Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22.45
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Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22.45
Flatrate-Bordelle in Deutschland?
"ZDFzoom" über Prostituierte und Menschenhändler
Mainz - 30 000 Euro und zwei Autos hat sie ihrem Händler in nur einem Jahr eingebracht, sagt Liliana. Die junge Frau aus Rumänien ist gerade einmal 19 Jahre alt. Ihr Freund hatte ihr einen tollen Job in Deutschland versprochen und eine gemeinsame Zukunft ausgemalt. Doch der tolle Job war in einem Bordell. Zehn Jahre nach Einführung des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten geht "ZDFzoom"-Autorin Rita Knobel-Ulrich
am Mittwoch, 25. April 2012, 22.45 Uhr,
in ihrem Film "Menschenhandel in Europa - Billignachschub für deutsche Puffs" der Frage nach, ob das Gesetz zur Legalisierung der Prostitution zu mehr Menschenhandel, Ausbeutung und Sexsklaverei geführt hat.
Deutschland ist inzwischen zum Bordell Europas geworden, gehört in dieser Hinsicht zu den liberalsten Ländern der Welt. Die Folge: Viele Besucher kommen nicht mehr wegen der "Dichter und Denker" in das Land, sondern weil es hier billigen käuflichen Sex gibt - und das völlig legal.
Liliana aus Rumänien konnte damals nicht weglaufen. Der Freund drohte, Fotos an ihre Familie zu schicken, schlug sie. Heute lebt sie in einer Schutzwohnung, kann nur unter Polizeiaufsicht auf die Straße und wartet auf den Prozess gegen den Menschenhändler.
Liliana ist nicht die Einzige. In Lovehäusern drängen sich die Frauen aus den Armenhäusern Osteuropas in durchsichtigen Hemdchen und dünnen Dessous und warten auf Kunden. Deutsche Prostituierte klagen über die billige Konkurrenz. Wenn sie es ablehnen, in so genannten Flatrate-Bordellen anzuschaffen, fahren die Zuhälter eben nach Rumänien und kaufen dort Nachschub, erzählen sie. Neben Drogen- und Waffenhandel ist der Handel mit Frauen aus Osteuropa das lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität. Die EU-Osterweiterung macht's möglich.
Das 2002 verabschiedete Gesetz der rot-grünen Bundesregierung sollte die Situation der Prostituierten verbessern, ihnen mehr Rechte geben, ihre Position gegenüber Freiern und Zuhältern stärken. "ZDFzoom" zieht Bilanz.
http://www.presseportal.de/pm/7840/2239 ... aendler/gn
"ZDFzoom" über Prostituierte und Menschenhändler
Mainz - 30 000 Euro und zwei Autos hat sie ihrem Händler in nur einem Jahr eingebracht, sagt Liliana. Die junge Frau aus Rumänien ist gerade einmal 19 Jahre alt. Ihr Freund hatte ihr einen tollen Job in Deutschland versprochen und eine gemeinsame Zukunft ausgemalt. Doch der tolle Job war in einem Bordell. Zehn Jahre nach Einführung des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten geht "ZDFzoom"-Autorin Rita Knobel-Ulrich
am Mittwoch, 25. April 2012, 22.45 Uhr,
in ihrem Film "Menschenhandel in Europa - Billignachschub für deutsche Puffs" der Frage nach, ob das Gesetz zur Legalisierung der Prostitution zu mehr Menschenhandel, Ausbeutung und Sexsklaverei geführt hat.
Deutschland ist inzwischen zum Bordell Europas geworden, gehört in dieser Hinsicht zu den liberalsten Ländern der Welt. Die Folge: Viele Besucher kommen nicht mehr wegen der "Dichter und Denker" in das Land, sondern weil es hier billigen käuflichen Sex gibt - und das völlig legal.
Liliana aus Rumänien konnte damals nicht weglaufen. Der Freund drohte, Fotos an ihre Familie zu schicken, schlug sie. Heute lebt sie in einer Schutzwohnung, kann nur unter Polizeiaufsicht auf die Straße und wartet auf den Prozess gegen den Menschenhändler.
