Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
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- Admina
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Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
ESSEN
Theater aus dem Sperrbezirk
Marc-Oliver Krampe ist gewissermaßen der Mann fürs Allzumenschliche am Schauspiel Essen. Nach dem Fußball-Epos „Balls – Fußball ist unser Leben“ wagt der Dramaturg im zweiten Bürger-Projekt für das Essener Schauspiel nun einen Bericht „aus dem Unterleib der Stadt“. „Pornoladen“ heißt das Stück, das am 24. Mai in der Casa Uraufführung hat. Mit dabei sind Huren, Stricher und andere Erotik-Arbeiter, die ihren Job sonst eher im Verborgenen erledigen.
Arbeitslosen, Bankvorständen und anderen „Helden des Alltags“ auf der Bühne zu begegnen, ist für Theatergänger nicht mehr neu. Mit den Berichten aus dem Bordell betritt Krampe nun theatrales Neuland – für die meisten ebenso faszinierend wie totgeschwiegen. Dabei ist das künstlerische Interesse fürs Milieu wahrlich nicht neu. Bertolt Brecht hat sich der „Verführung von Engeln“ ebenso drastisch verschrieben wie Toulouse-Lautrec die Phantasien der Boheme lustvoll aufs Bild bannte. Gleichwohl, versichert der Dramaturg, seit „Pornoladen“ kein Theater-Seminar zur Geschichte der Prostitution, sondern ein erfahrungssatter und realitätsnaher Bericht aus den erotischen Randbezirken der Stadt, aus den Bordellen und Sex-Shops. Elf Teilnehmer hat Krampe dafür gecastet. Die langjährige Hure Francis ebenso wie zwei Jungs vom Straßenstrich. Über Inserate und durch Mithilfe von örtlichen Beratungsstellen ist man zueinander gekommen. „Vielen musste ich absagen, weil sie sich was anderes vorgestellt haben.“ Schließlich soll der Abend keine voyeuristische Peep-Show für den aufgeklärten Theater-Abonnenten werden, sondern vielleicht sogar so etwas wie ein Manifest, sagt Krampe.
Er denkt dabei nicht nur an Parallelen zwischen der Stigmatisierung der Huren und der heute längst vergessenen Missachtung von Schauspielern im Mittelalter, sondern auch an den Status von Hetären, den gebildeten wie sozial anerkannten Prostituierten im Altertum. „So eine Utopie heute wieder zu denken, finde ich spannend.“ Freilich will Krampe „einen emanzipatorischen, aber keinen naiven“ Theaterabend machen, also die Schatten-Seiten der Prostitution wie Not, Zwang, Gewalt und rechtliche Grauzonen nicht ausblenden.
Fast 700 Seiten Interviewtext hat Krampe im Vorfeld aufgenommen. Nun wird extrahiert, diskutiert, spielbar gemacht. Die Arbeit, sagt Krampe, sei so bereichernd wie kräftezehrend. „Vor jeder Probe habe ich Herzrasen.“ Denn seine Teilnehmer sind auf der Bühne wie im Leben: fordernd, herzlich und extrem direkt. Diese Vielschichtigkeit jenseits des Klischees will Krampe zeigen: „Wenn die Leute aus dem Theater kommen und Respekt entwickelt haben für die Menschen, die in unserer Stadt leben und arbeiten, mit all ihren Zweifeln, ihrer Gebrochenheit, auch mit ihrem Selbstbewusstsein, dann hat der Abend sein Ziel erreicht.“
www.derwesten.de/staedte/essen/theater- ... 55384.html
Theater aus dem Sperrbezirk
Marc-Oliver Krampe ist gewissermaßen der Mann fürs Allzumenschliche am Schauspiel Essen. Nach dem Fußball-Epos „Balls – Fußball ist unser Leben“ wagt der Dramaturg im zweiten Bürger-Projekt für das Essener Schauspiel nun einen Bericht „aus dem Unterleib der Stadt“. „Pornoladen“ heißt das Stück, das am 24. Mai in der Casa Uraufführung hat. Mit dabei sind Huren, Stricher und andere Erotik-Arbeiter, die ihren Job sonst eher im Verborgenen erledigen.
