Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Buchtips für Sexworker oder von Sexworkern
ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von ehemaliger_User »

Lisa Müller
NIMM MICH, BEZAHL MICH, ZERSTÖR MICH!
Mein Leben als minderjährige Prostituierte in Deutschland
- ein verstörender Tatsachenbericht

ca. 288 Seiten | Taschenbuch
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag
ISBN 978-3-86265-238-9
Originalausgabe | 9,95 EUR (D)

Klappentext:
»Ich bin ganz normal, mit dem einzigen Unterschied, dass ich zwischen 14 und 18 etwa fünfhundert bezahlte Sexualakte mit Männern hatte. Ich tat es freiwillig, ohne Zwang - aber für Geld.« Lisa Müller

Warum entscheidet sich eine junge Frau im Alter von 14 Jahren freiwillig und ohne jeden Zwang dazu, Sex für Geld anzubieten und sich zahlende Freier zu suchen?

Sie tut es nie unter dem Einfluss von Trunkenheit oder Drogen, und auch nicht, um für Drogen Geld zu verdienen. Sie verdient aber viel Geld, und sie tut es immer selbstbestimmt und ohne einen Zuhälter.

Doch was geschieht mit ihr und ihrer Psyche in den kommenden Jahren, und wie schafft sie es, mit 18 Jahren auszusteigen - gerade noch rechtzeitig, wie sie später sagt?

Lisa Müller, eine ganz normale junge Frau aus Deutschland, hat dieses Leben gelebt. Sie sagt, dass ihr Werdegang gar nicht so unnormal ist, auch wenn nicht viele schon mit 14 beginnen. Sie sagt: »Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen. Sex für Geld ist normal geworden, aber ich bin froh, dass ich den Ausstieg geschafft habe.«

http://www.schwarzkopf-verlag.net/lisa- ... -mich.html


[youtube][/youtube]


Illingerin schreibt Buch: Mit 14 Prostituierte geworden

"Ich bin ganz normal, mit dem einzigen Unterschied, dass ich zwischen 14 und 18 etwa 500 bezahlte Sexualakte mit Männern hatte. Ich tat es freiwillig, ohne Zwang – aber für Geld." Nein, das hat nicht Christiane F., die um 1980 zu Literatur- und Filmruhm gekommene Legende vom Kinderstrich am Berliner Bahnhof Zoo erzählt. Diese schockierenden Sätze stammen von Lisa Müller. 20 Jahre jung. Aus dem beschaulichen Illingen.

"Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich!" heißt ihr im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienener verstörender Tatsachenbericht. Darin beschreibt die junge Frau aus dem Enzkreis ihr Leben als minderjährige Prostituierte.

Und es ist ein anderer Weg als der von Christiane F., nicht geprägt von einer heillos zerstörten Umwelt, vom alles in die Tiefe ziehenden Drogensumpf. Es ist ein neuer Weg, den (scheinbar) aufgeklärte Mädchen gehen, die sich aus eigenem Antrieb dafür entscheiden, ihren Körper gegen Geld zu verkaufen. Ganz ohne Zuhälter und ohne den Drang, eine Drogensucht finanzieren zu müssen. Es geht nur um einen Job und um die passende, den Taschengeld-Rahmen einer 14-Jährigen sprengende Bezahlung.

Junge Prostituierte stehen nicht mehr auf dem Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Sie organisieren sich ihre Freier über das Internet, über soziale Netzwerke. Nüchtern, professionell – die käufliche Liebe war schon immer ein Geschäft ohne Liebe. Aber wenn selbst 14-Jährige heutzutage öffentlich und scheinbar problemlos Sex verkaufen können, dann ist das ein neues gesellschaftliches Phänomen, das alle Eltern und alle Menschen mit einem Erziehungs- und Betreuungsauftrag zum – möglichst schnellen – Handeln herausfordert.

Das wirklich Erschreckende an der Geschichte der Prostituierten Lisa Müller ist nicht ihr zartes Alter, in dem sie sich an Freier hingegeben hat. Nicht der Absturz aus der scheinbar intakten Familie in einer gleichfalls intakten, von der jungen Frau nach wie vor geschätzten und geliebten Enzkreisgemeinde. Nicht ihre Aussage: "Sie können mir glauben, dass es mehr von meiner Sorte gibt, als Sie sich denken wollen."

Was wahrhaft für Stirnrunzeln oder auch Wut sorgt, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Männer – oft genug verheiratet und selbst schon mehrfach Vater geworden – mit Lisa Müller den Geschlechtsverkehr suchen, obwohl sie wissen, dass sie ein junges Mädchen, eine Minderjährige für Sex bezahlen. "Auf meinem Sofa saßen Männer, die mein Vater hätten sein können, und erzählten nach dem Sex mit mir von ihren Frauen und Kindern“, wird Lisa Müller in Bild.de zitiert.