Liliana ist nicht die Einzige. In Lovehäusern drängen sich die Frauen aus den Armenhäusern Osteuropas in durchsichtigen Hemdchen und dünnen Dessous und warten auf Kunden. Deutsche Prostituierte klagen über die billige Konkurrenz. Wenn sie es ablehnen, in so genannten Flatrate-Bordellen anzuschaffen, fahren die Zuhälter eben nach Rumänien und kaufen dort Nachschub, erzählen sie. Neben Drogen- und Waffenhandel ist der Handel mit Frauen aus Osteuropa das lukrativste Geschäft der organisierten Kriminalität. Die EU-Osterweiterung macht's möglich.
Das 2002 verabschiedete Gesetz der rot-grünen Bundesregierung sollte die Situation der Prostituierten verbessern, ihnen mehr Rechte geben, ihre Position gegenüber Freiern und Zuhältern stärken. "ZDFzoom" zieht Bilanz.
http://www.presseportal.de/pm/7840/2239 ... aendler/gn
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Kampf gegen Menschenhandel
Zur kommenden Sendung ZDF-Zoom:
"Menschenhandel in Europa - Billignachschub für deutsche Puffs"
am 25. April 2012, 22.45 Uhr
von Dr. Rita Knobel-Ulrich (*1950 FFM)

Na, ob die Bilanz gelungen ist, das läßt dieser Ankündigungs-Text nicht erwarten.
Er liefert eher Argumente für die Prostitutionsgegner, die das ProstG www.sexworker.at/prostg demontieren wollen.
Eine faire Gesamtbilanz in einer nur teilweise-legalisierten Branche mit großer Stigmatisierung ist kaum möglich!
Zufriedene, erfolgreiche Sexworker und Migrant_innen werden meist nicht befragt und in der Bilanz tauchen wir demnach nicht auf.
So kann nur ein "Opferbild" entstehen, welches dann als Grundlage dient für Zurückdrängung bzw. gar einen Kampf gegen Prostitution ("war against whores").

größer
Chronologie:
30.09.2011 sendung ihres Dokumentarfilms "Das Geschäft mit dem Sex"
Regie: Rita Knobel-Ulrich
Produktion: NDR, 2011, 30 min.
www.ndr.de/regional/niedersachsen/hanno ... el101.html
www.youtube.com/watch?v=u0DYNcvdQZw 1(2)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=104289#104289
20.09.2011 Möglicher Zusammenhang mit der unsäglichen ARD/NDR-Panorama Sendung aus demselben Hause.
Siehe die Kritik von uns und Dona Carmen an die Verantwortlichen in NDR und ARD:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=104872#104872
07.09.2011 Interview "Die Notlage der Mädchen wird ausgenutzt":
www.ndr.de/regional/niedersachsen/hanno ... el103.html
www.knobel-ulrich.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Rita_Knobel-Ulrich
Offener Brief gegen ihre Kritik an Hartz IV in der Anne-Will-Sendung 25.05.2008:
http://das-kleine-nachtbuechlein.blog.d ... r-4221915/
Pussy-Club-Links:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=61383#61383
Hier wurde der Film erneut ausgestrahlt/wiederverwendet: ZDF Zoom 25.10.2012:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=125627#125627
"Menschenhandel in Europa - Billignachschub für deutsche Puffs"
am 25. April 2012, 22.45 Uhr
von Dr. Rita Knobel-Ulrich (*1950 FFM)

Na, ob die Bilanz gelungen ist, das läßt dieser Ankündigungs-Text nicht erwarten.
Er liefert eher Argumente für die Prostitutionsgegner, die das ProstG www.sexworker.at/prostg demontieren wollen.
Eine faire Gesamtbilanz in einer nur teilweise-legalisierten Branche mit großer Stigmatisierung ist kaum möglich!
Zufriedene, erfolgreiche Sexworker und Migrant_innen werden meist nicht befragt und in der Bilanz tauchen wir demnach nicht auf.
