Menschenhandel vs. Migration

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Marc of Frankfurt
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Sexworker machen eigenes TV via youtube

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexworker in Australien reagieren und organisieren eine öffentliche Gegenveranstaltung...

...auf einen einseitigen Medienbericht zu Menschenhandel (Sex Slavery)



This is the address by Elena Jeffreys and responds to some of the issues raised in the Four Corners program "Sex Slavery" presented by Kerry O'Brien and broadcast by the Australian Broadcasting Corporation (ABC) on 6th. October 2011.


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=No_CKN5J7jA[/youtube]


On 2nd November 2011 Elena Jeffreys from the Scarlet Alliance addressed a meeting of the Australian Sex Party - NSW in Glebe (Sydney, New South Wales, Australia) 2nd November 2001, 6.30pm - 9.00pm.

( Toxeth Hotel Fireplace Room, Ground floor 345 Glebe point Road, Glebe, NSW )



References:

Disputed dokumentary 'Sex Slavery' presented by Kerry O'Brien, goes to air on Monday 10th October 2011 on ABC
www.abc.net.au/4corners/stories/2011/10/06/3333668.htm

Sexworker Dachverband Australien
www.scarletAlliance.org.au

Sexpositive politische Partei
www.sexparty.org.au





Wissenschaftliche Arbeiten von Elena sind hier an anderen Stellen im Forum gespeichert:
www.google.de/search?q=Elena+Jeffreys+s ... wtopic.php

Deportation in Wien und Internierung in Bulgarien, dokumentiert von Inge Bell:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=106718#106718

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Marc of Frankfurt
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Gefährlich schlechter, spannender Krimi

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn Gruselfaktor die Wirklichkeit verzerrt:


ZDF-Samstagabend-Krimi in der Tradition der über 100jährigen Moral Panik Mädchenhandel, sog. Zwangsprostitution und White Slavery:

ZDF: Rosa Rot - Bin ich tot?



Iris Berben (61) als Kommissarin Rosa Rot

Regisseur Carlo Rola
Drehbuchvorlage Daniel Douglas Wissmann
Produzent ihr Sohn Oliver Berben
2011


Es werden die schlimmsten Assoziationen klischeehaft in Szene gesetzt:

Menschenhändler-Netzwerk
gehandelte junge Mädchen aus Moldavien
zwei gefangene Mädchen mit GHB (K.O.-Tropfen s.u.) betäubt in den Händen der Bande
gefangen im Keller, gefesselt mit Kabelbindern, in Unterwäsche auf nakten Stahlbetten
im leeren halbdunklen Kellerraum, in einer entlegenen verlassenen gekachelten Fabrikanlage
bewacht von einer in der Hierarchie aufgestiegenen, älteren Ex-Prostituierten aus Moldavien und einem deutschen Gehilfen der, so wird suggeriert, mit den Gefangenen Sex hat
Deutsche Männer in Juppie-Wohnung, der/die das Geschäft hier organisieren
Ständig werden Handies und SIM-Karten gewechselt
Ein Anwalt organisiert den Rechtsschutz der Ganoven und boxt den Kopf der lokalen Bande aus der Untersuchungshaft
Ein Sittenpolizist der sich als korrumpt erweist und wegschaut
Ein Kollege von Rosa Rot in der Mordkommission, der seit vielen Jahren seine Tochter vermißt und privat auf Porno-, und Prostitutions-Seiten ermittelt
Als die Bande schrittweise enttarnt wird, sollen die gefangenen Mädchen auf einem Schrottplatz in einer Autoblechpresse im Kofferraum eines Schrottfahrzeugs beerdigt und entsorgt werden, was mißlinkt als es zum Showdown kommt.

Zuvor wurde ein Mädchen teilweise unter Drogen stehend auf der Flucht erschossen und auf Bahngleisen abgelegt zurückgelassen.

Duch Zufall gerät ein gleichaltriges Mädchen aus gutem deutschen Hause, welches erstmals mit ihrem Freund in den Urlaub nach Venedig fährt, als Zeugin in die Flucht- und Mordszene und wird kurzerhand als das getötete Mädchen eingetauscht, entführt und in den Folter-Keller verschleppt, nachdem ihr Freund erschossen zurückgelassen wurde.

Die dramatisierte Psychokrise der Eltern und jüngeren Schwester (Suizidversuch) verlängern das Leidens-Drama in die bürgerliche Mittelschicht.


Info, Bilderserie (nur die harmlosen, schönen Bilder von Stephanie Kulbach) und Video in der Mediathek für gewisse Zeit:
www.zdf.de/ZDFde/inhalt/11/0,1872,1021323,00.html

Hinweisende Zeitungsartikel erschienen in den weniger renomierten Zeitungen im ländlichen, konservativen Raum:
- Mitteldeutsche Zeitung von Paul Barz, dpa, 18.11.11
www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pag ... 1005860598
- Remscheider General-Anzeiger
www.rga-online.de/tv-programm/index.php ... in_ich_tot
- Märkische Allgemeine von Paul Barz, dpa
www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag ... ieler.html





In Moldavien sollen pro Jahr 20.000 Mädchen vermißt werden, so jedenfalls wird dem Zuschauer nebenbei per Polizeigespräch mitgeteilt.

Ob das alles Sexsklaven sind wage ich zu bezweifeln, nachdem von den 40.000 vermuteten Zwangsprostituierten zur deutschen Fußball WM 2006 nur 5 offizielle Fälle übrig geblieben sind. Die Arbeits- und Perspektivlosigkeit im Armenhaus Europa führt zu einem riesigen brain-drain in den Westen. Mit solchen Zahlen wird mal wieder Verbrechen und informelle Migration großzügig vermischt bzw. gleichgesetzt (scare mongering, Schock Doktrin). Wie auch in der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung sind die Frauen oftmals mobiler und migrieren. Vermutlich eine Partiarchatsfolge, weil ihnen nicht das Privateigentum und Bodenrecht zukommt, nichteinmal im Sozialismus. Nach Palermo-Protokol von 2000 werden Frauen als Opfer von Menschenhandel definiert, wo erst in jüngster Zeit zwischen Prostitution und Arbeitsausbeutung differenziert wird (Aber: Sexwork is Work!) und Männer werden geschlechtsspezifisch anders gesehen als geschleuste bzw. Schleuser/Menschenhändler.

Die Zahl aus dem Krimi:
20.000 Opfer, das wären 0,6% oder 6 Promille der Bevölkerung

Zahlen aus dem Internet:
3,5-4,5 Mio Einwohner hat Moldavien
600.000-700.000 Migranten, 17% der Bevölkerung
13.000 Migranten im Alter von 14-24 (die Zahl ist schonmal kleiner als die der 20.000 Opfer)
90% of young people aged 18-29 would like to leave Moldova
36 persons (men and women) returned to Moldova via official channels in 2000
400 trafficked persons assisted by Save the Children Moldova in 2000
50% only of the women want to or can go back to their families
33 cases against traffickers pending in 2001
15 cases prosecuted before September 2001 ended in amnesties and therefore no one has served any prison sentence.
[p.25-28 www.iom.md/materials/1_traff_human_beings_se.pdf ]

1.300 $ pro Jahr durchschnittlich Heimüberweisungen (Remittance)
1.200 Mio $ insgesamt d.h. remittance 20% vom BIP (Bruttoinlandsprodukt, Umsatz der Volkswirtschaft)

1.800 $ BIP pro Einwohner
6 Mrd $ BIP insgesamt
www.viitorul.org | www.iom.md | Wikipedia

IOM zählt 79 Re-Trafficking-Fälle in den letzten 10 Jahren (99-09) [7,9 pro Jahr] und davon 35 aus Moldavien [3,5 pro Jahr]. Die meisten in den Balkan. Darunter 14 Minderjährige [1,4 pro Jahr]:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=96055#96055





Weitere emotionale Doku-Fiction

- Doku "The Price of Sex" von Mimi Chakarova Frontline/PBS USA:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=63910#63910

www.newyorker.com/reporting/2008/05/05/ ... ntPage=all

- Doku-Fiction "Lilya 4-Ever" von Lukas Moodysson, Schweden 2002. Sie hat das Genre Mädchenhandel/Sexsklavinnen neu belebt nach Öffnung des eisernen Vorhangs und viele medialen und politischen Aktivismus angestachelt. Dennoch beschreibt er nur ein isoliertes schreckliches Einzelschicksaal (Migration, Zwangsprostitution, geglückte Flucht, Selbstmord):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=101664#101664

Diese Filme sind das Rückrad und Propaganda-Material mit dem quasi die Prostitutionsgegner eingeschworen werden auf eine Politikdoktrin, die im wesentliche aus USA und Vatikan kommt.

Der ZDF Krimi steht also ganz in dieser fragwürdigen Tradition der Doku-Fiction, die sich extreme Schicksale und Verbrechen herauspicken, um eine Stimmung zum Thema Menschenhandel, Migration und Prostitution zu lancieren. So als würde man die Themen Partnerschaft, Ehe und Kindererziehung mit den Fällen Fritzel und Kampusch in Szene setzen.

Früher galten auch alle Homosexuellen als Kinderschänder. Aber eine starke Schwulenbewegung hat dieses falsche Feindbild langsam dekonstruieren können. Wir die Sexworker Bewegung stehen immer noch ziemlich am Anfang wie mir scheint.





GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure) - KO Tropfen
- Freier raubt Sexworker aus:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35687
- Sexarbeiterin in Wien wurde Opfer:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=41531#41531
- Sexworker raubt Freier aus:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=93219#93219
- 2006 wurden allein in Großbritannien 9.000 Taten mit KO-Tropfen gemeldet und Posting weiter unten: Warnung Apothekerverband:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=39036#39036
- GHB in der schwulen Partyszene
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=73972#73972





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Beitrag von ehemaliger_User »

Ist Euch auch schon aufgefallen, dass in vielen Kriminalfilmen die Polizei ihre Kompetenzen ungestraft überschreitet? Dient ja alles einem guten Zweck wenn der Polizeihacker dadurch ein Verbechen aufklärt.

In diesem Filom waren auch zwei "schöne" Beispiele.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Aoife
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von Aoife »

Beruf: Schlepper

Wie böse sind Schlepper ­wirklich? Eine Recherche mit überraschenden Ergebnissen

Sie bringen Ausländer illegal über die Grenze und gehen
angeblich dabei über Leichen. Aber wie böse sind Menschenschmuggler ­wirklich? Eine Recherche mit überraschenden Ergebnissen.

Von Robert Treichler

http://www.profil.at/articles/1149/560/ ... -schlepper

Ein IMHO äußerst lesenswerter Artikel, der wieder einmal mehr die Fragwürdigkeit menschliche Handlungsweisen nach geschriebenem "Recht" abzuurteilen aufzeigt.