Absurd? Die absolute Ausnahme? Wenn eine boomende Branche von diesen absurden Ausnahmen lebt, kann es sich nicht um eine verschwindend kleine Randgruppe handeln. Lisa Müller beschreibt es in ihrem Buch. Quer durch alle Bevölkerungsgruppen zieht sich ihr Kundenstamm. Man sieht es dem verklemmten Manager mit Vorstandsposten im Tennisverein oder dem notgeilen Herrn Doktor vom Bürgerverein nicht an, ob sie gerade Sex mit einer 14-Jährigen hatten. Man sieht es wohl den wenigsten an.

Aber in weniger als vier Jahren hat Lisa Müller 500 Mal bezahlten Geschlechtsverkehr mit den Menschen gehabt, denen man das nicht ansieht. Dass sie damit aufgehört hat, liegt an einem Schockerlebnis, wie es für Prostituierte wohl zum ganz normalen Berufsrisiko gehört. Sie wurde vergewaltigt. Die folgenden Alpträume und Depressionen gaben den Anlass, über den Ausstieg nachzudenken. Mit 17 war sie von daheim ausgezogen, um die Freier in ihrer eigenen Wohnung empfangen zu können. Mit 18 hat sie den Job aufgegeben, körperlich und seelisch nicht gerade im Bestzustand.

Die Illingerin arbeitet jetzt als Sekretärin, lebt mit ihrem Freund zusammen. Keine einfache Angelegenheit. In einem Video erzählt sie von der Bestätigung, die sie immer gesucht habe und in der Prostitution zu finden glaubte. Jetzt muss sie die Bestätigung in anderen Lebensbereichen finden. Da wäre das Buch, das sicherlich ein Bestseller werden wird. Da wären die vielen Talkshows im Fernsehen, die sich um Lisa Müller reißen werden. Und wo gibt es die Bestätigung danach?

Die junge Illingerin hat den Absprung geschafft. Dafür gebührt ihr Lob und Anerkennung. Christiane F. hat der Ruhm nicht dauerhaft geholfen. Lisa Müller hat da wohl mehr Chancen. Es wäre der jungen Frau aus dem Enzkreis zu wünschen.

http://www.muehlacker-news.de/muehlacke ... 04068.html

Und in Sat1 Frühstücksfernsehen: (21.03.2013 10 Uhr)

http://www.sat1.de/tv/fruehstuecksferns ... ierte-clip
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Bewertungskonflikt Sexarbeit Minderjähriger

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Sehr interessanter Fall und Lebensgeschichte, der einmal mehr beweist, dass generalisierende Regeln wie z.B. Schutzaltersklauseln (wie die derzeit diskutierte Erhöhung auf 21 Jahre, die längst schon faktisch gültig ist) der Unterschiedlichkeit im Leben nicht immer gerecht werden können und immer auch eine Hilfskrücke, ein mittelmäßiger gesellschaftlicher Kompromiss sind.


Wir müssen uns genauer ansehen: Warum ist sie gescheitert? (1) Weil ein Vergewaltiger in ihre Sexarbeits-Praxis kam !!! Das kann aber auch jeder anderen Sexarbeiterin oder jedem Unternehmer / jeder Unternehmerin passieren (siehe mit Waffengewalt bedrohte und überfallene, ausgeraubte Schlecker-Markt-Verkäuferinnen)... Gewalt ist auch ein Kriterium für Zerstörung im privaten Bereich von Familien.

Allerdings haben die Menschen in anderen Berufen, oder die Opfer im privaten Bereich mehr Anerkennung und bekommen mehr Mitleid/Unterstützung, weil ihre Lebenswelten als konstituierend und zugehörig bewertet werden für unser Gemeinwesen/Staat (alles ist erlaubt, was nicht verboten ist), während die Prostitution zur Welt der ausgegrenzten Subkulturen gehört (alles ist verboten, was nicht erlaubt ist). Bei Sexworkern oder "Schlampen" wird stattdessen argumentiert: die hat sich die Probleme ja selbst angezogen, das quasi gewollt. Dabei ist weder Sexwork noch Minirock Einladung und Freibrief für Vergewaltigung, wie die Slut-Walks der breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln versuchen. Doch diese Denkfiguren erzeugt eine Polarität oder Klassengesellschaft von Empowerment auf der einen und Prekarisierung oder Gefährdung auf der anderen Seite des Spektrums. Das ist der Preis, das Opfer der Grenzziehung als Notwendigkeit von Systembildung. Solche Diskurse opfern Sexworker auf dem Altar überalteter falscher Morallehren.

Auch wie sie von den Medien-Journalistinnen befragt wird zeigt einmal mehr, wie nur die eingefahrenen Deutungsdiskurse angewendet werden, die zumeist prostitutionsfeindlich sind und damit auch prostituiertenfeindlich.

