Fachwissen Safer Sex nicht nur für Prostituierte und Freier
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KABP-Surv STI-Studie
Das Robert-Koch-Institut (Berlin) hat in Zusammenarbeit mit 29 Gesundheitsämtern im Zeitraum 1.1.2010 bis 31.3.2011 eine Studie zum sexuellen Gesundheitszustand (bezüglich STI) von 1425 Sexarbeiterinnen in Deutschland durchgeführt.
518 der 1425 Sexarbeiterinnen, für die Gesundheitsdaten erfasst sind, füllten außerdem einen sogenannten Verhaltens-Fragebogen aus. Sprachbarrieren wurden dadurch vermindert, dass der Fragebogen in 10 Sprachen vorgehalten wurde.
Hier ist der Link zu einem Bericht zu dieser Studie und den statistischen Daten:
http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/ST ... cationFile
Die wichtigsten Ergebnisse mit praktischen Konsequenzen zum Nutzen von Sexarbeiterinnen sind:
1. Die Wahrscheinlichkeit, an mindestens einer der vier nachfolgend genannten STIs (Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydien, Trichomonaden) erkrankt/infiziert zu sein, war im ersten Berufsjahr am höchsten (erstes Halbjahr: 33 %; zweites Halbjahr: 23 %, zweites Berufsjahr: 11 %, 3. bis 5. Berufsjahr: 8 %, mehr als 5 Berufsjahre: 5 %). Für Berufsanfängerinnen ist es demnach empfehlenswert, sich im eigenen Interesse (!) während des ersten Berufsjahres besonders engmaschig untersuchen und bei Bedarf behandeln zu lassen.
2. Es wurde auch erfragt, was das letzte Mal passiert sei, als ein Kunde kein Kondom benutzen wollte. Bei der Fragestellung wurde nicht nach GV/AV oder OV differenziert. Die Frauen konnten diese Frage also interpretieren, wie sie es meinten. 9 % der 393 Sexarbeiterinnen, die diese Frage beantworteten, gaben an, dem Wunsch des Kunden entsprochen zu haben, also Sex ohne Kondom. 91 % sind dem Wunsch nicht gefolgt.
Strenggenommen sind diese 9 % natürlich 9 % zuviel. Aber man kann die Zahlen auch positiv im Sinne eines Empowerments sehen: 91 % sind den Wünschen nach kondomfreiem Sex (welcher Art auch immer, es war nicht vorgegeben, dass nur GV/AV gemeint sei) nicht nachgekommen. Dies konterkariert Behauptungen, die von bestimmten interessierten Kreisen z.B. in Freierforen immer wieder verbreitet werden, dass sich viele Sexarbeiterinnen zu kondomfreiem Sex überreden ließen.
Durch solche Behauptungen wird ja auch ein Markt- und Konkurrenzdruck (wenn das alle machen ... dann muss man sich ja auch anpassen ...) aufgebaut oder vorgetäuscht, der in diesem Umfang offenbar gar nicht besteht.
Diese 91 % sind jetzt eine objektive Zahl aus einer wissenschaftlich organisierten Umfrage und kein Marktgerücht interessierter Kreise. Dies sollte verunsicherten Sexarbeiterinnen Mut machen, in der Kondomfrage standhaft zu bleiben, denn sie befinden sich in guter Gesellschaft mit 91 % ihrer Kolleginnen und sind eben keine überängstlichen Außenseiterinnen, sondern die große Mehrheit!
Natürlich kann man jetzt auch an der Studie herumkritisieren, die Repräsentativität der Daten, Ehrlichkeit der Antworten usw. hinterfragen. Aber diese 91 % stellen nun einmal eine Zahl dar, an der sich alle orientieren können, denen von wem auch immer vorgegaukelt wird, ohne Kondom sei üblich, normal, Standard. 91 % in der Kondomfrage standhafte Sexarbeiterinnen ... ein stolzes Ergebnis!
Eddy
518 der 1425 Sexarbeiterinnen, für die Gesundheitsdaten erfasst sind, füllten außerdem einen sogenannten Verhaltens-Fragebogen aus. Sprachbarrieren wurden dadurch vermindert, dass der Fragebogen in 10 Sprachen vorgehalten wurde.
Hier ist der Link zu einem Bericht zu dieser Studie und den statistischen Daten:
http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/ST ... cationFile
Die wichtigsten Ergebnisse mit praktischen Konsequenzen zum Nutzen von Sexarbeiterinnen sind:
1. Die Wahrscheinlichkeit, an mindestens einer der vier nachfolgend genannten STIs (Gonorrhoe, Syphilis, Chlamydien, Trichomonaden) erkrankt/infiziert zu sein, war im ersten Berufsjahr am höchsten (erstes Halbjahr: 33 %; zweites Halbjahr: 23 %, zweites Berufsjahr: 11 %, 3. bis 5. Berufsjahr: 8 %, mehr als 5 Berufsjahre: 5 %). Für Berufsanfängerinnen ist es demnach empfehlenswert, sich im eigenen Interesse (!) während des ersten Berufsjahres besonders engmaschig untersuchen und bei Bedarf behandeln zu lassen.
2. Es wurde auch erfragt, was das letzte Mal passiert sei, als ein Kunde kein Kondom benutzen wollte. Bei der Fragestellung wurde nicht nach GV/AV oder OV differenziert. Die Frauen konnten diese Frage also interpretieren, wie sie es meinten. 9 % der 393 Sexarbeiterinnen, die diese Frage beantworteten, gaben an, dem Wunsch des Kunden entsprochen zu haben, also Sex ohne Kondom. 91 % sind dem Wunsch nicht gefolgt.
Strenggenommen sind diese 9 % natürlich 9 % zuviel. Aber man kann die Zahlen auch positiv im Sinne eines Empowerments sehen: 91 % sind den Wünschen nach kondomfreiem Sex (welcher Art auch immer, es war nicht vorgegeben, dass nur GV/AV gemeint sei) nicht nachgekommen. Dies konterkariert Behauptungen, die von bestimmten interessierten Kreisen z.B. in Freierforen immer wieder verbreitet werden, dass sich viele Sexarbeiterinnen zu kondomfreiem Sex überreden ließen.
Durch solche Behauptungen wird ja auch ein Markt- und Konkurrenzdruck (wenn das alle machen ... dann muss man sich ja auch anpassen ...) aufgebaut oder vorgetäuscht, der in diesem Umfang offenbar gar nicht besteht.
