Danke, emanzipiert sind wir selber

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Danke, emanzipiert sind wir selber

Beitrag von ehemaliger_User »

16.04.2012 · 15:07 Uhr


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www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/1731630/


"Eine absolute Bankrotterklärung"

Feministin Barbara Vinken über das Emanzipations-Buch von Kristina Schröder

"Naiv", "populistisch", "reaktionär": Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken kritisiert das Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber!" von Familienministerin Kristina Schröder. Das Buch sei antifeministisch und ein Plädoyer dafür, dass man das Familienministerium eigentlich abschaffen könnte.

Andreas Müller: "Danke, emanzipiert sind wir selber! Abschied vom Diktat der Rollenbilder", das ist der Titel des Buches, das Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zusammen mit Caroline Waldeck geschrieben hat. Heute erscheint es, doch in den vergangenen Tagen und Wochen hat es bereits vernichtende Besprechungen dazu gegeben. Wie kann eine Familien- und Frauenministerin im Jahr 2012 so dezidiert antifeministisch eingestellt sein, fragte der "Spiegel", und in der "Süddeutschen Zeitung" stand zu lesen, schon der Titel klinge in den Ohren junger Frauen wie blanker Hohn.

Warum diese Aufregung: Weil, so eine der zentralen Thesen des Buches, Frauen von heute keine Vorbilder mehr brauchen, oder weil Frau Schröder das Familienleben von Frauen und Männern im Privaten belassen will? Aus Chicago ist uns jetzt Frau Professor Barbara Vinken zugeschaltet, Literaturwissenschaftlerin und unter anderem Autorin des Buches "Die deutsche Mutter", in dem sie sich mit der Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf beschäftigt. Schönen guten Tag!

Barbara Vinken: Guten Tag!

Müller: "Abschied vom Diktat der Rollenbilder" heißt es im Titel des Buches. Stimmt es, dass Frauen heute unter Rollendiktaten leiden?

Vinken: Also, sagen wir es mal so: Die Frau Schröder hat diese ganz und gar naive und auch irgendwie rührende Auffassung, dass man Rollenbilder einfach so in die Mottenkiste stecken kann. Das heißt, sie hat dieses Individuum des deutschen Individualismus, das sich frei entscheiden kann. Das Konzept des Rollenbildes ist natürlich aber gerade eingeführt worden, um zu beschreiben, wie sich Leute in gesellschaftlichen Zusammenhängen - Männer und Frauen natürlich - verhalten. Das heißt, man kann sie nicht einfach hinter sich lassen, man kann sich nicht einfach davon befreien. Wir, also jeder von uns, verkörpern diese Bilder nolens volens und wir können die nicht in die Mottenkiste der Geschichte tun. Das schon mal zum Ersten. Zweitens mal hat Frau Schröder damit recht, dass es in Deutschland einen Konflikt von Leitbildern oder von Rollenbildern gibt. Ich sehe jetzt aber nicht genau, wie der verhindert werden kann. Das ist eine objektive Gegebenheit und mit der muss man sich irgendwie politisch auseinandersetzen.

Müller: Die Ministerin schreibt ja, Frauen würden vor allem unter dem feministischen Vorbild der arbeitenden Mutter leiden, dass sie quasi in die Rolle einer Rabenmutter hineingedrängt würden. Ist das für Sie eine nachvollziehbare These oder nicht nachzuvollziehender Antifeminismus?

Vinken: Das ganze Buch ist nicht nachvollziehbarer Antifeminismus und man kann auch sagen, das ganze Buch ist eigentlich ein Plädoyer dafür, dass das Familienministerium abgeschafft werden sollte. Das brauchen wir nämlich, wenn man den Thesen dieses Buches nachgeht, schlicht und einfach nicht. Wir brauchen, wenn man Frau Schröder glaubt und wenn sie das mal konsequent zu Ende denken würde, Familienpolitik nicht, weil nämlich das Problem der Gleichberechtigung, sagt Frau Schröder, wird durch den Markt geregelt. Ja, also, der Markt braucht die jungen Frauen und die kriegen sowieso alle Jobs, a). b), und das andere regele ich lieber privat, dann rede ich mal mit meinem Mann, meinem Geliebten, meinem ... mit dem Geliebten natürlich nicht, meinem Verlobten oder meinem Chef. Und das, wenn ich eine gesellschaftliche Situation dermaßen analysiere, dann ist das Familienministerium schlicht und einfach überflüssig.

Müller: Frau Schröder betont das Private. Also, sie sagt, den Menschen soll endlich die Freiheit gewährt werden, wählen zu können, wie sie ihr Leben gestalten wollen, mit oder ohne Familie, mit oder ohne Karriere, das sind private Entscheidungen, aus der die Politik sich raushalten sollte. Also, das ist sozusagen ...

