Arbeitspsychologie, Sozialtechniken und Kompetenzen von SW

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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annainga
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bewertung von berufen

Beitrag von annainga »

gerade, weil du diese berufe erwähnst @ellena

wenn ich in diskussionen meinen beruf verteidige, bringe ich folgendes sehr oft als denkanstoß:

warum wird es so negativ bewertet, sex zu verkaufen? es ist eine dienstleistung, die in meinen augen im freizeitsektor angesiedelt ist.

während ein arzt die möglichkeit, gesund zu machen, verkauft. sollte das nicht kostenlos sein? und welche unterschiede gemacht werden! die bestmögliche behandlung muss man in einigen fällen selbst bezahlen. das habe ich persönlich in 2 fällen mitbekommen.

aber vor einigen jahrhunderten war arzt kein angesehener beruf, das hat sich erst dahin entwickelt, wer weiß, welchen stand sexarbeiterInnen in einigen jahrhunderten haben werden.

:001

liebe grüße von annainga

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Jason
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Nachtarbeit als krebsfördernd eingestuft

Beitrag von Jason »

Habe gerade einen interressanten Beitrag gelesen, der vielleicht nicht alle betrifft, allerdings auch nicht ganz ohne ist. ( passend zur aktuellen Uhrzeit *g*)

Nachtarbeit als krebsfördernd eingestuft

Nachtarbeit erhöht das Krebsrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungszentrum der Weltgesundheitsorganisation WHO. Nachtarbeit muss demnach als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft werden, ähnlich wie bleihaltige Farbe oder UV-Licht.

Das Internationale Krebs-Forschungszentrum (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte zahlreiche Studien zum Thema ausgewertet. Das Ergebnis: Wechselnde Schichten mit Nachtarbeit wurden genauso als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft wie gefährliche Substanzen wie Bleifarbe, ultraviolette Strahlen oder PCB. Die neue Risikobewertung basiert vorrangig auf der Untersuchung von Frauen, die nachts arbeiten.

Krankenschwester: Krebsrisiko Nachtschicht?
DDP

Krankenschwester: Krebsrisiko Nachtschicht?
Nachtarbeit im Schichtdienst mit unregelmäßigen Arbeitsperioden bringe die biologische Uhr durcheinander und sei daher gesundheitsschädlich, erläutert der Forscher Vincent Cogliano vom IARC. Krankenschwestern und Stewardessen, die über lange Zeit immer wieder nachts arbeiten, haben demzufolge eindeutig ein höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Der Wissenschaftler weist gleichzeitig darauf hin, dass dieses Risiko nicht doppelt so hoch sei wie bei Menschen ohne Nachtschichten und deshalb von den Experten als "mäßig" eingestuft werde. Aber, so fügt der Epidemiologe hinzu, "es ist ein reales Risiko".

Die Ergebnisse von Studien an Frauen stimmten mit Tierstudien überein, denen zufolge ständige nächtliche Beleuchtung oder Uhrzeitverschiebungen wie beim Jet Lag das Auftreten von Tumoren begünstigt. Experten vermuten, dass die Gesundheitsschädigung durch Störungen des 24-Stunden-Rhythmus des Menschen ausgelöst wird.

Licht unterbricht die Produktion des Hormons Melatonin, das der Körper normalerweise nachts ausschüttet. Die Unterdrückung des Melatonins begünstigt demnach die Entstehung von Tumoren, während die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus bestimmte Mechanismen beeinträchtigt, was ebenfalls im Zusammenhang mit der Tumor-Entstehung stehen könnte. Betroffen seien etwa Prozesse wie Zellteilung und die Reparatur beschädigter DNA

Dass Schlafentzug und Melatoninmangel zudem das Immunsystem schwächten, sei schon vorher bekannt gewesen, sagte Cogliano. Einschränkend fügte er jedoch hinzu, dass die ausgewerteten Studien vorrangig Frauen beträfen und zusätzliche Informationen über Männer und Nachtarbeit noch fehlten.

Außerdem seien gewisse Fehlerquoten nicht auszuschließen, da zum Beispiel Stewardessen auch mehr kosmischer Strahlung ausgesetzt seien. Dass bei Piloten nachweislich häufiger Prostata-Krebs diagnostiziert werde als bei anderen Berufsgruppen, könne auch daran liegen, dass sie besonders gewissenhaft alle Vorsorgeuntersuchungen einhalten müssen. "Deshalb sind ergänzende Studien notwendig, um mögliche Risiken in anderen Berufsgruppen und vor allem bei Männern noch genauer zu untersuchen", sagte der Wissenschaftler.

Gefunden bei SPIEGEL ONLINE
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 98,00.html
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Marc of Frankfurt
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Arbeitspsychologie vs. Abolitionismus

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Arbeitserfahrungen oder Gefahr der Prostitution

oder:

Über eine enttäuschte Sexarbeiterin, die jetzt gegen Prostitution ist
[incl. meiner Kommentare].


'You're consenting to being raped for money'



A second series of the television drama 'The Secret Diary of a Call Girl' - about a prostitute who loves her work - has been commissioned. Appalled at the sanitised picture it portrays, a woman who charges for sex tells Emine Saner what her life is like

* Emine Saner
* The Guardian,
* Tuesday December 11 2007

This article appeared in the Guardian on Tuesday December 11 2007 on p12 of the Comment & features section. It was last updated at 23:59 on December 10 2007.





A flat in a block in a suburb of London: Karen (not her real name) [besser: ihr Arbeitsname, um ihr Privatleben zu schützen] thinks her neighbours probably realise she sells sex for a living. Of all the myths and stereotypes surrounding prostitution, the reality is more likely to be found in banal places like this. It is as far away from a cliched sleazy Soho walk-up as it is from a room in a luxury hotel. The bed is made, the bathroom clean. There is a pair of black plastic strappy shoes with a transparent high heel on one side of her computer desk; tucked down the other side is a pair of fluffy, white slippers.



The ITV drama 'The Secret Diary of a Call Girl', which has been commissioned for a second series despite terrible reviews, brought prostitution into the mainstream - and with it a lot of controversy. The makers of the programme, which was adapted from the book and blog by "Belle de Jour", the pseudonym of a supposedly high-charging escort, were accused of glamorising prostitution and portraying an unrealistic image of the sex industry[Höchstwahrscheinlich Sexphantasien von einem Mann niedergeschrieben, der sich auch hier hinter einem Arbeitsnamen verbirgt]. "It is highlighting in a big way a very tiny segment of the industry," says Karen, who wanted to talk to the Guardian about her experiences in light of the hype surrounding the programme. "The majority of what this industry is about is a lot of pain, misery and distress. It annoys me that the media like to highlight only the prostitutes who say how empowering this is. There might be a few out there who think that at this moment in time, but that is not true for the vast majority. What pisses me off about [Belle de Jour] is that you're very rarely going to have a client that you like having sex with. You have to learn to disassociate your body from your mind which is dangerous for your psyche. For the vast majority of prostitutes, it isn't glamorous - it is damaging and dangerous - yet it seems to be promoted as some kind of career option."

[Eine große Zahl der Sexarbeiter wird von dem ungeregelten nur teilweise legalisiertem System ausgebeutet wie in vielen Bereichen der Marktwirtschaft (häusliche Pflege, Bau, Landarbeiter...). Es gibt keinen Arbeitsschutz, keine Berufsvertretung, keine Ausbildung in Arbeitskompetenzen etc.. Besonders prekarisiert werden wie auch anderswo die Schwächsten: jung, uninformiert, ohne Einkommen, ohne Sozialnetzwerke, Ausländer, undokumentiert, ...

Die die Seele evt. verletzende Spaltung von Körper und Geist ist ein Selbstschutz-Mechanismus in extremen und somit seltenen Situationen wo keinerlei Harmonie erzeugt werden kann und auch keine ausreichenden Abgrenzungskompetenzen vorhanden sind, die ja auch aufgrund des rechlosen Status von Sexarbeitern nicht gefördert wurden. Sexarbeiter werden alleinegelassen und sind gezwungen die vielen Trix zum Schutz ihre selische, psyschiche Integrität und bürgerliche Identität selbst sich zu erarbeiten. Und wenn sie einen Arbeitsnamen annehmen, wird das mit einer stigmatisierenden Kommentarklammer (nicht echter Name) angegriffen.

Schädigung tritt auf, wenn Grenzen verletzt werden oder nicht aufgebaut werden konnten. Allerdings vorausgesetzt, dass jede Frau genau prüfen konnte, ob sie für die Tätigkeit der Sexarbeit geeignet ist.]



It is hard to understand why a woman who isn't a drug addict would become a prostitute, but then there are a huge number of reasons why someone finds themselves in this situation, says Karen. In her 20s, she was the victim of a horrific attack and sexual assault, which left her with an anxiety about men. [Mißbrauch ist in privatem und häuslichem Kontext am häufigsten.] She thinks she has tried to counteract it by putting herself in what she sees as a position of power over them. "I'm the one in control, they're paying me. I'm not stupid - [the assault] probably does have something to do with proving to myself that I can be the one in control, that I can have something at the end of it. I can say when he walks out the door."

[Der Versuch mittels Prostitution erlittene Traumata zu heilen ist zwar gelegentlich zu beobachten, aber eine mangels Informationen und Unterstützungen selbstgewählte Selbstüberforderung. Ihr Scheitern sollte nicht der Prostitution per se angelastet werden.]



