Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

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nina777
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Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von nina777 »

Madonna e.V. lädt ein zum Empfang
in den neuen Räumen der Beratungsstelle


am :

27.01.2011 um 10:30 Uhr

Alleestraße 50 (im Hof)
44793 Bochum


Begrüßung: Ulrike Hollander, Vorstand Madonna e.V.

Grußworte: Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und
Alter des Landes NRW
Eine Repräsentantin der Stadt Bochum

Musik: Chansons - Elisabeth Wilfart begleitet von Wolfgang Hohmann am Piano

Ausstellung zur Arbeit von Madonna e.V. und Buffet

Wir bitten um Anmeldungen bis zum 22. 01. 2011 mit der beiliegenden Karte per Post oder per Fax
Dateianhänge
Madonna-Empfang.pdf
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Antwortkarte.pdf
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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

leider ein Donnerstag... absolut unmöglich für mich - Wer dabei ist, richte bitte einen herzlichen Gruß den Madonnen aus!

christian

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nina777
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Pressenachlese

Beitrag von nina777 »

27.01.2011

Tabuthema

Ministerin Barbara Steffens bei der Einweihung der neuen Räume von Madonna e.V.

MITTE Nach dem ersten Runden Tisch zum Thema Prostitution in NRW versprach Emanzipationsministerin Barbara Steffens am Donnerstag in der Beratungsstelle von Madonna e.V. einen Kondomzwang durchzusetzen. Ein Vorschlag, der für Diskussionen sorgte.


Die Ministerin war zur offiziellen Eröffnung der neuen Räume von Madonna, des Beratungsvereins für Sexarbeiterinnen an der Alleestraße gekommen. Mitgebracht hatte sie freundliche und scharfe Worte.

Sie lobte die Arbeit des Vereins, der die Sexarbeiterinnen zur Selbsthilfe berate - zum Ausstieg oder zum Verbleib im Gewerbe. Sie zeigte sich enttäuscht davon, das Prostitution immer noch ein so schwieriges Thema in der Politik sei und sie prangerte die Verlogenheit beim Umgang mit diesem „Tabu“ an.

Forderungen

Sie forderte zudem einen Kondomzwang bei Prostituierten. „Wenn wir das gelöst bekommen, wäre es mein Einweihungsgeschenk“, so Steffens. Sie versprach: Sobald der rechtliche Rahmen geklärt sei, den verpflichtenden Einsatz von Kondomen gesetzlich festzuzurren.

Damit erntete die Ministerin nicht nur Beifall. Denn innerhalb der Beratungsstelle ist der gesetzliche Kondomzwang umstritten. Zwar sei man dafür, mit Nachdruck die Benutzung des Verhütungsmittels zu fordern, so Madonna-Chefin Mechthild Eickel, jedoch führe ein Gesetz vornehmlich zur Kriminalisierung. „Darüber müssen wir noch mal reden“, sagte Eickel als sie Barbara Steffens verabschiedete. Der nächste Runde Tisch soll Lösungsvorschläge erarbeiten.

Lösungen für den gesellschaftlichen Umgang

Lösungen bedarf es auch im gesellschaftlichen Umgang mit dem Tabuthema Prostitution. Zwar habe man in den vergangenen Jahren einige Schritte nach vorn gemacht, erklärte Bürgermeisterin Gabi Schäfer. Dennoch: „Sexarbeit ist nicht das angesehenste Berufs- und Wirtschaftsfeld“, so Eickel.

Frauen, die aussteigen wollten, hätten noch immer große Probleme, einen anderen Job zu finden. „Die größte Unfreiwilligkeit in der Prostitution ist die fehlende Wahlmöglichkeit“, berichtete die Chefin. „Daher brauchen Prostituierte umso mehr Unterstützung durch kompetente Beratungsstellen“, betonte Ministerin Steffens und verwies nochmals auf die wertvolle Arbeit von Madonna.

In den neuen Räumlichkeiten soll diese Arbeit weiter ausgebaut werden.

http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/b ... 32,1169231


Runder Tisch Prostitution NRW

viewtopic.php?t=7496&highlight=
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Marc of Frankfurt
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Falsche Forderungen stehen in der Zeitung !!!

Beitrag von Marc of Frankfurt »

> NRW-Emanzipations-Ministerin Barbara Steffens ( www.barbara-steffens.de Grüne) zu Kondomzwang: „Wenn wir das gelöst bekommen, wäre es mein Einweihungsgeschenk“

Dass die Emanzipationsministerin NRW sich nicht entblödet diese Position im Hause einer Sexworkerberatungsstelle, entstanden aus der ehemaligen autonomen Hurenbewegung, auszusprechen, bezeugt wie fern sie den emanzipativen, gesundheitspolitischen Diskursen international und im eigenen Land zu stehen scheint. Oder wurde sie nicht gebrieft oder ist das politische Klima völlig umgeschwenkt auf Zwang und Kontrolle im Zuge der wirtschaftlich härter werdenden Großwetterlage?

Die Gesundheitspolitische Debatte ist hier im Forum recht umfangreich dokumentiert und verlinkt. Sie stützt sich auf jahrelange wissenschaftliche Begleitforschung u.a. auch der Bundesanstalt für gesundheitliche Aufklärung, die auch in NRW ansässig ist...

