"Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Arum
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Aoife hat geschrieben: Jetzt aber unangekündigt den Begriff "Macht" auf einmal nur noch so eng zu fassen, dass er (zumindest vielen) moralisch verwerflich erscheint und diese Bewertung auf das anhand eines viel weiteren Verständnisses des Machtbegriffs entwickelte Vorstellungsmodell über das Zusammenspiel von Sexualität und Macht unzulässigerweise zu übertragen, das führt zu eben solchen realitätsfernen Aussagen, wie wir sie beispielsweise von Frau Schwarzer zu hören bekommen.
Das sehe ich genauso.

Und wenn's um die Macht des Geldes geht, das man als Kunde der SW überreicht: an allererster Stelle wird damit der Vertrag hergestellt den Kontakt auf einen gewissen Zeitraum zu beschränken, dermassen dass man sich im restlichen Leben gegenseitig die Freiheit gewährt, unter normalen Verhältnissen. Das hat mit blosser Machtsübung, so wie Leute wie Frau Schwarzer es sich vorstellen, doch recht wenig zu tun.

Ich selber wenigstens empfinde diese Handlung nicht als eine Usurpation des weiblichen Körpers. Sobald ich das Geld überreiche, oder auch, sobald ich mit der Frau auf Zimmer gehe (auch wenn ich dann, wie in Saunaclubs üblich, erst nachher bezahle), bleibt mir nichts anderes als darauf zu vertrauen, dass diese Geldsumme (wovon ich z.B. eine Woche lang hätte leben können, oder mir Wertgegenstände hätte kaufen können, die mir im Leben über mehrere Jahre hinweg hätten begeleiten können) gut spendiert ist. Gerade das kann man sich als Kunde eben nicht erzwingen. Trotzdem hat auch der Kunde, nur so von der Situation her, eine gewisse Macht über die SW. Er ist ja derjenige, der sich entschliesst ob er ja oder nein noch mal zu ihr zurückkehrt. Auch das kann ihm nicht abgezwungen werden. Normalerweise!

Somit sind die Machtsverhältnisse doch um einiges verzwickter als in der Prostititionskritik dargestellt..
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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annainga
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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von annainga »

@Fragender:

der friseur würde sich halt nur sehr wundern über dein merkwürdiges anliegen ..... und es dann ablehnen.

bis vor kurzem bin ich davon ausgegangen, dass jeder oder zumindest viele hier davon ausgehen, dass sexarbeit eine inszenierung von sex, eine schauspielkunst ist.

ich empfehle mal als lektüre einen etwas älteren beitrag von ehemaliger_User:

viewtopic.php?p=43108#43108

Prostitution ist ein hartes Geschäft, bei dem sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt gehandelt werden. Dennoch wünschen sich die meisten Freier für ihr Geld 'echte Zuneigung und wahre Leidenschaft'. Die Kunst einer Prostituierten ist es, ihnen diese Illusion zu schaffen. Gleichzeitig darf sie trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit nicht verlieren, um die Belastung durch die Sexarbeit möglichst gering zu halten.

reicht das als erklärung @Fragender? ..... deine forderung als kunde nach "echter lust der sw" kann als weiterer machtanspruch interpretiert werden. salopp formuliert "jetzt reicht dem freier schon nicht mehr die bereitstellung des körpers, sondern er will auch noch deren sexualität".

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RitaD
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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von RitaD »

Ich habe mich als SW immer in der Machtposition gesehen.

Ich habe die Preise und die Zeit festgelegt.
Ich habe entschieden, diesen Gast zu bedienen oder auch nicht.
Ich habe entschieden, wie weit ich gehen will.
Ich habe dem Gast eine Illusion verkauft.

So verpackt verkauft, das der Gast noch Jahre später geglaubt hat, er hätte Macht über mich.
Das ist Schauspielerei und gehört dazu.

