LokalNachrichten: WIEN

Hier findet Ihr "lokale" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Städten aufgeteilt.
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fraences
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Beitrag von fraences »

@Lieber Christian,

Wien hat uns sehr gut gefallen. Unser Reisebericht ist noch nicht zu Ende, nur sind wir noch nicht dazu gekommen, alles zu berichten, bzw. im anderen Bereich hier zu posten. (Günnis Gesundheitszustand ist sehr geschwächt).

Fortsetzung Teil 4 folgt.

Liebe Grüsse, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Fakten und Infos über Prostitution

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annainga
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von annainga »

man mag nicht glauben, dass es sich um diesselbe frau handelt.

Mag. Gabriele Schön
Diplomkrankenschwester, Psychologin,
Integrale Tanz- und Ausdruckstherapeutin

http://www.yogapraxis.org/content.php?m=17&c=29

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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Aoife »

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annainga hat geschrieben:man mag nicht glauben, dass es sich um diesselbe frau handelt.
Nun - wenn man den esoterischen Hintergrund beispielsweise auch der nationalsozialistischen Ideologie kennt nicht wirklich überraschend.

Der Aberglaube an die "Reinigende Wirkung von Feuer" sowie die Arroganz überhaupt jemanden anderen als reinigungsbedürftig zu definieren weil er die eigenen "moralischen" Vorurteile nicht erfüllt passt doch hervorragend dazu.

Bei weitem nicht alles was in lieblich-esoterischen Worten daherkommt ist harmlos ... nur allzuoft versteckt sich dahinter der Glaube an persönliche Überlegenheit mit der impliziten Überzeugung andere daher beurteilen-richten-vernichten zu dürfen.

Liebe Grüße, Aoife
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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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Aoife hat geschrieben:... nur allzuoft versteckt sich dahinter der Glaube an persönliche Überlegenheit mit der impliziten Überzeugung andere daher beurteilen-richten-vernichten zu dürfen.
womit wir wieder bei dem 2. Protagonisten der Initiative wären, der vor einer TV-Kamera offen vor der Bürgerwehr warnt, die sie (die SexarbeiterInnen) erschlagen wird "wie die Ratten"

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=qfshYd9e ... r_embedded#![/youtube]

und auch nicht davor zurück schreckt eine SexarbeiterIn (vor den Augen einer Journalistin) an eine Wand zu stoßen, "da sie da nichts verloren hätte" - Wohlgemerkt (abgesehen davon, dass der Herr Gruber überhaupt Niemand zu stoßen hat) handelte es sich bei der SW nicht um eine Anbahnende...

Die Geschichte ist damals sogar in der TAZ gelandet http://www.taz.de/!83580/

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Lisa-50
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Beitrag von Lisa-50 »

Hallo Aiofe,

ich stimme Dir voll zu.
Ich kenne mich mit Sekten aus, dank meiner Mutter

lg

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Da mich vor ca 1 Stunde ein ziemlich erboster Anruf erreicht hat "dass Frau Schön niemals davon gesprochen hätte, dass das Feuer eine reinigende Wirkung hätte und dies bei dem Thema angebracht wäre..." habe ich mir die Sendung "Stöckl am Samstag" heruntergeladen und den Ausschnitt herausgeschnitten:

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Aoife
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Beitrag von Aoife »

Bei allem Bemühen zwecks Aufrechterhaltung des politischen Dialogs die andere Seite nicht vollständig zu demontieren:

Hat eine Ideologie, in diesem speziellen Fall die demokratische Staatsverfassung, noch irgendeine praktische Bedeutung, wenn sie nicht in der Lage ist bereits auf Strukturebene zu verhindern, dass eine Regierung gebildet wird, die sich nur allzu bereitwillig den Wünschen solcher Extremisten beugt?

Liebe Grüße, Aoife
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Sentenza
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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Sentenza »

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fraences hat geschrieben:auf der andere Seite vereinzelte Mietshäusern.
Vereinzelte Mietshäuser? Die ganze Straße entlang steht Wohnhaus an Wohnhaus, unterbrochen nur durch das Gelände des Kaiserin-Elisabeth-Spitals. (Das ist gleich hinter den Plakatwänden gegenüber dem Club 28.)

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fraences hat geschrieben:es ist ihnen verboten im Türrahmen zu stehen
Es ist ihnen verboten von der offenen Tür aus anzubahnen. Tun sie aber. Rufen Passenten quer über die Straße zu: "Komm her!"

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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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Sentenza hat geschrieben: Es ist ihnen verboten von der offenen Tür aus anzubahnen. Tun sie aber. Rufen Passenten quer über die Straße zu: "Komm her!"
Da ich gleichzeitig mit Fraences anwesend war: Es hat kein Mensch gerufen - die Frauen haben lediglich Luft geschnappt. Und selbst wenn irgend Jemand einmal gerufen haben soll, so ist Niemand berechtigt "Menschen mit Fackeln zu vertreiben" oder "zu stoßen" - oder etwa "wie die Ratten zu erschlagen"

Genauso wenig berechtigt es Jemand derartige Ausdrücke zu verwenden, wie sie auf http://www.wienerstrich.at/allgemein/viel-heisse-luft/ dokumentiert sind - wohlgemerkt: Diese Ausdrücke entstammen dem Blog der "Bürgerinitiative" für den laut Impressum Frau Schön verantwortlich zeichnet.

Und ob diese Wohnhäuser alle bewohnt sind (Beispiel: Links gegenüber dem Club28) wollen wir jetzt auch nicht wirklich diskutieren. Um das Gebiet vor dem 28er und auch andere fragliche Plätze als "Wohngebiet" zu definieren gehört schon ordentliche Fantasie (der Flächenwidmungsplan sieht es ja auch nicht so)

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

"Es darf keine Prostitution geben"

Sandra Frauenberger zwischen genereller Ablehnung und dem Bedürfnis, Prostituierten einen guten arbeitsrechtlichen Rahmen zu bieten

Seit zwei Jahren beschäftigt sich die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger als SPÖ-Politikerin mit dem Thema Prostitution. Initiiert hat sie inzwischen ein neues Prostitutionsgesetz, das ihr auch einige Kritik einbrachte. Frauenberger jedoch sieht es als "erfolgreiches Gesetz". Nachdem der Oberste Gerichtshof (OGH) Ende Mai urteilte, Entgelt für Sex sei nicht generell sittenwidrig, forderte Frauenberger prompt einen bundesgesetzlichen Rahmen für Prostitution in Österreich.

