Als Maßstab für die Sicherheit eines Kontrazeptivums gilt der Pearl-Index.
Er gibt die Anzahl der Schwangerschaften pro 100 Frauen an, die diese Verhütungsmethode ein Jahr lang anwenden.
Zeitwahlmethode (Knaus-Ogino-Methode seit 1920):
Perl-Index 14-24 bzw. 9-40!
Einzige vom Papst erlaubte Methode "Römisch Roulette".
Kondom:
Perl-Index 2-12 Schwangerschaften bei 100 Frauen in einem Jahr trotz Verhütung.
Diese Angabe läßt sich wohl nicht als Sicherheit pro Sexakt umrechnen?
Werte schwanken, weil Methodensicherheit („perfect use“) ist nicht gleich praxisnaher Anwendungssicherheit („imperfect use“).
Perl-Referenzwert der Fruchtbarkeit ohne Verhütung:
Bei regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr ohne jegliche Form der Empfängnisverhütung gibt der Pearl-Index die Fruchtbarkeit wieder und beträgt altersabhängig etwa:
85 bei 20-jährigen Frauen
50 bei 35-jährigen Frauen
30 bei 40-jährigen Frauen
sinkt auf 0 etwa im Alter von 45–50 mit dem Einsetzen der Menopause.
„Hormonspirale für viele ideal“
Horrormeldungen über Nebenwirkungen der Hormonspirale verunsicherten kürzlich viele Frauen. Als für viele „geradzu ideal“ bezeichnet sie der Linzer Gynäkologe Othmar Brandl, der jedoch für individuelle Beratung plädiert.
Spirale:
Sie leiden unter Akne oder neigen zu Depressionen? „Dann würde ich von der Hormonspirale abraten“, sagt Othmar Brandl. Symptome können sich durch das moderne Mittel nämlich verstärken. Hingegen lindert das kleine Plastik-T, das vom Gynäkologen in die Gebärmutter eingepflanzt wird und dort bis zu fünf Jahre verhütendes Gestagen abgibt, oft andere Beschwerden wie Regelschmerzen oder starke Blutungen. Anders als die herkömmliche Spirale aus Kupfer eignet sie sich gut für Frauen, die noch schwanger werden wollen und ebenfalls für jene, die wegen Thrombose-Risiko keine herkömmliche Pille schlucken dürfen.
Pille:
Immer noch entscheiden sich viele Frauen für die Pille (Östrogen und Gestagen). Billige Präparate schlagen sich mit weniger als drei Euro pro Monat zu Buche. „Die können aber wirklich nur verhüten“, sagt Brandl.
Wer zu einer der ausgeklügelten Wirkstoffkombinationen greift, muss zumeist mit keiner Gewichtszunahme rechnen, die „Ferraris“ unter den Pillen (bis zu 14,30 pro Monat) wirken auch entwässernd und verbessern das Hautbild oft gravierend.
Kondome:
Die Methode ist harmlos, schützt auch vor Geschlechtskrankheiten und Aids – wenn sie richtig angewendet wird. Davon hängt auch die Sicherheit, mit der Verhütung funktioniert, ab.
Natürliche Empfängnisverhütung:
Egal, ob die Methoden mit Temperatur-Messungen, Schleimbeobachtung oder einem kleinen Computer, der beim Errechnen der „sicheren“ Tage hilft (Starterpaket: 114,85 Euro, dann 39,95 für drei Monate), funktionieren: Sie eignen sich eigentlich nur für Frauen, die auf dem Standpunkt stehen: „Ich möchte eher nicht schwanger werden, aber wenn's passiert, dann passiert es eben.“
Sterilisation/Vasektomie:
Beim Mann durchtrennt der Operateur die Samenleiter, bei der Frau entfernt er ein Stück der Eileiter. Die Methode ist nur geeignet, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht. Neben dem Operationsrisiko bleibt auch ein kleines Restrisiko schwanger zu werden. Ab ca. 600 Euro.
Kondom für die Frau:
hat sich nicht durchgesetzt, vielleicht weil es „raschelt, wie ein Platiksackerl“, sagt Brandl.
