Bundesratsvorlage zum ProstG

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Marc of Frankfurt
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Re: RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ariane hat geschrieben:der Antrag wurde mit Mehrheit angenommen.
Wortlaut der Bundesrat-Entschließung (11.2.2011):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=94083#94083
Download:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=121087#121087 SW only

Position der DAH aus Berlin anläßlich des heutigen Frauentages (8.3.2011):
Kondomzwang ist der falsche Weg
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=7675

Nachtrag: Offener Brief von Dona Carmen an die Prostitutionsberatungsstellen gemeinsam gegen die falschen Gesetze anzukämpfen (27.5.2011):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=99748#99748
Erste Frankfurter Prostitutionstage 16. - 18. November 2012
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=119580#119580



- Was für Handlungsoptionen haben wir jetzt?

- Welche Strategie entwickelt die Sexworker-Bewegung2.0, das Sexworker Forum?





Zeitlicher Rückblick:

Antragsteller war das Land Baden-Württemberg (Sozialministerin Marion Stolz CDU), Mai 2010:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81459#81459

Über die Innenministerkonferenz (IMK) wurde die Initiative forciert, Bremen Nov 2010:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=90287#90287

Begleitet von permanent-prostitutionsfeindlicher Presseberichterstattung (Siehe die Sammelthemen: Razzia-Blog, Zuhälterunwesen und Menschenhandelsprozesse, Prostitutionskontrolle per Baurecht, Prostitutionskontrolle per Sperrbezirksregelungen, Städteberichte...)

Deklarationen von Sexworker Forum und Bufas zur geplanten Wiedereinführung der Zwangsuntersuchung, Juni 2010:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81696#81696

Runder Tisch Prostitution in NRW, seit Jan 2011:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=7496



Prostitutionsgesetz (ProstG) 2002:
www.sexworker.at/prostg

Evaluation des ProstG, 2007:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=24213#24213

Geschichtstafel Prostitutionsgesetze ab 1800:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=81901#81901
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 22.07.2012, 12:59, insgesamt 3-mal geändert.

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Ariane
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Re: RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Ariane »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben: - Was für Handlungsoptionen haben wir jetzt?

- Welche Strategie entwickelt die Sexworker-Bewegung2.0, das Sexworker Forum?
Als kleine unabhängige Sexworkerin habe ich alleine keine Macht; ich kann nur informell, persönlich und diskret wirken, was ich bereits tue. Hier wären vor allem sämtliche Beratungsorganisationen und Bufas gefordert, die bereits politische Lobbyarbeit leisten; nur eine Presseerklärung aussenden reicht dabei nicht. Man könnte versuchen, redaktionelle Artikel zu erarbeiten und sämtlichen Online- und Printmedien zusenden, in der Hoffnung, dass gute Argumente Gehör finden. Leider fehlen mir die persönlichen zeitlichen Kapazitäten und Mittel, um dies zu bewerkstelligen. Interviews wie in früheren Jahren (TV, Radio) gebe ich keine, da ich zumeist sehr schlechte Erfahrungen im Umgang mit Journalisten gemacht habe, die mich um Mitarbeit ersucht haben. Auch ist es meinem Geschäft nicht förderlich, wenn ich Gesicht zeige.

Man bräuchte wirklich Kommunikations- und Kampagnenexperten, PR-Fachleute, die in der einen oder anderen Sexworker-Organisation installiert wären und sich um nichts anderes kümmern denn Pressearbeit, Stellungnahmen zu verfassen, im Sinne einer Dauer-Campaigning, Lobbyarbeit, um hörbar zu werden und die Positionen, die wir vertreten. Schliesslich sind unsere Widersacher gesellschaftspolitisch besser ausgestattet und wirkungsmächtiger. Sozialarbeiter verfügen im Regelfall nicht über diese Qualifikationen, ich schon, aber ich werde nicht dafür bezahlt; für solch eine qualifizierte Arbeit ist von einer Vollzeitstelle auszugehen. Mindestens in einer Dachorganisation, besser noch in den regionalen Anlaufstellen, da jedes Bundesland seine spezifischen Eigenarten hat. Dies ist meine realistische Einschätzung.

liebe Grüsse
Ariane
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RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von friederike »

Heute habe ich neuerdings vorhandene "politische Kontakte" mal ganz vorsichtig ansprechen können. Es scheint so zu sein, dass die Bundesratsinitiative in Berlin als ein Teil des Wahlkampfs in Baden-Württemberg angesehen wird und die Regierungsfraktionen wenig Interesse haben, ein neues Thema aufzugreifen, bei dem man sich nicht wirkliche Erfolge versprechen kann, sondern nur störende Diskussionen in der Koalition.

