LokalNachrichten: WIEN

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

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Robby hat geschrieben:vielleicht will Rot-Grün auch nur ein bischen im rechten lager auf stimmenfang gehen?
Wie gesagt, zu Österreichischen oder gar Wiener Hintergründen habe ich zu wenig Wissen - im gesamteuropäischen Kontext geht es jedoch weniger um Stimmenfang als um die Kapitulation vor der Finanzkraft (und somit auch dem medialen Einfluß) US-amerikanischer Fundamentalisten, wie beispielsweise an der Menschenhandelshysterie zu sehen ist. Und viele wollen natürlich auch direkt am Kuchen beteiligt werden, wenn sie schon nichts dagegen machen können, so dass beispielsweise die katholischen Orden, die früher in den Magdalen Laundries Frauen direkt versklavt und ausgebeutet haben jetzt bei der evangelischen VernichtungsRettungsideologie mitspielen.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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hedonism
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Beitrag von hedonism »

Trübe Aussichten: Die Frauen von der Straße

25.06.2011 | 18:24 | von MANFRED SEEH (Die Presse)

Am Donnerstag beschließt der Wiener Landtag ein neues Prostitutionsgesetz. Demnach wird der Straßenstrich in Wohngebieten verboten. Unklar ist, wo genau die Prostituierten künftig stehen dürfen. Eine Reportage.

Die Felberstraße im 15.Wiener Gemeindebezirk: Auf der einen Seite schmucklose Wohnhäuser, auf der anderen Seite dunkle Schienenstränge, die zur Großbaustelle Westbahnhof führen. „Mein Schwiegervater hat in der Felberstraße gewohnt. Er hat den Mädchen aus dem Fenster heraus Tee gegeben. So lange stehen hier schon Mädchen auf der Straße.“ Karin K. führt seit drei Jahren „Bunny's Bar“, ein Café mit angeschlossenem Stundenhotel. Viele sagen „Zehn-Euro-Hotel“. So viel kostet das Zimmer, wenn man mit einer Frau von der Straße kommt und für kurze Zeit ungestört sein will.

Karin K. blickt unsicheren Zeiten entgegen. Es ist die Wiener Stadtpolitik, konkret das neue Wiener Prostitutionsgesetz, das ihr große Sorgen macht. Dieses wird am Donnerstag mit den Stimmen der rot-grünen Koalition beschlossen. Und ab 1.November gelten. „Die Ausübung von Straßenprostitution ist innerhalb von Wohngebieten unzulässig“, heißt es in dem Gesetz. So viel steht fest: Die Felberstraße ist ein Wohngebiet. Ebenso die Linzer Straße und die Äußere Mariahilfer Straße – also jene Adressen, an denen nachts Prostituierte am Straßenrand auf Kundschaft warten.


Weg von der Straße! Daniela, 27 Jahre, Mutter eines Kindes, ist eine von diesen Frauen. Sie arbeitet auf der Felberstraße. So selbstbewusst Daniela auftritt, so verärgert zeigt sich die dunkelhaarige Frau im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ ob der politischen Weichenstellung. Denn die Intention, den Straßenstrich aus Wohngebieten zu verbannen und dabei eine Verlagerung in meldepflichtige „Prostitutionslokale“ zu erwirken, stellt Danielas Job infrage. Ans Aufhören denkt sie aber nicht. „Ich liebe mein Kind, mich und mein Geld.“ 50Euro bekommt sie im Durchschnitt von einem Kunden. Ihr Einkommen muss sie versteuern, obgleich ihr Gewerbe als sittenwidrig gilt. „Früher habe ich als Kassierin im Supermarkt 700Euro im Monat verdient. Das mache ich hier in zwei Tagen.“

Daniela will auf der Straße bleiben. Zum Leidwesen einiger Anrainer, die versuchen, die Prostituierten mit Fackelzügen aus den derzeit noch geltenden „Schutzzonen“ (150 Meter Radius um Schulen oder Kirchen) zu vertreiben. „In einer Bar bin ich gebunden. Hier bin ich frei. Ich kann kommen und gehen, wann ich will. Außerdem muss ich in einer Bar vorher mit dem Kunden was trinken. Und 50Prozent an den Barbetreiber abliefern.“

Um die Frauen dorthin zu lotsen, wo sie nicht öffentlich auffallen, bieten sich auch sogenannte Laufhäuser an: Dort sind Daniela und ihre Kolleginnen nicht gezwungen, zu trinken. Auch die vorgelagerte, für Ausländerinnen oft schwierige „Konversation“ mit den Männern fällt weg. Dafür müssen Laufhaus-Frauen etwa 70 Euro am Tag fix hinblättern. So viel kostet ein auf Wochen oder Monate von der Frau zu buchendes Zimmer, das freilich auch zu zahlen ist, wenn keine Kunden kommen.


„In einem Laufhaus habe ich nicht die Garantie, dass ich mein Geld wieder hereinbekomme“, sagt Lisa, eine schüchtern wirkende 26-jährige Wienerin. Lisa stand bis vor Kurzem noch in der Linzer Straße. Mittlerweile ist sie Escort-Girl. Um mit der „Presse“ sprechen zu können, macht sie einen Abstecher in die Felberstraße. Hier herrscht in dieser Nacht reger Verkehr: Autofahrer kreisen, bleiben stehen, um mit den Mädchen zu verhandeln. Fußgänger verschwinden nach kurzem Wortwechsel mit den Mädchen in eines dieser „Zehn-Euro-Hotels“. Lisa ergänzt zum Thema Laufhäuser, „1500 bis 2000 Euro im Monat“ seien für das Einmieten zu veranschlagen. Und, ja, diese Art der Unterkunft habe gewiss auch Vorteile: Sie biete ein höheres Maß an Sicherheit als eine dunkle Ecke, irgendwo im öffentlichen Raum.

Gefahr für die Frauen. Womit das Stichwort für Fiorina gefallen ist: Sicherheit. Fiorina ist regelmäßig auf der Felberstraße anzutreffen. Die „Dienstkleidung“ der 20-jährigen Rumänin würde als Bikini durchgehen. Wie also ist es um die Sicherheit bestellt, wenn Frauen künftig nicht mehr in besiedelten Gebieten stehen – sondern etwa in einem Industrieviertel? Oder sonst wo. Zunächst ein paar Zahlen: Zirka 2200Frauen sind in Wien als Prostituierte angemeldet. Zusätzlich arbeiten schätzungsweise doppelt so viele illegal. Diese Schätzung ist vage. Denn es gibt Frauen, die sehr unregelmäßig, manchmal nur für ein paar Stunden pro Woche, Sex anbieten; darunter sind solche, die zu dem Zweck aus der Slowakei oder aus Tschechien kommen und nach einem halben Tag wieder heimfahren. Das meiste spielt sich in Lokalen oder Wohnungen ab. Auf der Straße stehen in ganz Wien nur etwa 150 Frauen.

Stichwort Sicherheit. Wiens SP-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger hat versprochen, den unbestimmten Gesetzesbegriff „Wohngebiet“ zu präzisieren. Dabei soll der Flächenwidmungsplan zuhilfe genommen werden. Bisher wird offiziell am häufigsten der Prater als künftiges Aufmarschgebiet für Sexarbeiterinnen genannt. Sollten einige Frauen wirklich dorthin abwandern, müssten sie praktisch unter freiem Himmel oder in Autos ihre „Jobs“ erledigen. Und das ist in der Tat ein Sicherheitsproblem. Fiorina – auch sie ist Mutter eines Kleinkindes: „Ich geh nicht ins Auto arbeiten. Das ist mir zu gefährlich.“ Und auch von mangelnder Hygiene reden Daniela und Fiorina, wenn sie an Sex im Auto oder in Freiluft denken. Auch dass das neue Prostitutionsgesetz keine zeitlichen Beschränkungen mehr vorsieht, stößt nicht auf ungeteilte Freude. Derzeit dürfen Frauen ab 20Uhr (Winter) bzw. ab 21Uhr (Sommer) bis vier Uhr in der Früh „draußen“ stehen. Doch auch künftig wollen sich Daniela und Fiorina nicht tagsüber zusehen lassen. Und schon gar keine Polizeistrafe wegen anstößigen Benehmens riskieren.

Also doch goldene Zeiten für Betreiber von Rotlichtlokalen? Karin K. von „Bunny's Bar“ bleibt skeptisch. Denn auch Neuheiten, die der Gesetzgeber (im Sinne der Frauen) gut gemeint hat, könnten rechtlich heikel werden. So etwa die per Verordnung vorgeschriebene Einrichtung von Spinden für Frauen, die künftig in „Prostitutionslokalen“ arbeiten. Karin K.: „Wenn ich Spinde einrichte oder einen Aufenthaltsraum, kommt die Krankenkasse und sagt, ich muss die Mädchen anmelden. Das geht aber gar nicht, die meisten hier sind Rumäninnen oder Bulgarinnen. Einmal wurde mir eine Bulgarin zwangsangemeldet, die hatte gar keine Arbeitsbewilligung. Und ich musste 6800 Euro Strafe zahlen.“ K. will überdies nicht, dass sich die Mädchen bei ihr im Hotel ansiedeln. „Ich will meine Zimmer vermieten. Ich will die Mädchen nicht hier sitzen haben und dafür von ihnen Geld verlangen.“

Ortswechsel. Die Linzer Straße: Die 31-jährige Alex findet es „ganz schlecht“, dass sie bald aus dem Wohngebiet weg muss. Alex stammt aus der Slowakei, hat laut eigenen Angaben ein Kind und hätte sich gewünscht, dass sich die Politik auch einmal zu ihr auf die Straße wagt: „Uns fragt nie wer was.“

Schwellenangst. Im Gegensatz zu mehreren Frauen auf der Felberstraße kündigt sie aber nicht an, künftig illegal im Wohngebiet auf der Straße zu bleiben. „Dann müssen wir uns reinsetzen.“ Alex meint damit ein kleines Studio. Seit acht Jahren steht sie regelmäßig vor diesem Studio. Wenn sie nur drinnen säße, würde sie aufgrund der Schwellenangst vieler Männer weniger verdienen. Ganz aufhören? „Warum sollte ich was anderes machen? Das kann ich am besten.“

Straßenprostitution sei „eine Form selbstbestimmter Sexarbeit“, erklärt Szenekenner Christian Knappik, Sprecher der Internet-Plattform www.sexworker.at. Werde Sexarbeit kriminalisiert, steige die Gefahr der „Ausbeutung durch kriminelle Zuhälter“. Wie sich das neue Gesetz tatsächlich auswirkt, wird die Praxis zeigen. Die Stadt will eine „Steuerungsgruppe“ einrichten. Diese soll die Wiener Rotlichtszene ganz genau – „beobachten“.