Vinken: ... sagen wir es mal so ...

Müller: ... manche sagen, das ist eine Kapitulation, also, Frau Schröder kapituliere da und mache die Politik überflüssig, das haben Sie ja auch gerade auch so ein bisschen gesagt. Aber andererseits, ein Staat, der nun wirklich in alle Bereiche und Mikroritzen unseres Lebens hineinregiert, den möchten Sie wahrscheinlich auch nicht?

Vinken: Nein, und darum geht es ja auch gar nicht. Das hat ja auch nie irgendjemand vorgeschlagen. Deswegen ist das auch eine groteske Missrepräsentation von dem, was Politik eigentlich ist. Das Erste ist, dass wir in einem Staat leben, in dem Frauen diese Wahlfreiheit nicht haben. Im Gegensatz zu Ländern wie Dänemark oder auch Frankreich haben wir keine ausreichende Kinderbetreuungsstruktur. Das hat die vorherige Ministerin Ursula von der Leyen ja auch super erkannt und damit wirklich zu einer absoluten Wende in der deutschen Familienpolitik geführt, die jetzt leider Frau Schröder wieder reaktionär zurückdreht. Das ist irgendwie todtraurig.

Und ich finde also, erst mal muss man daran arbeiten, dass es diese Wahlfreiheit überhaupt gibt. Die gibt es nicht. Dem muss man sich schon mal ganz klar stellen. Und selbst, wenn man Politik ganz minimal definiert, kann man ja sagen, okay, also, diese Wahlfreiheit jedenfalls sollte doch möglich gemacht werden. Das hat ja mit Vorschriften gar nichts zu tun. Sie können doch in einer freien Gesellschaft, in der wir ja mehr oder weniger leben, natürlich entscheiden, dass Sie sich eher für den Heirats- als für den Arbeitsmarkt entscheiden, ja. Ich meine, natürlich, es ist doch noch nie irgendjemandem passiert, dass man gesagt hat, du darfst jetzt aber nicht zu Hause bleiben, du musst deine Kinder mit einem Jahr in die Krippe geben. Das gibt's doch gar nicht! Deswegen ist das doch ein völlig falscher, an den Haaren herbeigezogener Konflikt.

Müller: Frau Schröder scheint aber sozusagen diese ideologische Front irgendwo ausgemacht zu haben, nämlich in den Texten und den Theorien feministischer Autoren, Autorinnen, angefangen bei Alice Schwarzer bis zu anderen, dass ein Druck ausgeübt wird auf Frauen, zu sagen, du musst dich selbst verwirklichen, und zwar nicht, indem du Mutter bist und dich den Kindern widmest, sondern indem du einer Arbeit nachgehst.

Vinken: Das ist Quatsch. Also, erst mal ist es sowieso eine völlig reaktionäre Wende, wenn man Frau Herman mit Frau Schwarzer vergleicht. Ich selber teile ...

Müller: ... Eva Herman, die frühere "tagesschau"-Sprecherin, ja.

Vinken: Ja, also, ich teile die meisten Thesen von Frau Schwarzer im Moment, wie man weiß, nicht, aber trotzdem kann man auch Äpfel und Pferde nicht vergleichen. Ich meine, das ist einfach ein Qualitätsunterschied, das ist lächerlich, die über einen Leisten zu brechen. Das ist so, wie wenn man im Kalten Krieg gesagt hat, Faschismus uns Kommunismus sind dasselbe. Ich verstehe nicht, wozu diese Vereinfachungen oder Plattitüden, das sind einfach ideologische Kampfmaschinen, von denen man sich wirklich um einer gewissen Differenziertheit willen hätte längst mal verabschieden können. Das zum einen.

Und zum anderen ist es ja überhaupt nicht so, dass Frauen in den Markt gedrängt werden oder irgendwie so was. Man kann auch sagen, Frau Schröder stellt sich gar nicht dem Faktum, dass die Institution Familie oder der Heiratsmarkt ja gar nicht mehr diese Garantie und also diese Auffanginstitution ist, die sie mal war. Wir haben eine Scheidungsrate, die geht irgendwie gegen 40 Prozent oder liegt irgendwie in Großstädten über 40 Prozent, das heißt, everybody would say, it's a very high-risk business, right, ich meine, das ist irgendwie vielleicht. Die Familie ist keine Versorgungsinstanz mehr und dem, finde ich, muss man sich, hätte sie sich auch mal stellen müssen. Sie tut aber so, als wenn in der Familie eitel Freude und Eierkuchen herrscht, nur Liebe und Vertrauen, und sieht das gar nicht als einen Bereich, der ... Man kann es auch hart sagen: Dass die Institution der Ehe keine Institution mehr ist in Deutschland oder in Europa.