Vor der Ba-Wü-Wahl dürfte deshalb sowieso nichts weiter passieren, was danach kommt, ist schwer zu sagen. Unsere Bündnispartner sind weiterhin die FDP und die Grünen. Liberalität und Frauenrechte, das sind die Schlagworte.

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RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Ariane »

@friederike; natürlich ist das BW-Wahlkampf, allerdings nicht nur dort, sondern in allen Bundesländern, wo die Unionsparteien angeschlagen sind, also überall. Auf die FDP würde ich an dieser Stelle keinen Pfifferling geben und die Grünen sind mir nicht verlässlich genug. Ich sehe hier nur wenige Allierte auf der politischen Agenda.

Es ist einfach ekelhaft, wie das Thema Prostitution in den Medien und von manchen Parteien in Vorwahlzeiten und Wahljahren regelmässig vor den Bug gespannt wird. Diese saudumme öffentlich-rechtliche Diskussion bei der Maischberger ist so ein Beispiel. Pfui Teufel. Es ist doch alles sehr durchsichtig.
Zuletzt geändert von Ariane am 09.03.2011, 19:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von friederike »

Liebe Ariane,

natürlich hast Du recht. Es ist zum Sichübergeben - auf welche PolitikerInnen kann man einen Pfifferling geben, und welche sind verlässlich?

Aber das ProstG ist Realität, das ist doch geschafft worden! Die sachlichen Argumente sind doch unverändert, und die logischen Mängel in der Bundesratsresolution so offensichtlich ("Flatrate" als gesetzliches Kriterium!). Es scheint ein zurückschwingendes Pendel zu geben, bestimmte Polizeipräsidenten fühlen sich unwohl, wenn sie nicht regierend eingreifen können. Eigentlich ein lächerliches Bild.

Vielleicht sind manche Läden inzwischen auch zu gross und auffällig, so dass sich biedere Spiessbürger aufgefordert fühlen, sich zu profilieren. Wir leben in einer "Hier nicht!"-Gesellschaft!

Möglicherweise können wir nicht viel tun, aber einfach aufgeben ist doch auch nichts.

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Beitrag von Ariane »

Liebe Friederike, das ProstG ist nur durch das jahrelange Gezerre vor Gericht durch den Kampfgeist einer einzelnen Hure, nämlich von der Berliner Zimmervermittlerin Felicitas Schirow auf den Weg gebracht worden, von keinen Hurenorganisationen oder sonst jemanden. Es gab zeitweise und kurzzeitig Aktivistinnen, die auf diesen Medienhype dann angesprungen sind, aber letztlich hat die Schirow aka Weigmann die Sache alleine durchgezogen und ich danke allen Juristen, die an ihrer Seite waren. Ich bin hier optimistisch, im Bund mit Schlaufüchsen aus der Jurisprudenz, weniger mit der Basis, wo fast jede nur an sich selber denkt und sich über das ProstG, Steuerlast etc. noch selbst beklagt; mir fehlen ganz einfach die Mittel, die mein kleiner Bauchladen nicht abwirft, um so ein juristisches Ding durchzuziehen; wenn man einem gutlaufenden Bordell vorsteht, sieht es anders aus, und selbst das trauen sich die wenigsten zu.

Wenn man nur an die Bordellschliessungswelle in Berlin denkt, die vor allem die kleinen, sicheren, von Frauen geführten Wohnungsbordelle trifft, und dank Schmierstoff im LKA den Trend zum Grossbordell den Weg bereitet (sind neben dem Artemis noch zwei weitere in Planung), wird mir übel. Das ist die Realität. Unsere ganzen Debatten hier gaukeln uns eine Schein-Demokratie vor, ist letztlich eine Spielwiese der Macht. Die wirklichen Entscheidungen werden woanders gemacht und wo sich das Milieu und Politik verschwistern trägt es berlusconeske Züge. Ich mache mir da nix vor.
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Beitrag von ehemaliger_User »

@Ariane

Genau so sehe ich das auch. Die Herren Grossbordelliers kriechen der Polizei in den Arsch, erfüllen maulend Handlangerdienste (Faxen von Personendokumenten an die Sitte oder Abführen von Steuern) - aber sonst halten sie sich zurück, sind prächtige Blender (oder Wölfe in Schafspelzen).

