LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
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LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
Landeshauptstadt Schwerin
und
Bundesland Mecklenburg Vorpommern
http://de.wikipedia.org/wiki/Schwerin
http://www.schwerin.de
_________________
Prozess um Rotlichtmilieu in Schwerin
Schwerin (dpa/mv) - Vor dem Schweriner Amtsgericht hat am Montag ein Prozess um Auseinandersetzungen im Rotlichtmilieu begonnen. Angeklagt sind zwei Männer im Alter von 29 und 33 Jahren. Ihnen wird unter anderem räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Die beiden Angeklagten sollen im Mai 2009 gewaltsam von einem Konkurrenten in Schwerin gefordert haben, an dessen Geschäften beteiligt zu werden. Es soll dabei um eine sogenannte Modellwohnung gegangen sein, in der gewerbsmäßig Prostitution betrieben wird. Für die Hauptverhandlung sind bislang Termine bis Anfang Oktober geplant.
dpa vom 31.08.2009 17:18
http://www.ostsee-zeitung.de/lokal/inde ... id=2535947
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und
Bundesland Mecklenburg Vorpommern
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Prozess um Rotlichtmilieu in Schwerin
Schwerin (dpa/mv) - Vor dem Schweriner Amtsgericht hat am Montag ein Prozess um Auseinandersetzungen im Rotlichtmilieu begonnen. Angeklagt sind zwei Männer im Alter von 29 und 33 Jahren. Ihnen wird unter anderem räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Die beiden Angeklagten sollen im Mai 2009 gewaltsam von einem Konkurrenten in Schwerin gefordert haben, an dessen Geschäften beteiligt zu werden. Es soll dabei um eine sogenannte Modellwohnung gegangen sein, in der gewerbsmäßig Prostitution betrieben wird. Für die Hauptverhandlung sind bislang Termine bis Anfang Oktober geplant.
dpa vom 31.08.2009 17:18
http://www.ostsee-zeitung.de/lokal/inde ... id=2535947
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22.1.2010
„Leichte Damen“ seit einigen Tagen weg
Ferdinandshof (KM). Das ordnungsbehördliche Nachspiel, welches sich die „leichten Damen“ in der Gundelachstraße 12 in Ferdinandshof durch ihre Tätigkeit eingehandelt hatten (der Nordkurier berichtete), hat Wirkung gezeigt. „Seit Mitte Januar sind diese Personen verzogen“, teilte die Pressestelle des Amtes Torgelow-Ferdinandshof gestern auf Nachfrage mit.
Die Mieterin der Wohnung in der Gundelachstraße war nach dem Bekanntwerden der Tätigkeit der jungen Frauen aus Polen Mitte November zu einer Anhörung vom Amt aufgefordert worden. Hintergrund dieser Aktivität ist die Landesverordnung über ein Verbot von Prostitution vom 30. Juni 1992. Dort ist in Paragraph 1 geregelt, dass zum Schutz von Jugendlichen in Kommunen mit weniger als 15 000 Einwohnern Prostitution nicht statthaft ist. Auf die Aufforderung zur Anhörung hat die Mieterin nicht reagiert, die Wohnung in Ferdinandshof wird jetzt nicht mehr genutzt. Auch gibt es keine Anzeigen in der Rubrik „Kontakte“ in der Wochenzeitung des Nordkurier mehr.
Besorgte Mütter aus Ferdinandshof hatten damals Alarm geschlagen, weil sie Angst um ihre Kinder hatten. Unmittelbar vor der Wohnung in der Gundelachstraße, in der die Prostituierten ihrer Tätigkeit nachgingen, befindet sich ein großer Kinderspielplatz, der mit zahlreichen modernen Spielgeräten ausgestattet ist. Die Mütter befürchteten, dass die Freier der Damen die Kinder beobachten könnten. Darin lauere eine gewisse Gefahr, argumentierten damals die Ferdinandshofer Frauen.
http://www.nordkurier.de/lokal.php?obje ... &id=624549
„Leichte Damen“ seit einigen Tagen weg
Ferdinandshof (KM). Das ordnungsbehördliche Nachspiel, welches sich die „leichten Damen“ in der Gundelachstraße 12 in Ferdinandshof durch ihre Tätigkeit eingehandelt hatten (der Nordkurier berichtete), hat Wirkung gezeigt. „Seit Mitte Januar sind diese Personen verzogen“, teilte die Pressestelle des Amtes Torgelow-Ferdinandshof gestern auf Nachfrage mit.
Die Mieterin der Wohnung in der Gundelachstraße war nach dem Bekanntwerden der Tätigkeit der jungen Frauen aus Polen Mitte November zu einer Anhörung vom Amt aufgefordert worden. Hintergrund dieser Aktivität ist die Landesverordnung über ein Verbot von Prostitution vom 30. Juni 1992. Dort ist in Paragraph 1 geregelt, dass zum Schutz von Jugendlichen in Kommunen mit weniger als 15 000 Einwohnern Prostitution nicht statthaft ist. Auf die Aufforderung zur Anhörung hat die Mieterin nicht reagiert, die Wohnung in Ferdinandshof wird jetzt nicht mehr genutzt. Auch gibt es keine Anzeigen in der Rubrik „Kontakte“ in der Wochenzeitung des Nordkurier mehr.
Besorgte Mütter aus Ferdinandshof hatten damals Alarm geschlagen, weil sie Angst um ihre Kinder hatten. Unmittelbar vor der Wohnung in der Gundelachstraße, in der die Prostituierten ihrer Tätigkeit nachgingen, befindet sich ein großer Kinderspielplatz, der mit zahlreichen modernen Spielgeräten ausgestattet ist. Die Mütter befürchteten, dass die Freier der Damen die Kinder beobachten könnten. Darin lauere eine gewisse Gefahr, argumentierten damals die Ferdinandshofer Frauen.
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So wie es aussieht ist der Fall ja umgekehrt. Die "besorgten Mütter" haben doch sicher erst mal die Freier beobachtet, natürlich "vorsichtshalber", man kann ja nie wissen. Die Freier könnten ja zurückschauen....
Doch weil man keine 100%ige Kontrolle haben kann werden eben die Ämter beschäftigt.
Bei solchen Artikeln kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln...
Jason
Doch weil man keine 100%ige Kontrolle haben kann werden eben die Ämter beschäftigt.
Und sicher auch um ihre Ehemänner, wenn die mit ihren Kindern zum Spielplatz gingen.weil sie Angst um ihre Kinder hatten
Bei solchen Artikeln kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln...
Jason
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <
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Medien-anal-yse:
Hinter dem Bericht/Satz steckt ein ganz zentraler sexueller Ausgrenzungsmechanismus ("sexual politics")
Eben kam ein sehr einfühlsames Interview/Doku mit der für 8,5 Jahre gekidnapten Natascha Kampusch, die als 10jährige auf dem Schulweg entführt wurde und in einem Verlies in einem Privathaus in Wien als Gefangene versklavt wurde. Der anfangs 35jährige Täter hatte eine Persönlichkeitsstörung und hat mit seinem Opfer Macht- und Anerkennungsthemen ausagiert...
ABER es ging nach ihren Aussagen nie um Sex, BDSM oder Fetisch.
ABER die Medien (Öffentlichkeit, Bevölkerung, Volkes Stimme) haben genau dies S/M Thema aufleben lassen.
All das steckt nach meiner Wahrnehmung in der Formulierung "Die Mütter befürchteten, dass die Freier der Damen die Kinder beobachten könnten. Darin lauere eine gewisse Gefahr". Da sehe ich eine hohe Mitverantwortung vom www.nordkurier.de , der scheinbar genüßlich diesen Schlußsatz plaziert.
Eben kam ein sehr einfühlsames Interview/Doku mit der für 8,5 Jahre gekidnapten Natascha Kampusch, die als 10jährige auf dem Schulweg entführt wurde und in einem Verlies in einem Privathaus in Wien als Gefangene versklavt wurde. Der anfangs 35jährige Täter hatte eine Persönlichkeitsstörung und hat mit seinem Opfer Macht- und Anerkennungsthemen ausagiert...
ABER es ging nach ihren Aussagen nie um Sex, BDSM oder Fetisch.
ABER die Medien (Öffentlichkeit, Bevölkerung, Volkes Stimme) haben genau dies S/M Thema aufleben lassen.
All das steckt nach meiner Wahrnehmung in der Formulierung "Die Mütter befürchteten, dass die Freier der Damen die Kinder beobachten könnten. Darin lauere eine gewisse Gefahr". Da sehe ich eine hohe Mitverantwortung vom www.nordkurier.de , der scheinbar genüßlich diesen Schlußsatz plaziert.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 26.01.2010, 02:40, insgesamt 1-mal geändert.
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Landesverordnung Verbot Prostitution 30. Juni 1992
Ja - eingebildete Gefahren gibt es immer wieder ...Marc of Frankfurt hat geschrieben:All das steckt nach meiner Wahrnehmung in der Formulierung "Die Mütter befürchteten, dass die Freier der Damen die Kinder beobachten könnten. Darin lauere eine gewisse Gefahr". Da sehe ich eine hohe Mitverantwortung vom www.nordkurier.de , der scheinbar genüßlich diesen Schlußsatz plaziert.
Das größte Problem liegt aber IMHO darin, dass die Grundrechte in Deutschland so wenig strukturell verankert sind,
dass eine "Landesverordnung über ein Verbot von Prostitution vom 30. Juni 1992" existieren kann, mit deren Hilfe
dann ein paar hysterische Mütter Behörden veranlassen, diskriminierend gegen ganze Bevölkerungsgruppen,
hier Sexarbeiterinnen und Freier, vorzugehen.
Liebe Grüße, Aoife
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Geschichte Stralsund
Die staatliche Reglementierung der Prostitution
Untertitel: Sanitätspolizeiliche Kontrolle von Stralsunder Prostituierten im 19. Jahrhundert
Hausarbeit, Quellenexegese, 2009,
Autor: Elisabeth Woldt
Fach: Geschichte - Neuere Geschichte, 19. Jhdt.
Universität Rostock (Historisches Institut)
Diese Quellenkritik betrachtet den Entwurf für eine Anordnung des Bürgermeisters und des Rates der Stadt Stralsund vom 26.11.1860. Jenes „Reglement für die sanitätspolizeiliche Controlle der der Prostitution ergebenen Frauenzimmer“ stellte den Gesundheitszustand der städtischen Prostituierten unter staatliche Aufsicht.
In der vorliegenden Arbeit wird die Reglementierung der Prostitution in Stralsund näher betrachtet und in den historischen Kontext eingeordnet. Hierbei stehen vor allem das 19. Jahrhundert und die damalige Praxis der Konzessionierung des Bordellwesens im Mittelpunkt. Bei gleichzeitiger moralischer Verurteilung der Prostitution sollte auf diese Art und Weise der weiteren Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, insbesondere der Syphilis, Einhalt geboten werden.
kostenpflichtig
http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/152664.html
Gesundheitspolitik Sexwork heute:
viewtopic.php?p=5171#5171
Untertitel: Sanitätspolizeiliche Kontrolle von Stralsunder Prostituierten im 19. Jahrhundert
Hausarbeit, Quellenexegese, 2009,
Autor: Elisabeth Woldt
Fach: Geschichte - Neuere Geschichte, 19. Jhdt.
Universität Rostock (Historisches Institut)
Diese Quellenkritik betrachtet den Entwurf für eine Anordnung des Bürgermeisters und des Rates der Stadt Stralsund vom 26.11.1860. Jenes „Reglement für die sanitätspolizeiliche Controlle der der Prostitution ergebenen Frauenzimmer“ stellte den Gesundheitszustand der städtischen Prostituierten unter staatliche Aufsicht.
In der vorliegenden Arbeit wird die Reglementierung der Prostitution in Stralsund näher betrachtet und in den historischen Kontext eingeordnet. Hierbei stehen vor allem das 19. Jahrhundert und die damalige Praxis der Konzessionierung des Bordellwesens im Mittelpunkt. Bei gleichzeitiger moralischer Verurteilung der Prostitution sollte auf diese Art und Weise der weiteren Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, insbesondere der Syphilis, Einhalt geboten werden.
