"Die nackte Elite" von Silvia Jelincic zeigt "zweites Gesicht" der Manager - Ehefrauen tolerieren bezahlten Sex eher als Geliebte
Wien - Wenn Männer ins Bordell gehen, ist das wie wenn Frauen sich "beim Einkaufen etwas gönnen". Besuche in Freudenhäuser sind längst "salonfähig" geworden und gehören zum Networking in Unternehmerkreisen dazu. Diese provokanten Meinungen und Schlussfolgerungen stammen auf Silvia Jelincics Buch "Die nackte Elite" über das Liebesleben von Managern.
Anonym gesprochen
Ein Gewerkschafter schildert seine "Beziehung" zu einem Strichbuben, eine Prostituierte berichtet über ihre Erfahrungen. Psychoanalytikerin Rotraud Perner bescheinigt den Männern in Spitzenpositionen unter anderem einen stärkeren Hang zu Sado-Maso. Zu Wort kommen aber vor allem prominente und anonyme Manager, die über ihr "zweites Gesicht" abseits von Familie und stressigem Arbeitsalltag berichten.
Bordell-Besuch als Tabubruch
Ein Bordell-Besuch scheint in diesen Schilderungen - trotz manch gegenteiliger Beteuerung - allerdings nach wie vor eher ein Tabu-Thema als ein offenes Geheimnis zu sein. "Ich war noch nie in einem Bordell und werde mich eines Tages zur Ruhe legen, ohne je eines besucht zu haben", versichert unter anderem der Industrielle Hannes Androsch.
Werbe-Guru Holger Jung findet "Sex ohne den ganzen Rest gruselig". Auch der Wiener Teppichhändler Ali Rahimi beteuert "noch nie in einem Bordell" gewesen zu sein. Werte wie Treue und traditionelle Beziehungen werden demnach zumindest von prominenten, beim Namen genannten Managern hochgehalten: Anonyme Interviewpartner "gestehen" hingegen so manch private Aktivitäten.
Mehr Verständnis bei Ehefrauen
Dass sich etwas geändert hat, davon ist aber zumindest Peter Bretterklieber, Chef des Nobeletablissements "Babylon" in Wien überzeugt: "Die Frauen unserer Kunden spielen immer besser mit", betont er in dem Buch. Seine Erklärung für diese Entwicklung: Bei einer Affäre mit der Sekretärin wären sie bloßgestellt, bei Bordellbesuch nicht. (APA)

Die nackte Elite
von Silvia Jelincic,
ISBN: 978-3-85485-230-8,
Molden Verlag,
224 Seiten, 19,95 Euro
http://diestandard.at/?id=1220460698205