Transsexualität

Treffpunkt für Menschen mit Interesse an dem Thema Transidentität bzw. Transsexualität
Hanna
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Transsexualität

Beitrag von Hanna »

Liebe Leute,

da verschiedentlich der Wunsch an mich herangetragen wurde, eröffne ich hier ein neues Thema unter dem Titel:
"Was ihr schon immer über Transsexualität (und verwandte Gebiete, TV,DWT) wissen wolltet, aber bisher nicht zu fragen wagtet." :003

vorab drei Hinweise:

1, Es gibt hier im Forum bei Sexarbeit + Politik ein Thema mit dem Titel Sexarbeit + Transsexualität. Dieses sollte hier also nicht im Vordergrund stehen
2. als erste Info ist auch die Seite von der dgti (deutsche Gesellschaft für Transsexualität) gut zu brauchen. vgl www.dgti.org
3. Ich weiß natürlich auch nicht alles, aber ich lerne dadurch vielleicht am meisten, weil ich mich manchmal erst selbst schlau machen muß :002

als fragt frei von der Leber weg!

liebe Grüße

Hanna

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Hm, bin sehr für diesen Thread - aber nicht gerade im "Mitglieder stellen ich vor" - Bereich. Wo könnte man das hinverpflanzen?

Mich selbst würde interessieren, wann Dir selbst das erste Mal bewusst wurde, dass Du mit dem Dir auferlegten Rollenbild nicht stimmig bist. Wie sehr verdrängt man den Gedanken anfangs, wie sehr wehrt man sich (bewusst oder unbewusst). Ist es ein Entdecken der Lust oder ist es eher ein Entdecken der unpassenden Legende in der man verwoben ist?

Christian

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Lady Katarina
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Beitrag von Lady Katarina »

Grüß Euch,

also ich denke, es kommt ganz darauf an, unter welchem Aspekt wir das jeweilige Thema behandeln. Da würde ich es dann eröffnen, bzw hinschieben.

Unter Vorstellungen passt es tatsächlich nicht wirklich.

Es gäbe natürlich die Möglichkeiten:

Sexarbeit und Psyche
SM
Sexarbeit in der Gesellschaft & Politik
Psychologie in der Sexarbeit
Haushalt, Kinder und Familie

oder, da es immer mehr werden, ne eigene Unterkategorie.

Ich bin jederzeit für Fragen/Antworten da, wenn in diesem Belangen was ansteht.
Kenne mich da doch sehr gut aus. Bewege mich einerseits viele Jahre in der TG/TS-szene und lebe auch schon etliche Jahre mit einer zusammen und bin auch mit einigen Beratungsstellen sehr gut - sprich mit ihren Mitgliedern.

Kann also gern weiterhelfen bzw. Auskünfte geben und vermitteln.

Lieben Gruß,
Katarina

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kaktus
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Beitrag von kaktus »

Hallo,
ich bin auch sehr an diesem Thema interessiert.
Wir haben doch alle männliche und weibliche Anlagen und werden durch unsere (sichtbaren) Unterscheidungsmerkmale eingestuft und so erzogen!
---oder auch nicht! Meine Eltern wollten einen Sohn und eine Tochter und ich wurde bis zum Schulbeginn in Mädchenkleider gesteckt und hatte auch eine Mädchenfrisur und dann mutierte ich eben---
Aber wie sieht es mit der Seele aus?
Und wie und wann entscheidet man sich wenn sich das Männliche und Weibliche die Waage halten?
Es sind wirklich viele Fragen auf die ich nie Antwort bekommen habe da niemand bereit war eine Antwort zu geben.