Da wird auch mal eine Benifizgala zu Gunsten von Opfern von Naturkatastrophen durchgezogen.

Banker sind stille Teilhaber an Grossbordellen - die haben natürlich erst Recht kein Interesse daran, ihre hohen Renditen zu gefährden. Da spielt es auch keine Rolle, ob die Sexdienstleisterinnen in Massenunterkünften ohne Privatsphäre schlafen müssen oder von Zuhältern ausgebeutet werden. Hauptsache, der Schein wird gewahrt - auch gegenüber den Frauen.

Bei Auseinandersetzungen mit Freiern wird eher dem "Gast" Recht gegeben, der sorgt ja mit seinem Eintritt und Wiederkommen für die Sicherung der Rendite. Auf wohlklingenden Aushängen wird aber immer darauf hingewiesen, dass die Frauen selbständige Unternehmerinnen seien - aber wehe, sie präsentieren sich nicht (meist nackt) den männlichen Bademantelträgern oder wollen sich eine Pause gönnen!

Hausdamen vertreten meist nicht die Interessen der sexdienstleistenden Frauen, sondern die Interessen des Hauses! Da nützt es auch nichts, wenn ein Grossbordell diesen Begriff in der Öffentlichkeit durch den Begriff "Frauenbeauftragte" ersetzen wollte - hätte nur zur weiteren Täuschung der Öffentlichkeit beigetragen.

Was machten die Landesregierungen, um die Lage der SexarbeiterInnen zu verbessern? Nichts! Da wird in Grossbordellen nicht mal das Nichtraucherschutzgesetz durchgesetzt oder Mindeststandards analog Arbeitsstättenverordnung vorgeschrieben. Dazu wäre es unerheblich, ob Sexarbeiter angestellt oder selbständig sind.

Bei Unfällen im Bordell (z.B. Stürze) werden familienversicherte Frauen gedeckt, kein Verwaltungsbeamter interessiert sich dafür, ob selbständige Frauen überhaupt versichert sind (ist seit 2009 für alle vorgeschrieben). Da werden Bordellbesitzer bedrängt, das "Düsseldorfer Modell" einzuführen, die machen mit aus Angst vor Repressalien.

Schon klar, dass die LKAs ein Interesse an Grossbetrieben haben, die sind mit weniger Aufwand zu überwachen und Einladungen zum Essen am hauseigenen Buffet werden dankend angenommen.

Viele Betreiber impfen den bei ihnen arbeitenden Frauen ein: "Die Polizei ist der natürliche Feind der Prostituierten, wir regeln alles nach Möglichkeit ohne" .

Wer hat den "Standardservice" (ZK, FO, halbe Stunde, incl. Cunnilingus) vor 15 Kahren in Gross-Clubs eingeführt? Frauen, die um ihre Einkünfte bangten? Oder Clubbetreiber, die diesen Service einfach vorgeschrieben haben? So wie er heute noch "vorgeschrieben" wird?

Interessiert die Lage der Prostituierten die BaWü-Landesregierung tatsächlich? Ich behaupte: Nein. Sonst wäre die Vergnügungssteuer für sexuelle Dienstleistungen aus den Landesgesetzen schon längst gestrichen. Hätte die Aufklärung über STIs schon lange Einzug in die Gesundheitserziehung der Bevölkerung gefunden - ohne Anspielung auf bezahlten Sex. Wäre alles unternommen worden, um den Nimbus "Überwachung der gefährlichen Prostitution als Teil des internationalen organisierten Verbrechens" zu widerlegen und den dort Tätigen den Staat als verlässlichen Schützer ihrer Rechte zu etablieren.

Gesundheitsschutz als Motiv unserer Sozialministerin? Ich lach mich kaputt. Vor einem Jahr sidn in Ulm über 10 Menschen an Legionellen verstorben, es war nur der Hartnäckigkeit einiger Bediensteter der Uni zu verdanken, dass der Verursacher ausfindig gemacht werden konnte, bevor noch mehr Menschen erkrankten. (Ein Wärmetauscher in einem Blockheizkraftwerk, der die Legionellen einfach in der Luft verbreitete weil vermutlich Wasserleitungen beim Bau mangelhaft desinfiziert wurden). Reaktion der zuständigen Behörden: Nichts. Weder gibt es Initiativen, solche Anlagen zumnindest zu registrieren, noch zu überwachen.