Fragender
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Re: RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von Fragender »

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annainga hat geschrieben:@Fragender:

der friseur würde sich halt nur sehr wundern über dein merkwürdiges anliegen ..... und es dann ablehnen.

bis vor kurzem bin ich davon ausgegangen, dass jeder oder zumindest viele hier davon ausgehen, dass sexarbeit eine inszenierung von sex, eine schauspielkunst ist.

ich empfehle mal als lektüre einen etwas älteren beitrag von ehemaliger_User:

viewtopic.php?p=43108#43108

Prostitution ist ein hartes Geschäft, bei dem sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt gehandelt werden. Dennoch wünschen sich die meisten Freier für ihr Geld 'echte Zuneigung und wahre Leidenschaft'. Die Kunst einer Prostituierten ist es, ihnen diese Illusion zu schaffen. Gleichzeitig darf sie trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit nicht verlieren, um die Belastung durch die Sexarbeit möglichst gering zu halten.

reicht das als erklärung @Fragender? ..... deine forderung als kunde nach "echter lust der sw" kann als weiterer machtanspruch interpretiert werden. salopp formuliert "jetzt reicht dem freier schon nicht mehr die bereitstellung des körpers, sondern er will auch noch deren sexualität".
Ich halte aber Sexarbeit im Gegensatz zum Friseurberuf nicht für einen normalen Beruf, wenn auch nicht unbedingt für einen schlechten Beruf. Sex ist für mich nichts, was man einfach so mit Geld aufwiegen kann, sondern die Inanspruchnahme dieser Arbeit erfordert nach meiner Auffassung eine besondere Rücksichtnahme auch auf die körperlichen Interessen der Partnerin.

Wenn ein Teil der Sexarbeiterinnen das gar nicht will, ist das natürlich in Ordnung. Aber es entspricht nicht dem, was mir die drei Sexarbeiterinnen, die ich bisher kennengelernt habe, über ihre Arbeit (nicht speziell über mich) berichtet haben. Selbstverständlich weiß ich, dass zur Sexarbeit immer dazugehört, eine Illusion zu vermitteln, aber das heißt noch lange nicht, dass alles, was eine Sexarbeiterin ihren Kunden über die Arbeit erzählt, gelogen ist. Sie haben es nämlich erzählt, ohne dass ich danach gefragt habe, und fast niemand lügt so einfach bei Dingen, nach denen er gar nicht gefragt wurde, sondern fast jeder sagt dann lieber gar nichts.

Die sexuelle Lust der Partnerin ist auch keine Forderung von mir, sondern nur ein Angebot. Ich kann ja auch sowieso nicht überprüfen, ob sie nun wirklich sexuelle Lust verspürt oder ob das nur gespielt ist. Außerdem werde ich mir garantiert nicht vorwerfen, dass ich eine Sexworkerin genauso zuvorkommend behandle, wie ich eine tolle Frau behandeln würde, wenn ich mit ihr einfach so ohne Geldfluss einen One-Night-Stand hätte.

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RitaD
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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von RitaD »

Ich habe den Friseur ins Spiel gebracht.
Weil es für mich, als ehemalige und langjährige SW keinen Unterschied macht ob Friseur ( nur ein bsp.) oder SW.
Dienstleistung ist Dienstleistung.

Das habe ich und werde es so auch immer vertreten.

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Asfaloth
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Beitrag von Asfaloth »

@Fragender: ich kann Deinen Eindruck bestätigen und könnte dies sogar mit meheren Zitaten von Damen aus einem Nachbarforum unterfüttern.

Allerdings war auch dort die Diskussion sehr kontrovers, denn von einigen wurde das wiederum als geschickte Marketingaussage gewertet und zwar seitens Bucher und Kolleginnen.

Die Wahrheit liegt wohl wie so oft in der Mitte. Es gibt Damen, die sich auf den reinen Dienstleistungsaspekt ausrichten und es gibt damen, die sich selbst mit einbringen wollen und ihre eigene Sexualität ausleben.

beides ist m.E absolut okay, denn es entspricht auch der Bedürfnissitaution der Kunden. Die einen wollen sich überhaupt nicht darum kümmern müssen, wie es um die Dame bestellt ist, sondern wollen ihre Wünsche und Ansprüche erfüllt sehen (Wer die Musik bezahlt, bestimmt, was gespielt wird)

Andere haben nur dann ein schönes erlebnis, wenn sie den Eindruck mitnehmen, die Erotik geteilt zu haben, sei er nun wahrhaftig oder eine Art erweiterte Illusion

Hier muss sich halt Töpfchen zu Deckelchen finden, denn einfordern kann man dies nicht, wenn es nicht angeboten wird. Die Kunst besteht darin, sich vorher darüber klar zu sein, was man möchte und dies auch bei der Anfrage und Auswahl zu berücksichtigen.