LG Kaktus

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ex-oberelfe
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Beitrag von ex-oberelfe »

auch ich bin an dem werdegang dieses themas sehr interessiert...
da auch ich zwei transsexuelle freundinnen habe, beschäftige ich mich auch seit einiger zeit bewusst mit diesem thema.
ebenfalls war ich vor einem jahr auf einer tagung in wien zu diesem thema, welche sehr interessant war.
interessieren würde mich auch, wie es in europa nun mit den rechten von transsexuellen aussieht, ob und wie weit sich etwas verändert hat (namensänderung ohne operation, berufsleben, diskriminierung, etc)
ebenfalls interessiert mich sehr das thema sexualität in diesem bereich.
lg oe
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>

Hanna
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Beitrag von Hanna »

Hallo zusammen,
wollte eigentlich erst eine pn nur an Christian schicken um ihm eine Rubrik vorzuschlagen wo man dieses Thema abhandelt. Nach reifl. Überlegung bin ich aber zu dem Schluß gekommen, daß man dies hier diskutieren sollte.
Mein Vorschag wäre, es in die Rubrik "Krankheiten - Schutz und Diagnose" zu verschieben, denn Transsexualität braucht eine Diagnose, es ist ein Syndrom und der Betroffene hat einen Leidensdruck der medizinische Behandlung nötig macht.
Alternativ wäre für mich noch die Rubrik "Sexarbeit und Politik" vorstellbar.
liebe Grüße
Hanna
Augen gab uns Gott ein Paar / um zu schauen rein und klar / um zu GLAUBEN was wir lesen / wär ein Aug' genug gewesen (aus HH. zur Teleologie)

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Beitrag von Zwerg »

Als Krankheit kann man Transsexualität keines Falls einordnen (ich verstehe schon, wie es gemeint ist, aber da gibt es sicherlich Einige, welche die Erklärung von Dir nicht lesen und sich genau an dieser Formulierung stoßen).

Sexarbeit und Politik finde ich auch unpassend, da diese Spielform der Sexualität zwar um Anerkennung ringen mag, aber doch eher gesellschaftlich diskutiert gehören würde.

Hm, ich denke, dass ein neues Unterforum doch die beste Lösung wäre. Wenn keine vehemente Gegenwehr erfolgt, richte ich es heute Abend ein....

Liebe Grüße

Christian

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certik
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Beitrag von certik »

Zwerg hat geschrieben:Als Krankheit kann man Transsexualität keines Falls einordnen (ich verstehe schon, wie es gemeint ist, aber da gibt es sicherlich Einige, welche die Erklärung von Dir nicht lesen und sich genau an dieser Formulierung stoßen).

Sexarbeit und Politik finde ich auch unpassend, da diese Spielform der Sexualität zwar um Anerkennung ringen mag, aber doch eher gesellschaftlich diskutiert gehören würde.

Hm, ich denke, dass ein neues Unterforum doch die beste Lösung wäre. Wenn keine vehemente Gegenwehr erfolgt, richte ich es heute Abend ein....

Liebe Grüße

Christian
Hallo Christian,

stimme Dir in allen Punkten zu und halte auch ein eigenes Unterforum für das Beste.

LG certik
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *

Hanna
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Krankheit

Beitrag von Hanna »

Lieber Certik, lieber Christian,

bin einverstanden mit einer neuen Rubrik, weil ich genau diese Akzeptanzprobleme insbesondere bei Betroffenen natürlich auch sehe. Deswegen wollte ich es auch offen diskutieren.

Allerdings habe ich kein Problem mit dem Begriff Krankheit und bitte auch zur Kenntnis zu nehmen, daß Transsexualität sogar in der Internationalen Krankheitsklassifikation (ICD-10) mit der Codierung F64.0 aufgenommen wurde.

Es ist aber weder eine körperliche noch eine psychische Erkrankung. Sowohl Körper als auch Seele können per se gesund sein. Aber die Geschlechtsidentitätsstörung bewirkt einen psychischen Leidensdruck der krankheitswertig sein kann.

Außerdem sollten die Menschen aufhören sich als minderwertig zu fühlen, weil sie krank sind. Ich beschließe mit einem Bonmot:
Heutzutage gibt es keine gesunden Menschen mehr sondern nur nicht ausreichend diagnostizierte..

beste Grüße
Hanna
die trotzdem mit eurer Entscheidung einverstanden ist

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Beitrag von RedAmber »

Hallo Hanna,
ich habe mich noch nie mit dem Thema Transsexualität auseinander gesetzt...zumindest nicht wirklich Umfassend.