Müller: Über das Buch von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, das heftig kritisiert wird, spreche ich mit Barbara Vinken hier im Deutschlandradio Kultur. Die Politik haben wir schon erwähnt, Sie haben auch gesagt, es geht darum, bestimmte Dinge zu schaffen, zum Beispiel die Kinderbetreuung. Wie weit ist Politik denn überhaupt in der Lage, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Männer und Frauen tatsächlich gleichberechtigt wären? Also, laut Gesetz sind sie es ja.

Vinken: Ja. Das ist immer eine Politik der kleinen Schritte, die geduldig vorangetrieben werden muss. Und natürlich ändern sich Mentalitäten und so was auch nur sehr langsam. Auf der anderen Seite denke ich, dass Politik eigentlich ... Ich würde auch gar nicht mal sagen, dass sie Gleichberechtigung unbedingt, natürlich nicht vorschreiben muss. Ich würde sagen, sie soll Gleichberechtigung ermöglichen, die Strukturen dazu ermöglichen. Und Deutschland hängt im Verhältnis zu Westeuropa 40 Jahre in seiner Familienpolitik nach, was die ganzen Betreuungsstrukturen, was Ganztagsschulen und so was angeht. Das zeigt sich in jedem einzelnen Test und in jeder einzelnen Umfrage. Und da jetzt so eine Vogel-Strauß-Politik zu machen und zusagen, ach, jeder soll doch für sich wählen, wie das ist, das ist wirklich eine Absage an jede Form von Politik, verstehen Sie. Also, ich meine, das ist für eine Politikerin eigentlich ein, das ist eigentlich ein Waterloo, also, das ist eine absolute Bankrotterklärung.

Müller: Frau Schröder ist, das ist bekannt, gegen diese 30-Prozent-Quote für Frauen in Führungspositionen. Sie sagt, sie bevorzuge die Flexi-Quote, also, wo Unternehmen selber entscheiden können, wie viele Frauen sie nach oben lassen. Übrigens wie 61 Prozent der Bundesbürger, das war eine Umfrage von vergangener Woche, Infratest dimap hat da mal nachgefragt. Nur 24 Prozent der Befragten können sich mit dieser 30-Prozent-Frauenquote in Führungspositionen von Unternehmen anfreunden und Frau Schröder hat auch schon angekündigt, sie würde zurücktreten, käme es zur starren Quote. Also, da haben wir doch eine Gemengelage, die eigentlich der Linie der Ministerin entspricht?

Vinken: Das Buch hat durchaus populistische, also, das Buch trifft auf einen ganz breiten populistischen Konsens. Die Frage ist jetzt, Berlusconi ist auch auf einen breiten populistischen Konsens gestoßen, es ist ja nicht so, dass diese Art von Strukturveränderungen einfach sind oder dass die unbedingt immer gleich auf eine Mehrheit stoßen. Die Sache mit der Quote ist eine sehr komplexe Sache. Auf der andern Seite muss man sich - und das ist schwierig natürlich, ja -, auf der andern Seite muss man sich auch mal angucken, dass auch da Deutschland im Verhältnis zu anderen Ländern in Westeuropa wahnsinnig hinterherhinkt. Wir haben den größten Verdienstunterschied von allen Ländern in der EU und da kann man jetzt doch nicht als Politikerin sagen, na, die Frauen wollen nicht und irgendwie, die haben eben andere Prioritäten oder irgendwie so was!

Das ist doch ein ganz schwaches Argument, das eigentlich nicht zulässig ist. Also, Politik muss doch an den Strukturen arbeiten, die muss doch irgendwie an Idealen, die muss doch Ideale haben oder die muss doch Idealvorstellungen haben, sagen wir mal. Die kann doch einfach nicht sagen, okay, lassen wir das alles im Privaten! Wobei das im Übrigen bei dem Buch von der Frau Schröder sowieso auch wieder so eine reaktionäre Volte ist, weil sie sagt, ich bin ja auch gar kein Rollenvorbild und übrigens verhalte ich mich im Privaten, wie eine Frau sich im Privaten verhalten soll: Ich rede mit meinem Mann, ich hätte meine Karriere um meines Kindes willen, wäre das denn nötig gewesen, zurückgestellt und so weiter, ja.