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Gesundheitspolitik Sexwork heute:
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Grade beim durchsuchen des Netz nach "Prostitution Mecklenburg Vorpommern" gefunden:
Mehrjährige Haft für Messerstich gegen Prostituierte
27.04.2010 - Wegen einer lebensgefährlichen Messerattacke auf eine Prostituierte muss ein 24-jähriger Mann für mehrere Jahre in Haft. Das Landgericht Neubrandenburg verurteilte ihn am Montag wegen versuchten Mordes zu sechseinhalb Jahren Gefängnis. Der Vorfall hatte sich im Juni 2008 in Waren ereignet. Das Opfer, eine jetzt 27 Jahre alte Bulgarin, hatte den Angriff nur durch eine Notoperation überlebt. Der Verurteilte hatte die Tat bei der Polizei zugegeben, vor Gericht allerdings versucht, das Geschehen als Unfall darzustellen. Dem schenkten die Richter aber keinen Glauben. Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung wertete den Vorfall nicht als versuchten Mord, unterließ es aber in ihrem Plädoyer, ein Strafmaß anzugeben. Die Frau hatte als Zeugin ausgesagt und den Angeklagten als Täter identifiziert: «Er ist es», sagte sie. Nach eigenen Angaben leidet sie bis heute an den Folgen der Verletzungen. Sie habe «mehrere Schutzengel» gehabt, erklärte ein gerichtsmedizinischer Gutachter vor Gericht. Der Mann lebte 2008 in Waren und arbeitete seinerzeit als Reinigungskraft. Obwohl er eine schwangere Freundin hatte, besuchte er die Prostituierte. «Dabei hat sie mich Schlappschwanz genannt und rausgeworfen, bevor die bezahlten 30 Minuten um waren», sagte er vor Gericht. Für die Beleidigung habe er sich rächen wollen, erklärte er zum Motiv der Tat. Nach Überzeugung des Gerichts handelte der Mann «vorsätzlich». So habe er aus seiner Wohnung ein langes Küchenmesser und Gummihandschuhe mitgenommen. Nach dem Klingeln sei er mit der Frau in den «Arbeitsraum» gegangen und habe sie dort mit dem Messer bedroht. Als sich die Prostituierte wehrte und schrie, habe jemand versucht, in das verschlossene Zimmer zu gelangen. In diesem Moment habe der Verurteilte zugestochen und sei danach geflohen. Der zuletzt arbeitslose Mann stammt aus Dargun (Kreis Demmin). Der Fall sorgte über Mecklenburg-Vorpommern hinaus für Aufsehen, da in mehreren TV-Sendungen Hinweise zum Täter erbeten worden waren. Gen- Tests brachten die Ermittler schließlich auf die Spur des Mannes, der im Herbst 2009 in Berlin festgenommen wurde.
Quelle: http://www.antennemv.de/news,newslesen- ... ierte.html
Mehrjährige Haft für Messerstich gegen Prostituierte
27.04.2010 - Wegen einer lebensgefährlichen Messerattacke auf eine Prostituierte muss ein 24-jähriger Mann für mehrere Jahre in Haft. Das Landgericht Neubrandenburg verurteilte ihn am Montag wegen versuchten Mordes zu sechseinhalb Jahren Gefängnis. Der Vorfall hatte sich im Juni 2008 in Waren ereignet. Das Opfer, eine jetzt 27 Jahre alte Bulgarin, hatte den Angriff nur durch eine Notoperation überlebt. Der Verurteilte hatte die Tat bei der Polizei zugegeben, vor Gericht allerdings versucht, das Geschehen als Unfall darzustellen. Dem schenkten die Richter aber keinen Glauben. Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung wertete den Vorfall nicht als versuchten Mord, unterließ es aber in ihrem Plädoyer, ein Strafmaß anzugeben. Die Frau hatte als Zeugin ausgesagt und den Angeklagten als Täter identifiziert: «Er ist es», sagte sie. Nach eigenen Angaben leidet sie bis heute an den Folgen der Verletzungen. Sie habe «mehrere Schutzengel» gehabt, erklärte ein gerichtsmedizinischer Gutachter vor Gericht. Der Mann lebte 2008 in Waren und arbeitete seinerzeit als Reinigungskraft. Obwohl er eine schwangere Freundin hatte, besuchte er die Prostituierte. «Dabei hat sie mich Schlappschwanz genannt und rausgeworfen, bevor die bezahlten 30 Minuten um waren», sagte er vor Gericht. Für die Beleidigung habe er sich rächen wollen, erklärte er zum Motiv der Tat. Nach Überzeugung des Gerichts handelte der Mann «vorsätzlich». So habe er aus seiner Wohnung ein langes Küchenmesser und Gummihandschuhe mitgenommen. Nach dem Klingeln sei er mit der Frau in den «Arbeitsraum» gegangen und habe sie dort mit dem Messer bedroht. Als sich die Prostituierte wehrte und schrie, habe jemand versucht, in das verschlossene Zimmer zu gelangen. In diesem Moment habe der Verurteilte zugestochen und sei danach geflohen. Der zuletzt arbeitslose Mann stammt aus Dargun (Kreis Demmin). Der Fall sorgte über Mecklenburg-Vorpommern hinaus für Aufsehen, da in mehreren TV-Sendungen Hinweise zum Täter erbeten worden waren. Gen- Tests brachten die Ermittler schließlich auf die Spur des Mannes, der im Herbst 2009 in Berlin festgenommen wurde.
Quelle: http://www.antennemv.de/news,newslesen- ... ierte.html
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01.04.2011
Ausschuss fordert legale Bordelle am Sund
Widerspruch: Prostitution ist nicht verboten, aber Bordelle nicht offiziell erlaubt. In Stralsund könnte sich das bald ändern.
Stralsund (OZ) - In Stralsund sollen Bordelle offiziell erlaubt werden. Der Ausschuss für Familie, Sicherheit und Gleichstellung der Bürgerschaft empfiehlt, die „Verordnung über das Verbot der Prositution in der Hansestadt Stralsund“ aus dem Jahr 1996 aufzuheben.
Begründet wird der Vorschlag damit, dass durch eine Legalisierung des Mileu besser zu kontrollieren sei und der Stadt zusätzliche Steuereinnahmen zufließen könnten. Wenn die grundsätzlich erlaubte Prostitution aus der Schmuddelecke geholt werde, diene das auch dem Schutz der Frauen.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es außer in Stralsund noch zwei Sperrbezirksverordnungen: Eine verbietet die Prostitution in allen Gemeinden mit weniger als 15 000 Einwohnern und eine weitere gilt für Ribnitz-Damgarten.
http://www.ostsee-zeitung.de/index_arti ... id=3083442
Ausschuss fordert legale Bordelle am Sund
Widerspruch: Prostitution ist nicht verboten, aber Bordelle nicht offiziell erlaubt. In Stralsund könnte sich das bald ändern.
Stralsund (OZ) - In Stralsund sollen Bordelle offiziell erlaubt werden. Der Ausschuss für Familie, Sicherheit und Gleichstellung der Bürgerschaft empfiehlt, die „Verordnung über das Verbot der Prositution in der Hansestadt Stralsund“ aus dem Jahr 1996 aufzuheben.
Begründet wird der Vorschlag damit, dass durch eine Legalisierung des Mileu besser zu kontrollieren sei und der Stadt zusätzliche Steuereinnahmen zufließen könnten. Wenn die grundsätzlich erlaubte Prostitution aus der Schmuddelecke geholt werde, diene das auch dem Schutz der Frauen.
In Mecklenburg-Vorpommern gibt es außer in Stralsund noch zwei Sperrbezirksverordnungen: Eine verbietet die Prostitution in allen Gemeinden mit weniger als 15 000 Einwohnern und eine weitere gilt für Ribnitz-Damgarten.
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26.4.2012
Ein Bordell mitten in Waren
Rotes Herz ist der Stadt ein Dorn im Auge
Erlaubt ist, was nicht verboten ist. In Warens historischer Altstadt sollen sich in einem Haus Damen aus vielen Herren Länder dem ältesten Gewerbe der Welt hingeben. Offiziell gelten die Wohnungen als normal vermietet.
Waren
Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach einem Beschluss der Warener Stadtvertreter, in ihrer Kommune keine gewerbliche betriebliche Prostitution zuzulassen, muss sich die Verwaltung im Rathaus erneut mit dem „Problem“ herumschlagen. Wie es auf Nachfrage hieß, würden sich Anrufe besorgter Bürger und Besitzer von Ferienwohnungen im Rathaus häufen, denen ein Haus mit rotem Herz am Klingelschild in der City ein Dorn im Auge ist, weil hier offenbar alle Wohnungen an „leichte Mädchen“ vermietet seien. Rechtlich sind der Stadt aber (noch) die Hände gebunden.
„Offiziell gibt es kein Bordell in der Stadt“, sagte der Ordnungsamtschef Dietmar Henkel. Ein solches Freudenhaus wäre es erst dann, wenn der Freier am Einlass empfangen und sich dort eine der Damen als Begleitung auswählen könnte.
Versäumt eine Sperrbezirksverordnung zu beantragen
Gegen so genannte Wohnungsprostitution vorzugehen, fehlt es an rechtlichen Möglichkeiten. Möglicherweise fällt der Stadt jetzt auf die Füße, dass Stadtvertretung und Rathaus vor 20 Jahren versäumt haben, beim zuständigen Innenministerium in Schwerin eine Sperrbezirksverordnung zu beantragen. Die könnte festlegen, dass innerhalb der Altstadt oder in unmittelbarer Nähe zu Jugendklubs oder Kindertagesstätten jegliche Form der Prostitution verboten ist.
Allerdings sind Sperrbezirksverordnungen als Instrumente zur Reglementierung der Prostitution heftig umstritten. Denn solche Verordnungen, so die Erfahrungen gerade in größeren Städten, verhindern die Prostitution in den Gebieten, in denen sie verboten ist, nicht. Allerdings wirken sie sich häufig nachteilig auf die Arbeitsbedingungen von Prostituierten aus. Oft ist gerade in den für die Prostitutionsausübung lukrativsten Innenstadtgebieten die Prostitution bis auf wenige Ausnahmen verboten.
Horizontales Gewerbe in Waren schaffte es schon ins Fernsehen
Die Polizei, verantwortlich für Ermittlungen im Rotlichtmilieu ist die Kriminalpolizeiinspektion in der Viertorestadt, führt präventiv Untersuchungen im Rahmen der Sicherheits- und Ordnungsgesetzes des Landes durch. Wie ein Sprecher des Präsidiums in Neubrandenburg mitteilte, werde vor allem beim Anfangsverdacht von Menschenhandel recherchiert.
Landesweit in die Schlagzeilen geriet das horizontale Gewerbe in Waren, als hier im Sommer 2008 einer bulgarische Prostituierte in ihrer „Dienstwohnung“ ein Messer in den Bauch gerammt wurde. Die Frau überlebte mit knapper Not, dem Täter, einem jungen Mann aus Dargun, kam die Kripo erst eineinhalb Jahre später auf die Schliche. Der Fall wurde sogar in der ZDF-Fernsehreihe „XY-ungelöst“ ausgestrahlt.
http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkur ... e-1.419031
Ein Bordell mitten in Waren
Rotes Herz ist der Stadt ein Dorn im Auge
Erlaubt ist, was nicht verboten ist. In Warens historischer Altstadt sollen sich in einem Haus Damen aus vielen Herren Länder dem ältesten Gewerbe der Welt hingeben. Offiziell gelten die Wohnungen als normal vermietet.
Waren
Fast auf den Tag genau 20 Jahre nach einem Beschluss der Warener Stadtvertreter, in ihrer Kommune keine gewerbliche betriebliche Prostitution zuzulassen, muss sich die Verwaltung im Rathaus erneut mit dem „Problem“ herumschlagen. Wie es auf Nachfrage hieß, würden sich Anrufe besorgter Bürger und Besitzer von Ferienwohnungen im Rathaus häufen, denen ein Haus mit rotem Herz am Klingelschild in der City ein Dorn im Auge ist, weil hier offenbar alle Wohnungen an „leichte Mädchen“ vermietet seien. Rechtlich sind der Stadt aber (noch) die Hände gebunden.
„Offiziell gibt es kein Bordell in der Stadt“, sagte der Ordnungsamtschef Dietmar Henkel. Ein solches Freudenhaus wäre es erst dann, wenn der Freier am Einlass empfangen und sich dort eine der Damen als Begleitung auswählen könnte.
