Bohrende Gedanken

Alles, was sonst nirgendwo reinpaßt - hier paßt es garantiert rein...
Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Bohrende Gedanken

Beitrag von Fragender »

Hallo,

ich weiß nicht, ob ich hier im Off-Topic richtig bin und auch nicht so recht, wo ich mit der Beschreibung meiner Fragen anfangen soll ...

Also, in meinem ganzen Leben habe ich privat und beruflich kaum mit Frauen zu tun gehabt, so dass ich keine Gelegenheit hatte, im ganz normalen alltäglichen Umgang mit Frauen jemanden kennenzulernen, in die ich mich verlieben konnte oder sie sich in mich. Leider liegt es mir auch nicht, gezielt auf die Suche zu gehen und Frauen z.B. in Bars, Diskotheken oder sonstigen üblichen Treffpunkten anzusprechen.

Daher habe ich mich vor ca. fünf Jahren (war damals schon 34 Jahre alt) entschieden, bezahlte Sexdienstleistungen in Anspruch zu nehmen, um wenigstens ab und zu das schöne Gefühl dieser intensiven Begegnung mit einer Frau zu erfahren. Seitdem gehe ich in der Regel einmal im Monat zu einer Sexarbeiterin, immer für mehrere Stunden und manchmal auch mit Übernachtung. Auf diese Art habe ich nun drei Frauen sehr gut kennengelernt. Während der fünf Jahre habe ich sozusagen serielle Monogamie gelebt, das heißt, ich habe immer so lange dieselbe Frau besucht, bis diese aus privaten Gründen ihren Service eingestellt hat.

Der Grund, warum ich nun hier schreibe, ist, dass mich diese Besuche immer mehr belasten, was daran liegt, dass ich immer und immer wieder lese, was für ein perverser Mensch und Frauenausbeuter ich doch bin. Natürlich nicht auf mich persönlich bezogen, sondern auf alle Gäste von Erotikdienstleisterinnen. Dabei fühle ich mich gar nicht als Perverser und Ausbeuter, sondern als Freier in der ursprünglichen Wortbedeutung, also als Verehrer, und so verhalte ich mich auch. Aber was hilft es mir, wenn ich mich selbst zwar nicht so fühle, aber von anderen, evtl. sogar mir nahestehenden Menschen so gesehen würde, wenn herauskommt, dass ich diese Besuche mache? Daher habe ich große Angst davor, dass er irgendwie herauskommt. Aus diesem Grund weiß nur ein einziger guter Freund davon.

Ich denke mir immer, wenn die Frauen sich so schlecht bei ihrer Arbeit fühlen würden, müsste ich das doch merken. Das habe ich aber nie, ganz im Gegenteil sogar, sie lachen mit mir und zeigen auch manchmal untrügliche Zeichen sexueller Erregung. Wenn ich nur kurz für Quickies vorbeikäme, könnten die Frauen vielleicht für diese begrenzte Zeit gute Miene zum bösen Spiel machen, aber doch nicht über mehrere Stunden. Meine derzeitige gelegentliche Partnerin auf Zeit hat mich sogar eingeladen, dass wir uns demnächst, wenn ich eine kurze Tour in die Nähe ihrer Heimatstadt mache, mal privat ohne Bezahlung treffen, zwar nicht für Sex, aber einfach so, damit sie was von ihrer Heimat zeigen kann. So eine Einladung spricht doch niemand aus, der seinen Job und die ganzen Freier hasst.

Trotzdem frage ich mich in letzter Zeit immer öfter, was ist, wenn an den ganzen Behauptungen, dass keine Frau diese Tätigkeit freiwillig und gerne ausübt, was dran ist oder wenn ich doch erfolgreich von den Frauen über ihre wahren Befindlichkeiten getäuscht werde - ganz aussschließen kann ich das nun einmal nicht - und wenn ich damit tatsächlich ein Gewalttäter bin? Dann denke ich einerseits darüber nach, ob ich die Besuche vielleicht nicht mehr machen soll, schließe das aber andererseits wieder aus, weil ich nicht glaube, dass ich z.B. meiner derzeitigen gelegentlichen Partnerin auf Zeit einen Gefallen tun würde, wenn ausgerechnet ich nicht mehr komme, weil aufgrund der Länge meiner Besuche sie keinen anderen ihrer Gäste so gut kennt wie mich und kaum ein anderer Mensch sie so gut kennt wie ich.