Gut fasst es LeiterIn der STD-Ambulanz Köln (auch NRW) Frau Dr. Heidrun Nitschke zusammen:
Quelle: 30.06.09 21:05 ORF 2 REPORT:
viewtopic.php?t=4790
viewtopic.php?t=4797
viewtopic.php?p=59885#59885

So ein Kuckucksei diese "Kondomzwang Prostitution", welches die Polizei primär als zusätzlichen Kontrollvorwand und Eingriffsrecht in Sexarbeitsstätten nutzen will. Das sollten Sexworker ablehnen, weil wir darunter am meisten zu leiden haben werden. Stattdessen muß in Kondom-Akzeptanzkampagnen (HIV-Prävention und Verhütungsaufklärung) endlich auch das Thema Paysex aufgenommen werden.





> Madonna e.V.: Denn innerhalb der Beratungsstelle ist der gesetzliche Kondomzwang umstritten.

Oh weia, das ist gefährlich uneindeutig. Bei so einem Satz da muß ich Angst bekommen, dass wir von einer falschen Zwangsmaßnahmen-Politik überrollt werden und die öffentliche Meinung nicht mehr aufklärend zu beeinflussen ist. Wie konnte so ein windelweicher erster Satz in die Zeitung gelangen? Gab es keine schriftlichen abgezirkelten Aussagen zu diesem heiklen Punkt?

Ich als Sexworker wünsche, dass Organisationen, die sich erklärtermaßen für Sexworkerinteressen einsetzen und von der Politik und Medienöffentlichkeit gerne anstelle von Sexworkern -weil ja nicht wirklich organisiert- dafür auch hergenommen werden, klare eindeutige Position beziehen und vermitteln können. Da sollte die verantwortliche Ministerin dann nicht (diplomatisch) auf nächste Gespräche (hinter verschlossenen Türen) vertröstet werden. Auch wenn das Problem sicher nicht einfach ist und die Positon vielschichtig beantwortet werden muß, wie es Mechthild ja dann wohl auch gemacht hat. (Vgl. Kondomzwang Prostitution in Bayern.)

Wir brauen klare Aussagen und politische Forderungen, sonst bleiben Sexworker und Sexworkerinteressen willfährige Manövriermasse von Politik und einer mittels veröffentlichter Meinung manipulierten Gesellschaft. Die Hurenbewegung ist tot - es lebe die internetvernetzte Sexworker Bewegung2.0.





>Mechthild Eikel, Leiterin Madonna e.V. Beratungsstelle: „Sexarbeit ist nicht das angesehenste Berufs- und Wirtschaftsfeld“

Das ist ja wohl eine krasse Beschönigung (Euphemismus) bzw. bittere Ironie! Sexarbeit d.h. Prostitution ist nach wie vor oft bzw. meistens geradezu das schlimmst mögliche Schimpfwort, es markiert die gesellschaftliche Omega-Position und ist eine Negativfolie für das was als sozial nicht akzeptabel öffentlich ausgehandelt werden soll... (braucht man nur den NRW Meinungsmacher WAZ aufzuschlagen). Solche Sätze und Zitate der Medienmeute anzubieten und zu ermöglichen, finde ich grob fahrlässig. Es gefährdet unsere gemeinsame jahrelange Aufklärungs- und Emanzipationsarbeit.

Es braucht öffentlich geförderte Akzeptanzkampagnen und geförderte, selbstorganisierte Coming-out Gruppen für Sexworker wie dieses Sexworker Forum und seine regionalen Stammtische.





>Mechhild Eikel „Die größte Unfreiwilligkeit in der Prostitution ist die fehlende Wahlmöglichkeit“

Wiebitte darf man diesen Satz denn bitte verstehen. In d.h. innerhalb der Prostitution selbst, da habe ich als Sexworker doch die größten Wahlmöglichkeiten, solange ich keine Sexsklavin und sog. Zwangsprostituierte bin. Ich wechsele den Betrieb, lehne einzelne Kunden ab oder mache nur eingeschränkten, inszenierten Service etc.

Hat der Journalist Benedikt Reichel von den Ruhnachrichten die Aussagen völlig verdreht? Gab es kein Pressematerial für ihn? Oder kennt man in der Sozialberatungsstelle nur Sexworker ohne Wahlmöglichkeiten und in wirtschaftlicher Not? Wie kann es passieren, dass solche mehrdeutigen Sätze losgelassen werden, die genauso von Prostitutionsgegnern stammen könnten? Da hört jede Diplomatie und Kooperation mit Institutionen oder Fördergebern auf! Da ist eine kritische Grenze die eigenen Werte der Hurenbewegung zu verlassen, schmerzhaft zu spüren.

(Falls der Journalist Benedikt Reichel von den Ruhnachrichten alles verdreht haben sollte, ist eine Gegendarstellung einzufordern und wir Sexworker sind zu informieren, was schiefgelaufen ist.)

Das alles macht einmal mehr deutlich, dass dringend eine Sexworkerinteressen-Selbstvertretung aufgebaut werden muß unabhängig von den Sozialberatungsstellen und dass wir dafür politische Unterstützung einfordern müssen, indem z.B. jeder Betrieb und jede kommunale Behörde dafür Mittel bereitstellen muß (z.B. ein Raum neben der STD-Stelle im Stadt-Gesundheitsamt). Der runde Tisch NRW ist ein geeignetes Forum diese Forderung vorzutragen.





P.S. gibt es mal einen Jahresbericht von Madonna e.V.? Auf der Homepage www.madonna-ev.de konnte ich nichts finden ebensowenig wie über diesen wichtigen öffentlichkeitswirksamen Empfang ;-((
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 17.02.2011, 11:08, insgesamt 1-mal geändert.

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Aoife
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Re: Falsche Forderungen stehen in der Zeitung !!!