Also, auch da behält sie in dieser Trennung des Öffentlichen und des Privaten eigentlich die bürgerliche oder von mir aus mittlerweile kleinbürgerliche Vorstellung, die natürlich in Deutschland sehr stark ist, aber die uns auch in diese Situation reingebracht hat, in der wir sind. Und die ist nicht gut, muss man mit Guido Westerwelle sagen, das ist nicht gut so, wie das jetzt ist!

Müller: Frau Vinken, ein Satz noch: Welchen aktuellen Buchtitel einer Frauen- und Familienministerin hätten Sie sich gewünscht?

Vinken: Also, ich hätte mir gewünscht, dass Frau von der Leyen so ein Buch geschrieben hätte, und das hätte vielleicht heißen können "Anders" oder irgendwie so was!

Müller: Das Buch, über das wir aber gerade gesprochen haben, heißt "Danke, emanzipiert sind wir selber" und das hat Familienministerin Kristina Schröder geschrieben. Das war dazu Frau Professor Barbara Vinken, haben Sie vielen Dank!

Vinken: Danke schön, Wiederhören!

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fraences
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RE: Danke, emanzipiert sind wir selber

Beitrag von fraences »

Scharfe Kritik in offenem Brief
Schröder-Gegner starten Internetkampagne



Familienministerin Kristina Schröder: Schwere Tage und Wochen
Der Widerstand gegen die Politik von Familienministerin Kristina Schröder wächst: Ihre Gegner machen mobil, mehrere prominente Grünen-Politiker haben eine Kampagne im Netz gestartet. Die Ministerin steht wegen ihres Feminismus-Buchs und des umstrittenen Betreuungsgeldes in der Kritik.


Berlin - Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) gerät wegen ihrer Frauen- und Familienpolitik unter Druck. Mehrere prominente Politiker, darunter die Spitzen-Grünen Claudia Roth, Renate Künast und Malte Spitz, haben einen offenen Brief an Schröder unterzeichnet, der mit den umstrittenen Positionen der Ministerin abrechnet.

"Wir fühlen uns von der für Frauen- und Familienpolitik zuständigen Ministerin Kristina Schröder nicht vertreten", heißt es in dem offenen Brief, den etwa 50 Politiker, Politikerinnen und Mitinitiatoren unterzeichneten. "Kristina Schröder lässt uns mit unseren strukturellen Problemen alleine", kritisieren die Verfasser.
Der Brief wurde am Donnerstag auf der Website des feministischen Blogs Mädchenmannschaft e.V. veröffentlicht, auf einer Anti-Schröder-Seite mit dem Namen nichtmeineministerin.de kann man die Initiative unterstützen. Zudem wurde eine gleichnamige Facebook-Seite ins Leben gerufen. Am Donnerstagabend hatte der Brief bereits mehrere hundert Unterstützer gefunden.

"Tun Sie endlich, wofür Sie bezahlt werden, von unseren Steuergeldern", mahnen die Initiatoren weiter. "Machen Sie Politik für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf! Schaffen Sie Rahmenbedingungen, die echte Wahlfreiheit ermöglichen!" Am Ende des Briefes steht die Aufforderung zum Rücktritt, sollte Schröder diese Ziele nicht durchsetzen wollen.

Terre de Femmes in der Unterstützerliste

Neben der feministischen Piratengruppe "Kegelklub" findet sich unter den Unterzeichnern ausgerechnet auch die Frauenhilfsorganisation Terre des Femmes, der Schröder den Erlös ihres Buches spenden will. "Die Bundesfamilienministerin verdient mit diesem Buch kein Geld. Ihr Erlös aus dem hälftig aufgeteilten Autorenhonorar kommt der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes zugute", heißt es im Vorwort zum Buch.

Schröder hat schwere Tage und Wochen hinter sich: Der Streit um das Betreuungsgeld, das Schröder als zuständige Ministerin in ein Gesetz gießen muss, eskaliert in der eigenen Partei. Schröders Modell der flexiblen Frauenquote stößt auch bei Frauen in den eigenen Reihen auf Ablehnung.


Ihr Buch "Danke, emanzipiert sind wir selber!" wurde durchgehend vernichtend rezensiert. Als Schröder das Buch an diesem Dienstagabend in Berlin-Prenzlauer Berg vorstellte, kamen hämische Zwischenrufe aus dem Publikum. Ein Team der Satiresendung "Extra 3" verhöhnte die Ministerin mit einem Lied, Moderator Tobias Schlegl überreichte Schröder für ihren Einsatz fürs Betreuungsgeld eine goldene Schürze.
Kritik hagelt es außerdem von der Opposition an der Rolle von Schröders Co-Autorin. SPD und Grüne verlangten Aufklärung: "Es ist nicht die Aufgabe von Mitarbeitern, ein privates Buch für die Ministerin zu schreiben."