Ich erhoffe mir hier Tipps, wie ich mit solchen negativen Gedanken bzgl. Erwischtwerden und Freiwillgkeit der Sexarbeiterinnen umgehen kann, insbesondere von Freiern, die selbst solche oder ähnliche Gedanken haben.

Viele Grüße
Fragender

Benutzeravatar
Zwerg
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 18072
Registriert: 15.06.2006, 19:26
Wohnort: 1050 Wien
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Beitrag von Zwerg »

Das Sexworker Forum ist der beste Beweis dafür, dass es sehr wohl (sehr viele) Frauen gibt, die ihren Job gerne machen - selbstbestimmt und unabhängig...

Das "unsere Gesellschaft" dies nicht wahr haben möchte, ist der Grund, warum es unaufhörlich die Gegenbehauptung geben muss, dass dies nicht sein kann - da es wahrscheinlich nicht sein darf... Eine Frau die selbstbestimmt und selbstbewusst sagt "mache ich" - oder noch schlimmer: Eine Frau die selbstbestimmt sagt "das reizt mich"....

Sexarbeit ist sicherlich keine Arbeit wie jede Andere - aber es ist eine legitime Tätigkeit! Das beinhaltet zugleich, dass auch der Kunde durchaus legitimes Interesse an dem erhaltenen Wohlfühlerlebnis haben darf - besser noch: Soll!

Liebe Grüße

christian

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7434
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Hallo Fragender,

ich finde es toll, das Du Dir Gedanken machst. Die Perversität liegt für mich bei den Menschen und Medien, die ohne selbst Erfahrungen in der Sexbranche mit menschenverachtende Moralvorstellungen dies stigmatisieren und diskriminalisieren.
Ich verstehe bis heute nicht , warum mir mein Spaß an meiner Arbeit ständig in den Medien und von der Gesellschaft abgesprochen wird. Sicherlich gibt es schon mal den ein oder anderen Termin, weil vielleicht die gegenseitige Sympathie, unterschiedliche Sexuelle Neigungen oder einfach an mein eigenes Tagesform, nicht so glücklich verläuft. Aber dies ist sehr selten.Leb Dich so wie Du jetzt bist, denn das ist dein Leben.
"Meine Freiheit hört da auf, wo ich die Freiheit des Anderen verletze."
Ich glaube,deine "gelegentlich Partnerinnen auf Zeit" würden sehr traurig sein, wenn Du nicht mehr kämst. Und nicht jeden Gast wird von einem SW einfach mal zum Privattreffen eingeladen (da muss schon Sympathie vorhanden). Dies widerspricht zwar den "alten Klischees" oder der professionelle Einstellung ,man trifft sich nicht privat. Doch in anderen Berufsbranche entstehen auch persönliche Beziehung. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und ab checken, welcher Gefahren darin liegen.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Svea
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 950
Registriert: 21.05.2010, 18:44
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Svea »

Also ich kann nur für mich sprechen.

Ja es gibt einige Gäste auf die ich mich sehr freue, ein paar die ok sind, und wenige,- wo ich froh bin wenn sie wieder gehen.

Es gibt sehr selten auch Gäste auf die ich einfach verzichte, Geld kann vieles aber nicht alles, und ganz im Vertrauen, wenn ich mich wohl fühle und großen Spaß habe, dann ist es auch keine Arbeit mehr, - es gibt einige Gäste mit dennen ich gerne einfach mal fort gehen würde.

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Hallo Fragender,

lass Dich nicht kirre machen von den diversen selbsternannten Sittenwächtern. Denn genau das wollen sie erreichen: Verunsicherung der Freier, die sich so verhalten wie Du es von Dir beschreibst.

Du verhältst Dich doch wie ein "professioneller" Freier: voller Respekt im Umgang mit "Deiner" Tagesabschnittsgefährtin. Was soll daran "pervers" sein? Du würdest nie und nimmer eine private Einladung bekommen wenn sich "Deine" Dienstleisterin bei Dir nicht wohlfühlen würde.