Arbeitslosen, Bankvorständen und anderen „Helden des Alltags“ auf der Bühne zu begegnen, ist für Theatergänger nicht mehr neu. Mit den Berichten aus dem Bordell betritt Krampe nun theatrales Neuland – für die meisten ebenso faszinierend wie totgeschwiegen. Dabei ist das künstlerische Interesse fürs Milieu wahrlich nicht neu. Bertolt Brecht hat sich der „Verführung von Engeln“ ebenso drastisch verschrieben wie Toulouse-Lautrec die Phantasien der Boheme lustvoll aufs Bild bannte. Gleichwohl, versichert der Dramaturg, seit „Pornoladen“ kein Theater-Seminar zur Geschichte der Prostitution, sondern ein erfahrungssatter und realitätsnaher Bericht aus den erotischen Randbezirken der Stadt, aus den Bordellen und Sex-Shops. Elf Teilnehmer hat Krampe dafür gecastet. Die langjährige Hure Francis ebenso wie zwei Jungs vom Straßenstrich. Über Inserate und durch Mithilfe von örtlichen Beratungsstellen ist man zueinander gekommen. „Vielen musste ich absagen, weil sie sich was anderes vorgestellt haben.“ Schließlich soll der Abend keine voyeuristische Peep-Show für den aufgeklärten Theater-Abonnenten werden, sondern vielleicht sogar so etwas wie ein Manifest, sagt Krampe.
Er denkt dabei nicht nur an Parallelen zwischen der Stigmatisierung der Huren und der heute längst vergessenen Missachtung von Schauspielern im Mittelalter, sondern auch an den Status von Hetären, den gebildeten wie sozial anerkannten Prostituierten im Altertum. „So eine Utopie heute wieder zu denken, finde ich spannend.“ Freilich will Krampe „einen emanzipatorischen, aber keinen naiven“ Theaterabend machen, also die Schatten-Seiten der Prostitution wie Not, Zwang, Gewalt und rechtliche Grauzonen nicht ausblenden.
Fast 700 Seiten Interviewtext hat Krampe im Vorfeld aufgenommen. Nun wird extrahiert, diskutiert, spielbar gemacht. Die Arbeit, sagt Krampe, sei so bereichernd wie kräftezehrend. „Vor jeder Probe habe ich Herzrasen.“ Denn seine Teilnehmer sind auf der Bühne wie im Leben: fordernd, herzlich und extrem direkt. Diese Vielschichtigkeit jenseits des Klischees will Krampe zeigen: „Wenn die Leute aus dem Theater kommen und Respekt entwickelt haben für die Menschen, die in unserer Stadt leben und arbeiten, mit all ihren Zweifeln, ihrer Gebrochenheit, auch mit ihrem Selbstbewusstsein, dann hat der Abend sein Ziel erreicht.“
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Re: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
https://www.sexworker.at/phpBB2/images/quotebackarrow.gif[/img]
freu mich schon auf die vorführungen, bei einer werde ich sicher dabei sein als zuschauer.
lieben gruß, annainga
das denke ich auch oft über meine arbeit als sexarbeiterin.fraences hat geschrieben:Die Arbeit, sagt Krampe, sei so bereichernd wie kräftezehrend.
freu mich schon auf die vorführungen, bei einer werde ich sicher dabei sein als zuschauer.
lieben gruß, annainga
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Catharina König www.beruehrung.org/ueber-catharina-koenig.htmKasharius hat geschrieben:@fraences
weißt Du zufällig, ob es in diesen stücken den auch um behinderte Kunden bzw. Sexualassistenz ging...?
spielt mit und erzählt über ihre Arbeit. Diese Frau und ihre Sichtweise und Berufspraxis wahr zu nehmen wird für alle Betrachtungswinkel sehr aufschlußreich sein, dazumal Catharina eine wirkliche tolle Frau ist, die unsere Herzen berührt.