Gibt es verschiedene Abstufungen der Transsexualität?
Ich meine hierbei nicht den Unterschied zwischen der Lust sich zu verkleiden und dem Bedürfniss ein Mann/ bzw eine Frau zu sein.

Wie nimmt dein Umfeld dich wahr..als Frau...als verkleideter Mann?
Wie ist die Akzeptanz in deinem speziellem Fall?
Ich hoffe meine Fragen sind dir nicht zu Persönlich, wenn du nicht Antworten magst ist das für mich völlig Ok

:002
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Liebe Grüße Nele

Hanna
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für RedAmber

Beitrag von Hanna »

hallo Nele,
das sind genau die Fragen, die mir am häufigsten gestellt werden und deshalb hier meine ausführliche Antwort

"Gibt es verschiedene Abstufungen der Transsexualität?"

ich behaupte, ja. Zumindest ist die Heftigkeit des Leidensdrucks oder des Bedürfnisses dem anderen Geschlecht anzugehören m.E. unterschiedlich, wie ich aus Schilderungen Betroffener in Selbsthilfegruppen weiß. FzM Transsexuelle outen sich im Schnitt auch 10Jahre früher (mit Mitte 20) als MzF Transsexuelle, wo die gesellschaftliche Akzeptanz problematischer ist.

"Ich meine hierbei nicht den Unterschied zwischen der Lust sich zu verkleiden"
...das wäre für mich ein Transvestit

"und dem Bedürfniss ein Mann/ bzw eine Frau zu sein."
permanent dem dem Körper entgegengesetzten Geschlecht angehören zu wollen das wäre ein/e Transexuelle/r

"Wie nimmt dein Umfeld dich wahr..als Frau...als verkleideter Mann?"
es wird besser. Neulich hatte ich an der Tankstelle ein lustiges Erlebnis. Eine Frau die in der Handtasche nach ihrem Geld kramte wollte mich vorlassen. Sie sagte zum Tankwart. "Ach lassen sie doch die Frau...(genauerer Blick auf mich) ...äh den Mann (scharfer Blick von mir zurück) ...äh die Frau vor."
Es ist ganz lustig was man erlebt. ich bin ein wenig gehandicapt durch meine Größe und meine tiefe Stimme (Problem Telefonsituation) aber viele laufen auch an der Straße an mir vorbei. Nur wer mich genauer fixiert wird iritiert

"Wie ist die Akzeptanz in deinem speziellem Fall?"
von Frauen sehr verständnisvoll, bei Männern durchwachsen. hängt wahrscheinlich ua. davon ab, ob sie eher Amitionen haben oder vor der eigenen weiblichen Komponente in sich erschrecken. Auch vom Alter. Junge sind unkomplizierter
Familie u. Bekanntenkeis ist ok bis auf meine Ex-Frau. kommt darauf an wie man auftritt. Am besten wie selbstverständlich, nonchalant. Habe auch schon gehört, daß man in gewissen Kreisen sich mit so was schmückt um als tolerant zu gelten.
Und es hängt von der Gesellschaftsschicht ab in der man sich bewegt. Was die Leute hinter meinem Rücken reden, weiß ich natürlich nicht immer, aber ich bin soweit,daß es mich nicht mehr interessiert. Halte mich an Oberelfes Wahlspruch "Lebe deine Träume..."

beste Grüße

Hanna





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RedAmber
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Beitrag von RedAmber »