Fühlst Du Dich als Ausbeuter, wenn Du im Krankenhaus von schlecht bezahltem Pflegepersonal versorgt wirst? Beutest Du Deinen Hausarzt aus, wenn Du eine ausführliche Beratung von ihm haben willst? Bekommst Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du Bekleidung kaufst?

Da Du "seriell monogam" bist (der Ausdruck gefällt mir) konntest Du Deine jeweilige Gespielin doch näher kennenlernen. Nach Deinen Schilderungen fühlen sie sich mit Dir wohl - sonst wären wiederholte längere Treffen bestimmt nicht so harmonsich. Lass Dich von Deinem Bauchgefühl leiten und lass Dir nichts einreden. Und denk daran: Jeder hat ein Recht darauf, seine Sexualität so auszuleben, wie er es für richtig findet. Ob er dafür direkt bezahlt oder indirekt oder gar nicht spielt dabei keine Rolle, wenn die Begegnung in gegenseitigem Einverständnis stattfindet und die jeweiligen Grenzen der PartnerIn respektiert werden.

Lies Dich hier im Forum ein und Du wirst feststellen, dass die durch die Medien gehypten Vorwürfe so nicht zutreffen. Ansonsten:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=T_tiEp9V ... re=related[/youtube]
Zuletzt geändert von ehemaliger_User am 12.07.2011, 20:16, insgesamt 1-mal geändert.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7434
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Lieber ehemaliger_User,
danke für das reinsetzen von dem Lied "Lass die Leute reden":Der Text hat mich oft ermutigt, und trifft die Situaition genau.Da haben die Ärzte, dem Volk genau aufs Maul geschaut.lol.
Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

          Bild
fraences hat geschrieben:Und nicht jeden Gast wird von einem SW einfach mal zum Privattreffen eingeladen (da muss schon Sympathie vorhanden). Dies widerspricht zwar den "alten Klischees" oder der professionelle Einstellung ,man trifft sich nicht privat. Doch in anderen Berufsbranche entstehen auch persönliche Beziehung. Das muss jeder für sich selbst entscheiden und ab checken, welcher Gefahren darin liegen.
Hallo Fraences,

dazu möchte ich kurz anmerken, dass wir, also die Einladende und ich, schon einmal darüber gesprochen haben, was ich erwarte und was ich erwarten kann, nämlich hoffentlich wenigstens etwas Sympathie, aber keinesfalls eine Beziehung. Letzteres würde auch gar nicht gehen, weil sie schon verheiratet ist und ihren Mann auch sehr liebt (von ihrem Job weiß er nichts). Ich denke also, dass ich realistisch genug einschätzen kann, dass sie sich niemals in mich verlieben wird, was dann auch bei mir das Auftreten von Liebesgefühlen verhindert.

Um ein wenig besser als bisher die Einstellung der Frauen mir gegenüber einschätzen zu können, möchte ich gerne fragen, wie häufig es vorkommt, dass Sexarbeiterinnen ihren Gästen ihren vollständigen richtigen Namen nennen?

Benutzeravatar
Sonne
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 322
Registriert: 21.10.2008, 17:57
Wohnort: Nürnberg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Sonne »

Hallo Fragender,

ich habe eine Gegenfrage, warum bist Du immer nur "auf Zeit mit einer SW zusammen?" und versuchst nicht mal eine Beziehung ohne Bezahlung einzugehen?

Lieben Gruß Anita ( ich heiße wirklich Anita)
Nur durch die Hoffnung bleibt alles bereit, immer wieder neu zu beginnen.

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

Hallo Svea,

          Bild
Svea hat geschrieben:Also ich kann nur für mich sprechen.

Ja es gibt einige Gäste auf die ich mich sehr freue, ein paar die ok sind, und wenige,- wo ich froh bin wenn sie wieder gehen.
Das kommt mir sehr bekannt vor, da meine derzeitige gelegentliche Partnerin auf Zeit genau dasselbe gesagt hat.
Es gibt sehr selten auch Gäste auf die ich einfach verzichte, Geld kann vieles aber nicht alles
Auch die drei mir bekannten Frauen haben von abgelehnten Freiern berichtet. Dabei heißt es doch so oft, fast alle Sexarbeiterinnen müssten alle Freier akzeptieren. Wieder ein Klischee, das so nicht stimmt.