Liebe Grüße, Fraences
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Kann man nur unterstreichen!fraences hat geschrieben:Catharina König www.beruehrung.org/ueber-catharina-koenig.htm
spielt mit und erzählt über ihre Arbeit. Diese Frau und ihre Sichtweise und Berufspraxis wahr zu nehmen wird für alle Betrachtungswinkel sehr aufschlußreich sein, dazumal Catharina eine wirkliche tolle Frau ist, die unsere Herzen berührt.
Liebe Grüße
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
Theater & Tanz | Stadtgespräch | Essen
Sexarbeit: Berichte aus der Buntzone
2
Autor: Honke Rambow
Proben im Unterleib der Stadt | Foto: Caroline Drechsel
Am 24. Mai feiert im Grillo-Theater „Pornoladen – Aus dem Unterleib der Stadt“ seine Uraufführung. Bei dem Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe stehen neben Lisa Jopt und Johann David Talinski aus dem Essener Ensemble vor allem Laien im Rampenlicht. Ihnen allen ist gemeinsam, dass Sex und Geld für sie kein Widerspruch ist. Eine von ihnen ist Fraences Funk.
„Mit 14 oder 15 Jahren habe ich mir schon vorgestellt, Hure zu werden“, erzählt die gebürtige Engländerin. Ausschlaggebend für den nicht ganz selbstverständlichen Berufswunsch seien damals die Huren in den Tatort-Filmen gewesen. Mit 23 Jahren ist die kleine agile Frau dann ins Geschäft mit dem Sex eingestiegen. Das war irgendwann in den 80er Jahren, als es in Deutschland noch den klassischen Luden gab. Fraences Funk hat allerdings nie für einen Zuhälter gearbeitet, sondern war immer selbstständig. Und ist es bis heute.
„Macht dir dein Job immer Spaß?“
Neben Lobbyarbeit für die Sexworker ist sie immer noch selbst aktiv. Die Frage, ob ihr der Job tatsächlich Spaß mache, kontert sie mit einer Gegenfrage: „Macht dir dein Job immer Spaß?“ Nein, natürlich nicht. Klar nerve es sie, wenn Freier anrufen und einfach unhöflich sind oder versuchen, sie zu verarschen. „Da hast du dann jemanden am Telefon, der vorgibt, mit dir einen Termin machen zu wollen, über Praktiken spricht, und du weißt ganz genau, dass er sich gerade einen runter holt. Die wollen nur kostenlosen Telefonsex.“ Früher seien die Freier auch insgesamt höflicher gewesen, hätten auch mal zum Date eine Flasche Sekt mitgebracht.
Fraences Funk engagiert sich für sexworker-deutschland.de. Es geht vor allem um die Gründung eines großen deutschen Berufsverbandes. Denn so sehr sich die Situation der Sexworker in den letzten Jahren durch neue Gesetze verbessert hat, sind diese Gesetze immer noch Teil des Polizeigesetzes. Eine eindeutige Diskriminierung ihres Berufsstandes findet die Aktivistin, die gerne sagt: „Prostitution ist keine Grauzone, sondern die Buntzone.“ Dennoch sei die Akzeptanz des Gewerbes in den letzten Jahren deutlich gestiegen. „Früher konnte eine Prostituierte kein Konto eröffnen“, erzählt Fraences. „Ich war vor kurzem bei der Sparkasse, und die Frau fragte mich, was ich arbeiten würde. ,Ich bin selbstständig‘, antwortete ich. In welchem Bereich fragte sie. Ich sagte: ,Ich bin Prostituierte‘ und hatte das Konto.“
offizielle Ausbildung für Sexworkerinnen
Das Klischee von der Frau, die ungewollt in die Prostitution abrutscht, sei völlig überholt. „Immer mehr Frauen entscheiden sich ganz bewusst für den Job“, ist Fraences überzeugt. Es sei eine Möglichkeit, unabhängig zu sein, aber für viele Frauen auch die Chance, eigene sexuelle Fantasien auszuleben. „Auf einem Kongress haben wir sogar mal darüber nachgedacht, ob man nicht eine offizielle Ausbildung für Sexworkerinnen einführen müsste. Sinnvoll wäre das auf jeden Fall, und der Verein move.ev.org arbeitet derzeit wieder daran. Das Problem ist nur: Wie soll die praktische Abschlussprüfung durchgeführt werden?“, grinst Fraences und drückt ihre Zigarette aus.