"In der Auseinandersetzung mit den Frauen und den NGOs bekomme ich halt schon auch mit, dass wir das Thema ideologisch nicht lösen werden, und deshalb lautet die Frage für mich: Wie können wir die Prostituierten bestmöglich absichern", so Sandra Frauenberger, Frauenstadträtin in Wien.

Doch wie soll dieser Rahmen aussehen? Was bedeutet das Fallen der Sittenwidrigkeit für Prostituierte? Wird Österreich dem deutschen Modell der Liberalisierung folgen? Frauenberger schildert im Gespräch mit dieStandard.at ihre Gratwanderung zwischen genereller Ablehnung von Prostitution und dem Bedürfnis, den Prostituierten einen möglichst guten arbeitsrechtlichen Rahmen zu bieten.

dieStandard.at: Sie haben Ende Mai im Wiener Landtag davon gesprochen, dass "das Prostitutionsgesetz in Wien ein sehr erfolgreiches ist". Woran messen Sie diesen Erfolg?

Frauenberger: An drei Faktoren messe ich das. Es war uns wichtig, dass wir eine Regelung für die Straßenprostitution finden. Die andere Sache war, einen Beitrag für die Sicherheit der Frauen zu leisten. Da haben wir etwa die Erstanmeldung für Prostituierte erarbeitet und Projekte gegen Menschenhandel initiiert. Und wir haben das Ziel gehabt, die Frage in den Lokalen zu regeln. Bis auf das, dass wir noch keine Erlaubniszonen haben, hat es eigentlich sehr gut funktioniert.

dieStandard.at: Sie haben das Thema Sicherheit angesprochen. Der Verein LEFÖ bemängelt den erschwerten Kontakt zu Prostituierten seit Inkrafttreten des Gesetzes, es fehle auch an Infrastruktur. Prostituierte wurden mit dem Gesetz eigentlich unsichtbar gemacht. Auch die Freier wurden dadurch unsichtbar. Kommt das Gesetz den Freiern dadurch nicht sehr gelegen?

Frauenberger: Wir haben extra die Freierbestrafung eingeführt. Sie sprechen hier einen Punkt an, der eigentlich in der gesamten Auseinandersetzung sehr oft außer Acht gelassen wird. Wir reden immer nur von den Prostituierten. Aber solange es Freier gibt, wird es die Prostitution geben. Durch die Freierbestrafung haben wir ein Instrument, um das auch ein Stück weit zu lösen. Man muss auch immer schauen, was ein Landesgesetz kann und was nicht. Wir haben auch nach wie vor die Sittenwidrigkeit, auch wenn es jetzt das OGH-Urteil dazu gibt.

Gemeinsam mit NGOs wie Sophie und LEFÖ haben wir uns gefragt, was wir tun sollen. Dann haben wir den Regelungsgegenstand Wohngebiet gefunden. In dieser Steuerungsgruppe, die das Gesetz begleitet, wurden Kriterien erarbeitet, die besagen, wo frau sicher arbeiten kann. Mit all dem Konfliktpotenzial, das der Prater bietet, ist der Prater für die Prostituierten geblieben. Als Gesetzgeberin kann ich einem Bezirk keine Zone oktroyieren. Dazu brauche ich den Bezirk, und die stellen sich derzeit nicht gerade um Erlaubniszonen an.

dieStandard.at: Die Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer äußert sich auch sehr zufrieden über das Gesetz: "Der Prater gehört wieder den Familien", "Der Tourismus blüht wieder", heißt es. Galt es, mit dem Gesetz der Wirtschaft zu dienen?

Frauenberger: Ich kenne diese Aussendung der Wirtschaftskammer. Die heften sich das Gesetz jetzt auf die Fahnen. Aber eigentlich hat der Bezirk darum gekämpft. Der zweite Bezirk hat sich als sehr solidarischer Bezirk erwiesen. Als Frauen da noch tagsüber standen, hieß es, dass Familienväter, obwohl sie mit Kindern unterwegs waren, von Prostituierten angesprochen wurden. Wie oft das passiert, weiß ich natürlich nicht.

dieStandard.at: Das ist eine Frage des Blickwinkels: Wie oft werden Frauen von Männern in Autos belästigt, die einen Kindersitz auf der Rückbank haben?

Frauenberger: Das ist so eine Sache. Wir wissen ja, dass Straßenprostitution in erster Linie über das Auto passiert. Ich weiß, dass Prostitution eine sehr besetzte Diskussion ist, daher wird es rund um dieses Gesetz nie Ruhe geben. Was ich versucht habe zu tun, ist, einen Rahmen zu setzen. Da ist jetzt einmal viel gelungen und einiges läuft nicht so, wie ich mir das vorstelle.

dieStandard.at: Was läuft nicht nach Ihren Vorstellungen?

Frauenberger: Die Dynamiken im Prater sind nicht absehbar. Es gibt ethnische Konflikte unter den Frauen. Es gibt eine Art Verdrängung von Frauen, die gehandelte Frauen sind, die jetzt überhaupt nicht mehr nach Wien kommen.

dieStandard.at: Für viele frauenpolitische Beobachterinnen bietet sich ein paradoxes Bild: Während auf der einen Seite viel getan wird, um Frauen beispielsweise in börsennotierte Unternehmen zu bringen, werden Prostituierte verdrängt und unsichtbar gemacht. Wie würden Sie diese Art der Frauenpolitik beschreiben?

Frauenberger: Nun, erstens einmal gibt es ein ganz klares frauenpolitisches Ziel, und das gilt von der Frau, die sozial absolut schwach ist, bis zu der Frau, die in einer Top-Position ist, nämlich, dass Frauen sicher, selbstbestimmt und unabhängig in dieser Stadt leben können. In meiner feministischen Reflexion gilt das besonders für sozial schwache Frauen - und in 99,9 Prozent der Fälle zählen auch Prostituierte dazu.