Beitrag von Aoife »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:>Mechhild Eikel „Die größte Unfreiwilligkeit in der Prostitution ist die fehlende Wahlmöglichkeit“

Wiebitte darf man diesen Satz denn bitte verstehen. In d.h. innerhalb der Prostitution selbst, da habe ich als Sexworker doch die größten Wahlmöglichkeiten, solange ich keine Sexsklavin und sog. Zwangsprostituierte bin. Ich wechsele den Betrieb, lehne einzelne Kunden ab oder mache nur eingeschränkten, inszenierten Service etc.

Hat der Journalist Benedikt Reichel von den Ruhnachrichten die Aussagen völlig verdreht? Gab es kein Pressematerial für ihn? Oder kennt man in der Sozialberatungsstelle nur Sexworker ohne Wahlmöglichkeiten und in wirtschaftlicher Not?
Das sehe ich nicht so problematisch.

Die von dir, Marc, aufgeführten Freiheiten sind ja aus den von Mechthild erwähnten Unfreiwilligkeiten von vornherein ausgenommen.

Nehmen wir aber einmal nur diejenigen, die unfreiwillig in der Sexarbeit tätig sind, so überwiegen unter diesen auch meiner Ansicht nach bei weitem diejenigen, die diese Wahl aufgrund fehlender anderer Wahlmöglichkeiten getroffen haben.

Seien es fehlende formale Schulabschlüsse, Erkrankungen oder soziale Zwänge (Alleinerziehende!), die fehlende Wahlmöglichkeit den eigentlich gewünschten Beruf auszuüben ist sicherlich bedeutend häufiger als wirkliche Zwangsprostitution. Diese wird nur politisch hochgespielt, weil sie sich als Begründung für eine weiter Einschränkung unserer Rechte anbietet. Ich finde es richtig, dass Mechthild darauf hinweist, dass diese Unterform von Zwang statistisch gesehen eher unbedeutend ist.
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Das alles macht einmal mehr deutlich, dass dringend eine Sexworkerinteressen-Selbstvertretung aufgebaut werden muß unabhängig von den Sozialberatungsstellen und dass wir dafür politische Unterstützung einfordern müssen, indem z.B. jeder Betrieb und jede kommunale Behörde dafür Mittel bereitstellen muß. Der runde Tisch NRW ist dafür das Forum.
Leider bin ich von dieser Begründung nicht überzeugt. Zwar stehe ich ganz offen dazu, dass ich im Paysex-Bereich einen sehr viel höheren Anteil an ehrlichen und sozial gesinnten Menschen kennengelernt habe als im sog. bürgerlichen Bereich, ich befürchte jedoch, dass das gerade auch mit den fehlenden Strukturen zusammenhängt. Eine professionelle SW-Interessen-Selbstvertretung würde, so fürchte ich, genau jenen Typus selektieren, der uns als gewählte Politiker und hochgediente Verwaltungsbeamte jetzt schon das Leben schwer genug macht. Das brauchen wir nicht auch noch aus den eigenen Reihen zu unterstützen. Und wenn ich die derzeitigen britischen Diskussionen verfolge, wer denn überhaupt SW sei und ein Recht habe für eine Vertretung zu kandidieren, so sehe ich dort genau diejenigen Symptome eines malignen Narzißmus, die genausogut zum Spitzenpolitiker oder Wirtschaftskapitän qualifizieren würden. Ich glaube es geht völlig am Menschenrechtsgedanken vorbei, wenn wir uns einreden lassen, wir müssten demokratische Vertretungsstrukturen aufbauen, um einen Wert zu bekommen. Viel wichtiger ist meines Erachtens, dass wir begreifen lernen, dass wir unabhängig davon unsere Rechte haben und einforden müssen. Und dafür ist unsere Vernetzung als NGO viel geeigneter als Strukturen, die so dem bürgerlichen Leben nachempfunden sind, dass die meisten von uns darin keine Chance hätten. Die Beratungsstellen sehe ich sozusagen als Schnittstelle zwischen uns und "den Anderen", und dass sie diese Funktion nur erfüllen können, wenn sie sich auch der anderen Seite etwas annähern, sollten wir nicht zum Vorwurf machen.

Liebe Grüße, Aoife
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Feinheiten der Wortwahl

Beitrag von Marc of Frankfurt »

> Seien es fehlende formale Schulabschlüsse, Erkrankungen oder soziale Zwänge

genau:

Fight poverty - not Prostitution

Wenn Mechthild das gemeint haben sollte, müßte ihr Satz dann nicht anders lauten?

Statt: „Die größte Unfreiwilligkeit in der Prostitution ist die fehlende Wahlmöglichkeit“

besser: "Die größte Unfreiwilligkeit erwächst den Prostituierten außerhalb der Prostitution, weil viele bereits zuvor sozial benachteiligt waren.
Zusätzlich kann sich die Prostitution dann noch zur Falle auswachsen,
aufgrund des übermächtigen Stigmas, SWBO, schleichender Prekarisierung und Verarmung, sowie fehlenden Ausstiegschancen und berufsbegleitenden Qualifizierungsmöglichkeiten..."

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RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von Aoife »

Ja, sicherlich gibt es verschiedene Formulierungsmöglichkeiten, aber zumindest ich habe Mechthilds Aussage so verstanden.
Und dein Vorschlag "Fight poverty - not prostitution" ist sicherlich global der universellere Ansatz, bezüglich der deutschen Zwangsprostitutionspropaganda finde ich jedoch Mechthilds Formulierung direkter treffend.

