Das Gilgamesch-Epos
Reclam Verlag,Stuttgart, 172 Seiten.
Der Gilgamesch-Epos gehört sicher zu den ältesten überlieferten Schriften der Welt.
Von den belegten Anfänger der sumerischen Kultur 5000 v.u.Z. Bis etwa 2500 v.u.Z.
gab es mündliche Überlieferungen. Danach wurden die ersten schriftlichen Versionen
in Keilschrift erstellt. Diese altbabylonischen Fragmente fanden dann bei den Assyrern
etwa um 1800 v.u.Z. Einen Schriftsteller, der den Epos auf 12 Tafeln schrieb.
Diese Tafeln sind aber an manchen Stellen beschädigt, und einige Zeilen fehlen deshalb.
Die Fehlstellen konnten durch die Texte der älteren Versionen zum Teil ersetzt werden.
Es bleiben aber noch einige Lücken erhalten.
Ich nehme nicht an, dass der Inhalt des Epos an sich die Forumsbesucher interessiert,
und er ist ja auch nicht im Thema des Forums. Was ich aber hoch interessant finde ist
folgende Sache: der Epos wurde offensichtlich von Männern für Männer verfassst, was
auch für die Bibel, den Koran und die Tora gilt. Deswegen ist es um so interessanter,
dass in diesem Epos, der mehrere tausend Jahre älter ist als die
Bibelschriften, die Sexarbeiterinnen so eine hohe Stellung hatten,
dass ihre Schutzgöttin Inanna gleichzeitig
die höchste Göttin überhaupt ist, die Göttin der Liebe und die Schöpferin des Universumns.
Ein anderer Name ist Ischtar, und ihr ist auch die Venus zugeordnet. Ihr Symbol ist der
achtzackige Stern. Die acht Zacken sind deswegen, weil die Sumerer die Planeten
in unserem System nicht von innen, sondern von außen zählten, und somit wird die Erde
zum siebten, und die Venus zum achten Planeten. Bis heute gibt es keine Erklärung
dafür, woher die Sumerer die Planeten Neptun, Uranus und Pluto kannten, die von der
modernen Zivilisation erst tausende Jahre später entdeckt wurden!
Auf einer Meta-Ebene beschreibt der Epos die Folgen des Umbruchs von einer friedlichen
mutterrechtlichen Gesellschaft zu einer gewalttätigen patriarchalen. Die neuen Herrscher
konnten nicht einfach alle weiblichen Gottheiten der unterworfenen Kultur auslöschen.
Manche Göttinnen wurden umbenannt, ihr Wirkungsbereich wurde eingeschränkt, aber
einfach auslöschen konnten die Männer den Glauben an die Göttinnen nicht.
Gilgamesh ist ein ''Held'', ein Sohn der göttlichen Ninsun
(Himmelskuh) und des Menschenkönigs Lugalbanda. Seine Seele
ist 2/3 göttlich und 1/3 menschlich.
Aruru (ein anderer Name der höchsten Schöpfergöttin) schuf aus Lehm einen Menschen,
der im Leben von Gilgamesch als Freund dienen soll. Sein Name ist Enkidu.
Im Mythos ziehen dann Gilgamesh und Enkidu in der Gegend umher und morden
sinnlos andere göttliche Wesen. Vor den Taten werden sie immer gewarnt, und zwar
immer von Göttinnen oder von Huren, die im Mythos als Sinnbild für Klugheit und
Weisheit hingestellt werden. Die draufschlagende, prügelnde und mordende Männerwelt
wird hingegen als sinnlos und dem Tode geweiht beschrieben. Die ''Helden'' hingegen
sehen ihre Taten zuerst als wichtig an, und erst wenn sie die Folgen betrachten, beginnen
sie nachzudenken. Für die beiden ''Helden'' kommt die Reue jedoch zu spät. Durch ihr
sinnloses morden haben sie den Zorn der Götterwelt auf sich gezogen.
Die hohe soziale Stellung der Sexarbeiterinnen werde ich nun mit ein paar Textstellen
belegen. Gilgamesch soll dem neu geschaffenen 'Wilden' Enkidu, der mit den Tieren auf
der Steppe lebt, die Zivilisation beibringen. Das geht nur mit einer Hure. Ischtar weist
nun Gilgamesh an, dass er mit der Hure Schamchat (= die Üppige) in die Steppe
wandern soll un Enkidu treffen. Wenn Enkidu Schamchat sieht, wird er mit ihr Sex
haben wollen. Und so geschieht es auch:
''mein Sohn, führe die Dirne Schamchat mit dir heraus,
denn sie hat Kräfte, vergleichbar denen eines starken Mannes...
…..das ist er, Schamchat, mach frei deinen Busen!
Tu deinen Schoß auf, damit er deine Fülle nehme! ….
...da machte Schamchat ihren Busen frei,
tat ihren Schoß auf, und er sah ihre Fülle.
Sie fürchtete sich nicht, nahm seinen Atemstoß hin.
Sie breitete ihr gewand aus, und er wohnte ihr bei.''
Enkidu und Schamschat haben am Stück sechs Tage und sieben Nächte Sex.
Danach ist er zwar geschwächt, aber er ist bereit von der Hure nun die Zivilisationsregeln zu erfahren:
''geschwächt war Enkidu, nicht wie früher war sein Lauf,
doch er hatte nun einen Auftrag, wurde verständig,
Er kehrt zurück,setzte sich zu Füßen der Dirne,
betrachtete die Dirne, ihr Antlitz,
und was die Dirne spricht, hören seine Ohren.''
(Tafel I, 139-205)
Das erinnert in gewisser Weise an den Bibeltext der Genesis. Eva wollte nicht dumm
bleiben, so verzehrte sie den Apfel von Baum der Erkenntnis, und konnte danach
Gutes von Bösem unterscheiden. Da sie nicht mit einem dummen Mann (Adam)
zusammen leben wollte, bot sie auch ihm den Apfel der Erkenntnis an!
Weitere Textstelle:
''und die Dirnen sind von vollkommener Schönheit,
geschmückt mit Liebreiz, voll der Freuden''
(Tafel I, 230-231)
Auf Tafel II unterrichtet die Dirne Schamchat Enkidu darüber, wie die gesellschaftlichen
Regeln in ihrer Kultur zu beachten sind.