Lieben Dank für deine ausführliche Antwort Hanna

Du erwähntest deine Exfrau...war es für dich nicht extrem Schwer mit ihr irgend wann dieses offene Gespräch zu führen oder wußte sie schon davon?
Was denkst du was sie am meisten Verletzt hat dein Verschweigen oder das Gefühl Machtlos zu sein?
Wie lang hast du gebraucht bis du irgend wann so weit warst, zu sagen ich will so nicht weiter machen?
Was waren die Konsequenzen für dich außer dem Verlust von evtl. Familie und einigen Freunden?
Wenn du die Zeit zurück drehen könntest was würdest du anders machen..Früher zu dem stehen was du bist und wie du fühlst?
Ich denke mal es war nicht sehr Einfach für dich und du hast mit sehr viel Ablehnung und Wiederstand und Vorurteilen zu kämpfen gehabt.
Dein Wissen Heute in wie weit würde es deine Entscheidung beeinflussen...würdest du den selben Weg noch einmal gehen ?

Eine andere Frage die ich mir schon sehr oft gestellt habe:
Warum findet man Transsexuelle so häufig im Gewerbe an?
Manchmal kommt es mir so vor als wenn es nur im Gewerbe die Möglichkeit für sie gibt so zu leben wie sie wollen...ist es wirklich so extrem Schwer für Menschen wie dich von den "Normalos" akzeptiert zu werden?
Mir sind im Gewerbe schon sehr viele Transsexuelle begegnet und immer wieder habe ich mich dabei ertappt wie ich Mitleid empfand...weil ich immer irgend wie das Gefühl hatte, das es nicht das Leben war was sie sich gewünscht und Vorgestellt haben..sie aber keine andere Chance bekommen von der Gesellschaft.
Liege ich mit diesem Empfinden sehr falsch?


Ich hatte vor einem Jahr mal eine sehr unangenehme Erfahrung in der ein Transsexueller eine Rolle spielte.
Ich hatte einen Termin bei einem Frisör( mein einziger und Letzter dort) Gerade wurde die Ladeninhaberin mit ihrer Kundin fertig und erst als die Frau sich ihre Jacke nahm merkte ich das es eigentlich ein Mann war.
Die Frisörin bemerkte meinen Blick und war sofort bemüht mir zu versichern das sie diesem "Mann" nur noch Termine außerhalb der Öffnungszeiten geben würde.
Was mich ziemlich empörte weil ihre Begründung war das sich die älteren Kundinnen daran stören würden.
Ich hab sie dann gefragt ob sie dann dicken und hässlichen Kundinnen auch nur noch Termine außerhalb der Öffnungszeiten geben würde sobald sich eine der Kundinnen daran stören würden?
Daraufhin wurde sie ziemlich Ruppig und meinte dann es wäre ihr Geschäft und sie könne entscheiden wen sie bedienen würde und wen nicht...Ich:
Aha zu den Öffnungszeiten ist das Geld dieser Frau hier nicht gerne gesehen aber außerhalb der Öffnungszeiten dann wohl?
Damit war dann mein Frisörbesuch beendet die Dame bat mich dann ihren Laden zu verlassen so etwas müsse sie sich nicht Sagen lassen
Was mich am meisten geärgert hat, das diese Diskreminierung nur wegen mir hatte statt finden können..hätte ich nicht rübergesehen und wäre mir nicht mein Erstaunen an zu merken gewesen hätte diese feine Madam sicherlich den Mund gehalten.
Blöde Nuß ich
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Liebe Grüße Nele

Hanna
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Beitrag von Hanna »

Hallo Oberelfe,

auch Du hast einige wichtige Fragen aufgeworfen.

1. "interessieren würde mich auch, wie es in europa nun mit den rechten von transsexuellen aussieht, ob und wie weit sich etwas verändert hat"

ich kann hier natürlich nur auf die Situation in Deutschland bezogen antworten. Das deutsche Transsexuellengesetz (TSG)galt mal zu seiner Verabschiedung (ca 1980) als das fortschrittlichste der Welt ist aber aus heutiger Sicht verbesserungsbedürftig