Liene Grüße, Aoife
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Beitrag von fraences »

Guten Morgen,
ich glaub mich tritt ein Pferd, aber ganz gewaltig.
Wie kann ein grüner Parteiabgeordnete in Madonnas Räume ein solchen Satz sagen: "Kondomzwang für Prostituierte. "
Was ist das denn für ein Einweihungsgeschenk?
Ist hier überhaupt nichts verstanden worden?
Kippt denn alles wofür die Hurenbewegung gekämpft hat ist Gegenteil?
Mir hat sehr gut den Bericht der Gruene Jugend zum Thema Prostitution gefallen:
Hier der Link dazu:
www.gruene-jugend.de/show/690349.html?s ... ostitution
Hier ist doch eindeutig ein starker Widerspruch zu erkennen.
Bis jetzt habe ich die gruene Partei so verstanden, das sie Freiheitsförderlich ist.
Marc, Du siehst es meines Erachtens vollkommen Richtig.
So kann das nicht mehr weitergehen.
Wir von der Basis müssen die Initiative ergreifen, sonst sehe ich schwarz was unsere Forderung zu Durchsetzung unsere Rechte angehen.

Fight for your Rights heißt doch der Song.
Liebe Grüße
Fraences
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Offener Brief

an Nordrhein-Westfalens „Emanzipations“- Ministerin Barbara Steffens


Gegen die Zwangs-Kondomisierung von Prostitution




Sehr geehrte Frau Steffens,


als Sprecherin von Doña Carmen e.V., einer Organisation, die sich seit vielen Jahren für soziale und politische Rechte von Prostituierten einsetzt, schreibe ich [Juanita Henning] Ihnen heute und möchte Ihnen meine Besorgnis mitteilen.

Anlass dafür ist die Tatsache, dass Sie sich kürzlich bei dem Besuch einer Bochumer Prostituierten-Beratungsstelle öffentlich für einen Kondomzwang bei Prostitution ausgesprochen und Ihre Absicht bekundet haben, dafür einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen.

Es kann kein Zweifel bestehen: Mit dieser kalkulierten Provokation haben Sie den Interessen von Frauen in der Prostitution zuwider gehandelt und dafür das Forum missbraucht, das Ihnen die Einweihung neuer Räumlichkeiten einer von Ihrem Ministerium finanziell abhängigen Beratungsstelle bot.





Sie wissen nur zu gut, dass Ihre markige Forderung nach Kondomzwang bei Prostitution ganz nach dem Geschmack konservativer Hardliner ist. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Peter Gauweiler - in den 80er Jahren gesundheitspolitischer Scharfmacher der CSU - die AIDS-Hysterie jener Jahre anheizte und für eine Politik der Ausgrenzung gesellschaftlicher Minderheiten instrumentalisierte. Dazu gehörte auch die in der Geschichte der Bundesrepublik erstmals von Peter Gauweiler erhobene Forderung nach einem Kondomzwang bei Prostitution. Sie war Teil des 1987 präsentierten bayerischen „Maßnahmekatalogs“ gegen die Ausbreitung von AIDS, der republikweit als „Horrorkatalog“ bekannt wurde. Eine Parteikollegin von Ihnen, damals grüne Vorsitzende des Bonner Gesundheitsausschusses, bezeichnete diesen „Maßnahmekatalog“ zu Recht als „eine Art Endlösung für Aids-Betroffene“ und der bayerische Landesverband der Grünen nannte ihn seinerzeit einen „Fall für die Altpapierverwertung“.

Alles Schnee von gestern? Heute präsentieren Sie sich als Nachlassverwalterin des Herrn Gauweiler und sind sich nicht zu schade dafür, die erzkonservative Forderung nach einem Kondomzwang für Prostitution wieder aufzuwärmen und salonfähig zu machen. Was für ein Abstieg!

Bleiben wir beim geschichtlichen Kontext, den Sie glauben ausblenden zu können. In den 80er und 90er Jahren hat eine breite Bewegung von Selbsthilfeorganisationen der Prostituierten, von Beratungsstellen sowie von engagierten Mitarbeiter/innen der Gesundheitsämter den entwürdigenden Zwang bekämpft, der mit den regelmäßigen wöchentlichen Kontrolluntersuchungen von Frauen in der Prostitution verbunden war. Die billige Instrumentalisierung von Gesundheitspolitik zum Zwecke von Sittenpolitik und Prostitutionskontrolle fand ihr verdientes Ende mit dem 2001 auch von Ihrer Partei, Bündnis 90 / Die Grünen, beschlossenen Infektionsschutzgesetz. Endlich sollte die Selbstverantwortung der Betroffenen an die Stelle einer Politik der Entmündigung und des staatlich verordneten Zwangs in der Gesundheitsvorsorge von Prostituierten treten.

Heute, keine zehn Jahre später, verabschieden Sie sich von dieser Politik und versuchen das Rad der Entwicklung zurückzudrehen. Mit einer knalligen Forderung versuchen Sie, sich auf Kosten von Frauen in der Prostitution zu profilieren und die Aufmerksamkeit der Medien auf Ihre Person zu lenken. Wie oft haben wir das schon erlebt: Kaum auf einem Ministersessel – und schon weiß man alles besser als die Betroffenen. Wie erbärmlich!

Als das Infektionsschutzgesetz 2001 beschlossen wurde, hatte die bayerische Landesregierung nichts Eiligeres zu tun, als per Verordnung den Kondomzwang bei Prostitution im Freistaat einzuführen – als alpenländische Trotzreaktion auf die Abschaffung des Kontrollzwangs unter dem Geschlechtskrankenheitengesetz.