Aber sie durchbricht eingefahrene Denkschienen und Vorverurteilungen in einigen wichtigen Aspekten:
  • sie beschreibt sich rückblickend als selbstbestimmte freiwillige Sexarbeiterin und begreift ihre damalige Tätigkeit als Beruf/Job mit Gewinnerzielungsabsicht
  • Ihre Kunden sieht sie nicht als pädophil (= pädokriminell, da es ja ausgeübter Sex also Taten sind), weil sie sich ja bewußt als älter und reifer inszeniert hatte und aktiv das Sexgeschäft steuerte.
  • Sie arbeitete selbstbestimmt und war nicht auf einen Zuhälter angewiesen oder von einem gar gezwungenermaßen abhängig
  • So wie sie die modernen Selbstvermarktungsmöglichkeiten via Internet Dating-Communities schildert "da geht es um private Kontakte, aber es sind alles Huren dort", erhellt sie das "Dunkelfeld" der Prostitution Minderjähriger (das wird wiederum sicher eine Prostitutionsgegner und Kinderschützer aufschrecken, die dann nach mehr Internetkontrollen und -Verboten rufen werden)
  • Sie therapierte sich selbst durch eigene Autorenschaft und indem sie auf Therapeuten verzichtet. Das ist eine komplexe Gratwanderung zwischen Introspektion d.h. schreiben nur für sich und die eigene Selbsterkenntnis und Heilung im Gegensatz zum Schreiben eines vermarktbaren Textes, den ein renomierter Verlag für den landesweiten Buchmarkt annimmt... (Welche Schäden hier der Marktmechanismus bedingt wäre eine gesonderte Betrachtung wert.)
  • Sie hat eine Vorliebe für reife Männer (auch ein Tabu) und ist jetzt zusammen mit einem 43jährigen Mann (also mehr als doppelt so alt wie sie; da wird oftmals auch ein finanziell-sexuelles Motiv unterstellt von der möglicherweise sexual-neidischen Mitwelt)
  • ...
Sie gibt etwaige Schuld und Verantwortung an die Kunden und Freier zurück (für Mißbrauch aber auch für Prostitutionstätigkeit selbst; sie übernimmt damit unkritisch die These des "sich Verfangens"), weil diese das Alter haben aufgrund von mehr Wissen und Erfahrung (über langfristige Konsequenzen; Stichwort Nachhaltigkeit von Prostitutionstätigkeit) auch entsprechend mehr Verantwortung übernehmen zu können (z.B. keine Sexdienstleistungen von Kinderprostituierten nachzufragen). Sie beruft sich raffiniert-selbstentlastend (was ihre jetztige Aufarbeitung betrifft) auf die Unwissenheit der Entscheidung als 14jährigs Mädchen und Kind.

(2) Die Mit-Verantwortung der Gesellschaft für die Ausgrenzung und damit Prekarisierung von Sexarbeit hinterfragt sie vermutlich nicht, zumindest nicht an vorrangiger Stelle, die in den Medien abgedruckt, ausgestrahlt und damit manigfaltig multipliziert wurden. Dabei ist ihre Unwissenheit der Spiegel der Jugendschutzmaßnahmen ihr und allen anderen pot. Sexworkern namlich das Wissen vorzuenthalten (vgl. unsere Sicherheitstipps).

Jugendschutz funktioniert klassisch nämlich nur mit den Methoden der Verdrängung, Verbot, Ausgrenzung, Tabu, Verheimlichung...
Aktiver aufgeklärter und reifer Schutz sieht ganz anders aus: Es würde bedeuten Selbststeuerungskompetenz, Eintscheidungskompetenz zu entwickeln, zu fördern, zu trainieren. Doch diese Pädagogik der Freiheit ist komplexer, teurer, zeitaufwendiger, ressourcenintensiver und birgt immer die größere Gefahr der Rebellion gegen Herrschaft.


Sie mußte m.E. also zwangsläufig scheitern bereits nach 500 Kunden in nur 4 Jahren (2,4 Kunden je Woche im Durchschnitt, 25.000 Euro Jahreseinnahmen geschätzt; Ob ihr jemand gezeigt hat wie das mit der EÜR funktioniert? *LOL* Aber allein schon wegen ihrer Minderjährigkeit saß sie in der sog. "Prostitutions-Falle" der sog. "verbotenen Prostitution"). Sie habe das Geld bereits verbraucht für Shopping, Party und eben Finanzierung ihres unabhängigen, erwachsenentypischen Lebens abseits vom Elternhaus der Herkunftsfamilie. Es gilt also in diesem Fall mal wieder der berüchtigte Spruch "Hurengut paßt in einen Fingerhut" www.google.de/search?q=Hurengut+pa%C3%9 ... wtopic.php oder ähnliche Halb-Weisheiten. Das liegt daran, weil es für sie keine Sexworker-Akademie mit berufsbegleitenden Kursen der Erwachsenenbildung gab. Vermutlich keiner hat ihr gezeigt, wie sie ihr Geld investieren kann (Bsp. Immobilien-Eigentum www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=5319&start=123 Aber welcher Sexworker interessiert sich schon dafür? Wer muß sich auch schon dafür interessieren, wenn doch Bargeld jederzeit und schnell fast überall zu verdienen ist für Sexworker (Der Kunde als Geldautomat-Substitut)? Auch das ist eine strukturelle "Prostitutions-Falle"). Ob unsere Aufklärungsbemühungen per Sexworker Forum und bundesweiten und länderübergreifenden Vernetzungen und lockeren Kooperationen mit öffentlich finanzierten Sozialberatungsstellen solche uralten Teufelskreise einmal werden durchbrechen und überwinden können?