So kann nur ein "Opferbild" entstehen, welches dann als Grundlage dient für Zurückdrängung bzw. gar einen Kampf gegen Prostitution ("war against whores").

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Chronologie:
30.09.2011 sendung ihres Dokumentarfilms "Das Geschäft mit dem Sex"
Regie: Rita Knobel-Ulrich
Produktion: NDR, 2011, 30 min.
www.ndr.de/regional/niedersachsen/hanno ... el101.html
www.youtube.com/watch?v=u0DYNcvdQZw 1(2)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=104289#104289
20.09.2011 Möglicher Zusammenhang mit der unsäglichen ARD/NDR-Panorama Sendung aus demselben Hause.
Siehe die Kritik von uns und Dona Carmen an die Verantwortlichen in NDR und ARD:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=104872#104872
07.09.2011 Interview "Die Notlage der Mädchen wird ausgenutzt":
www.ndr.de/regional/niedersachsen/hanno ... el103.html
www.knobel-ulrich.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Rita_Knobel-Ulrich
Offener Brief gegen ihre Kritik an Hartz IV in der Anne-Will-Sendung 25.05.2008:
http://das-kleine-nachtbuechlein.blog.d ... r-4221915/
Pussy-Club-Links:
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Hier wurde der Film erneut ausgestrahlt/wiederverwendet: ZDF Zoom 25.10.2012:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=125627#125627
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.10.2012, 11:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kampf gegen Menschenhandel

Nun, wenn es denn Krieg ist, dann scheint es angebracht den richtigen Widerstand zu organisieren. Ich habe mich hier schon mal in dieser Richtung geäussert, was mir dann nicht ganz in Dank abgenommen worden ist, aber trotzdem bleibe ich der Meinung, es bringt letzten Endes nur etwas, wenn wirklich auf die Bulgarinnen, Rumäninnen usw. zugegangen wird um ihre Geschichten zu sammeln, die dann der Öffentlichkeit angeboten werden können, um somit dem Opferbild zu widersprechen. Es scheint mir, gerade SW wären die geeigneten Gesprächspartner und Vertrauenspersonen für die MigrantenkollegInnen, eher denn Wissenschaftler, Journalisten oder Buchautoren. Man versteht sich ja unter einander.Marc of Frankfurt hat geschrieben: So kann nur ein "Opferbild" entstehen, welches dann als Grundlage dient für Zurückdrängung bzw. gar einen Kampf gegen Prostitution ("war against whores").
Dabei wäre es aber angebracht, anzuerkennen, dass es eben auch solche traurigen Geschichten wie die dieser Liliana gibt. Man darf dem Gegner nicht die Gelegenheit bieten, argumentieren zu können, man möchte aus eigenem Interesse Probleme unter die Decke schieben wollen (oder wie sagt man das auch wieder auf deutsch?...).
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
diese übertriebenen beschreibungen "krieg", "opfer", "widerstand", "gegner" finde ich unangebracht. es geht um eine dienstleistung, die moralisch kein hohes ansehen hat, aber nicht um oben genannte begriffe.
das ist ein respektlosigkeit gegenüber menschen, die tatsächlich im krieg leben und um ihr leben fürchten müssen.
auch wenn es mich im ländlichen bereich nicht betrifft, sehe ich sehr wohl, wie schwer sich kolleginnen in großstädten tun mit preisverfall und serviceveränderungen aufgrund des migrantischen zuwachses. wie sollen die "zusammen halten"?
da appelliere doch eher mal an die freier - bei tabulosen billigangeboten bitte mal das gehirn einschalten.
das ist ein respektlosigkeit gegenüber menschen, die tatsächlich im krieg leben und um ihr leben fürchten müssen.
auch wenn es mich im ländlichen bereich nicht betrifft, sehe ich sehr wohl, wie schwer sich kolleginnen in großstädten tun mit preisverfall und serviceveränderungen aufgrund des migrantischen zuwachses. wie sollen die "zusammen halten"?
da appelliere doch eher mal an die freier - bei tabulosen billigangeboten bitte mal das gehirn einschalten.