Diese 91 % sind jetzt eine objektive Zahl aus einer wissenschaftlich organisierten Umfrage und kein Marktgerücht interessierter Kreise. Dies sollte verunsicherten Sexarbeiterinnen Mut machen, in der Kondomfrage standhaft zu bleiben, denn sie befinden sich in guter Gesellschaft mit 91 % ihrer Kolleginnen und sind eben keine überängstlichen Außenseiterinnen, sondern die große Mehrheit!
Natürlich kann man jetzt auch an der Studie herumkritisieren, die Repräsentativität der Daten, Ehrlichkeit der Antworten usw. hinterfragen. Aber diese 91 % stellen nun einmal eine Zahl dar, an der sich alle orientieren können, denen von wem auch immer vorgegaukelt wird, ohne Kondom sei üblich, normal, Standard. 91 % in der Kondomfrage standhafte Sexarbeiterinnen ... ein stolzes Ergebnis!
Eddy
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Re: KABP-Surv STI-Studie
Dem Dank kann ich mich nur anschließen.
Es ist ja mehr ein:
Protokoll vom Workshop des Robert Koch Instituts:
"STI-Studien und Präventionsarbeit bei Sexarbeiterinnen"
13.-14. Dezember 2011, Berlin
35 Teilnehmer_innen
finanziert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG).
(Antrag-Titel: „Workshop zu epidemiologischen Ergebnissen, methodischen Aspekten und Implikationen der Studie: „HIV/STI bei Sexarbeiterinnen in Deutschland 2010/2011“
RKI-Projekt-Nummer: 1368-1061)
Es sieht so aus, dass kein einziger Sexworker-Vertreter teilgenommen hat. Nichtmal angefragt worden sind wir. Ob die lieber unter sich bleiben wollen? Diese Aufgabe der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung haben DAH, Beratungsstellen und Gesundheitsämter (ÖGD) den Sexworkern abgenommen (Paternalismus). Wenn Bordellbetreiber so handeln, gelten sie als schnell als Zuhälter. In den USA werden daher Sozialarbeiter etc. gerne als die Zuhälter des Sozialen und/oder Prekären tituliert. Nur in Austalien, da haben die Sexworker ihren eigenen Dachverband vergleichbar in der Rolle der DAH und bekommen die für Sexworkerfragen bereitstehenden staatlichen Mittel an ihre eigenen Leute ausbezahlt (nur Sexworker und Ex-Sexworker als Mitarbeiter_innen). Sowas nenn ich best practice!
Da wird in der Studie und im Tagungsprotokoll rauf und runter darüber diskutiert, wie man Sexworker noch besser erreichen kann und uns im Sexworker Forum für die Deutschsprachigen Regionen in Zentral-Europa erreicht solche Information über Studie und Tagung erst auf Umwegen und 5 Monate später.
Was für eine schrecklich lange "Inkubationszeit"
[girly von Femina ausgeliehen;]
Aber schon folgende Studie aus Frankfurt hatte eklatante Defizite und Beschränktheiten des ÖGD für Sexworker konstatieren müssen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=64416#64416
Die DAH-Fortbildungen für Sexworker gab es bisher nur in 20 Bordellen in Deutschland berichtet Marianne Rademacher. Das ist zuwenig! (Wieviele Bordelle gibt es wohl in Deutschland? Was für eine erschreckend geringe Quote oder Abdeckung. Nachtrag: "Bis Ende 2011 sind mehr als 100 Workshops veranstaltet worden." schreibt Stephanie in ihrem Blog www.highlights-berlin.de/Blog.htm)
60-minütige Audiotexte "was Frauen über Sexarbeit in Deutschland wissen sollten" als CD-ROM in 4 Sprachen (Rumänisch, Bulgarisch, Ungarisch und Thailändisch). Der Text kann auch als MP3-Datei über Bluetooth auf das Handy gesendet werden. Ein Rohling inklusive Cover und Inhaltsverzeichnis mit Piktogrammen kostet für je eine Sprache einmalig 75 Euro bei Kassandra e.V. Nürnberg.
Hydra e.V. Berlin arbeitet [mit einer beauftragen Sexarbeiterin] an Videos.
Warum steht die 0911 - 8152 999 Nürnberger Aufklärungs-Infoband Rufnummer nicht im Protokoll?
Die Münchner Workshop-Teilnehmerin Susanne Vogel vom Gesundheitsamt München berichtet unkritisch, dass manche die Bayerische Kondomzwang-Prostitution (Polizei- d.h. Scheinfreier-kontrollierte Kondomverordung) gut finden. Liegt es evt. daran, dass es keinen regionalen emanzipativen SW Diskurs gibt, weil das nicht mit der offiziellen Bayerischen Linie der Prostitutionseindämmung zu vereinbaren wäre (vgl. Augsbuger Modell, Münchner Linie...)?
Zu den Studien:
KABP-Surv STI-Studie 2010-2011
Integrierte Biologische und Verhaltenssurveillance bei Sexarbeiterinnen
KABP(Knowledge, Attitude, Behaviour, Practices / Wissen, Einstellung, Verhalten, Anwendung)-Survey STI (Sexually Transmitted Disease / Untersuchung Sexuell übertragbare Krankheit)
29 Gesundheitsämter [preiswerte Studie]
1.425 Sexarbeiterinnen befragt (meisten 24-40 Jahre, Median/Zentralwert 30, 113 >49 Jahre)
27% Deutsche
73% mit Migrationshintergrund
38% sehr schlecht Deutschkenntnisse
49% haben Kinder
64% haben festen Partner
86% wurden nie mißhandelt
31% über Streetwork kontaktiert
_5% spritzen Drogen (IDU)
43% konsumieren Alkohol
43% haben keine Krankenversicherung (KV)
55% haben keine HepB-Impfung
54% haben abgeschlossene Berufsausbildung
29% haben mehr als 5 Jahre Sexarbeitserfahrung
75% Haupterwerbs-Sexworker
61% arbeiten ganzjährig
91% haben keine Auslands-Sexarbeits-Erfahrung
91% lehnen "ohne Kondom"-Serviceanfragen ab
35% bekommen Frage nach "ohne Kondom" von mehr als der Hälfte der Kunden
65% bekommen Frage nach "ohne Kondom" von weniger als der Hälfte der Kunden
23% bekommen die Frage nie
22% verhüten nicht
Kondome werden von den meisten zuerst wg. Schwangerschaftsverhütung, dann wg. STI-Prävention verwendet.