Es ist leicht, scheinheilige Politik auf dem Rücken von Frauen auszutragen, die den Herrschenden in Baden-Württemberg mangels Wahlrecht nicht mal gefährlich werden können...
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Beitrag von fraences »

Meine Einschätzung war lange das die Laufhäuser,weil sie nicht mehr zeitgemäß sind und nicht den Gewinn abwerfen, wurde sie bald nicht mehr bestehen können.
Es hat sich ja in den letzten 30 Jahren viele andere zum teil luxuriöse oder mehr private Etablissiments, die vielen Männer angenehme sind.
Auch für die Sexworker eine viel entspannte Arbeiten in kleiner Rahmen.(Ausser die großen FKK-Clubs, die eigentlich nur eine neuzeitliche Ablösung von Laufhäusern sind).
Diese wirtschaftliche selbstbestimmende Markttendenz versucht man nun mit allen Mitteln entgegen zu wirken.
Nach dem Motto: Wenn Sexworker oder kleine Betriebe nicht mehr in eigener Regier sich selbst vermarkten können, bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit ihre Tätigkeit in Großbordellen auszuüben.
Die Kasernierung , Kontrollierung und Reglementierung ist dadurch perfekt erfolgt.
Genau dies hat man ja nach dem Krieg,(Die Nachkriegsprostitution) , wo man in den Städten die Dirnenwohnheimer, diese Begriff wird heute immer noch im Justizsprache verwendet ( Laufhäuser) .

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Beitrag von friederike »

@@@ Ariane, Wolfgang, fraences:

es sieht also finster aus. Solche Vorkämpferinnen wie Felicitas Schirow-Weigmann sind grossartig und wichtig, aber wer von uns kann sich leisten und ist auch befähigt dazu, in der Öffentlichkeit aufzutreten? Wir kämpfen sozusagen mit einer Hand gefesselt.

Die Idee, an die fraences erinnert: besser, die Prostitution in einer Hand zu konzentrieren und sie dadurch polizeilich kontrollierbar zu machen (Laufhäuser, Rotlichtstrassen, ...) hat doch in der Vergangenheit versagt. Das Internet verändert das ganze Geschäft sowieso. Entkriminalisierung ist das einzige Mittel, den Mafiaeinfluss zu begrenzen. Kann man das der Politik wirklich nicht erklären?

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Beitrag von ehemaliger_User »

@Fraences

Ich sehe die grossen FKK-Clubs nicht als "moderne" Laufhäuser. Auch wenn in diesen die Frauen laufen, und nicht die Männer. Der grosse Untersied: in seriös geführten Laufhäusern kann frau wirklich bestimmen, wann, ob, wie lange sie arbeitet, ob sie zwischendurch Escort macht etc.

In den grossen FKK-Clubs habe ich das noch nie erlebt - da müssen die Frauen bestimmte Zeiten anwesend sein, Aussentermine sind nicht machbar (ausser das Haus organisiert diese), in manchen Häusern werden die Frauen schon fast zur Alkoholanimation gedrängt und so fort.
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Beitrag von fraences »

@ ehemaliger_User
da hast Du Recht, was das selbstbestimmtes Arbeiten der Sexworker anbelangt.

Meine Erfahrung ist das es ein Gruppierung von Freier-Charakterien gibt, die überwiegend zu bestimten Sexetablissiments gehen.
Das die Männer, die früher Laufhäuser aufgesucht haben, heute in FKK Clubs gehen.
Ich greife hier auf Erfahrungen die ich gemacht habe in meinem Betrieb (Escort mit privat Empfang und kleines SM Studio) in Düsseldorf .
Clubgast will Barbetrieb und mit Frauen erstmal sitzen, was trinken und sich in Ruhe eine Frau aussuchen.
FKKgast will nackte Haut sehen und Sauna, Schwimmingpool und mehrere schnelle Nummern für kleines Geld.
Wohnungsprostitution = das private Atmosphäre, Zeit, Reden
Von der Perspektive habe ich das gemeint.

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Beitrag von fraences »

Autor: Marc Neller| 23.04.2011
Familienministerin will schärferes Bordell-GesetzKristina Schröder will den boomenden Handel mit Frauen bekämpfen. Dafür sollen entsprechende Kontrollmöglichkeiten eingeführt werden.

Es musste etwas geändert werden, dringend, so sehen es die beiden Frauen, die unter der Kuppel des Berliner Reichstags stehen und miteinander anstoßen. Eine grüne Abgeordnete die eine, Bordellchefin die andere. Es ist Ende Oktober 2001.