2. "...namensänderung ohne operation...",

hier muß man unterschieden zwischen Namens- und Personenstandsänderung. Eine Vornamensänderung ("kleine Lösung") ist möglich auch ohne Operation. Man verbleibt jedoch im Ursprungsgeschlecht: Ich wäre also dann "Herr Hanna H." :003
eine Personenstandsänderung hat zur Voraussetzung, daß man dauerhaft fortpflanzungsunfähig ist und sich einem die äußeren Geschlechsmerkmale veränderten operativen Eingriff unterzogen hat. (also Sterilisation reicht nicht aus)

3. "...Berufsleben..."

hängt von mehreren Faktoren ab. Bei FzM meist unproblematisch.
In meiner Selbsthilfegruppe sind mehrere MzF Transsexuelle, die erhebliche Schwierigkeiten haben und hatten. Insbesondere weil sie in männlichen Ausbildungsberufen arbeiten/arbeiteten. Eine gute Freundin (im Baustoffhandel tätig) von mir wurde nach 12 jähriger Betriebszugehörigkeit regelrecht hinausgemobbt, eine weitere Bekannte (Lastwagenfahrerin) hat ebenfalls erh. Schwierigkeiten mit ihrem Chef, eine andere (technischer Vertrieb) berichtet auch von erheblichen Problemen.
Selbstständige habens da leichter (Rechtsanwälte, Steuerberater, Ärzte)

3. "... Diskriminierung..."
da erzähl ich was von mir: Wollte in Leipzig in einen Tennisclub, war nicht möglich, weil keiner (von den wenigen in Frage kommenden Herren) mit mir spielen wollte obwohl der Präsident (ein Herr Herrschelmann!) sich redlich bemühte. Habe bisher auch in meinem alten Beruf keine Anstellung bekommen. Jeder Personalchef sieht da wahrscheinlich innerbetriebliche Probleme oder mit Kunden und außerdem falle ich ja für mind. 2 Monate aus wenn ich mich oprerieren lasse!
Diese Situation könnte man allerdings verbessern wenn der Gesetzgeber den Betroffenen für die Zeit des "Umbaus" einen Schwerbeschädigtenstatus zukommen ließe.
weiteres Beispiel: Als ich vom AA eine Fortbildungsmaßnahme bekam, ging ich in dem Institut wie selbstveständlich aufs Damenklo... Hinterher habe ich vom Institutsleiter erfahren, daß da einige andere Damen erheblich Anstoß genommen hätten. Meine Freundin aus dem Baustoffhandel hatte ihre einzige Kollegin gefragt ob sie aufs Damenklo im Betrieb dürfte. diese hat das heftig verneint. :009
was lehrt uns die Story? Wer viel frägt geht lang irr! (altfränkisches Sprichwort)


4. "ebenfalls interessiert mich sehr das Thema Sexualität in diesem Bereich."

das ist nun wirklich ein weites Feld...
da will ich hier nur von den MzFs sprechen.
eins vorab: überdurchschnittlich viele von uns sind lesbisch, (ich nicht) und haben offenbar erhebliche Akzeptanzprobleme bei ihrer Zielgruppe solange sie noch nicht operiert sind.
Wie empfindungsfähig die neugebildeten weiblichen Geschlechtsorgane sind, da habe ich unterschiedliches gehört und ich würde nicht alles glauben, was die Betroffenen erzählen.
Würde mich freuen wenn hier MzF Transsexuelle ihre Post-OP Erfahrungen schildern würden. OP-berichte gibts auch im Internet
ich persönlich nehme seit 6 Monaten die Pille und seit 3 Monaten Androcur (unterdrückt die männlichen Hormone) was de facto eine chemische Kastration ist. Meine männliche Libido ist tot, ich bin auch nicht mehr daran interessiert jdn zu penetrieren, aber meine weibliche Libido ist vorhanden. Sie funktioniert etwas so wie ich es von vielen Gesprächen mit Frauen her weiß.

so das wars,
ein wenig umfangreich aber es waren ja auch sehr grundsätzliche Fragen
mfg
Hanna



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RedAmber
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Beitrag von RedAmber »