Fragender
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Beitrag von Fragender »

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Asfaloth hat geschrieben: Allerdings war auch dort die Diskussion sehr kontrovers, denn von einigen wurde das wiederum als geschickte Marketingaussage gewertet und zwar seitens Bucher und Kolleginnen.
Ja, in einem Forum würde ich so eine Äußerung auch eher kritisch und eher als Marketingaussage sehen, als wenn mir das jemand privat in einem Kontext mitteilt, in dem eine Marketingsaussage für mich keinen Sinn ergibt. Wenn ich nämlich ein und dieselbe Frau schon seit fast 2 1/2 Jahren regelmäßig und durchschnittlich einmal im Monat treffe und sie dann beiläufig im privaten Gespräch mit mir ohne Nachfrage meinerseits erwähnt, dass sie in ihrem Job oft guten Sex hat, oft sogar besser als mit ihrem Freund (der von dem Job nichts weiß), dann sehe ich keinen logischen Grund, warum das nur eine Marketingaussage gewesen sein sollte. Denn weder war diese Aussage auf den Sex mit mir gemünzt (da wäre ich deutlich kritischer gewesen), noch bestand irgendein Zweifel daran, dass das Weglassen dieser Aussage keinen negativen Einfluss und das Erwähnen dieser Aussage keinen positiven Einfluss auf Häufigkeit und Länge meiner Besuche haben würden.

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Asfaloth
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Beitrag von Asfaloth »

Ich stimme Dir auch dabei zu, denn es deckt sich ebenfalls mit meinen Erfahrungen.

ich habe mir allerdings abgewöhnt, das auszudiskutieren, mit wem auch immer, ich nehme lieber diese Art von Dates war.

Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass nicht jeder Bucher damit umgehen kann, denn das Risiko von liebeskasperei ist für die Dame etwas höher.

Die persönlichen Grenzen des Sexwork sind zwar etwas weiter gesteckt, aber nicht verschwunden. Nicht jeder Bucher versteht das deshalb kann ich die rigide trennung aus Selbstschutz auch nachvollziehen. Ausserdem ist es sicher ein Unterschied, welche Art von Date stattfindet.

Ein 1 stundentermin im Appartement unterliegt sicherlich anderen bedingungen als ein Overnight im 4 sterne Hotel. das ist natürlich nur beschränkt übertragbar

rainman
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Beitrag von rainman »

Ich wundere mich, dass ihr euch so viele Gedanken darüber macht, wer beim Sex nun die erste Geige spielt und wer die zweite.
Ich habe in meinem langen Leben schon so manchen GV erlebt und habe das immer - und wie mir scheint auch mit Erfolg - als partnerschaftlich-gleichberechtigte Angelegenheit praktiziert. Meines Erachtens gilt dieser Grundgedanke sowohl im Bereich des Paysex als auch im Verhältnis mit der Lebenspartnerin. Leute, die sich öffentlich zur Prostitution geäußert haben, sehen das anscheinend ähnlich. Ich zitiere mal den Schluss eines Aufsatzes von Martina Schuster, den jeder unter dem Titel "Prostitution professionell" im Internet nachlesen kann:

"Die Kunst einer professionellen Prostituierten liegt darin, einerseits mit möglichst wenig Aufwand die Zufriedenheit der Kunden zu erzielen und andererseits trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit beizubehalten. Sie grenzt sich vor allem durch die Schaffung einer eigenen Intimsphäre über Tabuzonen und die Trennung zwischen Sex und Gefühlswelt vom Freier ab. Zudem trennen viele Sexarbeiterinnen Beruf und Privatleben. Je professioneller eine Frau arbeitet, desto größer ist ihre Autonomie und die Belastung durch die Sexarbeit geringer. Dies ist vor allem für Prostituierte wichtig, die über längere Zeit in ihrem Beruf arbeiten."

Mir scheint eine Gegebenheit besonders bedeutsam zu sein: Wenn beide, SW und Kunde - vor allem aber der Kunde, den eng umschriebenen Bereich der umgangsmäßigen Möglichkeiten überschreiten möchte, kommt es oft zu tragischen Missverständnissen. Illusion heißt in deutscher Sprache Trugbild. Darin steckt das Wort "betrügen". Wer in einem Theater, Kino oder vor dem Fernseher sitzt und nicht zwischen Scheinwelt und Wirklichkeit unterscheiden kann, der macht anschließend möglicherweise Sachen, die ihn u.U. ins Gefängnis bringen können. Beim Tauschgeschäft Sex gegen Geld ist es m.E. nicht anders.