Foto: dapd/DAPD
Kristina Schröder will die Gesetze ändern, um Zwangsprostitution nachhaltig zu bekämpfen Vor wenigen Minuten hat der Bundestag ein neues Gesetz beschlossen. In ein paar Wochen wird Prostitution nicht mehr sittenwidrig sein, sondern eine Arbeit wie jede andere, legal, mit Sozialversicherung.

Video

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weiter blättern Prostituierte geben Einblick in ihre ArbeitEs muss etwas geändert werden, dringend, sagt Ursula von der Leyen. Die Familienministerin in Angela Merkels großer Koalition aus Union und SPD hat überprüfen lassen, was das Gesetz der rot-grünen Vorgängerregierung gebracht hat. Leider nichts, findet die Ministerin.

Im Gegenteil. Menschenhändlerringe locken Frauen, vor allem aus Afrika und Osteuropa, mit falschen Versprechen nach Deutschland, ohne Papiere, ohne Geld, um sie zu Sexsklavinnen abzurichten. Es werden immer mehr. Es ist Anfang 2007.


"Fucking Berlin" Es müsse etwas geändert werden, dringend, glaubt nun auch Kristina Schröder, die aktuelle Bundesministerin für Familie und Soziales. Es ist Ende April 2011. Es scheint ihr ernst damit zu sein. Sie will tun, wozu Fachleute seit Jahren raten: die Gesetze verschärfen.



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In Deutschland arbeiten etwa 400.000 Prostituierte, die Mehrheit der Prostituierten in Deutschland sind Migranten. Zahlen und Fakten:
Etwa 360.000 der Prostituierten sind Frauen.
63 Prozent der weiblichen Prostituierten sind Migranten.
28.000 Männer prostituierten sich.
80 Prozent der Männer im Sexgewerbe sind Migranten.
Die Zahl der transsexuellen Prostituierten wird auf 12.000 geschätzt.
Woher die Migranten unter den Prostituierten stammen:


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Zentraleuropa: 42 Prozent

Osteuropa, Zentralasien: 16 Prozent

Baltische Staaten: 8 Prozent

Balkanstaaten: 3 Prozent

Übriges Europa: 2 Prozent

Asien, Pazifik: 15 Prozent

Lateinamerika, Karibik: 8 Prozent

Afrika: 6 Prozent
Anteil der Prostituierten, die über ihre Arbeitsbedingungen und Safer Sex selbst bestimmen können:


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Deutsche Prostituierte: 65 Prozent

Migranten: 45 Prozent
Quelle: TAMPEP 2010, Stand: 2008. Tampep ist eine private Organisation, die sich um Prostituierte in Europa kümmert. Mehr: tampep.eu
In ihrem Ministerium kursiert ein Papier, dessen erster Satz das Problem trifft: "Trotz intensiver Bemühungen der zuständigen Behörden von Bund und Ländern ist es bisher nicht gelungen, die Kriminalität des Frauenhandels und der Zwangsprostitution nachhaltig zu bekämpfen."

Der Menschenhandel blüht, er sichert der Organisierten Kriminalität einträgliche Geschäfte. Mindestens 40.000 Opfer, zumeist Frauen, gehen in Europa jedes Jahr auf die Konten von Menschenhändlerringen. Sie beuten Frauen und Mädchen sexuell aus. Viele von ihnen werden gezwungen, in Bordellen zu arbeiten. Deutschland ist für die Menschenhändler ein wichtiger Markt.

Dennoch können die Behörden, die Polizei und die Gewerbeämter, bisher kaum etwas dagegen unternehmen. Und die Justiz tut sich schwer, die Täter zu bestrafen. Denn aus all den Einsichten in die schlimme Lage ist bisher keine konkrete Politik geworden.


Schröders Vorstoß zeigt Mut zur Tücke

Nicht in Europa, nicht in Deutschland. Nun also unternimmt die Familienministerin Schröder einen neuen Anlauf: Bis Ende Mai sollen die großen Linien eines neuen Gesetzes erkennbar sein. Kristina Schröder beweist mit ihrem Vorstoß Mut zur Tücke.

Denn das Problem wird zwar oft beklagt, auf allen Ebenen, von der EU über den Bund bis zu den Bundesländern. Von den Polizisten, die Täter dingfest machen sollen, aber kaum eine Handhabe dafür besitzen. Und von den Opferverbänden, die junge Mädchen aus ihrer Sklaverei befreien wollen. Passiert ist kaum etwas.