In Wien haben wir derzeit 2.758 registrierte Prostituierte, etwa 150 davon arbeiten auf der Straße. Worauf ich schauen möchte, ist, dass die Situation für Straßenprostituierte akzeptabel ist. Derzeit haben wir die Situation, dass sie sich gegenseitig durch die starke Konkurrenz die Preise zusammenhauen. Es gibt Frauen, die machen Jobs um zehn Euro. Das ist nicht nur frauenpolitisch, das ist gesamtgesellschaftlich furchtbar.

dieStandard.at: Nach dem Urteil des OGH, Entgelt für Sex sei nicht generell sittenwidrig, forderten Sie einen bundesgesetzlichen Rahmen für Prostitution. Was schwebt Ihnen da vor? Welche Position nehmen Sie hier ein?

Frauenberger: Wenn die Sittenwidrigkeit fällt, müssen wir uns darüber unterhalten, was Prostitution dann ist. Ist es dann ein Arbeitsverhältnis oder ist es ein Gewerbe? Das gilt es einmal zu klären. Ich tendiere dahin, dass man die Frauen arbeits- und sozialrechtlich gut absichert. Wir haben zwar neun verschiedene Landesgesetze, aber zur Absicherung brauchen wir eine gemeinsame Vorgangsweise.

dieStandard.at: Denken Sie an eine Liberalisierung nach deutschem Vorbild?

Frauenberger: Auch dort gibt es Probleme. Die haben Prostitution zwar liberalisiert, aber die wenigsten Frauen sind da hineinoptiert. Wir sind mit den deutschen Kolleginnen in engem Kontakt und wissen, dass da vieles nicht gut gelaufen ist. Daher haben wir uns überlegt, dazu auch eine Enquete zu machen. Ich glaube, das Gesetz muss man sehr wohl mit den Prostituierten selbst erarbeiten.

dieStandard.at: Das ist aber auch ein Zugeständnis oder die Position, dass es okay ist, wenn sich Männer Frauensex kaufen und also die Frau eine Ware ist.

Frauenberger: Das ist eine sehr heftige Auseinandersetzung. Mit dieser Frage plage ich mich ganz massiv. Andererseits, in der Auseinandersetzung mit den Frauen und den NGOs bekomme ich halt schon auch mit, dass wir das Thema ideologisch nicht lösen werden, und deshalb lautet die Frage für mich: Wie können wir die Prostituierten bestmöglich absichern? Wenn man es ideologisch diskutiert, ist jede Art der Regelung ein Zugeständnis an Prostitution und ein Bekenntnis zu Ausbeutung. Das ist eine Gratwanderung.

Diese von Ihnen angesprochene Ideologisierung des Themas würde ich gerne als Diskussion führen, aber gleichzeitig muss es auch den Ruf nach einer Regelung geben. Die Fragen nach Arbeit, Ausbeutung und Abhängigkeit sind große Fragen für mich. Wenn ich von Arbeitnehmerinnen spreche, muss ich auch fragen, wer der Arbeitgeber ist. Der Freier? Der Zuhälter?

dieStandard.at: Einen anderen ideologischen Weg haben wie so oft die SchwedInnen eingeschlagen. Als das Gesetz 1999 unter dem Namen "Kvinnofrid" (Frauenfrieden) auf den Weg gebracht wurde, hieß es von der Schriftstellerin Maria-Pia Boethius: "Niemand soll die Sexualität eines anderen Menschen, die von Frauen, Männern oder Kindern, kaufen dürfen. Das passt nicht zu einer Demokratie." Die dahinterstehende Haltung ist der Versuch, die patriarchale Ordnung aufzubrechen, ebenso, dass es menschenunwürdig ist, eine Person als sexuelle Ware zu deklarieren. Warum gehen Sie mit der SPÖ nicht diesen klaren schwedischen Weg?

Frauenberger: Ideologisch kann ich dem auch zustimmen. Aber wenn wir in Wien heute Prostitution verbieten würden, würde sie trotzdem stattfinden. Sie würde illegal stattfinden und den Frauen würde es noch schlechter gehen. Aber ja, ideologisch muss der schwedische Weg auch das Ziel sein. Meine frauenpolitische Vision ist die einer demokratischen, gleichgestellten Gesellschaft. Das impliziert auch, dass es eigentlich keine Prostitution geben darf. (Sandra Ernst Kaiser, dieStandard.at, 24.6.2012)

http://diestandard.at/1339638571723/Wie ... tion-geben

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Ein Beispiel politischer Ignoranz... Ist ja eh Alles gut. Und Frauenhandel gibt es auch nicht mehr.....

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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Aoife »

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Zwerg hat geschrieben:Frauenberger: Ideologisch kann ich dem auch zustimmen.
Gut - das erklärt die Wiener Zustände perfekt.

Wer der menschenverachtenden schwedischen Ideologie zustimmt, der kann wohl nicht anders als Menschen, und somit auch Frauen, massiv zu schädigen, wenn sie es wagen von der persönlichen Utopie wie sie zu sein haben abzuweichen. Unter diesem Blickwinkel kann man das Wiener Prostitutionsgesetz wirklich nur als erfolgreich bezeichnen.

Alles Bedauern darüber dass das Gesetz auch nachteilige Wirkungen entfaltet sind nur Krokodilstränen - die schwedische Ideologie fordert ja genau diese Mißachtung der Grundrechte, ihr Kernpunkt ist, dass der Mensch keinerlei Recht hat so zu sein wie er ist, sondern dass er ausschließlich Material darstellt, an dem "der Staat" seine Formungsabsichten ausleben darf und soll.

Dass eine solchermaßen motivierte Politik gerne die Anregungen von Feuermystikerin und Rattenfänger aufnimmt verwundert nicht, schließlich stammt sie aus dem gleichen Nest.