Auf SPIEGEL ONLINE hatten sich am Donnerstag Frauen aus ganz Deutschland gegen das Betreuungsgeld ausgesprochen - darunter prominente Unionsanhängerinnen. Auch SPIEGEL-ONLINE-Leser stimmten deutlich gegen die Prämie: Mehr als 7300 Leser stimmten über das Betreuungsgeld ab, knapp 85 Prozent der Vote-Teilnehmer sprachen sich gegen den Zuschuss aus.

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... ml#ref=rss
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RE: Danke, emanzipiert sind wir selber

Beitrag von friederike »

Ich habe Katarina Schröder einen Brief geschrieben, um sie zu unterstützen. In der Auseinandersetzung mit Alice Schwarzer und Ursula von der Leyen vertritt sie die moderne Frauengeneration, die den Feminismus der älteren Generation nicht mehr ernst nehmen können.

Friederike

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Beitrag von ehemaliger_User »

Eine Ministerin, die Zeit hat, ein privates Buch zu schreiben ist eine Fehlbesetzung. Und ich kann bei Schröder nicht erkennen, dass sie eine moderne Frauengeneration vertritt - im Gegenteil. Sie hat ihr Ministerium ad absurdum geführt. Ist das moderne Gleichberechtigung, die Probleme der Chancen(un)gleichheit ins Private zu verbannen? Sicherlich ist Feminismus im Stile Schwarzers nicht mehr zeitgemäss. Aber was hat Schröder für Frauen bislang erreicht?
Ich werde Schröder auch einen Brief schreiben. Solange Frauen wie sie Politik für Frauen machen brauche ich mir um meine männliche Vormachtstellung keine Gedanken zu machen.
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Beitrag von friederike »

Fühl Dich nicht zu sicher. Deine "männliche Vormachtstellung" ist schon weg vom Fenster!

Die Ministerin soll nicht "Politik für Frauen" machen. Sie soll Politik machen für Männer, Frauen, Kinder, Familien, Alte und Junge. Sie vertritt eine neue Frauengeneration, weil sie eben nicht meint, der Staat müsse ins Private hineinregieren, weil die Frauen ihr Leben nicht selbst gestalten können.

Ob man Politikern verbieten sollte, Bücher zu schreiben? An dem Gedanken ist etwas dran .... zum Beispiel Sigmar Gabriels Werke, die nur den Waldbestand reduziert haben.

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annainga
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RE: Danke, emanzipiert sind wir selber

Beitrag von annainga »

danke für deine feine antwort @Friederike.

ich bin auch der meinung dieses trennen in "männerpolitik" und "frauenpolitik" ist unsinn, das geht gar nicht, es geht darum, unsere gesellschaft so zu gestalten, dass viele menschen, egal welchen geschlechts, die möglichkeit haben, sich ihr leben so einzurichten, dass sie sich wohl fühlen.

allein schon die benutzung des ausdruckes "männliche vormachtstellung" ist mißlungen. männer haben mit vielen anderen problemen zu kämpfen, ich denke da an sorgerecht, unterhalt, an "männer-müssen-stark-sein" und "girl´s-days".

und ein buch schreiben darf jeder, der sich die zeit dafür nimmt. woher willst du denn wissen, ob frau schröder morgens statt zeitung lesen ihren kaffee beim buch schreiben trinkt? nur aus der tatsache, dass jemand ein buch schreibt, was negatives zu konstruieren, ist nicht ok.

lieben gruß, annainga

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Beitrag von Arum »

Zur Erinnerung:


26.05.2011

Geht es nach Familienministerin Kristina Schröder, brauchen Prostitutionsstätten bald behördliche Anmeldungen. Betroffene sprechen von Kriminalisierung

von SIMONE SCHMOLLACK



Wenn Carmen zur Arbeit geht, zieht sie sich schick und teuer an, schminkt sich, steckt sich die Haare hoch und richtet sich auf viele Stunden in Restaurants, im Theater und in Hotelzimmern ein. Carmen, 29, ist Edelprostituierte, ihren Escort-Service kann man im Internet buchen. Dann begleitet Carmen Männer ins Konzert, geht mit ihnen essen und anschließend ins Bett.

In Deutschland soll es Schätzungen zufolge rund 400.000 SexarbeiterInnen geben, über 80 Prozent von ihnen sind Frauen. 1,2 Millionen Männer sollen täglich ihre Dienste in Anspruch nehmen. Carmen heißt in Wirklichkeit anders, sie will anonym bleiben, denn die Berlinerin hat einen Mann und ein Kind. Seit vier Jahren verdient die Geisteswissenschaftlerin ihr Geld mit Prostitution, ganz legal und ohne ihr Gewerbe irgendwo angemeldet zu haben.