Druck auf EU-Mitgliedstaaten

Immerhin hat es sich die Innen-Kommissarin der EU, Cecilia Malmström, zur Aufgabe gemacht, Menschenhandel und Zwangsprostitution zu bekämpfen. Sie macht Druck. Sie beklagt, dass die Mitgliedstaaten die Vorgaben der EU nicht umsetzen, oder jedenfalls nicht konsequent. Sie nennt Deutschland nicht, aber an Deutschland kann man gut ablesen, warum sich das Problem seit Jahren verschärft.

Die Innenminister der Länder haben, obwohl auch sie schon früh auf die Probleme aufmerksam gemacht haben, lange gebraucht, bis sie sich nach zähem Ringen auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen konnten. Das war im vergangenen Herbst.


Bundesregierung tut sich schwer

Auch die Bundesregierung tut sich schwer, eine Linie zu finden. Als Angela Merkel noch mit der SPD regierte, verdächtigten die Partner sich gegenseitig, eine Lösung zu behindern. Die SPD regiert seit zwei Jahren nicht mehr mit. Doch noch immer macht es nicht den Eindruck, als hätten es die Ministerien eilig, mit denen sich Schröder abstimmen muss, will sie ein Gesetz zustande bringen.

Es gebe bisher nichts Konkretes, keinen Gesetzentwurf oder dergleichen, sagt eine Sprecherin des Justizministeriums. Nein, nichts Neues bisher, heißt es auch im Innenministerium und im Wirtschaftsministerium. Diese Ressorts haben mitzubestimmen, wenn es um eine Gesetzesänderung geht. Denn sie sind zuständig für Paragrafen, die Aufgaben der Polizei, für gewerberechtliche Fragen.


Entsprechende Kontrollmöglichkeiten

Schröders Fachleute greifen nun einige der zentralen Vorschläge auf, die die Innenminister in einem gemeinsamen Papier aufgeschrieben haben. Vor allem zwei davon: Erstens sollen Erlaubnispflichten für alle Prostitutionsstätten verhindern, dass schon einmal verurteilte Menschenhändler Bordelle betreiben.

Und zweitens soll es entsprechende Kontrollmöglichkeiten geben, die bundesweit gelten. Nach Informationen von "Welt Online" soll die Abstimmung mit den Ministerkollegen im Kabinett bis zum Sommer gelingen. Danach beginnt das übliche parlamentarische Verfahren. Das zumindest ist der Plan.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... esetz.html
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Beitrag von Ariane »

Fraences, der Artikel liefert inhaltlich wenig konkretes, außer das Schröder Aktivismus vorschützt. An einer andere Stelle weist der Autor auf Anfrage in den verschiedenen Ministerien darauf hin, dass dort "nichts" Konkretes vorliege bzw. bekannt sei.

Auch blicke ich nicht ganz beim Layout und der eingestellten Tampep Statistik durch (Photos/Video? --------) Sind die Prozentzahlen zur nationalen Herkunft der SW auf Deutschland oder den europäischen Raum bezogen?

Wie hoch ist denn der Anteil der Prostituierten, die über ihre Arbeitsbedingungen und Safer Sex selbst bestimmen können?
100%?

Unter dem o.g. Absatz "Anteil der ....." folgen nur Angaben 65% deutsche Prostituierte, 35% Migranten und eine gestrichelte Linie.

Es wird sonst aber immer behauptet, dass der Anteil an MigrantInnen ungeheuer hoch sei, höher als der Anteil deutscher SW?
Woher kommt die Schätzung der Zahl 40.000 Zwangsprostituierte in Europa? Quelle Tampep?

Auch sind die zwei nebeneinander stehenden Sätze irreführend:
"Kristina Schröder will die Gesetze ändern, um Zwangsprostitution nachhaltig zu bekämpfen Vor wenigen Minuten hat der Bundestag ein neues Gesetz beschlossen."

Das "neue" Gesetz ist das alte ProstG aus 2001.
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RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Jupiter »

Da die Springer-Presse nicht für guten Journalismus und Recherche bekannt ist, sollten entsprechende Meldungen nicht für voll genommen werden.

Zwar hat Kristina Schröder in der Vergangenheit auch gute Ideen vorgebracht, hat sich aber in keinster Weise durchsetzen können und lässt sich bei öffentlich wirksamen Themen von Ursula von der Leyen die Schau stehlen.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Welt setzt oft alte Bildersammlungen oder Statistikfelder in ihre Artikel zur reinen und nicht im engen Zusammenhang stehenden Illustration.