Benutzeravatar
Svea
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 950
Registriert: 21.05.2010, 18:44
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Svea »

Tagesabschnittsgefährtin der Begriff gefällt mir, ich denke ich werde es für mich nutzen.

Nun Fragender, natürlich gibt es Tagesabschnittsgefährtinnen die nicht so die Wahl haben, leider gibt es auch so etwas.

Sicher ich trage ein Halsband, und ich knie auch vor einem Mann aber ich mache dies, weil ich es möchte, und nicht weil ich es muss. Ich würde nie einen Gast akzeptieren der meine Seele oder meinen Körper angreift, wenn ich es nicht möchte.

Das dumme ist, ich musste das auch erst lernen, da hat mir aber mein Freund sehr geholfen.

*lächelder weise Svea*

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

RE: Bohrende Gedanken

Beitrag von Aoife »

Hallo Fragender,

ich finde es super, dass du hier fragst. Auch wenn ich mich meinem Vorschreibern anschließen muß:

Laß dich von Moralisten nicht verrückt machen, die sind selbst pervers, und lass die Leute die über Dinge reden von denen sie nichts verstehen nicht dich brain wash.

Du hast sicher bei deiner Neigung zu längeren Terminen den Vorteil, dass du die Reaktionen deiner Partnerin ausgiebig studieren kannst. Deshalb möchte ich ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass daraus auch nicht gefolgert werden darf, dass Zwang im 15-Minuten-Segment häufiger wäre. Im Gegenteil, ich biete keine mehrere Stunden langen Termine und daher auch keine overnights an, weil ich das nicht will. Also völlig selbstbestimmt.

Damit du dir wirklich keine Zweifel machst: Auch wenn es wirklich vereinzelte Fälle von Sexsklaverei (wir lehnen die paradoxe Wortschöpfung 'Zwangsprostitution' ab) gibt, so trifft daran die Freier bestimmt keine Schuld.

Schuld an solchen Mißständen sind alleine die Moralisten, die die Prostitution mit allen Mitteln in den Untergrund drängen wollen und so den vereinzelten ohnehin kriminellen Elementen einen Selektionsvorteil bieten.

Wobei mit kriminellen Elementen keineswegs nur Zuhälter gemeint sind, ohne ihre Gegenstücke in Form von schmiergeldempfangenden Beamten wären die fast bedeutungslos.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Re: Bohrende Gedanken

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Hallo,


Das angeblich "schlimme" an der Prostitution ist lediglich, dass sie inkompatibel ist/anders ist als es die normierte, durchschnittlich gültige Sozialordnung vorsieht.

Das liegt aber eben nicht an der Sozialordnung oder Prostitution an sich, sondern daran, wie diese hegemonial, kollektiv definiert und abgegrenzt wird (Selbsterhaltungstrieb, Kontingenzreduktion, Grenzziehung).

Natürlich ist die Harmonie von Geilheit, Liebe und andauernder Partnerschaft ein begehrenswertes Ideal. Aber eben 'nur' ein Ideal und daher gut geeignet mißbraucht zu werden und einen Großteil der Menschen in Schuldgefühle zu verwickeln und so zu kontrollieren (Sünden Lehre, Familiy Fetisch).


"Macht entsteht indem sie ein beeindruckendes Bild von Harmonie und Deckungsgleichheit zwischen Sehen und Denken erzeugt" offenbart dieser Künstler:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=64432#64432


Als sensibler Prostituand ( www.sexworker.at/freierforschung ) bist du m.E. höchstwahrscheinlich kein Gewalttäter !!! Natürlich ist es unser Rollenmodell, dir eine schöne Illusion und Zeit zu bereiten. Was aber nicht heißt, dass wir "Sklaven/Opfer" sind und dich krass anlügen. Sondern wir haben frei entschieden einen autonomen wenn auch risikoreichen Lebensweg zu wählen. Und dennoch gibt es die versteckten Fallen und ausbeuterischen Aspekte in der Prostitution wie z.B. den durch das Zuhälter-Verdikt&Vorurteil bedingten Zwang zur Alleinselbstständigkeit. Es sind also die nicht auf den ersten Blick durchschaubaren strukturellen Verhältnisse, die einige/viele(?) Sexworker schleichend in aussichtslose Situationen drängen...