LG rainman

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Beitrag von Asfaloth »

Mit erster oder zweiter Geige hat das nichts zu tun. Tennis spielt man zu zweit und es gibt keinen ersten oder zweiten Spieler, wenn Du verstehst, was ich meine.


und zweitens ist es auch beileibe keine Forderung, die jemand aufgestülpt werden soll, der dies als Übergriff in seinen Privatbereich betrachtet.

Es ist einfach ein wahrnehmen von unterschiedlichen Einstellungen und selbst in Deinem Zitat wird von "vielen" gesprochen, nicht von "allen".

Trennen tut es jede Anbieterin, ich habe noch nie erlebt, dass dies anders wäre. Zwischen Partner und Kunde besteht ein sehr deutlicher und klarer Unterschied.

Es geht letztendlich nur darum, ob eine SW sich sexuell selbst mit einbringt..um es platt zu sagen: den (bezahlten) Sex geniesst, Orgasmen dabei hat und körperliche befriedigung oder ob sie sich strikt auf den Kunden ausrichtet und sich bewusst davon trennt., weil es für sie ein Übergriff und ein kontrollverlust bedeutet.

ich als Bucher möchte nicht, das das letzt erwähnte eintritt, aber deswegen sollte man sich schon gedanken drüber machen und sich danach verhalten.

Wer Grenzen einhalten will, sollte den verlauf der Grenzen kennen. in my humble opinion

P.S. Möglicherweise ist die Diskussion aber darüber unangebracht. In diesem falle möge man mir seitens Mod ein Signal geben, dann ziehe ich mich daraus zurück. Es wird an meinen Einstellungen nichts ändern, aber es liegt mir fern, missionarisch rüberzukommen.

rainman
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Beitrag von rainman »

@Asfaloth

Nein, nein, bitte nicht resignieren; zumindest ich finde die Diskussion sehr interessant. Hier soll sicher niemand bekehrt werden!

LG rainman

Fragender
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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von Fragender »

Ich finde es etwas verwirrend, dass auf der einen Seite (häufig von Feministinnen und Kirchenvertretern) die totale Trennung zwischen Gefühlsleben und Sexualität kritisiert und als Masturbation in den weiblichen Körper bezeichnet wird, während auf der anderen Seite gefordert wird, genau das zu tun. Ich finde beides nicht in sich schlecht, aber für mich persönlich und offenbar auch besonders für meine derzeitige gelegentliche Partnerin auf Zeit ist es wichtig, die richtige Balance zwischen diesen beiden Extremen zu finden. Jedenfalls habe ich mich mit ihr sogar auf ihre Einladung hin einmal privat getroffen, als ich für einen Kurzurlaub in der Nähe ihres Heimatorts war. Zwar nicht für Sex, aber für einen kleinen Spaziergang und einen Besuch im Cafe. Ich würde sagen, dass so etwas nur deswegen möglich war, weil sie sehr genau gemerkt hat, dass ich einerseits emotional genug bin, um in ihr keine Sexmaschine zu sehen, sondern einen Menschen, mit dem ich gelegentlich Sex habe, andererseits aber realistisch genug, um nicht zum Liebeskasper zu werden.

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Asfaloth
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Beitrag von Asfaloth »

Hätte es nicht besser formulieren können....

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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von Fragender »

Ich habe immer noch keine Idee davon, wie Aoife auf ihre Aussagen bzgl. Grundgesetz und europäischer Menschenrechtskonvention in Hinblick auf Schutz der Intimsphäre auch unter Einbeziehung von Geldflüssen gekommen ist. In einer Online-Version des Grundgesetzes kommen die Zeichenketten "polizei" und "gewerb" (egal, ob Kleinbuchstaben oder Großbuchstaben) nirgendwo im Zusammenhang mit dem Schutz der Intimsphäre vor. In einer Online-Version der EMRK mitsamt Zusatzprotokollen kommen die Zeichenketten "geld" oder "gelt" nur im Zusammenhang mit Geldstrafen und der in bestimmten Fällen zu gewährenden kostenlosen Pflichtverteidigung vor.

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Ariane
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RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von Ariane »

Die Frauen von Hydra e.V. haben sich mit einem Offenen Brief an Frau Maischberger und einem Fakten-Check zur hier diskutierten Sendung zu Wort gemeldet und ist hier als PDF abrufbar http://www.hydra-berlin.de/

Ich war so frei, den Brief im vollständigen Wortlaut hier einzustellen. Fast zu schade, ihn nur im passenden Diskussionsthread einzustellen, da es Grundsatzpositionen enthält und über die Maischberger-Sendung vom 13.3.2012 hinausweist. Mir fiel auf die Schnelle kein weiterer Platz ein, auch hinsichtlich der Regeln von Doppel-Postings.