Diese und weitere genauere Analysen von Sexarbeit und vorhandenen strukturellen Problemen müssen wir als Sexworker Forum und NGO also selber hinzufügen in die öffentlichen Diskurse um ihre Geschichte und Buchveröffentlichung. Ich würde mich freuen eine Rezension ihres Buches von einer Sexworker-Kollegin lesen zu können.



Sammelthema verbotene Prostitution Minderjähriger:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?t=971

Benutzeravatar
annainga
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 3836
Registriert: 01.02.2007, 22:33
Wohnort: nrw
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von annainga »

schön, dass du das so aufarbeitest @Marc.

ich habe lediglich das gelinkte kurzvideo dazu gesehen und wusste nichts darauf zu schreiben. gedacht habe ich bei ihren anblick und ihrem charme "kann ich verstehen, dass sie eine erfolgreiche sexarbeiterin war".

"unwissend" und "kindlich" war sie bereits als 14-jährige nicht. wie so viele andere 14-jährige auch nicht (ich selbst einbegriffen). wie sonst hätte sie als selbstständige sexarbeiterin so umsatzgünstig werben können?

sätze aus ihrer werbung wie "Soll ich deine Tochter spielen?" zeigen, dass sie sich bewusst war, wie (einige) kunden ticken und worauf sie anspringen und womit sie geld verdienen kann. sie schreibt selbst, dass sie völlig eigenständig arbeitete und nach solchen werbesprüche "mit Angeboten regelrecht überschüttet" wurde.

es tut mir sehr leid für sie, dass sie so eine gewalttat erlebt hat, aber das als "berufsrisiko" zu bezeichnen, finde ich völlig daneben. ich sehe es keinesfalls als berufsrisiko an, vergewaltigt zu werden, höchstens als lebensrisiko.

auf jeden fall eine interessante frau, ich denke, dieses buch werde ich mir kaufen und lesen, um mir ein urteil zu bilden, auch wenn mir der titel nicht gefällt.

dieser befehl dazu, sie zu zerstören, ist echt bescheuert als buchtitel, aber wohl gedacht, um die verkaufszahlen zu erhöhen. irgendwie ja auch verständlich und somit entschuldigt ...

Benutzeravatar
Snickerman
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 365
Registriert: 26.07.2009, 15:16
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Snickerman »

Zitat: "Junge Prostituierte stehen nicht mehr auf dem Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Sie organisieren sich ihre Freier über das Internet, über soziale Netzwerke. Nüchtern, professionell – die käufliche Liebe war schon immer ein Geschäft ohne Liebe. Aber wenn selbst 14-Jährige heutzutage öffentlich und scheinbar problemlos Sex verkaufen können, dann ist das ein neues gesellschaftliches Phänomen, das alle Eltern und alle Menschen mit einem Erziehungs- und Betreuungsauftrag zum – möglichst schnellen – Handeln herausfordert."

Ja, klar, da kommen sofort alle berufsmäßigen Jugendschützer und Moralapostel aus ihren Löchern gesprungen und wittern fette Beute.
Denn wenn da eine junge Frau behauptet, sie hätte "es" ohne Zwang, Druck und Sucht gemacht, dann muss unsere Gesellschaft ja total verrottet sein!
Vor nichts haben die Klemmschwestern und -brüder mehr Angst als vor selbstbestimmter Sexualität oder Prostitution.

Noch ne Anmerkung: Es ist zwar verboten, Minderjährige für Sex zu bezahlen (sehr dehnbare Auslegung möglich),
aber Sex mit einer/m Jugendlichen über 14 (wie die Autorin) ist generell NICHT verboten und hat also mit Pädophilie oder Pädokriminälität nichts zu tun.
Wird gern mal durcheinandergeworfen, Pädophile stehen eh nicht auf 14jährige, normal entwickelte Teenies...
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

Benutzeravatar
Asfaloth
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 319
Registriert: 24.01.2012, 10:36
Wohnort: Noris Amoena
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Asfaloth »

          Bild
Snickerman hat geschrieben:Zitat: "Junge Prostituierte stehen nicht mehr auf dem Kinderstrich am Bahnhof Zoo. Sie organisieren sich ihre Freier über das Internet, über soziale Netzwerke. Nüchtern, professionell – die käufliche Liebe war schon immer ein Geschäft ohne Liebe. Aber wenn selbst 14-Jährige heutzutage öffentlich und scheinbar problemlos Sex verkaufen können, dann ist das ein neues gesellschaftliches Phänomen, das alle Eltern und alle Menschen mit einem Erziehungs- und Betreuungsauftrag zum – möglichst schnellen – Handeln herausfordert."