In wie weit haben sich die Richtlinien für Geschlechtsumwandlungen zum Vorteil verändert.. oder ist es immer noch so schwer wie vor 10 oder 20 Jahren bis anerkannt wird das man Transsexuell ist und das eine Op Notwending ist für die seelische und körperliche Gesundheit dieser Person?
Hat es überhaupt eine Veränderung gegeben?
Erst vor einigen Wochen habe ich einen Bericht über ein kleines Mädchen gesehen die sich schon als sehr kleines Kind bewußt war, das sie kein Junge ist.
In wie weit hat sich etwas in diesem Bereich getan..weißt du etwas darüber?
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Liebe Grüße Nele

Hanna
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Erziehung oder Veranlagung

Beitrag von Hanna »

Hallo Kaktus,

auch du hast eine fundamentale Frage aufgeworfen:
"Wir haben doch alle männliche und weibliche Anlagen und werden durch unsere (sichtbaren) Unterscheidungsmerkmale eingestuft und so erzogen!
---oder auch nicht! Meine Eltern wollten einen Sohn und eine Tochter und ich wurde bis zum Schulbeginn in Mädchenkleider gesteckt und hatte auch eine Mädchenfrisur und dann mutierte ich eben---"

man kann niemanden zu Mann oder Frau erziehen. Jeder wehrt sich früher oder später und sucht sich das Geschlecht, dem er sich zugehörig fühlt. In den allermeisten Fällen das biologische.
Bezüglich des Anteils Transidenter an der Gesamtbevölkerung schwanken die Schätzungen von 1:500 bis 1:50000! Ersteres halte ich für wahrscheinlicher.

Der letzte Stand der Wissenschaft, so hat mir mein Psychologe erzählt ist, daß die Ursache der Transidentität in Anomalien im 3. bis 7. Schwangerschaftsmonat zu suchen sind.
Deswegen kann man das auch durch Erziehung nicht beeinflussen.
Und als ich ihn fragte, ob man mich nicht durch Beigabe von zusätzlichen männlichen Hormonen rückpolen könnte, war seine Antwort: "Nein, da werden Sie nur depresssiv und ihnen fallen die Haare aus"


"Und wie und wann entscheidet man sich wenn sich das Männliche und Weibliche die Waage halten?"

da kenne ich niemanden, die Wünsche hier sind (unabhängig vom biologischen Geschlecht) immer eindeutig.

liebe Grüße

Hanna

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annainga
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Beitrag von annainga »

da haben wir wohl denselben bericht gesehen @nele, wobei ..... in meinem film ging es um eine jugendliche, sie war 16, transident, die eltern unterstützten die hormontherapie, eine op war nach dem 18. geburtstag anvisiert. ich fand das schon ziemlich tolerant, wieviele eltern hätten dies als "pubertäre spinnerei" abgetan.

wie war das in deiner kindheit @hanna?

deinen letzten beitrag habe ich fasziniert gelesen, du schilderst sehr plastisch, was in dir und anderen vorgeht. ein ehrlich spannendes thema, aus dem man viel lernen kann.

über einen punkt stutzte ich ein wenig: "überdurchschnittlich viele von uns sind lesbisch". hast du eine erklärung dafür?

liebe grüße von annainga

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Beitrag von RedAmber »

Stimmt annainga das war der bericht..ich war auch positiv überrascht als die Eltern erzählten das ihr Kind schon sehr früh ihnen klar machen konnte was nicht Richtig war und sie es nicht als kindliche Spielerei abgetan haben sondern sich sehr intensiv mit diesem Thema auseinander gesetzt haben und dem Mädchen sehr früh adäquate Unterstützung gegeben haben.
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Liebe Grüße Nele

Hanna
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Fragen über Fragen

Beitrag von Hanna »

Hallo Christian,

auch du wirfst grundsätzliche Fragen auf.

"Mich selbst würde interessieren, wann Dir selbst das erste Mal bewusst wurde, dass Du mit dem Dir auferlegten Rollenbild nicht stimmig bist."