Liebe Grüße, Aoife (und vielen Dank an Christian, der den Artikel gefunden hat)
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Marc of Frankfurt
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Re: Informelle-illegale Migration

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Meine Essenz aus diesem roman-haften und unübersichtlichen Profil-Artikel, der letztlich wohl nur ein verkappter Prozessbericht ist und es schafft, grundsätzliche Wahrheiten zur gescheiterten Anti-Migrationspolitik gut vor den Lesern_innen in einer Bleiwüste zu verstecken:


Fallzahlen (in Österreich aufgegriffen):

13.424 ... 17.178 +28%
Illegale im Jahr 2011 bis 25. Oktober

276 ... 240 -13%
Schlepper

48 ... 71 Illeale je Schlepper

8,4 Mio Einwohner in Österreich
114.398 Zuzüge aus dem Ausland 2010
-86.703 Wegzüge in das Ausland 2010
_______
=27.695 Personen Wanderungssaldo

Wanderungssaldo:
-4.163 österreichische Staatsbürger
+31.858 nicht-östereichische Staatsbürger

Wanderungsbilanzrate = 3 Promille d.h. 3,3 je 1.000 der Bevölkerung.
www.statistik.at/web_de/statistiken/bev ... index.html

17.178 (geschleppte) aufgeflogene Illegale in .at 2010
= 15% bezogen auf alle Zugezogenen, d.h. 15% von 3 Promille
Entdeckte Illegale pro Jahr = 0,45 Promille bezogen auf die Bevölkerung.





Gesetze:

- § 114 Fremdengesetz (Schlepperei)

- Schengen-Bestimmungen: Beamten dürfen nahe der Grenze eine Schwerpunktkontrolle nicht länger als etwa 1 Stunde durchführen.

- Dublin-Verordnung: jeder Asylwerber muß in dem Staat der Europäischen Union einen Antrag stellen, in den er als Erstes eingereist ist.
Das treibe „den Schleppern die Leute in die Arme“.





Schlepperei ist nicht gleich Menschenhandel!
  • Schlepper

    Sie bringen Menschen gegen Bezahlung illegal über die Grenze.

    Vorkasse-Prinzip = Barzahlungs-Prinzp wie im Supermarkt oder bei Sexdienstleistung, für Leute mit Guthaben.
  • Menschenhändler

    "Sie hingegen tun dies gratis, um die Opfer danach auszubeuten." -so ist die Aussage teilweise falsch!-

    Kosten-Abarbeiten-Prinzip = Kredit-Prinzip z.B. auch bei Bordellzimmermiete, wenn Sexarbeiterin kein Geld mitbringen kann, dann braucht sie das Zimmer erst am Ende des Tages zu bezahlen, nachdem sie (ab-)gearbeitet d.h. Geld verdient hat, falls ihr der Vermieter das zutraut und vertrauen d.h. Kredit schenkt. So auch bei der Eigenheim-Baukredit-Hypothek, wo man 30 Jahre abarbeiten muß und daher gezwungen ist sich systemkonform zu verhalten um nicht Job und damit Haus d.h. seine gesamte Existenz zu verlieren... In der Definition im Profil-Artikel fehlt also ganz entscheidend das Kriterium der freiwillig abgeschlossenenen (mündlichen) vertraglichen Vereinbarung. Das wird beim Thema Migration und Sexarbeit regelmäßig übersehen bzw. unterschlagen, weil das ganze Setting, die ganze Branche kriminalisiert werden soll.
Prostitution und Zeitungsberichte über "bulgarische Schlepperbande": Wenn die Opfer zum Grenzübertritt gar kein Visum bräuchten, sei es keine Schlepperei, obwohl die Medien es so genannt hätten. Soll dass heißen, bei Prostitution handelt es sich (automatisch) um Menschenhandel? Gelten Frauen per se als Menschenhandelsopfer und Männer als geschleppte (Genderthema)? Dabei ist Migrationsorganisation und Arbeitsorganisationshilfe gerade auch in der Prostitution notwendig oder sinnvoll für sprachunkundige Ausländer, weil die Branche in Österreich in der Sittenwidrigkeit gefangen ist und daher nicht wirklich offen aufgeklärt und informiert werden kann über Arbeitsformen und Arbeitssicherheit.





Diese Mißverständnisse über die informelle Ökonomie hängen eng zusammen mit den ideologischen Mißverständnissen und Ungereimtheiten in Ökonomie und Geldsystem im Allgemeinen (tabuisierte systemische Fehler):

Es gibt zwei traditionelle Formen des Geldes (Münze li. und Schein re.). Ihnen entsprechen die fundamental unterschiedlichen Prinzipen Tauschen und Wirtschaften. Wirtschaften = Vorfinanzieren per Kredit. Erst beim Wirtschaften wird der Faktor "Zeit ist Geld" mit berücksichtigt (Zinseszins).

Historisches Selbstwertgeld (Edelmetall-Münze links im Bild: 2500 Jahre alt von König Krösus, Lydien heutige Türkei) verleitet bei Tauschwirtschaft zur Geldhortung und damit Zahlungsverkehrs-Verknappungs-Krise während

Schuldvertragsgeld (Fiat-Money, Zertifikat, Geldschein rechts im Bild: 4000 Jahre alt Ostraka Tonscherbe Getreidelagerquittung Griechenland, Ägypten) zu Finanzkrisen durch Wirtschaftsblasen und Spekulation führen kann (Crash, Bankenrun) so wie 2008 und 2011 (double dip Krise, WWII).

Geldscheine sind Fiat-Money der Zentralbank (EZB), Giralgeld (Buchgeld, Kontoguthaben, Kreditkarten) sind Fiat-Money der privaten Geschäftsbanken und machen heute über 95% der gesamten Geldmenge aus (diese seit 400 Jahren privatisierte Geldschöpfung steht in engem Zusammenhang mit der öffentlichen Staatsverschuldung. Die Golddeckung des Dollars wurde 1972 von Präsident Nixon einseitig aufgekündigt als nach dem teuren Vietnamkrieg Frankreich Gold für seine US-Schuldverschreibungen haben wollte. Das ist das eigentliche Bankgeheimnis;-).

Bild
siehe historische Geldformen und Sexarbeit






Geschäftsmodell Schlepper:

- erfordert viel Know-how und das Zusammenspiel zahlreicher Komplizen (allein wg. der vielen Grenzregime:)
- in der legalen Branche heißt das "Expat-Consultancy" oder schlicht Reisebüro *lol*
- flache Hierarchien
- Bekanntschafts- und Familiennetzwerke
- "in der Diktion des Strafgesetzbuchs nennt man das eine „kriminelle Organisation“ (mehr als 3 Leute)"
Ist aber kriminal-wissenschaftlich kontrovers diskutiert, ob das tatsächlich als OK, Mafia oder terroristische Vereinigung bezeichnet werden kann, womit diese die Bürgerrechte stark einschränkenden Gesetze ursprünglich gerechtfertigt und eingeführt wurden.
- Mitarbeiter sind zu gleichen Teilen finanziell beteiligt (egalitär, Prinzp Partnergesellschaft)
- machen sich keine Konkurrenz (Prinzip Gebietsschutz, Selbstorganisation, räumliche Diversifizierung)
- einzelne Komplizen in der Kette sind leicht zu ersetzen (Prinzip Hydra, Massenbewegung)
- diskret ohne Namen (Prinzip Schwarzmarkt, Geheimdienst, konspirative Subkultur)
- machen gute Geschäfte wenn Schleppung erfolgreich ist (Prinzip Mundpropaganda, Gonzo Marketing)
- "werden von Österreichischen Öffentlichkeit wie Kinderschänder und Sklaventreiber gesehen" (gelenkte Konzernmedien, versagende Asylpolitik und eine moderne Form von nationalistischer Ausländerfeindlichkeit (Xenophobie, Syndrom gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit, Prinzip Nationalismus)
- werden von Migranten selbst wie Dienstleister gesehen (Prinzip Kooperation, Geschäftspartner)
- sind selbst extrem arm, prekär lebend und sozial global benachteiligt (mißglückte, entartete Globalisierungsfolgen, failed State, Kriegsflüchtlinge).

Das Geschäftsmodell entsteht erst aufgrund der Kriminalisierung von Freizügigkeit, Reisefreiheit und Mobilität, basierend auf dem Konzept von abgeriegelten Nationalstaaten innerhalb der Festung Europa (Schengenraum, "das Boot ist voll"-Ideologie).

In Verbindung mit einer hegemonialen Globalisierungspolitik (Freihandel für Exporte aber Protektionismus für Migration), die die Entwicklungsländer systematisch verarmt (Imperialismus: früher Kolonialismus, heute Außenhandelsbilanz-Ungleichgewichte, Corporatocracy und Migrationskontrolle. Reisefreiheit nur noch für zahlungskräftige Touristen, Manager, gesuchte Fachkräfte (Informatiker), Investoren und digitales Spekulations-Kapital auf den Finanzmärkten des Kasinokapitalismus...).





Fälle/Personen Schlepper und Geschleppte:

Prozess Landesgericht Eisenstadt, 19. Oktober 2011
30 geschleppte Afghanen (u.a. in engen Luken im LKW versteckt),
25 Schlepper,
Schlepperei in 249 Fällen,
Strafen 9...24 Monate zum Teil bedingt (werden mit Untersuchungshaft verrechnet)

- Geschleppter Hamid 29 (Name geändert), junger Afghane, will Anfang 2011 Heimat verlassen Richtung EU. Zahlt 500$ für Schleppung in den Iran. 1300$ per Überweisung vom Vater für Schleppung in die Türkei gemeinsam mit 11 anderen. Dann über den Grenz-Fluß nach Griechenland. Festnahme am 29. August auf der Fahrt nach Wien gemeinsam mit 29 Afghanen und 25 als Touristen getarnte Schlepper aus der griechischen Stadt Thessaloniki, gebürtig in Georgien oder Armenien, armenisch-aserbaidschanische Kriegsflüchtige.

- Geschleppter Adil (Name geändert), ein Afghane wollte nach Wien. Geschlagen weil er Angst hatte ins Boot zu steigen. Überfahrt 8 Stunden nach Griecheland.

- Schlepper, Familienvater 34 Jahre verdient 100 Euro je Busfahrt nach Wien. Familieneinkommen 313 Euro/Monat.

- Schlepper Slobodan (Name geändert), ein 30 Jahre alter Serbe, fuhr mit seinem Auto von Serbien über Ungarn nach Österreich und lies an einer Raststädt bei Budapest 3 Männer einsteigen.