Unser Forum und deine Anteilnahme sind dafür da das zu ändern.


Herzlich Willkommen und LG,
Marc

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

          Bild
Sonne hat geschrieben:Hallo Fragender,

ich habe eine Gegenfrage, warum bist Du immer nur "auf Zeit mit einer SW zusammen?" und versuchst nicht mal eine Beziehung ohne Bezahlung einzugehen?

Lieben Gruß Anita ( ich heiße wirklich Anita)
Hallo Anita,

es fällt mir sehr schwer, Frauen kennenzulernen. In Diskos, Bars und sonstigen üblichen Treffpunkten gezielt zu suchen, ist nicht mein Fall und in meinem Alltagsleben gibt es fast keine Frau, die ich oder die mich sozusagen nebenbei und allmählich kennenlernen könnte. Die wenigen Frauen, die ich einigermaßen oft treffe, sind entweder bereits vergeben oder ich finde sie unattraktiv.

Inzwischen kommt aber noch dazu, dass ich auch eine Menge an Vorteilen in meiner Ungebundenheit sehe.

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

RE: Bohrende Gedanken

Beitrag von Fragender »

Zwei Sachen, die ich inzwischen hier im Forum gefunden habe, haben weitere Fragen aufgeworfen:

Erstens das Video der Maischberger-Sendung, das ich mir ausschnittsweise angeschaut habe. Der anwesende Kriminalkommissar hat darin behauptet, dass keine Frau diese Tätigkeit gerne ausübt, da alle ihm bekannten Frauen aus dem Gewerbe Opfer seien dass selbst die, die was anderes behaupten, irgendwelche traumatischen Erlebnisse evtl. schon in der Kindheit erlebt haben. Wie kommt er darauf? Hat er immer nur mit den "falschen" SWs zu tun gehabt, also mit ausgesprochenen Problemfällen? Oder übertreibt er die Opferrolle und sucht gezielt z.B. nach Ereignissen aus der Kindheit, bis er auf jeden Fall was gefunden hat und sei es ein Ereignis, das man auch bei sehr vielen "Normalos" finden kann, wenn man nur lange genug sucht? Oder hat er Recht?

Zweitens einen Beitrag über das durchschnittliche Gehalt der SWs, ca. 1500 Euro/Monat. Das ist für mich überraschend wenig, weil ich an alle drei mir bekannten SWs 100 Euro pro Stunde bezahlt habe und zum Beispiel "meine" derzeitige SW gesagt hat, dass sie im Monat durchschnittlich ca. 6000 Euro verdient, aber bei nur 12 Arbeitstagen. Da ich die 100 Euro/Std. und 6000 Euro in 12 Tagen für ein faires Gehalt halte, hatte ich gehofft, dass diese Summen nicht so außergewöhnlich sind ...

Benutzeravatar
Aoife
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 7067
Registriert: 20.09.2008, 21:37
Wohnort: Ludwigshafen am Rhein
Ich bin: Keine Angabe

Re: RE: Bohrende Gedanken

Beitrag von Aoife »

          Bild
Fragender hat geschrieben:Der anwesende Kriminalkommissar hat darin behauptet, dass keine Frau diese Tätigkeit gerne ausübt, da alle ihm bekannten Frauen aus dem Gewerbe Opfer seien dass selbst die, die was anderes behaupten, irgendwelche traumatischen Erlebnisse evtl. schon in der Kindheit erlebt haben.
Der Kommissar hat Eigeninteresse, möglicherweise sogar persönliches, was ich ihm jetzt aber wegen mangelndem Wissen über sein dienstliches Verhalten nicht unterstellen will, auf alle Fälle jedoch vertritt er das Eigeninteresse seiner Institution.

Daher auch die unsaubere Argumentation, die ausschließlich dazu dient politischen Einfluß in Richtung Rekriminalisierung der Prostitution zu gewinnen.

Zum Einen hat jede Kriminalisierung der Prostitution als einzigen gesellschaftlichen Effekt, dass sie die Schmiergeldflüsse an die Aufsichtsbehörden erhöht. Zum Anderen haben Polizeien ein natürliches Interesse daran, dass der Gesetzgeber möglichst viele harmlose Menschen zu Verbrechern erklärt, damit Polizisten gesellschaftlich wichtig und unverzichtbar erscheinen (somit für ihre "Arbeit" Geld verlangen können), ohne sich durch Auseinandersetzungen mit wirklichen Verbrechern gefährden zu müssen.