Liebe Grüße, Aoife
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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

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Zwerg hat geschrieben: Und ob diese Wohnhäuser alle bewohnt sind (Beispiel: Links gegenüber dem Club28) wollen wir jetzt auch nicht wirklich diskutieren. Um das Gebiet vor dem 28er und auch andere fragliche Plätze als "Wohngebiet" zu definieren gehört schon ordentliche Fantasie (der Flächenwidmungsplan sieht es ja auch nicht so)
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Alex66
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Re: RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Alex66 »

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Sentenza hat geschrieben:          Bild
fraences hat geschrieben:auf der andere Seite vereinzelte Mietshäusern.
Vereinzelte Mietshäuser? Die ganze Straße entlang steht Wohnhaus an Wohnhaus, unterbrochen nur durch das Gelände des Kaiserin-Elisabeth-Spitals. (Das ist gleich hinter den Plakatwänden gegenüber dem Club 28.)


Kann es sein dass es in Wien eine zweite Felberstraße, oder auch einen zweiten Club 28 gibt - im Parallelluniversum mancher wohl mit Sicherheit. Fakt ist - auf der gesamten Felberstraße steht auf der Seite des Club 28 kein einziges Wohnhaus. Diese Straßenseite ist Bahngelände und mündet in den Bahndamm.

Auf der, dem Club 28 gegenüberliegenden Straßenseite, befindet sich auf einer Länge von ungefähr 150 Metern kein einziges Wohnhaus sondern zusätzlich zur Begrenzungsmauer des Spitalsgeländes nur gewerblich genutzte und in den Nachtstunden deshalb auch menschenleere Gebäude.

Daher ist dies auch ein Abschnitt der Felberstraße, der vor dem 01.11.2011 keine Verbotszone war. Der Straßenstrich vor dem Club 28 (man könnte auch sagen die Frauen des Straßenstriches die den Club 28 regelmäßig als Stundenhotel nutzten) hatte sich mit ihren Standplätzen bekanntermaßen auch stets an diese 150 Meter-"Erlaubniszone" gehalten. Um es noch klarer zu sagen - in diesem Bereich war die Ausübung der Straßenprostitution aus oben angeführten Gründen vor dem 01.11.2011 definitiv gesetzeskonform und erlaubt.

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Beitrag von Robby »

hab das schon länger mitgelesen
da hat die die Stadtregierung einige Querulanten zum Vorwand genommen um eine weitere Minderheit zu unterdrücken
auf der Felberstrasse gabs schon immer einen Strassenstrich
zumindest seit den 80ern hab ichs selbst gesehen
ist wohl wie bei anrainern von flughäfen und bahnhöfen
zuerst billig kaufen und sich dann über den lärm beschweren
auf der Felberstrasse wars wohl genauso

allerdings ist die" Bürgerinitiative "weitaus feiger als die Gegner von Bahnhöfen und Flugplätzen
die kämpfen wenigstens gegen mächtige Institutionen
die Bürgerinitiave traut sich nur gegen die Allerschwächsten!
einen Platz in den Heldensagen neben Herakles,Achill,Dietrich von Bern oder Cuchulainn haben sie sich damit wohl nicht erstritten
aber kein Mensch ist unnötig
als schlechtes Beispiel kann er immer noch dienen!
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Körper und Ehre zu Markte tragen
Kommentar der anderen | Kerstin Kellermann, 21. August 2012, 18:55

Auf der Straße wird kassiert: Zum Schicksal von Bettlern und Prostituierten

Vor ein paar Monaten gegen Mitternacht fand ich eine Frau mitten auf der Straße. Jung, schön, fast nackt, nur mit weißem Leiberl bekleidet, aber mit hohen Stiefeln - blutend im Gesicht und an den Beinen.

Der Polizei-Notruf fragte mich: "Ist eine Täterpersönlichkeit in der Nähe?" Es regnete stark. Der dicke, rotuniformierte Rettungsmann beschwerte sich, dass er die Frau, die prompt zu schreien anfing, "noch nicht einmal vaginal untersuchen durfte". Die jungen Polizisten konzentrierten sich auf die Identitätsüberprüfung. Die Frau sprach nur polnisch und war völlig neben sich. Sie hielt ihre Identitätskarte und fünfzig Euro in der Hand. "So nackt können wir die Frau nicht mit ins Krankenhaus nehmen", sagte der Rettungsmann. Also gab ich ihr meinen Wollrock.

Über die "Interventionsstelle gegen Frauenhandel" erfuhr ich am nächsten Tag, dass die Frau auf eigenen Wunsch aus der Psychiatrie entlassen worden war. Niemand hatte mit ihr geredet. Sie verschwand einfach.

Sicher ist es schwierig, das Vertrauen von Menschenhandelsopfern zu gewinnen. Viele Verfahren werden eingestellt, die Beweise reichen nicht aus, die Frauen werden abgeschoben. Trotzdem darf man nicht aufgeben, die Opfer zu unterstützen, denn die organisierte Kriminalität verdient inzwischen mehr am Frauenhandel als am Waffen- bzw. Drogenhandel.

Der Menschenrechtsbeirat kritisiert in seinem letzten Bericht, dass die Richter der Verfahren in der derzeitigen Form nicht berücksichtigen, dass sie auch auf Zwangsprostituierte treffen. Beamte ohne spezielle Schulung fahren in polizeilichen Zivil-Autos in Wiener Gebiete des nicht erlaubten Straßenstrichs und verurteilen Frauen bei Nicken auf die Frage " Ficken fünfzig? Blasen dreißig?" zu einer Strafverfügung über 600 Euro (jeweils 300 Euro für die Übertretung des Prostitutionsgesetzes durch Straßenprostitution an einem nicht zugelassenen Ort und das Nichtvorweisen der Gesundheitskontrollkarte). Kurz wird sogar das Prozedere zur Vereinbarung von Ratenzahlungen erläutert. Die Frauen werden auch bei Schnittwunden oder starken Angstzuständen nicht einzeln befragt.

Sehr pragmatisch: 600 Euro bedeuten, dass der Staat an zwölf Kunden mitkassiert. "Schuldknechtschaft" lasse ebenfalls keine "freie Entscheidung über die Ausübung der Prostitution" zu, steht im Bericht. Die in der Schubhaft beschäftigten Beamten und Beamtinnen erhielten keine Schulung zur Identifizierung von Opfern des Menschenhandels.