Versäumt eine Sperrbezirksverordnung zu beantragen
Gegen so genannte Wohnungsprostitution vorzugehen, fehlt es an rechtlichen Möglichkeiten. Möglicherweise fällt der Stadt jetzt auf die Füße, dass Stadtvertretung und Rathaus vor 20 Jahren versäumt haben, beim zuständigen Innenministerium in Schwerin eine Sperrbezirksverordnung zu beantragen. Die könnte festlegen, dass innerhalb der Altstadt oder in unmittelbarer Nähe zu Jugendklubs oder Kindertagesstätten jegliche Form der Prostitution verboten ist.
Allerdings sind Sperrbezirksverordnungen als Instrumente zur Reglementierung der Prostitution heftig umstritten. Denn solche Verordnungen, so die Erfahrungen gerade in größeren Städten, verhindern die Prostitution in den Gebieten, in denen sie verboten ist, nicht. Allerdings wirken sie sich häufig nachteilig auf die Arbeitsbedingungen von Prostituierten aus. Oft ist gerade in den für die Prostitutionsausübung lukrativsten Innenstadtgebieten die Prostitution bis auf wenige Ausnahmen verboten.
Horizontales Gewerbe in Waren schaffte es schon ins Fernsehen
Die Polizei, verantwortlich für Ermittlungen im Rotlichtmilieu ist die Kriminalpolizeiinspektion in der Viertorestadt, führt präventiv Untersuchungen im Rahmen der Sicherheits- und Ordnungsgesetzes des Landes durch. Wie ein Sprecher des Präsidiums in Neubrandenburg mitteilte, werde vor allem beim Anfangsverdacht von Menschenhandel recherchiert.
Landesweit in die Schlagzeilen geriet das horizontale Gewerbe in Waren, als hier im Sommer 2008 einer bulgarische Prostituierte in ihrer „Dienstwohnung“ ein Messer in den Bauch gerammt wurde. Die Frau überlebte mit knapper Not, dem Täter, einem jungen Mann aus Dargun, kam die Kripo erst eineinhalb Jahre später auf die Schliche. Der Fall wurde sogar in der ZDF-Fernsehreihe „XY-ungelöst“ ausgestrahlt.
http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkur ... e-1.419031
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- Registriert: 01.02.2007, 22:33
- Wohnort: nrw
- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
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- Registriert: 08.07.2012, 23:16
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: engagierter Außenstehende(r)
RE: LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
Ja, ja, in der Provinz ist noch alles in Ordnung. Niemand will einem was böses und alle halten zusammen...:
Denkste Puppe:
OZ/LOKAL/HGW vom 31.05.2012 00:00
Möglicher Bordellbesuch erregt Heringsdorf
Fast-Bürgermeister Lars Petersen (47) sieht sich als Opfer von Gerüchten. Und zeigte zwei Abgeordnete wegen Verleumdung an.
OZ-Bild
Für unseren Ort ist das in der Außenwirkung schädlich.“Helmut Friedrich, Vorsitzender Ortsrat
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Heringsdorf (OZ) - Gegen die seit Tagen kursierenden Gerüchte um sein Privatleben und Aktivitäten im Internet hat der designierte Heringsdorfer Bürgermeister Lars Petersen jetzt juristische Schritte eingeleitet. Wie er am Dienstagabend in der Mitgliederversammlung des Handwerker- und Gewerbevereins (HGV) Kaiserbäder informierte, habe er bereits am 26. Mai gegen den Gemeindevertretervorsteher Helmut Friedrich (HBU) und dessen zweiten Stellvertreter Thomas Heilmann (CDU) bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet. „Wegen Verleumdung und übler Nachrede im Zusammenhang mit einem angeblichen Bordell-Besuch in Swinemünde“, so Petersen in der Runde vor rund 30 Gewerbetreibenden. Gestern lag die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stralsund aber noch nicht vor, wie Sprecher Ralf Lechte informierte.
„Das ist unterste Liga, was hier abläuft“, zitierte Petersen zu Beginn der Versammlung seine Frau Silke. Er hatte am 25. März mit 2340 Stimmen die Stichwahl gegen Amtsinhaber Klaus Kottwittenborg (1367) deutlich gewonnen. Petersen sei nicht zum HGV gekommen, um sich zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen. „Im Wahlkampf habe ich Transparenz versprochen. Deshalb bin ich hier.“
Und dann sprach Petersen über eigene Profile „auf Single-, Erotik- oder Flirtseiten. Die sind seit sechs oder sieben Jahren aber gelöscht. Das ist weder moralisch verwerflich, noch erfüllt das einen Straftatbestand“, sagte der 47-Jährige. Dies habe er dem Gemeindevertretervorsteher und dessen beiden Stellvertreter bereits in einem Gespräch am 22. Mai im Rathaus mitgeteilt.
„Zu der Runde hatte ich eingeladen, nachdem es die Gerüchte gab und mich daraufhin viele Leute angesprochen haben“, sagte gestern Helmut Friedrich. Der Anzeige sehe er gelassen entgegen. „Ich werde vor Gericht bestätigen, dass ich nichts gesagt habe, was Herr Petersen nicht gesagt hat.“ Friedrich sei nach dem Gespräch — das Protokoll liegt der OZ vor — entsetzt gewesen. „Als sich bewahrheitet hat, dass an den Gerüchten etwas dran ist, musste ich als erster Mann der Gemeinde handeln. Für unseren Ort ist das in der Außenwirkung schädlich“, sagte Friedrich und betonte, dass er nicht im Auftrag der HBU-Fraktion gehandelt habe, sondern als Gemeindevertretervorsteher. Dem Vorwurf, er sammle Unterschriften zur Verhinderung der heutigen Ernennung des neuen Bürgermeisters, widersprach Friedrich. „Ich habe einen Anwalt gebeten, eine sachliche Argumentation zuzuarbeiten. Wenn es gewollt ist, muss ich doch wissen, was ich als Gemeindevertretervorsteher machen kann“, sagt Friedrich und benennt drei Möglichkeiten: „Ernennung, Beschluss einer Nicht-Ernennung oder ein Abberufungsverfahren.“
Für Petersen stehe fest, dass er bis zum 31. Mai 2019 Bürgermeister der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf bleibe. „Ich sehe kein Problem in meinem Vorleben. Die Zeit ist für mich Geschichte.“
Rückendeckung gab es für ihn vom Heringsdorfer Volker Knuth: „Ich finde es gut, dass du es klargestellt hast. Jeder, der versucht, Dich anzuschießen, sollte vor seiner eigenen Haustür kehren“, so Knuth.
Auch Heinz-Egon Achterkerke hatte für die Diskussion kein Verständnis. „Es wird Zeit, dass man aufhört, schmutzige Wäsche zu waschen.“ Lothar Wilke aus Neu Sallenthin ließ ebenfalls seinen Frust heraus: „Wem nützt die Geschichte? Wir wollen die großen Kaiserbäder sein und hauen uns die Dinger hier nur so um die Ohren. Wir sollten lieber zusehen, in die Gemeinde vernünftige Breitbandtechnik zu bekommen.“
Der Abgeordnete Thomas Heilmann sieht der Anzeige „locker entgegen. „Was Herr Petersen in der Runde gesagt hat, wird der Richter hören. Vielleicht geht das Ganze auch nach hinten los“, kündigte er gestern an. In der Zusammenarbeit mit dem künftigen Gemeindeoberhaupt sehe er dennoch keine Probleme. „Mir liegt der Ort am Herzen“, sagte der Bauausschussvorsitzende.
In Zurückhaltung übte sich gestern der amtierende Bürgermeister Klaus Kottwittenborg. „Sollte es Beweise für diese Dinge geben, könnte Petersen beamtenrechtlich ein Problem bekommen.“
Sitzung der Gemeindevertretung: Heute 19 Uhr, Hotel „Stadt Berlin“
Henrik Nitzsche
http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/ ... 70&print=1
Kasharius
Denkste Puppe:
OZ/LOKAL/HGW vom 31.05.2012 00:00
Möglicher Bordellbesuch erregt Heringsdorf
Fast-Bürgermeister Lars Petersen (47) sieht sich als Opfer von Gerüchten. Und zeigte zwei Abgeordnete wegen Verleumdung an.
OZ-Bild
Für unseren Ort ist das in der Außenwirkung schädlich.“Helmut Friedrich, Vorsitzender Ortsrat
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Heringsdorf (OZ) - Gegen die seit Tagen kursierenden Gerüchte um sein Privatleben und Aktivitäten im Internet hat der designierte Heringsdorfer Bürgermeister Lars Petersen jetzt juristische Schritte eingeleitet. Wie er am Dienstagabend in der Mitgliederversammlung des Handwerker- und Gewerbevereins (HGV) Kaiserbäder informierte, habe er bereits am 26. Mai gegen den Gemeindevertretervorsteher Helmut Friedrich (HBU) und dessen zweiten Stellvertreter Thomas Heilmann (CDU) bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige erstattet. „Wegen Verleumdung und übler Nachrede im Zusammenhang mit einem angeblichen Bordell-Besuch in Swinemünde“, so Petersen in der Runde vor rund 30 Gewerbetreibenden. Gestern lag die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Stralsund aber noch nicht vor, wie Sprecher Ralf Lechte informierte.
„Das ist unterste Liga, was hier abläuft“, zitierte Petersen zu Beginn der Versammlung seine Frau Silke. Er hatte am 25. März mit 2340 Stimmen die Stichwahl gegen Amtsinhaber Klaus Kottwittenborg (1367) deutlich gewonnen. Petersen sei nicht zum HGV gekommen, um sich zu rechtfertigen oder gar zu entschuldigen. „Im Wahlkampf habe ich Transparenz versprochen. Deshalb bin ich hier.“
Und dann sprach Petersen über eigene Profile „auf Single-, Erotik- oder Flirtseiten. Die sind seit sechs oder sieben Jahren aber gelöscht. Das ist weder moralisch verwerflich, noch erfüllt das einen Straftatbestand“, sagte der 47-Jährige. Dies habe er dem Gemeindevertretervorsteher und dessen beiden Stellvertreter bereits in einem Gespräch am 22. Mai im Rathaus mitgeteilt.
„Zu der Runde hatte ich eingeladen, nachdem es die Gerüchte gab und mich daraufhin viele Leute angesprochen haben“, sagte gestern Helmut Friedrich. Der Anzeige sehe er gelassen entgegen. „Ich werde vor Gericht bestätigen, dass ich nichts gesagt habe, was Herr Petersen nicht gesagt hat.“ Friedrich sei nach dem Gespräch — das Protokoll liegt der OZ vor — entsetzt gewesen. „Als sich bewahrheitet hat, dass an den Gerüchten etwas dran ist, musste ich als erster Mann der Gemeinde handeln. Für unseren Ort ist das in der Außenwirkung schädlich“, sagte Friedrich und betonte, dass er nicht im Auftrag der HBU-Fraktion gehandelt habe, sondern als Gemeindevertretervorsteher. Dem Vorwurf, er sammle Unterschriften zur Verhinderung der heutigen Ernennung des neuen Bürgermeisters, widersprach Friedrich. „Ich habe einen Anwalt gebeten, eine sachliche Argumentation zuzuarbeiten. Wenn es gewollt ist, muss ich doch wissen, was ich als Gemeindevertretervorsteher machen kann“, sagt Friedrich und benennt drei Möglichkeiten: „Ernennung, Beschluss einer Nicht-Ernennung oder ein Abberufungsverfahren.“
Für Petersen stehe fest, dass er bis zum 31. Mai 2019 Bürgermeister der Gemeinde Ostseebad Heringsdorf bleibe. „Ich sehe kein Problem in meinem Vorleben. Die Zeit ist für mich Geschichte.“
Rückendeckung gab es für ihn vom Heringsdorfer Volker Knuth: „Ich finde es gut, dass du es klargestellt hast. Jeder, der versucht, Dich anzuschießen, sollte vor seiner eigenen Haustür kehren“, so Knuth.
Auch Heinz-Egon Achterkerke hatte für die Diskussion kein Verständnis. „Es wird Zeit, dass man aufhört, schmutzige Wäsche zu waschen.“ Lothar Wilke aus Neu Sallenthin ließ ebenfalls seinen Frust heraus: „Wem nützt die Geschichte? Wir wollen die großen Kaiserbäder sein und hauen uns die Dinger hier nur so um die Ohren. Wir sollten lieber zusehen, in die Gemeinde vernünftige Breitbandtechnik zu bekommen.“
Der Abgeordnete Thomas Heilmann sieht der Anzeige „locker entgegen. „Was Herr Petersen in der Runde gesagt hat, wird der Richter hören. Vielleicht geht das Ganze auch nach hinten los“, kündigte er gestern an. In der Zusammenarbeit mit dem künftigen Gemeindeoberhaupt sehe er dennoch keine Probleme. „Mir liegt der Ort am Herzen“, sagte der Bauausschussvorsitzende.