Offener Brief von Hydra e.V. zur Sendung Menschen bei Maischberger: Ob Billigsex oder Edelpuff: Schafft Prostitution ab!

Sehr geehrte Frau Maischberger,
in Ihrer Sendung „Menschen bei Maischberger“ vom 13.03.2012 haben Sie und Ihre Gäste darüber diskutiert, was sich zehn Jahre nach Einführung des Prostitutionsgesetzes in der Sexarbeitsbranche verändert hat. Erwartet hatten wir eine ernsthafte Debatte zu einem wichtigen Thema, das viele von uns persönlich betrifft. Doch was Sie uns da präsentierten, war erschreckend uninformiert und unerträglich tendenziös. Wir erlebten eine Diskussion, die von den Prostitutionsgegnerinnen beherrscht wurde und eine Moderatorin, die in erster Linie an einer Emotionalisierung des Themas interessiert war. Die falsche Zahlen und Fakten nicht korrigierte und nicht eingriff, wenn andersdenkende Gäste mit Zwischenrufen, persönlich abwertenden Bemerkungen oder Niederbrüllen am Reden gehindert wurden. Die der Ehefrau eines Prostitutionskunden nicht nur eine Plattform gab, um ihre verletzten Gefühle kundzutun, sondern auch jede Menge Unsinn zum Thema Huren, Sexarbeit und Kondombenutzung zu verbreiten. Das, Frau Maischberger, hat nicht mal mehr entfernte Ähnlichkeit mit einer fairen Debatte. Das ist Desinformation, moralistische Stimmungsmache und mediale Effekthascherei.

Kritik am Prostitutionsgesetz und an den Realitäten der Branche können diejenigen am besten üben, die das Metier aus erster Hand kennen. Doch die Vorurteile und Schreckensszenarien, die leider immer noch die öffentliche Wahrnehmung der ganzen Branche prägen, wurden uns wie so oft mal wieder aus zweiter Hand präsentiert. Frau Maischberger, wir wollen nicht länger Projektionsfläche für Moralpanik und altfeministische Empörungsdiskurse sein. Wir können die Sprachklischees nicht mehr hören, die besagen, dass „Männer Frauen kaufen“ oder dass wir „unsere Körper verkaufen“. Wir haben es satt, dass man uns Blauäugigkeit unterstellt, wenn wir der Sexarbeit selbstbestimmt, gern oder wenigstens ohne größere Probleme nachgehen. Wir empfinden es als eine Verletzung unserer Menschenwürde, wenn branchenfremde oder interessegeleitete „Expertinnen“ uns die Probleme regelrecht einreden. Der Gipfel der Heuchelei aber ist, uns mit der Forderung nach einem Prostitutionsverbot die Existenzgrundlage unter den Füßen wegziehen zu wollen und dabei auch noch so zu tun, als sei dies in unserem Interesse.

Wir möchten Sie und alle interessierten Medien auffordern, das Thema Prostitution sachorientierter, differenzierter und mit mehr Respekt anzugehen. Statt oberflächlicher Milieu-Reportagen und moralistischer Opfer- und Verbotsdiskurse brauchen wir Respektkampagnen. Die Prostitution ist Teil unserer sexuellen Kultur. Sie verbieten zu wollen ist nicht nur unrealistisch, sondern ein Angriff auf das Selbstbestimmungsrecht aller, die ihr ohne Zwang und Gewalt nachgehen. Man verbietet ja auch nicht die Ehe, nur weil in manchen Ehen Gewalt herrscht. Niemand bestreitet, dass die Zustände nicht in allen Teilbereichen unserer Branche ideal sind. Wenn es etwas zu verbessern gibt, so sind wir die ersten, die daran ein Interesse haben. Aber wir fordern:

* eine faire, an Fakten und belastbarem Zahlenmaterial orientierte
Berichterstattung und
* eine Debatte, die nicht von Moralaposteln beherrscht wird, die
sich das Recht herausnehmen, in unserem Namen zu sprechen


Die Sexarbeit ist ein faszinierendes und vielschichtiges Thema. Es gibt viele Möglichkeiten, nach den gängigen journalistischen Standards darüber zu berichten: unabhängig, sorgfältig, ausgewogen, hintergründig. Übrigens: Zehn der krassesten Klischees und Fehlinformationen, die in Ihrer Sendung unwidersprochen blieben, haben wir im folgenden Fakten-Check richtiggestellt. Für Ideen, Kommentare und Rückfragen stehen wir jederzeit gern zur Verfügung.