23.033 Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö und Trichomonas (5 Tests)
_9.289 Sexarbeiterinnen-Untersuchungen (2,5 Tests/SW)
3% positive Einzeltests (723 Diagnosen)
Positiv-Raten der erhobenen STI sind vergleichbar mit Daten aus anderen Ländern:
0,2% HIV+
1,1% Syphilis+
3,0% Trichomonas+
3,2% Gonorrhö/Tripper+
6,9% Chlamydien+
"Gefährdung für STI für Sexarbeiterinnen scheint nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung"
2 Risikogruppen:
Vorgängerstudien Deutschland:
RKI STD-Sentinel(Wächter)-Studie 2002-2009
2/3 = 66% der HIV+ Frauen waren Sexworker.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45455#45455
Lübeck Studie 2008 (mit Chart):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35988#35988
Syphilis Studie 2001-2005
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45624#45624
Es ist eine Schande, dass wir bisher keine festen von den Institutionen anerkannten Sexworker-Interessenvertreter haben, zumal unter uns Sexworkern auch Ärzt_innen sind und einige sich sehr kontinuierlich und über viele Jahre hinweg untereinander und zur seit den 70er Jahren von der Hurenbewegung erkämpften Beratungsstellen-Infrastruktur vernetzen. Da sollte doch mehr möglich sein...
Studien und Beratungskonzepte über und für Sexworker ohne Sexworker-Beteiligung sind einseitig bis fehlerhaft, wirkungslos und verschwendetes Steuergeld.
"Nothing about us - without us!"
.
Es ist ja mehr ein:
Protokoll vom Workshop des Robert Koch Instituts:
"STI-Studien und Präventionsarbeit bei Sexarbeiterinnen"
13.-14. Dezember 2011, Berlin
35 Teilnehmer_innen
finanziert vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG).
(Antrag-Titel: „Workshop zu epidemiologischen Ergebnissen, methodischen Aspekten und Implikationen der Studie: „HIV/STI bei Sexarbeiterinnen in Deutschland 2010/2011“
RKI-Projekt-Nummer: 1368-1061)
Es sieht so aus, dass kein einziger Sexworker-Vertreter teilgenommen hat. Nichtmal angefragt worden sind wir. Ob die lieber unter sich bleiben wollen? Diese Aufgabe der Sexworkerinteressen-Selbstvertretung haben DAH, Beratungsstellen und Gesundheitsämter (ÖGD) den Sexworkern abgenommen (Paternalismus). Wenn Bordellbetreiber so handeln, gelten sie als schnell als Zuhälter. In den USA werden daher Sozialarbeiter etc. gerne als die Zuhälter des Sozialen und/oder Prekären tituliert. Nur in Austalien, da haben die Sexworker ihren eigenen Dachverband vergleichbar in der Rolle der DAH und bekommen die für Sexworkerfragen bereitstehenden staatlichen Mittel an ihre eigenen Leute ausbezahlt (nur Sexworker und Ex-Sexworker als Mitarbeiter_innen). Sowas nenn ich best practice!
Da wird in der Studie und im Tagungsprotokoll rauf und runter darüber diskutiert, wie man Sexworker noch besser erreichen kann und uns im Sexworker Forum für die Deutschsprachigen Regionen in Zentral-Europa erreicht solche Information über Studie und Tagung erst auf Umwegen und 5 Monate später.
Was für eine schrecklich lange "Inkubationszeit"

Aber schon folgende Studie aus Frankfurt hatte eklatante Defizite und Beschränktheiten des ÖGD für Sexworker konstatieren müssen:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=64416#64416
Die DAH-Fortbildungen für Sexworker gab es bisher nur in 20 Bordellen in Deutschland berichtet Marianne Rademacher. Das ist zuwenig! (Wieviele Bordelle gibt es wohl in Deutschland? Was für eine erschreckend geringe Quote oder Abdeckung. Nachtrag: "Bis Ende 2011 sind mehr als 100 Workshops veranstaltet worden." schreibt Stephanie in ihrem Blog www.highlights-berlin.de/Blog.htm)
60-minütige Audiotexte "was Frauen über Sexarbeit in Deutschland wissen sollten" als CD-ROM in 4 Sprachen (Rumänisch, Bulgarisch, Ungarisch und Thailändisch). Der Text kann auch als MP3-Datei über Bluetooth auf das Handy gesendet werden. Ein Rohling inklusive Cover und Inhaltsverzeichnis mit Piktogrammen kostet für je eine Sprache einmalig 75 Euro bei Kassandra e.V. Nürnberg.
Hydra e.V. Berlin arbeitet [mit einer beauftragen Sexarbeiterin] an Videos.
Warum steht die 0911 - 8152 999 Nürnberger Aufklärungs-Infoband Rufnummer nicht im Protokoll?
Die Münchner Workshop-Teilnehmerin Susanne Vogel vom Gesundheitsamt München berichtet unkritisch, dass manche die Bayerische Kondomzwang-Prostitution (Polizei- d.h. Scheinfreier-kontrollierte Kondomverordung) gut finden. Liegt es evt. daran, dass es keinen regionalen emanzipativen SW Diskurs gibt, weil das nicht mit der offiziellen Bayerischen Linie der Prostitutionseindämmung zu vereinbaren wäre (vgl. Augsbuger Modell, Münchner Linie...)?
Zu den Studien:
KABP-Surv STI-Studie 2010-2011
Integrierte Biologische und Verhaltenssurveillance bei Sexarbeiterinnen
KABP(Knowledge, Attitude, Behaviour, Practices / Wissen, Einstellung, Verhalten, Anwendung)-Survey STI (Sexually Transmitted Disease / Untersuchung Sexuell übertragbare Krankheit)
29 Gesundheitsämter [preiswerte Studie]
1.425 Sexarbeiterinnen befragt (meisten 24-40 Jahre, Median/Zentralwert 30, 113 >49 Jahre)
27% Deutsche
73% mit Migrationshintergrund
38% sehr schlecht Deutschkenntnisse
49% haben Kinder
64% haben festen Partner
86% wurden nie mißhandelt
31% über Streetwork kontaktiert
_5% spritzen Drogen (IDU)
43% konsumieren Alkohol
43% haben keine Krankenversicherung (KV)
55% haben keine HepB-Impfung
54% haben abgeschlossene Berufsausbildung
29% haben mehr als 5 Jahre Sexarbeitserfahrung
75% Haupterwerbs-Sexworker
61% arbeiten ganzjährig
91% haben keine Auslands-Sexarbeits-Erfahrung
91% lehnen "ohne Kondom"-Serviceanfragen ab
35% bekommen Frage nach "ohne Kondom" von mehr als der Hälfte der Kunden
65% bekommen Frage nach "ohne Kondom" von weniger als der Hälfte der Kunden
23% bekommen die Frage nie
22% verhüten nicht
Kondome werden von den meisten zuerst wg. Schwangerschaftsverhütung, dann wg. STI-Prävention verwendet.