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Zur Lage der Sexworker Gegenöffentlichkeit
Aurum kann ich nur zustimmen.
OK das Wort Krieg ist extrem, aber der Kampf und die Mittel, die insbesondere in den USA investiert wurden seit Busch 2000, um Prostitution und Menschenhandel zu bekämpfen sind imens www.sexworker.at/menschenhandel
Wie die Sexworker-Position deutlicher werden kann, und warum das so schwer ist:
- Da wäre einmal die im Raum stehende Forderung nach einem eigenen Prostitutionsforschungsinstitut der Branche. So wie das andere Industrien oder Branchen auch haben teilweise (in öffentlicher Kooperation und Finanzierung). Bisher wird nur vom Staat oder Prostitutionsgegnern ÜBER Prostitution geforscht und damit ist bereits eine Wertung vorgegeben.
- Unsere eigenen Geschichten zu schreiben, das ist auch das Prinzip dieses Forums www.sexworker.at . Es ist ein talk-back tool für die on-line vernetzten Sexworker. Leider haben niederschwellige Foren im pseudonymisierten Internet ein niedriges gesellschaftlich-soziales oder journalistisch-mediales Ansehen.
- Andererseits ist unser Forum aus verschiedenen Gründen für Sexworker nicht niederschwellig genug (Sprache, Internetzugang, Diskretionsbedarf, Zeitkosten...), als dass es von der Masse der geschätzten 200-400.000 Sexarbeiter_innen in D als ihre Plattform verstanden und genutzt würde. Wegen der Sprachhürden für die Mehrheit der migrantischen SW haben wir extra eingebaute Übersetzungstools sowohl zum Lesen als auch zum Posten. Ferner haben wir für mehrere osteuropäische Sprachen eigene Unterforen. Die sind jedoch nicht angenommen worden. Da könnte man mal nachschauen, ob die nationalen Communities andere eigene Räume haben... oder ob Prostitution und Migration grundsätzlich eher ohne übergreifenden Diskurs auf Seiten der Beteiligten abläuft.
- Am besten ist natürlich der persönliche Weg. Tanja ist diesen Weg in vorbildlicher Weise gegangen als sie den Pussi-Club in Fellbach bei Stuttgart für eine "teilnehmende Beobachtung" besucht hat. Dass solche Feldforschung immer auch nur begrenzten Einblick und ein relatives Urteil ermöglicht, zeigt die völlig entgegengesetzte abschließende Beurteilung staatlicherseits durch die 2 Menschenhandelsprozesse mit Verurteilungen.
- Positive Beispiele wären da die Ausstellung damals in Hamburg von Dr. Dücker oder wenn Sexworker eigene Bücher schreiben und Medienarbeit machen (Talk Back).
- Da hapert es jedoch an unserer Selbstorganisationsfähigkeit, weil wir uns hier auf unbezahltes Tun ("Ehrenamtlichkeit", pro bono) festgelegt haben, was sich viele Sexworker schlicht nicht leisten können/wollen. Evt. gibt es auch Akzeptanzprobleme, weil das Forum gratis ist und/oder weil es in privater Eigentümerschaft liegt. Also haben wir zu wenig Aktive und keine freien Ressourcen für tatkräftige Fortentwicklung und Teambildungsprozesse für die verschiedenen Bereiche wie z.B. Tagungen, Pressearbeit etwa durch ein Presseteam (wie bei der Piratenpartei). Das könnte den Bereich von Aoife unterstützen. So könnten wir z.B. auch www.pressePortal.de und Co. nutzen für unsere eigenen (Gegen-)Stellungnahmen, so wie es seit Jahren vorbildlich regelmäßig der Homoverband www.lsvd.de , Zentralrat oder andere Prostituiertenberatungsstellen machen. Die meisten Sexworker hier suchen den pseudonymisierten Dialog für Problemhilfe oder kurzweiligen Austausch, aber nicht die Mitwirkung an einem politischen Emanzipationsprojekt.
- Das größte Hemmnis sind m.E. die prostitutions-immanenten Strukturporbleme: Bildungsdefizite, extreme Konkurrenzsituation im ungeschützten Markt, zeitliche Begrenztheit von Sexarbeiterkarrieren, Kriminalisierung, Stigma, informelle Arbeit... siehe die Studie von Lilian Mathieu, Kapitel 3, Seite 13 in meinem Reader zur Fachtagung.
Andererseits ist die veröffentlichte Meinung keinesfalls gleichzusetzen mit der öffentlichen Meinung (Schweigespirale).
Wir Sexworker können darauf vertrauen, dass wir überall und zu allen Zeiten und Prostitutionsregimen unsere Nischen finden.
.
OK das Wort Krieg ist extrem, aber der Kampf und die Mittel, die insbesondere in den USA investiert wurden seit Busch 2000, um Prostitution und Menschenhandel zu bekämpfen sind imens www.sexworker.at/menschenhandel
Wie die Sexworker-Position deutlicher werden kann, und warum das so schwer ist:
- Da wäre einmal die im Raum stehende Forderung nach einem eigenen Prostitutionsforschungsinstitut der Branche. So wie das andere Industrien oder Branchen auch haben teilweise (in öffentlicher Kooperation und Finanzierung). Bisher wird nur vom Staat oder Prostitutionsgegnern ÜBER Prostitution geforscht und damit ist bereits eine Wertung vorgegeben.
- Unsere eigenen Geschichten zu schreiben, das ist auch das Prinzip dieses Forums www.sexworker.at . Es ist ein talk-back tool für die on-line vernetzten Sexworker. Leider haben niederschwellige Foren im pseudonymisierten Internet ein niedriges gesellschaftlich-soziales oder journalistisch-mediales Ansehen.
- Andererseits ist unser Forum aus verschiedenen Gründen für Sexworker nicht niederschwellig genug (Sprache, Internetzugang, Diskretionsbedarf, Zeitkosten...), als dass es von der Masse der geschätzten 200-400.000 Sexarbeiter_innen in D als ihre Plattform verstanden und genutzt würde. Wegen der Sprachhürden für die Mehrheit der migrantischen SW haben wir extra eingebaute Übersetzungstools sowohl zum Lesen als auch zum Posten. Ferner haben wir für mehrere osteuropäische Sprachen eigene Unterforen. Die sind jedoch nicht angenommen worden. Da könnte man mal nachschauen, ob die nationalen Communities andere eigene Räume haben... oder ob Prostitution und Migration grundsätzlich eher ohne übergreifenden Diskurs auf Seiten der Beteiligten abläuft.
- Am besten ist natürlich der persönliche Weg. Tanja ist diesen Weg in vorbildlicher Weise gegangen als sie den Pussi-Club in Fellbach bei Stuttgart für eine "teilnehmende Beobachtung" besucht hat. Dass solche Feldforschung immer auch nur begrenzten Einblick und ein relatives Urteil ermöglicht, zeigt die völlig entgegengesetzte abschließende Beurteilung staatlicherseits durch die 2 Menschenhandelsprozesse mit Verurteilungen.
- Positive Beispiele wären da die Ausstellung damals in Hamburg von Dr. Dücker oder wenn Sexworker eigene Bücher schreiben und Medienarbeit machen (Talk Back).
- Da hapert es jedoch an unserer Selbstorganisationsfähigkeit, weil wir uns hier auf unbezahltes Tun ("Ehrenamtlichkeit", pro bono) festgelegt haben, was sich viele Sexworker schlicht nicht leisten können/wollen. Evt. gibt es auch Akzeptanzprobleme, weil das Forum gratis ist und/oder weil es in privater Eigentümerschaft liegt. Also haben wir zu wenig Aktive und keine freien Ressourcen für tatkräftige Fortentwicklung und Teambildungsprozesse für die verschiedenen Bereiche wie z.B. Tagungen, Pressearbeit etwa durch ein Presseteam (wie bei der Piratenpartei). Das könnte den Bereich von Aoife unterstützen. So könnten wir z.B. auch www.pressePortal.de und Co. nutzen für unsere eigenen (Gegen-)Stellungnahmen, so wie es seit Jahren vorbildlich regelmäßig der Homoverband www.lsvd.de , Zentralrat oder andere Prostituiertenberatungsstellen machen. Die meisten Sexworker hier suchen den pseudonymisierten Dialog für Problemhilfe oder kurzweiligen Austausch, aber nicht die Mitwirkung an einem politischen Emanzipationsprojekt.