Mit freundlichen Gruessen, Die Hydra-Frauen

***

Fakten-Check

1. Prostitution und Menschenhandel seien untrennbar.
Um ein realistisches Bild von der Sexarbeitsbranche zu erhalten, kommt man nicht umhin, beides getrennt zu betrachten. Prostitution bezeichnet eine mittlerweile nicht mehr sittenwidrige Dienstleistung. Menschenhandel dagegen ist ein Straftatbestand, dessen Definition in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich ausgeweitet wurde. Trotz dieser Begriffsaufblähung ist die Zahl der Menschenhandelsopfer in den Jahren nach der Einführung des Prostitutionsgesetzes gesunken, wie die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik belegen. Weite Teile der Sexarbeitsbranche hatten und haben mit Menschenhandel nicht das Geringste zu tun.

2. Deutschland sei durch das Prostitutionsgesetz zur europäischen Drehscheibe des Menschenhandels geworden.
Die Zahlen der offiziellen polizeilichen Kriminalstatistik können diese medial zur Zeit sehr beliebte Drohkulisse nicht stützen. Im Gegenteil: In den neun Jahren vor der Einführung des Prostitutionsgesetzes lag die durchschnittliche Anzahl polizeilich vermuteter, gerichtlich noch nicht bestätigter Opfer von Menschenhandel pro Jahr bei 1068. In den neun Jahren nach Einführung des Prostitutionsgesetzes sank diese Zahl auf 892 pro Jahr. Dies entspricht einem durchschnittlichen Rückgang der Opferzahlen um 16,5%.(1) Ebenso wenig entspricht es den Tatsachen, dass die Polizei das Prostitutionsgesetz als menschenhandelsförderlich kritisiert. Heike Rudat, die frauenpolitische Sprecherin des Bundes deutscher Kriminalbeamten, betrachtet die Einführung des Prostitutionsgesetzes „als eine Chance bei der Bekämpfung des Frauenhandels durch das Sichtbarmachen eines bisher im Graubereich agierenden Wirtschaftsbereiches.“(2)

3. Durch erschwerte polizeiliche Kontrollmöglichkeiten seien Frauen ungeschützter und ausgelieferter denn je.
Kaum ein Wirtschaftszweig wird in Deutschland stärker kontrolliert als die Prostitution. Polizei, Bauämter, Gesundheitsämter, Finanzämter, Ausländerbehörden und Zoll kontrollieren regelmäßig in Prostitutionsstätten. Bei Razzien kommt es häufig zu Polizeigewalt, so dass von einem Schutz der SexarbeiterInnen nur bedingt die Rede sein kann. Stattdessen kommt es zu Abschiebungen und Ausweisungen von Prostituierten.

4. Nur 3% der Prostituierten arbeiten selbstbestimmt.
Unsere eigenen Erfahrungen und Gespräche mit Polizeiexperten weisen in eine völlig andere Richtung. Fakt ist aber auch, dass sich solche Quantifizierungen durch die hohe Fluktuation in der Sexarbeitsbranche und den Mangel an repräsentativen Studien dem statistischen Zugriff entziehen. Hinzu kommt, dass Sexarbeiterinnen, die mit ihrem Job gut klarkommen, bei Fachberatungsstellen oft gar nicht in Erscheinung treten. Wenn die in der Sendung anwesende Sozialarbeiterin also behauptet, selbstbestimmte Prostituierte seien „so typisch für die Prostitution wie ein Unterwasserschweisser für die Metallindustrie“, dann reflektiert dies wohl eher die persönliche Wahrnehmung ihres eigenen Berufsalltags, nicht aber die Gesamtheit der Sexarbeitsbranche.

5. Die „autonome deutsche Hure“ sei eine aussterbende Spezies. Die typische Hure sei 25, habe drei Kinder, stamme aus Südosteuropa und arbeite unter Bedingungen von Zwang und Gewalt.
Die Realität ist unendlich viel komplexer. Die „typische Hure“ gibt es nicht. Ebenso wenig sind eingewanderte Prostituierte automatisch junge Opfer von Zwang und Gewalt und deutsche Sexarbeiterinnen per se alt und selbstbestimmt. Laut Lagebericht Menschenhandel 2010 des BKA belief sich die Zahl der deutschen Menschenhandelsopfer auf 19,8% und machte damit den größten Anteil an der Gesamtzahl der Opfer aus. Gern ausgeblendet wird auch, dass viele Migrantinnen bereits längere Zeit in Deutschland leben, bevor sie sich entschließen, in die Prostitution einzusteigen. Und dass sich der „Markt“ um viele Menschen aller Herkünfte und Altersgruppen erweitert hat, die der Prostitution nur zeitweise nachgehen, um ihr Einkommen aufzubessern.