She came to prostitution late - she is in her early 50s but looks much younger - after leaving her full-time job as an administrator six years ago after being bullied [gemobbed]. It left her depressed and unconfident. She has a history of alcohol abuse and also had ME, which left her unable to get another full-time job. "Just driving to work and back every day would exhaust me," she says. "I have to factor in a lot of rest in my life. I know my limitations and I keep within them as much as possible."

[Prostitution kann nur eine Lösung des finanziellen Subsistenzproblems sein. Psychische Probleme müssen separat bearbeitet werden, sonst bleibt die Gefährdung in die sogenannte "Falle Prostitution" zu geraten.]



A few years earlier, Karen had left an unhappy marriage and began using internet chat rooms to meet men. "I started going on blind dates and it slowly started to evolve into having sex with strangers," she says. It wasn't such a huge leap, she says, into charging for what she was giving anyway. "I had a bad month, financially, as I invariably would, and it started as a trickle. I had always been curious about doing it - I think I was trying to prove to myself that actually prostitution was OK. But now I realise that it isn't." She put an ad offering massage in a newsagent's window and found that sex work would fit in around the hours of rest she needed to control her chronic fatigue. "To keep myself going and pay my bills and save for my pension, I probably need to see five a week," she says. "I can almost control my workload. The most I've ever seen in one day was three. I don't have a stream of men coming." She charges £130 an hour - it used to be £170 but the influx of eastern European prostitutes, charging low prices, has pushed prices down.

[Wo beginnt das Dilemma? Mit der eigenen Psychoschwäche (geringe Selbstliebe), mit Sex mit Fremden (ohne Liebe), mit Sexarbeit (mit Geld)?]



For a while, Karen worked for an escort agency in London. "You got the best-paid jobs through the agency in London, but the woman who ran it would take 30%," she says. "One guy one night wanted me at 11 o'clock and I left at two in the morning. He ended up giving me £1,500. But these are the exceptions. Another guy paid me an extra £700 for unprotected sex - I walked out of there with £1,200. It was a godsend because I wasn't working much at the time." She never agrees to unprotected sex now [Lernerfahrung erst im Job, schade]. "I don't provide anything that's unsafe and it is probably pretty basic compared to some women out there. The more desperate you are, the more you're going to put yourself in danger."



She left the agency because she was angry at how much money the proprietor took. She tried working in flats used as brothels, but these jobs never lasted long. "One Christmas I was getting really desperate so I asked for work at a flat. It was dirty, they took out money for maid service, commission and cleaning, so I only got about half the money I earned. I'd rather work away from home, but you don't get the money and you're in somebody else's control. If I really can't face it I just won't answer the door. I'm lucky I can control that."



An estimated two thirds of prostitutes have experienced violence from clients. Has she? "Nearly. When I first started, I got trapped on a building site with a client. He locked me in a Portakabin with him. He made it clear that all the security guards had gone home because it was a Sunday evening. I hadn't realised that he was very drunk [Fehler, also vermeidbar]. He started talking about wanting a threesome and I said I'd ring my friend and ask her to come over. I rang this made-up number on my phone and pretended to speak to her, then I told him I had to go out and meet her. He let me out." Once she was out of sight, she ran and ended up having to climb over two 8ft fences. "Another time, I had one guy who kept insisting that I have anal sex but I wouldn't. He became extremely violent - he kept grabbing my hair and pulling it back. And you have to act like you're enjoying it. How that cannot damage somebody is ... you don't know what they're going to do if you say stop."

[Strukturelle Sicherheit für Sexworker hätte ihr geholfen: Kollegin, Kamera, Alarmknopf, Legalisierung...]



Then there are the scammers and time wasters, the ones who ring her up and ask what she is wearing so they don't have to ring a premium-rate phone line. "I had one man who came round and said he would only pay if he could see what he was getting. I undressed in front of him and he said, 'You've got a great body for your age, but I could go into London and pay the same money for a girl that looked like a model and was 25.' I said, 'Fine, off you go then.' I made him leave but it was so demeaning.

[Verkaufstraining solcher typischen Situationen hätten ihr geholfen. "private strip show kostet xxx"]



"You're going to get creepy men. That's a fact. I've had clients who have made my life hell. One guy came in and foolishly I didn't ask him for the money first." [Auch hier mußte sie auf die harte Tour durch Erfahrung lernen.] Afterwards, he claimed to have forgotten his wallet and Karen kept phoning him about the money. He turned nasty and threatened to burn her house down, then he started harassing her and would come by at two in the morning or would ring from different numbers pretending to be someone else. "You have to be careful not to piss someone off," she says. "Most of the time I would say the men I meet, when I have sex with them I feel neutral about them. I don't fancy them but they don't repulse me either - they're just middle of the road. Some men have actually turned my stomach - I could hardly bear for them to touch me and those are, generally, the ones who find it hard to find someone who will see them again, so they start to pester you."

[Hier ist es die wirtschaftliche Not oder Gier, dennoch diese Kunden anzunehmen.]



What sort of men visit her? A lot are older, "Either whose wives have gone off having sex with them or they want to prove to themselves that they can still turn a woman on. They seem to block out the fact that having to pay a woman to do this kind of cancels that out. Some men are quite upset that you don't enjoy it, but those are the few. Some people say that prostitution is actually a man paying to rape a woman." Does she believe that? "I think that is true in a lot of cases. Although it is a business arrangement, he is getting off on the fact that the woman doesn't want it. Basically you've consented to being raped for money."

[Beim Bürojob hat man zugestimmt täglich von 9-5 wie ein Sklave fremdbestimmte Arbeit zu verrichten. Diese Selbstversklavung wird geleugnet und auf die Sexarbeit projeziert.]



Even in the past couple of years, Karen says she has noticed changes in the men who come to see her and what they expect. "I've noticed that the paedophile scenario has started creeping in. Recently, I had a man who said, 'I'd like to try a 14-year-old. Can you find me one?' I've been asked to include another woman - that's quite a new thing. Two years ago, I remember men who would be upset at the idea that a prostitute they were using had been trafficked. Now I don't think it bothers them. The desensitisation process doubles up on itself every year. They want to tally up what's going on in their heads with your body. Sometimes they're not even looking at you." How does that make her feel? "Sometimes I think, it's just a performance. But it's not, it's more than that and it's very harmful."

[Die Ansammlung von Fall-Überforderungen führt zum burn-out Syndrom und wird in Prostitutionsgegnerschaft transformiert.]



How does she think it has harmed her? "That word disassociation comes back. I know the difference between sex for money and sex with someone you love, but if I was younger it might have damaged me more. You become hyper-vigilant. You worry about who is going to walk through the door or if the client is going to turn nasty. There is the constant worry about money."



Karen would like to be able to stop working, but doesn't know what else to do (she is waiting to hear whether or not she will be able to claim disability benefit). Would she ever be able to have a "normal" relationship with a man? "Even if I found a man I could tell what I've done, at the back of his mind he will not trust me. It puts you in quite literally a no-man's land [Das hohe Honarar der Sexarbeit enthält eine Kompensation für den Eheverzicht]. I will never trust a man again. In fact, I'm almost glad that I have done this because I know what men get up to. Their wives don't know. The likelihood, if you've got a boyfriend or husband, of him cheating on you is probably quite high." When I tell her I don't really believe this, she looks at me as though I'm stupid.

[Die Doppelmoral und das patriachale Primat auf -wenn auch konspirative- Prostitutionsnutzung entfremdet die Geschlechter.]



She calls herself as a feminist, but how does she square that with being a part of the sex industry, perpetuating it? "When I first started, I thought I was getting my own back. Men were meeting me and expecting sex for nothing so I thought, why not make them pay? It does bother me that I am perpetuating it but I don't know what else to do. I try whenever possible to counteract that with clients, in subtle ways. For instance, when a man asks me to be with another girl I say, 'Well, would you go with another man?' I try to make them stop and think."



She describes what she calls the "surround sound" of pornography - on television, in advertising, on the internet, in pop videos. "Younger women are being coerced into valuing themselves by what they look like and men's definition of how a woman should be valued. [Das ist eine Methode der weiblichen Partizipation: Sexy sein und eine gute Partie machen statt einer eigenen Bildungs- und Wirtschafts-Karriere.] It's like being at the top of a hill and looking down and I can see all the little cultural landmarks, like the launch of Playboy, the internet, music videos celebrating a 'pimp and ho' culture, lads' magazines, burlesque. Women are being told that their bodies should be accessible at all times to men. I believe there is a conspiracy to turn women into readily accessible semen receptacles. Men are twisting this now to make women think it's a level playing field and it's equal and liberating. No, it suits men, it's convenient for men. That's what is so insidious" [heimtückisch].

[Sexualität wird allerdings genauso wirtschaftlich instrumentalisiert, um zahllose Konsumgüter zu vermarkten. Sexualität ist halt neben Geld die stärkste Kraft und es bedarf gleichberechtigter gesellschaftlicher Absprachen was alles möglich sein darf. In der Prostitution den Sündenbock zu suchen ist jedenfalls keine Lösung.]

guardian.co.uk/world/2007/dec/11/gender.socialexclusion





Nachtrag Nov 09
Wer die wirkliche Bloggerin Belle de Jour ist:
viewtopic.php?p=69738#69738





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.11.2009, 21:44, insgesamt 2-mal geändert.

KonTom
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Beruf Prostituierte: Das verleugnete Lustobjekt!