- Das größte Hemmnis sind m.E. die prostitutions-immanenten Strukturporbleme: Bildungsdefizite, extreme Konkurrenzsituation im ungeschützten Markt, zeitliche Begrenztheit von Sexarbeiterkarrieren, Kriminalisierung, Stigma, informelle Arbeit... siehe die Studie von Lilian Mathieu, Kapitel 3, Seite 13 in meinem Reader zur Fachtagung.
Andererseits ist die veröffentlichte Meinung keinesfalls gleichzusetzen mit der öffentlichen Meinung (Schweigespirale).
Wir Sexworker können darauf vertrauen, dass wir überall und zu allen Zeiten und Prostitutionsregimen unsere Nischen finden.
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.04.2012, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012

Schätzelein, was verlangst du da?annainga hat geschrieben:da appelliere doch eher mal an die freier - bei tabulosen billigangeboten bitte mal das gehirn einschalten.
Kennst du nicht das uralte Sprichwort:
Wenn der Schwanz steht, ist der Verstand im Eimer?
Hier kann man es auch abwandelen:
...ist das Gehirn im Eimer.
Ja, is so!

Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
nicht nur menschen/sexarbeiterinnen die aus dem ausland kommen, haben probleme mit dem forum @marc, sondern viele kolleginnen, die mit dem pc-umgang nicht vertraut sind.
ich denke da an @giovanna, die einige fehler machte, nicht weil sie so ist, wie es am bildschirm rüber kommt, sondern weil die technik sie überfordert.
und wie viele diskussionen, veränderungen, verschiebungen haben wir, weil einigen nicht klar ist, wie internet, suchmaschinen funktionieren, dass diese ein "perfektes" gedächtnis haben?
und ich kanns nur wiederholen, die begrifflichkeiten "krieg", "kampf", "gegner" usw. sind bescheuert und menschenverachtend.
es gibt nicht schwarz-weiß. auf der einen seite die guten, auf der anderen die bösen. und das gute kämpft gegen das böse. in der sexarbeit gibts einige dinge, die ich super-mies finde. auch von seiten der anbieterseite. und es gibt dinge, aus deiner sicht der "gegner-seite", die ich prima finde. das vermischt sich doch. ich sehe nicht gegner und verbündete oder krieg und widerstand.
ich denke da an @giovanna, die einige fehler machte, nicht weil sie so ist, wie es am bildschirm rüber kommt, sondern weil die technik sie überfordert.
und wie viele diskussionen, veränderungen, verschiebungen haben wir, weil einigen nicht klar ist, wie internet, suchmaschinen funktionieren, dass diese ein "perfektes" gedächtnis haben?
und ich kanns nur wiederholen, die begrifflichkeiten "krieg", "kampf", "gegner" usw. sind bescheuert und menschenverachtend.
es gibt nicht schwarz-weiß. auf der einen seite die guten, auf der anderen die bösen. und das gute kämpft gegen das böse. in der sexarbeit gibts einige dinge, die ich super-mies finde. auch von seiten der anbieterseite. und es gibt dinge, aus deiner sicht der "gegner-seite", die ich prima finde. das vermischt sich doch. ich sehe nicht gegner und verbündete oder krieg und widerstand.
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
ne, kannte ich nicht @Femina. manchmal verzweifelt man an dingen, die nicht zu ändern sind. gut, dass du mich daran erinnerst :-)
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Re: RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012

Vielleicht dadurch, dass sie einsehen, dass die Ausländerinnen in den Medien als Vorwand benutzt werden um die Prostitution als solche anzugreifen?annainga hat geschrieben:auch wenn es mich im ländlichen bereich nicht betrifft, sehe ich sehr wohl, wie schwer sich kolleginnen in großstädten tun mit preisverfall und serviceveränderungen aufgrund des migrantischen zuwachses. wie sollen die "zusammen halten"?