Das kann ich nicht mehr genau sagen. Bereits deutlich vor der Pubertät habe ich Sachen meiner Mutter und meiner Großmutter angezogen. Was ich dabei empfunden habe, verschwindet etwas im Nebel der Erinnernung. In der Pubertät aber war mir das irgendwie bewußt und auch wieder nicht. Das ist schwer zu beschreiben. Mit Mitte 20 habe ich Berichte über Transsexuelle gelesen und im Fernsehen gesehen. Ab da wußte ich es im Prinzip.

"Wie sehr verdrängt man den Gedanken anfangs"

seeeehr

", wie sehr wehrt man sich (bewusst oder unbewusst)"

heftiger Verdrängungswettbewerb insb. wenn man beruflich und sportlich erfolgreich ist und gerade eine Familie gegründet hat.
Man überkompensiert auch. Meine Mutter sagte mir neulich: Den Mann hast du aber gut gespielt..."

" Ist es ein Entdecken der Lust"
es ist zum Kotzen.
In diesem Zusammenhang gestatte mir auch noch eine Feststellung: Niemand der diesen Weg geht, macht das zum Spaßvergnügen. Denn er hat ja keinerlei Vor- sondern nur Nachteile, wenn man von der Verbesserung des persönlichen Wohlbefindens absieht. Die Inqusitionen mancher Krankenkassen sind daher völlig deplaziert. Es gibt nur einzelne psychische Krankheitsbilder wo Transidentität als eine Form der Realitätsverleugnung vorkommt. das kann aber ein Psychologe durch Tests etc ausschließen.

Dazu noch eine persönliche Überlegung zum Abschluß:
ich hätte in meinem ursprünlichen Umfeld (Nürnberg u. Umgebung) unter allen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten nie die Kraft aufgebracht mich zu outen. Aber wir zogen aus beruflichen Gründen 1999 nach Jena, meine Schwiegereltern starben und da habe ich gemerkt, daß ich auch woanders gut einwurzeln kann. Dann kam noch ein einschneidendes Liebeserlebnis (zu einer Frau) dazu wo ich gemerkt habe es geht einfach nicht mehr. Seit dann habe ich den Beschluß gefaßt, dieses Pseudoleben zu beenden und nur noch als Frau zu leben und mich von meiner Frau zu trennen. Habe umfangreiche Recherchen angestellt bei Selbsthilfegruppen in der ganzen BRD. Dann habe ich auch gleich noch einen weiteren Ortswechseln nach Leipzig gemacht um völlig neu anzufangen. Seitdem bin ich trotz mancher negativer Erlebnisse glücklich wie noch nie...

liebe Grüße
Hanna

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Beitrag von Hanna »

Hallo Nele,
da hab ich offenbar eine Lawine losgetreten. komme kaum noch mit dem Antworten nach. Aber ich finde eure Fragen so interessant und spannend daß ich wie süchtig weitermachen muß. Also:

"Du erwähntest deine Exfrau...war es für dich nicht extrem Schwer mit ihr irgend wann dieses offene Gespräch zu führen oder wußte sie schon davon?
Was denkst du was sie am meisten Verletzt hat dein Verschweigen oder das Gefühl Machtlos zu sein?"

Es war schwer, es ist schwer und sie hats bis heute nicht akzptiert. alles weitere fällt unter Datenschutz. Bitte um Verständnis.

"Wie lang hast du gebraucht bis du irgend wann so weit warst, zu sagen ich will so nicht weiter machen?"
siehe antwort Christian

"Was waren die Konsequenzen für dich außer dem Verlust von evtl. Familie und einigen Freunden?"
habe meine Frau verloren, ansonsten nur gewonnen. insbesonders viele Freundinnen, ein gesundes Selbstbewußtsein und bin glücklich.