Ja, klar, da kommen sofort alle berufsmäßigen Jugendschützer und Moralapostel aus ihren Löchern gesprungen und wittern fette Beute.
Denn wenn da eine junge Frau behauptet, sie hätte "es" ohne Zwang, Druck und Sucht gemacht, dann muss unsere Gesellschaft ja total verrottet sein!
Vor nichts haben die Klemmschwestern und -brüder mehr Angst als vor selbstbestimmter Sexualität oder Prostitution.

Noch ne Anmerkung: Es ist zwar verboten, Minderjährige für Sex zu bezahlen (sehr dehnbare Auslegung möglich),
aber Sex mit einer/m Jugendlichen über 14 (wie die Autorin) ist generell NICHT verboten und hat also mit Pädophilie oder Pädokriminälität nichts zu tun.
Wird gern mal durcheinandergeworfen, Pädophile stehen eh nicht auf 14jährige, normal entwickelte Teenies...
Das heisst, Du würdest ohne Probleme mit Deinen 47 eine 15 Jährige buchen ???

Da fällt mir jetzt nimmer viel ein dazu, was nicht einen Admin beschäftigen würde, sorry ....

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

          Bild
Asfaloth hat geschrieben:Das heisst, Du würdest ohne Probleme mit Deinen 47 eine 15 Jährige buchen ???
Ich denke das ist rechtlich nicht möglich - oder?

So wie ich die Rechtslage verstanden habe könnte jemand in diesem Alter allenfalls *für* einen Jugendlichen (beispielsweise den Sohn) buchen - der Jugendliche bezahlt dann nicht und der Bezahlende hat keinen Sex ... alles Andere ist IMHO durch das eine oder andere Gesetz verboten.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Asfaloth
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 319
Registriert: 24.01.2012, 10:36
Wohnort: Noris Amoena
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Asfaloth »

Unabhängig von der Rechtslage... eine 14 Jähriger Teenager ist im gegensatz zur zitierten Aussage in meinen Augen keine selbstbestimmte junge Frau, die genau weiss, was sie da tut ...

10 jahre später mag das anders sein.

Da lass ich mich bei allem Wohlwollen für den Beruf des Sexworks gern Moralapostel nennen.

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

          Bild
Asfaloth hat geschrieben:Da lass ich mich bei allem Wohlwollen für den Beruf des Sexworks gern Moralapostel nennen.
Bestimmt nicht - in meinen Augen ist deine Aussage absulut sachlich, auch wenn es mir schwerfällt eine formale Altersgrenze zu ziehen ... die individuelle Entwicklung ist doch zu unterschiedlich.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Kann ich nur bestätigen, in meine Zeit als Betreinberin (wohl gemerkt ich habe mich an der gesetzliche Mindestalter gehalten).

Es haben Frauen im Alter von 18 Jahren bei mir angefangen, die durch den Job in der Sexarbeit "aufgeblüht" sind.

Und andere die über 40 Jahre alt waren und für die der Job nicht das richtige war.

Wenn ich nach den ersten Dates feststellte, das es sie überfordert waren, hatten wir lange Gespräche mit einander.

Und im Zweifelsfall riet ich ihnen, einer anderen Tätigkeit nach zugehen.

Meine Erfahrung und ich spreche hier von ca 1000 Frauen, die ich im Laufe meiner Betreiber Selbstädigkeit kennen gelernt habe, das nicht das Alter in erste Linie entscheidend ist.
Es spielen viel andere Faktoren noch mit hinein.

Ich selbst habe mir mit 14 Jahren schon vorgestellt in die Sexbusiness einzusteigen. Habe es aber dann erst mit 23 Jahre gewagt.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
friederike
Goldstück
Goldstück
Beiträge: 2189
Registriert: 07.12.2010, 23:29
Wohnort: Saarlouis
Ich bin: SexarbeiterIn

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von friederike »

Ich war 17, als ich zum ersten Mal darüber nachgedacht habe. Den Einstieg habe ich erst mit 21 geschafft.

Im Rückblick hätte ich für mich als Einstiegsalter 18 besser gefunden. 14 ist zu früh, das geht nicht.