6. Bei der Prostitution ginge es nicht um Sex, sondern um Macht. „Es geht darum, eine sexuelle Beziehung zu suchen, wo man sagen kann: ‚So, so, so, umdrehen, rauf, runter, Klappe halten, Mund aufmachen.’“ (Alice Schwarzer)
Die Vorstellung einer solchen Kommunikation zwischen Kunde und Dienstleisterin ist eine absolute Karikatur. Die große Mehrheit der Kunden verhält sich respektvoll und akzeptiert auch ein Nein. Hinzu kommt: Konkrete Praktiken werden häufig schon bei der Kontaktanbahnung ausgehandelt, womit sich Verhaltensanweisungen im Befehlston während der Dienstleistung völlig erübrigen.

7. Drei von vier Prostituierten können nur mit Drogen und Alkohol arbeiten.
Der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. liegen keine Studien vor, die nachweisen, dass Prostituierte wegen ihres Jobs anfangen zu trinken oder Drogen zu konsumieren. Zudem konnte keine Studie bislang die Behauptung belegen, dass Sexarbeiterinnen mehr Alkohol oder Drogen konsumieren als andere Berufsgruppen. Wissenschaftliche Untersuchungen, die der Frage nachgehen, welche Berufsgruppen einer Suchtgefahr am stärksten ausgesetzt sind, nennen regelmäßig andere Berufsgruppen (z.B. Journalisten, Arbeitslose, Studenten, Arbeiter).

8. Kunden gehen zu Prostituierten, weil sie unreif sind, weil ihre Partnerinnen zu selbstbewusst sind, weil sie sich Beziehungen entziehen und sich den Frauen nicht stellen wollen.
Freier – das belegen Studien immer wieder – sind von Alter, sozialem Background, Persönlichkeit und Bildungsstand her eine heterogene Gruppe und gehen aus den unterschiedlichsten Gründen zu Prostituierten. Ihnen pauschal Beziehungsunfähigkeit zu unterstellen, mag altfeministischem Wunschdenken entsprechen, geht aber an den vielschichtigen Lebenslagen und Motivationen der Kunden vorbei.

9. Ein Prostitutionsverbot oder Strafen für Freier würden dazu führen, dass weniger Männer zu Prostituierten gehen.
Wie viele Männer Sexarbeiterinnen aufsuchen, hängt nur sehr bedingt von der Rechtslage ab. Auch in Ländern wie den USA oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo die Prostitution verboten ist und/oder Freier bestraft werden, floriert das Business. Die Erfahrung mit Prostitutionsverboten zeigt aber auch, dass vor allem die Sexarbeiterinnen die Leidtragenden sind: Sie haben weniger Rechte und müssen im Berufsalltag mit mehr Risiken und Gefahren klarkommen.

10. Ein Prostitutionsverbot wäre vergleichbar mit der Abschaffung der Sklaverei.
Wir haben in Deutschland ein in den letzten zwei Jahrzehnten ständig erweitertes strafrechtliches Instrumentarium, um Eingriffe in das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zu verfolgen und zu ahnden. Ein Verbot der Prostitution dagegen verletzt das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung aller, die freiwillig in dem Metier arbeiten. Selbstbestimmte Prostituierte mit „glücklichen Sklavinnen“ (Alice Schwarzer) zu vergleichen, ist gehässig, respektlos und diskriminierend.



zitierte Quellen:
(1) Polizeiliche Kriminalstatistik aus den Jahren 1993-2010
(2) In: Emilija Mitrovic, Dorothea Müller (Hg.): Sexarbeit – ein Beruf mit Interessensvertretung? Working in the sex industry – Jobs with representation of interests? Marburg: BdWi-Verlag 2009. S. 79


HYDRA e.V. Treffpunkt und Beratung für Prostituierte
Köpenicker Straße 187/188 D-10997 Berlin (Kreuzberg) Fon: 030-611 00 23 Fax: 030-611 00 21
Email: kontakt@hydra-ev.org Internet: www.hydra-ev.org Ansprechpartnerin: K. Leppert (Tel.: 0172 - 180 75 11)
Zuletzt geändert von Ariane am 04.04.2012, 17:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Marc of Frankfurt
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Re: Faktencheck

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Klasse! Ein Danke an die Hydra Frauen und insbesondere Karola.