Hier die TAMPEP-Studie:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=68741#68741
und darunter ein zusammengebasteltes Übersichts-Diagramm zur Migration (wobei mir die gemessene Quote mann-männlicher Prostitution völlig falsch zu sein scheint, soviel zur fragwürdigen Qualität von Statistiken überhaupt, in der Sexbranche, die nicht voll anerkannt ist).

Noch ein aussagekräftiges Diagramm einer älteren TAMPEP-Studie
Verleich Migrantinnen/Einheimische Sexworker und ihre unterschiedlichen Problemlagen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=68763#68763





Eine kritische Kommentierung zu der hochgeschriebenen "Menschenhandelsproblematik" und den fragwürdigen Statistiken, mit der letztlich Prostitutionskontrolle und Polizeieingriffsmöglichkeiten forciert werden sollen, findet sich in der Sexworker Zeitung La Muchacha:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=97641#97641





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.04.2011, 13:19, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag von fraences »

In den Artikel (er ist verwirrend geschrieben) lese ich die Hilflosigkeit und Ratlosigekit der Politiker heraus.
Grundsätzlich halte ich eine Auflagen für Betriebe ab eine gewisse Personalgröße und Raumgröße für Sinnvoll, wenn sie die Arbeitsbedingungen für SW verbessern (Sicherheit, Hygiene,etc)
(Ähnlich wie bei Gaststättenbetriebe).
Eine solche Verordnung bringt aber nur Sinn, wenn wir hier ein Mitspracherecht erhielten, sonst werden unsinnige und nicht relevante Verordnungen erlassen, die keinerlei Wirkung erzielen.
Keinen großen Sinn sehe ich in dem Gesetz :
Wer vorbestraft ist wegen Menschenhandel oder sonstige Vorstrafen hat, darf ein Betrieb führen.
Das ist mit Strohmänner schnell zu umgehen ist,was bei großen Bordellen eh schon gängige Praxis ist.
Wurde auch im Bericht vom Bundesrechnungshof seinerzeit häufig erwähnt. Wenn die Betriebsprüfung ansteht, wird schnell der Besitzer gewechselt.
Mit eine solche Gesetzesvorlagen verhindert man letztendlich die Möglichkeit Transparenz in die Branche zu bekommen und eine Gleichstellung mit anderen Wirtschaftszweigen,was unsere Ziel ist.
Auch die Behauptung die Justiz hätte keine Handhabung steht doch in sehr großen Widerspruch zu den gehäuften Razzien:
Ich kann mich nicht erinnern, das es je eine Zeit gegeben hat wie den letzten Jahren so häufig vorgekommen ist.
Auch die Einschränkungen der Sperrgebietsverordnung und die Prüfungen des Bauamtes, die meistens nur kleine Betriebe und Selbständige SW die Basis ihre Arbeit nehmen.Von meine Zeit aus Düsseldorf (2001-2007) Wurden die Betriebe nur vom Ordnungsamt kontrolliert und bei Verdacht von Sraftaten die Polizei dazugeholt.
Mittlerweile werden Kontrollen vom Zollamt, Finanzamt, (in Köln Steueramt);Ausländeramt,Bauamt,Polizei.
Häufige Kontrollen (meistens intern unter den Ämter abgesprochen) ist die Zielsetzung den Betrieb zu vernichten.Weil man ihn nicht in seinem Bezirk haben will.
Aufgrund der von der Politik vorgeschobene Handelsbedarf im Menschenhandel, werden wir Selbständig arbeitende SW zum Opfer von "falsche" Reglementierungen.Ich stelle mir in letzte Zeit die Frage, wo sollen wir arbeiten.
Wo bleibt das Recht der freie Berufsausübung?
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Beitrag von fraences »

@vielen Dank Marc für das Einsetzen der Stastiken und Analysen.
Da ich erst seit Anfang diesem Jahr mich intensiv bemühe mein Wissen auf dem aktuellen Stand zu bringen, bitte ich um Verständnis, wenn ich etwas nicht sofort richtig einschätze.
Als ich mit Aoife das erste Telefonat hatte, habe ich zu nächst den Satz von ihr nicht direkt begriffen."Es weht mittlerweile eine andere Wind": Für mich war das ein Schock.Ich hatte völlig falsche Vorstellungen/Hoffnungen, das die angestrebte Zielsetzung der Hurenbewegung sich weiterentwickelt hätte.
Konnte mir nicht vorstellen , das es eine völlig verkehrte Wendung genommen hat und nimmt.Ich bin sehr dankbar das wir hier im Forum die Möglichkeit haben uns auszutauschen und zu informieren in eine Zeit, wo eine rauhe Wind weht.
Liebe Grüße
Fraences
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Fakten und Infos über Prostitution

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Vielen Dank Marc für die Links.
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Jupiter
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RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Jupiter »

Obwohl eine Novellierung des Prostitutionsgesetzes im Sinne der Bundesratsvorlage aufgrund der politischen Konstellation wenig Chancen hat, habe ich versucht, meine Gedanken hierzu mal zusammenzufassen.