Die gesetzlichen Regelungen finden sich im §182 des Strafgesetzbuches. Ein über 18jähriger wird bestraft, wenn er sexuelle Dienstleistungen einer unter 18jährigen in Anspruch nimmt. Ist die Frau unter 16, ist Sex generell strafbar, wenn die sexuelle Selbstbestimmung nicht gegeben ist.

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von Aoife »

Bei dieser Diskussion ist auch dieser Beitrag nicht zu vernachlässigen:

http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 200#130200

"Jugendschutz" ist ein talismanisches Wort - wir alle haben das Bedürfnis Kinder und Jugendliche vor Mißbrauch, auch sexuellem, zu schützen, und so verhindert die Sorge als diesbezüglich "abartig" gesehen zu werden dass wir uns trauen das was als "Jugendschutz" dargestellt wird in Frage zu stellen.

Eine 14jährige Prostituierte bei der dann auch noch etwas schiefläuft ist natürlich das ideale Beispiel um die öffentliche (Schein-) Diskussion in diesem erwünschten Rahmen zu halten.

Die Jugend ist schutzbedürftig, keine Frage ... und individuell höchst unterschiedlich. Den Staat oder eine ihm untergeordnete Behörde wie eine Stadt- oder Schulverwaltung hiermit zu beauftragen scheint mir hingegen höchst bedenklich. Insbesondere nachdem die Kirchen bewiesen haben was es für Folgen hat wenn man Kinder und Jugendliche unkritisch einer Organisation anvertraut kann niemand mehr gutgläubig darauf vertrauen dass staatliche Regelungen zum Wohl der Jugend wären.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

ehemaliger User
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 338
Registriert: 29.06.2011, 10:11
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger User »

Na ja, wenn wir den Jugendschutz, und das in jeder Hinsicht, den Individuen überlassen, ist das wohl auch keine brauchbare Alternative, solange es nicht den "idealen Menschen" gibt, was ich derzeit in der Gesamtheit nun nicht wirklich erkennen kann.

Wir können dann auch allgemein zum Thema Kinderarbeit weiter diskutieren. Auch ein schwieriges Thema. Zumindest in Bezug auf manche Entwicklungsländer.

Zumal solche Phänomene Armut manifestieren. Wer arbeitet (was auch immer) macht oftmals keine Schule/Ausbildung quasi "nebenher".

Staatliche Regelungen bieten immerhin eine Maßgabe, um gegen Missbrauch vorzugehen. Der Umstand, dass es (dennoch) Gesetzesverstöße gibt, ist m.E. absolut kein Argument für "Deregulierung". Und dass gesetzliche Regelungen nicht immer auf alle Einzelfälle gut anwendbar sind, ist etwas, was wir in Kauf nehmen müssen, es sei denn, wir wollen, dass jeder wirklich alles tun darf, was er will. Auch und gerade solche Menschen, welche wir nicht als "ehrenhaft" ansehen würden.

Bzw. wem soll denn der Jugendschutz anvertraut werden? Diese Frage muss m.E. beantworten, wer staatliche und sonstige Stellen dafür für ungeeignet hält.

Benutzeravatar
Snickerman
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 365
Registriert: 26.07.2009, 15:16
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Snickerman »

@ Asfaloth: Ich verwehre mich entschieden gegen solche Unterstellungen! Lass das zukünftig.
Ich habe nur die Gesetzeslage zitiert- nicht mal das hast Du zu Ende gelesen.
Jedenfalls bin ich sehr froh, in einem Land zu leben, wo Jugendliche nicht gegenseitig per Definitionem zu Sexualstraftätern werden- wie in den USA.
Und nochmal: Wenn ich mit meinen 47 Jahren mit einer 16jährigen mit derem Einverständnis Sex hätte, ist das legal.
Gehe ich mit ihr vorher zum Italiener und spendier ihr ein Eis, rutsche ich schon in eine rechtliche Grauzone-
auch wenn beides nix miteinander zu tun hat.
Ob ich das wollte, is ne ganz andere Frage, ich kenne 20jährige, die extrem unreif sind...

Das wird wahrscheinlich wieder wie in der Debatte über Zwangsprostituierte enden, am Besten lässt man sich Personalausweis und Arbeitserlaubnis zeigen.
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

Benutzeravatar
annainga
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 3836
Registriert: 01.02.2007, 22:33
Wohnort: nrw
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von annainga »

ich habe mich auch über asfaloths unterstellung, du wolltest eine 15-jährige buchen, gewundert. steht ja nirgendwo geschrieben. im gegenteil finde ich deine ausführungen @Snickerman richtig im hinblick darauf, dass sich ganz wenig menschen vorstellen können, dass eine erst 14-jährige sich freiwillig für sexarbeit entscheidet. und deshalb finde ich es gut, dass sie so offen darüber spricht. sie kommt kein bißchen als "opfer" rüber, gerade weil sie ganz bewusst versucht hat, mit jungesmädchen-reifermann-werbung gute umsätze zu erzielen.

dieser vorwurf des verwerflichen, wenn ein wesentlich älterer mann sich für ein junges mädchen als dienstleisterin entscheidet, den finde ich ganz schön doppelmoralisch. wie ist das denn, wenn ein sehr unattraktiver mann sich für eine wesentlich attraktivere sexdienstleisterin entscheidet. oder eine sehr reiche kundin für einen sehr armen sexarbeiter. das ist doch dasselbe in grün.