"Wenn du die Zeit zurück drehen könntest was würdest du anders machen..Früher zu dem stehen was du bist und wie du fühlst?"
unbedingt.

tschuldige aber mir fällt da ein Interviewausschnitt ein mit Karl Dall und Inge Meysel:
Karl Dall betont langsam mit hängendem Augenlid an seinem Bierglas drehend: "Frau .. äh ...Meysel...(Spannungspause) wenn sie ähm... (dreht am Bierglas) nochmals geboren würden....(Spannungspause) ...würden sie dann alles ....(bedrohlicher Lidaufschlag) ...WIEDER GENAUSO FALSCH MACHEN WIE IN DIESEM LEBEN???"

"Ich denke mal es war nicht sehr Einfach für dich und du hast mit sehr viel Ablehnung und Wiederstand und Vorurteilen zu kämpfen gehabt."
ab und zu aber eher nicht. Die positiven und komischen Momente überwogen. aber ich bin vielleicht auch in manchen Punkten ein Sonderfall.

Dein Wissen Heute in wie weit würde es deine Entscheidung beeinflussen...würdest du den selben Weg noch einmal gehen?"
unbedingt, nur viel früher

"Eine andere Frage die ich mir schon sehr oft gestellt habe:
Warum findet man Transsexuelle so häufig im Gewerbe an?"
vgl hierzu die Rubrik "Transsexuelle und Prostitution". da habe ich auch schon meine Meinung zum Besten gegeben.

"Manchmal kommt es mir so vor als wenn es nur im Gewerbe die Möglichkeit für sie gibt so zu leben wie sie wollen...ist es wirklich so extrem Schwer für Menschen wie dich von den "Normalos" akzeptiert zu werden?
Mir sind im Gewerbe schon sehr viele Transsexuelle begegnet und immer wieder habe ich mich dabei ertappt wie ich Mitleid empfand...weil ich immer irgend wie das Gefühl hatte, das es nicht das Leben war was sie sich gewünscht und Vorgestellt haben..sie aber keine andere Chance bekommen von der Gesellschaft.
Liege ich mit diesem Empfinden sehr falsch?"

Bezüglich meiner Person liegst du falsch, bei anderen kann ich nicht mitreden.
Habe allerdings in der Frobenstraße in Berlin und in der Schmuckstraße in HH schon einige Mädels mit erheblichen psychischen und Alkoholproblemen kennengelernt. Waren aber meist Ausländerinnen, deren Eingliederungschancen von Haus aus sehr viel schlechter waren.
Bei den Deutschen kommt es auf ihr unmitelbares familiäres und gesellschaftlich/berufliches Umfeld an...


"Ich hatte vor einem Jahr mal eine sehr unangenehme Erfahrung in der ein Transsexueller eine Rolle spielte...
...Was mich am meisten geärgert hat, das diese Diskreminierung nur wegen mir hatte statt finden können..hätte ich nicht rübergesehen und wäre mir nicht mein Erstaunen an zu merken gewesen hätte diese feine Madam sicherlich den Mund gehalten."

die Geschichte ist recht typisch für die auftretenden Alltagsprobleme von MzF TS mit schlichter gestrickten Personen. Und tatsächlich stellst du am Schluß die richtige Frage: Hilft man den Betroffenen überhaupt wenn man darauf reagiert?
Ich habe mir hier mehr eine nonverbale Kommunikation angewöhnt. Die ist schwerer angreifbar als eine moralische Argumentation. Der Rest ist auch eine Sache der Persönlichkeit der Betroffenen.
Allerdings meide ich auf der Straße Gruppen von männlichen Jugendlichen mit offenbar unzureichendem Bildungshintergrund insb. bei Nacht. Ich bin auch immer auf der Straße sehr wachsam und fahre nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

liebe Grüße

Hanna

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Beitrag von RedAmber »

Lieben Dank für deine Antwort Hanna,

Es macht einiges Klarer und einiges Unklarer für mich..aber so sind die Dinge nun ein mal sie sind nie einfach nur Schwarz oder Weiß

:002
Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.

Liebe Grüße Nele