In Zurückhaltung übte sich gestern der amtierende Bürgermeister Klaus Kottwittenborg. „Sollte es Beweise für diese Dinge geben, könnte Petersen beamtenrechtlich ein Problem bekommen.“
Sitzung der Gemeindevertretung: Heute 19 Uhr, Hotel „Stadt Berlin“
Henrik Nitzsche
http://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/ ... 70&print=1
Kasharius
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20.1.2015
Hesse will Runden Tisch zu Prostitution schaffen
Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) will die Lage der Prostituierten in Mecklenburg-Vorpommern verbessern. Hesse erwägt - analog zum Beispiel Nordrhein-Westfalen - die Schaffung eines landesweiten Runden Tisches "Prostitution". Die Landesregierung habe das "Thema Prostitution verstärkt im Fokus", schreibt sie in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion. Es gehe um das Selbstbestimmungsrecht der sogenannten Sexarbeiterinnen und -arbeiter und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und den Schutz vor Gewalt. Ein Runder Tisch sei da "sinnvoll", so das Ministerium.
Rezepte gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution
Auf kommunaler Ebene gibt es diese Zusammenkunft bereits - in Rostock sitzen Sozialarbeiter, Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen, um über Probleme zu sprechen - beispielsweise um Prostituierten Aussagen in Prozessen gegen gewalttätige Freier oder Zuhälter zu erleichtern. Es geht vor allem um Rezepte gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Gewalt gegen Frauen. Bei einer Fachtagung "Prostitution" im April 2014 hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt, Brigitte Thielk, bereits einen landesweiten Runden Tisch gefordert.
Erstes Treffen bis Ende März geplant
Hesse will zunächst bis Ende März kommunale Spitzenvertreter zu einer Runde im Ministerium einladen, danach solle über die Einrichtung eines Runden Tisches entschieden werden. Seit Gründung der landesweiten Beratungsstelle ZORA für Frauen und Männer, die zur Sexarbeit gezwungen würden, sei die Zahl der Hilfesuchenden ständig gestiegen, schreibt das Ministerium. Offizielle Daten zur Anzahl und zur Situation der Prostituierten im Land gibt es nicht.
http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenbu ... on192.html
Hesse will Runden Tisch zu Prostitution schaffen
Sozialministerin Birgit Hesse (SPD) will die Lage der Prostituierten in Mecklenburg-Vorpommern verbessern. Hesse erwägt - analog zum Beispiel Nordrhein-Westfalen - die Schaffung eines landesweiten Runden Tisches "Prostitution". Die Landesregierung habe das "Thema Prostitution verstärkt im Fokus", schreibt sie in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion. Es gehe um das Selbstbestimmungsrecht der sogenannten Sexarbeiterinnen und -arbeiter und eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und den Schutz vor Gewalt. Ein Runder Tisch sei da "sinnvoll", so das Ministerium.
Rezepte gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution
Auf kommunaler Ebene gibt es diese Zusammenkunft bereits - in Rostock sitzen Sozialarbeiter, Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen, um über Probleme zu sprechen - beispielsweise um Prostituierten Aussagen in Prozessen gegen gewalttätige Freier oder Zuhälter zu erleichtern. Es geht vor allem um Rezepte gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Gewalt gegen Frauen. Bei einer Fachtagung "Prostitution" im April 2014 hatte die Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt, Brigitte Thielk, bereits einen landesweiten Runden Tisch gefordert.
Erstes Treffen bis Ende März geplant
Hesse will zunächst bis Ende März kommunale Spitzenvertreter zu einer Runde im Ministerium einladen, danach solle über die Einrichtung eines Runden Tisches entschieden werden. Seit Gründung der landesweiten Beratungsstelle ZORA für Frauen und Männer, die zur Sexarbeit gezwungen würden, sei die Zahl der Hilfesuchenden ständig gestiegen, schreibt das Ministerium. Offizielle Daten zur Anzahl und zur Situation der Prostituierten im Land gibt es nicht.
http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenbu ... on192.html
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RE: LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
17.06.2016
DUMM GELAUFEN
FREIER WOLLTE PROSTITUIERTE BEKLAUEN UND BRACH SICH BEIN
Der 30-Jaehrige verletzte sich als er aus eineinhalb Metern aus dem Fenster sprang.
Beim Versuch, einer Prostituierten ihren Lohn zu stehlen, ist ein Mann in Schwerin mit einem Sprung aus dem Fenster gefluechtet. Der 30-Jaehrige verletzte sich bei dem Sturz aus gerade mal einenhalb Metern Hoehe so schwer am Bein, dass er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Nachdem er in der Nacht zu Freitag die Leistungen der Frau in Anspruch genommen hatte, wollte er ihr Bargeld schnappen und durch die Tuer aus der Wohnung tuermen, wie das Polizeipraesidium in Rostock mitteilte. Als die Frau ihn am Verlassen der Wohnung hinderte, sprang er aus dem Fenster. Auf den Mann kommt nun eine Anzeige wegen Diebstahls zu.
www.oe24.at/welt/Freier-wollte-Prostitu ... /239986851
DUMM GELAUFEN
FREIER WOLLTE PROSTITUIERTE BEKLAUEN UND BRACH SICH BEIN
Der 30-Jaehrige verletzte sich als er aus eineinhalb Metern aus dem Fenster sprang.
Beim Versuch, einer Prostituierten ihren Lohn zu stehlen, ist ein Mann in Schwerin mit einem Sprung aus dem Fenster gefluechtet. Der 30-Jaehrige verletzte sich bei dem Sturz aus gerade mal einenhalb Metern Hoehe so schwer am Bein, dass er mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Nachdem er in der Nacht zu Freitag die Leistungen der Frau in Anspruch genommen hatte, wollte er ihr Bargeld schnappen und durch die Tuer aus der Wohnung tuermen, wie das Polizeipraesidium in Rostock mitteilte. Als die Frau ihn am Verlassen der Wohnung hinderte, sprang er aus dem Fenster. Auf den Mann kommt nun eine Anzeige wegen Diebstahls zu.
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Re: LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
Zeitreise: Rostocker Polizeichef im Rotlicht-Strudel
Stand: 06.01.2023 13:40 Uhr
Ein Polizeichef, der Prostituierte ins Gästehaus der Polizei einlädt und ihnen bei Problemen seine dienstliche Hilfe anbietet: Was nach einem zu klischeehaften Drehbuch klingt, ist reale Rostocker Nachwendezeit.
von Benjamin Unger
Anfang der 1990er-Jahre kommen nicht nur blühende Landschaften und D-Mark in den Osten, sondern auch die organisierte Kriminalität und Prostitution. "Vor allem aus Berlin und Hamburg strömten die Zuhälter nach Rostock", erinnert sich der damalige Kriminalpolizist Nicolai Ludwig. "Es gab einen regelrechten Machtkampf um die Vorherrschaft in Rostock." Und dieser Machtkampf ist brutal: Waffenhandel, Schutzgeld, Erpressung, Messerstechereien, Drogenhandel.
Neuer Polizeichef gilt als "Law and Order"-Mann
Polizeichef Siegfried Kordus 1991 im Interview © NDR
Siegfried Kordus aus Düsseldorf wird 1992 Polizeichef in Rostock. Nur wenige Monate später kommt es zu den rassistischen Ausschreitungen in Lichtenhagen.
Um die Situation in den Griff zu bekommen, wird ein neuer Polizeichef in Rostock installiert: Siegfried Kordus aus Düsseldorf. Er will eine integre und disziplinierte Polizei führen, denn "das Umfeld einer Polizei bestimmt deren Handeln", sagt Kordus in einem NDR-Interview im Jahr 1991. Für journalistische Beobachter der damaligen Zeit ist der neue Polizeichef ein "Law and Order"-Mann: jemand, der die Kriminalität hart bekämpft. Der "Focus" schreibt damals, dass Kordus insbesondere der Prostitution Einhalt gebieten will - was für den späteren Teil dieser Geschichte noch relevant wird.
Kordus und die rassistischen Ausschreitungen in Lichtenhagen
Nur ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt gerät Kordus in die Kritik. Mit den rassistischen Ausschreitungen im August 1992 in Lichtenhagen wird Rostock weltweit unrühmlich bekannt. Abscheuliche Übergriffe auf Ausländer im "Sonnenblumenhaus" - die Situation ist schnell komplett außer Kontrolle, schließlich zieht sich die Polizei sogar zurück und lässt die im Gebäude verbliebenen Menschen schutzlos zurück. Kurz darauf brennt das Haus. Siegfried Kordus fuhr nach eigenen Angaben "gegen 20.10 Uhr" für drei Stunden zum Hemdenwechsel nach Hause - und hinterließ einen übermüdeten Einsatzleiter ohne Wachwechsel. Wegen seines Verhaltens bei dem Einsatz muss er später vor den Untersuchungsausschuss des Landtags. Zu diesem Zeitpunkt ist Kordus schon LKA-Chef von Mecklenburg-Vorpommern.
Eskalation in der Rotlichtszene - die Polizeiführung mittendrin
ein Wohnwagen mit der Aufschrift "Aero-Center zur Schleuse" © NDR
Im Rostocker Rotlichtmilieu laufen Ermittlungen "nachsichtig". Offenbar ist die Polizeiführung selbst ins Milieu verstrickt.
In der Rotlichtszene eskalieren derweil die Machtkämpfe: "Da wurde mit einer unfassbaren Brutalität vorgegangen, verschiedene Gruppierungen lieferten sich regelrechte Schlachten", sagt der damalige Generalstaatsanwalt von Mecklenburg-Vorpommern, Alexander Prechtel. "Man kann es etwas flapsig sagen: Die haben der Justiz teilweise die Arbeit abgenommen, weil sie sich gegenseitig aus dem Feld gedrängt haben." Allerdings, so erinnert sich Prechtel, wurden nicht wirklich intensive Maßnahmen ergriffen: "Die oberste Polizeiführung hat mit einer gewissen Nachsicht gearbeitet, weil sie selber diese Institutionen genutzt haben." Polizisten, die offenbar nicht ermitteln, weil sie mit dem Milieu verstrickt sind: Fast schon mafiaeske Realität Anfang der 90er Jahre in Rostock.
Morde erschüttern Rostocker Rotlichtmilieu
Allein zwischen Oktober 1993 und Dezember 1994 gibt es vier Morde in der Rostocker Szene. Der Hamburger Bordell-Betreiber Karl-Heinz "Kalle" Gebauer etwa wird in einem Bordell erschossen - auf dem Gelände eines ehemaligen Ferienlagers einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG). Bei einer Messerstecherei im Warnemünder Bordell "Bienenstock" wird ein 37-Jähriger getötet. Dazu berichtet der "Spiegel", dass die Pathologen bei der Obduktion 28 Messerstiche zählten: "In den Vernehmungen rechtfertigten sich die Verhafteten mit Notwehr. Ein Ermittler sarkastisch: 'Der muss denen wohl 28-mal ins Messer gelaufen sein.'"
Ermittlungen in Polizeikreisen
In der Folge kommt es zu Ermittlungen und Durchsuchungen. Dabei machen die Ermittler um den Kriminalpolizisten Nicolai Ludwig einen unerwarteten Fund: "Da waren wir sehr überrascht, dass wir plötzlich Schecks gefunden haben, die vom Polizeioberen unterschrieben waren. Schecks, mit denen er die Dienste der Prostituierten beglichen hat." Kordus hat also in den Jahren 1991 und 1992 die Frauen - in der Presse werden sie "Doris" und "Silvia" genannt - mit Schecks bezahlt.
"Er kam aus dem Westen und fühlte sich wie Gott in Frankreich"
Die Summen fließen laut "Focus" auf das Konto von "Kalle" Gebauer. Aber warum hat der Polizeichef damals nicht einfach mit Bargeld bezahlt, um keine Spuren zu hinterlassen? Das erklärt sich der damalige Kripo-Beamte Ludwig so: "Er kam aus dem Westen direkt auf eine Spitzenposition in den Osten. Da fühlte er sich offenbar wie der Gott in Frankreich, der über dem Gesetz steht. Er fühlte sich mächtig und Macht kann überheblich machen." Die Bild-Zeitung berichtet großflächig über den "Liebeshunger des höchsten Polizeibeamten Mecklenburgs".
Das Privatleben wird öffentlich, weil es dienstliche Verquickungen gibt: Verschiedene Zeitungen berichten, dass im Zuge der Durchsuchungen im Milieu nicht nur Schecks gefunden wurden, sondern auch Visitenkarten des Polizeichefs. "Er hat einer der Prostituierten gesagt: 'Ich bin hier der Polizeichef, wenn du mal ein Problem hast, kannst du dich an mich wenden'", erzählt der damalige Generalstaatsanwalt Alexander Prechtl. Die Bild-Zeitung schreibt dazu: "Kordus hatte anscheinend eine korrupte Veranlagung."
Kordus trifft Prostituierte im Gästehaus der Polizei
das Gästehaus der Polizei in Warnemünde © NDR
Auch im Gästehaus der Polizei in Rostock soll sich der Polizeichef mit Prostituierten getroffen haben.
Zudem wird eine weitere delikate Seite des Skandals öffentlich: Die Treffen des Polizisten mit den Prostituierten spielten sich nicht etwa im Bordell "Bienenstock" ab, sondern nur 300 Meter entfernt: im Gästehaus der Polizei. Dort wohnt der aus Düsseldorf zugereiste Polizeichef damals. "Er hat das Gästehaus der Polizei zum Etablissement des Rotlichtmilieus gemacht", fasst Polizist Ludwig zusammen. Die Nähe des LKA-Chefs - damals der höchste Beamte der Polizei in MV - zum Rotlicht ist pikant: Hatte sich Kordus doch als "Sittenwächter" (Focus) präsentiert, der ein diszipliniertes Umfeld der Polizei schätzt.
Und nun "hat er sich in dieses Milieu begeben und hat sich in diesem Milieu erpressbar gemacht", stellt Nicolai Ludwig fest. Plakativ berichtet die Bild-Zeitung: Der sogenannte "Zuhälterkönig" Kalle Gebauer habe gute Kontakte zur Polizei - dies sei auch ein Verdienst seiner Prostituierten. Der Rostocker Kriminalpolizist Thomas Laum sagt damals dem NDR: "Zur organisierten Kriminalität gehört immer Korruption, also die Einbeziehung von Leuten aus der öffentlichen Verwaltung. Und ich denke mal, wir hier in Rostock machen da leider keine Ausnahme." Der "Focus" spekuliert sogar noch weiter: Polizeichef Siegfried Kordus sei bei seinen Besuchen im Bordell womöglich gefilmt worden.
Während Disziplinarverfahren: Polizeichef geht in vorzeitigen Ruhestand
Gegen Kordus wird nun ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Der meldet sich daraufhin krank - "das Herz", berichtet der Focus süffisant. Wenig später bittet der Rostocker Polizeichef um Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand. Das NDR Nordmagazin konnte Kordus für eine Stellungnahme nicht erreichen. Nach NDR Informationen hat er lange in Marbella gelebt und ist offenbar 2017 in Spanien verstorben.
Aufarbeitung Mitte der 90er
In Mecklenburg-Vorpommern folgt 1994 die politische Aufarbeitung: Intern waren Kordus' Kontakte zur Rotlichtszene seit Monaten bekannt, berichtet das Hamburger Abendblatt. Die Informationen seien jedoch nicht "hinreichend abgesichert und beweisbar" gewesen. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Rudi Geil (CDU) zieht nun die Konsequenzen: Ein Staatssekretär muss gehen, ein Abteilungsleiter wird versetzt. Nachwirkungen einer Geschichte, die auch fast 30 Jahre später wie ein zu klischeehaftes Drehbuch wirkt. Ein Polizeichef, der gegen die Organisierte Kriminalität vorgehen soll und stattdessen sehr direkte Kontakte zu dieser Szene pflegt - mitten im Gästehaus der Polizei. Ein selten öffentlicher Fall von Verquickungen eines Amtsträgers mit dem Milieu.
https://www.ndr.de/geschichte/Zeitreise ... ht100.html
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Anmerkung von deernhh:
Passender Artikel zu oben von früher aus dem "Der Spiegel"
Verbrechen
Ins Messer gelaufen
Die Hafenstadt Rostock hat sich zur Metropole für leichte Mädchen und Schwerkriminelle im deutschen Nordosten entwickelt.
25.12.1994, 13.00 Uhr • aus DER SPIEGEL 52/1994
In Rostock bekommt die Polizei demnächst dienstlichen Besuch - von der Polizei. Eine fünfköpfige Revisionsgruppe will Schreibtische durchsuchen, Computer filzen, Verdächtige vernehmen.
Bedrängt durch immer neue Enthüllungen über Polizisten im Rotlichtmilieu, entschloß sich Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Rudi Geil (CDU) zum Durchgreifen. Die Spezialisten, Polizeijargon: »Abteilung Genickschuß«, sollen »schonungslos« (Geil) Vergehen von Beamten aufklären und so den ramponierten Ruf der Rostocker Ordnungshüter wiederherstellen.
Die Hansestadt hat sich seit dem Fall der Mauer zu einer Drehscheibe des organisierten Verbrechens entwickelt. Drogenhandel, Autoschiebereien, Prostitution - in Ostdeutschlands größter Seehafenstadt boomen fünf Jahre nach der Wende vor allem kriminelle Geschäfte. Deren Betreiber liefern sich brutale Konkurrenzkämpfe.
»In sehr großen Dimensionen«, so ein Staatsanwalt, werden über Rostock Autos in die ehemalige Sowjetunion verschoben. Genaue Zahlen gibt es nicht.
Rostocker Spezialität: Schlägertrupps der russischen Mafia nehmen Aufkäufern aus den GUS-Ländern, die in Deutschland legal Autos erworben haben und sie in Rostock verschiffen wollen, die Wagen mit Gewalt ab und schaffen sie auf dem Landweg nach Osten. Die Betroffenen schweigen meist aus Angst vor Rache.
Der Drogenhandel via Rostock läuft vor allem in umgekehrter Richtung: Die Hansestadt ist Hauptumschlagplatz für synthetische Drogen aus Polen ("Polnische Suppe"), die von hier auf die skandinavischen Märkte verteilt werden.
Am härtesten tobt der Rostocker Unterweltkrieg im Rotlichtmilieu. In der Hafenstadt (242 000 Einwohner) sind insgesamt 150 Dirnen amtlich registriert. Die Zahl der nicht registrierten Prostituierten schätzt die Polizei auf weitere 50; Stricher, Loveboys und im Gewerbe gelegentlich aktive Hausfrauen nicht mitgerechnet.
Innerhalb eines Jahres wurden in der Szene vier Menschen umgebracht. Vorerst letzter Akt der blutigen Auseinandersetzungen: Im Warnemünder Bordell »Bienenstock« kam nach einer Messerstecherei unter Kiezgrößen der Kickboxer Jürgen Lachmann, 37, ums Leben. Bei der Obduktion zählten die Pathologen 28 Messerstiche.
In den Vernehmungen rechtfertigten sich die Verhafteten mit Notwehr. Ein Ermittler sarkastisch: »Der muß denen wohl 28mal ins Messer gelaufen sein.«
Die Kommune bekommt die Unterwelt nicht in den Griff, weil in Rostock die Stützen von Sicherheit und Ordnung selbst marode sind: Mitglieder der Polizei stehen in Verdacht, in der Szene auf der falschen Seite mitzumischen. Die Staatsanwaltschaft hat den Ruf, bei ihren Ermittlungen überfordert zu sein, und in der städtischen Verwaltung läuft seit der Wende wenig zusammen. Die Verantwortlichen schieben sich gegenseitig die Schuld für ihr Versagen zu.
Die Polizei leidet noch immer unter dem Desaster von Lichtenhagen. Im August 1992 kam es in dem Rostocker Stadtteil zu schweren ausländerfeindlichen Krawallen. Der Mob zündete in der tristen Plattenbausiedlung die Wohnungen von vietnamesischen Gastarbeitern an. Über hundert Menschen entkamen nur knapp dem Inferno. Die Polizei schaute tatenlos zu. Seit zwei Jahren ermittelt die Justiz, wer für die Fehler verantwortlich war. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Die Rostocker Staatsanwaltschaft ist chronisch unterbesetzt und kann sich um viele Delikte gar nicht erst kümmern. Bagatellvergehen verjähren zuhauf. Die Landesregierung in Schwerin hat zwar wiederholt Verstärkung versprochen, getan aber hat sich nichts.
Die Stadtverwaltung hat personell abgespeckt, arbeitet aber ineffizient. »Die Stadtbeamten«, spottet ein Insider, »beschäftigen sich vor allem damit, Aktenstapel hin- und herzuschieben.«
Dem überforderten Nach-Wende-Bürgermeister Klaus Kilimann (SPD) folgte im Herbst 1993 der Verwaltungsexperte Dieter Schröder, 59, von 1989 bis 1991 Kanzleichef des Berliner Regierenden Bürgermeisters Walter Momper. Von ihm erhofften sich die Bürger, daß er Zug in die Bürokratie bringt. Doch schon Anfang Dezember kündigte Schröder »aus gesundheitlichen Gründen« seinen Rücktritt an.
Verwaltung und Staatsanwälte sind sich nur in einem einig: Schuld an der Rostocker Misere trage vor allem die Polizei. »Wir müssen denen jeden zweiten Vorgang zur Nachermittlung zurückgeben«, klagt ein leitender Justizbeamter. »Da herrscht eine ziemlich laxe Berufsauffassung«, assistiert Oberbürgermeister Schröder.
Typisch für die Mentalität der Rostocker Ordnungswächter ist nach Ansicht des OB ein Vorfall, den er selbst beobachtet hat: An einer Straßenkreuzung rast ein BMW mit johlenden Insassen über die rote Ampel, direkt vor einem Streifenwagen. Die Wachtmeister warten seelenruhig, bis sie Grün haben, dann starten sie in die entgegengesetzte Richtung.
Auf dem Kiez sind hohe Polizeivertreter bestens bekannt - als Kunden. Im Schweriner Innenministerium werden Berichte geprüft, wonach sich der frühere Rostocker Polizeichef und spätere Leiter des Landeskriminalamtes, Siegfried Kordus, im Polizeiwohnheim von Prostituierten verwöhnen ließ. Kordus wurde, als sein Privatleben vor einem Monat herauskam, krank geschrieben (SPIEGEL 49/1994).
Kordus'' ehemaliger Stellvertreter Jürgen Deckert, 42, ging gelegentlich ins Bordell »Bienenstock« - zum Biertrinken. Der »Bienenstock«-Betreiber, 31, seinerseits frequentierte öfter mal die Polizeikantine - zum Mittagessen.
Ein Konkurrent, der Bordellier Peter Brzezinski, 26, begrüßte regelmäßig _(* Bei einer Festnahme im Mai. ) Polizisten zum Krafttraining im eigenen Fitneßstudio neben seiner Nachtbar »Le Pirat«. Ob er klammen Ordnungshütern auch Darlehen gewährte, versucht derzeit die Staatsanwaltschaft zu klären.
Daß im Milieu rauhere Sitten herrschen als anderswo, dämmerte den Fahndern offenbar erst, als in der Nacht zum 6. Oktober vergangenen Jahres ein unmaskierter, schwarzgekleideter Mann den Kontaktcontainer des Billigpuffs »Seven Girls« betrat und wortlos dessen Betreiber Karl-Heinz ("Kalle") Gebauer sowie einen zweiten Zuhälter mit je drei Pistolenschüssen hinrichtete. Gebauer galt als Platzhirsch der Rotlichtszene.
Die Stadtverwaltung will die Prostitution mit einem kommunalen Dirnenwohnheim in geordnete Bahnen lenken und hat damit die Lage erst einmal verschärft.
Zunächst erhielt das Konsortium »Erostock«, ein Zusammenschluß von Rostocker Kaufleuten, den Zuschlag vom städtischen Amt für Wirtschaftsförderung. Doch die Einheimischen zogen plötzlich ihre Bewerbung zurück, warum, ist bis heute ungeklärt.
Nun soll der Dortmunder Kaufmann Gerd Fritz Hinüber das Wohnhaus im Stadtteil Marienehe errichten, sehr zum Ärger der örtlichen Zuhälter. »Der soll nur kommen«, droht einer, »der heißt heute schon so, wie er dann sein wird.«
Im vergangenen Sommer wurde ein blutiger Bandenkrieg nur knapp vermieden, als ein Zuhälter aus dem Odenwald versuchte, die Bordellszene in ganz Mecklenburg-Vorpommern unter seine Fuchtel zu stellen. Damals flanierten Schlägertrupps aus Ost- und Westdeutschland auf der Warnemünder Strandpromenade. Die Gang aus dem Westen zog erst ab, nachdem sie die Gegner durchgezählt hatte: Die Rostocker Loddel waren weit überlegen.
Derzeit herrscht in der Szene ein gefährliches Machtvakuum. Die Marktführer Brzezinski und der Betreiber des »Bienenstocks« sowie ihre engsten Kumpane sitzen seit der Messerstecherei im »Bienenstock« in Untersuchungshaft. Die Polizei fürchtet, die labile Lage könnte erneut Rivalen von außerhalb anlocken.
Die Staatsanwälte stehen seit der Bluttat im »Bienenstock« unter Zeitdruck. Wenn sie das Belastungsmaterial nicht binnen sechs Monaten zu einer Anklage zusammengeschrieben haben, müssen die Kiezgrößen womöglich wieder freigelassen werden.
»Uns wäre lieber gewesen«, klagt ein gestreßter Ermittler, »die Herren hätten sich einige Wochen später mit dem Messer traktiert.« Y
Auf dem Kiez sind hohe Polizeibeamte als Kunden bekannt
* Bei einer Festnahme im Mai.
https://www.spiegel.de/politik/ins-mess ... 0013693731
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Re: LokalNachrichten: SCHWERIN & MECKLENBURG-VORPOMMERN
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Die Grafik zeigt wo in Mecklenburg-Vorpommern (MV) Sexarbeit beziehungsweise Prostitution stattfindet, erlaubt ist und wo Sexarbeiterinnen Beratung und Hilfe bekommen.
Zehn Jahre Beratungsstelle SeLA
Sexarbeit enttabuisieren
Galt Prostitution bis 2002 noch als sittenwidrig, hat Deutschland inzwischen eine rechtliche Lage geschaffen, die als liberal und fortschrittlich gilt. Seit mittlerweile zehn Jahren arbeitet die landesweit einzige Beratungsstelle SeLA in Rostock und unterstützt Menschen in der Sexarbeit. Das Fazit ihrer Leiterin: Viel bürokratisches Stückwerk und eine gesellschaftliche Moral, die die Wirklichkeit ignoriert.
Von: Morten Hübbe
Lesedauer: 11 Minuten
Veröffentlicht am: 10. März 2025
Sandra Kamitz leitet die Beratungsstelle Selbstbestimmt Leben und Arbeiten, kurz SeLA. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nadine Herrmann berät sie in Rostock Menschen in der Sexarbeit. SeLA ist ein Angebot, bei dessen Gründung im Jahr 2014 niemand so richtig wusste, welche Bedarfe Sexarbeiter:innen haben und wie Unterstützung aussehen könnte.
„Wir definieren Sexarbeit als eine freiwillige Dienstleistung zwischen zwei mündigen Erwachsenen“, erklärt Kamitz. Die einvernehmliche Absprache der Dienstleistung ist entscheidend. SeLA berät Sexarbeiter:innen rund um ihren Job. Faktisch sind es bis jetzt ausschließlich Frauen gewesen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Sexarbeiterinnen, die in der Hansestadt im Rahmen der EU-Freizügigkeit arbeiten, etwa aus Ost- und Südwesteuropa. Manche kommen aber auch aus Thailand. „Häufig geht es um Unterstützung bei Sprachbarrieren und Hilfe bei der Anmeldung“, sagt Kamitz. Seit 2017 gilt das Prostituiertenschutzgesetz, das von Menschen in der Sexarbeiter verlangt, sich offiziell registrieren zu lassen. Außerdem sind regelmäßige Gesundheitsberatungen Pflicht. Auch deutsche Sexarbeiter:innen nutzen die Beratungsstelle, etwa, weil sie rechtliche oder Steuerfragen haben.
Fast alle Sexarbeiter:innen arbeiten selbständig. „In Rostock wird vornehmlich in sogenannten Modell- oder Terminwohnungen gearbeitet“, weiß Kamitz. Diese Wohnungen, die überall im Stadtgebiet verteilt sind, werden von den Sexarbeiter:innen wochenweise gemietet, um darin ihre Dienstleistungen anzubieten. Daneben gibt es in Rostock zwei Nachtclubs und vereinzelte Massagestudios, wo sexuelle Dienstleistungen durchgeführt werden. Bis Ende 2023 gab es zudem das Eros-Center, ein sogenanntes Laufhaus, allgemein als Bordell bekannt, das mittlerweile geschlossen wurde.
In Rostock arbeiten durchschnittlich 45 angemeldete Sexarbeiter:innen – Frauen und Transpersonen – in Modellwohnungen und Nachtclubs. Die Dunkelziffer liegt vermutlich beim Drei- bis Vierfachen. „Wir schätzen, dass etwa 150 bis 200 wechselnde Sexarbeiter:innen dauerhaft in Rostock tätig sind“, sagt Kamitz.
In Mecklenburg-Vorpommern sind knapp 300 Sexarbeiter:innen offiziell angemeldet. Eine verlässliche Aussage über die tatsächliche Sexarbeit im Land lässt sich dennoch nicht treffen. „Es wird auch in naher Zukunft keine belastbaren Zahlen geben, wenn dadurch Sexarbeiter:innen gesetzliche Konsequenzen, mehr Kontrollen und mehr Repressionen befürchten müssen“, gibt Kamitz zu bedenken.
Die Grafik zeigt wo in Deutschland wie viele Sexarbeiterinnen gemeldet ist. Um Sexarbeit oder Prostitution zu verrichten benötigt man eine Anmeldung beim Land. In MV (Mecklenburg-Vorpommern) gab es Ende 2023 211 angemeldete Sexarbeiter:innen. Damit liegt das Bundesland im Bundesvergleich auf einem hinteren Platz.
Warum wird Sex angeboten?
Wenn sexuelle Dienstleistungen angeboten werden, geht es, wie bei vielen anderen Jobs, um eine wirtschaftliche Absicherung. Das kann sowohl in Vollzeit als auch im Nebenverdienst geschehen. „Es gibt Menschen, die haben eine prekäre Arbeit irgendwo an der Kasse und machen dazu noch ein- oder zweimal im Monat Sexarbeit“, berichtet Kamitz. „Es gibt auch einen kleinen Teil, der in dieser Arbeit eine sinnstiftende Tätigkeit gefunden hat.“
Sexarbeit ist nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Tabu belastet. Das dazugehörige „Hurenstigma“ ist so alt wie die Menschheit und hat trotz veränderter Moralvorstellungen überdauert. Es treffe nicht nur Menschen in der Sexarbeit, sondern fast alle Frauen, so Kamitz. „Eine Frau mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern ist immer eine Hure“, unabhängig davon, ob sie Geld dafür nimmt oder nicht. „Dieses Stigma wirkt so krass auf unsere Klientinnen, dass sie ihre Arbeit vor Freunden und Familie verheimlichen.“ Es hindere sie auch daran, sich entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz anzumelden, weil die Sexarbeiter:innen befürchten, unfreiwillig durch die Behörden geoutet zu werden.
Ein ähnliches Stigma trifft diejenigen, die sexuelle Dienstleistungen nutzen. Die Käuflichkeit von Intimität ist gesellschaftlich verpönt. Dabei sei es lediglich ein kapitalistisches Warenverhältnis wie andere Dienstleistungen auch, meint Kamitz. Doch „die über Jahrhunderte festgesetzte Vorstellung von romantischer Liebe, Treue und Monogamie passt nicht zu sexuellen Dienstleistungen, für die bezahlt wird“.
Viele Klient:innen der Beratungsstelle SeLA prostituieren sich, weil sie kurzzeitig Geld verdienen wollen, um es an ihre Familien zu schicken. „Die nehmen sich vor, vielleicht ein oder zwei Jahre im Job zu bleiben, aber wir haben auch Klientinnen, die wir seit sechs Jahren kennen“, berichtet Kamitz. Die Beraterin sieht einen Zusammenhang mit der Stigmatisierung: „Weil es kein Job wie jeder andere ist, halten die Sexarbeiter:innen das Narrativ hoch, nur übergangsweise in diesem Bereich tätig zu sein.“
Weil nicht alle Sexarbeiter:innen in der Stadt Unterstützung benötigen, könnten sie kein generelles Bild über die Sexarbeit in Rostock abgeben, sagt Kamitz. Die Frauen, die sie und ihre Kollegin Herrmann getroffen haben, waren zwischen 18 und 66 Jahre alt. Manche fingen erst spät mit der Sexarbeit an, weil sie sich noch einmal „neu entdecken wollen“. Andere sehen darin eine Alternative: „Wir hatten schon Klientinnen, die bei Tönnies in Fleischfabriken gearbeitet haben oder in der Gastro und die sagen, das die Sexarbeit der bessere Job ist“, berichtet Kamitz.
Schutzgesetz ist bürokratischer Murks
Sexarbeit ist vorwiegend ein Bargeldgeschäft und „viele hoffen, dass das so bleiben wird, weil einige unserer Klient:innen gar kein Konto haben“, sagt Kamitz. Weder in ihren Herkunftsländern noch in Deutschland besitzen sie eine Bankverbindung und sind deshalb auf Bargeldverkehr angewiesen. „Die leben so ein bisschen von der Hand in den Mund“, und das wirkt sich auf Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge aus, die nicht geleistet werden.
Sexarbeiter:innen sind überwiegend nicht an ihrem Arbeitsort, sondern in ihren Herkunftsländern gemeldet. Im Rahmen der europäischen Freizügigkeit ist das möglich. Das Prostituiertenschutzgesetz akzeptiert diese Wirklichkeit und schreibt lediglich vor, dass Sexarbeiter:innen eine Postadresse in Deutschland haben müssen. In Rostock bietet SeLA eine solche Adresse an. „Aber diese Zustelladresse berechtigt nicht zu einer Steuernummer“, kritisiert Kamitz.
Seit Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes verweigern Finanzämter die Vergabe von Steuernummern an Zustelladressen und verweisen darauf, dass diese nur an Personen mit gemeldetem Wohnsitz vergeben werden. „Zurzeit liegt beim Finanzamt Rostock ein riesiger Stapel mit angemeldeten Sexarbeiterinnen, die keine Steuernummer zugewiesen bekommen“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle. Viele ihrer Klientinnen können deshalb keine Steuererklärung machen.
Bieten Sexarbeiter:innen ihre Leistungen an weniger als 181 Tagen im Jahr in Deutschland an, müssen sie ihre Einnahmen hier nicht versteuern, und wenn sie hierzulande keinen Wohnsitz haben, sind sie auch nicht sozialversicherungspflichtig. Eine Krankenversicherung ist für Selbständige aus dem Ausland immer freiwillig. Viele Sexarbeiter:innen arbeiten jedoch im prekären Bereich. Sie verdienen nicht genug, um diese freiwillige Leistung aufbringen zu können. Hinzu kommt, dass es ohne Wohnsitz schwer ist, ins deutsche Krankenkassensystem aufgenommen zu werden oder ein Bankkonto zu eröffnen.
„Weil sie keine Steuererklärung machen können, können sie kein Einkommen für eine entsprechende Krankenversicherung nachweisen“, beschreibt Kamitz das Problem. „Der gesamte bürokratische Komplex im Bereich der Sexarbeit ist Murks.“ Das Prostituiertenschutzgesetz sollte es Sexarbeiter:innen ermöglichen, sich zu versichern und Steuern zu zahlen. Doch weil andere Gesetze wie die Abgabenordnung im Finanzrecht nicht angepasst wurden, bleibt es bei einem theoretischen Gerüst.
Tatsächlich sind die Einnahmen vieler Sexarbeiter:innen in Rostock so gering, dass dem Staat kaum Steuereinnahmen entgehen, schätzt Kamitz. Das größere Problem sei die ärztliche Versorgung im Krankheitsfall. In einigen Arztpraxen könne man ohne Bankkonto die Rechnung nicht bezahlen. SeLA bietet deshalb ein gynäkologisches Angebot an, bei dem sich Sexarbeiterinnen vierzehntäglich anonym und kostenfrei untersuchen und auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen testen lassen können.
Es gibt kaum einen anderen Beruf, der so reglementiert werde wie die Sexarbeit, bemerkt Kamitz kritisch. Dennoch gilt die gesetzliche Lage in Deutschland als sehr liberal und fortschrittlich. Zwar ist das Prostituiertenschutzgesetz seit seiner Einführung umstritten, doch es regelt auch Erlaubnispflichten für öffentliche Betriebsstätten, also Modellwohnungen, Nachtclubs oder Laufhäuser und Rechte für Sexarbeiter:innen. „Betriebsstätten müssen teilweise Arbeitsmaterialien stellen und mit einem Notfallknopf ausgestattet sein, mit dem sofort die Polizei alarmiert werden kann“, erklärt Kamitz.