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

          Bild
"ehemaliger User" hat geschrieben:Bzw. wem soll denn der Jugendschutz anvertraut werden? Diese Frage muss m.E. beantworten, wer staatliche und sonstige Stellen dafür für ungeeignet hält.
Wirklich eine gute Frage - die Kirchen haben bewiesen dass sie ungeeignet sind ... was den Staat angeht, so wurde zumindest in GB mit Jimmy Savile bereits die Spitze des Eisbergs angekratzt ... hier ist das staatliche Fernsehen verwickelt, so dass bis zur vollständigen Klärung der Staat und seine Einrichtungen auch nicht in Frage kommen.

Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Deutschland besser ist, solche internationale Vergleiche unangemessen seien - gerade was kirchlichen Mißbrauch angeht ist ja bewiesen dass in Deutschland nur der Wille zur Aufarbeitung fehlt, es ist kein Grund ersichtlich warum das bei staatlichem Mißbrauch anders sein sollte.

Grundsätzlich sehe ich die Lösung auch in der Richtung, dass wir zunächst einmal den idealen Menschen bräuchten ... nur würde ich aus grundsätzlichen Erwägungen "ideal" durch "psychisch gesund" ersetzen. Gerade die Versuche den Menschen aufgrund irgendwelcher ausgedachten Ideale in ein staatenbildendes Wesen umwandeln und untergeordnet halten zu wollen sind ja verantwortlich für die psychische Unreife, die gelegentlich leider auch zur Pädophilie führt.

Die Kontrolle der Sexualität ist übrigens ein altbewährtes Mittel hierzu - seit Jahrhunderten haben Kirchen hiermit versucht den Menschen neurotisch zu machen und abhängig zu halten. Staatliches Handeln muss sich hinterfragen lassen, ob es unter dem Vorwand des "Jugendschutzes" nicht tatsächlich auch nur diese Bestrebungen wiederholt, insbesondere wenn gleichzeitig eine IMHO völlig unangebrachte Sexualisierung bereits Neunjähriger durch den schulischen Sexualkundeunterricht versucht wird.

In sofern müssen wir uns fragen ob unsere Rechtfertigung "wenn nicht der Staat, wer dann sonst?" möglicherweise nur eine Rationalisierung* im neurosentheoretischen Sinn darstellt?

Liebe Grüße, Aoife

*PS: leider funktioniert die Verlinkung irgendwie nicht, bitte zu Rationalisierung hier nachschauen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rationalis ... ychologie)
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Asfaloth
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 319
Registriert: 24.01.2012, 10:36
Wohnort: Noris Amoena
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Asfaloth »

@Snickerman

verstehe es nicht als Unterstellung, sondern als sehr erstaunte bis entsetzte Frage. Du hast sie so beantwortet, dass Du Dich davon distanzierst, also ist sie für mich klargestellt.
ich hätte gezielter nachfragen sollen, was genau Du gemeint hast. Mein Fehler...

@ Annainga, ich sehe da sehr wohl einen Unterschied, denn Attraktivität und Unattraktivität ist eine subjektive Sache und ein Unterschied zwischen vermögend und weniger vermögend hat nichts mit der tatsache zu tun, dass hier vielleicht in die Entwicklung eines jungen menschen eingegriffen wird oder ihn unkontrolliert in Stuationen geraten lässt, die ihn mental fürs Leben prägen oder die er/sie vielleicht nicht richtig verarbeiten können. Die von Dir geschilderten Fälle spielen sich i.d.R. zwischen erwachsenen menschen ab. Mit 14 ist man das noch nicht.

Ich sehe reifere Menschen diesbezüglich in einer gewissen Verantwortung und das hat nichts mit moralischen Aspekten zu tun.

Wenn ich da etwas harsch herübergekommen bin, so tut es mir leid. Es hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich Leute kenne, die versuchen, beeinträchtigten Seelen junger menschen wieder etwas Frieden zu geben. Dies gelingt leider nicht immer.

Mehr will ich da jetzt nicht dazu sagen und ich werde das Thema nicht weiter verfolgen

Euch einen schönen Abend

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Jede Altersgrenze ist doch willkürlich gezogen. Über Jahrhunderte war es Brauch, dass 14/15jährige Mädchen heirateten. Ich erinnere nur an Katharina II von Russland oder Marie Antoinette. Katharina wird als ehrgeizig und zielstrebig beschrieben.