Auch wenn Fraences so gar nicht das optische Klischee einer Sexworkerin bedient, wie sie da mit goldenen Turnschuhen, Jeans, T-Shirt und Kurzhaarschnitt sitzt, ein Klischee scheint dann doch zu stimmen: „Natürlich geht es bei unserer Arbeit um viel mehr als Sex. Wir sind auch so etwas wie Therapeutinnen.“ Und tatsächlich hat sie selbst auch mal ein Psychologiestudium angefangen.
Seit 13 Jahren ist Fraences mit Günther verheiratet – auch das geht. Er kommt nicht aus dem Gewerbe und war auch nie Kunde. „Ihm gefällt es natürlich, dass meine politische Arbeit immer mehr in den Vordergrund rückt“, gesteht Fraences. Auch das wird sicher ein Thema sein, wenn sie ab Ende Mai gemeinsam in der Casa auf der Bühne stehen und das wahre Leben im Sex-Geschäft zum Thema im „Pornoladen“ wird.
www.coolibri.de/redaktion/kultur/0513/s ... tzone.html

Proben im Unterleib der Stadt | Foto: Caroline Drechsel
Sexarbeit: Berichte aus der Buntzone
2
Autor: Honke Rambow
Proben im Unterleib der Stadt | Foto: Caroline Drechsel
Am 24. Mai feiert im Grillo-Theater „Pornoladen – Aus dem Unterleib der Stadt“ seine Uraufführung. Bei dem Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe stehen neben Lisa Jopt und Johann David Talinski aus dem Essener Ensemble vor allem Laien im Rampenlicht. Ihnen allen ist gemeinsam, dass Sex und Geld für sie kein Widerspruch ist. Eine von ihnen ist Fraences Funk.
„Mit 14 oder 15 Jahren habe ich mir schon vorgestellt, Hure zu werden“, erzählt die gebürtige Engländerin. Ausschlaggebend für den nicht ganz selbstverständlichen Berufswunsch seien damals die Huren in den Tatort-Filmen gewesen. Mit 23 Jahren ist die kleine agile Frau dann ins Geschäft mit dem Sex eingestiegen. Das war irgendwann in den 80er Jahren, als es in Deutschland noch den klassischen Luden gab. Fraences Funk hat allerdings nie für einen Zuhälter gearbeitet, sondern war immer selbstständig. Und ist es bis heute.
„Macht dir dein Job immer Spaß?“
Neben Lobbyarbeit für die Sexworker ist sie immer noch selbst aktiv. Die Frage, ob ihr der Job tatsächlich Spaß mache, kontert sie mit einer Gegenfrage: „Macht dir dein Job immer Spaß?“ Nein, natürlich nicht. Klar nerve es sie, wenn Freier anrufen und einfach unhöflich sind oder versuchen, sie zu verarschen. „Da hast du dann jemanden am Telefon, der vorgibt, mit dir einen Termin machen zu wollen, über Praktiken spricht, und du weißt ganz genau, dass er sich gerade einen runter holt. Die wollen nur kostenlosen Telefonsex.“ Früher seien die Freier auch insgesamt höflicher gewesen, hätten auch mal zum Date eine Flasche Sekt mitgebracht.