Das könnte sich aber bald ändern. Denn Familienministerin Kristina Schröder (CDU) will dafür sorgen, dass Prostitutionsstätten, wie Wohnungen und angemietete Zimmer im Sexgewerbe heißen, künftig eine Konzession haben müssen. So wie Kneipen, Cafés und Dönerbuden.

Erlaubnispflicht mit Kontrollmöglichkeiten


Bislang brauchen Prostitutionsstätten aller Art, also auch Bordelle, Sex- und Swingerklubs, diese Behördenzulassung nicht. Ende des Monats will das Familienministerium Eckpunkte für eine Gesetzesinitiative vorlegen, mit der für den "Betrieb aller Arten von Prostitutionsstätten eine Erlaubnispflicht mit entsprechenden Kontrollmöglichkeiten eingeführt wird".

Kristina Schröder, die seit einer Woche im Mutterschutz ist, will damit Menschenhandel und Zwangsprostitution "nachhaltig bekämpfen". Trotz intensiver Bemühungen von Bund und Ländern sei das bisher nicht gelungen, heißt es aus dem Ministerium. Im Jahr 2009 hat das Bundeskriminalamt (BKA) 710 Opfer des "Menschenhandels zum Zweck der sexuellen Ausbeutung" gefunden, fast 90 Prozent von ihnen waren Frauen. Tampep zufolge, einer Organisation, die sich international um Prostitution kümmert, sind 47 Prozent der Prostituierten MigrantInnen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass in Europa jedes Jahr 40.000 Frauen Opfer von Menschenhandel werden.

Sexarbeiterinnen wie Carmen und Juanita Rosita Henning vom Prostituiertenverein Dona Carmen in Frankfurt am Main sehen hinter dem Vorstoß allerdings eher eine "repressive Wende in der Prostitutionspolitik". "Es geht weniger um die Bekämpfung von Zwangsprostitution als vielmehr um eine umfassende polizeiliche Reglementierung der Prostitution", sagt Juanita Rosita Henning: "Wir sollen entrechtet und wieder kriminalisiert werden."


...usw...

http://www.taz.de/!71424/

"Danke, emanzipiert sind wir selber"???? Aus Sicht der Ministerin SW anscheinend doch wohl eher nicht...
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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annainga
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Beitrag von annainga »

eine reglementierung bedeutet nicht entrechtung. es wäre eher eine gleichstellung mit anderen branchen.

interessant wäre zu wissen, ob ohne das prostitutionsgesetz so viele riesige billig-puffs entstanden wären, die in großstädten zu dem extremen preisdumping geführt haben.

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Beitrag von Arum »

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annainga hat geschrieben:eine reglementierung bedeutet nicht entrechtung. es wäre eher eine gleichstellung mit anderen branchen.
Solche Meldepflicht gibt es nicht für jeden Beruf.
Auch werden andere Branchen nicht gesellschaftlich geächtet wie die Prostitution. Ohne strenge Bussgelder für Diskriminierung gegen derart reglementierte SW, die sich um auszusteigen andersweitig für eine Stelle bewerben, unter solchen Bedingungen aber nachweisslich ehemalige SW sind, bildet eine solche Reglementierung eine tatsächliche Entrechtung.

Insofern man überhaupt solche Diskriminierung nachweisen kann, auch wo sie tatsächlich vorhanden ist....
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Aoife »

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annainga hat geschrieben:eine reglementierung bedeutet nicht entrechtung. es wäre eher eine gleichstellung mit anderen branchen.
Das Argument beinhaltet nicht unbedingt ein logisches Entweder-Oder.

Auch bei anderen Branchen beinhaltet die Reglementierung eine Entrechtung - mehr oder weniger gut begründet. Um keinem der jetzt lebenden auf die Füsse zu treten ein historisches Beispiel:

Das deutsche Heilpraktikergesetz wurde unter dem Vorwand geschaffen es sei notwendig, um die Bevölkerung vor unfähigen volkstümlichen Heilern zu schützen - die fähigen könnten schließlich die Heilpraktikerzulassung bekommen, so dass insgesamt eine Verbesserung der Volksgesundheit resultieren würde.

Die Notwendigkeit der Entrechtung der bisherigen Heiler wurde als nachvollziehbar begründet - allerdings weißt dieses schöne Bild der "vernünftigen Politik" zwei erhebliche Mängel auf:

1. Die Argumentation "wenn wir diese Entrechtung nicht durchsetzen wird ganz Schlimmes passieren" war rein ideologisch ohne jeden Realitätsbezug. Weder Schweizer noch Briten sind daran ausgestorben, dass sie kein Heilpraktikergesetz eingeführt haben - eine Befürchtung die für Deutschland einfach als Tatsache postuliert wurde, um die Einführung des Gesetzes zu rechtfertigen.