Es ist eine Illusion zu hoffen, dass die Prostitution jemals von weiten Bevölkerungskreisen anerkannt statt verteufelt wird. Somit werden die Scharfmacher weiter ihre Messer wetzen (siehe Entwicklung Frankreich und EU).

Unabhängig von den Fundamentalistinnen ist von den Frauen, welche in Partnerschaft / Ehe eingebunden sind, dies weiterhin verteufelt werden, da diese in der Prostitution eine Gefährdung ihres "Besitzes" sehen. Sie kann ggf. durch sexuelle Verweigerungshaltung Macht über ihren Partner / Ehemann ausüben. Die Prostituierte gibt doch dem Ehemann / Partner die Möglichkeit diesem Machtmittel zu entkommen.

Von den Männern ist kaum eine öffentliche Unterstützung zu bekommen, da sie sich sonst der weiblichen Schelte aussetzen müssten. Dass gleiche gilt für Politiker, da sie mit einer positiven Äußerung hierzu nur Wählerstimmen verbrennen.

Von der Presse ist leider kaum Unterstützung zu erlangen, weil hier nach dem gleichen Denkmuster verfahren wird. Hier sind "Schlagzeilen" für den Umsatz gefragt.

Die einzige Möglichkeit, um Restriktionen abzuwehren, besteht darin, bei den Exekutivorganen die Erkenntnis zu verfestigen, dass kriminellen Begleiterscheinungen (deren Bekämpfung keine zusätzlichen Gesetze bedarf) nur bekämpft bzw. aufgeklärt werden können, indem die selbstbestimmte Prostitutionstätigkeit anerkannt wird und den unmittelbar tätigen Personen ein wirksamer Opferschutz zugesichert wird.
Deswegen muss als Zielgruppe die Personen, welche in ihrer Funktion in den entsprechenden Sachgebieten bei Polizei und Ordnungsamt sind, angesprochen werden. Diesem Personenkreis sind die "Scheuklappen" zu öffnen und ggf. ein anderer Blickwinkel zu zeigen.

Anhand der "Verbotsländer" das Abgleiten des Gewerbes in eine kriminelle Schattenwirtschaft aufzuzeigen. Der Auslieferung dieser Personen in den Status Minderwertig / Vogelfrei setzt sie dann im Einzelfall sogar einem lebensbedrohlichen Status aus (wo bleibt dann die Schutzaufgabe).

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

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Aoife
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Re: RE: Bundesratsvorlage zum ProstG

Beitrag von Aoife »

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Jupiter hat geschrieben:Die einzige Möglichkeit, um Restriktionen abzuwehren, besteht darin, bei den Exekutivorganen die Erkenntnis zu verfestigen, dass kriminellen Begleiterscheinungen (deren Bekämpfung keine zusätzlichen Gesetze bedarf) nur bekämpft bzw. aufgeklärt werden können, indem die selbstbestimmte Prostitutionstätigkeit anerkannt wird und den unmittelbar tätigen Personen ein wirksamer Opferschutz zugesichert wird.
Voraussetzung für dieses Vorgehen wäre aber, bei den Exekutivorganen zuerst einmal die Motivation zur Bekämpfung von kriminellen Erscheinungen zu schaffen.

Da bekannt ist, dass Prostitutionskontrolle als einzigen Effekt die Förderung von Schmiergeldzahlungen (und sonstigen Vergünstigungen) an die Exekutive hat, und die dort Beschäftigten schon aus Eigeninteresse gar nicht so dumm sein können, wie sie sich in der politischen Argumentation geben, sehe ich hier die Schwachstelle bei diesem Plan. Schöne Worte bezüglich Eindämmung des Verbrechens sind gerne gesehen, wenn aber ein anständiger Mitarbeiter sich wirklich dafür engagieren sollte, so wird er schnell gegen die Wand laufen.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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