23.033 Tests auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Gonorrhö und Trichomonas (5 Tests)
_9.289 Sexarbeiterinnen-Untersuchungen (2,5 Tests/SW)
3% positive Einzeltests (723 Diagnosen)
Positiv-Raten der erhobenen STI sind vergleichbar mit Daten aus anderen Ländern:
0,2% HIV+
1,1% Syphilis+
3,0% Trichomonas+
3,2% Gonorrhö/Tripper+
6,9% Chlamydien+
"Gefährdung für STI für Sexarbeiterinnen scheint nicht höher als in der Allgemeinbevölkerung"
2 Risikogruppen:
- Frauen, die jünger als 20 Jahre waren,
die keine Krankenversicherung hatten,
auf dem Straßenstrich arbeiteten und
keine oder nur geringe Deutschkenntnisse hatten
[genau die Gruppe, die auch das Sexworker Forum nicht erreicht] - Frauen, die weniger als 1 Jahr in der Sexarbeit waren und
Sex ohne Kondom
mit nicht-festen Partnern in den letzten 6 Monaten hatten
["unerfahren und naiv (bzw. jung und verliebt)"]
[genau die Gruppe, die eine Sexworker Akademie, wie z.B. das intl. Sexworker Forum als virtuelle Hurenuni versuchen soll zu erreichen]
Vorgängerstudien Deutschland:
RKI STD-Sentinel(Wächter)-Studie 2002-2009
2/3 = 66% der HIV+ Frauen waren Sexworker.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45455#45455
Lübeck Studie 2008 (mit Chart):
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=35988#35988
Syphilis Studie 2001-2005
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45624#45624
Es ist eine Schande, dass wir bisher keine festen von den Institutionen anerkannten Sexworker-Interessenvertreter haben, zumal unter uns Sexworkern auch Ärzt_innen sind und einige sich sehr kontinuierlich und über viele Jahre hinweg untereinander und zur seit den 70er Jahren von der Hurenbewegung erkämpften Beratungsstellen-Infrastruktur vernetzen. Da sollte doch mehr möglich sein...
Studien und Beratungskonzepte über und für Sexworker ohne Sexworker-Beteiligung sind einseitig bis fehlerhaft, wirkungslos und verschwendetes Steuergeld.
"Nothing about us - without us!"
.
- Dateianhänge
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- KABPsurvSTI_Bericht.pdf
- Studienergebnisse und Tagungsprotokoll ÖGD (STD-Stellen)
- (1.32 MiB) 829-mal heruntergeladen
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 22.12.2012, 02:52, insgesamt 5-mal geändert.
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RE: Fachwissen Safer Sex nicht nur für Prostituierte und Fre
Hallo,
ich muss mich leider aus technischen Gründen nochmal melden. Bei mir funktioniert der Link auf den Bericht des Robert-Koch-Instituts nicht mehr. Vermutlich geht es anderen genauso.
Das wichtigste ist ja dazu schon hier geschrieben. Man muss sicherlich zwischen der Studie als solcher (die einige nützliche Erkenntnisse geliefert hat) einerseits und dem unglücklich (sehr asymmetrisch) besetzten Workshop andererseits unterscheiden.
Wer den Originalbericht lesen will, aber bei wem der Link auch nicht funktioniert, kann einfach bei Google
Nielsen AND Sexarbeit
eingeben und erhält dann an (zur Zeit) erster Stelle diesen Bericht als downloadbare PDF-Datei.
Eddy
ich muss mich leider aus technischen Gründen nochmal melden. Bei mir funktioniert der Link auf den Bericht des Robert-Koch-Instituts nicht mehr. Vermutlich geht es anderen genauso.
Das wichtigste ist ja dazu schon hier geschrieben. Man muss sicherlich zwischen der Studie als solcher (die einige nützliche Erkenntnisse geliefert hat) einerseits und dem unglücklich (sehr asymmetrisch) besetzten Workshop andererseits unterscheiden.
Wer den Originalbericht lesen will, aber bei wem der Link auch nicht funktioniert, kann einfach bei Google
Nielsen AND Sexarbeit
eingeben und erhält dann an (zur Zeit) erster Stelle diesen Bericht als downloadbare PDF-Datei.
Eddy
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Re: RE: Fachwissen Safer Sex nicht nur für Prostituierte und

Der Link funktioniert nur nicht im Frame des Forums.Eddy hat geschrieben:Bei mir funktioniert der Link auf den Bericht des Robert-Koch-Instituts nicht mehr. Vermutlich geht es anderen genauso.
Abhilfe:
Im Fenster mit der Fehlermeldung den Link "In einem neuen Fenster öffnen" anklicken.
Oder viel einfacher: den download hier aus Beitrag #103 verwenden.
Oder "Verknüpfung kopieren" und im Browser direkt einfügen.
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/STD/Studi ... cationFile
Auf Wunsch des Users umgenannter Account
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Sexworker sind überall
Ups da gab es doch Sexworker/Ex-Sexworker-Beteiligung auf der öffentlich finanzierten RKI-ÖGD-KABP-Surv-STI-Study-Tagung-Berlin *LOL*
Sogar hier im Forum als User_in registriert.
Leider derzeit oder im Zusammenhang mit der Tagung nicht mehr aktiv hier im Sexworker Forum.
(Es ist im Tagungsprotokoll ja sogar die Email-Adress-Liste veröffentlicht (siehe Attachment im posting oben). Übrigens, die Liste ist ein gutes Tool für uns, falls wir Presseaussendungen haben und Leute mobilisieren wollen. Es kann mit unserem bestehenden Sexworker Forum Email Verteiler abgeglichen werden.)
Die fehlende Aktivität hier bedeutet für mich, unser Sexworker Internet-Forum ist gleichzeitig zu hochschwellig für die einen (Internetzugang, Sprachhürde...) und gleichzeitig zu niederschwellig für die anderen (ich sehe da eine Parallele zu unserer Diskussion über Abstimmung Ste.....).