Auch wenn das Prostituiertenschutzgesetz einen Rahmen bietet, um sicher zu arbeiten – dazu gehört auch die eingeführte Kondompflicht –, sei es weiterhin „eine Illusion, dass sich Menschen in der Sexarbeit sozial versichern“. Sie haben zwar die rechtliche Möglichkeit, aber die bürokratischen Bedingungen sind nicht an die Situation vieler Sexarbeiter:innen in Deutschland angepasst.
Risiko sexualisierter Gewalt bleibt
Obwohl Kondome bei der Sexarbeit vorgeschrieben sind, bevorzugen die meisten männlichen Freier Sex ohne Gummi. „Aus der Erfahrung wissen wir, dass sich Sexarbeiter:innen lieber schützen würden, aber wenn sie wenige Kunden haben, machen sie aus der Not heraus Sachen, die der Gesundheit nicht zuträglich sind“, sagt Kamitz.
Allein der Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern birgt ein erhöhtes Risiko für bestimmte Geschlechtskrankheiten und kann Unfruchtbarkeit verursachen.
Zudem kann der Konkurrenzdruck dazu führen, dass Menschen sexuell ausgenutzt werden und zu etwas einwilligen, das sie eigentlich nicht machen wollen. Auch das Risiko sexualisierter Gewalt besteht weiterhin, denn Sexarbeit ist der wohl einzige Bereich körpernaher Dienstleistungen, in dem die Arbeit allein angeboten wird. Bei Physiotherapie oder Massagen sind meist weitere Personen in der Nähe, Sexarbeiter:innen dagegen sind allein in ihren Wohnungen.
Doch sexualisierte Gewalt oder gar Menschenhandel gehören nicht zum Aufgabenbereich der Beratungsstelle SeLA. „In unserer Arbeit wollen wir Sexarbeiter:innen ermächtigen, für sich selbstbestimmt zu handeln“, so Kamitz. Wenn sie und ihre Kollegin Anzeichen für Menschenhandel wahrnehmen, vermitteln sie an andere Einrichtungen mit entsprechender Expertise.
Konservative Politik und Sexkaufverbot
Ende September 2024 gab es eine Anhörung im Bundestag zum Verbot von käuflichem Sex, die von der Union auf die Agenda gesetzt wurde und die Zustände in der Prostitution beklagte. „Das Sexkaufverbot ist unser großer Widersacher“, erklärt Kamitz, denn besonders in der Corona-Pandemie sei sichtbar geworden, wie schnell eine Prekarisierung der Arbeitsbedingungen eintreten kann. Wie viele andere Berufe durfte Sexarbeit offiziell nicht stattfinden und wurde in die Illegalität gedrängt.
Das nun diskutierte Verbot, das CDU und CSU unter dem Begriff „Dreisäulenmodell“ in ihr Wahlprogramm aufgenommen haben,1 rückt die Prostitution erneut in diese Richtung. Bereits im November 2023 hatte die Union ein entsprechendes Positionspapier im Bundestag präsentiert.2 Zwar sollen Freier bestraft und Sexarbeiter:innen geschützt werden, doch gesellschaftlich würde das Verbot zu einer stärkeren Tabuisierung der Sexarbeit führen, vermutet Kamitz. „Im Kern geht es um eine Welt ohne Prostitution.“ Für Sexarbeiter:innen würde das bedeuten, dass ihre Arbeit erneut im Verborgenen stattfände und nicht mehr selbstbestimmt ausgeübt werden könnte. In der Konsequenz wäre es verboten, an einem sicheren Ort zu arbeiten. „Die gesellschaftliche Stigmatisierung der Sexarbeit wird dann noch viel mehr zunehmen“, ist Kamitz überzeugt.
Es werde ein Moralverständnis gefördert, nach dem Sexarbeit etwas Falsches sei. Das kann unter Umständen gute Gründe haben: „Aus kapitalismuskritischer Sicht könnte man sagen, dass Intimität gegen Geld nicht zu einer freien, emanzipatorischen Gesellschaft passt“, so Kamitz. Die bisherige Argumentation thematisiere aber vor allem die sexualisierte Gewalt, die in der Gesellschaft durchaus ein Problem darstellt. „Aber die meiste sexualisierte Gewalt findet nicht in der Prostitution statt, sondern in der Ehe oder unter Bekannten. Das reicht bis zu Femiziden“, gibt Kamitz zu bedenken. Dieses Phänomen bleibe auch mit einem Sexkaufverbot bestehen.
Letztendlich werde die Gruppe der Sexarbeiter:innen benutzt, um eine moralische Idee durchzusetzen, glaubt die Beraterin. Doch in ihrer Arbeit lerne sie viele Menschen kennen, die weit entfernt von einer Opferrolle seien. „Das sind Menschen, die ein ganz normales Leben haben, und es ist absurd, dass eine Person aufgrund ihrer Situation auf so eine Art und Weise entmündigt wird.“
Mehr Sichtbarkeit schaffen
Es sei wichtig, Sexarbeit zu normalisieren, denn sie sei mitten in der Gesellschaft. Dennoch ist es schwer, Sichtbarkeit herzustellen. Wenn Sexarbeiter:innen ein Jobangebot für einen gesellschaftlich akzeptierten Beruf bekommen, fragen sie in der Beratungsstelle, ob sie ihre bisherige Tätigkeit angeben sollen. „Wir raten manchmal davon ab, weil die Konsequenzen für das Individuum sehr weitreichend sein können.“ Von voyeuristischen Kolleginnen oder Kollegen und der Objektivierung des eigenen Körpers bis zur Ausgrenzung sprechen viele Gründe gegen ein Outing.
Was die Lage der Sexarbeiter:innen nachhaltig verbessern würde? „Wenn Leute ihre eigene Moral im Diskurs zurücksetzen, anstatt sie als die einzig richtige zu verkaufen“, so Kamitz. Wenn die soziale Realität anerkannt und Sexarbeit als gleichberechtigter Beruf angesehen wäre, könne darüber nachgedacht werden, wie die Menschen in diesem Gewerbe besser unterstützt werden können.
Ohne eine Entstigmatisierung wird es keine Veränderung geben, meint Kamitz. Dabei wünscht sie sich, die eigene Beratungsstelle überflüssig zu machen. Doch ihr Glaube daran sei gering, denn „in den Beratungsstellen kitten wir die Löcher der Gesellschaft, für die der Staat seine Verantwortung nicht ausreichend übernimmt“.
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Autor:in
Morten Hübbe
Freier Redakteur
https://katapult-mv.de/artikel/sexarbei ... buisieren/
Die Grafik zeigt wo in Mecklenburg-Vorpommern (MV) Sexarbeit beziehungsweise Prostitution stattfindet, erlaubt ist und wo Sexarbeiterinnen Beratung und Hilfe bekommen.
Zehn Jahre Beratungsstelle SeLA
Sexarbeit enttabuisieren
Galt Prostitution bis 2002 noch als sittenwidrig, hat Deutschland inzwischen eine rechtliche Lage geschaffen, die als liberal und fortschrittlich gilt. Seit mittlerweile zehn Jahren arbeitet die landesweit einzige Beratungsstelle SeLA in Rostock und unterstützt Menschen in der Sexarbeit. Das Fazit ihrer Leiterin: Viel bürokratisches Stückwerk und eine gesellschaftliche Moral, die die Wirklichkeit ignoriert.
Von: Morten Hübbe
Lesedauer: 11 Minuten
Veröffentlicht am: 10. März 2025
Sandra Kamitz leitet die Beratungsstelle Selbstbestimmt Leben und Arbeiten, kurz SeLA. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nadine Herrmann berät sie in Rostock Menschen in der Sexarbeit. SeLA ist ein Angebot, bei dessen Gründung im Jahr 2014 niemand so richtig wusste, welche Bedarfe Sexarbeiter:innen haben und wie Unterstützung aussehen könnte.
„Wir definieren Sexarbeit als eine freiwillige Dienstleistung zwischen zwei mündigen Erwachsenen“, erklärt Kamitz. Die einvernehmliche Absprache der Dienstleistung ist entscheidend. SeLA berät Sexarbeiter:innen rund um ihren Job. Faktisch sind es bis jetzt ausschließlich Frauen gewesen. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Sexarbeiterinnen, die in der Hansestadt im Rahmen der EU-Freizügigkeit arbeiten, etwa aus Ost- und Südwesteuropa. Manche kommen aber auch aus Thailand. „Häufig geht es um Unterstützung bei Sprachbarrieren und Hilfe bei der Anmeldung“, sagt Kamitz. Seit 2017 gilt das Prostituiertenschutzgesetz, das von Menschen in der Sexarbeiter verlangt, sich offiziell registrieren zu lassen. Außerdem sind regelmäßige Gesundheitsberatungen Pflicht. Auch deutsche Sexarbeiter:innen nutzen die Beratungsstelle, etwa, weil sie rechtliche oder Steuerfragen haben.
Fast alle Sexarbeiter:innen arbeiten selbständig. „In Rostock wird vornehmlich in sogenannten Modell- oder Terminwohnungen gearbeitet“, weiß Kamitz. Diese Wohnungen, die überall im Stadtgebiet verteilt sind, werden von den Sexarbeiter:innen wochenweise gemietet, um darin ihre Dienstleistungen anzubieten. Daneben gibt es in Rostock zwei Nachtclubs und vereinzelte Massagestudios, wo sexuelle Dienstleistungen durchgeführt werden. Bis Ende 2023 gab es zudem das Eros-Center, ein sogenanntes Laufhaus, allgemein als Bordell bekannt, das mittlerweile geschlossen wurde.
In Rostock arbeiten durchschnittlich 45 angemeldete Sexarbeiter:innen – Frauen und Transpersonen – in Modellwohnungen und Nachtclubs. Die Dunkelziffer liegt vermutlich beim Drei- bis Vierfachen. „Wir schätzen, dass etwa 150 bis 200 wechselnde Sexarbeiter:innen dauerhaft in Rostock tätig sind“, sagt Kamitz.
In Mecklenburg-Vorpommern sind knapp 300 Sexarbeiter:innen offiziell angemeldet. Eine verlässliche Aussage über die tatsächliche Sexarbeit im Land lässt sich dennoch nicht treffen. „Es wird auch in naher Zukunft keine belastbaren Zahlen geben, wenn dadurch Sexarbeiter:innen gesetzliche Konsequenzen, mehr Kontrollen und mehr Repressionen befürchten müssen“, gibt Kamitz zu bedenken.
Die Grafik zeigt wo in Deutschland wie viele Sexarbeiterinnen gemeldet ist. Um Sexarbeit oder Prostitution zu verrichten benötigt man eine Anmeldung beim Land. In MV (Mecklenburg-Vorpommern) gab es Ende 2023 211 angemeldete Sexarbeiter:innen. Damit liegt das Bundesland im Bundesvergleich auf einem hinteren Platz.
Warum wird Sex angeboten?
Wenn sexuelle Dienstleistungen angeboten werden, geht es, wie bei vielen anderen Jobs, um eine wirtschaftliche Absicherung. Das kann sowohl in Vollzeit als auch im Nebenverdienst geschehen. „Es gibt Menschen, die haben eine prekäre Arbeit irgendwo an der Kasse und machen dazu noch ein- oder zweimal im Monat Sexarbeit“, berichtet Kamitz. „Es gibt auch einen kleinen Teil, der in dieser Arbeit eine sinnstiftende Tätigkeit gefunden hat.“
Sexarbeit ist nach wie vor mit einem gesellschaftlichen Tabu belastet. Das dazugehörige „Hurenstigma“ ist so alt wie die Menschheit und hat trotz veränderter Moralvorstellungen überdauert. Es treffe nicht nur Menschen in der Sexarbeit, sondern fast alle Frauen, so Kamitz. „Eine Frau mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern ist immer eine Hure“, unabhängig davon, ob sie Geld dafür nimmt oder nicht. „Dieses Stigma wirkt so krass auf unsere Klientinnen, dass sie ihre Arbeit vor Freunden und Familie verheimlichen.“ Es hindere sie auch daran, sich entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz anzumelden, weil die Sexarbeiter:innen befürchten, unfreiwillig durch die Behörden geoutet zu werden.