2. Während diese öffentliche Begründung zwar falsch, aber immer hin als "gut gemeint" nachvollziehbar bleibt, war der tiefere Grund für das Heilpraktikergesetz natürlich jeden Versuch zu verunmöglichen dem staatlichen Vernichtungsapparat zu entkommen. Freie Heiler (und freie Patienten, denen es möglich ist selbstbestimmt solche Heiler aufzusuchen) wurden kriminalisiert und durch staatlich anerkannte Heilpraktiker ersetzt, um sie in den Dienst der staatlichen Ideologie zu pressen und zur Beteiligung bei der Vernichtung "unwerten Lebens" zu zwingen.

Die Argumentation "Reglementierung bedeutet Gleichstellung mit anderen Berufen" kann ich somit absolut unterstützen, möchte aber dringend davor warnen, die selbstverständlich damit einhergehende Entrechtung zu bagatellisieren. Menschenrechte sind Rechte *gegen* den Staat, und in unserem Fall ist durch das Mitbetroffensein der Intimsphäre eine noch viel sorgfältigere Abwägung erforderlich inwiefern der Staat hier im "Interesse der Allgemeinheit" eingreifen darf, als wenn es beispielsweise "nur" um das Recht auf freie Berufsausübung geht.

Da aufgrund Art. 14 EMRK Staaten bezüglich der Intimsphäre keinen Unterschied aufgrund von Geldflüssen machen dürfen beeinhaltet jede staatliche Regulation der Prostitution implizit die Regelung der Sexualität aller Bürger - wir wären damit wieder ganz schnell bei behördlicher Diskriminierung von HWG-Personen.

Liebe Grüße, Aoife
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RE: Danke, emanzipiert sind wir selber

Beitrag von annainga »

es handelt sich hier um die politische einstellung. wenn man generell gegen reglementierungen in berufen ist, dann ist man auch gegen reglementierungen in der sexarbeit. wenn man dafür ist, dann hat man auch nichts gegen reglementierungen in der sexarbeit oder in anderen berufen. man könnte auch dafür sein, reglementierungen nur in bestimmten berufen haben zu wollen. für den statiker, der ein hochhaus plant z.b. ja, für einen arzt dagegen nein.

ich spreche mich hier weder dafür noch dagegen aus, aber ich spreche mich dagegen aus, menschen schlecht zu machen, weil sie eine bestimmte meinung vertreten.

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malin
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Beitrag von malin »

ich denke es kommt sehr darauf an, mit welchem gedanken und welcher intention eine gesetzliche neuregelung geschaffen wird.

ist sie dafür gedacht die arbeitsbedingungen der betroffenen zu verbessern/zu vereinfachen/sicherer und angenehmer zu gestalten, hat sie wirklich und wahrhaftig und nicht nur auf dem papier eine wandlung zum positiven im sinn?
mit solchen regelungen habe ich meist wenig probleme, begrüsse sie zum teil sogar, und sehe in vielen einen echten sinn.

oder wird sie nur vordergründig im sinne der verbesserung erlassen, hat aber in wahrheit eine verschärfte reglementierung oder auf lange sicht gar die abschaffung der betroffenen branche im sinn?

aoifes beispiel trifft es da ganz gut, dieses gesetz wurde ursprünglich auch einmal erlassen um einen beruf aussterben zu lassen.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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fraences
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Beitrag von fraences »

@malin

Stimme mit Dir voll überein. Es kommt auf die Intention an, und da sehe ich zur Zeit zu mindestens nicht das es unsere Arbeitsplätze verbessern soll. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte das es Kasernierung und um volle Kontrolle durch den Staatsorgane handelt.

Wenn ich nicht den gleichen Eindruck hätte, könnte ich mich mit den Gedanken der Konzessionierung für Prostitutionsbetriebe" anfreunden.Die Grundvoraussetzung dafür wäre, die bereits bestehenden Sonderregelungen abzuschaffen.Da sehe ich überhaupt keinen Ansatz von der Politik.

Ein andere Punkt was ich bist heute nicht verstehe, warum ist das Familienministerium hauptführend für unsere Branche zuständig?

Wie sieht es bei anderen Branchen aus?