Aus "zu niederschwellig" wird letztlich auch ein "zu hochschwellig", wenn wichtige Leute letztlich fernbleiben. Ursache ist dass es zu zeitraubend ist hier up to date zu bleiben und teilzuhaben. Dem Forum hängt der Ruf an unübersichtlich zu sein und ein großes Strukturproblem ist es, dass wg. der Offenheit/Niedrigschwelligkeit zu viele unterschiedliche Dinge in unterschiedlichster Qualität hier vermischt beisammen sind. Das ist letztlich dasselbe Problem mit dem Prostitution auch schon zu kämpfen hat. Qualität und Qualitätsgrenzen (Standards, Gesetze) lassen sich schwerlich verallgemeinernd festlegen ohne abzugrenzen und damit ein ausgegrenzte Unterschicht zu erzeugen. Ohne Abgrenzungen jedoch besteht immer die Gefahr Qualitätsurteile der bodenlos schlechtesten Qualitätsstufe für den gesamten Rest zu bekommen. (Ich vermute das Prostitutionsverbot und gesellschaftliche Tendenz zur Prostitutionseindämmung beruht genau auf diesem Grund. Weil es kaum gelingen kann saubere Grenzen zu ziehen, wird der ganze Sektor stigmatisiert bis kriminalisiert).
(Das Gesetz als Selbstimunisierungsprozess des sozialen Gesellschaftskörpers
"Immunitas: The Protection and Negation of Life"
by Italian philosopher Roberto Esposito www.amazon.com/dp/0745649149 )
Gleichzeitig ist der Wert, d.h. die öffentliche Relevanz dieser privaten Sexworker Forum Internet Präsenz für den User objektiv oder intuitiv schwer feststellbar. Fehlende Relevanz oder Interesse kommt selten immer dann zum Vorschein, wenn sich bei einer Aktion oder Umfrage nur wenige beteiligen. Nicht zuletzt haben Foren und das pseudonymisierte Internet/Web2.0 den Ruf ein Ort der Nerds und nicht ernstzunehmenden Jugendlichen oder Randgruppen zu sein. Politik gemacht oder das Leben gelebt wird anderswo... Noch sind die meisten Menschen nicht so weit verstanden zu haben, wie beide Lebens-Bereiche gut zusammen funktionieren, die unser Leben und die Zukunft der Gesellschaft noch sehr viel mehr verändern werden. (Daher auch der große kulturelle Graben zwischen traditioneller Hinterzimmerdiplomatie und Liquid Democracy sozialer Bewegungen wie Occupy, 99% ... und möglicherweise auch einmal der Sexworker?)
Das große bestehende Drama der Sexworker Bewegung in Deutschland aber ist es,
- dass Sexworker/Ex-Sexworker auf solchen Tagung wie in diesem Fall als solche nicht erkennbar sind,
- dass sie nicht als Interessenvertreter und Delegierte der Sexworker Community auftreten,
wenn sie es einmal geschafft haben einen Job in der 'normalen' Arbeitswelt der NGOs, Hilfsvereine oder Verwaltung ergattert zu haben.
D.h. wenn Sexworker das schaffen, werden sie damit nicht als mehr als Sexworker/Ex-Sexworker auftreten, sondern verständlicherweise die "höherwertige" Rolle des 'normalen' Jobs annehmen. Damit aber ist die Stimme und Erfahrung als Sexarbeiter_in unsichtbar und wird für die anderen nichtexistent, ausgelöscht oder (strukturell) zum schweigen gebracht.
Es kann also kaum eine sichtbare kontinuierliche Interessenvertretung geben, weil es vergleichbare sichere Jobs wie in Verwaltung und Hilfsvereinen in der Sexworker-Selbstorganisation einfach nicht gibt. Weil die Hurenbewegung seit den 70er es nicht geschafft hat, in denen von ihr geschaffenen Institutionen ihre Sexarbeiter_innen und Ex-Sexarbeiter_innen angemesser Quote unterzubringen und einzubinden.
Daher bleibt uns im Bereich der Sexworker Selbstorganisation wie hier im Sexworker Forum nur übrig Freiwilligenarbeit zu leisten. Genau das aber können oder wollen die meisten Sexworker eher nicht. Denn sie sind ja vielfach gerade deshalb Sexworker geworden, weil sie über zu wenig freie Ressourcen verfügen. Und wer will sich nach einem Geld-Verdienen-Müssen-Job noch mit dem Job befassen?
Erschwerend hinzu kommt natürlich, das es unsere Community zu einem Großteil nur im informellen Graubereich gibt, in dem Sexarbeit aufgrund der weiterhin bestehenden Stigmatisierung nuneimal stattfindet trotz Legalisierung 2002. Diese Grauzone ermöglicht und verleitet zu Moral Hazard, d.h. Handlungsziel ist der eigene Vorteil, sogar dann wenn es der Gemeinschaft schadet und zwar nur deshalb weil es einfach keine strukturierte, übersichtliche Gemeinschaft mit soziale Kontrolle gibt.
Aus dem Teufelskreis der Unsicherheit und Marginalisierung können wir nur herauskommen, wenn es uns gelingt clevere, professionelle Personalpolitik zu betreiben mit den wenigen Leuten und Ressourcen die wir derzeit haben.
Sexarbeiter-Selbstorganisation ist gut für die Gesundheit
Studien aus Australien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45879#45879
.
Sogar hier im Forum als User_in registriert.
Leider derzeit oder im Zusammenhang mit der Tagung nicht mehr aktiv hier im Sexworker Forum.
(Es ist im Tagungsprotokoll ja sogar die Email-Adress-Liste veröffentlicht (siehe Attachment im posting oben). Übrigens, die Liste ist ein gutes Tool für uns, falls wir Presseaussendungen haben und Leute mobilisieren wollen. Es kann mit unserem bestehenden Sexworker Forum Email Verteiler abgeglichen werden.)
Die fehlende Aktivität hier bedeutet für mich, unser Sexworker Internet-Forum ist gleichzeitig zu hochschwellig für die einen (Internetzugang, Sprachhürde...) und gleichzeitig zu niederschwellig für die anderen (ich sehe da eine Parallele zu unserer Diskussion über Abstimmung Ste.....).