Ein ähnliches Stigma trifft diejenigen, die sexuelle Dienstleistungen nutzen. Die Käuflichkeit von Intimität ist gesellschaftlich verpönt. Dabei sei es lediglich ein kapitalistisches Warenverhältnis wie andere Dienstleistungen auch, meint Kamitz. Doch „die über Jahrhunderte festgesetzte Vorstellung von romantischer Liebe, Treue und Monogamie passt nicht zu sexuellen Dienstleistungen, für die bezahlt wird“.
Viele Klient:innen der Beratungsstelle SeLA prostituieren sich, weil sie kurzzeitig Geld verdienen wollen, um es an ihre Familien zu schicken. „Die nehmen sich vor, vielleicht ein oder zwei Jahre im Job zu bleiben, aber wir haben auch Klientinnen, die wir seit sechs Jahren kennen“, berichtet Kamitz. Die Beraterin sieht einen Zusammenhang mit der Stigmatisierung: „Weil es kein Job wie jeder andere ist, halten die Sexarbeiter:innen das Narrativ hoch, nur übergangsweise in diesem Bereich tätig zu sein.“
Weil nicht alle Sexarbeiter:innen in der Stadt Unterstützung benötigen, könnten sie kein generelles Bild über die Sexarbeit in Rostock abgeben, sagt Kamitz. Die Frauen, die sie und ihre Kollegin Herrmann getroffen haben, waren zwischen 18 und 66 Jahre alt. Manche fingen erst spät mit der Sexarbeit an, weil sie sich noch einmal „neu entdecken wollen“. Andere sehen darin eine Alternative: „Wir hatten schon Klientinnen, die bei Tönnies in Fleischfabriken gearbeitet haben oder in der Gastro und die sagen, das die Sexarbeit der bessere Job ist“, berichtet Kamitz.
Schutzgesetz ist bürokratischer Murks
Sexarbeit ist vorwiegend ein Bargeldgeschäft und „viele hoffen, dass das so bleiben wird, weil einige unserer Klient:innen gar kein Konto haben“, sagt Kamitz. Weder in ihren Herkunftsländern noch in Deutschland besitzen sie eine Bankverbindung und sind deshalb auf Bargeldverkehr angewiesen. „Die leben so ein bisschen von der Hand in den Mund“, und das wirkt sich auf Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträge aus, die nicht geleistet werden.
Sexarbeiter:innen sind überwiegend nicht an ihrem Arbeitsort, sondern in ihren Herkunftsländern gemeldet. Im Rahmen der europäischen Freizügigkeit ist das möglich. Das Prostituiertenschutzgesetz akzeptiert diese Wirklichkeit und schreibt lediglich vor, dass Sexarbeiter:innen eine Postadresse in Deutschland haben müssen. In Rostock bietet SeLA eine solche Adresse an. „Aber diese Zustelladresse berechtigt nicht zu einer Steuernummer“, kritisiert Kamitz.
Seit Einführung des Prostituiertenschutzgesetzes verweigern Finanzämter die Vergabe von Steuernummern an Zustelladressen und verweisen darauf, dass diese nur an Personen mit gemeldetem Wohnsitz vergeben werden. „Zurzeit liegt beim Finanzamt Rostock ein riesiger Stapel mit angemeldeten Sexarbeiterinnen, die keine Steuernummer zugewiesen bekommen“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle. Viele ihrer Klientinnen können deshalb keine Steuererklärung machen.
Bieten Sexarbeiter:innen ihre Leistungen an weniger als 181 Tagen im Jahr in Deutschland an, müssen sie ihre Einnahmen hier nicht versteuern, und wenn sie hierzulande keinen Wohnsitz haben, sind sie auch nicht sozialversicherungspflichtig. Eine Krankenversicherung ist für Selbständige aus dem Ausland immer freiwillig. Viele Sexarbeiter:innen arbeiten jedoch im prekären Bereich. Sie verdienen nicht genug, um diese freiwillige Leistung aufbringen zu können. Hinzu kommt, dass es ohne Wohnsitz schwer ist, ins deutsche Krankenkassensystem aufgenommen zu werden oder ein Bankkonto zu eröffnen.
„Weil sie keine Steuererklärung machen können, können sie kein Einkommen für eine entsprechende Krankenversicherung nachweisen“, beschreibt Kamitz das Problem. „Der gesamte bürokratische Komplex im Bereich der Sexarbeit ist Murks.“ Das Prostituiertenschutzgesetz sollte es Sexarbeiter:innen ermöglichen, sich zu versichern und Steuern zu zahlen. Doch weil andere Gesetze wie die Abgabenordnung im Finanzrecht nicht angepasst wurden, bleibt es bei einem theoretischen Gerüst.
Tatsächlich sind die Einnahmen vieler Sexarbeiter:innen in Rostock so gering, dass dem Staat kaum Steuereinnahmen entgehen, schätzt Kamitz. Das größere Problem sei die ärztliche Versorgung im Krankheitsfall. In einigen Arztpraxen könne man ohne Bankkonto die Rechnung nicht bezahlen. SeLA bietet deshalb ein gynäkologisches Angebot an, bei dem sich Sexarbeiterinnen vierzehntäglich anonym und kostenfrei untersuchen und auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen testen lassen können.
Es gibt kaum einen anderen Beruf, der so reglementiert werde wie die Sexarbeit, bemerkt Kamitz kritisch. Dennoch gilt die gesetzliche Lage in Deutschland als sehr liberal und fortschrittlich. Zwar ist das Prostituiertenschutzgesetz seit seiner Einführung umstritten, doch es regelt auch Erlaubnispflichten für öffentliche Betriebsstätten, also Modellwohnungen, Nachtclubs oder Laufhäuser und Rechte für Sexarbeiter:innen. „Betriebsstätten müssen teilweise Arbeitsmaterialien stellen und mit einem Notfallknopf ausgestattet sein, mit dem sofort die Polizei alarmiert werden kann“, erklärt Kamitz.
Auch wenn das Prostituiertenschutzgesetz einen Rahmen bietet, um sicher zu arbeiten – dazu gehört auch die eingeführte Kondompflicht –, sei es weiterhin „eine Illusion, dass sich Menschen in der Sexarbeit sozial versichern“. Sie haben zwar die rechtliche Möglichkeit, aber die bürokratischen Bedingungen sind nicht an die Situation vieler Sexarbeiter:innen in Deutschland angepasst.
Risiko sexualisierter Gewalt bleibt
Obwohl Kondome bei der Sexarbeit vorgeschrieben sind, bevorzugen die meisten männlichen Freier Sex ohne Gummi. „Aus der Erfahrung wissen wir, dass sich Sexarbeiter:innen lieber schützen würden, aber wenn sie wenige Kunden haben, machen sie aus der Not heraus Sachen, die der Gesundheit nicht zuträglich sind“, sagt Kamitz.
Allein der Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern birgt ein erhöhtes Risiko für bestimmte Geschlechtskrankheiten und kann Unfruchtbarkeit verursachen.
Zudem kann der Konkurrenzdruck dazu führen, dass Menschen sexuell ausgenutzt werden und zu etwas einwilligen, das sie eigentlich nicht machen wollen. Auch das Risiko sexualisierter Gewalt besteht weiterhin, denn Sexarbeit ist der wohl einzige Bereich körpernaher Dienstleistungen, in dem die Arbeit allein angeboten wird. Bei Physiotherapie oder Massagen sind meist weitere Personen in der Nähe, Sexarbeiter:innen dagegen sind allein in ihren Wohnungen.
Doch sexualisierte Gewalt oder gar Menschenhandel gehören nicht zum Aufgabenbereich der Beratungsstelle SeLA. „In unserer Arbeit wollen wir Sexarbeiter:innen ermächtigen, für sich selbstbestimmt zu handeln“, so Kamitz. Wenn sie und ihre Kollegin Anzeichen für Menschenhandel wahrnehmen, vermitteln sie an andere Einrichtungen mit entsprechender Expertise.
Konservative Politik und Sexkaufverbot
Ende September 2024 gab es eine Anhörung im Bundestag zum Verbot von käuflichem Sex, die von der Union auf die Agenda gesetzt wurde und die Zustände in der Prostitution beklagte. „Das Sexkaufverbot ist unser großer Widersacher“, erklärt Kamitz, denn besonders in der Corona-Pandemie sei sichtbar geworden, wie schnell eine Prekarisierung der Arbeitsbedingungen eintreten kann. Wie viele andere Berufe durfte Sexarbeit offiziell nicht stattfinden und wurde in die Illegalität gedrängt.
Das nun diskutierte Verbot, das CDU und CSU unter dem Begriff „Dreisäulenmodell“ in ihr Wahlprogramm aufgenommen haben,1 rückt die Prostitution erneut in diese Richtung. Bereits im November 2023 hatte die Union ein entsprechendes Positionspapier im Bundestag präsentiert.2 Zwar sollen Freier bestraft und Sexarbeiter:innen geschützt werden, doch gesellschaftlich würde das Verbot zu einer stärkeren Tabuisierung der Sexarbeit führen, vermutet Kamitz. „Im Kern geht es um eine Welt ohne Prostitution.“ Für Sexarbeiter:innen würde das bedeuten, dass ihre Arbeit erneut im Verborgenen stattfände und nicht mehr selbstbestimmt ausgeübt werden könnte. In der Konsequenz wäre es verboten, an einem sicheren Ort zu arbeiten. „Die gesellschaftliche Stigmatisierung der Sexarbeit wird dann noch viel mehr zunehmen“, ist Kamitz überzeugt.
Es werde ein Moralverständnis gefördert, nach dem Sexarbeit etwas Falsches sei. Das kann unter Umständen gute Gründe haben: „Aus kapitalismuskritischer Sicht könnte man sagen, dass Intimität gegen Geld nicht zu einer freien, emanzipatorischen Gesellschaft passt“, so Kamitz. Die bisherige Argumentation thematisiere aber vor allem die sexualisierte Gewalt, die in der Gesellschaft durchaus ein Problem darstellt. „Aber die meiste sexualisierte Gewalt findet nicht in der Prostitution statt, sondern in der Ehe oder unter Bekannten. Das reicht bis zu Femiziden“, gibt Kamitz zu bedenken. Dieses Phänomen bleibe auch mit einem Sexkaufverbot bestehen.
Letztendlich werde die Gruppe der Sexarbeiter:innen benutzt, um eine moralische Idee durchzusetzen, glaubt die Beraterin. Doch in ihrer Arbeit lerne sie viele Menschen kennen, die weit entfernt von einer Opferrolle seien. „Das sind Menschen, die ein ganz normales Leben haben, und es ist absurd, dass eine Person aufgrund ihrer Situation auf so eine Art und Weise entmündigt wird.“
Mehr Sichtbarkeit schaffen
Es sei wichtig, Sexarbeit zu normalisieren, denn sie sei mitten in der Gesellschaft. Dennoch ist es schwer, Sichtbarkeit herzustellen. Wenn Sexarbeiter:innen ein Jobangebot für einen gesellschaftlich akzeptierten Beruf bekommen, fragen sie in der Beratungsstelle, ob sie ihre bisherige Tätigkeit angeben sollen. „Wir raten manchmal davon ab, weil die Konsequenzen für das Individuum sehr weitreichend sein können.“ Von voyeuristischen Kolleginnen oder Kollegen und der Objektivierung des eigenen Körpers bis zur Ausgrenzung sprechen viele Gründe gegen ein Outing.
Was die Lage der Sexarbeiter:innen nachhaltig verbessern würde? „Wenn Leute ihre eigene Moral im Diskurs zurücksetzen, anstatt sie als die einzig richtige zu verkaufen“, so Kamitz. Wenn die soziale Realität anerkannt und Sexarbeit als gleichberechtigter Beruf angesehen wäre, könne darüber nachgedacht werden, wie die Menschen in diesem Gewerbe besser unterstützt werden können.
Ohne eine Entstigmatisierung wird es keine Veränderung geben, meint Kamitz. Dabei wünscht sie sich, die eigene Beratungsstelle überflüssig zu machen. Doch ihr Glaube daran sei gering, denn „in den Beratungsstellen kitten wir die Löcher der Gesellschaft, für die der Staat seine Verantwortung nicht ausreichend übernimmt“.
Dieser Artikel erschien bereits in unserer Printausgabe, die ihr im Abo oder im Shop bekommen könnt!
Autor:in
Morten Hübbe
Freier Redakteur
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