Wer diese skurrile Politik notorischer Prostitutionsgegner genauer unter die Lupe nimmt, kann nur zu einem Schluss gelangen: Es geht dabei nicht um Gesundheitsschutz, sondern um Prostitutionskontrolle unter dem Deckmantel der Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten. Obwohl AIDS aus einer Krankheit mit unmittelbarer Todesdrohung mittlerweile zu einer medizinisch weitgehend beherrschbaren chronischen Krankheit wurde, obwohl Untersuchungen bayerischer Gesundheitsämter sowie des Robert-Koch-Instituts www.rki.de den unwiderlegten Nachweis erbrachten, dass Frauen in der Prostitution von HIV/AIDS so gut wie gar nicht betroffen waren, verordnete man dieser Berufsgruppe nichtsdestotrotz den in Zeiten der AIDS-Hysterie erfundenen Kondomzwang! Offenbar sind die Begründungen beliebig und die Vorwände austauschbar – Hauptsache, man schafft Kontrollanlässe gegenüber Frauen in der Prostitution!





Nun kann niemand ernsthaft etwas dagegen haben, dass Frauen in der Prostitution mit Kondomen arbeiten. Im Gegenteil. Es ist Ausdruck professioneller Arbeit, wenn Frauen mit ihren Kunden Sex haben und dabei Kondome benutzen. Das ist ausdrücklich zu empfehlen. Als Gesundheitsministerin wäre es geradezu Ihre Pflicht und Verantwortung, Frau Steffens, für eine Professionalisierung von Prostitutionstätigkeit einzutreten und den Aufbau eines Berufsverbands für Prostituierte finanziell zu fördern, der das längst überfällige Projekt der Professionalisierung endlich in Angriff nähme. Sie müssten dafür sorgen, dass Gesundheitsämter den Frauen in der Prostitution zertifizierte Fortbildungen anbieten - selbstverständlich mitfinanziert von den Betreiber/innen der Prostitutionsetablissements. Kondome müssten von Streetworkerinnen der Gesundheitsämter kostenlos in sämtlichen Prostitutionsstätten verteilt werden. Der Gebrauch von Kondomen müsste zum selbstverständlichen und öffentlich kommunizierten Profil eines jeden Prostitutionsetablissements gehören, das etwas auf sich hält. Statt diesen einleuchtenden Weg zu beschreiten, flüchten Sie sich in die billige, einfallslose und populistische Forderung nach einem Kondomzwang bei Prostitution. Welch ein Armutszeugnis!

Ich persönlich arbeite seit über 20 Jahren als Sozialarbeiterin mit Prostituierten. In der gesamten Zeit meiner bisherigen Arbeit – sei es beim Frankfurter Gesundheitsamt, bei der damaligen Selbsthilfeorganisation HWG [Huren Wehren sich Gemeinsam e.V.] oder der Beratungsstelle Doña Carmen – haben sich Prostituierte nur vereinzelt und bestenfalls aus Gründen der Abgrenzung zur Konkurrenz in Zeiten schlechter Geschäfte für eine Kondompflicht ausgesprochen. Jedoch nie mit dem Wunsch, der Staat möge den Kondomgebrauch von Prostitutionskunden per Zwang und Dekret verfügen, um ihn anschließend polizeilich zu überwachen. Das war nie ein Thema in meiner langjährigen Beratungs- und Betreuungsarbeit. Nicht zuletzt deshalb lehnen wir bei Doña Carmen e.V. eine Politik des staatlich verordneten Zwangs ab, die in Fragen der Gesundheitsvorsorge erfahrungsgemäß ohnehin zum Scheitern verurteilt ist.

Der pragmatische, auf Akzeptanz und Selbstverantwortung setzende Präventionsansatz hat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erwiesenermaßen zur erfolgreichen Bekämpfung und Zurückdrängung von HIV/AIDS beigetragen. Das belegen eindrucksvoll Zahlen zur Ausbreitung von HIV in der Bevölkerung zwischen 15 und 49 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu den USA und anderen europäischen Ländern, worauf erst kürzlich der Soziologe Michael Bochow in einer Publikation der Bundeszentrale für Politische Bildung hinwies.





Wer nun wie Sie, Frau Steffens, in der Prostitutionspolitik auf einen bundesweiten Kondomzwang setzt, kündigt diesen seinerzeit mühsam errungenen gesellschaftlichen Konsens einer auf Selbstverantwortung setzenden Prävention ohne Not wieder auf und leitet dort, wo es am leichtesten möglich ist - nämlich im Bereich Prostitution - erneut eine repressive Wende ein. Ich halte das für unverantwortlich.

Jede/r weiß es: Zwang im Bereich der Gesundheitsvorsorge ist kontraproduktiv, kann bestenfalls ultima ratio sein. Zwang zieht Kontrolle nach sich, die Gesundheitspolizei lässt grüßen. Werfen Sie einen Blick nach Bayern, das Ihnen offenbar als prostitutionspolitisches Vorbild dient: Mit Strafgeldern im vierstelligen Eurobereich versucht man die Frauen zu drangsalieren, wenn Sie auf entsprechende Anfragen der als Lockfreier eingesetzten Polizeispitzel verordnungswidrig reagieren. Welch schäbiges und unwürdiges Katz-und-Maus-Spiel! Mit Prävention hat das nichts, mit Schikane von Prostituierten aber allemal etwas zu tun.