Während sich der junge und dynamische Leiter der "Zentralstelle gegen Menschenhandel und Schlepperei", Gerald Tatzgern, vor allem auf die Bettler spezialisiert (wie er als Zuhörer bei der Pressekonferenz des Menschenrechtsbeirates in einem Diskussionsbeitrag ausführte), die ja ziemlich einfach an jeder Straßenecke aufzuklauben sind, und seinen Master auf der Fachhochschule für Strategisches Sicherheitsmanagement zum Thema "Bettelei als freiwillige Lebensgrundlage oder Ausbeutung im Rahmen des Menschenhandels" schreibt, weiten die international vernetzten Hintermänner des Frauenhandels ihre Gewinne aus.

Tatzgern war aber auch hinter den Anklagen gegen Frauenhändler bezüglich 31 bulgarischen Frauen zwischen 18 und 23 Jahren, die bis zu sechs Jahre lang der Prostitution "zugeführt" wurden. Die gerichtlichen Strafen waren nicht besonders hoch, denn die Frauen entschlugen sich vor Gericht der Aussage. "Weil im Hintergrund sehr viel läuft, die fürchten sich", sagt Tatzgern.

"Es wird sich durch die Übernahme der Thematik Menschenhandel durch die Volksanwaltschaft nichts ändern", versprach Volksanwältin Terezija Stoisits auf der letzten Pressekonferenz des Menschenrechtsbeirates. Doch es hat sich bereits etwas geändert: Rechtsanwalt Georg Bürstmayr, der öffentlich befürchtete, dass nun die Schubhaft weniger intensiv kontrolliert werde, wurde nicht mehr zum Kommissions-Leiter bestellt.

"Das wahre Problem ist", so Evelyn Probst von der Interventionsstelle gegen Frauenhandel/Lefö, "dass die von Frauenhandel Betroffenen nur Aufenthalt in Österreich erhalten, wenn das Verfahren nicht eingestellt wird und sie genügend Beweise liefern können."(Kerstin Kellermann, DER STANDARD, 22.8.2012)

Kerstin Kellermann, freie Journalistin und Autorin, lebt in Wien.

http://derstandard.at/1345164769657/Koe ... kte-tragen

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Beitrag von Zwerg »

Der Bericht des Menschenrechtbeirates ist durchaus lesenswert - besonders ab Seite 24..... http://www.menschenrechtsbeirat.at/cms1 ... ersion.pdf

Auch wenn der Bericht ausschließlich auf Menschenhandel ausgerichtet ist, zeigt er doch den Umgang der Behörde in Wien im Bezug auf Sexarbeit

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Dem Rotlicht steht ein Kahlschlag bevor

Wer ab 1. November in Wien ein Bordell betreibt, muss strenge Auflagen erfüllen: Jedes dritte Lokal wird keine Genehmigung mehr bekommen.

Das horizontale Gewerbe in Wien wird ab 1. November kopfstehen. Das belegen die Zahlen und Fakten aus dem Referat für Prostitutionsangelegenheiten der Wiener Polizei schon jetzt. Mit dem Stichtag tritt eine für viele Bordelle folgenschwere Regelung in Kraft: Wer ein Rotlicht-Lokal betreiben will, muss strenge Auflagen erfüllen. Wer dies nicht schafft, muss die Rollbalken runterlassen.

Anfang November des Vorjahres trat das neue, in der Branche höchst umstrittene Wiener Prostitutionsgesetz in Kraft. Seitdem läuft die einjährige Übergangsfrist, während der Bordell-Chefs ihre Lokale genehmigen lassen müssen. Eine vorläufige Bilanz fällt ernüchternd aus: Von rund 450 Rotlicht-Lokalen in Wien können nur drei Betreiber einen positiven Bescheid vorweisen. Nur rund 50 Verfahren laufen.

Bauanzeigen

Die Auflagen sind streng: Hygiene, Sicherheit, Brandschutz, Fluchtwege und mehr sind genau normiert. Ein Ziviltechniker muss das Lokal abnehmen. In der Theorie dauert eine Genehmigung drei Wochen, in der Praxis um ein Vielfaches länger. „Die Bausubstanz in fast allen Lokalen entsprechen nicht den Plänen", erklärt Referatsleiter Wolfgang Langer. Anders gesagt: In vielen Studios gibt es neue Wände oder eben alte nicht mehr. Die Folge ist ein Stapel aus Bauanzeigen beim Magistrat, der ein Bauverfahren einleiten muss. Für rund hundert Ansuchen müssen Ziviltechniker deshalb erstmals neue Pläne anfertigen.

Und der Rest? Selbst nach einer erneuten Info-Kampagne der Polizei blieben viele säumig. Langer nennt dafür zwei Gründe: Viele könnten die Bedingungen nicht erfüllen, weil sie technisch nicht umsetzbar sind. Beispiel: ein Fluchtweg im Souterrain. Oder es hapert am Leumund, der den Betreibern bescheinigen muss, dass sie gegen keine branchenrelevanten Gesetze verstoßen haben.

In wie vielen Lokalen im November das Rotlicht brennen wird, ist zwar noch unklar, bei der Wiener Polizei rechnet man aber mit rund 150 Lokalen. Die übrigen Bordelle müssen ab 1. November zusperren – zumindest vorübergehend. Bei Verstößen kann die Polizei strafen (bis zu 7000 Euro) und Lokale schließen. Langer glaubt, dass zweihundert Sexlokale nachträglich um Genehmigung ansuchen werden. Der Rest, je nach Zählweise bis zu 150 Etablissements, muss schließen. Die Konsequenzen lassen sich noch nicht abschätzen. Die Exekutive begrüßt den „Verbesserungsprozess" und spricht von einem „Ende der Hinterhoflokale".

Illegalität

Christian Knappik kennt die Probleme von Prostituierten. Er arbeitet ehrenamtlich für eine Sexarbeiterinnen-Plattform. „Wir fürchten uns vor dem Stichtag. Das Gesetz ist einfach unüberlegt." Es dränge Prostituierte in die Illegalität in geheime Wohnungen.