Schön dass ihr in der Hauptstadt Berlin öffentlich reagiert habt, woran wir hier bisher nicht gedacht hatten. (Liegt dass daran, dass unser intl. Sexworker Forum bereits als öffentlich genug angesehen wird?)

Auch das Format mit dem Faktencheck ist klasse und nachahmenswert. Sollte auch auf dem Hydra-Server als HTML-lesbar sein. Danke fürs Konvertieren und hier Einstellen.





Zahlen zur Kriminalstatistik und vom BKA:

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Müssen wir diese Informationen nur noch in die Emma-Diskussionen einschmuggeln *LOL*

Oder wir müssen verstehen lernen, dass es denen darum geht eigene Defizite irgendwie mit Hilfe von Projektionen zu verarbeiten und emotionale Bedürfnisse mit moralischer Panik zu befriedigen (Anti-Trafficking Porn).
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 05.04.2012, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.

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malin
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Beitrag von malin »

die stellungnahme ist wirklich klasse, sehr gut formuliert und strukturiert, voller kluger details.
TOLL!
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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fraences
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Beitrag von fraences »

Super Stellungnahme von Hydra. Finde, das auch Klasse.
Der Faktencheck toll argumentiert.

Ob Alice Schwarzer und ihre Anhänger,das liest und versteht.... :017
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

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Re: RE: "Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Beitrag von Fragender »

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Ariane hat geschrieben: 6. Bei der Prostitution ginge es nicht um Sex, sondern um Macht. „Es geht darum, eine sexuelle Beziehung zu suchen, wo man sagen kann: ‚So, so, so, umdrehen, rauf, runter, Klappe halten, Mund aufmachen.’“ (Alice Schwarzer)

8. Kunden gehen zu Prostituierten, weil sie unreif sind, weil ihre Partnerinnen zu selbstbewusst sind, weil sie sich Beziehungen entziehen und sich den Frauen nicht stellen wollen.

10. Ein Prostitutionsverbot wäre vergleichbar mit der Abschaffung der Sklaverei.
Jedes Mal, wenn ich gerade diese drei Punkte lese, bekomme ich die Krise.

Erstens habe ich noch NIE mit einer meiner gelegentlichen Partnerinnen auf Zeit in einem solchen Befehlston gesprochen, wie ich es von meinen Chefs selbst erfahren habe. Dabei würde ich diese bestimmt nicht als Unmenschen bezeichnen, sondern nur als Menschen, die ihre Pflicht tun.

Zweitens ist es eine Frechheit, die "Schuld" - so es eine solche denn überhaupt gibt - immer beim Mann und keinesfalls bei der Frau zu suchen. Sicher gibt es Männer, die sexuell viel von ihrer Frau erwarten, aber selber kaum etwas zu geben bereit sind, aber oft ist es auch so, dass die Frau einfach nur langweilig im Bett ist und auch dann kaum etwas bietet, wenn der Mann das sehr wohl tut. Und diese unbedingte Kopplung von Sex und Liebe ist sowieso eine nicht vertretbare moralische Forderung, die mit Prostitution nicht einmal viel zu tun hat, sondern auch ohne Geldflüsse existiert. Denn es gibt auch Frauen, die einfach mal Sex ohne Beziehung wollen.

Drittens ist die Gleichsetzung von Prostitution und Sklaverei völlig unpassend und eine nachträgliche Verharmlosung der Sklaverei. Man kann nicht eine Tätigkeit, die jemand aus eigener Entscheidung ausübt, wenn auch vielleicht nur als Wahl des geringsten Übels, mit einem System der Unterdrückung gleichsetzen, in dem Menschen mit Gewalt oder Androhung derselben entführt, eingesperrt, zum Arbeiten gezwungen und bei Fluchtversuchen körperlich misshandelt wurden.

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Asfaloth
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Beitrag von Asfaloth »

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fraences hat geschrieben: Ob Alice Schwarzer und ihre Anhänger,das liest und versteht.... :017
Lesen: ja, bestimmt..!!

Verstehen : Vermutlich ...!

Einverstanden sein und Konsequenzen daraus ziehen: Wer wird sich schon zu Lasten der eigenen Egozentrik selbst ad absurdum führen....