Dem Kondomzwang bei Prostitution haftet etwas Totalitäres an. Denn der staatlich verordnete Zwang zur Kondombenutzung wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wo ist die Grenze staatlicher Einflussnahme auf die Intimsphäre seiner Bürgerinnen und Bürger? Was bleibt eigentlich übrig vom viel beschworenen „sexuellen Selbstbestimmungsrecht“, wenn Frauen in der Prostitution und ihre Kunden nicht einvernehmlich und selbst bestimmen können, ob sie Sex mit oder ohne Kondom haben?

Warum nehmen Sie billigend in Kauf, dass Prostituierte erneut als Menschen zweiter Klasse behandelt werden, indem der Staat exklusiv dieser Berufsgruppe in diskriminierender Weise glaubt vorschreiben zu können, wie sie Sex zu praktizieren hat? Gilt für Frauen in der Prostitution nicht mehr das in Art. 2 Grundgesetz verankerte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit? Wie weit sind grüne Politiker/innen gesunken, wenn sie glauben, es als Fortschritt verkaufen zu müssen, dass fortan nicht mehr nur die Frauen in der Prostitution, sondern auch deren Kunden in diese Diskriminierung mit einbezogen werden?





Gegenüber der Zeitschrift „Emma“ haben Sie, Frau Steffens, den von Ihnen reklamierten Titel einer nordrhein-westfälischen „Emanzipationsministerin“ damit gerechtfertigt, dass Sie für das Recht auf Selbstbestimmung eintreten: „Emanzipation ist das Recht auf Selbstbestimmung“, haben Sie dort gesagt. Welch ein Hohn! Wenn sie mit ihrer Forderung nach Kondomzwang den im Beruf der Prostitution tätigen Frauen und ihren Kunden glauben das Selbstbestimmungsrecht absprechen zu müssen, sollten Sie konsequenterweise auf Ihren hochtrabenden Titel einer „Emanzipationsministerin“ verzichten! Doch diesen Mut werden Sie vermutlich nicht aufbringen. Zu befürchten bleibt, dass Sie den Begriff ‚Emanzipation‘ mit der Ihnen qua Amt verliehenen Macht weiterhin missbrauchen werden. Glauben Sie wirklich, dies bliebe unbemerkt?

Sie geben vor, die ‚Sicherheit‘ von Prostituierten stärken zu wollen. Selbst wenn man Ihnen das abnehmen sollte: Die angestrebte „Sicherheit“ von Prostituierten legitimiert in keiner Weise die Einschränkung des sexuellen Selbstbestimmungsrechts von Prostituierten und ihrer Kunden in Form des Kondomzwangs. Es gibt keine einzige wissenschaftliche Studie, auf die Sie, Frau Steffens, sich berufen können und die den empirisch belastbaren Nachweis enthält, Frauen in der Prostitution würden durch die „Profitgier der Betreiber“, durch die „Unverantwortlichkeit der Kunden“, durch die eigene „Unwissenheit“ oder die angeblich überall präsenten „Zwangsverhältnisse“ und „kriminellen Strukturen“ in der Prostitution zunehmend an der eigenen Gesundheitsvorsorge gehindert. Derartige Behauptungen, die immer wieder öffentlich lanciert, aber nie bewiesen werden, dienen der Stigmatisierung der betroffenen Frauen als dumme, naive und bemitleidenswerte „Opfer“, um damit die staatliche Fürsorge im Sinne der Grundrechtseinschränkung zu rechtfertigen.

Wenn etwas Frauen in der Prostitution tatsächlich an effektiver Gesundheitsvorsorge hindert, so ist es die eklatant mangelhafte Ausstattung vieler Gesundheitsämter, die nach § 19 Infektionsschutzgesetz zur aufsuchenden Sozialarbeit im Prostitutionsbereich ermächtigt sind, aufgrund rigider Sparvorgaben ihrem gesetzlichen Auftrag jedoch nur unzureichend nachkommen können. Mit Ihrer markigen Forderung nach Kondomzwang versuchen Sie, Frau Steffens, von diesem in Ihren Zuständigkeitsbereich fallenden Skandal abzulenken. Auch hier flüchten Sie aus der Verantwortung.





Ihnen ist bekannt, dass die Bundesregierung seinerzeit für teures Geld eine 2007 veröffentlichte Evaluation des Prostitutionsgesetzes in Auftrag gegeben hat. Das für alle Parteien beschämende Ergebnis: Das rot-grüne Prostitutionsgesetz von 2002 enthält nicht einmal eindeutige formulierte Intentionen und damit juristisch wasserdichte Vorkehrungen für die Abschaffung der so genannten „Sittenwidrigkeit“ von Prostitution.

Die Verfasserinnen der Expertise forderten die Bundesregierung in ihren Empfehlungen daher auf, vordringlich eine Klarstellung hinsichtlich der Intentionen des Prostitutionsgesetzes vorzunehmen. Nichts ist in dieser Frage in den vergangenen Jahren geschehen. Stattdessen wird auch von Ihnen, Frau Steffens, nach dem Motto: ‚Haltet den Dieb!‘ versucht, den Eindruck zu erwecken, als bestünde die Ursache allen Stillstands bezüglich Prostitutionspolitik vor allem darin, dass nachrangige Behörden sich mit der Umsetzung des Prostitutionsgesetzes schwer täten.