Auf Tafel VI wird beschrieben, wie Gilgamesch aus reiner Mordlust zusammen mit Enkidu den Himmelsstier tötet:
''...Da scharte Ischtar um sich die Dirnen, Huren und Buhlerinnen,
über der Schulter des Himmelsstiers brach sie in Klage aus.''
(Tafel VI, 157-158)
In einem altbabylonischen Text findet man folgende Stelle:
'' Er (Enkidu) hört ihr (Dirne Schamchat) Wort, stimmt ihrer Rede zu,
der Rat der Frau ging ihm zu Herzen.
(Ihre) Kleidung zog sie aus, mit dem einen bekleidete sie ihn,
das andere Gewand zog sie sich selbst an.''
(Gilgameschs Träume, 66-71)
Solche Textinhalte sind in späteren Mythen unvorstellbar, dass eine Dirne durch
Sex einen 'Wilden' zur Zivilisation bringt, ihn mit Worten belehrt, er ihre Worte
annimmt und zustimmt, und danach mit der Kleidung einer Dirne zum Volk geht!
Nicole
Das Gilgamesch-Epos
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Im Gilgamsch-Epos gibt es noch ein paar Stellen, welche das Sexualverhalten betreffen.
Zum einen gibt es einen Hinweis auf Homosexualität, und zum anderen die
heute kaum vorstellbare hohe Stellung der Huren in der Gesellschaft Sumers.
Gilgamsch hat einen Traum, in dem er einen Freund bekommt, mit dem er Sex hat
wie mit einer Frau. Das beunruhigt ihn, und er fragt seine Mutter Ninsun über die Deutung
dieses Traumes.
Die Mutter: ''Du wirst ihn lieben wie eine Frau, du wirst ihn liebkosen'' (Tafel I, 271)
''mein Sohn, die Axt, die du sahst, ist ein Mann. Du wirst ihn lieben, ihn liebkosen
wie eine Frau, und ich werde ihn dir gleichstellen''. (Tafel I, 288-289)
Der ''Held'' Enkidu, von der Göttin Ischtar aus Lehm geschaffen, damit Gilgamesch einen
Freund habe, jammert, weil die Dinge in seinem Leben nicht so laufen, wie er es
sich vorstellt, und steigert sich in grenzenlosen Zorn. Dabei verflucht er auf das
schlimmste und äußerste die Dirne Schamchat.
Das hört der Sonnengott Schamasch und tadelt Enkidu. Er erinnert Enkidu daran,
was Schamchat alles für ihn getan hat, ohne jemals irgend etwas dafür zu verlangen.
Die Hure Schamchat hat durch den Sex mit ihm als 'Wilden' das menschliche
Selbstbewusstsein in ihm erweckt und gefördert. Und jetzt verflucht er die Frau,
der er alles Wertvolle im Leben verdankt!
Die Überheblichkeit von Enkidu ist grenzenlos. Zuerst maßt er sich an die Dirne
Schamchat ohne Grund zu verfluchen, und dann maßt er sich an sie zu segnen,
als ob er, Mann, nach Belieben die Geschicke der Frauen bestimmen könne (Tafel VI).
So schickt ihm Ischtar, Schutzgöttin der Huren, eine Krankheit. An dieser Krankheit
wird er sterben, was für einen Mann wie er besonders schändlich ist, weil er nicht
beim morden in einer Schlacht gestorben ist, sondern auf dem Krankenbett.
Heute könnte man dass mit dem Horror vergleichen, den die Islamisten davor haben,
von einer Frau getötet zu werden, weil sie dann nicht in ihren Moslemhimmel kommen.
Gilgamesch beschließt nun, seinen verstorbenen Freund aus der Unterwelt zu retten.
Er ist so überheblich wie sein verstorbener Freund Enkidu.
Auf seinem Weg dort hin kommt er auch an einer Wirtschaft vorbei. Diese Schenke
wird von der ''Schenkin'' betrieben. Dieser Name ist eine Erscheinungsform der
Ischtar, Schutzgöttin der Huren, WirtInnen und BiermacherInnen. Aber Gilgamesch
erkennt sie nicht. Ischtar fingiert, ihn nicht zu kennen. Auf Gilgameschs Anfrage
wie er in die Unterwelt kommen kann, um Enkidu zu retten, sagt sie ihm den Weg,
warnt ihn aber davor. Er solle erkennen ob er dazu fähig sei, wenn nicht, soll er umkehren.
(Tafel X)
Gilgamesch muss das Meer vor der Unterwelt überqueren. Der Fährmann warnt ihn
davor. Er könne nur zurückkommen (überleben) , wenn er 7 Tage ohne Schlaf auskomme.
Gilgamsch denkt, er ist ein Held, und ein Held kann alles, auch 7 Tage ohne Schlaf
verbringen. Doch sofort nachdem er ins Boot gestiegen ist, schlief er ein, und konnte
somit weder Enkidu retten noch selbst ins Leben zurück kehren.
Ischtar sah das voraus. Überheblichkeit und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
ist (leider immer noch) eine typische Eigenschaft von Patriarchen.
Nicole
Zum einen gibt es einen Hinweis auf Homosexualität, und zum anderen die
heute kaum vorstellbare hohe Stellung der Huren in der Gesellschaft Sumers.
Gilgamsch hat einen Traum, in dem er einen Freund bekommt, mit dem er Sex hat
wie mit einer Frau. Das beunruhigt ihn, und er fragt seine Mutter Ninsun über die Deutung
dieses Traumes.
Die Mutter: ''Du wirst ihn lieben wie eine Frau, du wirst ihn liebkosen'' (Tafel I, 271)
''mein Sohn, die Axt, die du sahst, ist ein Mann. Du wirst ihn lieben, ihn liebkosen
wie eine Frau, und ich werde ihn dir gleichstellen''. (Tafel I, 288-289)
Der ''Held'' Enkidu, von der Göttin Ischtar aus Lehm geschaffen, damit Gilgamesch einen
Freund habe, jammert, weil die Dinge in seinem Leben nicht so laufen, wie er es
sich vorstellt, und steigert sich in grenzenlosen Zorn. Dabei verflucht er auf das
schlimmste und äußerste die Dirne Schamchat.
Das hört der Sonnengott Schamasch und tadelt Enkidu. Er erinnert Enkidu daran,
was Schamchat alles für ihn getan hat, ohne jemals irgend etwas dafür zu verlangen.