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
Über vierzig Jahre ist die Antibabypille im Handel und aus der modernen Gesellschaft kaum mehr wegzudenken, so tiefgreifend hat sie das Leben verändert. Sie schuf eine einfache Möglichkeit, Sexualität und Schwangerschaft sicher voneinander zu trennen, revolutionierte so das Zusammenleben der Geschlechter und gab dem Begriff "Familienplanung" eine neue Bedeutung. Neben der Pille gibt es jedoch eine Reihe weiterer Möglichkeiten, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Hierbei stellt sich das Paar nicht nur die Frage, wie diese funktionieren, sondern natürlich auch, wie sehr sie sich auf die empfängnisverhütende Wirkung verlassen können. Zur letzteren Frage erteilt der Pearl-Index eine Auskunft: hiermit läßt sich die Sicherheit jedes Verhütungsmittels anhand von Erfahrungswerten erfassen. Hier soll ein kurzer Abriß über altbekannte wie neuentwickelte Möglichkeiten zur Verhütung gegeben werden.
Was ist der Pearl-Index?
Der Pearl-Index ist eine Methode, die Zuverlässigkeit eines Verhütungsmittels in Form einer Zahl anzugeben. Er wird gemessen, indem die Zahl der Schwangerschaften, die trotz der Anwendung eines Verhütungsmittels aufgetretenen ist, auf 100 Jahre der Anwendung des Verhütungsmittels (100 "Frauenjahre") bezogen wird. Hat zum Beispiel eine Pille einen Pearl-Index von 2, so bedeutet dies, daß frau, statistisch betrachtet, 100 Jahre diese Pille anwenden kann und dabei theoretisch trotzdem zweimal schwanger werden würde (oder, realistischer ausgedrückt: bei zehn Frauen, die zehn Jahre diese Pille nehmen, gibt es trotzdem innerhalb dieser Zeit zwei "Tropis", also Kinder "trotz Pille").
Der Pearl-Index ermöglicht somit die Unterscheidung zwischen sicheren und unsicheren Verhütungsmethoden. Der Pearl-Index liegt für die Pille, je nach Typ, bei 0,3 bis 2,5. Kondome rangieren von 3 bis 28, wobei sie bei erfahrenen Anwendern bei 3-5, bei Unerfahrenen bei 10-28 liegen. Ähnlich ist die Situation beim Diaphragma (3-34). Die Zeitwahl ("Knaus-Ogino", 15-38) und der Coitus interruptus (8-38) verdienen, wie der Index zeigt, den Namen "Verhütungsmethode" nicht wirklich. Gut funktionieren hingegen Hormonimplantate (0,2-1,3) und die Spirale (1-2). Die Messung von Temperatur oder Hormonspiegeln zur Kontrolle der fruchtbaren Tage geben eine mittlere Sicherheit (3,8-10).
Die "Pille" - eine Revolutionärin in Tablettenform
Am 15. Oktober 1951 gelang dem Chemiker Carl Djerassi, der sich selbst als "Mutter der Pille" bezeichnet, in Mexiko City die Synthese eines Hormonderivates, das die Empfängnisverhütung revolutionierte. Nach breit angelegten klinischen Tests kam das erste Verhütungsmittel in Tablettenform 1960 in den USA und 1962 in Deutschland auf den Markt. Erstmals war der Frau eine einfache Möglichkeit in die Hand gegeben, ihre partnerschaftlichen Wünsche zu verwirklichen, ohne eine ungewollte Schwangerschaft (mit den damit einhergehenden Veränderungen in Beruf und Lebenssituation) zu riskieren. Obwohl sie zu Beginn noch Gegenstand heftigster Debatten war, wurde die Pille Mit-Auslöser der sexuellen Revolution der 1960er und 70er Jahre und ist mittlerweile zu einer Selbstverständlichkeit herangewachsen.