Liebe Grüsse, Fraences
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Beitrag von malin »

ja fraences, deine befürchtungen sind auch die meinen.

ehrlich gesagt, habe ich in mir das sichere gefühl, dass es in näherer zukunft eine böse entwicklung in diesem berufsfeld geben wird.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)

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Beitrag von ehemaliger_User »

Natürlich ist Trennung in "Frauenpolitik" und "Männerpolitik" verfehlt. Aber so lange Frauen immer noch massiv benachteiligt werden muss sich doch die Familienministerin darum kümmern. Oder sehe ich das falsch?

Nur ein Beispiel: Als meine Frau starb und ich mit 3 Kindern (11 Monate, 8 und 9 Jahre) alleine dastand bekam ich massive Unterstützung vom Jugendamt ("wirtschaftliche Nothilfe"). Das Amt hatte mir abgeraten, Erziehungsurlaub zu nehmen ("Dann ist ihr Arbeitsplatz weg und die finanzielle Existenz ihrer Familie gefährdet").

Wäre das auch Frauen in meiner Situation geraten worden?

Der Markt hat es doch in der Vergangenheit geregelt: Frauen verdienen weniger als Männer, sind nicht so ehrgeizig (weil nicht stark in Führungspositionen vertreten), interessieren sich weniger für technische Berufe. Und sind die idealen StellenbesetzerInnen für soziale Berufe - sie verzichten dafür sogar auf Vollzeitstellen, nehmen lieber zwei 50-%-Stellen an.
Geregelt alles in Schröders Ministerium. Und da soll mir als Mann nicht der Hut hochgehen wenn ich "das hat alles Privat zu sein" lese? Wenn ich ständig erlebe, wie meine grosse Tochter (sie macht demnächst ihren Bachelor in "Soziale Arbeit" benachteiligt wird? Praxissemester mit 100 EUR Tasachengeld pro Monat während Ingenieurstudenten im Industriesemester über 1.000 EUR verdienen - bei geregelter 35-Std-Woche? Wenn Sprachhilfe für ausländische Kinder von Frauen im Erziehungsurlaub ehrenamtlich geleistet wird? Wenn ErzieherInnen während ihrer Ausbildung in der Fachschule nichts verdienen? Und in den Praktika genauso wie Buftis bezahlt werden?

Reglementierung von Bordellen

Reglementierung bedeutet nicht zwangsweise Gleichstellung mit anderen Berufen. In der Sexbranche herrscht doch jetzt schon eine Überreglementierung: Baurecht, Gaststättenrecht, Sperrgebiete, Polizeirecht. Die meisten grösseren Bordelle (FKK-Clubs und Laufhäuser) haben doch schon lange Konzessionen nach dem Gaststättenrecht. Und, hat es was gebracht? Hat die Ausbeutung von SexarbeiterInnen durch Immobilienbesitzer abgenommen? Sorgen die Überwachungsbehörden dafür, dass alle SexarbeiterInnen krankenversichert sind (wie es seit 2009 der Fall sein müsste)? Wo sind da die Regelungen aus den zuständigen Ministerien?

Grossbordelle sind schon vor 2002 aus dem Boden geschossen. Pascha in Hamburg war schon 1999 ein Bordell mit 150 Zimmern, in Hessen gab es das legendäre "Antlantis" mit bis zu 200 Sexarbeiterinnen an den Wochenenden. Die "Oase", ebenfalls in Hessen, wurde auch schon vor 2002 eröffnet. Auch die Flatrate ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts: In "Partytreffs" gab es dieses Geschäfstmodell schon in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts.

Das 3-Farben-Haus in Stuttgart mit über 50 Zimmern, von den Laufhäusern in Frankfurt ganz zu schweigen.

Neuinvestitionen mit Luxusausstattung ("Blendwerk" in meinen Augen um von der hohen Umsatzrentabilität abzulenken) wie "Paradise" (Stgt) oder "Pascha" (FFM) wurden sicher erst ermöglicht durch die Rechtssicherheit im Zusammenhang mit ProstG.

Die Marktüberflutung nach 1989 mit SexarbeiterInnen aus dem Osten Europas hat nichts mit ProstG zu tun, denn die gibts in Österreich auch (und dort hat sich an der Rechtslage in den letzten Jahrzehnten wohl nicht geändert).

Es wäre primär Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass auch in FKK-Clubs Frauen selbstbestimmt arbeiten können, und dass auch die Kunden wissen, dass nicht vereinbarte Praktiken einen sexuellen Übergriff darstellen und sich Betreiber vollständig aus den Geschäfstbeziehunge "SexarbeiterIn" - "FreierIn" rauszuhalten haben.
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malin
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Beitrag von malin »

es ist ja nicht allzu oft der fall, aber deinen beitrag ehemaliger_User unterschreibe ich nahezu zur gänze.
liebe grüsse malin

eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)