Rotlicht-Manager wie Peter Laskaris begrüßen das große Reinemachen. „Ich werde die Auflagen erfüllen können." Er betreibt in Wien- Meidling ein Laufhaus. Wie in einem Hotel mieten sich Prostituierte hier ein Zimmer, allerdings nicht für einzelne Tage, sondern gleich für einen Monat – und das zu Hotelpreisen von rund 80 Euro pro Tag. In diese Etablissements mit bis zu 40 Zimmern könnte sich künftig das Geschäft verlagern. Nicht zuletzt, weil Investoren viel Geld lockermachen, können solche Bordelle die geforderten Auflagen erfüllen. Für Knappik ist der Trend bedenklich: „Das ist eine Form der Prostitution, die enorme Abhängigkeit schafft. Die Frauen arbeiten für die Miete." Derzeit ist viel Geld im Rotlicht in Bewegung, sagen Insider. Und es gibt weitere Pläne für Laufhäuser, dazu jenen vom größten Laufhaus der Welt.

http://kurier.at/nachrichten/wien/45105 ... -bevor.php

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Marc of Frankfurt
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Sex-Work-Statistik-Wien

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Interessant, wie lange es braucht, bis dieser "Strukturwandel" in den Blick der Öffentlichkeit und Medienunternehmen gerät. Der Artikel hat mich angeregt folgende Branchen-Übersicht einmal grob abzuschätzen:


Statistik-Abschätzung *)
zur konfliktreichen (Anti-)Sexwork-Politik



Sexworker:
_____ 5.000 (_ 100%) geschätzte Sexworker in Wien (2..3 Promille je Einwohner)
3.000-4.000 (60-80%) geschätzter Ausländeranteil
_____ 1.664 (__ 33%) 1.636 Frauen plus 28 Männer haben eine Kontrollkarte (2008)
_______ 200 (___ 4%) Sexworker arbeiten bisher auf der Straße im öffentlichen Raum
_______ 300 ________ Sexworker kommen im Jahr bei Beratungsstelle SOPHIE vorbei
________ 11 ________ Sexworker je Betrieb
(Für alle Sexworker nur eine STD-Stelle, wo sie wöchentlich zwangsuntersucht werden)


Betriebe:
450 (100%) Sexarbeitsbetriebe derzeit geschätzt
_ 3 (_ 1%) Betriebe mit derzeit positivem Bestandsbescheid (Laufhäuser?)
_ 1 ______ Ein geduldet/empfohlener aber gefährlicher Straßenstrichbereich (Prater)
_50 ( 11%) laufende Legalisierungs-Verfahren
150 ( 33%) Betriebe mit möglicherweise pos. Bescheid
300 ( 66%) Betriebe die vmtl. geschlossen werden


Sexdienstleistungen:
_______ 4 Sexdienstleistungen pro (diensthabendem) Sexworker und Tag
______ 44 Sexdienstleistungen pro Betrieb und Tag
15-20.000 Sexdienstleistungen pro Tag in Wien
7.300.000 pro Jahr in Wien


Kunden:
_ 280.000 Kunden (Annahme der männl. "Durchschnittskunde" kommt alle 14 Tage)
(das wären dann 35..48% aller Männer aus Stadt bzw. Ballungsraum, d.h. jeder zweite..dritte Mann)
_ 579.964 Männer im sexaktiven Alter (67% aller Männer, 18-85 Jahre)
_ 865.618 Männer
1.731.236 Einwohner (Stadt 2012, Wikipedia)
2.419.000 Einwohner (Ballungsraum 2008)


Kosten:
50 Euro Anmeldegebüren Sexarbeit inkl. Kontrollkarte
80 bis 150 Euro Zimmermiete pro Tag im Laufhaus
70 bis 600 Euro Strafgebühr (300 bei verbotenem Straßenstrich plus 300 bei fehlender Kontrollkarte entspräche 12 Kundengeschäften) bis_ 7.000 Euro Strafe für illegalen Bordellbeetrieb
10.000 bis 20.000 Euro im Widerholungsfalle Verwaltungsstrafe Straßenstrich Vorallberg, Salzburg


Umsätze:
_10 EUro Preis eine Sexarbeiterin in extremer Notlage (wird gerne als Gerücht verbreitet)
_50 Euro Preis einer durchschnittlichen/kleinen Sexdienstleistung
_60 Euro verdient eine Krankenschwester umgerechnet in Bulgarien im Monat
365 Millionen Euro Jahresumsatz Kunde/Sexworker (Umverteilung zwischen den Geschlechtern)
??? Prozentsatz der bei den Sexarbeiter_innen verbleibt
??? Prozentsatz der an Betreiber oder Agenturen (Miete, Werbung..) weitergegeben wird ("Ausbeutungsquote")
??? Steuereinnahmen Sexwork
??? Strafgeldzahlungen Sexworker jeweils ca. 100 Euro Mindeststrafe (50 Euro ermäßigt, oder 500 Euro verschärft Höchststrafe)
??? Kosten für Polizeieinsätze, Beratungsstellen und Prozesse
...

Verwaltungsstrafen:
Die Anzahl der Strafen hat sich durch das neue Gesetz (WPG) um 18% reduziert
10.592 (2011)
_8.694 (2012 -18%).
_8.351 96% Sexworker. Strafen treffen überwiegend zu 96% Prostituierte !!!
___238 _3% Freier
___105 _1% Lokalbetreiber wurden angezeigt.
[16.9.2013 www.kurier.at/chronik/oesterreich/reali ... 27.014.904 ]

Das entspricht einer Strafzahlungssumme pro Jahr in Höhe von ca. 1 Millionen Euro hauptsächlich an Sexworker-Migrantinnen !!!
Für diese Strafkosten müssen die Sexarbeiterinnen ca. 33.333 Kunden pro Jahr a 30 Euro pro Service zusätzlich bedienen.
Das macht für jeder der ca. 200 out-door Sexworker 166 Extra-Services pro Jahr oder 13 Extra-Kunden jeden Monat.