Aus "zu niederschwellig" wird letztlich auch ein "zu hochschwellig", wenn wichtige Leute letztlich fernbleiben. Ursache ist dass es zu zeitraubend ist hier up to date zu bleiben und teilzuhaben. Dem Forum hängt der Ruf an unübersichtlich zu sein und ein großes Strukturproblem ist es, dass wg. der Offenheit/Niedrigschwelligkeit zu viele unterschiedliche Dinge in unterschiedlichster Qualität hier vermischt beisammen sind. Das ist letztlich dasselbe Problem mit dem Prostitution auch schon zu kämpfen hat. Qualität und Qualitätsgrenzen (Standards, Gesetze) lassen sich schwerlich verallgemeinernd festlegen ohne abzugrenzen und damit ein ausgegrenzte Unterschicht zu erzeugen. Ohne Abgrenzungen jedoch besteht immer die Gefahr Qualitätsurteile der bodenlos schlechtesten Qualitätsstufe für den gesamten Rest zu bekommen. (Ich vermute das Prostitutionsverbot und gesellschaftliche Tendenz zur Prostitutionseindämmung beruht genau auf diesem Grund. Weil es kaum gelingen kann saubere Grenzen zu ziehen, wird der ganze Sektor stigmatisiert bis kriminalisiert).
(Das Gesetz als Selbstimunisierungsprozess des sozialen Gesellschaftskörpers
"Immunitas: The Protection and Negation of Life"
by Italian philosopher Roberto Esposito www.amazon.com/dp/0745649149 )
Gleichzeitig ist der Wert, d.h. die öffentliche Relevanz dieser privaten Sexworker Forum Internet Präsenz für den User objektiv oder intuitiv schwer feststellbar. Fehlende Relevanz oder Interesse kommt selten immer dann zum Vorschein, wenn sich bei einer Aktion oder Umfrage nur wenige beteiligen. Nicht zuletzt haben Foren und das pseudonymisierte Internet/Web2.0 den Ruf ein Ort der Nerds und nicht ernstzunehmenden Jugendlichen oder Randgruppen zu sein. Politik gemacht oder das Leben gelebt wird anderswo... Noch sind die meisten Menschen nicht so weit verstanden zu haben, wie beide Lebens-Bereiche gut zusammen funktionieren, die unser Leben und die Zukunft der Gesellschaft noch sehr viel mehr verändern werden. (Daher auch der große kulturelle Graben zwischen traditioneller Hinterzimmerdiplomatie und Liquid Democracy sozialer Bewegungen wie Occupy, 99% ... und möglicherweise auch einmal der Sexworker?)
Das große bestehende Drama der Sexworker Bewegung in Deutschland aber ist es,
- dass Sexworker/Ex-Sexworker auf solchen Tagung wie in diesem Fall als solche nicht erkennbar sind,
- dass sie nicht als Interessenvertreter und Delegierte der Sexworker Community auftreten,
wenn sie es einmal geschafft haben einen Job in der 'normalen' Arbeitswelt der NGOs, Hilfsvereine oder Verwaltung ergattert zu haben.
D.h. wenn Sexworker das schaffen, werden sie damit nicht als mehr als Sexworker/Ex-Sexworker auftreten, sondern verständlicherweise die "höherwertige" Rolle des 'normalen' Jobs annehmen. Damit aber ist die Stimme und Erfahrung als Sexarbeiter_in unsichtbar und wird für die anderen nichtexistent, ausgelöscht oder (strukturell) zum schweigen gebracht.
Es kann also kaum eine sichtbare kontinuierliche Interessenvertretung geben, weil es vergleichbare sichere Jobs wie in Verwaltung und Hilfsvereinen in der Sexworker-Selbstorganisation einfach nicht gibt. Weil die Hurenbewegung seit den 70er es nicht geschafft hat, in denen von ihr geschaffenen Institutionen ihre Sexarbeiter_innen und Ex-Sexarbeiter_innen angemesser Quote unterzubringen und einzubinden.
Daher bleibt uns im Bereich der Sexworker Selbstorganisation wie hier im Sexworker Forum nur übrig Freiwilligenarbeit zu leisten. Genau das aber können oder wollen die meisten Sexworker eher nicht. Denn sie sind ja vielfach gerade deshalb Sexworker geworden, weil sie über zu wenig freie Ressourcen verfügen. Und wer will sich nach einem Geld-Verdienen-Müssen-Job noch mit dem Job befassen?
Erschwerend hinzu kommt natürlich, das es unsere Community zu einem Großteil nur im informellen Graubereich gibt, in dem Sexarbeit aufgrund der weiterhin bestehenden Stigmatisierung nuneimal stattfindet trotz Legalisierung 2002. Diese Grauzone ermöglicht und verleitet zu Moral Hazard, d.h. Handlungsziel ist der eigene Vorteil, sogar dann wenn es der Gemeinschaft schadet und zwar nur deshalb weil es einfach keine strukturierte, übersichtliche Gemeinschaft mit soziale Kontrolle gibt.
Aus dem Teufelskreis der Unsicherheit und Marginalisierung können wir nur herauskommen, wenn es uns gelingt clevere, professionelle Personalpolitik zu betreiben mit den wenigen Leuten und Ressourcen die wir derzeit haben.
- den Institutionen klar machen, dass sie nicht über Sexworker ohne Sexworker befinden können.
- den Institutionen klar machen, dass bei Sexworkern nicht generell angenommen werden kann, dass Sexworker anschaffen gehen um Geld zu verdienen um Tagungen zu besuchen und in Gremien mitzuarbeiten zu Themen der Sexarbeit, wenn sie selbst damit rechnen müssen in ein paar Jahren evt. selbst damit nichts mehr zu tun zu haben.
- den Institutionen klar machen, dass es Sexworker-Interessen-Selbstvertretung nicht geschenkt geben kann, sondern nur wenn es einen sicheren geschützen Rahmen gibt also gewissermaßen Institutionalisierung, organisatorische Starthilfe inkl. Finanzierung und Perspektiven (so wie im Bereich betrieblicher Mitbestimmung, Gewerkschaften, Berufsverbände, Parteien, Politik, Wissenschaft, Kunst... wo für engagierte Akteure und Interessenvertreter_innen professionelle Stellen und öffentliche Finanzierung angeboten werden). Dieses Strukturproblem muß von oben, von Politik und Gemeinschaft gelöst werden. Sexworker-Teilhabe zu ermöglichen ist die Kernaufgabe von so schlauen Tagungen und Studien, wenn es darum geht die Sexworker-Erreichbarkeit, Aufklärung und Sensiblisierung erhöhen zu wollen z.B. im Rahmen von STD-Prävention, Menschenhandelsbekämpfung oder Nachbarschaftsproblemen... Wenn man nicht bereit ist hier unkonventionelle Lösungen zugunsten und in Absprache mit Sexworkern zu gehen, ist aller Tagungs-Talk, Publikations-Print und Gesetzgebungs-Gebärden reines Lippenbekenntnis und Nichts wert (Paternalismus).