Die "Pille" wirkt, indem sie in das weibliche Hormonspiel, welches den Ablauf der Periode steuert und das Entstehen einer Schwangerschaft ermöglicht, eingreift. Bei den weiblichen Steuerungs-Hormonen handelt es sich um Östrogen und Gestagen, und die Pille enthält Substanzen, die die Wirkung beider Hormone simulieren können. Es gibt verschiedene Sorten der Pille, die danach unterschieden werden, auf welche Weise die Hormonspiegel der Frau im Monatsverlauf beeinflußt werden und wie damit der Eintritt der Schwangerschaft verhindert wird.
Während die Einphasenpille eine fest dosierte Kombination beider Hormone enthält, verändert sich die Gewichtung der Hormone bei der Zweiphasenpille und der Dreiphasenpille innerhalb des Einnahmezeitraums von drei Wochen. Durch diese Veränderung werden die natürlichen Hormonspiegel der Frau nachgespielt, ohne daß dabei die empfängnisverhütende Wirkung verloren geht. Die Micropille hat einen sehr niedrigen Östrogenanteil und ist für junge Mädchen geeignet. Weite Verbreitung hat mittlerweile die Minipille gefunden, die nur noch Gestagen in einer gleichbleibend niedrigen Dosis enthält. Während die Minipille nur dadurch wirkt, daß die Schleimhaut des Muttermundes sich so verändert, daß sie die Entstehung einer Schwangerschaft nicht unterstützt, wirken die anderen Pillen auch über eine Unterdrückung des Eisprunges.
Das Diaphragma - ein Deckel für den Muttermund
Das Diaphragma ist eine gewölbte, weiche Kunststoffscheibe, deren Größe so bemessen ist, daß sie den Muttermund der Frau umfassen kann. Hierfür muß der Arzt die richtige Größe auswählen. Das Diaphragma stellt eine mechanische Barriere dar, die die Schwangerschaft verhindert, indem sie das Sperma "aussperrt". Es sollte vor dem Verkehr auf jeden Fall mit einer spermiziden Creme bestrichen werden, wird dann in die Scheide eingeführt und positioniert. Dort muß es dann acht Stunden nach dem Verkehr verweilen, um sicherzustellen, daß keine lebenden Spermien mehr vorhanden sind.
Das Implantat - Verhütung aus dem Oberarm
Das Implantat ist eine relativ neue Methode, um eine sichere Empfängnisverhütung für längere Zeiträume zu erhalten. Es ist ein 2 mm dickes und 4 cm langes flexibles Stäbchen, das in einem kleinen ambulanten Eingriff vom Arzt mit einer speziellen Vorrichtung unter die Haut des Oberarmes (Innenseite) geschoben wird. Dort kann es zwar mit den Fingern ertastet werden, stört die Trägerin aber sonst nicht. Das Stäbchen gibt kontinuierlich eine sehr niedrige Dosis eines Gestagens ab und entfaltet so auf gleiche Weise wie die Minipille ihre Wirkung, nur daß die täglichen Einnahmen entfallen. Nach spätestens drei Jahren kann das Implantat mit einem ebenfalls kleinen Eingriff durch den Arzt ambulant wieder entfernt oder durch ein neues ersetzt werden. Bisher ist noch nicht über eine Schwangerschaft trotz Implantatbenutzung berichtet worden, so daß der Pearl-Index noch bei null liegt.
Der Vaginalring - die Pille als Ring
Die "Pille als Ring", so wird der Vaginalring beschrieben. Es handelt sich um einen weichen, biegsamen Kunststoffring, der von der Frau in die Scheide eingeführt wird. Dort kann sie ihn so plazieren, wie es ihr bequem ist - auf eine bestimmte Stelle kommt es nicht an. Der Ring gibt langsam eine niedrige Dosis von Hormonen ab, die vom Körper aufgenommen werden und ihre Wirkung auf gleiche Weise wie die Pille entfalten. Nach drei Wochen kann die Frau ihn wieder entfernen und nach einwöchiger Pause einen neuen Ring einführen. Mit einem Pearl-Index von 0,65 ist der Ring der Pille ebenbürtig, und er stellte in Studien keine Beeinträchtigung des Geschlechtsverkehres dar. Genauso wie das Implantat macht er die tägliche Tablette neinnahme überflüssig, ohne jedoch den Zyklus ganz abzustellen.