Ob Geldstrafen Sexworker wie beabsichtigt vertreiben oder verdrängen ist sehr fraglich (politischer Forschungsbedarf!), weil der idealtypische Strafwirkungsmechanismus m.E. nicht bei Leuten in prekären Notlagen funktioniert. Also handelt es sich hier um einen diskriminierenden Mechanismus die prekärsten Frauen auf der untersten Stufe in der Gesellschaft massiv zu drangsalieren und abzukassieren. Was sagt dazu die Wiener Soziologie und Konfliktforschung?


Sexarbeiterin: "10.500 Euro bezahlt und 3.000 Euro Strafzahlung noch offen"
[4.9.2013 www.stuwer.info/2013/09/10-500-bezahlt- ... och-offen/ ]


Kontrollen:
_ 2.191 Verstöße im 1. Quartal 2013
___ 146 Anzeigen gegen Sexworker in 4 Tagen, davon 30 x Strafgelder 100-300 Euro und 2 Festnahmen [13.3.2009]
300.000 Euro Strafgeldzahlung pro Jahr allein in Wien hochgerechnet



300 vmtl. zu schließende Sexarbeitbetriebsstätten (66%), das ist eine immense nicht-liberale staatlich verordnete "Marktbereinigung". Da muß man sich fragen, ob die staatlich eingesetzte Lenkungsgruppe mit unzulänglicher NGO-Beteiligung diesen sozial-ökonomischen Sachverhalt so deutlich zuvor diskutiert hat und welche Lösungen damals kursierten, für ein durch Regulierung neu entstehendes soziales Problem, was aus der vorgeblichen Lösung eines bestehenden sog. "Prostitutions-Problems" erwachsen ist.
300 Betriebe x 11 Sexworker/Betrieb = 3.300 Sexworker verlieren ihren Arbeitsplatz und Einkunftsmöglichkeit.
3.300 Sexarbeiter x 3 Angehörige/Arbeiter = 9.900 Menschen und Angehörige verlieren ihre finanzielle Absicherung und Zukunftsfähigkeit.


Das Wiener Prostitutionsgesetz vom 1.1.2011 und seine zu kritisierende Durchführung/Umsetzung stürzt somit ca. 10.000 Menschen in finanzielle Probleme und das mitten in der noch andauernden Finanzkrise.


*) Schätzung ohne Gewähr, als Anlaß unsere Branche genauer kennenzulernen und zu charakterisieren (gemeinsame Marktforschung) und um Kennziffern für den politischen Diskurs abzuleiten und parat zu haben (Aufklärung und Fortbildung intern und extern).





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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 23.09.2013, 22:11, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: Sex-Work-Statistik-Wien

Beitrag von Zwerg »

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Marc of Frankfurt hat geschrieben:Sexdienstleistungen:
_______ 4 Sexdienstleistungen pro (diensthabendem) Sexworker und Tag
______ 44 Sexdienstleistungen pro Betrieb und Tag
__ 20.000 Sexdienstleistungen pro Tag in Wien
7.300.000 pro Jahr in Wien.
Diesen Unsinn mit 4 Jobs/SexarbeiterIn im Schnitt hat bereits eine MitarbeiterIn des Gesundheitsamtes verzapft und wurde daraufhin von uns schärfstens kritisiert - ich frage mich, warum wir solche Zahlen (die absolut an der Realität vorbei gehen) hier bei uns brauchen....

Es gibt keinen derartig hohen Schnitt und wir sollten uns hüten derartige Schätzungen (da höchst unseriös) bei uns zu verbreiten.

Ebenso falsch sind die behaupteten 50,- für eine kleine Dienstleistung. Die SexarbeiterInnen, welche tatsächlich eine höhere Kundenanzahl aufweisen (Straßenstrich) arbeiten zum Teil im Niedrigpreissegment - und so abscheulich es auch klingen mag: Es ist auf Grund der verheerenden Situation von SexarbeiterInnen in Wien ein Preissturz eingetreten: Das Service beginnt teilweise bereits bei 15,- bzw. 20 Euro.

Auch die in der Schätzung angegebene Zahl der SexarbeiterInnen möchte ich entschieden in Abrede stellen...

Es ist einfach nicht möglich seriöse Zahlen zu nennen und diese hochzurechnen. Aber nicht nur deshalb sollten wir dies unterlassen.

christian

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Illegale Prostitution: Lage eskaliert

Beitrag von Jason »

Illegale Prostitution: Lage eskaliert

06.09.2012 | 18:29 | KLAUS STÖGER (Die Presse)

Die Bewohner des Stuwerviertel beschweren sich über Straßenstrich. Bezirksvorsteher Gerhard Kubik (SPÖ): "Wir wollen nicht die rote Meile Wiens bleiben". Die Polizei schrieb 820 Anzeigen allein im Sommer.



Wien. „Im Stuwerviertel ist es derzeit ganz schlimm, so arg wie noch nie.“ Mit diesen Worten beschreibt Wolfgang Seidl, FP-Bezirksparteiobmann von Wien-Leopoldstadt, den Straßenstrich in diesem Teil des 2. Bezirks. Eine Situation, die es – rechtlich – gar nicht geben dürfte: Denn seit Ende vergangenen Jahres ist die Straßenprostitution offiziell nur noch in einem bestimmten Gebiet des Praters (ebenfalls im 2. Bezirk und seit Juni dort auch nur noch in den Nachtstunden) und in Auhof im äußersten Westen Wiens erlaubt. Auch wenn das neue Prostitutionsgesetz nun seit einem Dreivierteljahr in Kraft ist: Die Probleme mit der Straßenprostitution dauern an.

„Bewohner berichten mir, dass sie tagsüber auf dem kurzen Weg vom Ilgplatz zur Stuwerstraße von den oft noch minderjährigen Prostituierten angesprochen und fast schon bedrängt werden“, sagt Seidl. Die Polizei sei zwar präsent, „aber wenn sie eine Prostituierte kontrollieren, laufen die anderen weg und warnen ihre Kolleginnen.“ Jeder, der dort wohnt oder mit der Bevölkerung spricht, wisse „über diese Zustände Bescheid – nur unser Bezirksvorsteher nicht“, kritisiert der FP-Bezirkspolitiker.