Tabulose Billigangebote sind relativ selten. Das hat mit der Sache, worum es hier geht, ohnehin nichts zu tun. Typisches Strohmannargument.da appelliere doch eher mal an die freier - bei tabulosen billigangeboten bitte mal das gehirn einschalten.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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Re: RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012

Das kansst Du finden. Manche Prostitutionsgegner sehen das ganz anders. Gerade die haben eine solche manicheische Weltauffassung. Das beweisst sich dadurch, dass in den Medien doch sehr selten differenziert über Prostitution berichtet wird.annainga hat geschrieben:es gibt nicht schwarz-weiß. auf der einen seite die guten, auf der anderen die bösen. und das gute kämpft gegen das böse.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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Mir ist in den vergangenen Jahren in Deutschland bislang nur ein ganzes Mal AO angeboten worden (nicht angenommen, versteht sich), zu einem Aufpreis. War also nicht billiger. Und das war nicht mal in einem Pauschalclub. Dort habe ich AO-Angebote nie erlebt.annainga hat geschrieben:ach so. tabulose billigangebote sind selten. bist du nicht kunde? und kennst das nicht? ganz ehrlich ..... glaub ich dir nicht.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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allein schon der ausdruck "prostitutionsgegener". wieso müssen wir hier so tun als handelte es ich um "gegner" und "befürworter"? ich befürtworte manches in der sexarbeit und lehne vieles in der sexarbeit ab. ich lehne auch nationalismus (zitat arum: "deutsche verstehen keinen zynismus") und frauenfeindliche werbung ("ich mache alles") ab.
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Wieso wird eigentlich in letzter Zeit ständig von Dir an besonders meiner Wortwahl herumgenörgelt?annainga hat geschrieben:allein schon der ausdruck "prostitutionsgegener". wieso müssen wir hier so tun als handelte es ich um "gegner" und "befürworter"? ich befürtworte manches in der sexarbeit und lehne vieles in der sexarbeit ab. ich lehne auch nationalismus (zitat arum: "deutsche verstehen keinen zynismus") und frauenfeindliche werbung ("ich mache alles") ab.
Und bitte, zitiere mich schon richtig. Im Niederlande-Thread schrieb ich: "Deutsche tun sich immer schwer mit Ironie". Das an sich war schon ein Beispiel der Ironie. Du tust Dich damit einigermassen schwer...
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
ach was. wie reizend von dir, doppelte ironie, die ich verstehen soll. und dann schreibst du von deutschen sexarbeiterinnen, die migrantinnen coachen sollen.
ich denke, du hast als kunde einfach keine ahnung, was hinter den kulissen passiert.
ich denke, du hast als kunde einfach keine ahnung, was hinter den kulissen passiert.
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Re: Zur Lage der Sexworker Gegenöffentlichkeit

Danke sehr. Danke auch für die differenzierte Antwort. Damit triffst Du das Problem genau richtig.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Aurum kann ich nur zustimmen.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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Re: RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012

Ich kenne mehrere Migrantinnengeschichten, so wie sie mir von den Frauen erzählt worden sind (auch im von Marc erwähnten Pussy Club), aber ich gestehe ein, die müssen nicht alle unbedingt stimmen. Auch war ich öfters (aus beruflichen Gründen) in Osteuropa. Alles im allen ist mir schon einiges klar geworden über die Gründe, weshalb Osteuropäerinnen hier in die Prostitution ziehen.annainga hat geschrieben:ich denke, du hast als kunde einfach keine ahnung, was hinter den kulissen passiert.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
wow. wie cool. du kennst geschichten als kunde. die sind natürlich belastbar. pluster dich doch nicht so auf, nur weil du einige male osteuropäische sw´s gebucht hast.
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RE: Flatrate-Bordelle in Deutschland? ZDF 25. April 2012, 22
@annainga
Bring deinen Anzeigenentwurf zur Zeitung!
Das ist doch jetzt wichtiger.
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