Die Hure Schamchat hat durch den Sex mit ihm als 'Wilden' das menschliche
Selbstbewusstsein in ihm erweckt und gefördert. Und jetzt verflucht er die Frau,
der er alles Wertvolle im Leben verdankt!
Die Überheblichkeit von Enkidu ist grenzenlos. Zuerst maßt er sich an die Dirne
Schamchat ohne Grund zu verfluchen, und dann maßt er sich an sie zu segnen,
als ob er, Mann, nach Belieben die Geschicke der Frauen bestimmen könne (Tafel VI).
So schickt ihm Ischtar, Schutzgöttin der Huren, eine Krankheit. An dieser Krankheit
wird er sterben, was für einen Mann wie er besonders schändlich ist, weil er nicht
beim morden in einer Schlacht gestorben ist, sondern auf dem Krankenbett.
Heute könnte man dass mit dem Horror vergleichen, den die Islamisten davor haben,
von einer Frau getötet zu werden, weil sie dann nicht in ihren Moslemhimmel kommen.
Gilgamesch beschließt nun, seinen verstorbenen Freund aus der Unterwelt zu retten.
Er ist so überheblich wie sein verstorbener Freund Enkidu.
Auf seinem Weg dort hin kommt er auch an einer Wirtschaft vorbei. Diese Schenke
wird von der ''Schenkin'' betrieben. Dieser Name ist eine Erscheinungsform der
Ischtar, Schutzgöttin der Huren, WirtInnen und BiermacherInnen. Aber Gilgamesch
erkennt sie nicht. Ischtar fingiert, ihn nicht zu kennen. Auf Gilgameschs Anfrage
wie er in die Unterwelt kommen kann, um Enkidu zu retten, sagt sie ihm den Weg,
warnt ihn aber davor. Er solle erkennen ob er dazu fähig sei, wenn nicht, soll er umkehren.
(Tafel X)
Gilgamesch muss das Meer vor der Unterwelt überqueren. Der Fährmann warnt ihn
davor. Er könne nur zurückkommen (überleben) , wenn er 7 Tage ohne Schlaf auskomme.
Gilgamsch denkt, er ist ein Held, und ein Held kann alles, auch 7 Tage ohne Schlaf
verbringen. Doch sofort nachdem er ins Boot gestiegen ist, schlief er ein, und konnte
somit weder Enkidu retten noch selbst ins Leben zurück kehren.
Ischtar sah das voraus. Überheblichkeit und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten
ist (leider immer noch) eine typische Eigenschaft von Patriarchen.
Nicole
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Nachtrag
ich lese gerade ein Buch über die Geschichte der Mathematik
(the crest of the peacock. Non-European roots of mathematics,
von Georg Gheverghese Joseph, Princeton University press , Oxford, 2000, 450 Seiten)
Darin erfährt man, dass die Grundlagen der Mathematik nicht aus Griechenland und
Ägypten kommen, sondern aus Indien, von wo sie dann vor 5500 Jahren nach
Mesopotamien kamen, wo die Sumerer sie weiter entwickelten. Die Sumerer erfanden
zum Beispiel die Schreibweise der Zahlen in Dezimalstellen, entwickelten Systeme der
Multiplikation und Division und der Prozentrechnung. Das geschah etwa 3500 v.u.Z. !
Die Mythen der Völker spiegeln immer auf die eine oder andere Weise die soziale
und politische Lage der Gesellschaft wieder. Durch den Gilgmesch-Epos erfährt man,
dass zu der Zeit, also 3500 v.u.Z., Frauen eine führende Stellung in der Gesellschaft
hatten. Innerhalb der Frauen allgemein, hatten Sexarbeiterinnen die höchste Stellung.
Diese hatten auch die Aufgabe des Forschens und Lehrens, wobei die Kunst
im Sexualbereich hoch geachtet war, wie der Mythos der ''Menschwerdung'' von
Enkidu es erzählt, der durch Sex mit Schamchat, seiner Lehrerin, erst das gelernt
hat, was Menschen von Tieren unterscheidet. Nach dem Sex lehrte Schamchat
Enkidu die wichtigen Sozialregeln und das Wissen ihrer damaligen Kultur.
Führt man dieses in verschiedenen Büchern wieder gegebene Wissen zusammen,
so ergibt sich logischerweise, dass die Fortschritte der Mathematik von den Frauen
vollzogen wurden, insbesonderre, von den Sexarbeiterinnen Sumers.
Die Männer sahen es ja, laut Mythos, hauptsächlich als ihre Aufgabe an, mit dem Knüppel
herum zu laufen und Menschen zu erschlagen, um als ''Held'' zu gelten.
Von da an ging es mit der Frauenrechten bergab. Durch spätere Dokumente kann man
dies belegen. Die hinduistische Lehre der Upanischaden wurden wahrscheinlich erstmals
700 v.u.Z. aufgeschrieben. Zuvor wurden sie nur mündlich weiter gegeben.
Darin findet man eine interessante Stelle. In Indien durften zu der Zeit nur Angehörige
der oberen Kasten die heiligen Lehren studieren. So fragte ein Sohn seine Mutter,
wer denn sein Vater sei, denn er wollte studieren.
Die Mutter antwortete:
''Das weiß ich nicht, Söhnchen, welchem Geschlecht du angehörst. Ich bekam dich
in meiner Jugend als Magd, die es viel (mit Männern) trieb. So weiß ich das nicht,
welchem Geschlecht du angehörst. Jabala aber heiße ich, Satyakama heißest du.
So könntest du dich Satyakama Jabala nennen.''
(ChU 4.4.2)
Hier ist das Patriarchat in der Umgestaltung der Gesellschaft schon weit fortgeschritten.
Aber Frauen können immer noch frei bestimmen, mit wem sie Sex haben wollen.
Ihr Sohn bekommt die Erlaubnis die Upanischaden zu studieren, obwohl er nicht der
Herrscherklasse angehört. Der Lehrer nimmt ihn wegen seiner Intelligenz an, die er
von der Mutter erhielt.
Etwa 300 v.u.Z. Wurde wahrscheinlich das erste Mal die Lehre der
Bhagavadgita aufgeschrieben.
Diese Lehre ist Teil des Mahabharata-Epos, nach dem etwa ab 3000 v.u.Z.
das ''schwarze Zeitalter'' begann, das Zeitalter des Patriarchats.