- den Institutionen klar machen, dass Sexworker nur-dabei-sein-lassen nicht ausreicht um Partizipation/Teilhabe zu sichern, wenn keine Mitentscheidungskompetenz gewährt wird.
- wenn es uns gelingt unsere Motivation und Wissen über die Erfahrungen der Hurenbewegung an jüngere oder neu hinzugekommene Sexworker weiterzugeben und sie zu begleiten bei der abenteuerlichen Arbeit die Interessen von Sexworkern in Gremien und Medienöffentlichkeit zu vertreten.
Sexarbeiter-Selbstorganisation ist gut für die Gesundheit
Studien aus Australien:
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=45879#45879
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"Empfehlungen zur Infektionsprävention bei der Sexarbei
Nur ein kurzer Hinweis:
Die "Empfehlungen zur Infektionsprävention bei der Sexarbeit" (den Link hatte ich schon mal vor etwa einem halben Jahr gepostet) sind kürzlich aktualisiert/ergänzt worden:
http://freepdfhosting.com/9d0efc57cc.pdf
eddy
Die "Empfehlungen zur Infektionsprävention bei der Sexarbeit" (den Link hatte ich schon mal vor etwa einem halben Jahr gepostet) sind kürzlich aktualisiert/ergänzt worden:
http://freepdfhosting.com/9d0efc57cc.pdf
eddy
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Re: "Empfehlungen zur Infektionsprävention Sexarbeit
Danke Eddy fürs posten der umfangreichen Infos und Impfpräventions-Ratschläge für Sexworker und Kunden bezüglich Safer-Sex, STI/STD, HEP, HPV, HIV/AIDS.
Mit 354 Seiten ist das ja inzwischen ein sehr dickes Buch geworden.
Ob das noch die Sexworker mehrheitlich erreicht und von uns verdaut werden kann?
Der nächste Schritt wäre es Kernaussagen und Neuigkeiten bezüglich Verfahren und Produkten graphisch aufzubereiten und zu illustrieren.
Wir können das selbst versuchen oder politisch-öffentlich darauf drängen, dass für Aufklärung im Bereich Sexwork mehr öffentliche Mittel z.B. von lokalen STD-Stellen, AIDS-Hilfe Berlin, BZgA Köln oder Frauenministerium Berlin (zuständigkeit Prostitution) bereitgestellt werden ...
Mit 354 Seiten ist das ja inzwischen ein sehr dickes Buch geworden.
Ob das noch die Sexworker mehrheitlich erreicht und von uns verdaut werden kann?
Der nächste Schritt wäre es Kernaussagen und Neuigkeiten bezüglich Verfahren und Produkten graphisch aufzubereiten und zu illustrieren.
Wir können das selbst versuchen oder politisch-öffentlich darauf drängen, dass für Aufklärung im Bereich Sexwork mehr öffentliche Mittel z.B. von lokalen STD-Stellen, AIDS-Hilfe Berlin, BZgA Köln oder Frauenministerium Berlin (zuständigkeit Prostitution) bereitgestellt werden ...
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 24.07.2012, 21:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Die Polizei in 4 großen Städten der USA, New York, Los Angeles,
Washington, DC, und San Francisco, begannen eine Aktion
GEGEN safer-sex ! Sie konfiszieren bei ALLEN Sexarbeiterinnen
die Kondome, um sie als "Beweis" für "kriminelle Handlungen"
vor Gericht vorlegen zu können. Die Sexarbeiterinnen sind nun
gezwungen entweder ohne Schutz zu arbeiten, und sich jede
Menge an Krankheiten einzufangen, AIDS mit eingeschlossen,
oder wegen Besitz von Kondomen ins Gefängnis zu kommen.
(Bericht von Human Rights Watch vom heute)
Nicole
Washington, DC, und San Francisco, begannen eine Aktion
GEGEN safer-sex ! Sie konfiszieren bei ALLEN Sexarbeiterinnen
die Kondome, um sie als "Beweis" für "kriminelle Handlungen"
vor Gericht vorlegen zu können. Die Sexarbeiterinnen sind nun
gezwungen entweder ohne Schutz zu arbeiten, und sich jede
Menge an Krankheiten einzufangen, AIDS mit eingeschlossen,
oder wegen Besitz von Kondomen ins Gefängnis zu kommen.
(Bericht von Human Rights Watch vom heute)
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Neulich in Indien

"Ich benutze Kondome"
Sexarbeiter-Kollegin & Interessenvertreterin Angela Bustamente aus Lima, Peru
hat ihre Präventionsbotschaft an ihre Kunden und Partner stets dabei.
Sex Worker Freedom Festival Rally, Kolkata
Sex Worker Open University, London
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RE: Fachwissen Safer Sex nicht nur für Prostituierte und Fre
Kondomwechsel zwischen Blasen und GV?
In einem Freierforum ist eine interessante Frage aufgeworfen worden; kurz zusammengefasst: muss/sollte zwischen Blasen (mit Kondom) und GV das Kondom gewechselt werden?
Ich weiß, dass dies einige (wenige) SWs tun, die meisten aber nicht. Und wenn ein vorsichtiger Kunde dies wünscht, wird die SW sicherlich auch diesem Wunsch Folge leisten. Es liegt ja auch in ihrem eigenen Interesse, denn bei einem Kondomriss mit Ejakulation trägt sie das höhere Risiko als der Kunde.
Eine andere Frage ist aber die nach der Notwendigkeit. Ich würde dies eher differenziert sehen und von Art und Dauer des Blasens (vor allem Einsatz der Zähne?) abhängig machen.
Mich interessiert hier aber die Frage: gibt es dazu Erfahrungen von SWs (oder auch von Kunden)? Wieviel Französisch hält ein Markenkondom aus und was nicht?
Eddy
In einem Freierforum ist eine interessante Frage aufgeworfen worden; kurz zusammengefasst: muss/sollte zwischen Blasen (mit Kondom) und GV das Kondom gewechselt werden?
Ich weiß, dass dies einige (wenige) SWs tun, die meisten aber nicht. Und wenn ein vorsichtiger Kunde dies wünscht, wird die SW sicherlich auch diesem Wunsch Folge leisten. Es liegt ja auch in ihrem eigenen Interesse, denn bei einem Kondomriss mit Ejakulation trägt sie das höhere Risiko als der Kunde.
Eine andere Frage ist aber die nach der Notwendigkeit. Ich würde dies eher differenziert sehen und von Art und Dauer des Blasens (vor allem Einsatz der Zähne?) abhängig machen.