Kampf um die Straße. Nach Anrainerbeschwerden hat sich Rot-Grün in Wien entschlossen, den Straßenstrich aus den Wohngebieten zu verbannen. Unklar ist, wo genau die Prostituierten künftig stehen dürfen. Immer wieder wird der Prater genannt. Aber auch in Wohngebieten können „Erlaubniszonen“ entstehen. Möglicherweise wird der Gürtel (schon bisher als Rotlichtmeile bekannt) eine solche Zone.

Strafen auch für Freier. Neu im Wiener Prostitutionsgesetz, das am kommenden Donnerstag im Landtag beschlossen wird, ist die Strafbarkeit für Freier. So heißt es im § 16 des Gesetzesentwurfs: „Außerhalb der (...) erlaubten Bereiche für Straßenprostitution (...) dürfen Freierinnen und Freier mit Personen, die Prostitution anbahnen oder ausüben, zum Zweck der Inanspruchnahme von Dienstleitungen keinen Kontakt aufnehmen.“ Freier, die dagegen verstoßen, müssen bis zu 500Euro Strafe zahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2011)
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Beitrag von Zwerg »

http://diepresse.com/home/panorama/oest ... er-Strasse

Der oben stehende Artikel im Original

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Beitrag von ehemaliger_User »

OT, zufällig gelesen:

Dem Aufstieg der Stadt Wien lag ein krimineller Akt zu Grunde: Richard Löwenherz wurde 1192 von Markgraf Leopold V festgenommen und gegen ein Lösegeld freigelassen. (Wert von 10 t Silber). Mit dem Lösegeld wurde die Münze gegründet und die Staftbefestigung finanziert
Die Geschichte der Stadt Wien

Was hat sich seither geändert?
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Wiener Prostitutionsgesetz
Politik der Verdrängung
27. Juni 2011, 18:59

*

Gesellschaftliche Randgruppen werden in Wien mit einer gewissen Systematik marginalisiert - von Petra Stuiber

Wien ist eine schöne Stadt mit hoher Lebensqualität, viel Kultur und viel Grünfläche - alles, was zünftige Tourismuswerbung braucht. Nichts Dunkles soll das helle Bild stören, befand weiland schon Helmut Zilk und ließ Obdachlose von zentralen öffentlichen Plätzen durch Polizeistreifen verscheuchen.

Das war in den 90er-Jahren, und das war nur der Anfang. Gesellschaftliche Randgruppen werden in Wien mit einer gewissen Systematik marginalisiert. Der Karlsplatz wurde erst vor kurzem wieder von Junkies und Obdachlosen "befreit", das Bettelverbot wurde verschärft, und das neue Prostitutionsgesetz, das der Gemeinderat diese Woche mit rot-grüner Mehrheit beschließen will, drängt Prostituierte in unbewohnte Gebiete. Aus den Augen, aus dem Sinn, lautet das Motto - Problem erkannt und gelöst.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Prostitution wird sich nur verlagern - in dunkle Ecken, an den Stadtrand, wo die Frauen unter noch gefährlicheren Bedingungen anschaffen als bisher. Genau davor haben Wiens SPÖ-Frauen vor einigen Jahren gewarnt, als die FPÖ forderte, Huren aus der Stadt zu scheuchen. Nun ist alles anders, man will es nur gut meinen, Prostituierte quasi "überreden", in Bordelle und Laufhäuser zu gehen, weil das angeblich sicherer ist.

Gut gemeint ist aber oft das Gegenteil von gut. Und es ist fragwürdig, ob es für eine Stadt psychologisch gesund ist, wenn sie ihre dunklen Seiten buchstäblich verdrängt. (Petra Stuiber/DER STANDARD-Printausgabe, 28.6.2011)

http://derstandard.at/1308679806955/Wie ... rdraengung

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Umstrittene neue Regeln gegen den Strich
27. Juni 2011, 18:49

Rot-Grün will am Donnerstag ein neues Prostitutionsgesetz für Wien beschließen - und handelt sich dabei heftige Kritik ein

Wien - Wenn SPÖ-Politikerinnen über Straßenprostitution in Wien sprachen, hörte sich das lange Zeit so an: "Die Verdrängung in unbewohntes Gebiet kann nicht das Ziel sein, denn dann leben die Prostituierten noch gefährlicher, und die Polizei hat noch weniger Einblick", sagte die rote Gemeinderätin Sybille Straubinger 2008 zum STANDARD.

Mit dem neuen Gesetz, das am Donnerstag im Wiener Landtag beschlossen werden soll, will die rot-grüne Regierung aber genau das erreichen. Künftig dürfen Prostituierte nicht mehr in Wohngebieten anschaffen. "Das Gesetz ist ein Kompromiss", sagt Marianne Lackner, Sprecherin der zuständigen Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SP). Ziel sei, die Prostitution so weit wie möglich in Bordelle beziehungsweise ins unbewohnte Gebiet zu verlagern.

Anrainerproteste

In den vergangenen Jahren gab es sowohl im 15. Bezirk als auch im 2. Bezirk massive Anrainerproteste gegen den Strich. Und auch die Rathausopposition forderte klare Regeln. Die Novelle bringt der Stadtregierung allerdings erneut Kritik ein. Gabriele Schön von der Bürgerinitiative Felberstraße ist sie zu schwammig: "Das wird dazu führen, dass die Frauen erst recht wieder dort stehen, wo sie wollen."

Aus gänzlich anderen Gründen ist Renate Blum von der Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen Lefö skeptisch. "Was wir sicher nicht wollen, ist, dass der Straßenstrich ganz verschwindet", sagt sie, "denn manche Frauen arbeiten lieber auf der Straße als in einem Lokal - dort müssen sie keinen Alkohol trinken und sind ihre eigenen Chefinnen."

Auch dem Plan, Sexarbeit in unbewohntes Gebiet wie Auhof oder den Prater zu verlagern, kann Blum wenig abgewinnen: "Je schlechter ihr Arbeitsplatz an die Stadt angebunden ist, desto größer ist das Sicherheitsrisiko für die Frauen." Das Gesetz soll ab November in Kraft treten, eine sogenannte Steuerungsgruppe - bestehend aus Vertretern der Polizei, Stadtregierung, Magistrat und NGOs - beobachtet die Szene. Mittels Verordnung können sogenannte Erlaubniszonen in bewohntem Gebiet errichtet werden.

Klare Linie gesucht

"Dieser Graubereich muss abgeschafft werden", sagt VP-Gemeinderat Wolfgang Ulm. "Wir fordern einen rechtsverbindlichen Plan, in denen Erlaubniszonen außerhalb des Wohngebiets klar definiert sind." Die ÖVP will - genauso wie die FPÖ - am Donnerstag im Landtag einen eigenen Abänderungsantrag einbringen. Im Gegensatz zu den Blauen - die ein generelles Verbot der Straßenprostitution fordern - tun sich die Stadtschwarzen allerdings schwer, eine klare Linie zum Thema zu finden.

So kritisiert Ulm zwar den Umstand, dass die Errichtung von Erlaubniszonen am Widerstand diverser roter Bezirksvorsteher gescheitert sei. Warum kein schwarzer Bezirkschef bereit ist, eine solche zuzulassen, kann er allerdings nicht beantworten - und verweist darauf, dass man nicht in der Stadtregierung sitze und sich deshalb auch keine Gedanken darüber machen müsse. (Martina Stemmer, DER STANDARD-Printausgabe, 28.6.2011)

http://diestandard.at/1308679805948/Ums ... den-Strich

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

VP-Ulm ad Prostitutionsgesetz: Rot-grüner Abänderungsantrag bringt keine Verbesserung
Utl.: Straßenprostitution künftig am Rathausplatz möglich =

Wien (OTS) - Erstaunt zeigt sich der Sicherheitssprecher der ÖVP
Wien, LAbg. Wolfgang Ulm, über den der ÖVP zugespielten
Abänderungsantrag von Rot-Grün zum neuen Wiener Prostitutionsgesetz.
War dieser doch eigentlich von Stadträtin Frauenberger angekündigt,
um Klarheit zu schaffen - insbesondere hinsichtlich der Definition
des Begriffes Wohngebiet, in dem Prostitution künftig verboten sein
soll. "Dieses Vorhaben wurde eindeutig verfehlt - von Klarheit keine
Spur. Weder bringt der Antrag eine Entflechtung von
Straßenprostitution und Wohngebiet, noch Rechtssicherheit - geht es
nach SPÖ und Grünen, so kann Straßenprostitution künftig auch am
Rathausplatz, am Heldenplatz oder am Dr. Karl Renner Ring
stattfinden. Vom ursprünglich gesetzten Ziel, der ausufernden
Straßenprostitution Herr zu werden, ist nichts mehr zu sehen - es
droht im Gegenteil eine Zunahme der Straßenprostitution, die auf mehr
Flächen als bisher und auch am Tag möglich sein wird", so Ulm.