„Mir ist die Belästigung im Stuwerviertel sehr wohl bekannt, sie ist über die Sommermonate etwas stärker geworden“, kontert Bezirkschef Gerhard Kubik (SPÖ). Aber auch er ist mit der Situation in dem Bezirksteil nicht zufrieden: „Im Herbst wird es darüber wieder Gespräche geben. Es kann nicht sein, dass wir die rote Meile Wiens bleiben.“ Im Prater, wo die Straßenprostitution in den Nachtstunden erlaubt ist, funktioniere die Regelung. Dem stimmt auch Seidl zu, meint aber: „In der Nacht stehen die Frauen dort in Scharen, es gibt eine enorme Verdrängung.“ Dennoch: Die FPÖ fordert ein generelles Verbot der Straßenprostitution, auch der nächtliche Strich im Prater müsse verboten werden.

Die Grünen wiederum sind der Ansicht, jene Regelung, die das „Anschaffen“ im Prater nur noch nachts erlaube, löse die Probleme nicht. „Diese zeitliche Beschränkung führt nur zu einer Verlagerung“, etwa ins Stuwerviertel, aber auch in die Wohnungsprostitution. „Gerade dort sind die Frauen aber dann für Streetworker und Polizei nicht erreichbar.“ Ziel müsse es daher sein, genügend sichere Bereiche, wie etwa behördlich bewilligte Lokale, zu schaffen. Das werde deshalb zentrales Thema bei den Gesprächen im Herbst sein, sagt Sozialsprecherin Birgit Hebein.

Dass die (unerlaubte) „Anbahnung in Wohngebieten“, wie es im Gesetz heißt, besonders in der Leopoldstadt stattfindet, zeigen die Zahlen der Polizei. Im Monat Juni gab es in den Bezirken 2 und 20 (sie werden bei polizeilichen Auswertungen gemeinsam erfasst) insgesamt 310 Anzeigen – im Schnitt also knapp mehr als zehn pro Tag. „Fast alle dieser Anzeigen kommen aus dem Stuwerviertel“, wie ein Polizeisprecher erklärt. Zum Vergleich: Im Mai 2012 schrieb die Polizei 220 Anzeigen, um 90 weniger. „Im Sommer ist es mehr geworden“, heißt es bei der zuständigen Polizeiinspektion. Zuletzt hat sich die Zahl der Anzeigen gegenüber Juni wieder leicht verringert – im August waren es exakt 253. Insgesamt gab es in den Sommermonaten 820 Anzeigen. Alle von der „Presse“ befragten Politiker meinen jedoch, die Polizei habe ihre Kontrolltätigkeit in den vergangenen Monaten verstärkt.


Frauenberger: Kritik an Bezirken

Die im Herbst 2011 von SPÖ und Grünen vorgeschlagenen „Erlaubniszonen“ auf dem Gürtel und im 9.Bezirk waren auf heftige Ablehnung gestoßen. „Leider hält sich der Wille der Bezirke, sichere Plätze für Prostituierte zu schaffen, in Grenzen“, erklärte die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) Ende Juni im Landtag.

Als eine dieser „Erlaubniszonen“ war auch ein Bereich beim Neubaugürtel – dort ist der Grüne Thomas Blimlinger Bezirksvorsteher – im Gespräch. „Die Position der Grünen ist schon komisch: Sie haben dort den Bezirksvorsteher, der sich dafür einsetzen könnte“, argumentiert Kubik. Replik von Hebein: Genau dort gebe es Bedenken. Wegen eines von der EU geförderten Mädchenspielplatzes.

Auf einen Blick

Straßenprostitution ist im 2. Bezirk nur auf wenigen Straßen im Prater, und dort auch nur noch nachts, erlaubt. Dennoch beschweren sich Anrainer über „Anbahnungen“ von Prostituierten im benachbarten Stuwerviertel. Von Anfang Juni bis Ende August gab es 820 Anzeigen. Im Herbst soll es wieder Gespräche über das Problem geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2012)
http://diepresse.com/home/panorama/wien ... -eskaliert


Ein Kommentar dazu:

Florianiprinzip bei Prostitution

MARTIN STUHLPFARRER (Die Presse)

Das Gesetz zur Neuregelung der Prostitution scheitert an der Realität.

Ein Verbot der Straßenprostitution ist sinnlos. Sie würde sich nur in die Illegalität verlagern, ohne Kontrolle durch Polizei und Sozialarbeiter, ohne Schutz für die betroffenen Frauen – mit massiven Auswirkungen auf die Anrainer der illegalen Prostitutionszonen. Deshalb ist es positiv, dass die Stadt Wien mit einem neuen Gesetz versucht hat, die Straßenprostitution in geregelte Bahnen zu lenken.

Die Idee, eigene Zonen außerhalb der Wohngebiete zu schaffen, war gut gemeint. Das ist bekanntlich oft das Gegenteil von gut. Jeder sprach sich für die Schaffung eigener Prostitutionszonen aus, keiner wollte sie aber im Bezirk haben. Die Folgen sind dramatisch: Im Stuwerviertel beim Prater eskaliert die Situation. Eine Überraschung? Nur für die Erfinder des Gesetzes. Denn neben dem Stuwerviertel gibt es nur einen einzigen Standplatz für Prostituierte. Und zwar am Auhof, der für die Betroffenen völlig unattraktiv ist. Die einzige Lösung: Die Prostitution muss auf mehrere Standplätze verteilt werden. Diese Lösung scheitert aber an den Bezirken. Nicht einmal der grün regierte Bezirk Neubau will eine derartige Zone. Obwohl hauptsächlich der grüne Regierungspartner bei dem neuen Gesetz federführend war.

Mehr Polizei bringt hier nichts. Die Stadt braucht eine politische Lösung – wenn nötig, auch gegen den Willen der Bezirkskaiser. Denn sie lassen das Gesetz am Florianiprinzip und Egoismus scheitern.



martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2012)
http://diepresse.com/home/meinung/komme ... ostitution
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <