Philosophie von Geld und Ökonomie
"Tauschen sprechen begehren - Kritik der unreinen Vernunft"
So heißt das neue Buch von Prof. Jochen Hörisch
Literaturwissenschaftler zum Thema Geld und Ökonomie
Uni Mannheim
über den Volkswirtschaftler und Philosoph Alfred Sohn-Rethel und andere.
Geld schafft künstliche Knappheit (zusätzlich zur Knappheit der Lebenszeit und der Dinge).
Thema Geld & Liebe bei Minute 24: Inwieweit sind Macht, Wahrheit und Liebe gegen Geld immun?
Weil es das Geld gibt/es an Bedeutung gewinnt, formiert sich das Gegenteil die romantische Liebe als zweite Geltung. (Prostitution durchbricht oder verbindet diese getrennten Welten, wird aber in dem Interview nicht erwähnt.) "Die vereinigten Wünsche sind keine Gebrauchsanweisung fürs Leben." - "Sämtliche Liebesgeschichten ergeben keine Verfassung." (Der 3. Buchteil zum Begehren kommt im Interview zu knapp und unverständlich rüber.)
1. Produktions-spähre
Geselligkeit und Kooperation entstehen. Kapital (Kaput=Kopf) finanziert Arbeit - Arbeit materialisiert in Kapital. Das ist der Marxistische Grundwiderspruch der entweder als Evolutionsursache für gesellschaftlichen Fortschritt sorgt oder als Kriegsursache zwischen den Klassen.
Geld imitiert die Arbeitsproduktivität indem es Zinsen abwirft ("Geld arbeiten lassen"). Das ist aber die Illusion des Geldsparers (Rente, Lebensversicherung), denn Werte für Zinszahlungen können nur entstehen, wenn der Kapitalismus sich mit der Produktion einläßt d.h. Waren und Dienstleistungen produziert.
2. Distributions-sphäre
Das ist die eigentliche Sphäre die alles verbindet, der Markt.
Handelsverkehr mit Geld erzeugt die logische Vernunft des Menschen. Äquivalenz = Gleichgültigkeit entsteht durch Warentausch. Der Geist ist abgeleitet vom Geld (Materialismus). Die Börse ist das Parlament der Dinge.
Die Gleichsetzung im Handel erzeugt eine Warensprache, d.h. Ware wird subjektiviert (Warenfetisch nach Marx). Andererseits werden die Subjekte (Menschen) zu Waren und müssen ihre Arbeitskraft verkaufen (Entfremdung). Im Tauschgeschäft erkennen wir uns auf Gegenseitigkeit an, allerdings im falschen Objekt. Wir erkennen das nicht gleichwertige als gleichgültig beim Warentausch. Das Transzendentalsubjekt (Menschsein) ist in der Geldform angelegt. Zählen ist wichtiger als erzählen (steht so auch schon in Faust II von Goethe). Historisch fand das statt im Ionischen Raum im alten Griechenland (Münzentstehung, Laut-Alphabet, Zahlensystem).
Abstraktes Denken d.h. Verstand und Vernunft entstehen als RealAbstraktion des Kapitals und sind erst die Folge von Produktion und insbesondere Tauschgeschäften. Das ist das Ende oder eine Kränkung der idealistischen deutschen Philosophie nach Fichte, Kant und Hegel. Diese Kränkung kann als Reaktion auch zur Prostitutionsfeindlichkeit führen (Sündenbockmechanismus).
3. Konsumptions-sphäre
Lebenszeit die der Versorgung bedarf, will finanziert werden (Fremdversorgungswirtschaft in Städten). Absatz erfordert Massenkaufkraft. Wenn der Absatz in der Überproduktionskrise stockt droht totalitärer Faschismus der einen Zwangstausch organisiert (oder Wertevernichtung und Neuanfang nach einem Krieg; das ist die ökonomische Definition von Faschismus).
Weil in der Überflußgesellschaft die Knappheit knapp wird (Marktsättigung, Überproduktionskrisen), deswegen kam es mehrmals zu Kriegen (Weltkriege, kriegerische Erschließung von Absatzmärkten oder heute künstliche Produktion von Krisen).
Geld schafft künstliche Knappheit und erst damit Wert und Nachfrage.
Alternative Lösung sind Verschwendungsökonomien (Potlatsch = Ausverkaufsfest) um die Überproduktion abzubauchen (BGE, Buffet-Gates-Initiative, Billionäre und Monopol-Produzenten finanzieren die Konsumenten; Georges Bataille, Marcel Maus).
Bankrott ermöglicht Neuanfang. 2 Billionen Staatsschulden stehen mind. 10 Billionen liquide Guthaben gegenüber in Deutschland. Eine Ökonomie der Verausgabung von Superreichen und eine weniger exponierte Lage an der umkämpften Weltspitze könnten Europa eine nach der Renaissance zweite wunderbare Epoche in der Zukunft ermöglichen so glaubt Hörisch.
- Interview mit Gero von Boehm
45 min
www.dctp.tv/filme/news-stories-30062013/
www.amazon.de/Tauschen-sprechen-begehre ... 3446230726
http://files.hanser.de/hanser/docs/2011 ... 3072-9.pdf
Über Alfred Sohn-Rethel (1899-1990)
Trotzkistischer Nationalökonom aus dem Herz des rheinischen Frühkapitalismus
www.de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Sohn-Rethel
Alfred bekommt mit 16 Jahren von seinem Gönner/Ziehvater und Rheinischen Industriellen Pönsgen in Düsseldorf "Das Kapital" von Karl Marx geschenkt und begreift es als Erkenntnistheorie.
1921 in Heidelberg nach Max Webers Tod. Im Salon bei dessen Frau mit Georg Lucas und Ernst Bloch.
1936 emigriert er nach London
1964 Negative Dialektik
1970(2) Buch "Geistige und körperliche Arbeit - zur Theorie der gesellschaftlichen Synthesis" Surkamp
(er hatte die Einsicht bereits 1920)
www.amazon.de/Geistige-k%C3%B6rperliche ... B0000BUQ7B
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