Es ist nicht nur ein Kuss
Die Essenz entwicklungspsychologischer Forschung zur Frage, mit was Menschen ihr Innerstes zum Ausdruck bringen möchten, ihre Intimität, ist allenthalben geklärt: mit dem Mund. Jener Körperteil, mit dem Nahrung aufgesogen wird, der lustvoll Hautkontakt sucht - und den Mutter oder Vater, die oder der Amme, küssen. Über den Mund wird das Potenzial zum Sexuellen generiert, manche sagen: Ohne Küssen geht gar nix.
Der Mund - in erster Linie seine Lippen - ist jener Teil der Hautoberfläche, der die Feinheiten menschlicher Anbahnungen registriert.
Und das Küssen ist intimer als jede andere sexuelle Berührung. Indem sie nicht küssen, klären Prostituierte für sich, dass sie, gehen sie ihrem Job nach, im eigentlichen Sinne keinen Sex haben. "Ein Kuss ist vielleicht nicht die Wahrheit, aber er ist das, wovon man sich wünscht, dass es die Wahrheit wäre", sagt in dem Film "L. A. Story" der Schauspieler Steve Martin.
Kinder, die nie geküsst wurden, deren Eltern nie ihre Münder berührten, können seelisch krank werden - mangels Berührung, aus fehlendem Kontakt mit jener Körperöffnung, aus der eine vertraute Stimme kommt, die beruhigt oder alarmiert.
Der Mund ist das Zentrum des sexualisierten Kontakts, eine Schaltzentrale des Haut-Ichs (Didier Anzieu). JedeR kennt es: Schmale, steife Lippen symbolisieren körperliches Desinteresse - Erotisierung hingegen lässt (nicht nur) den Mund sabbern und Lippen schwellen.
http://www.taz.de/index.php?id=archivse ... 7/22/a0108
Dem zufolge ist ein Kuss - nicht NUR ein Kuss allgemein !!!
LG Melly