Man wird den Eindruck nicht los, dass Sie die Empfehlungen der Evaluation nie wirklich gelesen bzw. verstanden haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass Sie mit Ihrer Forderung nach Kondomzwang bei Prostitution etwas einklagen, was keine der Expertinnen empfohlen hat? Damit bestätigen Sie eine Arroganz der Macht, an der offenbar auch Sie als Vertreterin der Partei der Grünen Gefallen gefunden haben: Dass die Betroffenen in Punkto Kondomzwang gänzlich anderer Auffassung sind und auch die von der Bundesregierung beauftragten Expertinnen dies überhaupt nicht empfehlen – das scheint Sie nicht zu irritieren, das scheint Sie nicht zu scheren.





Angesichts dieses Befundes steht zu erwarten, dass der von Ihnen einberufene „Runde Tisch Prostitution“ in Nordrhein-Westfalen sich als Totgeburt erweisen wird, vor dessen Beschlüssen man sich vorsorglich schon in Acht nehmen sollte. Die nordrhein-westfälische Politik gegenüber Prostitution hat schließlich nicht zum ersten Mal negative Maßstäbe mit bundesweiter Ausstrahlkraft gesetzt. Das immer noch praktizierte, allenthalben illegale „Düsseldorfer Verfahren“ der Sonderbesteuerung von Prostituierten kann als warnendes Beispiel gelten.

Wer wie Sie die gegenüber den Frauen in der Prostitution betriebene Politik der Ausgrenzung und Diskriminierung mit der Forderung nach einem Kondomzwang um einen weiteren Aspekt bereichert, wird über kurz oder lang - da muss man keine Prophetin sein - den geballten Unmut der Betroffenen hervorrufen. Ist es das, was Sie erreichen wollen?


Mit freundlichen Grüßen

Juanita Henning

(Sprecherin Doña Carmen e.V.)
www.donaCarmen.de





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Beitrag von fraences »

Ein Hoch Hoch Hoch an Donna Carmen.
Jetzt wird mal klares deutsch gesprochen.

Liebe Grüße
Fraences
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annainga
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RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von annainga »

ein problem ist dona carmen.

nicht, wegen dem was sie schreiben, sondern wie sie schreiben. das hat ihnen bereits die teilnahme an der fachtagung prostitution gekostet. im seminar grauzone II haben sie sich so daneben benommen (beileidigungen gegen mehrere personen), dass sie fast ausgeschlossen worden wären. ich selbst bin auch nicht gut auf sie zu besprechen. wie bereits gesagt: inhaltlich interessant, form miserabel.

lieben gruß, annainga

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RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von Jupiter »

Annainga, ja volle Zustimmung, auch der Ton macht ja die Musik.

Beim Lesen merkt man deutlich, wie sich in Rage bringt.

Bei solche Schreiben muss wirklich "eine Nacht drüber schlafen" und dann noch ggf. eine Person des Vertrauens drüberlesen lassen.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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annainga
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RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von annainga »

bei aller empörung (ob ehrlich oder neurotisch), würde ich bedenken, was ich erreichen will und kann. ein ziel souverän erreiche ich, indem ich mich so in einer diskussion verhalte, dass sich andere nicht angegriffen fühlen und ein gespräch in normalen ton möglich ist. dieses agressive "wir gegen den rest der welt"-gefühl teile ich überhaupt nicht.

einige mißstände sind historisch gewachsen, es ist unfair, denjenigen dafür verantwortlich zu machen und so gehässige motive zu unterstellen, die erst kurz ein politisches amt übernommen haben. zudem gibt es unterschiedliche meinungen zu dem thema "kondompflicht" auch unter sexarbeitern.

aus zweiter (oder auch dritter) hand hat mir mechthild eickel der beratungsstelle madonna erzählt, einige sexarbeiterinnen aus bayern sähen ihre arbeit dadurch erleichtert. ich selbst habe meine meinung ja bereits in dem anderen thread erläutert, ich sehe sie als arbeitsschutz.

lieben gruß, annainga

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Marc of Frankfurt
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Kampf der Hurenbewegung

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bei dem grundsätzlichen Thema Emanzipation einer soziosexuellen Minderheit wie dem Kampf der Prostituierten für ihre Menschenrechte, sind Fragen auf der persönlichen Ebene wie die Beziehung und Person des Verfassers oder der Stil von stark nachrangiger Bedeutung. Das öffentliche Feld der politischen, juristischen oder wirtschaftlichen Auseinandersetzung ist kein privater Verein oder familiärer Klüngel. Wenn ich einen Advokaten nicht mag, schmälert das nicht sein Argument und darf nicht dagegen angerechnet werden.

Dieses Wechseln von der sachlich-politischen Ebene auf die persönlich Ebene ist für mich ein Zeichen und Methode, eines sich dem etablierten System verbunden Fühlens, ein des kulturell eingebunden Seins. Das ist jedoch leider im gesellschaftlichen Omega-Feld der Prostitution nur einer kleinen priviligierten Gruppe von Sexarbeitern, den Sozialarbeitern und Kunden vergönnt, solange sie ungeoutet konsumieren können.

Wenn Befreiungsbewegungen sich nur über den Kit von persönlicher Harmonie abstützen könnten, gäbe es keine friedlichen Revolutionen wie in der DDR, Indien unter Gandhi oder jetzt in Nordafrika...




Schulungsmaterial für Blumen-Revolutionäre:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=94104#94104
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 19.02.2011, 13:02, insgesamt 2-mal geändert.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Ich habe zu erst angenommmen, das Frau Steffens nicht kundig wäre.
Habe aber jetzt gesehen, das schon 03.03.2008 am Aidstag sie eine Komdomzwangverordnung befürwortet.
Was ist denn ihre wahre Intention?
Es gibt keine fundierte Untersuchungsergebnisse, worauf sie bezug nimmt?
Im Gegenteil.
Liebe Grüße
Fraences
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Marc of Frankfurt
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Mit Prostituierten wird Politik gemacht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Eine junge Ministerin kann m.E. nicht wirklich blauäugig sein.

Sie hat ein Ministerium hinter sich, welches sie instruiert und sie geht auch nicht als engagierte grüne Frau zu öffentlichen Empfängen, selbst wenn sie dort scheinbar persönlich plaudert unter Frauen. In den Ministerien und subordinierten Behörden sitzen langjährig etablierte Ministerialbeamte die Prostitutionspolitik besser kennen (und eben auch gestalten), als möglicherweise alle hier versammelten Sexworker und Aktivisten gemeinsam...

Und politisch ist die Barbara Steffens eine Vollprofessionelle mit langjähriger Partei- und Politikerfahrung.

Ich bin dafür die Sexworkermenschenrechte und den kleinen Frankfurter Verein für die sozialen und politischen Rechte von Prostituierten und nicht die Ministerin in Schutz zu nehmen ;-)

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annainga
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RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von annainga »

wer wie dona carmen persönlichkeitsrechte verletzt, beleidigt und diskussionen und gespräche verhindert, zieht nach sich ausgeschlossen zu werden.

es ist grundlage gegenseitigen respekt zu zeigen (ausreden lassen, gegenmeinungen akzeptieren), um überhaupt miteinander ins gepsräch kommen zu können.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt gehst du noch mehr in Richtung persönlicher Angriff und schmutzige Wäsche waschen, womit du dieses Forum wo keineR von Dona Carmen mitschreibt völlig überlastest und mißbrauchst. Warum nur? *tief enttäuscht*

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Aoife
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Re: RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von Aoife »

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annainga hat geschrieben:wer wie dona carmen persönlichkeitsrechte verletzt, beleidigt und diskussionen und gespräche verhindert, zieht nach sich ausgeschlossen zu werden.

es ist grundlage gegenseitigen respekt zu zeigen (ausreden lassen, gegenmeinungen akzeptieren), um überhaupt miteinander ins gepsräch kommen zu können.
Das stimmt zweifelsfrei :001

Um so interessanter ist die Frage, warum Dona Carmen trotzdem so viel emotionale Zustimmung erhält. Kann es sein, dass von übermächtiger politischer Seite bereits ein Diskussionsklima geschaffen wurde, in dem aggressive Verweigerung als die beste Möglichkeit erscheint, zumindest das Gesicht zu wahren?

Zumindest ich sehe in dem derzeitig von der Politik vorgegebenen Diskussionsrahmen die berühmten 3 Fallstricke des Diskurses vorgegeben:
1. Defizitorientierte Sichtweisen
2. Stereotype und Zuweisungen
3. Paternalismus

IMHO macht nur in diesem Rahmen die Überlegung Sinn, dass eine Kondomvorschrift uns safer-Frauen den Rücken stärken könnte. Wenn wir diesen Rahmen akzeptieren, wenn wir uns selbst als so schwach empfinden, dass wir staatliche Rückendeckung brauchen um unsere Vorstellungen durchzusetzen, auf welche Weise wir Sex haben wollen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir auch von der AO-Kundenfraktion als so schwach und manipulierbar wahrgenommen werden. Und, da das ja unserem Selbstbild entspricht, auch tatsächlich sind. Mit katastrophalen Folgen für unser Infektionsrisiko.

Um Frau Porf. Pott von der BZfGA auf dem AIDS- & STD-Kongress in Hamburg zu zitieren:
Natürlich darf man glauben, dass Abschreckung, oder gar Kontrolle und Zwang, dem Gesundheitsschutz förderlich sind. Aber es muß absolut klar sein, dass das moralische Überzeugungen sind, während wissenschaftlich das Gegenteil erwiesen ist.

Wenn Politiker also das Gegenteil anstreben, so ist offensichtlich, dass hiermit Gesundheit zur Befriedigung von Kontrollzwängen geopfert werden soll. Dies auch noch unter dem Deckmantel einer gesundheitsfördernden Maßnahme verkaufen zu wollen, stellt eine Beleidigung des Diskussionspartners dar, dem gegenüber die etwas kräftige Sprache von Dona Carmen als Lappalie erscheint.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Jupiter
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Re: RE: Madonna e.V. lädt ein zum Empfang

Beitrag von Jupiter »

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Aoife hat geschrieben:      
IMHO macht nur in diesem Rahmen die Überlegung Sinn, dass eine Kondomvorschrift uns safer-Frauen den Rücken stärken könnte. Wenn wir diesen Rahmen akzeptieren, wenn wir uns selbst als so schwach empfinden, dass wir staatliche Rückendeckung brauchen um unsere Vorstellungen durchzusetzen, auf welche Weise wir Sex haben wollen, dann brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir auch von der AO-Kundenfraktion als so schwach und manipulierbar wahrgenommen werden. Und, da das ja unserem Selbstbild entspricht, auch tatsächlich sind. Mit katastrophalen Folgen für unser Infektionsrisiko.
Ein guter Gedanke, nur wo sind denn diese SW, da sind wir doch u.a. bei der Drogenprostition und ob sich diese hiervon abhalten lässt, wenn sie unbedingt Stoff braucht, und ihr für "ohne" einen Schein mehr bringt ?????? Ihre Gesundheit ist doch so und so kaputt.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

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