- Schlepper wurde geworben in der serbischer Stadt Subotica, Schlepperhochburg

- Schlepper Tatjana (Name geändert) moldauische Staatsbürgerin, aufgrund internationalen Haftbefehls festgenommen beim Flug von München in die USA. Hat 100-200 Euro von den Geschleppten kassiert, die durchschnittlich 2.000 Euro zahlen müssen (also 10%).

- Schlepper Ladislav (Name geändert) wurde gezwungen, als Schlepper zu arbeiten. Mai 2011, 10 Leute über Slovakisch-Österreichiche Grenze gebracht.





Fälle/Personen Polizeikontrolle und Staatsschutz:

- Innenministerin Johanna Mikl-Leitner

- Oberst Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und Menschenhandel des österreichischen Bundeskriminalamts (BKA)

- Polizeikooperationszentrum im burgenländischen Nickelsdorf mit 55 Streifen im Einsatz. Revierinspektor Harald Hauptmann und Fähnrich Zoltan Toth. Kontrolle mit 300 Polizisten am Rastplatz Leobersdorf an der A2, der Südautobahn. 13 Pers. mit Aufenthaltsverbot vorl. festgenommen.

- Grenzkontrolle mit Hubschrauber mit Forward-Looking-Infrared-Kamera (FLIR)

- Judith Ruderstaller, Leiterin der Rechtsabteilung des Vereins „Asyl in Not“
Profil hat geschrieben:Beruf: Schlepper

Wie böse sind Schlepper ­wirklich?
Eine Recherche mit überraschenden Ergebnissen

Sie bringen Ausländer illegal über die Grenze und gehen angeblich dabei über Leichen.

Von Robert Treichler

Ganz am Ende einer sehr langen Reise ist es Gewissheit: Die Männer und Frauen, die am 19. Oktober im Saal 1 des Landesgerichts Eisenstadt auf der Anklagebank sitzen, sind schuldig. Sie haben sich der Schlepperei strafbar gemacht, schlimmer noch: Sie sind mitverantwortlich für die Qualen, die den Opfern dabei zugefügt wurden. 30 Afghanen haben sie zum Teil in unfassbar enge Hohlräume unter dem Boden eines Autobusses gepfercht, zum Teil waren die Kammern nur 25 Zentimeter hoch.

Viele Stunden dauerte die Reise, es gab kaum Luft zum Atmen. Die Eingesperrten hatten fast nichts zu essen und zu trinken. Die Schlepper hingegen bereicherten sich gewerbsmäßig an ihren Opfern.

Der Schuldspruch des Landesgerichts bestätigt, was man über Schlepper längst weiß. Sie rauben armen Teufeln die Menschenwürde, sie knöpfen ihnen das letzte Geld ab und überlassen sie schließlich ihrem Schicksal. Sie nützen die Notlage von Flüchtlingen aus. Sie sind Leute, denen man auf keinen Fall vertrauen sollte.


Schleppern kann man vertrauen.
Hamid (Name geändert), ein junger Afghane, beschließt Anfang des Jahres 2011, seine Heimat zu verlassen. Er will in den Westen, in die Europäische Union, und wendet sich an einen Freund, von dem er vermutet, dass er gute Kontakte hat. Der Freund nennt ihm einen Schlepper. In seiner Aussage bei der Polizei in Österreich gibt Hamid an, was er über diesen Mann weiß: „Männlich, Afghane, 165–175 cm groß, ca. 85 kg, 35–40 Jahre alt, dunkle Haare.“

Der Schlepper verspricht, Hamid und 29 weitere Männer in einem Bus in den Iran zu bringen. Dafür verlangt er 500 US-Dollar. Am Grenzübergang steigt der Schlepper aus und spricht mit den iranischen Beamten. Dann steigt er wieder ein, der Bus fährt los, keiner der Männer im Bus wird kontrolliert. Drüben im Iran sagt der Schlepper schließlich zu den Männern, dass sie aussteigen und ihrer Wege gehen sollen. Er hat seinen Vertrag erfüllt.

Hamid verbringt zwei Monate in der nordiranischen Region um den Berg Damawand, ehe er dort einen weiteren Schlepper kennen lernt. Dieser macht ihm ein Angebot: für 1300 US-Dollar in die Türkei. Das Geld solle Hamid überweisen, wenn er dort eintrifft. Diesmal ist es ein Deal mit einem gänzlich Unbekannten – 200 cm groß, dunkle Haut, dunkles Haar, sehr schlank, 45–50 Jahre alt.

So werden die meisten einschlägigen Verträge geschlossen: mündlich, ohne Bekanntgabe der Identität des Schleppers und des Kunden. Der Markt wird weitgehend durch die Nachfrage bestimmt. Dass Schlepper ihren Klienten paradiesische Zustände im Westen vorgaukeln, ist ein Märchen. Erstens würde niemand wegen der Erzählungen eines Unbekannten seine Heimat für immer verlassen, und zweitens brauchen Flüchtlinge unterwegs nicht dazu motiviert zu werden weiterzufahren. Hamid hat Afghanistan nicht den Rücken gekehrt, um im Iran zu bleiben.

Der Schlepper bestellt Hamid zu ei­nem Treffpunkt. Dort wartet er mit einem schwarzen Datsun Pick-up. Der junge Afghane legt sich mit elf weiteren auf die Ladefläche. Sie richten sich auf eine längere Fahrt ein. Irgendwann hält der Schlepper an und sagt, sie seien nahe der türkischen Grenze. Sie warten bis zum Abend, fahren dann noch ein Stück in Richtung Türkei und marschieren schließlich acht Stunden durch „ausgetrocknetes Gebiet“, erinnert sich Hamid. Schließlich gelangen sie zu einem alten Haus, wo sie übernachten. Sie seien jetzt ganz sicher in der Türkei, sagt der Schlepper. Hamid, der nie einen Reisepass besessen hat und nie zuvor im Ausland gewesen ist, glaubt ihm. Und tatsächlich, sie sind auf türkischem Staatsgebiet, und tags darauf geht es weiter nach Istanbul.

Da Schlepperei ein Delikt ist und das Image der Schlepper in unseren Breitengraden jenem von Kinderschändern gleichkommt, ist es schwer nachvollziehbar, dass diese Leute für Flüchtlinge Vertrauenspersonen darstellen. Aber auch Schlepper haben in der Szene einen Ruf zu verlieren. Arbeiten sie gut und erfolgreich, werden sie auf informellem Weg weiterempfohlen. So bleiben sie im Geschäft.
Hamid und seine Mitreisenden werden mit einem weißen Bus nach Antalya gebracht, dort steigen sie in einen Linienbus nach Istanbul. Hamid ruft zu Hause an und bittet seinen Vater, 1300 US-Dollar an den Schlepper zu überweisen.


Schlepperbanden ­werden selten von mächtigen ­Paten befehligt.
Nicht jeder Schlepper bietet nur einen einzigen illegalen Grenzübertritt an und verschwindet danach. Bei manchen können Flüchtlinge Komplettreisen von der Heimat bis ins Zielland buchen. Das erfordert viel Know-how und das Zusammenspiel zahlreicher Komplizen. In der Diktion des Strafgesetzbuchs nennt man dergleichen eine „kriminelle Organisation“. Ihren Kopf dingfest zu machen ist der Traum der ­Exekutive.
Im Fall von Tatjana (Name geändert) ist das gelungen. Die moldauische Staatsbürgerin wurde aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen, als sie von München in die USA fliegen wollte. Jetzt steht sie in Eisenstadt vor Gericht, angeklagt der Schlepperei in 249 Fällen. Die junge Frau trägt enge Jeans, schwarze Stiefel mit sehr hohen Absätzen und einen schwarzen Rollkragenpullover. Ihre blondierten Haare hat sie zu einem kurzen Pferdeschwanz geknotet. Sie weint.

Die österreichischen Ermittler haben herausgefunden, dass Tatjana nicht nur Ausreisewilligen Plätze verschafft hat, sondern auch für die Auszahlung der Gelder an die Schlepper verantwortlich war, die von den Geschleppten hinterlegt wurden. In abgehörten Telefongesprächen erkundigte sie sich, ob bestimmte Personen im Zielland – Österreich, Italien, Frankreich – angekommen seien: für das Gericht ein Beweis, dass Tatjana der Kopf einer großen Organisation sei.

Die Angeklagte hingegen sagt, sie sei lediglich eine einfache Vermittlerin gewesen. Sie habe in der Hauptstadt Chisinau gewohnt, und viele Menschen aus ihrer Heimat am Land hätten sie gefragt, ob sie ihnen bei der Ausreise helfen könne. Sie habe alle an einen gewissen „Tudor“ weitergeleitet. Dieser habe sich um den Transport gekümmert.
Die Richterin bohrt nach, will wissen, auf welcher Hierarchieebene Tatjana gestanden habe. Tatjana: „Es gab sehr viele Vermittler wie mich. Da können sie halb Moldawien verhaften.“

Als Belastungszeugin tritt eine bereits verurteilte moldauische Schlepperin auf. Sie hat gestanden, Chefin eines Schlepperrings gewesen zu sein. Doch auf die Frage, wie viele bei den Schleppungen von Moldau bis Österreich involviert gewesen seien, sagt sie zum Erstaunen des Gerichts: „Drei, vier Personen.“ Sie selbst habe niemandem Aufträge erteilt. „Jeder hat seinen Teil gemacht. Der Transport der ­Leute betraf eine eigene Organisation.“ Sowohl die Angeklagte wie auch die Belastungszeugin geben an, von jedem Geschleppten 100 bis 200 Euro kassiert zu haben. Ein Geschleppter musste jedoch über 2000 Euro zahlen, die angeblichen Chefs hätten also gerade einmal zehn Prozent davon verdient.

Das passt alles nicht ins Bild des großen Bosses einer kriminellen Organisa­tion. Tatsächlich scheint es einen solchen in vielen Fällen ganz einfach nicht zu geben. Oberst Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität des österreichischen Bundeskriminalamts (BKA), beschreibt die Struktur von Schlepperringen so: „Sie haben meist flache Hierarchien, die Mitarbeiter sind zu gleichen Teilen finanziell beteiligt, sie machen einander keine Konkurrenz.“ Das bedeutet auch, dass einzelne Komplizen in der Kette leicht zu ersetzen sind.
Tatjana, für die bis zu einem Urteil die Unschuldsvermutung gilt, erwartet in ­Österreich möglicherweise eine mehrjährige Haftstrafe. Dass die Organisation, für die sie gearbeitet hat, deshalb lahmgelegt sei, nimmt kein Ermittler ernsthaft an. Meldungen, wonach eine Schlepperorganisation durch die Verhaftung ­ei­niger Mitglieder „zerschlagen“ worden sei, entspringen meist frommem Wunsch­denken.


Schlepper sorgen sich um das Leben ihrer Opfer.
Es müssen miese Typen sein, die andere in winzige Kisten sperren, sie in Laderäumen mit knapper Luftzufuhr extremer Hitze ­aussetzen; die mit Flüchtlingen in hoffnungslos überladenen Booten gefährliche Überfahrten riskieren. All das passt in das Bild des menschenverachtenden Schleppers, der es gewohnt ist, über Leichen zu gehen.

Und dennoch: Es ist eine der wesentlichen Aufgaben eines Schleppers, das Risiko so zu kalkulieren, dass bei der Reise niemand ums Leben kommt und der illegale Grenzübertritt trotzdem gelingt.
Hamid hatte Glück. Er musste auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland nur einen Fluss überqueren. Es war Nacht, und er und zwei Dutzend anderer Flüchtlinge wurden angewiesen, in zwei Schlauchboote zu steigen. Der Fluss war an die 100 Meter breit, in einem der Boote saß der Schlepper. Alle erreichten das Ufer.

Adil (Name geändert), ein Afghane, der es bis nach Wien geschafft hat, berichtet, in der Türkei von Schleppern geschlagen worden zu sein, weil er nicht in ein Boot steigen wollte. Er hatte nicht gewusst, wie klein das Boot war, mit dem sie zum griechischen Festland übersetzen mussten, und bekam Angst. Die Fahrt dauerte fast acht Stunden, das Salzwasser verätzte Adil am Auge, weshalb er sich in Wien einer Operation unterziehen musste.
Bei Transporten mit Lkws bekommen die Geschleppten so gut wie immer ein Mobiltelefon, mit dem sie um mehr Luft bitten können. Bei Autobussen oder kleineren Fahrzeugen werden Klopfzeichen vereinbart. Die Ver­-
sorgung ist knapp, Wasser und Kekse sind üblich.

Oberst Tatzgern sagt, Schlepper würden über die ihnen anvertrauten Menschen sprechen, als hätten sie es mit einer x-beliebigen Ware zu tun. Aber auch Tatzgern räumt ein, dass ein Todesfall bei einer Schleppung nicht eingeplant sei. Ein Toter bedeutet weniger Geld. Allein deshalb ist den Schleppern daran gelegen, alle Reisenden unversehrt ans Ziel zu bringen. Berichte über Morde und Vergewaltigungen bei Schleppungen widerlegen dieses Faktum nicht. Verbrechen werden in einem kriminellen Umfeld in höherem Maße verübt, sie stehen aber deshalb nicht in ursächlichem Zusammenhang mit der Schlepperei.

Lebensgefahr besteht naturgemäß oft auch für Schlepper selbst. Wenn ein Flüchtlingsboot kentert und die Passagiere ertrinken, wird jedoch selten darauf hingewiesen, dass unter den Flüchtlingen auch Schlepper waren.

Gewalt und Machtmissbrauch herrschen auch unter den Schleppern. Im Mai kam ein Slowake zur Polizei in Neusiedl am See, um sich zu stellen. Er sagte, er sei Schlepper und solle zehn Leute illegal über die slowakisch-österreichische Grenze bringen. Man glaubte ihm nicht und wies ihn an, tags darauf wiederzukommen. Das tat er auch, allerdings erst nachdem er tatsächlich zehn Personen nach Österreich befördert hatte.

Es stellte sich heraus, dass Ladislav (Name geändert) gezwungen wurde, als Schlepper zu arbeiten. Er war bereits einschlägig vorbestraft und hatte eine Strafe in Österreich abgesessen, als ihn ein Mann in Bratislava mit vorgehaltenem Messer aufforderte, wieder Fahrten durchzuführen.
Namen konnte er keine nennen. Seine Komplizen trugen Fantasie-Pseudonyme wie „Messi“ oder „Peter“. Neun Fuhren hatte Ladislav nach eigenen Angaben gemacht. Er wurde erneut verurteilt und sitzt derzeit in Österreich in Haft.

Die Zahl der Schlepper ist nicht besorgniserregend.
Der nächtliche Himmel ist am Abend des 14. Oktober nur eine vage Idee. Der Nebel über dem Flughafen in Wien-Schwechat hängt so tief, dass er das Gebäude der Flugeinsatzstelle verschluckt. Pilot Klaus Jäger öffnet das Tor zu einem kleinen Hangar, in dem sein Dienstfahrzeug auf einem Anhänger geparkt ist: ein Polizeihubschrauber, ausgerüstet mit einer ­Forward-Looking-Infrared-Kamera (FLIR) und einem Suchscheinwerfer. Jäger und sein Kollege Richard Wagner, der FLIR-Operator, sollen in dieser Nacht einen Großeinsatz der Sonderkommission Ost aus der Luft unterstützen. Die Wärmebildkamera kann Illegale in der Dunkelheit auch im unwegsamen Gelände ausfindig machen. Doch wegen des starken Nebels ist an einen Hubschrauberstart nicht zu denken.
Eine gute Nacht für Schlepper also.

Doch die Exekutive hat noch viel mehr Gerätschaften und Personal bereitgestellt, um die Kriminellen dingfest zu machen. Vom Polizeikooperationszentrum im burgenländischen Nickelsdorf aus sind 55 Streifen im Einsatz, viele davon in „gemischter Besetzung“, also mit je einem österreichischen und ungarischen oder slowakischen Kollegen. Dadurch werden aktuelle Informationen aus den drei Ländern ohne Verzögerung weitergegeben. Revierinspektor Harald Hauptmann und Fähnrich Zoltan Toth etwa verständigen sich ganz ausgezeichnet auf Ungarisch. Toth kann anhand der ungarischen Kennzeichen ablesen, ob ein Fahrzeug zum Beispiel aus Südungarn nahe der serbischen Grenze stammt, wo Schlepper bevorzugt agieren.

An einer Shell-Tankstelle an der A4 haben sich mehrere Einheiten postiert. Zivilstreifen fischen verdächtige Fahrzeuge aus dem Fließverkehr. Ein rumänischer Mercedes-Transporter mit zwei Männern und einer US-Flagge im Fond: leer. Ein serbischer Reisebus mit etwa 20 Passagieren. Die Beamten öffnen jedes Türchen, klopfen jede Verkleidung im Kofferraum ab – nichts. Ein Fahrzeug nach dem anderen wird gestoppt, durchsucht. Kein Aufgriff. Einmal hebt sich ein Kopf unter der Decke im Laderaum eines Peugeot. Doch es ist nur die Mutter des Fahrers, die es sich – unerlaubt – hinten bequem machen wollte.

Wegen der Schengen-Bestimmungen dürfen die Beamten nahe der Grenze eine Schwerpunktkontrolle nicht länger als etwa eine Stunde durchführen. Dann verlagern sie die Kräfte.

Auf dem Parkplatz einer Raststätte ist ein Mercedes-Transporter geparkt, ausgerüstet mit hochmodernem Equipment zur Identifikation gefälschter Papiere. Jeder Ausweis, jeder Geldschein, jeder Pass kann sofort als Falsifikat erkannt werden. Zwei Beamte scannen und vergrößern und beleuchten und stellen scharf. Noch immer nichts.

Am Rastplatz Leobersdorf an der A2, der Südautobahn, werden in dieser Nacht alle Fahrzeuge abgeleitet und kontrolliert. Der Shop hat nur wegen des Soko-Ost-Einsatzes geöffnet, hin und wieder kommen Beamte und wärmen sich ein wenig auf.

Trotz der Beteiligung von insgesamt 300 Polizisten, trotz grenzübergreifender Zusammenarbeit und modernster Technologien bleibt die Fahndung nach Schleppern eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Irgendwo da draußen sind sie ­unterwegs, mit halb beladenen Gemüsetransportern, Kühlfahrzeugen mit doppelten Böden oder mit ganz normalen Pkws und harmlos aussehenden Beifahrern. In dieser Nacht werden 13 Personen vor­übergehend festgenommen, weil sie in Österreich mit Aufenthaltsverbot belegt sind. Ein Verwaltungsdelikt. Kein großer Fang. Zumeist wird ihnen die freiwillige Ausreise gestattet.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner nennt das Ansteigen der Illegalen im Land „besorgniserregend“. Tatsächlich stieg die Zahl der in Österreich aufgegriffenen Illegalen im Jahr 2011 (bis 25. Oktober) um 28 Prozent (von 13.424 auf 17.178), während die Zahl der erwischten Schlepper um 13 Prozent sank (von 276 auf 240). Das bedeutet, dass entweder weniger Schlepper mehr Personen ins Land gebracht haben oder ganz einfach weniger Schlepper gefangen wurden.

Wenn man bedenkt, dass so gut wie jeder Flüchtling, der nach Österreich gekommen ist, dazu einen Schlepper benötigt hat, ist das Ausmaß, das dieses Ge­werbe angenommen hat, nicht weiter er­-
staunlich. Judith Ruderstaller, Leiterin der Rechtsabteilung des Vereins „Asyl in Not“, sagt, die Dublin-Verordnung, wonach jeder Asylwerber in dem Staat der Europäischen Union einen Antrag stellen muss, in den er als Erstes eingereist ist, treibe „den Schleppern die Leute in die Arme“. Will nämlich ein Flüchtling nach Österreich, Deutschland oder Frankreich, so muss er dies tun, ohne in einem der EU-Staaten, durch die er reist, Behördenkontakt zu haben – und das schafft man üblicherweise nur mithilfe von Schleppern.

Die Zahl von 240 Schleppern ist somit weniger besorgniserregend als vielmehr erwartbar.


Schlepperei ist nicht gleich Menschenhandel.

Ein Schlepper bringt Menschen gegen Bezahlung illegal über die Grenze. Ein Menschenhändler hingegen tut dies gratis, um seine Opfer danach auszubeuten. Die Zentralstelle des BKA, die Gerald Tatzgern leitet, ist für beide Delikte zuständig. Doch selbst er kennt keinen Fall, in dem Geschleppte in Österreich unter Zwang schuften mussten. Große Ausnahme ist die Pros­titution. Diese wird, wenn die Frauen aus dem Ausland kommen, oft mit der Schlepperei in Zusammenhang gebracht, was jedoch nicht immer der Fall ist. Als vor drei Wochen Bulgaren verhaftet wurden, weil sie Frauen zur Prostitution gezwungen haben sollen, wurden sie in den Medien als „bulgarische Schlepperbande“ bezeichnet. Mit Schlepperei hat das nichts zu tun, denn zur Einreise benötigten die bulgarischen Opfer nicht einmal ein Visum.


Schlepper sind meist selbst arme Teufel.

Als die Reise von Hamid und 29 weiteren Afghanen auf der allerletzten Etappe von Griechenland nach Wien am 29. August dieses Jahres von der Polizei beendet wird, gehen der Exekutive nicht weniger als 25 Schlepper ins Netz – zwei Fahrer, ein Begleiter und 22 als Touristen getarnte Komplizen. Diese 22 sitzen am 19. Oktober im Saal 1 des Landesgerichts Eisenstadt, und wüsste man nicht, dass sie die Angeklagten sind, würde man sie wohl für Opfer halten.

Fast alle stammen aus einem Einwandererbezirk der griechischen Stadt Thessaloniki. Geboren wurden sie in Georgien oder Armenien. Einer von ihnen, ein 34 Jahre alter Familienvater, ist zum Beispiel als Jugendlicher mit seiner Mutter vor dem armenisch-aserbaidschanischen Krieg geflüchtet. Seit Mai hat er keine Arbeit.

Ein Bekannter sagte ihm, es gebe da ein Reisebüro, bei dem man mit Busfahrten nach Wien 100 Euro verdienen könne. Er solle zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer „grünen Tankstelle in Thessaloniki“ kommen und mitfahren.

Dass es sich dabei um Schlepperei handelte, blieb unerwähnt. Dass irgendetwas Kriminelles im Spiel war, musste jeder der Mitreisenden annehmen, und spätestens als sie die Flüchtlinge bei Rastpausen aus den Verstecken kriechen sahen, wurde den Mitreisenden klar, worum es ging.

Manche nahmen bis zu neunmal an den Schlepperfahrten teil. Für Familien, die gemeinsam mit einer einzigen Pension von 313 Euro pro Monat auskommen müssen, sind 100 Euro Belohnung für eine zweitägige Fahrt nach Wien ein verlockendes Angebot. Die jüngste Angeklagte wollte damit ab diesem Herbst ihr Studium ­finanzieren, ein anderer hat ein behin­dertes Kind zu Hause. Fast alle sind beschäftigungslos. Bei manchen Familien fahren Vater, Mutter und ein Kind mit, um das Nebeneinkommen zu verdreifachen. Die Staatsanwältin leitet daraus den Vorwurf der Gewerbsmäßigkeit ab.

Die Strafen, die das Gericht in dem großen Schlepperprozess ausspricht, reichen von neun bis 24 Monaten, allesamt zum Teil bedingt.

Die meisten der wegen Schlepperei verurteilten Kriminellen sind kleine Fische. Slobodan (Name geändert), ein 30 Jahre alter Serbe, fuhr mit seinem Auto von Serbien über Ungarn nach Österreich. An einer Raststätte nahe Budapest ließ der unbescholtene Automechaniker drei Männer einsteigen und nahm sie mit nach Österreich. Ob die drei wie Europäer oder Araber ausgesehen hätten, fragt die Staatsanwältin. „Ganz normal“, sagt Slobodan, der einen billigen, dunkelblauen Trainingsanzug trägt: „Wie Türken.“ Er habe nicht gewusst, dass er Afghanen die illegale Einreise ermöglichte, als er die Autostopper mitnahm.
Die Afghanen hatten jedoch ausgesagt, sie seien wortlos in Slobodans Auto eingestiegen, und er sei losgefahren. Das Urteil: acht Monate, davon zwei bedingt.

In einem anderen Fall wird ein serbischer Student verurteilt. Er war in einem Kaffeehaus in der serbischen Stadt Subo­tica angeworben worden, einer Schlepperhochburg, zehn Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt. Mit dem Geld, das er dabei verdiente, wollte er eine Geld­strafe wegen Schnellfahrens bezahlen, von der seine Eltern nichts erfahren sollten. 21 Monate, davon 14 bedingt.

Schlepperprozesse in Österreich bieten selten Geschichten von unermesslicher Bereicherung und dämonischer Bösartigkeit. Der Verstoß gegen den Paragrafen 114 des Fremdengesetzes (Schlepperei) rechtfertigt nicht die Abscheu, die Schleppern medial entgegengebracht wird. Seltsam ist, dass etwa österreichische Staatsbürger Schlepper weitaus negativer beurteilen, als dies die Opfer der Schlepperei selbst tun. Afghanen, Tschetschenen, Armenier, die mehrere tausend Kilometer und viele Wochen mit Menschenschmugglern unterwegs waren, beurteilen die Verbrecher auffallend milde.

Hamid und die anderen 29 Afghanen, die schließlich in Wien-Simmering nahe dem Alberner Hafen von der Polizei entdeckt wurden, haben es dank ihrer Schlepper ans Ziel geschafft. Adil, der in der Türkei ins Boot geprügelt wurde und dessen Bruder noch unterwegs ist, sagt, er sei „dankbar, dass ich ohne Probleme nach Österreich gekommen bin“. Abdullah (Name geändert), ein Afghane, der in der Türkei von Schleppern zwei Wochen in einem Keller festgehalten wurde, weil seine Verwandten das Honorar nicht gleich überwiesen hatten, erinnert sich an die Fahrt im Lkw, wo Kübel und Flaschen als Klo dienten, aber: „Ich habe alles in Kauf genommen.“ Und Ari (Name geändert), der aus Armenien gekommen ist, erzählt anerkennend, wie die Schlepper die slowakischen Polizisten bestochen haben: „Es war perfekt organisiert.“

12.12.2011
www.profil.at/articles/1149/560/314075/beruf-schlepper
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Ausbeutungsursache Armut und Ungleichheit

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Da wo wir Menschenhandel und Schlepperei nicht sehen:

In unseren Konsum-Waren



Bsp. weihnachtliche Nußnugat-Leckereien von Ferrero S.p.A. Frankfurt

Kurdische Familien mit Kleinkindern migrieren nach Ordu an die nördliche Schwarzmeerküste der Türkei, um dort auf Haselnußfarmen als Erntehelfer zu arbeiten. Täglich müssen die Wanderarbeiter auf dem lokalen Arbeitsstrich um Tagelohn-Jobs betteln wo ca. 15 Euro pro Tag und Person verdient werden kann. Sie kampieren in Zelten auf ihnen zugewiesenen schlecht gesicherten Plätzen im Flußtal und werden bei Regenfluten völlig weggespült und obdachlos.

Die geernteten Nüsse werden von türkischen Firmen von den Farmern abgekauft und nach Europa z.B. zu Ferrero geliefert, für leckeres Naschwerk aus Nußnugat-Creme...

Film die Haselnußkinder
Dokumentation WDR Weltweit 2011 von R. Gudisch, G. Harms.
www.wdr.de/tv/weltweit/sendungsbeitraeg ... /index.jsp
http://de.wikipedia.org/wiki/Ferrero_%28Unternehmen%29





Bsp. Kindersklaven in Goldminen in Mali

Ca. 20.000 Kinder arbeiten in Mali, Westafrika in selbstangelegten, bäuerlich-mittelalterlichen Erdminen bis zu 7 Stockwerke tief unter der Erde. Bezahlt werden sie am Ende des Tages mit einem Sack Abraum, den sie statt abzuliefern, selbst nach Goldfunden durchsuchen, zermahlen und auswaschen dürfen. Das Gold befreien sie vom Eisen-Begleiterz mit flüssigem Quecksilber, welches sie mit ungeschützten Händen kneten. Die Reste werden über der offenen Flamme verdampft, wobei hoch toxische Hg-Dämpfe eingeatmet werden. Die Zwischenhändler zahlen nur einen Bruchteil des derzeit angestiegenen Weltmarktpreis von ca. 41 $/g (1 Unze = 31g). Von ihren kärglichen Verdienst von 4 $/Tag und Familie oder 4 $/Woche und Kind sparen die Kinder-Migranten dann noch Geldüberweisungen (Remittance) für ihre Familie in der Heimat.

Das so gewonnene Gold von 4 Tonnen/Jahr aus Mali macht ca. 12% im Weltmarkt aus und gelangt am Ende der Wertschöpfungskette in den westlichen Schmuckmarkt um daraus Eheringe oder Schmuck für die Angebetete herzustellen...

NBC Rock Center Doku von Richard Angel:
www.youtube.com/watch?v=KLpHQGExt68
www.hrw.org/news/2011/12/06/mali-artisa ... hild-labor
www.welt.de/print-wams/article611271/Di ... _Mali.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Human_trafficking_in_Mali





Wieviele Sklaven arbeiten für uns?
Ca. 30 Sklaven arbeiten für einen Europäer oder Amerikaner.

Nur zu verständlich, dass viele Menschen in den wohlhabenden Westen migrieren z.B. in den informellen Arbeitsmarkt und die Sexarbeit.

Dieses Ausnutzen von Zins- und Renditedifferenzen zwischen verschiedenen Märkten heißt im Finanzmarkt Arbitrage.





Nachtrag zu www.slaveryFootprint.org

Approaching 2 million hits.
Analogentwicklung zu 'Carbon Footprint'.
Gegründet 2003 von Rockmusiker Justin Dillon, San Francisco.
Nach einer Auslandsreise, wo er die Sehnsüchte i.V.m. Naivität/Verletzlichkeit von Migrant_innen erfahren hatte.
$200,000 grant from the State Department (Ambassador-at-Large Luis CdeBaca
www.state.gov/r/pa/ei/biog/124083.htm - www.state.gov/g/tip).
$11.5 million grant from Google's philanthropy arm goes to a network of anti-slave labor groups.
They act on the basis of [highly questionable] estimated 27 million modern-day slaves around the world.
Weitere Projekte von Dillon:
Documentary "Call+Response" 2008
http://en.wikipedia.org/wiki/Call_%2B_Response
www.chainstorereAction.com
California Transparency in Supply Chains Act 2010/12 (anti-slavery retail law)
http://info.sen.ca.gov/pub/09-10/bill/s ... tered.html

www.mail.com/scitech/news/940594-slave- ... media.html





.
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Beitrag von ehemaliger_User »

Passt auch hier dazu:

Stuttgart - Wer eine illegale osteuropäische Haushaltshilfe sucht, hat leichtes Spiel. Im Internet finden sich zahlreiche Agenturen, die die Vermittlung übernehmen. Bezahlt wird bar auf die Hand, einen Arbeitsvertrag gibt es nicht, eine Steuernummer schon gar nicht. Wer sich ein bisschen umhört, weiß auch, dass viele Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen auf die polnische oder rumänische Arbeitskraft zurückgreifen, obwohl sie wissen, dass sie sich damit in die Illegalität begeben. Was aber in diesem Fall kein wirkliches Problem ist, denn Betroffene können sich darauf verlassen, dass die Schwarzarbeit in der häuslichen Pflege stillschweigend geduldet wird – von der Politik, von den kontrollierenden Behörden, von den Nachbarn, von der Gesellschaft.

Für die Pflegedienste aber stellen die unangemeldeten Helferinnen aus dem Osten sehr wohl ein Problem dar. Oftmals sind auch sie in den Familien drin, sehen, was schiefgehen kann und können doch nicht eingreifen, weil sie auf ihre Auftraggeber angewiesen sind. Und die Schwarzarbeiterinnen sind auch eine Konkurrenz, weil sie natürlich auch pflegerische Dienste übernehmen.

Im Wettbewerb mitmischen

Deshalb verwundert es nicht, dass kirchliche Verbände nach legalen Alternativen gesucht haben. Sie wollen im Wettbewerb mitmischen und zugleich auf einen grundlegenden Missstand hinweisen: auf die Tatsache, dass der Staat in einem so sensiblen Bereich Schwarzarbeit duldet.

Mit ihren legalen Alternativen aber haben die kirchlichen Verbände von vornherein nur wenig Chancen, sich durchzusetzen. Denn natürlich sind ihre legalen Angebote deutlich teurer. Und natürlich sind ihre Arbeitszeitregelungen sehr viel weniger „kundenfreundlich“ als die immer zur Verfügung stehende illegale Helferin. Die Versuche der kirchlichen Träger sind ehrenwert, letztlich zum Ziel aber kann nur eines führen: der Wille des Gesetzgebers, gegen die Schwarzarbeit in der häuslichen Pflege vorzugehen. Andere Länder wie Österreich zeigen, dass dies möglich ist.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... f7a7b.html
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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

Google kämpft mit Millionen gegen moderne Sklaverei"Zerstört Leben"

Der US- Internetriese Google will den Kampf gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel mit 40 Millionen Dollar (30,8 Millionen Euro) unterstützen. "Die moderne Sklaverei ist eine Milliardenindustrie, die das Leben von 27 Millionen Menschen zerstört", erklärte dazu Shona Brown, Vizechefin der Google- Tochter Google.org. Das Geld solle an verschiedene Organisationen fließen, die sich mit dem Thema Sklaverei befassen, so Brown am Mittwoch im Google.org- Blog .

Auch andere Gebiete werden von Google finanziell unterstützt, so wurden im laufenden Jahr etwa 115 Millionen Dollar zur Ausbildung von Frauen in Entwicklungsländern ausgegeben. Zudem fördere das Unternehmen mehr als drei Millionen Informatik- und Mathematikstudenten vornehmlich in Großbritannien und in den USA, wie auf der zugehörigen Website "Google Gives Back 2011" erklärt wird.

http://www.krone.at/Internet/Google_kae ... ory-305405

Google finanziert Kampf gegen moderne Sklaverei
Der Suchmaschinenkonzern Google hat eine finanzielle Unterstützung von Organisationen angekündigt, die gegen moderne Formen der Sklaverei kämpfen. 11,5 Millionen Dollar will das Unternehmen spenden. Die Aktion sorgt zusätzlich dafür, das Thema in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.


Bei der Spende Googles handelt es sich wohl um die bisher größte Geldmenge, die ein Unternehmen bisher in diesen Bereich steckte. Die Summe soll eingesetzt werden um Betroffenen juristische Hilfe zu gewähren, aber auch direkte Interventionsmaßnahmen zu unterstützen, durch die Menschen aus Situationen gerettet werden, in denen sie zu Arbeit oder Prostitution gezwungen werden.

"Viele Leute dürften überrascht sein, zu erfahren, dass sich heute mehr Menschen in Sklaverei befinden, als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte", sagte Jacquelline Fuller, die die wohltätigen Aktivitäten Googles leitet. "Die gute Nachricht: Es gibt Lösungsformen."

Die genauen Zahlen schwanken je nach Definition. Allerdings liegen alle deutlich im zweistelligen Millionenbereich. Als moderne Formen der Sklaverei gelten beispielsweise Zwangsprostitution, Zwangsarbeit aber auch die Zwangsrekrutierung von Minderjährigen für Bürgerkriegsarmeen in Afrika. Rund die Hälfte der Betroffenen sind Kinder oder Jugendliche.


Mit seiner Spende will Google Organisationen unterstützen, die in dem Arbeitsbereich bereits verbriefte Erfolge vorweisen können. Als zentraler Knoten soll die weltweit tätige International Justice Mission dienen, die ihren Sitz in Washington, D.C., hat. Über diese sollen die Gelder an Organisationen wie Polaris Project, Slavery Footprint und eine Reihe kleinerer lokaler Projekte verteilt werden, hieß es.

Die finanzielle Unterstützung soll diesen auch helfen, ihre Infrastrukturen vor Ort zu stärken. Dazu gehört auch, bessere Verbindungen zu weiteren potenziellen Förderern aufbauen zu können um eine längerfristige Finanzierung sicherzustellen. Der überwiegende Teil der Google-Spende wird dabei voraussichtlich nach Indien fließen.

"In jedem Jahr fokussieren wir einen Teil unserer Spendentätigkeit darauf, direkte humanitäre Hilfe zu unterstützen", erklärte Fuller. "Google entschied sich, in diesem Jahr das Thema Sklaverei zu beleuchten, weil es nichts fundamentaleres als die Freiheit gibt."

http://winfuture.de/news,67169.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

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Anhörung 30. November 2011

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Deutscher Bundestag:

Anhörung Menschenhandel



1.400 Fälle pro Jahr

Opferzahlen [2010, Dr. Oberloher]:
610 Sexuelle Ausbeutung, meist weiblich
470 Ermittlungsverfahren
121 deutsche Opfer
119 rumänisch
115 bulgarische

41 Arbeitsausbeutung, 76% männlich
30 chinesisch

100.000 Opfer [Reine Schätzzahl, die seit Jahren durch die intl. Veröffentlichungen kursiert].


Deutschland plant Konvention der EU Kommission zu unterschreiben.

mit Video (3 Stunden)
www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2 ... index.html

Was die Sachverständigen aus Deutschland und Österreich(!) vorgetragen haben (PDFs)
Oezdogan KOBRA Phoenix HN
Tanis KOK B
Oberloher Hochschule Polizei HH
Konrad OSZE
Kanics UNICEF
www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse1 ... index.html

Eigene Studie des KOK:
Deutsche Betroffene von Menschenhandel
(RA Susanne Müller-Güldemeister)
darin:
- Wertungswidersprüche zum Prostitutionsgesetz (S. 11-13)
- Loverboys
- Hells Angels / Rockerbanden
- Bundeslagebild Kriminalität
- Bedürfnisse der Frauen
- Finanzierung Lebensunterhalt
www.kok-buero.de/data/Medien/Studien/Ex ... 2_2011.pdf
[Anm. Donacarmen.de kommt vor, aber sexworker.at das Fachportal der Sexworker Vernetzung und Interessenvertretung in A - CH - D kommt nicht vor. D.h. unsere Vernetzung mit der NGO KOK und unsere Öffentlichkeitsarbeit sind also weiterhin verbesserungsfähig.]





Polizei glaubt nicht an die Fakten, dass nur wenige einzelne Täter pro Opfer und Verfahren gefunden werden. Dr. Robert Oberloher, Hochschule der Polizei HH sagt im Hearing: "relativ niedrige Durchschnittszahl an Tatverdächtigen pro Ermittlungsverfahren (2010 weniger als 2 im Schnitt pro Verfahren)."
Dies sei ein Indiz dafür, dass die Ermittlungen nicht größere OK-Netzwerke oder Täterorganisationen erfassten bzw. im Ausland ggf. bestehende Täterstrukturen nicht ermittelt werden konnten. Allgemein wird in Expertenkreisen jedoch von einer signifikanten Rolle organisierter Täternetzwerke im Bereich des Menschenhandels ausgegangen, was aufgrund der zu Grunde liegenden transnationalen Dimensionen und der hierbei erforderlichen komplexen Logistik und Kooperationsverflechtungen auch naheliegend ist."

Polizei glaubt also weiterhin an OK-Mythos und Mafia-Kriminalität, obwohl wir glauben, dass Menschenhandel ein Mißbrauch und eine Entartung im Prozess der informellen heimlichen Migration ist. Nur weil heute EU-Ausländer legal einreisen dürfen heißt dass nicht, dass sie nicht ausbeutungsgefährdet sind in einer nicht vollständig entkriminalisierten Branche. Aber der Kriminalist wertet das genau andersherum. Er sagt weil legal eingereist müße es Menschenhandel sein, wenn man ein Opfer findet.
Er stellt fest, dass die sog. Opfer eine hohe Toleranz bezüglich ihrer Ausbeutung haben, weil es ihnen in der Heimat noch schlechter ergeht. Damit wird die ganze Fragwürdigkeit der Maßstäbe deutlich, die eine bisher noch gut saturierte deutsche Mittelschicht bzw. unser Rechtssystem den Migranten in solchen Verfahren aufzwingt. Und der Kriminalist gibt zu: "Als Folge der in mehrlei Hinsicht schwierigen Handhabbarkeit des § 233 StGB [Menschenhandel Arbeitsausbeutung] wird häufig auf andere, leichter nachweisbare Vorschriften ausgewichen, wobei die entsprechenden Verfahren dann keine Anklage wegen Menschenhandels beinhalten".
Gedanken, wie Opfer leichter und ohne Furcht vor den Behörden selbst verfolgt oder deportiert zu werden, eine Anzeige erstatten können hat er sich hingegen nicht gemacht (Bleiberecht, Betreuung und Opferschutz, Zeugnisverweigerungsrecht, Rechte der Frauen stärken...).
www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse1 ... rloher.pdf

Wir lernen die Verfolgungsorgane und Gesetze werden benutzt, um ein politisches Ziel zu erreichen, gestützt auf eine Ideologie die sich gegen informelle Migration und Prostitution richtet. Will man z.B. die Prostitution und ihre Legalisierung zurückdrängen wie insbesondere in Bayern, sucht man so lange, bis man die Prostituierten als Scheinselbständige ihrer Vermieter definieren kann, um dann mit bisher nie benutzten Gesetzen und Regeln z.B. auf Zahlung von Sozialabgaben anzuklagen...





Siehe unsere Schaubilder zum Ausmaß der Kriminalität:

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US-Armee: privatisierte Servicesklaven

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Einleitung beim Menschenhandels-Hearing im Deutschen Bundestag vom Abgeordneten der Grünen, Tom Koenigs ist wirklich der Hammer (siehe Link zum Video oben):


Menschenhandel US-Armee

Trafficked into US army



More than 70.000 indentured servitude workers trafficked by subcontractors like DynCorp, Halliburton, Fluor and KBR from the world’s poorest countries (“third-country nationals,” or T.C.N.s.) and made to service U.S. military logistics contracts in Somalia, Balkan, Iraq and Afghanistan ...

... get deceived, betrayed, under-payed, enslaved, and possibly raped or killed in military or terrorist fire attack ...

www.newyorker.com/reporting/2011/06/06/ ... t_stillman





http://de.wikipedia.org/wiki/DynCorp

http://de.wikipedia.org/wiki/Halliburton

http://de.wikipedia.org/wiki/KBR_%28Unternehmen%29

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Migration Stolipinovo -> Dortmund

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Fernsehdokumentation:

Der Weg der Wanderhuren



Zwischen Dortmund und Stolipinovo

Film von Edeltraud Remmel und Esat Mogul


© WDR
Länge: 30 Minuten
Breitbild Stereo Videotext


Tatort Dortmund. Eine junge Prostituierte, eine Roma namens Puppy, wird von einem Freier aus dem Fenster seiner Wohnung geworfen. Sie überlebt nur knapp und wird für den Rest ihres Lebens gezeichnet sein.

Im Mai 2011 war der Straßenstrich in Dortmund geschlossen worden. Zu viele Anwohner der Dortmunder Nordstadt hatten sich beschwert. Ziel der Aktion war es, die ungeliebten Roma-Prostituierten loszuwerden. Man hoffte, sie würden dahin zurückkehren, wo sie hergekommen waren. Doch die Rechnung [der Regierung mit der scharfen neuen Sperrgebietsverordnung die Roma Migranten zu vertreiben und abzuhalten] ging nicht auf. Denn in ihrem Heimatland Bulgarien haben die jungen Frauen keine Perspektive. Sie blieben in Dortmund und arbeiten nun im Verborgenen und manchmal unter großer Gefahr, wie Puppys Schicksal zeigt.

Zwischen Stolipinovo und Dortmund fahren mehrmals in der Woche Kleinbusse hin und her. Dann natürlich kommen trotz der Schließung des Straßenstrichs immer noch Frauen aus Stolipinovo. Und das wird auch so bleiben, solange sich die Verhältnisse dort nicht ändern.


Bild
novinite.com [Arum] hat geschrieben:In Stolipinovo, the largest Roma quarter in Bulgaria with a population of some 40.000, the German city of Dortmund is a dream place.

According to Asan, there are 5 buses [small busses with 10 seats?] with 50 people each setting off to Dortmund from Stolipinovo every day [50 Pers/Tag x 200 Tage/Jahr = 10.000 Pers/Jahr?].

Asan claims that 500 families from Stolipinovo, which makes 3.000-5.000 people, have emigrated to France and Germany in the past 10 years, with men being employing primarily in the construction sector, while many of the women become prostitutes [300-500 Pers/Jahr nach F & D zusammen? Da passen die veröffentlichten Zahlen offensichtlich nicht zusammen].

www.novinite.com/view_news.php?id=135327

Der Film erzählt von Puppy und ihrer Familie, von ihrem Leid, von ihrem Alltag und von ihrer Hoffnung, eines Tages ein besseres Leben zu haben. Eines, in dem sie erwünscht sind. [Aber für sie gibt es keine soziale Absicherung. Sie unterliegen dem Gesetz der Straße.]

Demnächst in der Mediathek für begrenzte Zeit und ohne Downloadmöglichkeit:
www.daserste.de/mediathek

Manuskript auf Anfrage.

http://programm.daserste.de/pages/progr ... E8F828CAB3
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.03.2012, 09:49, insgesamt 1-mal geändert.

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RE: Menschenhandel vs. Migration

Beitrag von fraences »

„Der Weg der Wanderhuren“ zeigt Leid der Roma in Nordstadt Dortmund und Bulgarien


Nach der Schließung des Dortmunder Straßenstrichs soll sich die Prostitution in Privathäuser der Nordstadt verlagert haben - so erzählt es der Dokumentarfilm „Der Weg der Wanderhuren“, der in der ARD lief. Archibild: Knut Vahlensieck
Dortmund. Mordanschlag, Prostitution, Ekelhäuser in Dortmunds Nordstadt: Der ARD-Dokumentarfilm „Der Weg der Wanderhuren“ zeigte anhand des Schicksals einer bulgarischen Familie, wie gravierend die Probleme der Roma generell und speziell in Dortmund sind. Hier wurde die Hure Puppy aus dem Fenster geworfen.

Eine Familienzusammenführung der besonders tragischen Art. Die junge Prostituierte Puppy, eine ausgewanderte Roma aus der bulgarischen Armensiedlung Stolipinovo (Vorort von Plovdiv), wird nach der Schließung des Dortmunder Straßenstrichs im Mai am 17. August 2011 von einem Freier aus einem Fenster in der Nordstadt geworfen. Sie überlebt, mit ihren schweren Verletzungen kann sie aber nicht mehr als Hure arbeiten und somit kein Geld für ihre mittellose Familie verdienen. Das ist die Kerngeschichte des Dokumentarfilms „Der Weg der Wanderhuren“, der Donnerstag kurz nach Mitternacht in der ARD lief.


Doch die Autoren Edeltraud Remmel und Esat Mogul greifen mit ihrer sehr sachlichen Darstellung viele Themen und Probleme der Dortmunder Nordstadt auf. Ohne sie letztlich beantworten zu können. Sie nähern sich dem Sujet journalistisch-dokumentarisch, zeigen wenige Emotionen der Figuren in den 30 Minuten, die Bilder von verwahrlosten Menschen und Müll reichen ihnen. Neben dem Mitleid nimmt der Zuschauer am Ende eine gehörige Portion Resignation ob der traurigen Situation wahr.

Zwei große Themenblöcke gibt es. Es beginnt und endet mit dem Schicksal von Puppy in Dortmunds Nordstadt. Erste Szene: Blut auf der Straße nach dem Fenstersturz. Aufgeregt berichten Zeugen dem Kamerateam, das sich mit der Prostituierten zwecks Porträt verabredet hat und quasi zufällig nun neben dem Leid ein noch dramatischeres Geschehen abbilden kann, wie sie den später verhafteten Freier sahen. Überlebenskampf, Koma, Intensivstation. Aber zurück nach Bulgarien? Das sei die schlimmste aller Möglichkeiten.


Mit der Polizei durch die Nordstadt
Was hat sich nach der Schließung des Straßenstrichs in der Dortmunder Nordstadt geändert? Wir haben uns mit der Polizei in dem Problemviertel umgesehen.
Nach Dortmund in die Nordstadt hat es viele aus bulgarischen Ghettos vertrieben. Etliche Frauen darunter, die nicht lesen und schreiben können, leben rund um die Ravensberger Straße von der Prostitution. Auch nach dem Ende des Straßenstrichs und der Ausweitung des Sperrbezirks arbeiten sie, und damit zweifeln die Filmemacher die Aussagen der Stadt Dortmund an, weiter als Huren, nun verdeckt im Verborgenen. Was, siehe Puppy, gefährlich sein kann. Die Frauen-Beratungsstelle Kober und die Dortmunder Medien sollen genau das geahnt haben.

Womit der Kampf zwischen den Nordstadt-Bewohnern und dem gesamten Prostitutionsgewerbe weitergehe. Speziell die bulgarischen Roma seien für den Anstieg der Kriminalität rund um die „Zuckermeile“ an der Ravensberger Straße verantwortlich gewesen. Doch auch nach dem Straßenstrich-Aus hätten diese Frauen, so sagt ein Anwohner im Film, „nichts zu verlieren, also bleiben sie hier.“ Der Nordmarkt sei für viele Roma ein Zuhause geworden, sie würden auch für 10 oder gar nur 5 Euro ihre Dienste als Hure anbieten. Erst mit der Androhung von Polizei könne ein Anwohner die sexuellen Angebote abwehren, sagt er.

Müll und Verwahrlosung in „Ekelhäusern“
Auch die sogenannten Ekelhäuser thematisieren die Dokumentarfilmer. In eines dieser 40 Gebäude in der Nordstadt dürfen sie bei einer Razzia mit dem Ordnungsamt, zeigen Müll und Matratzen, die für 150 Euro im Monat an Roma vermietet werden.

Die Mutter bricht nach dem (von den Filmemachern so titulierten) Mordanschlag auf ihre Tochter Puppy zusammen. „Es ist ein Elend“, übersetzt die Erzählerin eine ihrer Aussagen. Sie kommt mal irgendwo unter, lebt dann wieder auf der Straße, bettelt, fischt sich ihre Kleider aus Containern. Zwei ihrer sieben Kinder hat Dortmunds Jugendamt bei Pflegefamilien untergebracht. Wann sie ihre Kinder sehen darf, hat man ihr aufgeschrieben. Sie kann aber weder lesen noch schreiben.

Im bulgarischen Ghetto Stolpinovo
Das zweite große Handlungsfeld der Dokumentation ist der Plovdiver Vorort Stolipinovo, der mit Puppys Vater erkundet wird. Der konnte aus Geldnot zunächst nicht mit nach Dortmund. Blieb in dem immer mehr verrottenden Ghetto mit vielen Analphabeten, wo es monatlich 35 Euro Sozialhilfe (für Kinder gibt’s 9 Euro extra) gibt. Hier würden 60.000 Roma von Bulgariens wirtschaftlichem Aufschwung ausgegrenzt. Zuletzt gab es obendrein noch Brandanschläge von Rechtsradikalen, berichten die Dokumentarfilmer.

In diesem Armenviertel: der „Dortmunder Block“. Hier leben Leute, deren Familienmitglieder in der Nordstadt leb(t)en und Geld schicken konnten. Oft verdient durch – man ahnt es – Prostitution. Auch nach dem Straßenstrich-Aus bringen weiter Kleinbusse Bulgaren in die Westfalenmetropole.

Arbeiterstrich und Übernachtung im Auto
Auch eine schwangere Freundin von Puppy will in Dortmund jenes Geld verdienen, das sie nach Bulgarien an ihre Familie schicken würde. Der Vater ihres Kindes ist unbekannt, dafür hat sie einen bulgarischen Tagelöhner als Beschützer. Der erhält am sogenannten Arbeiterstrich in der Nordstadt selten lukrative Jobs. Beide schlafen mangels Unterkunft mal im Auto, woraufhin die Polizei ihren Pass kassiert, nachdem ihr geborenes Kind zu Pflegeeltern muss.

Puppys Vater, der auch noch gehbehindert ist, kommt schließlich doch nach Dortmund, weil er in Stolipinovo die Miete nicht mehr zahlen kann und von dem Mordanschlag auf seine Tochter hörte. Auf dem Westenhellweg bettelt er um Almosen, um etwas für seine Familie zu verdienen. Er schläft mit seiner Frau im Freien, sieht in einem Internetcafé am Nordmarkt seine zum Krüppel gewordene Tochter wieder, die nach zweieinhalb Monaten und vielen Operationen nach dem Fenstersturz kurz das Krankenhaus verlassen darf. Hoffnung der Familie: Schmerzensgeld vom Freier per Gerichtsurteil.