Es hängt meiner Meinung nach immer von der Persönlichkeit der Betroffenen und vom Umfeld ab!

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Kuppelei ein Straftatbestand war (dazu reichte schon aus, unverheirateten Paaren ein Zimmer zur Verfügung zu stellen).

Und bis November 2008 war Sex gegen Bezahlung für Menschen ab 16 kein Straftatbestand.

Jugendschutz? Ist doch nur Augenwischerei. Oder hat die Anhebung des Alters, in der Öffentlichkeit Rauchen zu dürfen etwas an den Rauchgewohnheiten der Minderjährigen geändert? Trinken Minderjährige keinen Alkohol, sind nach Mitternacht zu Hause (Ich sehe morgens um 4 in der S-Bahn oft betrunkene 15/16jährige Mädchen, die gerade aus irgendeiner Disko kommen).

Genauso könnte zum "Schutz der Jugend" unter 18jährigen verboten werden, sich aufzubrezeln...

Ich bin der Meinung, für junge Heranwachsende sollte Sex überhaupt kein Thema sein, sie sollten so lange wie möglich "Kind" sein dürfen. Dann kommt auch keine der jungen Damen auf die Idee, ihr Taschengeld durch sexuelle Dienstleistungen aufbessern zu wollen.

Wenn wir hier im Forum über "Schutz der Jugend" diskutieren, ist es dann nicht auch so, dass wir ÜBER, aber nicht MIT den Betroffenen reden? Dass wir festlegen wollen, was für andere, die wir persönlich nicht kennen, gut oder schlecht sein soll?

Zum "Schutz der Jugend" müssten doch dann auch die Einkünfte junger Fussballspieler oder "Heintjes" verboten werden, von Castingshows will ich gar nicht erst reden.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Aoife »

          Bild
ehemaliger_User hat geschrieben:Wenn wir hier im Forum über "Schutz der Jugend" diskutieren, ist es dann nicht auch so, dass wir ÜBER, aber nicht MIT den Betroffenen reden? Dass wir festlegen wollen, was für andere, die wir persönlich nicht kennen, gut oder schlecht sein soll?
Richtig - meine Feststellung dass Kirchen das nicht können und "der Staat" auch im dringenden Verdacht steht das Thema nicht uneigennützig aufzugreifen, und sei es nur um zu behaupten "irgendjemand" müsse des machen und daher habe der Staat das Recht in die sexuelle Selbstbestimmung einzugreifen ... all das soll keinesfalls bedeuten, dass *wir* das besser könnten.

Es geht nicht um Konkurrenz wer das darf, sondern um die Fragestellung aufgrund welcher Fehlentwicklung die Notwendigkeit überhaupt auftrat.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
annainga
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 3836
Registriert: 01.02.2007, 22:33
Wohnort: nrw
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von annainga »

@ehemaliger_User, das ist ein sehr kluger beitrag, es ist wirklich so, sobald das thema sex/geld dazukommt, dass sich einige empören, wobei es genug andere felder - die du genannt hast - gibt, wo es ebenso ist, aber eben gesellschaftlich akzeptiert wird.

auch @Aoifes satz, dass "wir alle haben das Bedürfnis Kinder und Jugendliche vor Mißbrauch, auch sexuellem, zu schützen" finde ich beschreibt gut, nämlich mal positiv gesehen, weshalb man so schnell empört ist.

dieses gefühl junge menschen und kinder schützen zu wollen, führt sicher sehr oft zu falschen handlungen.

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

RE: Nimm mich, bezahl mich, zerstör mich

Beitrag von Kasharius »

Auch ich möchte @ehemaliger_User für diesen sehr instruktiven Beitrag beglückwünschen und zugleich noch eine Passage aus der Entscheidung des VGH Hessen vom 31. Januar 2013 hier einführen, die mir in diesem Kontext nicht ganz unpassend zu sein scheint:

Dass die in erster Linie „gefährdeten“ Schülerinnen und Schüler der nahe gelegenen L.-Realschule bei Kenntnisnahme von der Werbung für das „C.-Massagestudio“ seelischen Schaden nehmen könnten, ist auszuschließen, da Kinder und Jugendliche in dieser Altersgruppe – zumal in einer Großstadt wie Frankfurt – jederzeit durch allgemein zugängliche Quellen und geradezu zwangsläufig mit Prostitution konfrontiert werden und sich im Zuge ihres Reifeprozesses mit diesem mittlerweise gesellschaftlich als unvermeidlich akzeptierten Phänomen auch auseinandersetzen sollten.

http://www.lareda.hessenrecht.hessen.de ... focuspoint

Ich stelle mir zu dem die Frage, warum eigentlich nur über die Ausbildung von Sexualbegleitern und nicht generell über die Schulung/Fortbildung (junger) SW nachgedacht wird...?

Kasharius grüßt :006