Mich interessiert hier aber die Frage: gibt es dazu Erfahrungen von SWs (oder auch von Kunden)? Wieviel Französisch hält ein Markenkondom aus und was nicht?
Eddy
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Also ich kann jetzt nur aus meine Erfahrung sprechen. Mir ist beim Französisch noch nie ein Kondom rissig geworden. Egal welche Marke.
Gibt es irgendwelche wissenschaftliche Tests , was Kondome aushalten.
Die einzige Gefahr beim Kondom, die ich kenne ist wenn man Babyöl benutzt und dan Geschlechtsverkehr hat. Das sie dann porös werden.
Liebe Grüsse, Fraences
Gibt es irgendwelche wissenschaftliche Tests , was Kondome aushalten.
Die einzige Gefahr beim Kondom, die ich kenne ist wenn man Babyöl benutzt und dan Geschlechtsverkehr hat. Das sie dann porös werden.
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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das problem ist eigentlich weniger ein porös werden, ausser die lady hat einen sehr fetthaltigen lipgloss oder labello frisch aufgetragen (oder bringt die zähne zum einsatz, aber das wird ja eher selten gewünscht
).
ein kondomwechsel kann aber durchaus sinnvoll sein, wenn es um ein sehr langes und intensives frz. geht, während dessen vielleicht das beste stück mehrmals seine grösse und beschaffenheit verändert...oder sehr viel flüssigkeit kommt.
dann wäre der sitz nicht mehr optimal, und ein wechseln vor dem gv schon angebracht.

ein kondomwechsel kann aber durchaus sinnvoll sein, wenn es um ein sehr langes und intensives frz. geht, während dessen vielleicht das beste stück mehrmals seine grösse und beschaffenheit verändert...oder sehr viel flüssigkeit kommt.
dann wäre der sitz nicht mehr optimal, und ein wechseln vor dem gv schon angebracht.
liebe grüsse malin
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
eventuell fehlende buchstaben sind durch meine klemmende tastatur bedingt :-)
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Latex aus Latexmilch gewonnen, ist empfindlich gegenüber Fetten und Wasser. Fetten greifen die Oberfläche an und Wasser/95% vohanden in Speichel, weicht die Oberfläche auf macht es dementsprechend für Risse und beschädigung empfindlich.
Nitril- (kondome) sind diesbezüglich sicherer und sind sowohl Geschmacks- als Geruchsneutral..nur teuere.
Das gesagt habe ich viel mit Latex gearbeitet und es ist fast unverwüstlich ohne Schere und auch gegenüber Chemikalien ist meistens nur die Oberfäche nicht mehr schön. Ich denke man muss schon über mehrer Stunden blasen und bumsen bis eine grosseren Gefahr besteht. Ich habe es bis jetzt nur geschafft das Rand an der öffnung beim anziehen abzureisen ..und der landete dann gleich ins Mull ;-)
lg Cathy
Nitril- (kondome) sind diesbezüglich sicherer und sind sowohl Geschmacks- als Geruchsneutral..nur teuere.
Das gesagt habe ich viel mit Latex gearbeitet und es ist fast unverwüstlich ohne Schere und auch gegenüber Chemikalien ist meistens nur die Oberfäche nicht mehr schön. Ich denke man muss schon über mehrer Stunden blasen und bumsen bis eine grosseren Gefahr besteht. Ich habe es bis jetzt nur geschafft das Rand an der öffnung beim anziehen abzureisen ..und der landete dann gleich ins Mull ;-)
lg Cathy
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?
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Ich habe mal einen Test gemacht und einen Vibrator
erst mit Aqua-Glide bestrichen, und dann einen Latex-Kondom
drüber gezogen. Ich wollte wissen, was da mit der Zeit geschieht.
Nach etwa 24 Stunden ist der Kondom an der Spitze des
Vibrators gerissen und hat sich zum Eingang des Kondoms hin aufgerollt.
Erst dachte ich, dass dies vielleicht ein Zufall sei, so habe
ich es noch mit 2 weiteren versucht. Das Ergebnis war das gleiche.
Nun, man benutzt ja nicht 24 Stunden ein Kondom,
so wird es ja kein Problem sein.
Nicole
erst mit Aqua-Glide bestrichen, und dann einen Latex-Kondom
drüber gezogen. Ich wollte wissen, was da mit der Zeit geschieht.
Nach etwa 24 Stunden ist der Kondom an der Spitze des
Vibrators gerissen und hat sich zum Eingang des Kondoms hin aufgerollt.
Erst dachte ich, dass dies vielleicht ein Zufall sei, so habe
ich es noch mit 2 weiteren versucht. Das Ergebnis war das gleiche.
Nun, man benutzt ja nicht 24 Stunden ein Kondom,
so wird es ja kein Problem sein.
Nicole
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RE: Fachwissen Safer Sex nicht nur für Prostituierte und Fre
Hhm, ein guter Versuch.
Bei der Abnutzung des Kondoms spielt dann wohl auch die mechanische Belastung der Reibung eine Rolle.
Der Vibrator wird noch zudem warm.
Ist wohl wie beim Gummiabrieb beim Reifen.

Bei der Abnutzung des Kondoms spielt dann wohl auch die mechanische Belastung der Reibung eine Rolle.
Der Vibrator wird noch zudem warm.
Ist wohl wie beim Gummiabrieb beim Reifen.
Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.
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Ich vergas noch etwas, ich machte den Versuch auch mit Speichel.
Das heisst, ich zog den Kondom auf einen gewaschenen und
getrockneten Vibrator auf. Durchmesser etwa 3,5cm, Länge 15cm.
Und dann nahm ich ihn eine Weile in den Mund, und hinterlies
Speichelreste. Das Resultat war das gleiche wie vorher.
Es kann natürlich auch an den Kondomen liegen.
Ich kaufte sie bei der Firma Eis. Da sind sie seeehr preiswert.
Aber wie gesagt, niemand benutzt einen Kondom so lange.
Nicole
Das heisst, ich zog den Kondom auf einen gewaschenen und
getrockneten Vibrator auf. Durchmesser etwa 3,5cm, Länge 15cm.
Und dann nahm ich ihn eine Weile in den Mund, und hinterlies
Speichelreste. Das Resultat war das gleiche wie vorher.
Es kann natürlich auch an den Kondomen liegen.
Ich kaufte sie bei der Firma Eis. Da sind sie seeehr preiswert.
Aber wie gesagt, niemand benutzt einen Kondom so lange.
Nicole