Diese Lehre wendet sich nur noch an Männer. Während 3000 Jahre zuvor die
Sexarbeiterinnen die Aufgabe hatten zu lehren, werden Frauen nun in die Kategorie
von Gegenständen gezählt, die Männer besitzen wollen und zu denen sie Anhänglichkeit zeigen.
Dazu eine bezeichnende Stelle:
''Befreiung von Anhänglichkeit
an Weib und Kind, an Dach und Fach,
Die höchste Unbekümmertheit
Im Glücke und im Ungemach.''
(Bhagavadgita, 13. Gesang, Vers 9)
Der Frauen Freiheit zum Sex, wie im Gilgamesch-Epos herausgehoben,
ist nun vollständig verschwunden:
''Gerät die Satzung in Verfall,
wankt auch der Frauen Sittsamkeit;
Wankt diese dann, Varschneya, ist
Der Kastenmischung Greuel nicht weit.
(Bhagavadgita, 1. Gesang, Vers 41)
Das sind die einzigen Stellen der Bhagavadgita, bei der Frauen erwähnt werden.
Der Rest der 700 Verse wendet sich nur an Männer.
Nicole
ich lese gerade ein Buch über die Geschichte der Mathematik
(the crest of the peacock. Non-European roots of mathematics,
von Georg Gheverghese Joseph, Princeton University press , Oxford, 2000, 450 Seiten)
Darin erfährt man, dass die Grundlagen der Mathematik nicht aus Griechenland und
Ägypten kommen, sondern aus Indien, von wo sie dann vor 5500 Jahren nach
Mesopotamien kamen, wo die Sumerer sie weiter entwickelten. Die Sumerer erfanden
zum Beispiel die Schreibweise der Zahlen in Dezimalstellen, entwickelten Systeme der
Multiplikation und Division und der Prozentrechnung. Das geschah etwa 3500 v.u.Z. !
Die Mythen der Völker spiegeln immer auf die eine oder andere Weise die soziale
und politische Lage der Gesellschaft wieder. Durch den Gilgmesch-Epos erfährt man,
dass zu der Zeit, also 3500 v.u.Z., Frauen eine führende Stellung in der Gesellschaft
hatten. Innerhalb der Frauen allgemein, hatten Sexarbeiterinnen die höchste Stellung.
Diese hatten auch die Aufgabe des Forschens und Lehrens, wobei die Kunst
im Sexualbereich hoch geachtet war, wie der Mythos der ''Menschwerdung'' von
Enkidu es erzählt, der durch Sex mit Schamchat, seiner Lehrerin, erst das gelernt
hat, was Menschen von Tieren unterscheidet. Nach dem Sex lehrte Schamchat
Enkidu die wichtigen Sozialregeln und das Wissen ihrer damaligen Kultur.
Führt man dieses in verschiedenen Büchern wieder gegebene Wissen zusammen,
so ergibt sich logischerweise, dass die Fortschritte der Mathematik von den Frauen
vollzogen wurden, insbesonderre, von den Sexarbeiterinnen Sumers.
Die Männer sahen es ja, laut Mythos, hauptsächlich als ihre Aufgabe an, mit dem Knüppel
herum zu laufen und Menschen zu erschlagen, um als ''Held'' zu gelten.
Von da an ging es mit der Frauenrechten bergab. Durch spätere Dokumente kann man
dies belegen. Die hinduistische Lehre der Upanischaden wurden wahrscheinlich erstmals
700 v.u.Z. aufgeschrieben. Zuvor wurden sie nur mündlich weiter gegeben.
Darin findet man eine interessante Stelle. In Indien durften zu der Zeit nur Angehörige
der oberen Kasten die heiligen Lehren studieren. So fragte ein Sohn seine Mutter,
wer denn sein Vater sei, denn er wollte studieren.
Die Mutter antwortete:
''Das weiß ich nicht, Söhnchen, welchem Geschlecht du angehörst. Ich bekam dich
in meiner Jugend als Magd, die es viel (mit Männern) trieb. So weiß ich das nicht,
welchem Geschlecht du angehörst. Jabala aber heiße ich, Satyakama heißest du.
So könntest du dich Satyakama Jabala nennen.''
(ChU 4.4.2)
Hier ist das Patriarchat in der Umgestaltung der Gesellschaft schon weit fortgeschritten.
Aber Frauen können immer noch frei bestimmen, mit wem sie Sex haben wollen.
Ihr Sohn bekommt die Erlaubnis die Upanischaden zu studieren, obwohl er nicht der
Herrscherklasse angehört. Der Lehrer nimmt ihn wegen seiner Intelligenz an, die er
von der Mutter erhielt.
Etwa 300 v.u.Z. Wurde wahrscheinlich das erste Mal die Lehre der
Bhagavadgita aufgeschrieben.
Diese Lehre ist Teil des Mahabharata-Epos, nach dem etwa ab 3000 v.u.Z.
das ''schwarze Zeitalter'' begann, das Zeitalter des Patriarchats.
Diese Lehre wendet sich nur noch an Männer. Während 3000 Jahre zuvor die
Sexarbeiterinnen die Aufgabe hatten zu lehren, werden Frauen nun in die Kategorie
von Gegenständen gezählt, die Männer besitzen wollen und zu denen sie Anhänglichkeit zeigen.
Dazu eine bezeichnende Stelle:
''Befreiung von Anhänglichkeit
an Weib und Kind, an Dach und Fach,
Die höchste Unbekümmertheit
Im Glücke und im Ungemach.''
(Bhagavadgita, 13. Gesang, Vers 9)
Der Frauen Freiheit zum Sex, wie im Gilgamesch-Epos herausgehoben,
ist nun vollständig verschwunden:
''Gerät die Satzung in Verfall,
wankt auch der Frauen Sittsamkeit;
Wankt diese dann, Varschneya, ist
Der Kastenmischung Greuel nicht weit.
(Bhagavadgita, 1. Gesang, Vers 41)
Das sind die einzigen Stellen der Bhagavadgita, bei der Frauen erwähnt werden.
Der Rest der 700 Verse wendet sich nur an Männer.
Nicole
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- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
RE: Das Gilgamesch-Epos
Ich habe gerade ein Buch über die Geschichte der Mathematik
durch gelesen. Darin fand ich ein sehr interessantes Kapitel über
die ersten schriftlichen Dokumente, die man bei den Sumerern
fand. Diese Schrifttafeln stammen aus der Zeit 3500-3000 v.u.Z.
Das ist die Periode, in welcher der Gilgamesh-Epos verfasst wurde.
Und in dem Epos ist äußerst klar nieder geschrieben, dass die
Sexarbeiterinnen nicht nur die sozial höchste Stellung in der
Gesellschaft hatten, sondern auch Trägerinnen und Lehrerinnen
der Kultur waren, somit auch der Mathematik!
Weiter oben findet man die Textstellen, wo die berste Dirne Schamchat
dem "wilden Mann" Enkidu soziales Benehmen beibringt, und das
Wissen, das man braucht, um in der sumerischen Gesellschaft
leben zu können (Tafeln 1 und 2).
Die folgende Grafik ist dem oben erwähnten Buch entnommen.
Man sieht darauf eine Skizze mit einigen Keilschriftzeichen.

Auf den ersten Blick erscheinen die Keilschriftzeichen verwirrend.
Ich habe zur Erläuterung in die Mitte die Entsprechung für das
Eins-Zeichen und Zehner-Zeichen gesetzt.
Wir haben heute das Zahlensystem auf Zehnerbasis. Das heißt,
das nach 9 Ziffern sich der Zyklus wiederholt eine Dezimalstelle bekommt, .
Nach den Zehnern kommen die Hunderter,
dann die Tausender. In gleicher Weise gilt das für Kommastellen.
Die Sumer hingegen hatten ein 60-er System. Das heißt, nach
60 Zahlen kommt die nächste Gruppe der 60x60, wie im Zehnersystem
nach den Zehnern die 10x10= 100er Gruppe kommt.
Mit diesem Wissen kann man die Keilschrift entziffern:
Hier ein Beispiel zur Zahlenübersetzung:

Wie man sieht, hat man zum Erkennen der 60er-Stellen die
Zahlen abwechselnd gerade und schräg geschrieben.
Nimmt man die erste Gruppen von Zahlen: 1, 24, 51 und 10.
Um diese Zahlen vom 60-er System auf unser 10er System
umzurechen ergibt sich:
1 plus 24/60 plus 51/60x60 plus 10/60x60x60
das ausgerechnet ergibt
1 plus 0,4 plus 0.01416667 plus 0,00004673 = 1,41421297
heute ergibt die Wurzel aus 2 = 1,41421356 !
Das heißt die Sumerer, besser gesagt, die Sexarbeiterinnen der
Sumerer, die als Lehrerinnen dieses Wissen gelehrt haben,
kannten die Zahl Wurzel aus Zwei auf ein
Hunderttausendstel genau!
Auf der Tontafel sieht man an der Seitenlinie die Zahl 30 eingraviert,
das sind die drei Winkel hintereinander.
Nach dem "Satz von Pythagoras" entspricht die Summe der
Quadrate der Katheten dem Quadrat der Hypotenuse.
Bei zwei Katheten mit dem Wert 30 erhält man also
D = Wurzel aus Zwei mal Dreißig im Quadrat= 42,4,
wobei die Sumerer auf die Zahl 42,25 kamen.
Diese Zahl erkennt man in der unteren Zeile der Keilschrift!
Die Frage stellt sich nun, warum spricht man immer noch
vom angebliche "Satz des Pythagoras" ?
Sollte es nicht eher so heißen: "Satz der sumerischen Sexarbeiterinnen"?
wenn diese diesen Satz 3000 Jahre vor Pythagoras kannten?
Ich finde es doch sehr interessant, was die Kolleginnen in Sumer
vor 5500 Jahren so alles gewusst haben!
Die Grafik stammt aus folgendem Buch:
George Gheverghese Joseph,
the crest of the peacock; non-european rots of mathmatics,
princeton Unversity Press, 2000, 450 Seiten, auf Seite 104
Nicole
durch gelesen. Darin fand ich ein sehr interessantes Kapitel über
die ersten schriftlichen Dokumente, die man bei den Sumerern
fand. Diese Schrifttafeln stammen aus der Zeit 3500-3000 v.u.Z.
Das ist die Periode, in welcher der Gilgamesh-Epos verfasst wurde.
Und in dem Epos ist äußerst klar nieder geschrieben, dass die
Sexarbeiterinnen nicht nur die sozial höchste Stellung in der
Gesellschaft hatten, sondern auch Trägerinnen und Lehrerinnen
der Kultur waren, somit auch der Mathematik!
Weiter oben findet man die Textstellen, wo die berste Dirne Schamchat
dem "wilden Mann" Enkidu soziales Benehmen beibringt, und das
Wissen, das man braucht, um in der sumerischen Gesellschaft
leben zu können (Tafeln 1 und 2).
Die folgende Grafik ist dem oben erwähnten Buch entnommen.
Man sieht darauf eine Skizze mit einigen Keilschriftzeichen.

Auf den ersten Blick erscheinen die Keilschriftzeichen verwirrend.
Ich habe zur Erläuterung in die Mitte die Entsprechung für das
Eins-Zeichen und Zehner-Zeichen gesetzt.
Wir haben heute das Zahlensystem auf Zehnerbasis. Das heißt,
das nach 9 Ziffern sich der Zyklus wiederholt eine Dezimalstelle bekommt, .
Nach den Zehnern kommen die Hunderter,
dann die Tausender. In gleicher Weise gilt das für Kommastellen.
Die Sumer hingegen hatten ein 60-er System. Das heißt, nach
60 Zahlen kommt die nächste Gruppe der 60x60, wie im Zehnersystem
nach den Zehnern die 10x10= 100er Gruppe kommt.
Mit diesem Wissen kann man die Keilschrift entziffern:
Hier ein Beispiel zur Zahlenübersetzung:

Wie man sieht, hat man zum Erkennen der 60er-Stellen die
Zahlen abwechselnd gerade und schräg geschrieben.
Nimmt man die erste Gruppen von Zahlen: 1, 24, 51 und 10.
Um diese Zahlen vom 60-er System auf unser 10er System
umzurechen ergibt sich:
1 plus 24/60 plus 51/60x60 plus 10/60x60x60
das ausgerechnet ergibt
1 plus 0,4 plus 0.01416667 plus 0,00004673 = 1,41421297
heute ergibt die Wurzel aus 2 = 1,41421356 !
Das heißt die Sumerer, besser gesagt, die Sexarbeiterinnen der
Sumerer, die als Lehrerinnen dieses Wissen gelehrt haben,
kannten die Zahl Wurzel aus Zwei auf ein
Hunderttausendstel genau!
Auf der Tontafel sieht man an der Seitenlinie die Zahl 30 eingraviert,
das sind die drei Winkel hintereinander.
Nach dem "Satz von Pythagoras" entspricht die Summe der
Quadrate der Katheten dem Quadrat der Hypotenuse.
Bei zwei Katheten mit dem Wert 30 erhält man also
D = Wurzel aus Zwei mal Dreißig im Quadrat= 42,4,
wobei die Sumerer auf die Zahl 42,25 kamen.
Diese Zahl erkennt man in der unteren Zeile der Keilschrift!
Die Frage stellt sich nun, warum spricht man immer noch
vom angebliche "Satz des Pythagoras" ?
Sollte es nicht eher so heißen: "Satz der sumerischen Sexarbeiterinnen"?
wenn diese diesen Satz 3000 Jahre vor Pythagoras kannten?
Ich finde es doch sehr interessant, was die Kolleginnen in Sumer
vor 5500 Jahren so alles gewusst haben!
Die Grafik stammt aus folgendem Buch:
George Gheverghese Joseph,
the crest of the peacock; non-european rots of mathmatics,
princeton Unversity Press, 2000, 450 Seiten, auf Seite 104
Nicole
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RE: Das Gilgamesch-Epos
Liebe Nicole,
danke - ich lese deine wissenschaftlich-historischen Beiträge mit Vergnügen!
Ich habe selbst einige (didaktische) Ausarbeitungen zur Geometrie, zur Geschichte der Entdeckung von Wurzel aus 2, zu Pythagoras u. a. geschrieben. Mich fasziniert das genetische Nacherzählen, das Sich-Einklinken in den griechisch-arabischen Überlieferungsstrang und die Rückführung auf den sokratischen Zugang, der nur die Erfahrung und die Lust am eigenen Nachdenken voraussetzt. Deshalb landen wir immer wieder in der Denkwelt der Generationen vor und nach Sokrates - und nur exkursweise bei den Sumerern. Denn wir wissen nicht, ob und wie die Tradition von Babylon nach Griechenland vermittelt wurde.
In mathematischer Hinsicht finde ich bei den Sumerern das Spannende, dass sie über ein klares Verständnis der Zusammenhänge verfügten, sich aber gleichwohl - aus unserer Sicht - mit Annäherungen begnügen mussten.
Bei dir lese ich mit Vergnügen, wie dieses Wissen in einem sozialen Zusammenhang steht: Die Frau als Kulturträgerin, während "die Männer es ja, laut Mythos, hauptsächlich als ihre Aufgabe ansahen, mit dem Knüppel herum zu laufen und Menschen zu erschlagen, um als 'Held' zu gelten." Allein dieses Korrektiv tut unserer heutigen Kultur gut. Gilgamesch lesen für alle! :-)
Ob wir in unserem historischen Bewusstsein wieder einen Zugang dazu finden, dass die sozialen Ursprünge einen Zusammenhang mit den Geschlechterrollen und der Sexualität haben, ist eine interessante Frage. Für unsere Zeit wäre schon viel gewonnen, wenn die "Wissenschaft" nicht so einseitig männlich dominiert wahrgenommen werden würde. Dabei hat eine "asexuelle" Geschichtsschreibung sicher ihren Preis. Andererseits überfrachtet vielleicht die Betonung des Sexuellen ("Satz der sumerischen Sexarbeiterinnen") die Sache mit einer Komplexität, wo wir heute schon die größte Mühe haben, unsere Fragestellungen zu definieren und Antworten zu finden.
Siehe z. B. den Spiegel-Artikel "Rätsel der heiligen Huren":
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69629004.html
Dabei fällt allerdings das Durcheinander auf, das entsteht, wenn man beliebig zwischen Antike und Babylon hin- und herspringt; wenn die patriarchale Umgestaltung der Gesellschaft, auf die du abhebst, aus dem Blick gerät...
Grüße von l4f
danke - ich lese deine wissenschaftlich-historischen Beiträge mit Vergnügen!
Ich habe selbst einige (didaktische) Ausarbeitungen zur Geometrie, zur Geschichte der Entdeckung von Wurzel aus 2, zu Pythagoras u. a. geschrieben. Mich fasziniert das genetische Nacherzählen, das Sich-Einklinken in den griechisch-arabischen Überlieferungsstrang und die Rückführung auf den sokratischen Zugang, der nur die Erfahrung und die Lust am eigenen Nachdenken voraussetzt. Deshalb landen wir immer wieder in der Denkwelt der Generationen vor und nach Sokrates - und nur exkursweise bei den Sumerern. Denn wir wissen nicht, ob und wie die Tradition von Babylon nach Griechenland vermittelt wurde.
In mathematischer Hinsicht finde ich bei den Sumerern das Spannende, dass sie über ein klares Verständnis der Zusammenhänge verfügten, sich aber gleichwohl - aus unserer Sicht - mit Annäherungen begnügen mussten.
Bei dir lese ich mit Vergnügen, wie dieses Wissen in einem sozialen Zusammenhang steht: Die Frau als Kulturträgerin, während "die Männer es ja, laut Mythos, hauptsächlich als ihre Aufgabe ansahen, mit dem Knüppel herum zu laufen und Menschen zu erschlagen, um als 'Held' zu gelten." Allein dieses Korrektiv tut unserer heutigen Kultur gut. Gilgamesch lesen für alle! :-)
Ob wir in unserem historischen Bewusstsein wieder einen Zugang dazu finden, dass die sozialen Ursprünge einen Zusammenhang mit den Geschlechterrollen und der Sexualität haben, ist eine interessante Frage. Für unsere Zeit wäre schon viel gewonnen, wenn die "Wissenschaft" nicht so einseitig männlich dominiert wahrgenommen werden würde. Dabei hat eine "asexuelle" Geschichtsschreibung sicher ihren Preis. Andererseits überfrachtet vielleicht die Betonung des Sexuellen ("Satz der sumerischen Sexarbeiterinnen") die Sache mit einer Komplexität, wo wir heute schon die größte Mühe haben, unsere Fragestellungen zu definieren und Antworten zu finden.
Siehe z. B. den Spiegel-Artikel "Rätsel der heiligen Huren":
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-69629004.html
Dabei fällt allerdings das Durcheinander auf, das entsteht, wenn man beliebig zwischen Antike und Babylon hin- und herspringt; wenn die patriarchale Umgestaltung der Gesellschaft, auf die du abhebst, aus dem Blick gerät...
Grüße von l4f
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- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
RE: Das Gilgamesch-Epos
"Denn wir wissen nicht, ob und wie die Tradition von Babylon nach Griechenland vermittelt wurde."
oh doch, das ist bekannt!
Die Ursprünge der "Mathematik" kamen, was man bisher weiß,
aus der Gegend von Harappa, einer Kultur in Nordwestindien,
die etwa 8000-5000 v.u.Z ihren Höhenpunkt hatte. Die Sumerer
und Ägypter erfuhren davon, und entwickelten das Wissen in
einer Wechselbeziehung weiter.
Hier eine knappe Übersicht über die Zusammenhänge:

Zur Erläuterung:
durchgezogene Pfeile sind gesicherte Auswirkungen, gestrichelte
hingegen sind vermutete. Doppelpfeile sind Wechselwirkungen,
einfache sind reine Übernahme von Wissen.
Das große Rätsel ist eigentlich, dass die Mayas eine sehr hoch
entwickelte Mathematik hatten, ohne dass die Kulturen vor
ihnen irgend einen Schimmer davon hatten!
Und genau so rätselhaft sind die Mayas verschwunden.
Nimmt man alleine das Kalendersystem her: statt einem Zehner-
System wie wir, hatten sie ein Zwanzigersystem. Die Woche hatte
20 Tage. Aber die Zählweise der Tage beruhte auf einem 13er-System!
Das wiederum war kombiniert in einer 13x20 Matrix (Tsolkin) ,
mit einem 260-Tage-Rhythmus! So bekam jeder einzelne Tag
von den 260 eine Doppelsignierung, die ihn einmalig machte.
Die 20 war so wichtig, dass sie auch das Mayawort für "Mensch"
prägte: "hunvinik", wobei das "hun" ein Wort für "Einheit" ist,
und "vinik" >= 20. Wörtlich übersetzt: "Einheit von zwanzig
(Finger & Zehen).
Auf italienisch heißt 20 =venti, französich = vent.
Und die Silbe "hun" ähnelt auch sehr "human", oder "umano",
auf thailändisch ist es "khun"!
Wie man sieht, gehörten die alten Griechen und Europäer zu den
Rückständigsten. Die Griechen waren auch das gewalttätigste,
und somit logischerweise auch das dümmste, und primitivste Volk
in jenen Jahrhunderten. Alle anderen Völker waren wesentlich
höher entwickelt. Man kann mit gutem Recht die Positin der "alten
Griechen" mit denen der Taliban vergleichen!
Nachgewiesen ist, dass in Harappa, und im Sumer zwischen
5000 und 3500 eine matrilokale und matrilineare Kulturgruppe
existierte, wobei sich das ab etwa 3500 v.u.Z. mit dem
erstarkenden Patriarchat überlagerte. Dadurch verschwanden
auch die runden Formen in der Architektur, und
die rechteckige Form trat häufiger auf.
Nun, bei irrationalen Zahlen muss man sich immer mit Annäherungen
beschränken, es sei denn, man schreibt in Brüchen, und dann
ist man sehr exakt, was z.B. die altägyptische Mathematik tat!
Statt Kommazahlen verwendeten sie Brüche, die zwar kmplizierter
im Umgang waren, aber dafür immer genau!
"Gilgamesch lesen für alle! :-) "
Tja, das wäre für viele ein richtiger Kulturschock, zu erfahren,
dass Sexarbeiterinnen einen VIP-Status hatten, wie heute
Filmstars, Sängerinnen und Theaterdiven!
Im dem Sinn ist die Endung "-arbeiterinnen", die ich hier verwende
eigentlich unangebracht, wenn man das Wort "Arbeiterin" in der
heutigen Semantik verwendet. Vielleicht wäre dann "Escort-Hetäre" besser?
Was den Spiegelartikel angeht, so ist dieser sehr schwach recherchiert!
Man braucht nicht in die Antike schauen, um die Verbindung von
Sakralem und Prostitution zu finden: mindestens die Hälfte aller
Päpste hielten sich Bordelle, und viele hatten ihr Privatbordell.
Im Artikel wurde der Sex zwischen Schamchat und Enkidu
erwähnt. Was fehlt, ist der Hinweis, dass Schamchat die führende
Frau an der Seite des Königs war, und dass sie Enkidu das
soziale Benehmen beibrachte. Dabei war Schamchat nicht dem
König unterstellt, sondern sie erhielt ihre Anweisung von der
Großen Göttin.
ciao!
una buona serata!
Nicole
oh doch, das ist bekannt!
Die Ursprünge der "Mathematik" kamen, was man bisher weiß,
aus der Gegend von Harappa, einer Kultur in Nordwestindien,
die etwa 8000-5000 v.u.Z ihren Höhenpunkt hatte. Die Sumerer
und Ägypter erfuhren davon, und entwickelten das Wissen in
einer Wechselbeziehung weiter.
Hier eine knappe Übersicht über die Zusammenhänge:

Zur Erläuterung:
durchgezogene Pfeile sind gesicherte Auswirkungen, gestrichelte
hingegen sind vermutete. Doppelpfeile sind Wechselwirkungen,
einfache sind reine Übernahme von Wissen.
Das große Rätsel ist eigentlich, dass die Mayas eine sehr hoch
entwickelte Mathematik hatten, ohne dass die Kulturen vor
ihnen irgend einen Schimmer davon hatten!
Und genau so rätselhaft sind die Mayas verschwunden.
Nimmt man alleine das Kalendersystem her: statt einem Zehner-
System wie wir, hatten sie ein Zwanzigersystem. Die Woche hatte
20 Tage. Aber die Zählweise der Tage beruhte auf einem 13er-System!
Das wiederum war kombiniert in einer 13x20 Matrix (Tsolkin) ,
mit einem 260-Tage-Rhythmus! So bekam jeder einzelne Tag
von den 260 eine Doppelsignierung, die ihn einmalig machte.
Die 20 war so wichtig, dass sie auch das Mayawort für "Mensch"
prägte: "hunvinik", wobei das "hun" ein Wort für "Einheit" ist,
und "vinik" >= 20. Wörtlich übersetzt: "Einheit von zwanzig
(Finger & Zehen).
Auf italienisch heißt 20 =venti, französich = vent.
Und die Silbe "hun" ähnelt auch sehr "human", oder "umano",
auf thailändisch ist es "khun"!
Wie man sieht, gehörten die alten Griechen und Europäer zu den
Rückständigsten. Die Griechen waren auch das gewalttätigste,
und somit logischerweise auch das dümmste, und primitivste Volk
in jenen Jahrhunderten. Alle anderen Völker waren wesentlich
höher entwickelt. Man kann mit gutem Recht die Positin der "alten
Griechen" mit denen der Taliban vergleichen!
Nachgewiesen ist, dass in Harappa, und im Sumer zwischen
5000 und 3500 eine matrilokale und matrilineare Kulturgruppe
existierte, wobei sich das ab etwa 3500 v.u.Z. mit dem
erstarkenden Patriarchat überlagerte. Dadurch verschwanden
auch die runden Formen in der Architektur, und
die rechteckige Form trat häufiger auf.
Nun, bei irrationalen Zahlen muss man sich immer mit Annäherungen
beschränken, es sei denn, man schreibt in Brüchen, und dann
ist man sehr exakt, was z.B. die altägyptische Mathematik tat!
Statt Kommazahlen verwendeten sie Brüche, die zwar kmplizierter
im Umgang waren, aber dafür immer genau!
"Gilgamesch lesen für alle! :-) "
Tja, das wäre für viele ein richtiger Kulturschock, zu erfahren,
dass Sexarbeiterinnen einen VIP-Status hatten, wie heute
Filmstars, Sängerinnen und Theaterdiven!
Im dem Sinn ist die Endung "-arbeiterinnen", die ich hier verwende
eigentlich unangebracht, wenn man das Wort "Arbeiterin" in der
heutigen Semantik verwendet. Vielleicht wäre dann "Escort-Hetäre" besser?
Was den Spiegelartikel angeht, so ist dieser sehr schwach recherchiert!
Man braucht nicht in die Antike schauen, um die Verbindung von
Sakralem und Prostitution zu finden: mindestens die Hälfte aller
Päpste hielten sich Bordelle, und viele hatten ihr Privatbordell.
Im Artikel wurde der Sex zwischen Schamchat und Enkidu
erwähnt. Was fehlt, ist der Hinweis, dass Schamchat die führende
Frau an der Seite des Königs war, und dass sie Enkidu das
soziale Benehmen beibrachte. Dabei war Schamchat nicht dem
König unterstellt, sondern sie erhielt ihre Anweisung von der
Großen Göttin.
ciao!
una buona serata!
Nicole
-
- Silberstern
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RE: Das Gilgamesch-Epos
Das Gilgamesch-Epos war dieses Jahr meine Feiertags-Lektüre -- sehr zu empfehlen! Der Fruchtbare Halbmond ist ja schließlich die Wiege auch unserer Kultur und angesichts der aktuellen Konflikte in der Region tut es gut, sich dies mal wieder zu verdeutlichen.
Ich habe diese frei zugängliche Fassung gelesen: http://www.jasoncolavito.com/epic-of-gilgamesh.html (über das etwas merkwürdige Vorwort des Herausgebers kann man getrost hinwegsehen).
Nicole hat das Wesentliche hier ja schon gut und ausführlich dargestellt, insofern habe ich gar nicht viel Neues beizutragen.
Mich hat jedenfalls beeindruckt
- dass wir im Epos eine eindeutige schriftliche Evidenz haben über die konstituierende Rolle, die die Prostitution (neben Brot und Bier) bei der Entstehung der Zivilisation gespielt hat
- dass sich auch deutlich herauslesen lässt, dass die Prostitution eine deutlich größere Verbreitung, Differenzierung und Normalität hatte, als dies beispielsweise in der Überlieferung Herodots (über die "Tempelprostitution") den Anschein hat oder neuerdings von reaktionären Feministinnen zur Gänze bestritten wird.
Ich habe diese frei zugängliche Fassung gelesen: http://www.jasoncolavito.com/epic-of-gilgamesh.html (über das etwas merkwürdige Vorwort des Herausgebers kann man getrost hinwegsehen).
Nicole hat das Wesentliche hier ja schon gut und ausführlich dargestellt, insofern habe ich gar nicht viel Neues beizutragen.
Mich hat jedenfalls beeindruckt
- dass wir im Epos eine eindeutige schriftliche Evidenz haben über die konstituierende Rolle, die die Prostitution (neben Brot und Bier) bei der Entstehung der Zivilisation gespielt hat
- dass sich auch deutlich herauslesen lässt, dass die Prostitution eine deutlich größere Verbreitung, Differenzierung und Normalität hatte, als dies beispielsweise in der Überlieferung Herodots (über die "Tempelprostitution") den Anschein hat oder neuerdings von reaktionären Feministinnen zur Gänze bestritten wird.
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RE: Das Gilgamesch-Epos
Danke für die Reaktualisierung dieses Themas
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- Registriert: 12.07.2009, 10:47
- Wohnort: 2380
- Ich bin: Keine Angabe
Super!
Hmm, naja, große Teile der Menschheitsgeschichte die man uns lehrt, sind Märchen und gelogen.
Hier nachzustöbern ist eine hochinteressante Sache.
Aktuell explodiert geradezu DAS Thema -
spannende Sache und durchaus logisch. Hört mal rein und seht das neue Jahr aus einem völlig anderen Blickwinkel.
In diesem Sinne - Guten Rutsch und ein schönes 2017.
https://www.youtube.com/user/ToniGermania/videos
Hmm, naja, große Teile der Menschheitsgeschichte die man uns lehrt, sind Märchen und gelogen.
Hier nachzustöbern ist eine hochinteressante Sache.
Aktuell explodiert geradezu DAS Thema -
spannende Sache und durchaus logisch. Hört mal rein und seht das neue Jahr aus einem völlig anderen Blickwinkel.
In diesem Sinne - Guten Rutsch und ein schönes 2017.
https://www.youtube.com/user/ToniGermania/videos
BEVOR DU ÜBER JEMANDEN URTEILST, ZIEH DIR SEINE SCHUHE AN UND GEH DEN SELBEN WEG......