Die Spirale - eine altbekannte Verhütungsmethode
Um die verhütende Wirkung von Gegenständen, die in der Gebärmutter plaziert werden, weiß die Menschheit schon seit vielen Jahrhunderten. Die moderne Form dieser Methode, die Spirale, ist mittlerweile nicht mehr spiralförmig, sondern hat meist Hufeisen- oder T-Form und ist aus einem Kunststoff, der manchmal mit Kupferdraht umwickelt ist. Sie wird vom Arzt in der Gebärmutter plaziert und übt ihre empfängnisverhütende Wirkung durch Reizung der Schleimhaut aus, bei drahtumwickelten Spiralen auch durch Abgabe winziger Mengen Kupfer. Die Spirale wird vom Gynäkologen während der Periode eingesetzt und kann dort bis zu 5 Jahre verweilen. Nach der Pille ist es die am zweitweitesten verbreitete Verhütungsmethode, die auch dadurch hervorsticht, daß sie nicht durch Hormone wirkt. Jedoch ist kann es vorkommen, daß die Spirale Entzündungen hervorruft, die im schlimmsten Falle zur Unfruchtbarkeit führen können, weshalb ihr Einsatz abgewogen werden sollte.
Meßmethoden - natürlicher geht es nicht
Wenn frau nicht zur Verhütung ihren Zyklus steuern möchte, sondern lieber das Liebesleben dem Zyklus anpassen möchte, muß sie ihre fruchtbaren Tage möglichst genau kennen. Dies ist zum einen möglich durch Messung der Körpertemperatur, die im Zyklusverlauf um ein halbes Grad variiert und so die Vorgänge im Inneren widerspiegelt. Zum anderen gibt es heute kleine Computer, die mit Hilfe von Teststreifen weibliche Hormone im Urin messen können. Der Computer macht sich anhand der Teststreifen zunächst ein Bild über den Stand der Periode und signalisiert dann jeden Tag mit einem roten oder grünen Licht, ob die Frau fruchtbar ist oder nicht. An solchen Tagen im Zyklus, an denen er dies nicht mit Sicherheit vorhersagen kann, fordert er mit einem gelben Licht einen erneuten Urintest an und gibt erst nach diesem sein Signal "rot" oder "grün". Natürlich kann dieses System nicht nur für die Verhütung, sondern auch für die Ermittlung der fruchtbaren Tage beim Kinderwunsch verwendet werden, und es setzt eine einigermaßen regelmäßige Periode voraus. Wer sich nur auf den Kalender verläßt, ohne den tatsächlichen Verlauf des Zyklus zu messen, betreibt Knaus-Ogino, was mit einem Pearl-Index von 15-38 als unsicher gilt.
Es bleibt zu erwähnen, daß von den hier vorgestellten oder erwähnten Verhütungsmethoden nur das Kondom auch die Möglichkeit bietet, sich vor sexuell übertragbaren Erkrankungen zu schützen. Dies ist keineswegs nur das AIDS-auslösende HI-Virus. Auch Hepatitis B und Syphilis sind typischerweise durch Geschlechtsverkehr weitergegebene Infektionen.
<i>::: Jasmin war SexarbeiterIn, später BetreiberIn und bis Ende 2010 für das Sexworker Forum mit besonderen Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit tätig :::</i>
Großartig, was man hier an geballter Info finden kann, danke an alle, die sich die Mühe machen, zusammen zu tragen!
Ergänzend für alle Frauen, die es doch lieber ohne Hormone und natürlich mögen: die einzige wirklich sichere unter den Methoden der natürlichen Verhütung ist die symptothermale Methode von Dr.Rötzer. Die ist eben nicht nur für Frauen geeignet, bei denen es "halt passieren" darf...
(Allerdings für SW wahrscheinlich nur mäßig geeignet, da man in der fruchtbaren Zeit auf Alternativen zurückgreifen muss.)
Ausführliche Zusammenfassung gibt es hier auch im Forum: viewtopic.php?t=911