Beitrag von KonTom »

Beruf Prostituierte: Das verleugnete Lustobjekt!

Noch bis vor sechs Jahren galt Prostitution in Deutschland als sittenwidrig. Anfang 2002 hat der Gesetzgeber die rechtliche Situation von Prostituieren, die freiwillig in diesem Beruf arbeiten, gestärkt. Doch an der gesellschaftlichen Doppelmoral hat sich seither wenig geändert.

Ihre Stimme klingt rau und ein wenig melancholisch. Ich bin eher ein menschlicher Typ, sagt Natalie über sich, die privat und beruflich ganz anders heißt. Mit 21 begann sie, als Prostituierte zu arbeiten. Ich habe gern mit Menschen zu tun. Müsste ich am Schreibtisch sitzen oder am Band stehen, würde ich verrückt werden.

Damals hatte sie gerade ihre Ausbildung abgebrochen, war alleinerziehend, verschuldet und ohne familiären Rückhalt. Manchmal stimmen Klischee und Wirklichkeit hart überein. Die Arbeit im Milieu ermöglichte ihr, mit ihrem Kind halbwegs gut und schuldenfrei leben zu können. Zwischendrin war sie immer wieder in einem soliden Gewerbe tätig: als Empfangsdame, bei einer Security-Firma, bei einem Taxiservice.

Psychologische Schwerstarbeit

Heute ist Natalie 36 Jahre und hat manche Höhen und Tiefen im Milieu miterlebt. Früher ging es tatsächlich um Erotik. Heute sei die Arbeit oft mit psychologischem Kopfstress verbunden, wie sie sagt. Nicht wenige Freier seien voll mit Problemen oder mit ihrer Existenz am Ende. Der Job wird zur empathischen Schwerstarbeit.

Wenn eine Prostituierte eine Stunde lang voll und ganz auf einen Freier und seine oftmals ausgefallenen Wünsche eingegangen ist, hat sie mehr gearbeitet als manch ein anderer nach einem normalen Acht-Stunden-Tag, findet Natalie. Einige der Männer, die sie im Bordell trifft, bräuchten den Kick, eine andere Frau zu haben, andere seien schlicht und ergreifend allein. Und dann gäbe es noch die notorischen Puffgänger. Eine Prostituierte muss sich in ein Rollenspiel begeben und wie eine Schauspielerin sein, beschreibt sie die Anforderungen an den Beruf, mal lieb und zärtlich, mal dominant.

Quelle

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Marc of Frankfurt
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Sexarbeit verstehen lernen:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

‘It's Just Acting’:

Sex Workers’ Strategies for Capitalizing on Sexuality


Teela Sanders, Department of Sociology and Social Policy, University of Leeds, Leeds, UK.



Abstract

This article reports on an ethnographic study of female sex workers in Britain who work in the indoor prostitution markets.

The empirical findings contribute to the sex-as-labour debate and add to the sociological literature regarding the gendered and sexualized nature of employment, particularly the aesthetic and emotional labour of service work.

Grounding the empirical findings in the theory of identity management and emotional labour and work, the article reviews some of the existing examples of how sex workers create emotion management strategies and describes an additional strategy, that of the ‘manufactured identity’. I argue that sex workers create a manufactured identity specifically for the workplace as a self-protection mechanism to manage the stresses of selling sex as well as crafting the work image as a business strategy to attract and maintain clientele.

Drawing on comparisons between sex work and other feminized service occupations, I argue that sex workers who are involved in prostitution under certain conditions are able to capitalize on their own sexuality through the construction of a manufactured identity.

The process of conforming to heterosexualized images in prostitution is conceptualized as not simply accepting dominant discourses but as a calculated response made by sex workers to manipulate the erotic expectations and the cultural ideals of the male client.





Käufliche wissenschaftliche Information:
http://www.blackwell-synergy.com/doi/ab ... 05.00276.x

Vergleiche auch diesen fundamentalen SW-Sicherheitstipp:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=30788#30788





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Sex der SexarbeiterInnen:

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Anna Kontula (Finnland):

Seksuaalisuus seksityössä

Sexuality in sex work




The stereotypical view of prostitution is based on the idea that sex work destroys the woman’s capability for sexual pleasure and alienates her from her sexuality.

In this paper I ask what kind of links exist between sex work and the sex worker’s experiences of pleasure. The article is based on three years of fieldwork in the world of the Finnish sex business. My main material consists of all messages posted on the closed internet discussion forum of sex workers (including 11,000 posts from 2003 to 2006) and interviews with 25 sex workers (20 women, 2 men and 3 transgender).

In the light of my interviews with Finnish prostitutes it is hard to see any common link between commercial sex and sexual alienation.

In many cases, professional sex work requires distancing from one’s own sexual pleasure and emotions, but even in this case my interviewees were capable of maintaining romantic private relationships in which they could derive sexual satisfaction.

There are also many examples of how the experience of control in commercial acts has emancipated sex workers to more independent sexuality.

If there is internal variance, and the idea of the destructiveness of sex work is not universally obvious, this has to be taken into account in prostitution policy as well. Instead of compiling statistics on the numbers of prostitutes, we should consider the conditions under which sex work takes place. This also implies that instead of the traditional view of victimization, we should look upon sex workers as political agents and as experts in their own lives.

KEY WORDS
Sex work, sexuality, emotional work, Finland





http://yp.stakes.fi/NR/rdonlyres/59550E ... ontula.pdf
(PDF 10 Seiten - Finnisch mit dieser englischen Zusammenfassung)





Siehe auch diese Studien über zufriedene SexarbeiterInnen:
viewtopic.php?p=16388#16388

Ihre Dissertation:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45106#45106 (in: Länderberichte Finnland)





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 15.11.2008, 18:50, insgesamt 1-mal geändert.

ehemaliger_User
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Über die Sozialtechniken von Sexarbeiterinnen

Beitrag von ehemaliger_User »

Zufällig entdeckt:

http://parapluie.de/archiv/haut/prostitution/

Prostitution ist ein hartes Geschäft, bei dem sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt gehandelt werden. Dennoch wünschen sich die meisten Freier für ihr Geld 'echte Zuneigung und wahre Leidenschaft'. Die Kunst einer Prostituierten ist es, ihnen diese Illusion zu schaffen. Gleichzeitig darf sie trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit nicht verlieren, um die Belastung durch die Sexarbeit möglichst gering zu halten.

"Ich wage zu behaupten, daß der Eros der echte Verbündete der Dirne ist. Die Dirne als Priesterin der Aphrodite verkauft nicht bloß Sexualität, sondern sie macht sie, wenn sie klug ist, zu einer spannenden und erregenden Angelegenheit -- ganz im Sinne des Eros. Darin liegt ihre wahre Stärke". (Girtler)
"Das oberste Gebot der Prostituierten ist: Liebe nie, wenn Du liebst. Während es ansonsten in der Gesellschaft als falsch oder leichtsinnig angesehen wird, miteinander zu schlafen, ohne eine starke Empfindung für die andere Person zu haben, ist es in der Prostitution falsch oder leichtsinnig, überhaupt irgendeine Art von positiven Gefühlen während des sexuellen Verkehrs zu haben. Vom Standpunkt der Mädchen und Frauen aus betrachtet, ist der Inhalt des Sexhandels ein grotesker Maskenball, wo nichts das ist, wofür es sich ausgibt." (Hogard/Finstad )
Obwohl sich die Zitate beim ersten Lesen sehr unterschiedlich anhören, handeln beide von demselben: der Professionalität einer Prostituierten. Girtler beschreibt unter Bezugnahme auf die griechische Mythologie literarisch die Kunst der Sexarbeiterin, dem Kunden neben der sexuellen Befriedigung ein erotisches Erlebnis zu verschaffen. Hoigard/Finstad interessiert dagegen, wie die Sexarbeiterinnen ihren Beruf bewerkstelligen; die Idee der Kunst, die dahinter steckt, wird entmystifiziert und als "grotesker Maskenball" bezeichnet. Diese beiden Vorstellungen von Professionalität scheinen sich zu widersprechen. Kann ein Freier ein erotisches Erlebnis haben, ohne daß die Sexarbeiterin ihre Gefühle einbringt? Und wenn nicht, was ist dann professionell, die Bezauberung des Kunden durch eine erotische Ausstrahlung oder das Ausblenden von Gefühlen während des Geschlechtsaktes mit dem Freier?

Diesen Fragen wurde während einer zweimonatigen Feldforschung im Nürnberger Prostitutionsmilieu nachgegangen, bei der neben teilnehmender Beobachtung in der Prostituiertenselbsthilfe und Beratungsstelle Kassandra e.V. auch sieben narrative Interviews mit Sexarbeiterinnen geführt wurden. Die Interviewpartnerinnen wurden gefragt, wodurch sich eine professionelle Hure auszeichnet. Ihre Antworten unterschieden sich wenig voneinander. Nie ohne Kondom arbeiten, wurde meist zuerst genannt. Kein Küssen, keine Gefühle, keine Zärtlichkeiten, war ein weiteres zentrales Gebot. Ebenso hielten alle Frauen ein selbstbewußtes Auftreten und das Einhalten der Absprachen mit dem Kunden für wichtig. Manche Frauen erwähnten, daß eine gute Prostituierte an ihre Zukunft denkt. Dazu gehören Altersversorgung und Krankenversicherung. Eine regelmäßige Gesundheitskontrolle und das Vermeiden gesundheitsschädlicher Aktivitäten wurden ebenfalls angesprochen. Einige betonten, daß eine gute Hure schauspielerische Begabung braucht, denn der Kunde sollte zum einen das Gefühl haben, der wichtigste zu sein und zudem den Eindruck bekommen, die Sexarbeiterin genieße die Aktivitäten mit ihm.

Diese Antworten geben die beiden Perspektiven wieder, die auch in den Zitaten deutlich wurden. Einerseits versuchen die Sexarbeiterinnen, sich vom Kunden zu distanzieren, andererseits soll dieser ein erfreuliches Erlebnis haben. Dies kommt aber nur dann zustande, wenn er das Gefühl hat, die Sexarbeiterin empfinde Zuneigung zu ihm. Die Kunst einer professionellen Prostituierten besteht also vor allem darin, zwei Ergebnisse gleichzeitig zu erzielen, die sich nicht gerade gegenseitig bedingen: Der Kunde soll mit der gebotenen Leistung zufrieden sein, und die Sexarbeiterin möchte trotz des engen Kontaktes zum Freier ihre emotionale Freiheit beibehalten.

Zufriedene Kunden
Die meisten Kunden kommen nicht nur wegen der sexuellen Praktiken, sie möchten auch unterhalten werden oder gar ein Abenteuer erleben. Spontaneität und Einsatzbereitschaft einer Sexarbeiterin können wesentlich zu einem gelungenen Erlebnis für den Kunden beitragen. Christine berichtet:

"Mir ist immer irgendein Scheiß eingefallen, und wenn ich gemerkt habe, daß die Zimmer alle besetzt sind, aber noch ein Haufen Gäste da, dann habe ich gesagt: 'Sammelt Euch einmal, dann mach ich Euch schnell mal einen Striptease auf der Theke.' Oder irgend so was, Einfälle habe ich immer gute gehabt, immer irgendwas Außergewöhnliches."
Ein Striptease ist zwar nicht besonders ungewöhnlich in einem Club und kommt auch hin und wieder in einem Apartment vor. Das Entscheidende ist aber, wie dem Kunden das Erlebnis schmackhaft gemacht wird, und daß solche Einlagen zur richtigen Zeit geboten werden. Eine gute Prostituierte weiß, wann eine solche Zugabe sinnvoll eingesetzt wird. In Christines Erzählung sollten die Gäste dazu gebracht werden, im Club zu verweilen, obwohl alle Zimmer besetzt sind. Durch ihren Striptease bleiben die Kunden und haben zudem das Gefühl, etwas Besonderes erlebt zu haben.

Für die Zufriedenheit der Kunden ist es wichtig, daß die Sexarbeiterin in der Lage ist, sich schnell und umfassend auf den Freier einzustellen. Sie muß herausfinden, was er wünscht und seine Vorstellung in möglichst kurzer Zeit verwirklichen, ohne dabei emotional zu sehr beteiligt zu sein. Carola stimmt sich deswegen bereits vor der Arbeit auf ihre Gäste ein:

"Ich muß mich vom Kopf her drauf einstellen, ist ganz klar. Du bist ja nicht privat, sondern es ist ja Business, [...] und ich arbeite so, daß ich mich nach Möglichkeit auf den Freier einstelle. Der Freier soll die Illusion haben, daß er das, was er will, was er sich wünscht, daß er das auch bekommt. Und meine Aufgabe ist es, ihm die zu geben. Und das kann ich jetzt nicht mit meinem eigenen Denken, sondern [...] dann rede ich ihm natürlich nach dem Mund, mache ihm auch Komplimente, versuche, es ihm durch kleine Gesten so angenehm wie möglich zu machen, daß er das Gefühl hat, er ist gut aufgehoben bei mir und daß er im Moment der wichtigste ist."
Carola fügt hinzu, daß eine gewisse schauspielerische Fähigkeit vonnöten ist. Sie muß in der Lage sein, mit dem Freier eine Unterhaltung nach seinem Geschmack zu führen, auch wenn sie in Wirklichkeit völlig anders denkt. Franziska beschreibt weitere Gründe, weshalb eine gute Prostituierte schauspielern können sollte:

"Die Männer, die wollen die Traumfrau auf dem Zimmer haben. Wenn ich eine Beziehung habe, die auch länger geht, stöhne ich nicht durch die Gegend oder schrei ordinäre Ausdrücke. Mal stöhnen vielleicht ein bißchen, ja, aber im Bereich des Normalen. Und was die wollen (lacht): 'Meine Stute, mein Hengst, mein was weiß ich' (lacht). Klar mußt du das [schauspielern]. Oder wenn sie dich dann fragen: 'Kommst du auch?' Depp du Blöder, 'Ja, natürlich komm ich.' (Wir lachen beide.) Und je mehr du schauspielerst, desto schneller kommen die Männer. Du wärst blöd, wenn du's nicht tust, denn dann hast du mehr Arbeit. Und mehr Arbeit geht dann mehr auf die Psyche. Also machst du's automatisch."
Der Kunde bekommt vorgespielt, daß er in diesem Moment der interessanteste und attraktivste Mann für die Sexarbeiterin ist, und daß sie die Zeit mit ihm genießt. So kommt er am schnellsten zu seinem Höhepunkt und hat dabei das Gefühl, sein Geld auch lohnend angelegt zu haben. Sowohl Franziska als auch Carola stellen ihre Kunden mit wenig Anstrengung zufrieden. Eine Prostituierte mit schauspielerischer Begabung kann mit relativ geringem Einsatz eine erotische Atmosphäre schaffen.

Birgit betont, daß eine gute Prostituierte auch geduldig zuhören muß, damit ihr Gast sich ernst genommen fühlt:

"Viele kamen, die haben gesagt, '[...] komm, wir setzen uns hin, wir rauchen zwei, drei Zigaretten, wir trinken einen Kaffee, und wir reden nur.' Passiert oft. Und du hilfst auch viel mit Reden. Die brauchen dann nur jemanden, der ihnen zuhört."
Hier spricht Birgit die therapeutische Funktion an, die eine Sexarbeiterin immer wieder übernehmen muß. Manche Kunden wollen nicht in erster Linie eine sexuelle Dienstleistung, sondern erwarten von der Sexarbeiterin Verständnis und Einfühlungsvermögen. Die Prostituierte muß sich die Probleme der Männer anhören und ihnen die Aufmerksamkeit geben, die sie in ihrem Alltag bei anderen Menschen vermissen.

Grenzen der Intimität
In keinem anderen Beruf ist der soziale und physische Kundenkontakt so nah, wie zwischen einer Prostituierten und ihrem Freier. Um die Sexarbeit über längere Zeit hinweg ausüben zu können, muß sich die Sexarbeiterin ihre emotionale Unabhängigkeit gegenüber dem Kunden erhalten. Dazu setzt sie verschiedene Strategien ein. Zum einen versucht sie sich weitmöglichst vom Freier abzugrenzen. Zum anderen halten viele Prostituierte Privat- und Berufsleben strikt getrennt.

Für die Abgrenzung der Prostituierten zu ihrem Kunden ist es wichtig, daß sie den Kontakt klar als Geschäftsverhältnis definiert und dabei deutliche Grenzen setzt. Dies bewerkstelligen die Sexarbeiterinnen, indem sie sich durch die Einführung von Tabubereichen eine eigene Intimsphäre schaffen und bewußt Sex und Gefühlswelt trennen.

Dazu gehören körperliche Tabuzonen, die dem Lebensgefährten oder Ehemann vorbehalten sind und die der Freier zu respektieren hat. Birgit berichtet, wie sie von einer erfahrenen Prostituierten eingelernt worden ist:

"Gesicht und obere Hälfte des Körpers, also ab dem Kopf, war für die Freier tabu. Und nicht an dich ranlassen, das war alleroberstes Gebot. [...] Das war tabu, absolut tabu. Kein Küssen, der Freier durfte auch nicht mit seinem Kopf an deinen Hals oder so, das war einfach damals so."
Die Sexarbeiterinnen brauchen Körperteile, die für andere Frauen zum Intimbereich gehören, für ihre Arbeit mit dem Freier; daher bilden für sie andere Körperbereiche die Intimsphäre. Zur Wahrung dieses Intimbereiches gehört auch die Weigerung der Prostituierten, ihre Kunden zu küssen. Ingrid erläutert:

"Ich finde, ein Zungenkuß ist das Intimste, was es überhaupt gibt. Wenn ich heute einen Geschlechtsverkehr habe, dann mache ich da einen Präser drüber, das ist nicht so intim, als wenn ich mit einem Mann einen Zungenkuß austausche. Ich finde, ein Zungenkuß ist was ganz Intimes, das sollte man wirklich bloß mit seinem Partner machen und nicht mit irgendeinem, der ein Gebiß drin hat oder Knoblauch gegessen hat oder sonstiges."
Viele Frauen, die nicht im Sexgeschäft tätig sind und deshalb von Prostituierten als 'Solide' bezeichnet werden, empfinden den Geschlechtsverkehr als ihre intimste Begegnung. Für die Sexarbeiterinnen ist dagegen der Kuß das innigste Zeichen ihrer Zuneigung. Deswegen bleibt Küssen dem Lebenspartner vorbehalten, der Kopf wird zur Tabuzone erklärt. In der Durchführung von Oralsex sehen die Prostituierten keinen Widerspruch dazu, da sie dabei Kondome benutzen.

Die Schaffung einer eigenen Intimsphäre hat zwei Konsequenzen. Einerseits kann sich die Sexarbeiterin zum Kunden hin abgrenzen und ihre emotionale Unabhängigkeit bewahren. Andererseits gelingt es ihr dadurch, sich nicht zu weit von den in der Gesellschaft hegemonialen Moralvorstellungen zu entfernen: Obwohl sich eine Prostituierte den gesellschaftlichen Anforderungen an eine Frau, den Geschlechtsverkehr nur mit ihrem Lebensgefährten auszuführen, widersetzt, löst sie sich nicht von der Vorstellung, daß einer Partnerschaft bestimmte Intimitäten exklusiv vorzubehalten sind. Um diesen Widerspruch aufzulösen, schafft sie sich eigene Tabuzonen und erfüllt dadurch auf ihre Weise die Wertvorstellung von der 'monogamen' Beziehung, obwohl sie häufig wechselnde Sexualpartner hat.

Sex und Gefühlswelt
Damit es zu keinem emotionalen Kontakt zum Freier kommt, versuchen die Sexarbeiterinnen, Sex und Gefühlswelt auseinanderzuhalten. Um diese Trennung zu gewährleisten, werden dem Freier Zärtlichkeiten verweigert und persönlicher Kontakt vermieden. Nadine betont:

"Ich habe meine Arbeit immer so gemacht, daß ich dieses Geknuddele und Gekrabbele möglichst raushalten wollte, ich habe Sex verkauft und nicht Zärtlichkeit. Natürlich kommt man in Situationen, wo man einen Mann da hat, der echt sympathisch und nett ist und der einen vielleicht auch recht anmacht, das kommt vor. Aber da, denke ich, ist Professionalität, daß man sich dann sagt, 'ich übe hier meinen Beruf aus' und daß man da gar nichts zuläßt und das vollkommen trennt. Das sind Kunden, das sind Freier, das sind keine Menschen, mit denen ich in meinem Privatbereich Kontakt haben möchte."
Ein Freier ist für Nadine kein Mensch, zu dem sie ein freundschaftliches Verhältnis aufbaut, er ist nicht mehr und nicht weniger als ein Geschäftspartner. Sie verkauft ihm Sex, ihre Gefühle haben mit dem Geschäft nichts zu tun. Meine Interviewpartnerinnen berichten auch, daß sie einem Freier nie etwas von sich preisgeben. Er kann gerne über seine Probleme oder sein Privatleben sprechen; die Sexarbeiterin aber hält sich mit Persönlichem zurück, oder sie erzählt ihm eine erfundene Geschichte. Die Distanz zum Kunden verstärkt sich durch die Verkleidung, in der viele Prostituierte schon wegen ihres Doppellebens arbeiten. Läßt sich die Sexarbeiterin unter einem anderen Namen ansprechen, erfährt der Kunde noch weniger über ihre Person.

Damit der Kunde trotz der Trennung von Sex und Gefühlsleben den Eindruck gewinnt, daß die Prostituierte sich ihm voll und ganz widmet, setzt sie, wie bereits erwähnt, ihre schauspielerischen Fähigkeiten geschickt ein und täuscht beispielsweise einen Orgasmus vor. Durch das Rollenspiel kann sie so einerseits ihre Gefühle aus dem Prostitutionsgeschehen fern halten und andererseits trotzdem den Wunsch des Kunden nach Nähe erfüllen oder ihn glauben machen, sie hätte Freude an den Aktivitäten mit ihm. Nina erklärt, warum eine Prostituierte ihre Kunden nicht als Sexualpartner wahrnimmt:

"Als Prostituierte zu arbeiten, hat recht wenig mit einfach hinlegen und Beine breit machen zu tun. Ich bin die Aktive, die arbeitet. Und bei der Arbeit kann ich mich eben nicht auf Erotik und Sexualität konzentrieren. Um einen Orgasmus zu bekommen, muß ich wenigstens eine entspannte Atmosphäre haben, und das habe ich bei der Arbeit nie. Ein Frauenarzt packt mir auch in die Scheide und bekommt davon keine Erektion -- das ist genauso" (in HWG).
Eine Sexarbeiterin befindet sich in der Rolle derjenigen, die eine Dienstleistung durchführt und sich auf ihre Tätigkeit konzentrieren muß. Sie verkauft Sex und Aufmerksamkeit und ist in der Rolle der hart Arbeitenden, die dem Kunden gegen Entgelt seine Wünsche erfüllt, soweit diese innerhalb der von ihr gesetzten Grenzen liegen. Diese Rolle macht es ihr einfacher, ihre Gefühlswelt von der Arbeit zu trennen.

Schimpfen, Täuschen und Belächeln
Im Laufe der Gespräche fielen weitere Strategien auf, die dazu beitragen, daß die Sexarbeiterin ihre emotionale Unabhängigkeit gegenüber ihren Kunden behält. Sie werden von den Frauen meist nicht bewußt zur Abgrenzung eingesetzt, haben aber dennoch diesen Effekt.

Manche Sexarbeiterinnen schimpfen über ihre Freier und verschaffen sich dadurch den nötigen Abstand. Auf die Frage nach Gefühlen gegenüber ihren Kunden antwortet zum Beispiel Franziska, daß sie ab und zu böse über ihre Freier herzieht. Sie kommt gar nicht auf die Idee, daß sich die Frage auf positive Empfindungen beziehen könnte. Sie kanalisiert ihre Emotionen gegenüber ihren Kunden durch Schimpfen. Dadurch wird sie ihren Ärger über das unangemessene Verhalten mancher Freier los und distanziert sich gleichzeitig von ihnen.

Auch das 'Falle schieben', bei dem der Geschlechtsverkehr nur vorgetäuscht wird, indem die Sexarbeiterin den Penis des Mannes an ihrer Schenkelinnenseite reibt, hilft manchen Sexarbeiterinnen, sich von ihren Kunden abzugrenzen. Franziska erzählt von einem Hochgefühl, wenn sie es geschafft hat, einen Freier durch die 'Falle' zu täuschen:

"Also ich lach dann oft, mei sind die blöd die Männer, aber das gibt mir wieder einen Kick, wo ich sag: 'wow super'. Und dann bin ich wieder eine Stunde gut drauf und lache (lacht)."
Die Falle, die nur noch wenige Sexarbeiterinnen wirklich beherrschen und noch weniger Frauen regelmäßig anwenden, hat für Franziska zwei Effekte. Einerseits kommt es nicht zum Geschlechtsverkehr, was die Nähe zum Freier verringert. Andererseits fühlt sie sich ihrem Kunden gegenüber überlegen, weil er die Täuschung nicht bemerkt hat.

Weiterhin ist auffällig, daß viele Sexarbeiterinnen sich über außergewöhnliche Wünsche ihrer Kunden, wie zum Beispiel den Einsatz von Fetischen, lustig machen. Sie distanzieren sich von ihren Freiern, indem sie zeigen, daß sie kein Verständnis für deren 'abstruse' Vorlieben haben.

Eine Sexarbeiterin wendet meist nicht alle dieser Strategien an. Manche Prostituierten lassen auch bei ihren Freiern mehr Nähe zu als andere. Für die meisten Sexarbeiterinnen ist aber ihre emotionale Autonomie notwendig, um ein Privatleben zu führen, das nicht von ihrem Berufsalltag dominiert wird, vor allem wenn sie über längere Zeit in der Prostitution arbeiten.

Beruf und Privatleben
Um von ihrem Beruf nicht zu sehr vereinnahmt zu werden und immer wieder den nötigen Abstand zu bekommen, trennen die meisten meiner Interviewpartnerinnen Beruf und Privatleben. Carola hat sich ihren gesamten Bekanntenkreis außerhalb des Milieus aufgebaut, um nach der Arbeit wirklich abschalten zu können:

"Ganz einfach aus dem Grund, wenn ich hier rauskomme, das ist wie für jeden anderen, der aus dem Büro kommt. Er möchte erst einmal abschalten und möchte dann privat sein. Ich denke, man kann es sonst nicht trennen. Wenn man sich mit Kolleginnen nach Feierabend trifft, dann spricht man zwangsläufig übers Geschäft, [...] und das will ich nicht. Ich will abschalten, ich will meinen Ausgleich haben, der ist wichtig, grad für den Beruf ist es wichtig, ihn zu haben und mein Bekanntenkreis, die haben alle mit der Prostitution nichts zu tun."
Für Carola ist ein Ausgleich zu ihrer Arbeit notwendig, um sich von den Strapazen ihres Berufes erholen zu können. Sie kann es sich im Gegensatz zu manchen Kolleginnen auch nicht vorstellen, im selben Apartment zu leben und zu arbeiten. Sie braucht ein vom Arbeitsplatz getrenntes Privatleben, um ihren Beruf professionell ausführen zu können. Christine hat eine andere Begründung, warum sie Beruf und Privatleben trennt:

"Ich war nicht die Frau, die von der Arbeit rausgegangen ist und sich dann gleich wieder mit anderen Leuten aus dem Milieu getroffen hat und dann Tage und Nächte lang die Sauftouren und diese ganzen Sachen gemacht hat, die einfach dazu gehören im Milieu, sondern ich hab mich da schon abgekapselt vom Milieu."
Um im Milieu anerkannt zu werden, ist Christines Meinung nach ein ausschweifendes Leben notwendig, das sie selbst nicht führen möchte. Deswegen trennt sie Beruf und Privatleben, um die negativen Nebeneffekte, die der Aufenthalt dort mit sich bringt, zu vermeiden. Sie schont ihre Gesundheit, indem sie zumindest in ihrer Freizeit auf übermäßigen Alkoholgenuß verzichtet.

Die Illusion der Leidenschaft
Die Kunst einer Prostituierten liegt vor allem darin, den Widerspruch zu verbergen, den das Prostitutionsgeschehen mit sich bringt. Einerseits ist die Sexarbeit ein knallhartes Geschäft, andererseits erhofft sich der Kunde echte Leidenschaft. Eine professionelle Prostituierte kann dem Freier durch Einfühlungsvermögen und schauspielerische Fähigkeiten die Illusion einer persönlichen Beziehung schaffen. Nach Abschluß des Kaufvertrages beginnt sozusagen die 'Vorstellung', bei der dem Kunden scheinbar wahre Zuneigung entgegengebracht wird. Gleichzeitig bleibt der Sexarbeiterin immer bewußt, daß sie bei ihrer Arbeit mit dem Kunden in eine Rolle schlüpft; sie kann sich so trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit bewahren. Je professioneller eine Frau arbeitet, desto größer ist ihre Autonomie, und die Belastung durch die Sexarbeit ist geringer. Dies ist vor allem für Prostituierte wichtig, die über längere Zeit in ihrem Beruf arbeiten.
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Lucy
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Beitrag von Lucy »

das ist ein hochinteressanter artikel.danke fürs einstellen.

lieber gruss
lucy

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RE: Über die Sozialtechniken von Sexarbeiterinnen

Beitrag von Moon Dog »

Ja, ich bedanke mich auch. Finde den Artikel in weiten Bereichen sehr zutreffend.

Es ist die Hauptaufgabe einer Sexworkerin, eine Illusion zu verkaufen, dem Kunden über die kurze Zeit der Buchung zu zeigen, dass er 100% Aufmerksamkeit hat. Sexworker, die das schaffen, können sich in Kürze ein Stammklientel aufbauen. Weil wenn die Illusion passt, kommt man sehr gerne wieder. Insbesondere wenn die Abgrenzung so funktioniert, dass der Kunde davon nichts (oder möglichst wenig) mitbekommt.
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Marc of Frankfurt
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Anal-yse von Gesellschaft und Berührungsindustrie

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wir müssen ehrlich sein:
Der moderne Mensch hat ein ziemlich gestörtes
Verhältnis zur Nähe. Dabei sind so einfache Dinge wie

Anfassen, Berühren, Streicheln

mittlerweile zu einem Geschäft geworden, mit dem
eine ganze Industrie Millionen umsetzt.
(Und wir reden hier nicht von Sex)

Von Tobias Haberl


© Süddeutsche
Aus dem Magazin



Siehe auch:
Das Elend der Gefühlsarbeiter:
viewtopic.php?p=43713#43713
Gefährliches Lächeln. Wer bei der Arbeit die eigenen Gefühle unterdrücken und Kunden anstrahlen muss, riskiert seine Gesundheit:
viewtopic.php?p=6991#6991 (SW-only)
Kompetenzen Sexwork
viewtopic.php?t=3608
Dateianhänge
Streicheln2(2).pdf
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Streicheln1(2).pdf
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Schichtarbeit erhöht das Krebsrisiko

Beitrag von Jason »

Schichtarbeit erhöht das Krebsrisiko
Meta-Studie weist signifikante Risikosteigerung bei Veschiebungen des Schlaf-Wach-Rhythmusnach
Schichtarbeitende und Flugpersonal haben ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken als Menschen, die einer geregelten Tagesarbeit nachgehen. Das zeigt eine Metaanalyse von 30 Studien zum Thema. Möglicherweise spielt das bei Dunkelheit ausgeschüttete Hormon Melatonin dabei eine entscheidende Rolle.

Bereits im Oktober 2007 hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bestimmte Formen von Schichtarbeit als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Wissenschaftler der Universität Köln haben nun rund 30 weltweite Studien zum Thema Schichtarbeit und Krebs genauer auswertet - mit bemerkenswerten Ergebnissen.

Brustkrebs- und Prostatakrebsrate erhöht
Es zeigte sich, dass bei den beiden untersuchten Studiengruppen, Flugbegleitern und Schichtpersonal, tatsächlich eine statistisch signifikante Risikoerhöhung für Krebs auftrat. "Auch wenn die Erhöhung des Risikos nicht zu vergleichen ist mit beispielsweise der Risikoerhöhung beim Rauchen", wie Thomas Erren, Leiter des Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Sozialhygiene betont. Dort kann sich das Risiko, einen Lungenkrebs zu entwickeln, um das 10- bis 20-fache vergrößern.

Bei Flugpersonal stellte sich ein um 70 Prozent höheres Brustkrebsrisiko heraus, für Prostatakrebs stieg das Risiko um 40 Prozent. "Ähnliche Ergebnisse erhielten wir bei Schichtpersonal", erklärt Erren. Aber was ist die Ursache für diesen Effekt? Die Erforschung der Hintergründe für das gestiegene Krebsrisiko bei Schichtarbeit ist relativ neu. Die Kölner Wissenschafter interessieren sich hierbei vor allem für den Zusammenhang zwischen externen Zeitgebern, insbesondere dem Licht, und der Möglichkeit Krebs zu bekommen.

Hormon Melatonin als Ursache?
Forschungsergebnisse in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass jenseits der Zapfen und Stäbchen, die in unseren Augen das Sehen ermöglichen, weitere Rezeptoren existieren, die seit ihrer Entdeckung weltweit von zahlreichen Wissenschaftlern beforscht werden. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese Sensoren offensichtlich über den Außenreiz Licht einen starken Einfluss
auf unsere innere Uhr haben und damit auf die Produktion von Melatonin. Die Wissenschaftler vermuten, dass veränderte Spiegel dieses Dunkelheitshormons das Risiko für eine Krebserkrankung erhöhen können.

Mehr Licht bei Nachtschichten kann helfen
Dass Licht eine zentrale Rolle bei der Krebsentwicklung spielen kann, erscheint vielen Wissenschaftlern plausibel. Für Erren ein ausreichender Grund, etwa in der Arbeitswelt bereits heute Änderungen einzuführen: „Ungeachtet der gesicherten Ursachenkette, die wir momentan noch nicht kennen, gibt es auf jeden Fall einen Faktor, den wir bereits jetzt beeinflussen können: Licht".

Daher schlägt er vor, die Licht-Dunkel-Verhältnisse für Schichtarbeiter dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus anzunähern, um die inneren Uhren schneller auf Nachtarbeit umzustellen. Das könnte einer vermuteten Bildung von Krebs möglicherweise vorbeugen. Die Unternehmen sollten aus einem weiterem Grund dafür sein: "Aus anderen Studien wissen wir, dass sich eine höhere Lichtintensität während der Nachtarbeit auch steigernd auf die Produktivität auswirkt", so Erren.
(Uniklinik Köln, 05.12.2008 - NPO)

Quelle: scinexx vom 7.12.2008
http://www.g-o.de/wissen-aktuell-9218-2008-12-05.html
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Marc of Frankfurt
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Esoterisches Buch zur Selbstliebe-Suche

Beitrag von Marc of Frankfurt »

"Die Hure die ich bin"

Bekenntnis einer selbst gelebten Schattenseite




Pressemitteilung von: Verlag Bewusstewelt.com



Bild

Die Schauspielerin Silvia Hoffmann und Autorin dreier Bücher liest am Mittwoch, den 17.12.2008 im Logensaal der Hamburger Kammerspiele aus ihrem zweiten Buch: Die Hure die ich bin - die Heilung des Vaters.

Silvia Hoffmann bekennt sich in diesem Buch zu ihrer selbst gelebten Schattenseite. Das Bekennen löste während des Schreibens einen Bewusstseinsprozess in ihr aus, der längst Verdrängtes wieder zum Vorschein brachte. Blockaden brachen ein und bescherten ihr ein Wissen, das nicht nur ihre inneren, mentalen und körperlichen Mauern auflöste. Die Auflösung bewirkte eine Öffnung, die ihr das Wissen der Einheit offenbarte und Sie zum Ursprung des Lebendigen zurückführen ließ.

Silvia Hoffmann spricht in diesem Buch mehr als ein Tabuthema an. Das Aussprechen der dunklen Seite in ihr führte zu einer Befreiung von den gesellschaftlichen Strukturen, die durch Scham- und Schuldgefühle am Leben erhalten werden.

Ein Bekenntnis zu einer selbst gelebten Schattenseite auf der Suche nach Liebe.

Musikalische Begleitung am Klavier: Elke Appel

17.12.2008 Logensaal der Hamburger Kammerspiele
Beginn: 19:30 Uhr
Eintritt: 10/8 Euro

Verlag Bewusstewelt.com
Glashüttenstr. 107
20357 Hamburg



Silvia Hoffmann, Schauspielerin und Autorin, gründete im Sommer 2008 ihren Verlag Bewusstewelt.com auf der Basis von drei Büchern.

Die Publikationen dienen dazu, die Bewusstheit im Lesenden und Hörenden zu wecken und die eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren. Die Vision von Silvia Hoffmann ist, sich wieder als heil, ganz und eins mit sich selbst zu empfinden.

Silvia Hoffmann ist selbst einen tiefen Weg der Selbsterkenntnis gegangen und hat auf diesem Weg viele Meister auf der Welt kennengelernt, die sie weiterhin auf der Suche sein ließen. Letztendlich fand sie alle Lösungen und Antworten in sich selbst. Diesen Weg, den jeder gehen kann auch wenn er nicht mehr gehen kann, zeigt Silvia Hoffmann in ihren Büchern auf.

PR Quelle:
http://www.openpr.de/news/268407/quot-D ... seite.html





Was haltet ihr davon:
Lebenshilfe für Sexworker oder Buchvermarktungsmasche?
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 01.01.2009, 15:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Buch:

Beitrag von Aoife »

Hallo Marc,
Marc of Frankfurt hat geschrieben: Was haltet ihr davon:
Lebenshilfe für Sexworker oder Buchvermarktungsmasche?
hab' gerade mal kurz bei Amzon in die ersten Seiten des Buchs hineingelesen, und ich glaube eigentlich: Keines von beidem!

Meine Meinung: Als 'Lebenshilfe' *gut gemeint* :002

Um an eine Buchvermarktungsmasche zu glauben ist mir das Ganze doch zu unprofessionell aufgezogen. Die Homepage eine einzige Seite, und nicht mal ein link zum Bücherbestellen!

Lebenshilfe? Ja, ich denke schon, aber nicht für Sexworker im generellen Sinn, sondern nur und ausschließlich für diese eine Sexworkerin. Dass die Selbsterkenntnis und deren schriftliche Ausformulierung ihr selbst sehr viel gebracht hat, das glaube ich ihr gerne. Aber eine Veröffentlichung hätt's nicht gebraucht, zumindest nicht mit der Intention "Lebenshilfe für andere", wir anderen müssen das entweder selbst ganz persönlich für uns entdecken, oder auch einen völlig anderen Weg finden.

Natürlich sind Geschichten darüber, wie andere ihren Weg gefunden haben, dabei eine wertvolle Nahrung für die eigene Phantasie, aber bei Silvia Hoffmann sehe ich nicht so sehr eine Darstellung ihres Wegs als vielmehr ihres subjektiven Ergebnisses, und das bringt keinem anderen etwas. Ist jedenfalls meine Meinung dazu.

Liebe Grüße, Eva
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Leben und Arbeiten

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Stigma-Management eine Kernkompetenz nicht nur für Sexworker

Hier Vergleich mit einer Studie über Lebensprobleme von Homosexuellen:
Hohes Suizidrisiko bei jungen Homosexuellen



Laut Pink Cross, Schweiz dürfte das Suizid-Risiko bei Homosexuellen etwa zwei- bis zehnmal höher sein.

"Nicht die sexuelle Orientierung ist der Grund für ein höheres Suizid-Risiko, sondern Risikofaktoren, auf welche Homosexuelle, Lesben und Bisexuelle anfälliger sind oder die nur auf sie zutreffen, wie das Coming-Out", sagt der Autor der Schweizer Studie, Christian Leu.

Suizid ist, nach Unfällen, die zweithäufigste Todesursache unter den 15- bis 44-Jährigen (Schweiz 2006: 1.400 Selbststötungen, vornehmlich Männer).

"Das Suizidrisiko ist höher, weil sie schikaniert, diskriminiert und nicht akzeptiert werden und so keinen Weg finden, ihre Homosexualität in der Gesellschaft zu leben."

[Das Suizidrisiko (vgl. auch Burn-out-Risiko, Leidensrisiko, Risiko der Selbstwertkrise) ... ist höher, weil sie schikaniert (kriminalisiert), diskriminiert und nicht akzeptiert werden und so keinen Weg finden, ihren Beruf Sexarbeit in der Gesellschaft zu leben [Zum Vergleich umformuliert von mir].]

An Schulen komme es unter Jugendlichen häufig zu Belästigungen und Gewalt. Heranwachsende reagierten oft schlecht auf ein Gegenüber, das sich ihrer Ansicht nach nicht "normal" oder "untypisch" für einen Mann oder eine Frau verhalte, erklärt Schommer weiter.

[An Plätzen der Sexarbeit kommt es unter/mit Kunden oder Unbeteiligten häufig zu Belästigungen und Gewalt. Nichtsexworker reagieren oft schlecht auf ein Gegenüber, das sich ihrer Ansicht nach nicht "normal" oder "untypisch" für einen Bürger oder Berufstätigen verhalte...]

"Der Druck ist enorm. Ich möchte dies nicht noch einmal erleben müssen. Du musst dich verstecken, dir für eine Party eine Freundin zulegen. Du hasst es und fühlst dich dabei unwohl"

[Der Druck ist enorm. ... verstecken, dir für eine Party eine Legende über deine Berufstätigkeit zulegen. Du ...]

Die eigene sexuelle Orientierung preiszugeben, könne für einen jungen Menschen eine schwierige Erfahrung sein: Er wird von Verwandten oder Freunden abgelehnt, was zu Isolation und Einsamkeit führen kann.

[Den eigenen Beruf preiszugeben, könne für einen jungen Menschen eine schwierige Erfahrung sein: Er wird von ...]

"Diese negativen Erfahrungen können in einem tiefen Selbstwertgefühl enden, in Stress, Stimmungsschwankungen, Drogenmissbrauch oder Selbsttötung", so Leu weiter.

...

Die Idee ist, dass das Thema regelmässig auf allen Stufen entsprechend dem Alter der Schüler behandelt wird. Im Kindergarten könnte es zum Beispiel anhand einer Geschichte zur Sprache kommen, wo der Prinz zwei Väter hat. [Wenn das nicht jugendgefährdend ist, wird man irgendwann in Zukunft auch im Kinderbuch schreiben können: Und dann ging der König zu seiner liebsten Mätresse und gab ihr viel Geld für die schöne Nacht... Anm.]

In anderen Fällen über einen sozialen, historischen oder kulturellen Kontext - indem man beispielsweise eine bekannte homosexulle Persönlichkeit in den Vordergrund rücke, wie Klaus Wowereit, den Bürgermeister von Berlin, meint Schommer. [Berühmte Sexworker oder Freier...]

"Und nicht den Zusammenhang mit Aids und Prostitution herstellt." Nicht alle Lehrer, so Schommer weiter, fühlten sich gleich wohl bei dem Thema. [Hier zeigt sich wie Ausgrenzung und Hierarchiebildung im Bereich und durch das Sexuelle funktioniert. Alle devianten Realisierungsformen werden zusammengeworfen in einem kollektiven Ausgrenzungsprozess.]

"Wir brauchen Lehrer, die über Homosexualität Bescheid wissen. Sie sollten nicht Angst davor haben und damit umgehen können", so Schommer. [Lehrer brauchen Fortbildung in Sachen Sexwork so wie es z.B. Dona Carmen vorgemacht hat. Sexworker und Beratungsstellen müssen sich an Schulprojekten beteiligen und dazu eingeladen werden.]

Aus:
http://www.swissinfo.ch/ger/startseite/ ... ellen.html





Ist es nicht erschreckend, wie einfach man obige Sätze über Homosexuelle für Sexworker umschreiben kann, ohne daß sie an Relevanz und Richtigkeit verlieren?

Ist die Arbeit als Sexworker also doch viel mehr als nur ein Job oder Beruf, sondern Lebensentwurf oder sogar Identität (und das völlig unabhängig vom Thema Freiwilligkeit oder Berufung)?




Systematik Sexworker-Kompetenzen:
viewtopic.php?t=3608





.

marlena
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Beitrag von marlena »

"Das Suizidrisiko ist höher, weil sie schikaniert, diskriminiert und nicht akzeptiert werden und so keinen Weg finden, ihre Homosexualität in der Gesellschaft zu leben."
Macht mich persönlich betroffen, schockiert und ist wichtig, da häufig wir hetero Frauen hier im Mittelpunkt stehen.

Darf auf keinen Fall übersehen oder ignoriert werden .

Liebe Grüße

Marlena
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Re: Leben und Arbeiten

Beitrag von Aoife »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Ist die Arbeit als Sexworker also doch viel mehr als nur ein Job oder Beruf, sondern Lebensentwurf oder sogar Identität (und das völlig unabhängig vom Thema Freiwilligkeit oder Berufung)?
Meine persönliche Meinung: JA!!!

Und die von dir gezogenen Parallelen sind einfach genial, marc.
Sollten wir einmal andenken, das satirisch auszuspinnen?
Wie wärs mit entsprechenden Sperrbezirken, Verbot der Homosexualität im gegebenen Umkreis um Kirchen, Schulen und Kindergärten? Natürlich *nur* zum Schutz der Jugend :002

Nur befürchte ich, ein solcher Augenöffner könnte sich zum 'Schuß nach hinten' entwickeln, leider, vielleicht würde eine solche Satire ja der Homosexuellen-Bewegung mehr schaden als uns nutzen?

Liebe Grüße, Eva
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Sich richen können

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Stofflich-materielle Kommunikation
Signalstoffe wie bei Tieren

Forscher beweisen: Angst kann man riechen



Düsseldorf. Menschen können die Angst anderer unbewusst über die Nase wahrnehmen. Das geht aus einer Studie der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität hervor. Damit sei weltweit erstmals der Nachweis gelungen, dass auch beim Menschen Gefühle chemisch übertragen werden, sagte die Psychologie-Professorin Bettina Pause. Dies war bisher nur aus der Tierwelt bekannt.