Dass der Kommissar sich dazu hergibt anstelle etwas produktives oder kreatives für sich und das Allgemeinwohl zu leisten zeigt, dass auch er selbst irgendwann, wahrscheinlich in der Kindheit, so traumatisiert wurde, dass er in dieser gestörten Gesellschaft funktioniert.

Hört sich vielleicht etwas extrem an, aber letztlich ist es so und zeigt, dass für die Argumentation mit früheren Psychotraumata jeder zuallererst einmal an den Spruch mit dem Glashaus denken sollte. Die einseitige Argumentation gegen Prostitution auf dieser Grundlage hat etwas durchaus Nazihaftes, man erklärt uns zum Feind und will uns die Existenzberechtigung absprechen, nur weil wir auf unsere (unvermeidlichen, das betrifft schließlich jedes Kind) Kindheitstraumen anders, und wohl kreativer, reagiert haben als der Herr Kommissar.

Das sollte genügen um das Prinzip anzureißen, grundsätzlich gelten diese Überlegungen aber natürlich auch für alle anderen Prostitutionsgegner, religiöse, feministische usw.: In auf ihrer infantilen Egozentrik gewachsener Arroganz übersehen sie, dass zuallererst sie selbst verboten werden müssten, wenn frühere Psychotraumata eine legitime Grundlage für Verbote wären.


Lieber Suchender, doch, ich denke das Durchschnittseinkommen stimmt so ungefähr, wenn nicht sogar noch niedriger. Du nutzt ja nur ein ganz bestimmtes Segment, das zahlenmäßig nicht so großen Einfluß auf die Statistik hat. Die größere Zahl im niedrigpreisigeren Segment, die zwar pro Viertelstunde einen vergleichbaren Umsatz haben kann, jedoch nur einen Bruchteil davon, wenn man die Wartezeiten und hohe Unkosten (gewerbliche Mieten) mit einbezieht, verschiebt den Gesamtdurchschnitt deutlich nach unten.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
'I know kung fu, karate, and 37 other dangerous words'
Misspellings are *very special effects* of me keyboard

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7434
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

 Hallo Fragender,

mit Beziehung habe ich rein platonisch gemeint.        

Wieviele SW ihren richtigen Namen preisgeben, kann ich nicht in Prozenten sagen, nur von meiner persönliche Einschätzung, das es sehr, sehr weniger sind.
Mit Zahlen gehen wir hier im Forum verantwortungsvoller um, als die Zahlen, die in den Medien erscheinen.Die meistens sehr fragwürdig sind und mit der Realität nicht über einstimmen.
Ausserdem spielt es eine Rolle, ob sie aus beruflichen oder privaten Gründe, sich erlauben kann sich zu outen.
Wahrscheinlich nur wenn ein Vertrauensbasis, beruhend auf Menschenkenntnisse oder weil man sich länger kennt,vorhanden ist.
Es birgt auch einige Gefahren für eine SW darin (Stalking, Erpressung, Outing, etc:).Auf Grund viele negative Erfahrungen haben SW ein Sicherheitsdenken und hier im Forum sich über Sicherheitstipps ausgetauscht, wie man sich davor schützen kann.
Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

          Bild
fraences hat geschrieben: Wieviele SW ihren richtigen Namen preisgeben, kann ich nicht in Prozenten sagen, nur von meiner persönliche Einschätzung, das es sehr, sehr weniger sind.

...

Es birgt auch einige Gefahren für eine SW darin (Stalking, Erpressung, Outing, etc:).Auf Grund viele negative Erfahrungen haben SW ein Sicherheitsdenken und hier im Forum sich über Sicherheitstipps ausgetauscht, wie man sich davor schützen kann.
Die erste der drei Frauen ging sehr offensiv mit ihrem Job um und fast jeder ihrer Freunde/Bekannten wusste davon. Ich habe sie zwar unter ihrem Arbeitsnamen im Internet kennengelernt, aber schon an der Klingel zur Wohnung stand der richtige Name.

Die zweite der drei Frauen hat mir bei einem unserer ersten Treffen gesagt, dass sie mir ihren richtigen Namen niemals nennen würde, hat es aber später doch gemacht, wollte aber trotzdem weiterhin nicht mit ihrem Realnamen angesprochen werden.

Die dritte hat mir ihren Realnamen beim vierten Treffen genannt.

Einerseits haben mich diese Vertrauensbeweise der zweiten und der dritten Frau sehr gefreut. Andererseits hat letztere auch im Zusammenhang mit der Namensnennung dazu beigetragen, dass mir im Laufe der Zeit die in diesem Thread besprochenen Gedanken gekommen sind. Denn leider habe ja nicht nur ich einen Einfluss darauf, wie sie sich in ihrem Job fühlt, sondern auch andere Gäste und darunter sind leider manchmal Idioten, z.B. jemand, der Realität und Illusion nicht auseinanderhalten konnte und mehr an echten Gefühlen von ihr wollte, als sie verständlicherweise zu geben bereit war, der ihr Vertrauen missbraucht und damit gedroht hat, ihr privates Umfeld über ihren Job zu informieren.

ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Hallo Fragender,

der Kriminalhauptkommissar a.D. hat beruflich mit Opfern zu tun gehabt und hat international Täter gesucht. Mit Frauen, die selbstbestimmt arbeiten hatte er ja fast nichts am Hut, das erklärt seine Einstellung. Er ist auch hier im süddeutschen Raum schon bei diversen Veranstaltungen von Prostitutionsgegnern aufgetreten.

Eine Sendung wie "Maischberger" ist nicht repräsentativ - in solchen Sendungen geht es darum, die Zuschauer zu unterhalten, nicht zu informieren.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »

Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen:

Auch ich gehöre zu den Frauen, die sich den Beruf der SW bewußt ausgesucht hat.

Ich wurde von niemandem gezwungen und hatte keine Geldnot.

Ich habe einen "bürgerlichen" Beruf erlernt und 10 Jahre in diesem Beruf gearbeitet.

Ich habe meinen Beruf als Kauffrau mit regelmäßigen Arbeitszeiten und regelmäßigem Gehalt bewußt aufgegeben.

Nun bin ich selbständige Betreiberin eines Dominastudios mit flexiblen Arbeitszeiten und schwankenden Umsatz.

Mein privates Umfeld weiß, welchem Beruf ich nachgehe.

Und mein Name ist mein richtiger Name. *smile*

@Fragender
Glaube nicht alles, was die Medien schreiben.
Das "Rotlicht" ist ein dankbarer Quotengeber.

Und das ist "Rotlicht" ist übrigens noch so ein Vorurteil...ich kenne tatsächlich niemanden aus diesem Milieu (und möchte ihn/sie auch nicht kennen lernen).

Ich habe keinen Zuhälter, sondern einen Mann in der städtischen Verwaltung.
Ich kenne keine Luden, verkokse nicht mein Geld, sondern zahle mit meinem Geld brav die Hypothek für mein Häuschen ab.
Ich trage kein Gucci oder Versace, sondern H&M.

Und ich trinke während der Arbeit keinen Alkohol, sondern lieber ein Glas Rotwein nach Feierabend auf der Couch.

Mein überaus spießiges, normales Leben bringt leider keine Quote, darum hat sich noch nie ein Fernsehsender dafür interessiert.

Benutzeravatar
Svea
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 950
Registriert: 21.05.2010, 18:44
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Svea »

Grins- ich denke die Meisten die hier auf dieser Seite sind, arbeiten Selbstbestimmt.

Nun gut, ich habe nach wie vor einen Bürgerlichen Job, weil er mir einfach Spaß macht, hört sich blöde an ich weiß.
Nebenbei mache ich diese Arbeit, weil genau, weil sie mir Spaß macht.

Allolol gibt es nur ab und an, Drogen schon gar nicht-

Klar könnte ich weit mehr verdienen, aber, es soll ja nicht nur Arbeit sein, sondern auch Spaß machen.

Meiner fährt LKW und ist Typ großer Kuschelbär.
Meine Familie, insbesondere meine Mumi weiß bescheid was ich tue.
Ich bin sehr sparsam und gebe zu ich habe einen ganz schlimmen Fetisch- ich liebe Schuhe, seuftz... aber auch da bin ich nicht so schlimm.