probleme habt, damit die Mitternachtsmission davon berichten kann, dass allle SW, die zum Mobil kamen, Probleme hätten, SW also, damit wäre es endgültig "bewiesen", ein Problem ist.

Durch solche Konstruktionen - Treffpunkt für Probleme - wird aus einem Phänomen - der Sexarbeit - ein Fall für sozialarbeiterische Intervention und ein Stigma.

translena
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 374
Registriert: 15.05.2007, 13:16
Wohnort: Essen
Ich bin: Keine Angabe

Re: RE: Anlaufstellen Sexarbeit

Beitrag von translena »

          Bild
Klaus Fricke hat geschrieben:"Die Mitternachtsmission will sich verstärkt um Prostituierte auf dem Straßenstrich kümmern. Aus diesem Anlass wird morgen ein sogenanntes Kontaktmobil in Betrieb genommen, das den Prostituierten als Anlaufstelle bei Problemen dienen soll."

AHA - als Treffpunkt um einfach mal zu reden, sich auszutauschen, Hallo und guten Tag zu sagen, ist das Kontaktmobil also nicht gedacht. Liebe SW, geht dort bitte nur hin, wenn ihr Probleme habt, damit die Mitternachtsmission davon berichten kann, dass allle SW, die zum Mobil kamen, Probleme hätten, SW also, damit wäre es endgültig "bewiesen", ein Problem ist.

Durch solche Konstruktionen - Treffpunkt für Probleme - wird aus einem Phänomen - der Sexarbeit - ein Fall für sozialarbeiterische Intervention und ein Stigma.
Ich frage mich wie du auf so einen Blödsinn kommst.

Dieses Konzept der niedrigschwelligen Kontaktaufnahme wird hier im Ruhrgebiet seit Jahren von mehreren Beratungstellen sehr erfolgreich gearbeitet.
Madonna in Bochum arbeitet so,Kober in Dortmund war z B ein Beispiel mit dem Container am Strassenstrich oder der Container Strichpunkt am Essener Strassenstrich.Dort können die Frauen sich aufwärmen , erhalten Kondome und können einne Kaffee trinken. Dadurch wird auf niedrigschwelligen Niveau Vertrauen geschafft und die Prostituierten wenden sich in Notsituationen dann an die Sozialarbeiterinnen.
Sie helfen z.B bei drohender Obdachlosigkeit,bieten Schlafmöglichkeiten für Obdachlose Frauen,geben Tipps bzgl Umgang mit Steuern und Behörden.
Missionieren tut dort niemand und natürlich wird auch Hilfe zum Ausstieg gegeben ,aber nur wenn die Sexworkerin diese Hilfe auch abfragt.

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

translena: Entschuldige, aber das ist naiv von dir. Diese ganzen von Sexarbeitsgegnern (Mitternachtsmission der Diakonie!) finanzierten angeblich "sozialen" Angebote tun keinen Schlag auf uninteressierte Weise, und sie müssen auch regelmäßig ihren Geldgebern nachweisen wie erfolgreich sie im "Retten" sind, da sie sonst kein Geld mehr bekommen. So was ist _keine_ Sozialarbeit sondern "Opfer"koberei, knallhartes Business mit dem Ziel politischer Einflußnahme auf die gesamte Gesellschaft, bundesweit. Das ganze ist zum Kotzen heuchlerisch und manipulativ aufgezogen.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7440
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

@translena

Ich habe lange auch so wie du gedacht. Bis ich mal bei diversen Beratungsstellen mal ihre eigen Interessen sichtbar wurden und ihr politische Untätigkeit. bzw. Stilschweigen. Die ganze "Rettungsindustrie" ist eine weitere "Geschäftszweig" auf unsere Kosten und nicht in unserem Sinne um den Kampf um unsere Rechte und Gleichbehandlung.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

translena
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 374
Registriert: 15.05.2007, 13:16
Wohnort: Essen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von translena »

          Bild
Doris67 hat geschrieben:translena: Entschuldige, aber das ist naiv von dir. Diese ganzen von Sexarbeitsgegnern (Mitternachtsmission der Diakonie!) finanzierten angeblich "sozialen" Angebote tun keinen Schlag auf uninteressierte Weise, und sie müssen auch regelmäßig ihren Geldgebern nachweisen wie erfolgreich sie im "Retten" sind, da sie sonst kein Geld mehr bekommen. So was ist _keine_ Sozialarbeit sondern "Opfer"koberei, knallhartes Business mit dem Ziel politischer Einflußnahme auf die gesamte Gesellschaft, bundesweit. Das ganze ist zum Kotzen heuchlerisch und manipulativ aufgezogen.
Doris ich habe immer noch mit den Sozialarbeiterinnen am Strichpunkt kontakt und bin auch manchmal dort wenn es um Transsexuele Sexworkerinnen geht.
Geldgeber sind in essen neben der Stadt der Sozialdienst katholischer Frauen und die Caritas.
Und sicherlich sind die Sozialarbeiterinnen Ihren Geldgebern Rechenschaft schuldig.Aber Ihnen deshalb zu unterstellen das Ihre Motivation manipulativ wäre geht an der Realität vorbei.
In Dortmund hat Kober z.B die Demonstration gegen die Schliessung des Strassenstrichs mitorganisiert und die Klage von Dany mitunterstützt.dafür haben die sogar den wegfall der Untertützung der Stadt Dortmund in kauf nehmen müssen.
Letztlich ist es aber auch scheissegal welche Motivation dahinter steckt, hier in Essen wäre so manche Prostituierte schon beinahe erfroren wenn sie nicht im Cafe Schliessfach übernachten könnten und die Sozialarbeiterinnen sich nicht um eine neue Wohnung gekümmert hätten(Ich übrigens auch nachdem Ich von einem Tag auf den anderen im Januar aus einer WG mit "Kolleginnen" herausmusste). Zwei von den Sozialarbeiterinnen sind übrigens ehemalige Sexworkerinnen. Vielleicht wäre es mal an der Zeit die Voreingenommenheit gegen alles was aus Richtung Kirche kommt mal ein bischen zur Seite zu legen. Nicht alle sind so wie die Ackermann
fraences hat geschrieben:@translena

Ich habe lange auch so wie du gedacht. Bis ich mal bei diversen Beratungsstellen mal ihre eigen Interessen sichtbar wurden und ihr politische Untätigkeit. bzw. Stilschweigen. Die ganze "Rettungsindustrie" ist eine weitere "Geschäftszweig" auf unsere Kosten und nicht in unserem Sinne um den Kampf um unsere Rechte und Gleichbehandlung.
Mir ist schon klar das die meisten Organisationen politisch nicht einer Meinung mit uns sind.Die Sozialarbeiterinnen da vor Ort schon eher wie die sie finanzierenden Organisationen.Aber darum geht es doch garnicht. Durch die niedrigschwellige Hilfe wird vielen Frauen geholfen.
Und das sollte meiner Meinung nach nicht pauschal verurteilt werden.solange von denen nicht versucht wird Frauen die Sexarbeit auszureden.

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: Anlaufstellen Sexarbeit

Beitrag von Klaus Fricke »



Liebe translena

vielen Dank für Deinen obigen Beitrag und Deine kritischen Anmerkungen. Ich freue mich, wenn wir das Forum auch zur Diskussion über Standpunkte und Einschätzungen nutzen. Das hilft, diese zu präzisieren, zu klären, zu bestätigen oder auch zu revidieren.

Meine Stellungnahme bezieht sich auf die öffentliche Darstellung des Projektes Kontaktmobil. Das SWR Fernsehen spricht davon, das Kontaktmobil soll den Sexarbeitenden dienen, die Probleme haben, es sei für diese eine Anlaufstelle ("...den Prostituierten als Anlaufstelle bei Problemen dienen soll"). Damit konstruiert der SWR Sexarbeit (verengend) als Problem. Die SWR Markierung Sexarbeit = Problem ist zum einen eine Ausgrenzung und zum anderen eine Stigmatisierung. Diese Markierung wird im Beitrag noch durch eine Reihe anderer verbaler Markierungen verstärkt: Hygieneartikel (Markierung Gesundheitsgefahr) - akute Notfälle (Markierung Problem) - Zunahme von Frauenhandel - sexuelle Ausbeutung - Zwangsprostitution (die letzten drei Begriffe sind Markierungen zur Verschmelzung sexueller und erotische Dienstleistungen mit sexuellem Missbrauch).

Ich wollte nichts zur Qualität der Arbeit derjenigen sagen, die das Kontaktmobil betreiben und ich wünsche sehr, dass es als Anlaufstelle zu einem regen sozialen Austausch nicht nur für Sexarbeitende sondern auch für die Nachbarschaft und Öffentlichkeit wird, dass es also so etwas wie die Funktion eines Nachbarschaftstreffs der gegenseitigen Hilfe erhält und nicht zur Ghettotisierung und zu Containment führt. Im Falle der konzeptionellen Einbeziehung der Funktion eines Nachbarschaftstreffs wäre Stigmatisierung und Ausgrenzung durchbrochen (siehe dazu auch meinen oben verlinkten Beitrag).

Ich hatte zwischenzeitlich die Freude Gisela Zohren von der Mitternachtsmission Dortmund persönlich kennenzulernen. Es wäre absurd, ihr zu unterstellen, sie würde sich an der Stigmtisierung von Sexarbeitenden beteiligen. Es ist aber berechtigt, dem SWR vorzuhalten, dass er mit der Art, wie er das Projekt als "Problem" vorstellt, Stigmatisierung aufgreift und stigmatisierend wirkt.

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

translena: Klaus und ich bezogen uns ausdrücklich auf das von ihm zitierte "Kontaktmobil" der Mitternachtmission der Diakonie, und letztere zählt nun mal eindeutig zu den Sexarbeitsgegnern der heuchlerischen und manipulativen Art, egal wie "katholisch sozial" sie herumsäuseln mag. Ich sprach _nicht_ von Madonna usw (was nicht bedeutet, daß ich denen über den Weg traue).

Im übrigen: Wenn Sexabeiterinnen gleiche Rechte hätten, hätte diese ganze "Rettungs"-, "Betreuungs"- und "Sozial"industrie keine Daseinberechtigung und keine Geschäftsgrundlage mehr. Gibt dir das nicht zu denken?

Ein alter Spontispruch, der mir gerade einfällt: "Wir wollen doch nur euer bestes! - Ja, und genau des geben wir euch nicht!" So sollten wir das handhaben, finde ich.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: Anlaufstellen Sexarbeit

Beitrag von Melanie_NRW »

Und das Problem mit der "Rettungsindustrie" gibts auch in anderen Bereichen.... schöner aktueller Artikel dazu: https://krautreporter.de/421--das-syste ... e-hand-auf