Danke für eure Antworten! Ich würde mich freuen, wenn noch mehr kämen!
Hanna H. hat geschrieben:hallo Donald,
danke für Dein Engagement in dieser Sache. Gibt es dazu einen besonderen d.h. biographischen Grund?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin wirklich sehr zufällig darauf gekommen ( nachdem die Vermutung, die neuen Regelungen zur Kinderpornografie könnten sich bald nach US-Vorbild auch auf private Urlaubsbilder vom Strand auswirken in ein FKK-Forum gespült wurde, in dem ich mich als FKK-Anhänger bewege...).
Es haben mich an dem Gesetz mehrere Sachen auf Anhieb irritiert (Religionsmoral statt Rechtsgüterschutz, EU-Ministerrat statt parlamentarischer Demokratie, Populismus statt Sachlichkeit). Es ist sicher nur eines von vielen totalitären Gesetzen, die in der Zeit der großen Koalition über den Tisch gehen, nicht mal das schlimmste, aber (nur) bei diesem Gesetz war es so, dass die öffentliche und parlamentarische Wahrnehmung Anfangs gleich Null war. Es sollte ohne einen einzigen Pressebericht ohne eine Aussprache oder Information im Bundestag abgenickt werden. Über den anderen Schäuble/Zypries-Quatsch vom Abschuss von Passagiermaschinen über Parallelwelt Heiligendamm bis zur Vorratsdatenspeicherung wurde immerhin öffentlich debattiert.
Anfänglich noch keineswegs komplett gegen das Gesetz eingestellt, sondern nur skeptisch, wollte ich dazu beitragen, dass auch dieser wichtige Entscheidung erst nach eingehender Befassung mit der Sache getroffen wird. Daher
meine Petition, die ja sogar erfüllt wurde.
Meine persönliche Meinung: Niemand sollte SW werden unter 21-23 Jahren und ohne vorher eine abgeschlossene Berufsausbildung zu haben. Das Geld ist sonst zwar leicht verdient aber genauso leicht wieder ausgegeben.
Da stimme ich zu. Ich erhoffe mit hier ja mehr eine möglichst sachliche und wertungsfreie Bestandsaufnahme über die tatsächliche Verleitung zur Prostitution in den Fällen, die sich nach §182-als und §182-neu unterscheiden und wollte daher auch nicht gleich mit meiner Meinung dazu überfallen. Anyway, ich selber
habs vor kurzem mal so formuliert:
Das hat ganz entschieden etwas mir moralischer Verurteilung von Prostitution (oder allgemein Sexualität zu tun). Ebenso die suggestive Formulierung des BMJ, man wolle Kinder und Jugendliche vor einem "Abgleiten in die Prostitution" bewahren. Natürlich ist das Prostitutionsgewerbe äußerst problematisch und riskant und auch ich würde das keinem Jugendlichen guten Gewissens als Beruf empfehlen. Dennoch ist die propagierte Wertung (Prostitution ist "unten") auch wenig sachdienlich.
Hanna H. hat geschrieben:Eine Ausnahme mache ich bei Studentinnen, die ein Zubrot brauchen. Das ist oft die einzige Chance in vernünfiger Zeit sein Studium zu absolvieren, wenn man nicht von Papa gesponsort wird >>>siehe das Thema "mes cheres etudes", aber auch Micha Ebner in Berufsratgeber für Huren.
Soll übrigens in Deutschland sehr viel weniger üblich sein, als zB in Frankreich,
habe ich hier vor kurzem gelesen.
Ist zwar für meine Frage zu §182 irrelevant, weil Studentinnen ja volljährig sind, aber ein interessantes Thema. Selbstbestimmte junge Frauen, die ihr Leben in die Hand nehmen, oder ungerecht benachteiligte, die ihre Bildung nur noch mit einem Job finanzieren können, der ihnen zuwider ist?
die formulierung "hineingleiten" das klingt so nach "halb zog er sie, halb fiel sie hin" wahrsch. eher selten. Für die meisten ist das entweder ein vorsätzlicher Entschluß (nach mehr oder weniger innneren Kämpfen und aus den verschiedensten Motiven) oder durch Druck von außen.
Könnte man es so sagen, dass Prostitution, wenn es nicht wirklich selbstbestimmte Berufswahl ist, in erster Linie aus wirtschaftlicher oder sozialer Not entsteht?
Diesen Menschen würde man allerdings durch eine Kriminalisierung ihrer "Kunden" wohl auch nur recht bedingt helfen. Der §182 ist auch so formuliert, dass es eben nicht erst auf die gewerbliche Prostitution zielt (zb. wiederholt, mit wechselnden Partnern zu denen keine Beziehung besteht, gegen Geld) sondern schon auf die allerersten Anzeichen von "Sex gegen Entgelt" - auch zb. im Rahmen einer festen Beziehung.
Bei freier, informierter, selbstbestimmten Berufswahl geht es den Staat m.M. nach schlicht nichts mehr an. Das sehen die Politiker zum Teil zwar anders, aber wenigstens nach außen müssen sie eine legitime Begründung konstruieren.
ansonsten bin ich dafür, daß die Altersgrenze für Sex bei 14 Jahren bleibt. Die Menschen werden heute früher geschlechtsreif als vor 50 Jahren.
Die Altersgrenze von
§ 176 StGB, wird in dieser Runde immerhin noch nicht direkt angetastet. Andererseits wird bei der Heraufsetzung der Altersgrenze von "Kinderpornografie" schon jetzt ein Wertungswiderspruch geschaffen (Die Darstellung ist verboten, die eigentliche Handlung aber legal), der die wahrscheinlich bald auch noch folgende Änderung in diesem Bereich erleichtert.
Zwerg hat geschrieben:Bzgl. Deiner Fragestellung ist etwas eigenartiges passiert: Ich selbst habe in den letzten Monaten sehr intensive Gespräche mit SexarbeiterInnen auch über das Thema "Einstieg" geführt. Und bis Vorgestern habe ich nicht ein einziges Mal gehört, dass Jemand "zur Sexarbeit" durch Geschenke erzogen wurde. Soll heißen, dass der von Dir hinterfragte Fall eingetreten ist.
Ob du deine Schätzungen zum Thema "Einstieg" beziffern könntest? Du kennst bis jetzt also einen Fall, bei dem der Einstieg über ein "Delikt" nach §182-neu erfolgte. Einer von wie vielen ist das denn? Kannst du eine Strichliste oder so etwas machen?
Außer dass ich hier die interessierten Fachleute und Profis selber frage, wäre ich natürlich auch für Hinweise aus Studien oder andere Quellen dankbar, in denen das vielleicht schon beleuchtet wurde.
Gruß
Donald