Hat ein Mensch Angst, bildet er im Schweiß bestimmte Moleküle. Nimmt ein anderer Mensch diese wahr, werden in seinem Hirn jene Regionen aktiviert, die für das Erkennen von Angstzuständen zuständig sind (Fluchtzentrum, Amygdala). Dabei müsse der Angstgeruch keineswegs bewusst wahrgenommen werden, erklärte Pause, die ihre Versuche im Fachjournal "One" (PloS, Bd. 4) beschreibt.

Wer mit Körperhygiene gegen seine ängstliche Ausstrahlung angeht, hat kaum Chancen: "Deo-Roller können die Signale nur für bestimmte Zeit stören."

dpa
http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-b ... 25,2961322

Mehr:
http://www.aerztezeitung.de/panorama/?sid=557971
http://www.sueddeutsche.de/wissen/654/450376/text/

Induction of Empathy by the Smell of Anxiety:
http://www.plosone.org/article/info%3Ad ... ne.0005987

Möglicherweise reagieren Sexualstraftäter auf solche Botenstoffe in besonders tragischer, verletzender Weise.





Als Sexworker nur arbeiten, wenn man sich gut und stark fühlt.

Für andere Tage rechtzeitig finanziell vorsorgen.






_________________
Anderes Thema: politische Dimension von Angst:
Buch von Naomi Klein: "Schock Doktrin" und
Film zur Verschwörungstheorie 9/11 etc:
http://www.youtube.com/watch?v=o3s7NLQXzOY

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Herausforderung Sexwork meistern

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Spirituelle Herausforderung und mögliche Überforderung bei Promiskuität, Polyamorie und Sexwork


Ist Polyamorie lebbar?

Wir sind alle Kinder der Liebe



Artikel - Tantra
© Oliver Weber pixelio.de
»Wir sind alle Kinder der Liebe«


Ist Polyamorie, also eine Liebesbeziehung mit mehreren Menschen gleichzeitig, für den normalen Menschen mit all seinen Ängsten und unbewussten Schattenseiten überhaupt praktizierbar?


Aida Karnowski glaubt, dass man nur im klaren, achtsamen Bewusstseinszustand Polyamorie leben kann.

[Das gilt umso mehr für den Beruf Sexworker. Anm.]






In seine Arme kann ich mich tief hinein entspannen. So als könne ich die Stille des Sees einatmen, und aus einer klaren, reinen Quelle trinken – verdurstet nach einem langen Wüstenaufenthalt. In ihm und in mir ist Furchtlosigkeit und respektvolles Wahrnehmen gleichzeitig da. So trunken zu sein, bedeutet aufgelöst zu sein, so als würde die eigene Matrix des Systems neu geboren, sich ausdehnen, sich öffnen. Aus dieser wortlosen Glückseligkeit heraus entsteht alles. Alles was ist, ist einzig dazu da, uns daran zu erinnern, dass wir alle Kinder der Liebe sind. Kreativität ist ein Schöpfungsakt, aus sich heraus geboren im Meer der Energien. Jedes Bild ist bereits gemalt, jedes Buch ist bereits geschrieben, jeder Song bereits getextet und die Liebe bringt es zum Ausdruck.


»Warum ich eine Hure bin? Ich brauche Liebe! Liebe! Immerzu! Und ich will Liebe geben, weil ich soviel davon habe. Niemand begreift, dass ich mit meiner Hurerei nichts anderes will, als mich zu verschwenden.« Ein Satz von Klaus Kinski, ein bekennender Narzist. Diese narzistische Liebe ist nicht gemeint.


Es geht nicht darum, der Heimsuchung, die Prägungen, die Glaubensmuster, ich bin allein, ich bin nicht gut genug, ich werde nicht geliebt, zu befriedigen und auf viele Partner zu verteilen. Diesen Schmerz, das Würgen im Hals, das Brennen unter den Lidern, die Verschleierung und der tiefe Wunsch, er, der Mann, sie, die Frau mögen einen davon erlösen.


Einer allein kann meine verschiedenen Anteile nicht befriedigen. Ich bin so viele, ich möchte meine Vielfalt leben und nicht darauf verzichten.


Ja, nach dem Resonanzprinzip treffen wir immer genau auf die Energien, die gerade dran sind, die sich nach Heilung sehnen.


Die Seele, die höhere Intelligenz wird uns immer so viel von unseren Dark-Rooms [;-)] zeigen, wie wir verkraften können. Durch die Alchemie der Ekstase, erhöht sich die eigene Energie um ein Vielfaches.


Dann findet Trost statt, der Weg durch die Schwere, das Leid, den Kummer, kann beschritten werden im Vertrauen, das Synchronizität stattfindet. Was sich zuvor wie ein unüberwindlicher Berg anfühlte, wird zu einem Spaziergang, weil sich der Raum erhellt und sich hinter der Teufelsfratze das Gesicht eines Engels verbirgt. Ich brauche nicht verstehen, was da passiert. Es passiert. Der Verstand wird es nicht verstehen, der Verstand ist nicht geeignet, uns verstehend, liebend und offen zu machen.


Energiefelder

Meine Schlussfolgerung daraus: Mit und in jeder Begegnung entsteht ein eigenes Energiefeld, dass exakt nur zwischen diesem Mann und dieser Frau existent wird. [Das kann auch als ein Agrument gegen Promiskuitivität und Sexwork verwendet werden, wenn Ausbildung, Bewußtheit oder Kontrolle fehlen und es zu viel wird oder schädigend wirkt. Anm.]


Ein Aufriss [Ein neuer Partner, eine neue Zweisamkeit] oder feiner ausgedrückt es öffnet sich ein Zeitfenster. So, wie wenn ich ein Buch beginne und es nicht zu Ende lese, weil es mir zu anstrengend wird, weil es gerade nicht meiner Stimmung entspricht, weil es mich verärgert, weil mir der Spiegel nicht gefällt, der mir vorgehalten wird. Macht ja nichts, dann schlage ich halt das nächste Buch auf, lese begeistert darin, bis es mich wieder langweilt. Dieses Spiel kann ich endlos fortsetzen. Auf wie viele verschiedene Partner ich mich verteile, ist eine Frage der Organisation, des Zeitvolumens und der Räumlichkeiten. Die Vorstellung, fünf oder mehr offene Bücher zu haben, in die verschiedenen Inhalte und Geschichten verstrickt zu sein und keine davon abzuschließen, löst Verwirrung in mir aus.


Puzzleteile

Wie wirkt es sich erst aus, wenn ich an die Stelle der verschiedenen Bücher, verschiedene Partner setze? Wenn ich sage, dieses sich auf viele verteilen, kann ich als ein vor mir selber weglaufen interpretieren, sagt die andere Stimme, aber nein, im Kosmos ist alles Eins, wir sind alle ineinander und miteinander verwoben, gerade wenn ich mit vielen in Resonanz bin, kann ich meine Schattenseiten schneller erkennen. Quasi, wie viele verschiedene Puzzle-Teile, die gut zusammengefügt ein Gesamtbild ergeben.


Mag sein, dass dies funktioniert, wenn meine Mattscheibe immer clean ist: rückstandslos clean. Ich habe das Bild vor mir von den Zaubertafeln. Darauf konnte ich als Kind Bilder malen und mit einem Ratsch war wieder alles weg und ich konnte neu anfangen, ein neues Bild malen. Oder bezogen auf Polyamorie mich der Energie des Zweit- oder Drittmannes widmen, sozusagen. Ich gestehe mir einige Präsenz zu, doch ich vermute, für diese Klarheit, um jeder einzelnen Beziehung gerecht zu werden, müsste ich erleuchtet sein, müssten alle meine dunklen Räume im hellen Lichte scheinen, wie ein einziger großer Ballsaal mit vielen tausend Spiegeln und vielen tausend Lichtern, die immer wieder nur sich selbst in ihrer Schönheit und Pracht spiegeln.

Aida Karnowski





Aida Karnowski ist 1959 in München geboren und russischer Abstammung. Zur Zeit betreut sie die Seminargäste im Connection-Haus und ist für Seminarorganisation und Seminarbuchung zuständig. Sie ist Künstlerin, schreibende Muse und arbeitet an der Fertigstellung ihres ersten Romans: »Good bye Guru«.

http://www.connection.de/artikel/tantra ... ebbar.html





Warum Bewusstheit das Kriterium ist zur Unterscheidung von Tugend und Sünde erklärt uns dieser Meister im Video:
viewtopic.php?p=48696#48696 (sw-only)

Ex-Sexworker und Autor Tracy Quan im Fall Tiger Woods: How Not to Manage a Harem:
http://www.thedailybeast.com/blogs-and- ... -101/full/





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 10.12.2009, 03:04, insgesamt 1-mal geändert.

Hanna
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Beitrag von Hanna »

@Marc schrieb:

"Aida Karnowski glaubt, dass man nur im klaren, achtsamen Bewusstseinszustand Polyamorie leben kann.

[Das gilt umso mehr für den Beruf Sexworker. Anm.]"

hab ich da jetzt was mißverstanden? als Sexworkerin rufe ich eine Dienstleistung ab, die dem Kunden (einmalige, gelegentliche)sexuelle Befriedigung verschafft, sonst nichts.

darüber hinaus kann ich einen oder mehrere Menschen lieben, aber doch nicht als SW. ich sehe da keinen Konflikt.

lg, Hanna

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Es kann ein Verständnisproblem oder ein auch anderes Konzept von Sexwork & Prostitution sein.