Die rot-grüne Definition im Wortlaut (§ 2 Abs. 8): "Als Wohngebiet im
Sinne dieses Gesetzes gelten Flächen im Gebiet der Stadt Wien, welche
mehrheitlich mit Gebäuden bebaut sind, die Wohnzwecken dienen,
einschließlich aller Straßen, Parks, und sonstiger öffentlich
zugänglicher Flächen, die innerhalb solcher Gebiete liegen oder an
solche angrenzen. Als Wohngebiet gelten jedenfalls Flächen, für die
im Flächenwidmungsplan die Widmungen "Wohngebiet", "Gemischtes
Wohngebiet", "Kleingartengebiet" oder "Gartensiedlungsgebiet"
ausgewiesen sind." "Das Gesetz, für welches die Rechtsunterworfenen
mittlerweile sogar ausgewiesene Flächenwidmungsexperten sein
müssten, bleibt arg misslungen", so Ulm abschließend.

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... rbesserung
----------------------

FP-Kowarik: Prostitutionsgesetz - FPÖ-Kritik zeigt Wirkung
Utl.: FPÖ wird eigenen Abänderungsantrag einbringen =

Wien (OTS/fpd) - Nach massiver Kritik der FPÖ am rot-grünen
Gesetzesentwurf zur Novellierung des Wiener Prostitutionsgesetzes in
Parteiengesprächen, Informationsveranstaltungen, Pressekonferenz,
Medien und in der Ausschusssitzung hat die SPÖ offensichtlich
versucht zu retten, was noch zu retten ist, so der Gemeinederat der
FPÖ-Wien, LAbg. Mag. Dietbert Kowarik.

Im nunmehr bekannt gewordenen rot-grünen Abänderungsantrag wird unter
anderem die Straßenprostitution auf die Anbahnung reduziert, ein
abermaliger Versuch gestartet, Wohngebiete zu definieren und der
§17(8) (Bestrafung der minderjährigen Prostituierten) saniert.

"Wir anerkennen die späte Lernfähigkeit der SPÖ in einigen Bereichen.
Leider sind aber noch immer wesentliche Bestimmungen vorgesehen, die
keinenfalls freiheitliche Zustimmung finden werden", so Kowarik. So
ist auch der jetzt vorgesehene Versuch, Wohngebiete zufriedenstellend
und vor allem glasklar zu definieren, in die Hose gegangen.

Die FPÖ kündigt daher abermals die Einbringung eines
Abänderungsantrags an, wobei Straßenprostitution generell verboten,
jedoch die Möglichkeit der Erlassung von Erlaubniszonen nach
Zustimmung der jeweiligen Bezirksvertretungen eingeräumt werden soll.
Weiters sieht der freiheitliche Abänderungsantrag eine
Beteiligtenstellung für Anrainer im Genehmigungsverfahren für
Prostitutionslokale vor und die Strafen werden entsprechend angepasst
bzw. die noch immer vorgesehene, verfassungswidrige Generalamnestie
gestrichen, so Kowarik abschließend.


http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... gt-wirkung

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Wien: Rote und Grüne Abgeordnete gegen Sexarbeiterinnen

Das neue Prostitutionsgesetz markiert, nach dem Bettelverbot, einen weiteren Rechtsruck in der SPÖ, meint Karin Wilflingseder.

Der Kampf der Habsburger gegen die »gemeinen Frauen« wurde mit der gottgefälligen Keuschheitskommission und grausamen Strafen wie dem Teeren geführt. Im Mittelalter lebten in Wien Arme, Bettler und Prostituierte außerhalb des bürgerlichen Rechts und wohnten am Rande der Stadt oder außerhalb der Stadtmauern. Die rot-grüne Stadtregierung hat sich das Mittelalter anscheinend zum Vorbild genommen. Nach dem Feldzug gegen Bettler wird die Stadt nun auch vom Straßenstrich gesäubert.

Stolz präsentierten SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger und die grüne Gemeinderätin Birgit Hebein das neue Wiener Prostitutionsgesetz, das Ende Juni im Wiener Landtag beschlossen werden soll. Initiiert wurde das Gesetz von den Landtagsabgeordneten Sybille Straubinger, Godwin Schuster (SPÖ) und Birgit Hebein (Grüne).

Gefährlich für die Frauen


Birgit Hebein, Sozialsprecherin der Grünen, unterstrich stolz, dass es sich bei dem Gesetz um das »erste rot-grüne Gesetz« handle. Kernstück des Gesetzes ist die Trennung von Straßenprostitution und Wohngebieten. Und genau diese Trennung ist das Problem gegen das sich Prostituierte und ihnen vertraue Organisationen wehren. Christian Knappik con sexworker.at hält das neue Gesetz für nicht durchführbar. Im Prater gibt es beispielsweise keine Infrastruktur. Die derzeitigen Probleme sind erst durch Verbote entstanden, weil sich nun alle Sexarbeiterinnen auf engen Raum drängen. Das Gesetz ist gefährlich, denn es zwingt die Sexarbeiterinnen in dunkle Randgebiete. Dort sind die Frauen noch schutzloser und müssen ihren Job in Autos oder im Freien verrichten. Billige Stundenhotels gibt es dort ebenso wenig wie Kaffeehaus oder eine schützende Öffentlichkeit. Die Sexarbeiterinnen sind Freiwild. Der Wunsch nach Schutz zwingt die Frauen in die Abhängigkeit von Zuhältern.

Pseudofortschrittlichkeit


Indoor-Prostitution in Bordellen ist für die große Mehrheit der Sexarbeiterinnen von der Straße keine Alternative. Erstens können dort nicht alle Frauen unterkommen. Zweitens sind sie dort noch mehr fremdbestimmt. Auf der Straße kann eine Sexarbeiterin nach einem Freier heimgehen, wenn sie genug Geld für den Tag verdient hat. Im Bordell muss sie weiter bleiben und mehrere Freier abfertigen. Lehnt die Sexarbeiterin im Bordell Freier ab, steht sie erst recht wieder auf der Straße. Dem widerlichen Gesetz wird ein humanistisches Mäntelchen umgehängt. Den Medien wird diese Verschärfung als Verbesserung für die gefährliche Arbeit und das Leben der Sexarbeiterinnen präsentiert.

Echte Verbesserungen für die Frauen wären dringend nötig. Da Prostitution laut Gesetz »sittenwidrig« ist, treiben fehlende Rechte die Sexarbeiterinnen in die Abhängigkeit. Wer einem sittenwidrigen Geschäft nachgeht, hat weder Arbeitsrechte noch Versicherung. Die Sittenwidrigkeit verhindert unter anderem, dass ein nicht bezahlter Lohn vom Freier einklagt werden kann. Je legaler Sexarbeit wird, desto besser für alle Beteiligten. Die Kriminalisierung fördert Gewalt und moderne Sklaverei.

Rechtsruck an Parteispitze verdirbt Basis


Rechte Politik wird mit Hilfe der SPÖ (und den Grünen, wo sie mit an der Macht sind) in Gesetze gegossen. Das Linzer Meinungsforschungsinstitut Imas hat die politischen Positionen der Wählerschaft analysiert. Dabei wird deutlich: Die Rechtsentwicklung der SPÖ geht nicht spurlos an ihrer Basis vorüber. Die Wählerschaft der SPÖ hat erschreckend viel mit der von ÖVP und FPÖ gemeinsam. Speziell erkennbar ist die Rechtsentwicklung der SPÖ-Basis in den Umfragen zu sozialem Engagement, Zuwanderung, Kindererziehung, christlichen Traditionen, der Ehe von Homosexuellen und dem Bild von der Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Karl Marx lag richtig: »Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.«

Was SPÖ und Grüne hier treiben, ist nicht nur eine Katastrophe für die Betroffenen, sondern es hat schreckliche politische Folgen. Unter dem Deckmäntelchen des Humanismus bewegen sie ihr politisches Umfeld nach rechts.


http://www.linkswende.org/5191/Wien-Rot ... eiterinnen

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Robby
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Beitrag von Robby »

@zwerg
vielleicht liegt es an einer zunehmenden radikalisierung unserer welt: zuerst geht es gegen minderheiten und wenn die reaktion der bevölkerung "zahm" ausfällt wird munter weitergemacht
im konkreten fall prostitution hat das leider sehr negative auswirkungen auf die betroffenen(siehe oben) in diesem fall liegt ja nicht einmal eine gefährdung gegen bevölkerung oder "staat"vor-es ist also eine irrationale handlung
so wird nach und nach die freiheit aller beschnitten und fast keiner merkt es-weil es trifft ja nur die "anderen"
bald haben wir zustände wie unter hitler,stalin oder den taliban
nachdenkliche grüße robby

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Magdalena
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Magdalena »

Auf der Webseite der GRÜNEN ist eine Stellungnahme von Frau Hebein über das neue Prostitutionsgesetz zu lesen. Unter anderem das folgende Zitat
"Das neue Gesetz ist in einer Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung zwischen SPÖ und Grünen entstanden, es herrschte Einigkeit bei der Sicht der Probleme, auch wenn es manchmal unterschiedliche Ansichten gab. Das zeigt die neue Qualität der rot-grünen Zusammenarbeit"
Ich möchte darauf hier anmerken: Wir, die SexarbeiterInnen hätten uns gewünscht, wenn die gegenseitige Wertschätzung auch uns gegenüber gegolten hätte! Denn in diesem Gesetz finden wir diese nicht wieder!

Ich kriege die Krise, wenn ich lese, dass PolitikerInnen sich anmaßen über "die Sicht der Probleme" zu urteilen - OHNE mit den Personen zu sprechen, deren Schicksale sie bestimmen. Unsere Probleme wurden mit diesem Gesetz nicht gelöst! Sie wurden sogar verschärft.

Die Amnestie ist nur ein logischer Schritt, wenn man endlich selbst erkannt hat, dass ein Gesetz nicht nachvollziehbar war und deshalb auch nicht einhaltbar! Nicht zu strafen, wenn man selbst weiß, dass man einen Unsinn zum Gesetz gemacht hat ist nur der Schritt des Eingeständnisses für die eigene Unzulänglichkeit. Zwar lobenswert, dass man den Mut dazu hat einen Fehler einzusehen, aber kein Grund sich auf die Schulter zu klopfen.

Wir fordern Wertschätzung und ein Gesetz, welches auch unsere Belange und das ist in erster Linie unsere Sicherheit mit einbezieht. Uns aus der Selbstständigkeit hinauszudrängen ist ein Rückschritt.