Ein Teufelskreis, so scheint es: Diesen Roma ist Arbeit in Deutschland verboten, außer selbständige Tätigkeiten wie eben Prostitution. Doch Dortmund ist ja Sperrbezirk. „Die ständigen Kontrollen zeigen die Ohnmacht der Kommunen, die EU hat das Problem ausgeblendet“, kommentiert die Sprecherin. Die Roma – ein Volk ohne Lobby, überall werde es weggejagt. Und deren Ghetto Stolpinovo rücke durch viele Kleinbus-Fahrten immer näher an die deutsche Wohlstandsgesellschaft heran.

http://www.derwesten.de/staedte/dortmun ... 18982.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Fakten und Infos über Prostitution

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Jason
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1extra Die Reportage: Frauenhandel

Beitrag von Jason »

Eine Reportage auf eins Extra kam heute Nacht. Eine Wiederholung kommt am Sonntag, 08.01.2012 ; 18:45 - 19:15 Uhr (30 Min.)
Leider tauchen wieder Zahlen auf, deren Herkunft nicht belegt ist. So wird von jährlich 200000 Menschenhandelsopfern ( weiß leider nicht mehr ob in D allein oder in der EU ) berichtet und auch gezielt falsch berichtet.
Einkünfte aus der Prostitution mußten z.B. auch vor 2002 versteuert werden. http://www.bmfsfj.de/doku/prostitutions ... 30401.html

Als Gewerbe wird Prostitution allerdings bis heute nicht anerkannt. http://www.bmfsfj.de/doku/prostitutions ... 30204.html

Wie man sieht hat man auch nach der umstrittenen Panorama-Sendung ( viewtopic.php?t=8562 ) bei der ARD leider nicht viel dazugelernt.


Frauenhandel

Das Geschäft mit dem Sex - Aus der Reihe "Die Reportage"



Der Handel mit Frauen und Mädchen aus Osteuropa, vor allem aus dem Armenhaus Bulgarien, blüht. Neben Drogen- und Waffenhandel ist dieser das lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität.
Drei Frauen erzählen, wie sie ihre Freier angefleht haben, ihnen zu helfen - ohne Ergebnis. Eine von ihnen ist gerade mal 17 Jahre alt. Alle Frauen wurden nach Deutschland gelockt mit dem Versprechen, als Kellnerin oder Putzfrau arbeiten zu können. Sie fanden sich in einem Bordell wieder, eingesperrt, ohne Pass. Oft sind den Ermittlern die Hände gebunden.
2002 hatte die rot-grüne Bundesregierung ein Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten beschlossen. Frauen können seitdem ein Gewerbe als selbstständige Prostituierte anmelden, müssen sogar Steuern zahlen. Doch das Gesetz hat vor allem den Zuhältern geholfen. Sie können Frauen jetzt noch problemloser ausbeuten.
Die Polizei kann nur eingreifen, wenn sich die Frauen trauen, gegen ihre Peiniger auszusagen. Doch die Opfer fürchten die Rache ihrer Zuhälter, die zu Hause Druck auf die Familien machen. Deutsche Prostituierte klagen über die billige Konkurrenz aus Osteuropa. Sie erzählen, wenn sie es ablehnen, in so genannten "Flatrate-Bordellen" anzuschaffen, fahren Zuhälter eben nach Bulgarien und kaufen dort "Nachschub".
Derartige Zustände sind nur möglich, weil in Deutschland jede Eckkneipe und jede Dachwinkelneigung besser kontrolliert wird als ein Bordell, klagt die Polizei. Sogar ein verurteilter Menschenhändler kann nach der Entlassung aus dem Knast wieder ein Bordell betreiben. Niemand fordert dafür einen unbescholtenen Leumund oder die Einhaltung hygienischer Mindeststandards.
Zuhälter lassen sich bei ihren lukrativen Geschäften nicht gerne in die Karten gucken. Selbstbestimmter Sex ist gut und schön, aber wann gehen Politiker energisch gegen Menschenhandel mitten in Europa vor?

http://www.eins-extra.de/tv/Frauenhande ... 7252306166
viewtopic.php?t=8562
[link korrigiert-ehemaliger_User]
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Marc of Frankfurt
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SW Kartographie: Informelle Migration

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die weiblichen Sexworker machen es genauso wie die männlichen Sexworker.

Frauen, das sog. schwache Geschlecht, werden vmtl. leichter Opfer bzw. primär nur als Opfer wahrgenommen...



Das archetypische Thema vom "Kampf der Geschlechter" belastet sowohl die heterosexuellen Prostitution als auch den Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel. [MoF]



Bild
Map from www.subway-berlin.org clients
www.querstrich.de
www.sexworker.at/callboy



Dokumentation zur Männlichen Sexworker Migration von Rosa von Praunheim "Die Jungs vom Bahnhof Zoo":
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=92635#92635
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 18.10.2012, 16:59, insgesamt 2-mal geändert.

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Kinder der Akhas in Thailand gerettet von "The Grey Man

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Australische Hilfsorganisation angeklagt für gefälschte Rettungsaktion


Das Geschäft mit den Spendengeldern:
Bild
Gerettete Opfer oder nur ein Gruppenfoto mit der Dorfjugend?



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=aqO4xKDdiZ8[/youtube]

www.andrew-drummond.com/2012/03/grey-ma ... lying.html
www.andrew-drummond.com/2012/01/the-gre ... of_10.html

www.thegreyman.org
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 02.01.2013, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.

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Forschung SW Migration

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sexwork Migration ein postmoderner Lifestyle im Zeitalter der Globalisiserung?!


Embodied cosmopolitanisms:

The subjective mobility of migrants working in the global sex industry



DOI:
10.1080/0966369X.2011.649350

Nick Mai

Reader in Migration Studies.
Institute for the Study of European Transformations (ISET), London Metropolitan University.

Nick researched the mobility of minors and young migrants from Eastern Europe (Albania, Romania) and North Africa (Morocco, Tunisia) into and within the EU, their strategies of survival and the associated risks and opportunities, including issues of exploitation and the engagement in illegal activities.

His current research focuses specifically on the global sex industry as a space within which migrants (and non-migrants) both challenge and reproduce established intersections between social mobility, gender and sexuality.





Abstract

Anti-trafficking rhetoric and policies emphasise the extent of exploitation and coercion of female migrant sex workers and obfuscate the shared ambivalences and contradictions experienced by migrant female sex workers and their male agents and partners.

By engaging in the global sex industry, both young men and women negotiate their aspiration to cosmopolitan late modern lifestyles against the prevalence of essentialist patriarchal gender values and sexual mores at home.

In the process, established gender normativities, legitimising women's subjection to men, are both reproduced and challenged.

The evidence informing this article shows that a minority of women are coerced into the sex industry.

There is a direct link between the adherence to essentialist gender/sexual roles and the recourse to violence and exploitation, because migrants' prolonged involvement in the sex industry coincides with the adherence to more cosmopolitan gender/sexual roles, translating into less authoritarian and violent discourses and practices.

Hegemonic understandings of migrants' involvement in the global sex industry in terms of ‘trafficking’ erase these important dynamics and dimensions, which underpin intricate feelings and experiences of advantage, disadvantage and exploitation.

By failing to engage with the meanings that migrants working in the sex industry ascribe to their working and personal lives, the (anti)trafficking logic of ‘humanitarian intervention’ enforces forms of solidarity and support that appeal to the minority and harm the majority of the people they are supposed to ‘rescue’.


kostenpflichtige Veröffentlichung
www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/096 ... 011.649350

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Menschenhandel-Mythos hinterfragt

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wissenschaftler fordern die Anti-Menschenhandelsbehörde der U.S.A. auf richtige Fakten zu liefern:

US State Department Fails to Produce Evidence for its ‘Fact Sheet’



Posted on November 8, 2011.
Written by Ann Jordan.


In September, 15 academics and advocates wrote to the State Department’s Trafficking Office to request reliable evidence in support of statements made in the document: “Prevention: Fighting Sex Trafficking by Curbing Demand for Prostitution.”

The Trafficking Office recently responded but, to our disappointment, it was unable to present even one piece of reliable research in support of the claims in the ‘fact sheet’ (their term, now ours). On the contrary, the response seems to indicate that the Office stands by its position and believes that an opinion or an idea about how to solve a problem carries the same weight as facts backed up by evidence.

Its response states that the ‘fact sheet’ is “just one in a wide range of similar fact sheets” and that its “Office does not state that a single technique to fight trafficking should be used to the exclusion of others.” This indicates that the Trafficking Office believes its opinions on the causes of trafficking are ‘facts’ and that these opinions are a sound basis to “fight trafficking.”

With all due respect to the Office, claims to ‘facts’ and ‘techniques to fight trafficking’ should be backed up by solid evidence that is produced by careful research and validated methods.

Effective responses to trafficking require more than guesses and ideologically-rooted suppositions about what works and what doesn’t.

Until the Trafficking Office is able to produce solid research in support of the claims made in this ‘fact sheet’, it should remove the document from its website and not replace it unless and until it has such evidence. In absence of such a step, it would seem that the Obama Administration’s promise to bring rigorous evidence to programs and policies does not apply to the Trafficking Office.


Brief von 15 Wissenschaftler_innen:
http://rightswork.org/wp-content/upload ... a.9.11.pdf

Antwort Luis CdeBaca, Ambassador-at-Large, Office to Monitor and Combat Trafficking in Persons:
http://rightswork.org/wp-content/upload ... deBaca.pdf
His profile:
www.state.gov/r/pa/ei/biog/124083.htm


http://rightswork.org/2011/11/us-state- ... %E2%80%99/





Bild

Guess a way to guess numbers of trafficking victims and win a big prize!
www.lauraagustin.com/guess-a-way-to-gue ... -big-prize

UNIAP (UN Inter Agency Project on human trafficking) announces second round of human trafficking estimates competition
www.no-trafficking.org/estimatescomp.html





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.02.2012, 12:04, insgesamt 2-mal geändert.

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Ausschaffung - Abschiebung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Proteste in Düsseldorf und Wien


Eine von vielen Massenabschiebung von Roma

mitten in der Kälteperiode aus Düsseldorf via Wien nach Pristina im Kosovo

organisiert von FRONTEX und Air Berlin:



http://de.indymedia.org/2012/02/324462.shtml

http://at.indymedia.org/node/22286

www.alle-bleiben.info/news/info-news87.htm

www.google.de/search?q=Flughafenverfahren
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.02.2012, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.

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Kriminalisierung und Illegalität

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Die USA macht das schlimmste in Sachen Menschenhandel, sie verbieten Prostitution."

- RA und Autor Dr. Valentin Landmann



Quelle sinngemäß:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=110414#110414