Warum hat man nicht mir wirklich kompetenten Leuten (uns SexarbeiterInnen) gesprochen???

Magda

EDIT BY ZWERG - Link zur von Magdalena kritisierten Stellungnahme eingefügt EDITENDE

http://wien.gruene.at/ots/2011/07/01/pr ... ionsgesetz

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Neues Prostitutionsgesetz
"Nicht vor meiner Haustür!"

Beate Hausbichler
03. Juli 2011 18:00

Das neue Wiener Prostitutionsgesetz ist beschlossen - Die Expertin Eva van Rahden über weiterhin bestehende Graubereiche

Am 30. Juni wurde für Wien ein neues Prostitutionsgesetz beschlossen. Bei der Novellierung des Gesetzes war die "Entflechtung der Straßenprostitution vom Wohngebiet", wie es die SPÖ formuliert, ein besonders wichtiger Punkt. Mit dem neuen Gesetz werden auch Freierbestrafungen und neue arbeitsrechtliche Regelungen ab 1. November in Kraft treten. dieStandard.at sprach mit Eva van Rahden, Obfrau der Einrichtung "SOPHIE - Bildungsraum für Prostituierte" über die neuen Maßnahmen und über falsche Prioritäten in der Gesetzgebung für Sexarbeit.

dieStandard.at: Das neue Wiener Prostitutionsgesetz wird Straßenprostitution in Wohngebiete ab November verbieten und will diese auf Gebiete wie z.B. den Prater oder in meldepflichtige Prostitutionslokale verlagern. Eine kluge Maßnahme im Sinne der Sexarbeiterinnen?

Eva van Rahden: Grundsätzlich sollen ja noch Erlaubniszonen definiert werden, diese müssen aber ganz genau in den Blick genommen werden. Nach meinem Wissen können die Erlaubniszonen sehr wohl auch in einem Wohngebiet liegen. Wichtig bei diesen Zonen ist in erster Linie, dass es sichere Arbeitsplätze sind. Wenn das sehr abgelegene Orte sind, werden Frauen diese als Anbahnungsorte nicht annehmen, weil das für sie einfach zu gefährlich ist.

dieStandard.at: Aber es wird doch mehr oder weniger in jedem Wohngebiet AnrainerInnenwiderstand geben.

Eva van Rahden: Ich entnehme diesen Diskussionen immer dieses "nicht vor meiner Haustür!". Wir leben aber nun mal in einer Millionenstadt, in einer solchen werden gewissen Dinge immer stattfinden. Wenn wir keine legalen Orte für die Anbahnung von Prostitution zur Verfügung stellen, dann wird es halt einen illegalen Straßenstrich geben. Da ist eine Einigung auf Erlaubniszonen bestimmt sinnvoller. Aber es ist wichtig, dass es ausreichende In- und Outdoor Arbeitsplätze gibt. Ansonsten kann es immer zu neuen Problemen kommen, zum Beispiel Konkurrenz um Standplätze.

dieStandard.at: Ein Kritikpunkt der Bürgerinitiative Felberstraße zum Beispiel ist, dass sich viele schon jetzt nicht an die aktuellen Schutzzonen (um Schulen oder Kirchen) oder an die zeitlichen Einschränkungen halten.

Eva van Rahden: Es geht immer um die Frage, wie praxisnah diese Regelungen sind. Bei den Schutzzonen, mit 150 Meter Abstand zu bestimmen Plätzen, konnten viele Frauen nicht nachvollziehen, wo die Zonen nun genau enden und wo sie sich hinstellen können. Im Zuge unserer Beratungsarbeit werden wir von den Frauen immer wieder gefragt, wo denn genau diese Schutzzonen sind. Wenn wir beim Beispiel 15. Bezirk bleiben, haben wir die Situation, dass nur sehr wenige Orte übrigbleiben, wo sie sich hinstellen können. Und da passieren dann Überschreitungen.

dieStandard.at: Die zeitlichen Einschränkungen werden mit dem neuen Gesetz fallen, was bringt dieser Beschluss?

Eva van Rahden: Grundsätzlich muss man sagen, dass es in Wien immer eine Anbahnung auf der Straße unter Tags gegeben hat. Der Tagesstrich ist zwar sehr unsichtbar, aber er findet statt. Die Aufhebung der Zeiten für Straßenprostitution könnte bedeuten, dass es für bestimmte Gebiete mit bereits existierender Anbahnung unter Tags eine Entlastung gibt. Durch die Illegalität musste sehr unsichtbar vorgegangen werden, wodurch es auch zu Verwechslungen und in Folge zu AnrainerInnenbeschwerden gekommen ist. Daher ist es besser, dass das in dafür definierten Gebiete passiert. Es ist einfach die Legalisierung einer Situation, die es bisher auch schon gegeben hat.

dieStandard.at: Spinde für Frauen sollen künftig in den Prostitutionslokalen auch Pflicht werden. Kann so etwas eine Verbesserung für die Arbeitsbedingungen für Sexarbeiterinnen bedeuten?

Eva van Rahden: Das ist eine sehr kleine Maßnahme. Grundsätzlich ist unsere Haltung, dass erst mal die Sittenwidrigkeit fallen muss. Im Moment arbeiten Sexarbeiterinnen als freie Dienstnehmerinnen, sie können nicht angestellt werden und sie können auch kein Gewerbe anmelden. Wenn in dieser Situation neue arbeitsrechtliche Regelungen kommen, wird es für die BetreiberInnen der Lokale schwierig. Kontrollen vom Finanzamt oder von der KIAB (Kontrolle der illegalen Arbeitnehmerbeschäftigung) kommen dann und es heißt, „das ist Indoor, die Frauen müssten eigentlich angestellt sein" und es kommt zu Strafen - obwohl die Frauen als Sexarbeiterinnen gar nicht angestellt werden können oder über keinen Arbeitsmarkzugang verfügen!

Die Gefahr liegt somit darin, dass es zu widersprüchlichen Handlungsweisen zwischen den Magistraten kommen kann. Es wäre sehr wichtig, dass da akkordiert wird. Auf der einen Seite arbeitsrechtliche Vorschriften machen und auf der anderen eine Anstellung in dem Bereich unmöglich zu machen - das zeigt den großen Graubereich dieses Feldes auf. Die Reihenfolge ist derzeit die falsche: Wir brauchen erst den Wegfall der Sittenwidrigkeit. Wir brauchen auch Klarheit darüber, ob angestellt werden kann oder nicht, oder ob ein Gewerbe anmeldet werden kann oder nicht. Dann kann man über Spinde reden.


Das Problem liegt aber auch daran, dass vieles, etwa die Sittenwidrigkeit, auf Bundesebene geregelt werden muss. Das macht das Ganze zu einer sehr komplexen Problemstellung.

dieStandard.at: Wie schätzen Sie die im neuen Gesetz verankerten Strafen für Freier ein, die außerhalb der vorgesehenen Zonen Anbahnungsgespräche führen?

Eva van Rahden: Wir stehen einer Freierbestrafung grundsätzlich sehr kritisch gegenüber. Da stellt sich die Frage, ob die Frauen dann auf der Straße überhaupt noch mit wem reden können, denn jeder könnte dafür eine Strafe kassieren. War das jetzt ein Anbahnungsgespräch oder nicht? Es gibt also die große Frage der Beweisbarkeit. Zudem sehen wir die Freierbestrafung insofern auch kritisch, weil wir aus internationalen Forschungen wissen, dass die Freier z.B. für die Klärung von Verbrechen sehr wichtig sind, etwa für Opferidentifizierungen. Freier sind somit eine wichtige Gruppe, die mit den Frauen in Kontakt steht. An manche Frauen kommen oftmals weder die Polizei noch NGOs heran. Wenn die Freier durch Strafen sanktioniert werden, glaube ich, dass sich noch weniger Freier dazu entschließen, von ihnen beobachtete Gewalttaten oder Auffälligkeiten der Polizei zu melden.

dieStandard.at: Eine wichtige Position in der Debatte um Prostitution/Sexarbeit und um ihre Rechte oder Strafen für Freier würde darauf antworten: Wenn es überhaupt keine Freier mehr gäbe, gäbe es auch keine Gewalttaten an Sexarbeiterinnen mehr aufzuklären. Es geht dieser Position somit darum, aufzuzeigen, dass letztlich nur ein völliges Verbot von Prostitution im Sinn der Frauen sein könnte.

Eva van Rahden: Ich kenne dieses Argument natürlich. Ich bezeichne mich selber als Feministin und empfinde es als traurigen Moment im feministischen Diskurs, wenn Frauen anderen Frauen die Sprache absprechen. Ein Beispiel: An einer Diskussionsveranstaltung nimmt eine Sexarbeiterin teil, die zwanzig Jahre diesen Beruf ausgeübt hat und sich dafür freiwillig entschieden hat. Und dann sagt eine andere zu dieser Frau, sie hätte noch nie eine getroffen, die das freiwillig gemacht hätte, das gäbe es einfach nicht. Aber es gibt Frauen, die sagen: Ja, es war meine Wahl. Dass das negiert wird, finde ich hochproblematisch.

Die Art und Weise, wie sexuelle Leistungen nachgefragt werden, hat natürlich etwas mit unserer patriarchalen Weltordnung zu tun - das ist keine Frage. Die Hauptanbieterinnen sind Frauen oder Männer für Männer, es gibt kaum Nachfrage von Frauenseite. Dennoch gibt es z.B. in den USA Bordelle, die sich nur an Frauen wenden. Daran zeigt sich, dass auch Frauen sexuelle Dienstleistung kaufen, wenn sie über ein entsprechendes Einkommen verfügen. Es hat also auch damit zu tun, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat.

Wenn ich mir feministische Utopien vorstelle, könnte es zwei Möglichkeiten geben: Dass es von beiden Geschlechtern keine Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen gibt, oder sie werden gleichberechtigt von beiden nachgefragt. Das wird sich dann zeigen, aber ich denke man sollte das nicht moralisch bewerten. Wir leben in einer Gesellschaft, in der man Dienstleistungen kaufen kann, warum dann nicht auch sexuelle Dienstleitungen?

dieStandard.at: Die FPÖ will dieses Angebot zumindest nicht auf der Straße sehen und hätte gern ein generelles Verbot von Straßenprostitution.

Eva van Rahden: Das ist keine Option. Sehr viele Frauen betonen, dass es für sie ganz wichtig ist, auf der Straße zu arbeiten. Dort haben sie keine Fixkosten, sie können selber bestimmten, wann sie arbeiten und sie müssen auf der Straße auch keinen Alkohol konsumieren - es gibt viele Gründe. Wenn es aber günstige und ausreichende Indoor-Arbeitsplätze gibt, kann ich mir schon vorstellen, dass einige Frauen auch gerne drinnen arbeiten würden.

Es gibt keine Patentlösung. Das ist ein sehr komplexes Problem und es müssen auch die spezifischen Kontexte und historischen Gegebenheiten einer Stadt berücksichtigt werden. Wien hat eine andere Tradition als viele andere Städte, in denen es immer eine Bordellstraße gegeben hat - wie die Reeperbahn in Hamburg etwa. Die Soziologin Martina Löw hat in einer Studie gezeigt, dass Wien diesbezüglich sehr dezentral ist. Da stellt sich die Frage, wie stark kann man zentralisieren und wie stark ist das überhaupt gewollt. (Die Fragen stellte Beate Hausbichler, dieStandard.at, 3. Juli 2011)

http://diestandard.at/1308680133352/Neu ... r-Haustuer

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

FP-Seidl zu Prostitutionsgesetz: SPÖ hat der Bevölkerung den Fehdehandschuh entgegengeworfen

Utl.: Schwammige Definition des Wohngebietes wird Prostituierte noch mehr in die Leopoldstadt ziehen

Wien (OTS/fpd) - Wien braucht endlich ein Prostitutionsgesetz, das
seinen Namen auch verdient, betont heute der Leopoldstädter
FP-Gemeinderat, LAbg. Wolfgang Seidl bezugnehmend auf weiterhin
bestehende Probleme, insbesondere im Stuwerviertel und in der
Südportalstraße.

Sowohl der Straßenstrich als auch die hohe Anzahl von Bordellen sind
im Stuwerviertel einzigartig. In der letzten Zeit sind vor allem die
Venediger Au und abends auch die Ausstellungsstraße von meist sehr
jungen, dem Anschein nach suchtgifterprobten Mädchen, die ihre
Dienste anbieten, stark frequentiert. Kreisende Freier sprechen jedes
Mädchen und jede Frau auf der Straße an. Besonders ärgerlich ist dies
vor allem deshalb, weil es im Stuwerviertel selbstverständlich auch
Kindergärten, Horte und Schulen gibt, wie beispielsweise die
Volksschule Max-Winter-Platz.

Dieser Zustand wird von uns Freiheitlichen seit Jahrzehnten
aufgezeigt. Leider war die Stadtregierung bis dato nicht in der Lage,
die Situation weder im Stuwerviertel noch in der Südportalstraße, wo
die Damen Ihre "Dienste" meist in Autos anbieten, zu entschärfen.

Aufgrund der schwammigen Definition des Wohngebietes wird es
wahrscheinlich in Zukunft im Prater vor Prostituierten nur so
wimmeln. "Diese Befürchtung erhärtet sich immer mehr, da es Aussagen
von SPÖ-Landesrätin Frauenberger gibt, die bei einer
Bürgerversammlung im 15. Bezirk besorgten und verärgerten Bürgern
mitgeteilt hat, dass sich dort das Prostitutionsproblem mit dem neuen
Gesetz erledigt hat, weil die Damen der Nacht dann alle in den Prater
"umgeleitet" werden.

"Sehr geehrte Frau Landesrätin! Wir Leopoldstädter werden uns das
nicht gefallen lassen! Als Obmann der Leopoldstädter Freiheitlichen
kann ich Ihnen jetzt schon versichern, dass die FPÖ wie ein Mann
hinter der Bevölkerung stehen wird, der Sie mit diesem Gesetz den
Fehdehandschuh entgegengeworfen haben", so Seidl abschließend.
(Schluss) hn

Rückfragehinweis:
FPÖ-Wien, Pressestelle
------------------

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... engeworfen

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Niemand will den Straßenstrich
Wien: Wohin sich die Liebesmeilen verlagern, ist weiterhin offen. Ein Konsens auf Bezirksebene ist in weiter Ferne.


Der Wiener Straßenstrich soll aus dem Wohngebiet in der Felber-, der Linzer und der Äußeren Mariahilfer Straße verbannt werden. Wo die Prostituierten dann ihre Dienste anbieten sollen, ist unklar und umstritten.

Anton Wendrinsky ist im Stuwerviertel in Wien-Leopoldstadt kein Unbekannter. Vor fünf Jahren ging sein Gesicht durch die Medien, als er mit seinem Bürgerforum gegen den Straßenstrich auf die Barrikaden stieg. Wendrinsky, 52 Jahre alt, lange, ergraute Haare, kämpfte schon Ende der 80er-Jahre als Vorsitzender der "Vereinigten Grünen Studenten" für eine bessere Welt.
Heute engagiert er sich für ruhige Nächte in seiner Wohnung. "Mich stört Prostitution nicht, aber der Lärm durch die Freier", erzählt der Buchhalter.
Viel zu nörgeln hatte Wendrinsky in den vergangenen Monaten nicht. Das Geschäft mit der Liebe hat sich verlagert. Die Nächte sind seitdem ruhiger geworden.

Bis jetzt zumindest. Das umstrittene Prostitutionsgesetz, das von Rot-Grün beschlossen wurde, könnte dies ändern. Der Straßenstrich soll vom Wohngebiet (Felber-, Linzer, Äußere Mariahilfer Straße) getrennt werden. Wohin die Liebesmeilen "siedeln", ist noch immer unklar. Bis auf eine vorweg genannte Ausnahme: "den Prater".
Der SPÖ-Vorschlag, der während der Präsentation des Gesetzes geäußert wurde, raubt Wendrinsky wieder seinen Schlaf. "Das wird es hier nicht geben", sagt er.

Glaubt man den Zahlen, so ist die Thematik überschaubar: In Wien gibt es zwar 2200 registrierte Sexarbeiterinnen und geschätzte 5000 illegale Prostituierte. Auf der Straße bieten jedoch nur 150 bis 200 Frauen ihre Dienste an. Das ist Theorie, in der Praxis polarisiert das Thema wie kein anderes.

Gleichgesinnte

Es ist kurz vor 22 Uhr, als Wendrinsky über die Perspektivstraße und die Südportalstraße schlendert. Hier ist Prostitution nicht mehr lange erlaubt, denn der Bau der Wirtschaftsuniversität wird das älteste Gewerbe der Welt verdrängen. "Da sollen noch mehr stehen?" Vorsorglich trommelte Wendrinsky schon einige Gleichgesinnte zusammen.

Offiziell ist die Verlagerung der Liebesmeilen in die Prater-Gegend nicht. "Es gab Gespräche, aber nicht über Standorte", beteuert Gerhard Kubik, SPÖ-Bezirksvorsteher in der Leopoldstadt. Er bringt andere Bezirke ins Spiel, und fordert "Kollegialität" ein.
Genau daran mangelt es derzeit. Die roten Bezirksvorsteher agieren derzeit nach dem Florianiprinzip: Bei uns nicht, dort schon. Die schwarzen Bezirkschefs nach der Devise: Das geht uns nichts an.
Kostprobe

Eine Kostprobe: Der "Auhof" war als Standort ebenfalls im Gespräch. "Es gibt keinen Beschluss, es gibt nix dazu, das sind Gerüchte", erklärt Robert Pschirer (SPÖ), stellvertretender Bezirksvorsteher in Penzing. Die offizielle Sprachregelung lautet: "Es gibt dazu noch keine Meinungsbildung." Ähnliches ließe sich mit dem Gürtel, einer ebenfalls kolportierten Location, fortsetzen.
Der Ball liegt laut Gesetz bei der Polizei, die künftig im Alleingang Erlaubniszonen erlassen kann. An den Bezirken, sagt Pschirer kämpferisch, komme man ohne Konsultationen aber nicht vorbei.
Abgelegen und sicher

Kubik bringt den "Hafen" in seinem Bezirk ins Spiel. "Der ist aber für Damen nicht sicher", schießt er nach.
Diese Unvereinbarkeit trifft für viele Gegenden zu. Sie sollen abseits des Wohngebietes liegen und sicher sein. "So ein Gebiet gibt es nicht", glaubt Christian Knappik, Betreiber einer Hotline und einer Homepage für Sexarbeiterinnen. "Die Stundenhotels in den Wohngegenden", sagt Knappik, "sind eine Errungenschaft, weil sie praktisch und sicher sind." Abseits der Wohngebiete gebe es keine Infrastruktur.
Wendrinsky versteht die Debatte nicht. "Ich bin gerne behilflich, ein Platzerl zu suchen. Das kann nicht so schwer sein." Ein Motto gilt für ihn nämlich auch nach seiner Studentenzeit: "Leben und leben lassen."

http://kurier.at/nachrichten/wien/3921620.php

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Gegen den Strich

Das neue Prostitutionsgesetz in Wien will alle Seiten bedienen und erntet nur Kritik. Eine Diskussion am Beispiel des Straßenstrichs entlang der Felberstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus.

Am 30. Juni wurde ein neues Prostitutionsgesetz für Wien beschlossen. Einer der zentralen Punkte ist dabei das Verbot des Straßenstrichs im Wohngebiet, das außerdem, zum ersten Mal in Österreich, auch Strafen für Freier vorsieht. Das schwedische Modell sozusagen. Weiters wird mit dem Gesetz verfügt, dass minderjährige Sexarbeiterinnen zum Jugendamt zur Beratung geschickt werden, außerdem wird es strengere Auflagen für Bordelle und Laufhäuser geben.

Schon for dem Inkrafttreten am 1. November ist das neue Gesetz von verschiedenen Seiten unter Beschuss geraten. Die einen finden, dass es zu wenig weit geht, andere finden es zu ungenau formuliert, wiederum andere befürchten eine weitere Kriminialisierung durch Freierbestrafung und Einschränkung des Straßenstrichs.

Strafen für Freier

In Zukunft können in Wien auch Freier bestraft werden - das so genannte schwedische Modell. Für die NGO LEFÖ ist Schweden jedoch kein Vorbild, sagt Renate Blum. Sie glaubt, dass die Bestrafung der Freier im Endeffekt wieder die Frauen ausbaden müssen. Und sei es nur dadurch, dass sie schwieriger zum Geschäft kommen oder dass die Anbahnung heimlich oder versteckt passieren muss.

Als Denkfehler wird von der NGO außerdem kritisiert, dass das Gesetz davon ausgeht, dass jeder Mann ein potenzieller Freier ist: "Da kann es zu ganz absurden Situationen kommen. Denn das heißt ja, dass Sexarbeiterinnen, die auf dem Weg zur Arbeit sind, oder gar nicht heute arbeiten, dass mit denen kein Kontakt aufgenommen werden kann. Weil das Gesetz davon ausgeht, jeder Mann ist ein potenzieller Freier.“


Unvereinbare Standpunkte

Ein Ort, der bezüglich der Eskalation des Konflikts zwischen BürgerInnen und Sexarbeiterinnen immer wieder genannt wird, ist die Felberstraße gleich neben dem Westbahnhof im 15. Wiener Gemeindebezirk. Hier machte eine BürgerInnen-Initiative mit großer medialer Aufmerksamkeit gegen die Sexarbeiterinnen mobil. „Unser Problem ist, das, dass sich der Strich so verändert hat in den letzten Jahren“, sagt Sprecherin Gabriele Schön, „Der ist wirklich förmlich explodiert.“

Christian Knappik, Sprecher einer Sexarbeiterinnen-Plattform, hat eine Erklärung dafür. Er sagt, vor ein paar Jahren habe es viel mehr Sexarbeiterinnen auf der Straße gegeben, aber es habe eben auch mehr Straßenstriche. Diese seien in den letzten Jahren durch die Politik aber sukzessive verkleinert worden „Jetzt sind nur mehr zwei, drei Fleckerl übriggeblieben, wo wesentlich weniger Sexarbeiterinnen als früher gedrängt zusammenstehen. Und die sind natürlich schriller, lauter, weil auch der Konkurrenzdruck gestiegen ist, und sie fallen natürlich wesentlich mehr auf als zuvor.“
Streit um die Schutzzonen

Auch die seit einigen Jahren eingerichteten Schutzzonen rund um Schulen, Kirchen oder Spitäler haben die Situation nicht unbedingt gebessert, meint Knappik: „Diese Regelungen mit den 150 Metern haben dazu geführt, dass eigentlich keiner mehr gewusst hat, wo darf man jetzt stehen und wo nicht?“ So seien Sexarbeiterinnen an denselben Orten von der Polizei mal gestraft worden, dann wieder nicht. „Diese Unsicherheit und die Willkür haben dazu geführt, dass sich der Konflikt so aufgeschaukelt hat.“

Gabriele Schön unterstellt den Sexarbeiterinnen absichtliches Nicht-Wissen und Nicht-Einhalten der festgelegten Zeiten. Neben der Lärmbelästigung werfen die AnrainerInnend ihnen vor, ihren Müll einfach auf die Straße zu werfen und auf offener Straße sexuelle Handlungen durchzuführen. Gabriele Schön fühlt sich als Bürgerin und Anrainerin in „ihrer“ Straße übervorteilt: „Mit den Sexarbeiterinnen kann man auch gar nicht sprechen, teilweise verstehen sie die Sprache nicht. Und sie pfeifen auf alle Regeln! Und wenn es einmal so ist, dass die eine Gruppe auf alle Regeln pfeift und die anderen müssen sich an alle halten, dann ist etwas gründlich schiefgelaufen.“

Konfrontiert mit diesem Vorwurf meint Christian Knappik, dass es schon möglich sei, sich auf Regeln zu einigen. Nur müsse man auch mit den Betroffenen sprechen „Wenn ich Sexarbeiterinnen nicht informiere, wo sie stehen dürfen, sie aber auch nicht in die Beratungen einbeziehe, dann wird das auch nicht funktionieren.“

Den schwarzen Peter, wer unzureichend informiert und kommuniziert hat, schieben sich beide Seiten gegenseitig zu. Gesprächsrunden haben aufgrund der verhärteten Fronten zu keinen Ergebnissen geführt und auch die Einrichtung eine AnrainerInnen-Hotline und der Einsatz von Streetworkerinnen vor Ort hat keine Deeskalation gebracht. „Ich habe nicht das Gefühl, dass das etwas bringt in Bezug auf die Einhaltung der Grenzen“, erklärt Gabriele Schön, „die Frauen werden schon informiert, zum Beispiel, dass da Leute schlafen wollen, dass sie mit dem Müll aufpassen sollen, aber ich glaube nicht, dass sie über die Schutzzonen informiert werden. Das ist dazu da, dass man diesen Graubereich belässt.“
Verlagerung nach Drinnen oder an den Rand

Gabriele Schön hätte gerne, dass sich die gesamte Sexarbeit drinnen abspielt, also in Bars oder Stundenhotels. Und tatsächlich gibt es mit dem neuen Gesetz die Tendenz, die Frauen von der Straße in Räumlichkeiten zu verdrängen. Im Interesse aller Sexarbeiterinnen ist das aber nicht, sagen die NGOS. LEFÖ zum Beispiel ist seit Anfang der neunziger Jahre auf der Straße unterwegs und spricht mit den Frauen: „Und in den vielen Gespräche hat sich herausgestellt, dass die Straßenprostitution etwas ist, wo viele Frauen lieber arbeiten.“ Denn auf der Straße können sie entscheiden, wann sie anfangen und wann sie aufhören. Sie müssen keinen Alkohol konsumieren wie in den einschlägigen Bars und sie müssen auch kein Geld abgeben, weil sie die Infrastruktur der Betreibern benützen. Auch Christian Knappik meint, die Verlagerung der Strichs nach drinnen würde die Autonomie der Frauen untergraben.

Wobei die Bürgerinitiative dieses Argument der Selbstständigkeit nicht gelten lassen möchte. Gabriele Schön sagt, sie sehe auf der Felberstraße hauptsächlich Zuhälter und prekär arbeitende Frauen. „Das sind noch nur zehn, zwanzig Prozent, die wirklich freiwillig und selbstständig arbeiten. Wir haben hier überwiegend Frauenhandel, das ist Zuhälterei und moderne Sklaverei!“

Die Verlagerung der Straßenprostitution an die Stadtränder und die Ausfallsstraßen ist für die Sexarbeiterinnen auch keine Alternative, meint Renate Blum: Es gäbe keine Infrastruktur vor Ort, wie zum Beispiel Toiletten, Duschen oder einfach nur Räume, wo man sich aufwärmen oder ausruhen könne. Prinzipiell sei zwar vorstellbar, dass von den Organisationen solche Räume zu Verfügung gestellt würden. Aber das nächste Problem sei, dass solche abgelegenen Orte auch wesentlich gefährlicher seien: Die Stundenhotels sind viel zu weit weg, die Frauen müssten zu den Freiern in die Autos steigen und die Gegend verlassen. „Das Gefahrenpotenzial der Sexarbeit gilt es aber so gut wie möglich zu minimieren und sichere Arbeitsbedingungen für die Frauen zu schaffen", sagt Renate Blum. Deswegen sei es sehr gut vorstellbar, das die Sexarbeiterinnen mit den neuen Bestimmung zunehmend in die Illegalität getrieben werden, da sie aufgrund der genannten Nachteile weiterhin auf der Straße und in der Stadt arbeiten werden, bloß eben heimlich.

Forderung: Sittenwidrigkeit abschaffen

Eine jahrelange Forderung der NGOs ist, Sexarbeit jeder anderen Erwerbsarbeit gleichzustellen. Das ist bisher nicht möglich, da Prostitution per Gesetz noch immer als "sittenwidrig" definiert ist, und daher nur geduldet ist. Mit der Abschaffung der Sittenwidrigkeit hätten die SexarbeiterInnen klar geregelte Arbeitsrechte, die Grauzonen würden abgeschafft und die Frauen könnten zum Beispiel bei Nichtbezahlung die Freier klagen. Davon ist das derzeitige Wiener Gesetz weit entfernt, erklärt Christian Knappik. Mit dem Verbot des Straßenstrichs im Wohngebiet mit einzelnen Erlaubniszonen werde wieder ein Graubereich geschaffen. Immerhin: Der Wiener Gemeinderat hat vor in einem Forderungskatalog an den Bund die Abschaffung der Sittenwidrigkeit einzufordern.

Gabriele Schön glaubt, dass diese Legalisierung keine Lösung der Situation ist. „Sicher kann man sagen, das ist ein Beruf wie jeder andere. Aber ich glaube es ist keine Beruf wie jeder andere sondern ein höchst problematischer.“ Wobei sie nicht unbedingt das Verhalten der Frauen als sittenwidrig ansieht, sondern dass sich die Freier an der Armut der Frauen bedienen. „Man braucht nicht glauben, dass sich hier am Straßenstrich die weniger Betuchten einfinden“ sagt sie „Sondern da kommen die feinen Herren mit den protzigen Autos und bedienen sich und ich finde es einfach widerlich, das jeden Tag anschauen zu müssen.“ Wobei natürlich das Verdrängen der Sexarbeit außer Sicht nicht heißt, dass sie nicht passiert.

Ermessensspielraum

Das neue Wiener Prostitutionsgesetz trägt den AnrainerInnen-Forderungen nun also Rechnung und verbietet den Straßenstrich im Wohngebiet. Mit Ausnahmen allerdings, denn es soll einzelne „Erlaubniszonen“ geben, wo die sein werden, das wird erst festgelegt. Denn das Gesetz ist so aufgebaut, dass es viel Spielraum in der Handhabung gibt, sagt Renate Blum. Begleitend zur Implementierung des Gesetzes wurde von den politischen EntscheidungsträgerInnen eine Steuerungsgruppe eingerichtet.

Diese besteht aus allen LobbyistInnen rund um die Sexarbeit, sowie der Exekutive, den verschiedenen Magistraten und PolitikerInnen. „Da werden wir auf der einen Seite schauen: Wo wird es Orte geben, wo die Frauen auf der Straße arbeiten können. Aber auf der anderen Seite eben auch: Wie lässt sich dieses Gesetz evaluieren und wie wird es umgesetzt? Wie sieht es mit den Strafen aus, funktioniert die Beratung der Minderjährigen, wird das angenommen und so weiter“ erklärt Blum. „Es wird also noch ganz viel darum gehen: Wie sieht das in der Realität aus?“

Die Steuerungsgruppe trifft sich noch im Sommer das erste Mal und wird bis zum tatsächlichen Inkrafttreten des Gesetzes am 1. November bestimmen, wie die einzelnen Bestimmungen exekutiert werden sollen. Aber auch danach wird parallel die Umsetzung des Gesetzes evaluiert. Es ist also vielleicht noch nicht das letzte Wort gesprochen, in Sachen Straßenstrich.

http://fm4.orf.at/stories/1685048/

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

In dem Film geht es um Dortmund - ABER: Es sollten sich speziell die Wiener (Politiker) diesen kurzen Bereich ansehen!

Er zeigt auf, was passiert - was passiert wenn man den Straßenstrich in den Untergrund drängt! Und er zeigt auch auf, dass genau damit das Umfeld geschaffen wird, wo Frauen der Willkür ausgesetzt werden und auch Ausbeuter erst ihre Chance auf ihre unsägliche Tätigkeit bekommen! Keine Rechte zu geben heißt Unrecht zuzulassen!

christian

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Fall "Cretu"

Zwanzig Jahre Haft für Feuerattacke


Im Prozess um das Feuerattentat auf eine Prostituierte wurde der Hauptangeklagte zu zwanzig Jahren Haft verurteilt - Acht Jahre für Komplizen - Nicht rechtskräftig

Wien - Auch zum Finale des Prozesses gegen den rumänischen Zuhälter Bogdan N. (31) alias "Cretu" und zwei Mitangeklagte sind am Donnerstag wieder viele Zuhörer ins Landesgericht Wien gekommen. War es Mordversuch, als er und sein Cousin im Mai 2010 in der Disco Fantastique in Wien-Favoriten einer Prostituierten Benzin über den Kopf schütteten und sie anzündeten? Oder, wie der Verteidiger glauben machen möchte, "nur" ein schiefgegangener Einschüchterungsversuch? Wie berichtet, hatte die 36-jährige Frau aus Rumänien es verweigert, eine (illegale) Standgebühr für den Straßenstrich zu bezahlen.

Zum Abschluss lässt der vorsitzende Richter Roland Weber die Aussage des Opfers auf Video vorspielen, es wird mucksmäuschenstill in Saal 303: Die Geschworenen sehen eine Frau mit kurzem Haar, die Augen dunkel geschminkt. Sie hat großflächige Narben in der rechten Gesichtshälfte, wo auch der seitliche Haaransatz deutlich nach oben verschoben ist.

Frühere Anzeigen gegen Täter

Zu Beginn des Gesprächs weint sie, muss immer wieder abbrechen. Die bei der Aufzeichnung anwesende Richterin und der Dolmetscher können sie schließlich beruhigen. Nach gut zehn Minuten hören die Geschworenen im Gerichtssaal das Opfer sagen: "Wenn die Polizei schon früher etwas unternommen hätte, würde ich jetzt nicht so aussehen."

Der schwere Vorwurf bezieht sich auf Vorfälle vor zwei Jahren. Schon damals habe "Cretu" versucht, Prostituierte zu erpressen. "Er hat mich und meine Cousine geschlagen und uns eine Pistole an den Kopf gesetzt. Meinen kleinen Neffen hat er unter Wasser gedrückt." Anzeigen bei der Polizei hätten nichts gebracht.

"Wie einen Hund hinausgeworfen"

An die Feuerattacke erinnert sie sich erneut unter Tränen. Die Flüssigkeit habe in den Augen gebrannt, eine Sekunde später seien ihr langes Haar, Arme und Brustbereich in Flammen gestanden. "Ich schlug die Hände vors Gesicht, warf mich zu Boden, zog mir die Jacke über den Kopf." Von irgendwoher kam Wasser. "Von meinem Gesicht hingen Hautfetzen, ich blutete am Oberkörper." Irgendwer habe sie schließlich in ein Auto gepackt und bei einem Spital halbnackt hinausgeworfen - "wie einen Hund".

"Cretu" behauptet, nicht er habe das Feuerzeug entzündet, sondern sein Cousin. Dieser wiederum beschuldigt "Cretu". Der Drittangeklagte gesteht nur, "Cretus" Chauffeur gewesen zu sein - und kommt damit durch: Freispruch. Doch bei "Cretu" entscheiden die Geschworenen auf Mordversuch: zwanzig Jahre Haft. Sein Cousin fasst acht Jahre wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung aus. Die Schuldsprüche sind nicht rechtskräftig. 40.000 Euro Schmerzensgeld für das Opfer hatte die Verteidigung schon zuvor akzeptiert. (Michael Simoner, DER STANDARD, Printausgabe, 5.8.2011)

http://derstandard.at/1311802731432/Fal ... uerattacke

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Grüne wollen Straßenstrich nur am Gürtel
Am 1.11. tritt das Wiener Prostitutionsgesetz in Kraft. Die Grünen fordern zum Ärger der SPÖ eine Verlagerung des Strichs auf den Gürtel.


Das neue Wiener Prostitutionsgesetz existiert derzeit nur auf dem Papier. Noch. Diesen Freitag tritt erstmals die sogenannte Steuerungsgruppe - besetzt mit Experten, Politikern, hohen Polizeibeamten - zusammen, die der Reform Leben einhauchen soll. Eine Frage wird fort gravierende Meinungsverschiedenheiten auslösen: Wohin soll der Straßenstrich verlagert werden?

Die Wiener Grünen haben eine Antwort parat: auf den Gürtel. "Das ist eine sinnvolle Option", erklärt Birgit Hebein, die grüne Verhandlerin des Gesetzes. Mit dieser Festlegung gehen die Grünen zum Ärger des roten Regierungspartners in die Verhandlungen. Weder sei der Vorschlag akkordiert, noch ein gangbarer Weg, heißt es aus den SPÖ-Reihen.


Wie berichtet, sieht die Novelle, die am 1. November in Kraft tritt, ein Verbot des Straßenstrichs auf gewidmeten Wohnflächen vor. Das Geschäft mit der käuflichen Liebe muss somit aus der Felber-, Linzer- und äußeren Mariahilfer Straße abgesiedelt werden.

Was ist der "Standortvorteil" des Gürtels? Er sei für die Exekutive übersichtlich, biete Stundenhotels, sei für die Sexarbeiterinnen sicher, und der im Wohngebiet beklagte Lärm durch die Geschäftsanbahnung am Gehsteig werde vom Verkehr geschluckt, unterstreicht die grüne Sozialsprecherin. "Am Gürtel hat Straßenprostitution bereits jahrzehntelang stattgefunden." Die vielfach geforderte Verlagerung des Strichs in die Peripherie ist für sie ein Tabu. "Der Stadtrand ist nicht sicher und daher keine Lösung."

Wie berichtet, sieht die Novelle, die am 1. November in Kraft tritt, ein Verbot des Straßenstrichs auf gewidmeten Wohnflächen vor. Das Geschäft mit der käuflichen Liebe muss somit aus der Felber-, Linzer- und äußeren Mariahilfer Straße abgesiedelt werden.

Wohngebiet

Einen Schönheitsfehler hat der Vorschlag - auch der Gürtel ist Wohngebiet. Hebein will am Gürtel deshalb eine, im Gesetz vorgesehene, Erlaubnis-Zone für Straßenprostitution einrichten. Die Antwort aus dem Büro der zuständigen SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger ist kurz, aber prägnant: "Das wird es nicht geben", sagt Sprecherin Marianne Lackner. Die Roten plädieren für eine Laissez-faire-Strategie: Man wolle abwarten, wohin sich das Geschäft von selbst verlagert, und erst im Bedarfsfall auf Steuerungsinstrumente zurückgreifen. Eine Erlaubnis-Zone, sagt Lackner, sehe das Gesetz "für den Notfall vor".

Abrechnung

Entlang der Rotlichtmeile "Felberstraße" sorgt derzeit ein tätlicher Angriff für Aufruhr. Edi G., ein Proponent der Bürgerinitiative gegen den Felberstrich, bekam offenbar die Regeln des Milieus auf schmerzhafte Weise zu spüren: "Das war jetzt offenbar eine Generalabrechnung", erzählt er. Zwei Männer traktierten ihn mit Tritten und Faustschlägen; vermutlich, weil er mit seiner Anwesenheit vor einem Club das Geschäft gestört hatte. Edi G. will sich nicht einschüchtern lassen. "Wir haben hier kein Aufenthaltsrecht, sondern nur mehr ein Durchgangsrecht", schildert Gabriele Schön, die Sprecherin der Initiative. Die zwei unbekannten Täter sind flüchtig.

http://kurier.at/nachrichten/wien/4148897.php

--------------------

Wir nehmen dies zur Kenntnis - und ich persönlich möchte anfügen: Mit diesem Vorgehen der Wiener Stadtregierung ist bewiesen, dass sie an keiner sinnvollen Lösung interessiert ist - Es ist unfassbar, wie man hier politisches Kleingeld lukrieren will und deshalb eine Menschengruppe in höchstem Maße gefährdet. Einfach unwürdig!

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Und jetzt meldet sich die FPÖ zu Wort....

FP-Seidl: Prostitutionsgesetz - Rotgrün wie üblich uneins
Utl.: Streit bereits vor Inkrafttreten =

Wien (OTS) - Das ab 1. November geltende Prostitutionsgesetz ist
so hatschert ausgearbeitet, dass sich SPÖ und Grüne bereits jetzt
fetzen. Während die Spittelberger gerne jede Straßenecke mit einer
Sex-Arbeiterin versehen würden, weiß die rote Gender-Stadträtin
Frauenberger noch nicht, was sie will, hält der Leopoldstädter
FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Seidl fest.

Das Gesetz ist unausgegoren und in vielen Punkten völlig gegen die
Interessen der in Mitleidenschaft gezogenen Menschen gerichtet. Das
rotgrüne Vorhaben, den käuflichen Sex zur Gänze in den 2. Bezirk zu
verlagern und das Stuwerviertel prostitutionstechnisch quasi massiv
"auszuweiten", ist eine Kriegserklärung an die betroffene Bevölkerung
in Sachen Lebensqualität und Sicherheit, ist Seidl erbost.
(Schluss)otni

Rückfragehinweis:
FPÖ-Wien

------------------------------

Es ist zwar wahrlich ein Graus, was da mittlerweile im Bezug auf das anstehende Wiener Prostitutionsgesetz abgeht - es drohen Vorarlberger Zustände.... Verboten wird sie nicht, aber auch keines Falls erlaubt.

Aber auf der anderen Seite frage ich mich dann doch, wenn ich die Polemik der FPÖ in ihrer Presseaussendung lese, welchen sinnvollen (!) Gegenvorschlag die FP bisher gemacht hat?? Nur Jemand Anderen zu kritisieren (der zugegebener Maßen nichts zusammen bringt) und es aber gleichzeitig nicht besser machen zu wollen - oder auch mangels Wissen zu können, ist halt reichlich wenig.

Der Hinweis auf die vom Prostitutionsgesetz in Mitleidenschaft gezogenen Menschen ist für mich überhaupt ein Highlight... Wie wenn dieses Gesetz SexarbeiterInnen überhaupt nicht betreffen würde... Sie sind es, die hier massiv unter Druck geraten - in die Illegalität abgedrängt werden! Und gerade bezüglich der Rechte von SexarbeiterInnen habe ich bisher von dieser Partei absolut nur Negatives vernommen

christian knappik
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Neues Prostitutionsgesetz
Steuerungsgruppe tagte zum ersten Mal
09. September 2011 16:00

Die Steuerungsgruppe soll Auswirkungen des neuen Gesetzes beobachten - Informationsmaßnahmen für SexarbeiterInnen und LokalbetreiberInnen

Wien - Am Freitag tagte im Rathaus das erste Mal die Steuerungsgruppe, die das Inkrafttreten des neuen Prostitutionsgesetzes begleiten soll. VertreterInnen der Wiener Regierungsparteien, der Bezirke, der Magistratsabteilungen 57 und 62, der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (WASt) sowie mehrere NGOs sind in dieser Steuerungsgruppe vertreten. Das neue Wiener Prostitutionsgesetz tritt am 1. November in Kraft - dieStandard.at berichtete. Die Gruppe wird in den ersten Monaten alle vier Wochen, später in größeren Abständen tagen und hat die Aufgabe, die Auswirkungen des neuen Gesetzes zu beobachten und - wo es Probleme gibt - Lösungen zu erarbeiten.

Im Mittelpunkt der ersten Besprechung standen die geplanten Informationsmaßnahmen, die das Inkrafttreten des neuen Gesetzes begleiten sollen. Ausführliche Informationsmaterialien über die Auswirkungen des neuen Gesetzes soll es sowohl für SexarbeiterInnen als auch für LokalbetreiberInnen geben. Geplant sind mehrsprachige Informationsfolder, die über verschiedene Kanäle vertrieben werden sollen. "Es ist wichtig, dass Expertinnen und Experten aus der Praxis mitentscheiden, wo die Frauen zukünftig sicher stehen können, welche Informationen in welchen Sprachen wichtig sind und wie wir die betroffenen Frauen und Männer am besten erreichen", so Frauenstadträin Sandra Frauenberger und die Grüne Gemeinderätin Birgit Hebein unisono via Aussendung. (red)

http://diestandard.at/1315005981603/Neu ... ersten-Mal

Ja, es wäre (!!!) wichtig, wenn ExpertInnen aus der Praxis mitentscheiden könnten...

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Aoife
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Aoife »

Weniger Bürokratie, mehr Schutz für Sexarbeiterinnen

03. Oktober 2011 10:59

Quelle: http://diestandard.at/1317019082217/Wie ... eiterinnen

Am 1. November tritt neue Regelung in Kraft - "Sophie"-Leiterin van Rahden hofft auf höhere Qualitätsstandards der Arbeitsstellen
Wien - Am 1. November tritt das novellierte Wiener Prostitutionsgesetz in Kraft. Für Sexarbeiterinnen beinhaltet es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Diskussion um das neue Gesetz habe dazu geführt, dass "stärker hingeschaut wird", meinte Eva van Rahden, die Leiterin von "Sophie", einer Sozialeinrichtung für Prostituierte in Rudolfsheim-Fünfhaus.
Klare Sperrzonen
Kernstück der neuen Bestimmung ist die Trennung von Straßenprostitution und Wohngebiet. Gemeint sind damit Flächen der Stadt Wien, die mit Wohngebäuden bebaut sind. Bei der Definition des Begriffs "Wohngebiet" wird auch am Flächenwidmungsplan angeknüpft. Es darf keine Anbahnungen im Kleingartengebiet, auf Friedhöfen, in Parks im Wohngebiet, in Bahnhöfen sowie Stationsgebäuden und Haltestellenbereichen öffentlicher Verkehrsmittel geben, heißt es aus dem Rathaus. Durch das neue Gesetz wird die bisherige Schutzzonenregelung obsolet.
Frage der Sicherheit und Infrastruktur
Abwarten müsse man laut van Rahden, wie sich die Verbannung der Frauen aus den Wohngebieten auswirken wird. Immer wieder kommt es gerade rund um den Westbahnhof auf der Felberstraße zu Auseinandersetzungen mit AnrainerInnen oder zu Anfeindungen. Van Rahden schilderte Einzelfälle, wo verärgerte HausbewohnerInnen Wasser aus den Fenstern auf die Frauen schütteten. Unklar sei noch, wie sehr die erlaubten Zonen außerhalb von Wohngebieten angenommen werden. Das hänge mit Gründen der Sicherheit und Infrastruktur zusammen. Wichtig sei, dass es genug Indoor- und Outdoor- Anbahnungsplätze geben müsse.
Bessere Standards
Leise hegte die Leiterin von "Sophie" die Hoffnung, dass mit dem neuen Gesetz auch die Qualität der Arbeitsstellen verbessert werde. Für Lokale, in denen Prostitution ausgeübt werden darf, wird es eine stärkere Reglementierung geben - zum Schutz der Frauen. Einschlägige Lokale unterliegen künftig einer behördlichen Meldepflicht.
Für Prostituierte bringt das neue Gesetz bürokratische Erleichterungen. Sie müssen sich zwar wie bisher bei der Polizei registrieren lassen, die Meldepflicht von Berufsunterbrechungen oder Urlaub entfällt aber.
Strafe für Freier
Positiv zu werten ist aus Sicht der Frauen, dass künftig auch Freier, die außerhalb der erlaubten Zonen mit Prostituierten Kontakt aufnehmen bzw. ein Geschäft anbahnen, bestraft werden können. Bisher wurden nur Prostituierte dafür bestraft. Die Höhe der Strafen für Sexarbeiterinnen sollen mit dem neuen Gesetz im Schnitt um 200 Euro verringert werden. Vorgesehen ist auch eine Strafamnestie für alle dann noch offenen Verfahren. (APA)


Den hier verbreiteten "vorsichtigen Optimismus" können wir in keiner Weise teilen.

Außer vielleicht als Sichtweise von Behörden- und Sozialarbeiterseite, dass sich das Unrecht schon irgendwie wird managen lassen.

Denn dass es sich bei den geplanten Vorhaben um massive Menschenrechtsverletzungen handelt, haben wir ja hier:
pafiledb/uploads/8719d8bf37fa4fada3124ecc24900e2a.pdf
dargestellt. Was übrigens sachlich in keiner Weise entkräftet werden konnte. Der schnelle Erfolg beim Wähler war offensichtlich wichtiger, als eine auch europarechtlich tragfähige Politik zu betreiben.

Dass beispielsweise die angeprangerten Menschenrechtsverletzungen mit geringerem bürokratischen Aufwand gehandhabt werden sollen als "Hoffnungsschimmer" zu bezeichnen können wir nur als puren Hohn verstehen.

Hier hat offensichtlich noch immer jemand nicht begriffen, dass wir Menschen sind, und unsere Grundrechte uns bedingungslos zustehen, wir nicht nur weil wir Huren sind uns damit abzufinden haben als rechtlos behandelt zu werden, und eine gewisse bürokratische Entlastung bei diesem unsäglichen Vorgang somit eine erwähnenswerte Erleichterung darstellen würde.

Und bei all dem zugrundeliegenden "ganz normalen Wahnsinn" (sorry liebe Normalos, aber das ist Wahnsinn was ihr da auslebt) die Bestrafung einer weiteren Gruppe (nämlich der Freier) als positiv zu empfinden heißt auf das alte "teile und herrsche" hereingefallen zu sein.

Wer auch immer die zitierten Frauen sein mögen, die mit der Ausdrucksweise "aus Sicht der Frauen" uns Frauen unterstellte allgemein gültige Sichtweise ist definitiv falsch, ich bin mit Sicherheit nicht die einzige, die sich Rechtsverletzungen gegen uns nicht durch weitere Rechtsverletzungen gegen andere schmackhafter machen läßt.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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