Fraences Funk engagiert sich für sexworker-deutschland.de. Es geht vor allem um die Gründung eines großen deutschen Berufsverbandes. Denn so sehr sich die Situation der Sexworker in den letzten Jahren durch neue Gesetze verbessert hat, sind diese Gesetze immer noch Teil des Polizeigesetzes. Eine eindeutige Diskriminierung ihres Berufsstandes findet die Aktivistin, die gerne sagt: „Prostitution ist keine Grauzone, sondern die Buntzone.“ Dennoch sei die Akzeptanz des Gewerbes in den letzten Jahren deutlich gestiegen. „Früher konnte eine Prostituierte kein Konto eröffnen“, erzählt Fraences. „Ich war vor kurzem bei der Sparkasse, und die Frau fragte mich, was ich arbeiten würde. ,Ich bin selbstständig‘, antwortete ich. In welchem Bereich fragte sie. Ich sagte: ,Ich bin Prostituierte‘ und hatte das Konto.“
offizielle Ausbildung für Sexworkerinnen
Das Klischee von der Frau, die ungewollt in die Prostitution abrutscht, sei völlig überholt. „Immer mehr Frauen entscheiden sich ganz bewusst für den Job“, ist Fraences überzeugt. Es sei eine Möglichkeit, unabhängig zu sein, aber für viele Frauen auch die Chance, eigene sexuelle Fantasien auszuleben. „Auf einem Kongress haben wir sogar mal darüber nachgedacht, ob man nicht eine offizielle Ausbildung für Sexworkerinnen einführen müsste. Sinnvoll wäre das auf jeden Fall, und der Verein move.ev.org arbeitet derzeit wieder daran. Das Problem ist nur: Wie soll die praktische Abschlussprüfung durchgeführt werden?“, grinst Fraences und drückt ihre Zigarette aus.
Auch wenn Fraences so gar nicht das optische Klischee einer Sexworkerin bedient, wie sie da mit goldenen Turnschuhen, Jeans, T-Shirt und Kurzhaarschnitt sitzt, ein Klischee scheint dann doch zu stimmen: „Natürlich geht es bei unserer Arbeit um viel mehr als Sex. Wir sind auch so etwas wie Therapeutinnen.“ Und tatsächlich hat sie selbst auch mal ein Psychologiestudium angefangen.
Seit 13 Jahren ist Fraences mit Günther verheiratet – auch das geht. Er kommt nicht aus dem Gewerbe und war auch nie Kunde. „Ihm gefällt es natürlich, dass meine politische Arbeit immer mehr in den Vordergrund rückt“, gesteht Fraences. Auch das wird sicher ein Thema sein, wenn sie ab Ende Mai gemeinsam in der Casa auf der Bühne stehen und das wahre Leben im Sex-Geschäft zum Thema im „Pornoladen“ wird.
www.coolibri.de/redaktion/kultur/0513/s ... tzone.html

Proben im Unterleib der Stadt | Foto: Caroline Drechsel
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
Liebe Fraences,
tolles Interview! Herzlichen Glückwunsch, Du machst so etwas ganz phantastisch.
Liebe Grüsse,
Friederike
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
ja, gefällt mir auch, dein interview @Fraences.
der satz
„Immer mehr Frauen entscheiden sich ganz bewusst für den Job“, ist Fraences überzeugt.
gefällt mir darin besonders gut.
lieben gruß, annainga
der satz
„Immer mehr Frauen entscheiden sich ganz bewusst für den Job“, ist Fraences überzeugt.
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
Sex-Experten fühlen sich wohl auf der Bühne
„Pornoladen - aus dem Unterleib der Stadt“ heißt das dritte Bürgerbühnen-Projekt, das Schauspiel-Dramaturg Marc-Oliver Krampe mit Laiendarstellern stemmen will. Laien? Krampe spricht lieber von „Experten“.
An der regionaltypischen Liebe zum Fußball („Balls“) und am Heimatgefühl („Heimspiel“) hat Krampe seine jeweiligen Experten schon erfolgreich arbeiten lassen. Auf sein drittes Thema sei er gestoßen bei einem Besuch in einem Sexclub, erzählt Krampe bei der Matinee im Café Central: „Ich war fasziniert von der Anonymität dort.“ Er tauchte tiefer ein ins Thema, besuchte Hilfsorganisationen, sprach mit Sexarbeitern, machte ein Praktikum auf dem Schwulenstrich - und hatte am Ende 800 Seiten Interview-Texte sowie ein Team von elf „Experten“, deren Erzählungen er inzwischen auf 35 Textbuch-Seiten verdichtet hat. Die Ensemblemitglieder Lisa Jopt, die das schon aus „Balls“ kennt, und Johann David Talinksi fungieren als Moderatoren zwischen den Erzählungen der Sexarbeiterinnen und ihrer Partner. Das heißt aber auch: Sie haben die vergangenen Monate an Poledance-Stangen üben müssen.
Die Anonymität, die den Dramaturgen so fasziniert hat, findet sich auf der Bühne der Casa wieder, berichtet Bühnenbildnerin Lisa Marie Rohde: Zu Beginn werden die Darsteller hinter einer schützenden Mauer aus Glasbausteinen stehen, bis sie selbst den Schritt wagen hinaus auf die Bühne - eine sinnreiche Spiegelung.
Sie habe sich auf dem Theater bei den Interviews ebenso wie bei der Probenarbeit „sehr gut aufgehoben“ gefühlt, erzählt „Expertin“ Jasmin, die als „Diva la rouge“ im Internet als Amateur-Pornodarstellerin, Fotomodell und Sexpartnerin unterwegs ist. Ihre Einstellung zum bezahlten Sex: „Man sollte es mögen und nicht nur des Geldes wegen machen.“ Gleiches gelte auch für das Agieren für das Stück „Pornoladen“, sagt sie: „Wenn mir etwas zu viel wird, höre ich auf“ - beim Sex wie beim Theaterspielen.
Ein gutes Stichwort für die These des Dramaturgen Krampe. es gebe manche Parallelen zwischen Theaterleuten und Sexarbeitern: „Wir berühren Sie, und Sie zahlen dafür. Wenn Theater gut ist, ist es auch Sex.“
www.derwesten.de/staedte/essen/sex-expe ... 46277.html
„Pornoladen - aus dem Unterleib der Stadt“ heißt das dritte Bürgerbühnen-Projekt, das Schauspiel-Dramaturg Marc-Oliver Krampe mit Laiendarstellern stemmen will. Laien? Krampe spricht lieber von „Experten“.
An der regionaltypischen Liebe zum Fußball („Balls“) und am Heimatgefühl („Heimspiel“) hat Krampe seine jeweiligen Experten schon erfolgreich arbeiten lassen. Auf sein drittes Thema sei er gestoßen bei einem Besuch in einem Sexclub, erzählt Krampe bei der Matinee im Café Central: „Ich war fasziniert von der Anonymität dort.“ Er tauchte tiefer ein ins Thema, besuchte Hilfsorganisationen, sprach mit Sexarbeitern, machte ein Praktikum auf dem Schwulenstrich - und hatte am Ende 800 Seiten Interview-Texte sowie ein Team von elf „Experten“, deren Erzählungen er inzwischen auf 35 Textbuch-Seiten verdichtet hat. Die Ensemblemitglieder Lisa Jopt, die das schon aus „Balls“ kennt, und Johann David Talinksi fungieren als Moderatoren zwischen den Erzählungen der Sexarbeiterinnen und ihrer Partner. Das heißt aber auch: Sie haben die vergangenen Monate an Poledance-Stangen üben müssen.
Die Anonymität, die den Dramaturgen so fasziniert hat, findet sich auf der Bühne der Casa wieder, berichtet Bühnenbildnerin Lisa Marie Rohde: Zu Beginn werden die Darsteller hinter einer schützenden Mauer aus Glasbausteinen stehen, bis sie selbst den Schritt wagen hinaus auf die Bühne - eine sinnreiche Spiegelung.
Sie habe sich auf dem Theater bei den Interviews ebenso wie bei der Probenarbeit „sehr gut aufgehoben“ gefühlt, erzählt „Expertin“ Jasmin, die als „Diva la rouge“ im Internet als Amateur-Pornodarstellerin, Fotomodell und Sexpartnerin unterwegs ist. Ihre Einstellung zum bezahlten Sex: „Man sollte es mögen und nicht nur des Geldes wegen machen.“ Gleiches gelte auch für das Agieren für das Stück „Pornoladen“, sagt sie: „Wenn mir etwas zu viel wird, höre ich auf“ - beim Sex wie beim Theaterspielen.
Ein gutes Stichwort für die These des Dramaturgen Krampe. es gebe manche Parallelen zwischen Theaterleuten und Sexarbeitern: „Wir berühren Sie, und Sie zahlen dafür. Wenn Theater gut ist, ist es auch Sex.“
www.derwesten.de/staedte/essen/sex-expe ... 46277.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
WAZ Artikel von Samstag,18. Mai 2013 in der Printausgabe des Volltextes:
"Die Leute werden anders über Huren denken"
Theater ohne Tabuzonen: Im Schauspiel Essen feiert das Bürgerprojekt"Pornoladen" nächste Woche Premiere. Zwei Frauen aus dem Sexgewerbe erzählen, warum sie ihre Anliegen auf die Bühne tragen
Fraences Funk ist eine Frau, die von Geheimniskrämerei im Berufsleben wenig hält. Seit drei Jahrzehnten arbeitet die heute 53-Jährige im Sexgewerbe, seit den 90ern ist sie aktiv in der Hurenbewegung. Ihre bald 18-jährige Tochter geht mit Frances Arbeit so selbstverständlich um wie ihr Mann Günter, der gerade einen Kaffee bringt, bevor´s wieder auf de Bühne geht.Fraences und Günter machen mit beim "Pornoladen"; dem neuen Bürgerprojekt des Schauspiels Essen das Theater gegen Tabuzonen machen will: eine lust- und eindrucksvolle Erkundung "aus dem Unterleib der Stadt".
Mutig und unverdruckst, offen und selbstverständlich. Stricher sind dabei, Escorts und Sexualbegleiterinnen. Und natürlichFraences Funk, die sich selbst als "kämpferische Althure" bezeichnet und Catharina König, die Steuerfachangestellte war,bevor sie sich überlegen musste,wie man seinen Lebensunterhalt sonst noch bestreiten kann."Mit Sex Geld verdienen,das geht doch nicht",hat die Bochumerin eine ganze Weile gedacht.
Heute ist König-eine sympathische, hochgewachsene Anfangfünzigerin mit frischem grauen Kurzhaarschnitt und warmherzigem Wesen-ausgebildete Sexualbegleiterin. Seit acht Jahren bietet sie dort Nähe und Berührung, wo der herkömmliche Sex-Markt sonst nicht hinkommt: In Alten- und Pflegeheimen, für Menschen mit Behinderung, Männer, die durch Krankheit oder Unfälle ihre Beweglichkeit verloren haben, aber nicht ihre Bedürfnisse. Anfangs war ihr sinnlich-erotisches Hilfsangebot noch unbekannt und wenig gefragt. "Seit ein paar Jahre kann ich halbwegs davon leben", sagt König.
Jetzt sitzen die beiden in der Kantine des Grillotheaters und erzählen begeistert von den Proben. Es war keine Liebe auf den ersten Blick-der Pornoladen, die Bühne und das Bürgerprojekt. "Man hat anfangs natürlich Angst, vorgeführt zu werden", erklärt Fraences. Und Catharina König hat erstmal herausfinden wollen, ob sich hinter diesem am Ende nur "intellektuell verbrämter Voyeurismus" verbirgt. Inzwischen sind sich beide Frauen einig, dass das Bürgerprojekt eine einmalige Chance ist, das Schweigen zu brechen und die Vorurteile und die Klischees.
Einmal nicht von Quoten-diktierten TV-Regisseuren in die verruchte Rotlicht.-Rolle gedrängt zu werden, in Talk-Shows als willenlose Opfer abgekanzelt und danach in die nächste Schublade gesteckt zu werden. "Kriminalität, Drogen, Missbrauch, damit wird unsere Job sofort in Verbindung gebracht", weiß Fraences. Dabei würde sich die 53-Jährige selbst niemals als Opfer sehen. Die Faszination fürs Rotlichtmilieu hat sie eigentlich schon mit 14,15 beim "Tatort"-Gucken gepackt: "Das war für mich so´n Anreiz."
Über Rotlicht und Rechtslage
Mit Anfang 20 hat Frances mit drei Freundinnen ihre erste Anzeige aufgegeben – und irgendwie gelernt, wie man Geldverdienen und Gefühlehaben auseinanderhält. Ihr Berufsleben hat sie bislang im Escort-Geschäft verbracht und in Privatclubs. „Auf der Straße war ich noch nie. Aber das will ich noch mal ausprobieren“, erklärt die burschikose Frau mit dem resoluten Auftreten. Nach all den Jahren ist Fraences nichts Menschliches mehr fremd. „Was ich kann, kann ich aus Erfahrung.“
Und die wollen Fraences und ihre Kolleginnen weitergeben, gerade sind sie bei der Gründung eines bundesweiten Berufsverbandes. Seit der politische Druck größer wird und Städte wie Dortmund im Kampf gegen illegale Prostitution aus Osteuropa ihr gesamtes Straßennetz zum Sperrgebiet erklären, müssen sie noch härter kämpfen um ihr „Recht auf Berufsausübung“. Trotzdem habe das neue Prostitutionsgesetz einiges gebracht, sagt Fraences. Ein Bank-Konto als Hure zu bekommen, das sei ja lange undenkbar gewesen.
So ist dieser ungewohnte öffentliche Auftritt im Theater nur ein nächster Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstverständlichkeit, hoffen alle Beteiligten. „Wir lernen anders zu atmen, chorisch zu sprechen, das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt“, erklärt Catharina König. „Pornoladen“ soll jedenfalls kein Projekt sein, bei dem der pädagogische Aufklärungswille auftrumpft, und doch soll etwas mit dem Publikum passieren. „Die Leute werden rausgehen und sich ein anderes Bild von Prostitution machen“, ist Fraences überzeugt. Dann schnappt sie sich eine Zigarette und rauscht zur Probe. Gespielt wird ja immer – beim Sex und auf der Bühne.
www.derwesten.de/staedte/essen/ueber-ro ... ciuac=true
Interviews mit vielen Experten geführt
"Pornoladen" Aus dem Unterleib der Stadt" hat am 24.Mai in der Casa des Schauspiel Essen Premiere. Weitere Termin: 26.,29. Mai.1.,2.,9., 30. Juni, 11. Juli, jeweils 19 Uhr. Tickets: 0201-8122-200
Das Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe ist ein groß angelegtes Recherche-projekt, entstanden aus dem Milieu.Die Ensemblemitglieder Lisa Jopt und Johann David Talinski gehören zum Team.
Mehr Info zum Thema.
sexwork-deutschland.de
"Die Leute werden anders über Huren denken"
Theater ohne Tabuzonen: Im Schauspiel Essen feiert das Bürgerprojekt"Pornoladen" nächste Woche Premiere. Zwei Frauen aus dem Sexgewerbe erzählen, warum sie ihre Anliegen auf die Bühne tragen
Fraences Funk ist eine Frau, die von Geheimniskrämerei im Berufsleben wenig hält. Seit drei Jahrzehnten arbeitet die heute 53-Jährige im Sexgewerbe, seit den 90ern ist sie aktiv in der Hurenbewegung. Ihre bald 18-jährige Tochter geht mit Frances Arbeit so selbstverständlich um wie ihr Mann Günter, der gerade einen Kaffee bringt, bevor´s wieder auf de Bühne geht.Fraences und Günter machen mit beim "Pornoladen"; dem neuen Bürgerprojekt des Schauspiels Essen das Theater gegen Tabuzonen machen will: eine lust- und eindrucksvolle Erkundung "aus dem Unterleib der Stadt".
Mutig und unverdruckst, offen und selbstverständlich. Stricher sind dabei, Escorts und Sexualbegleiterinnen. Und natürlichFraences Funk, die sich selbst als "kämpferische Althure" bezeichnet und Catharina König, die Steuerfachangestellte war,bevor sie sich überlegen musste,wie man seinen Lebensunterhalt sonst noch bestreiten kann."Mit Sex Geld verdienen,das geht doch nicht",hat die Bochumerin eine ganze Weile gedacht.
Heute ist König-eine sympathische, hochgewachsene Anfangfünzigerin mit frischem grauen Kurzhaarschnitt und warmherzigem Wesen-ausgebildete Sexualbegleiterin. Seit acht Jahren bietet sie dort Nähe und Berührung, wo der herkömmliche Sex-Markt sonst nicht hinkommt: In Alten- und Pflegeheimen, für Menschen mit Behinderung, Männer, die durch Krankheit oder Unfälle ihre Beweglichkeit verloren haben, aber nicht ihre Bedürfnisse. Anfangs war ihr sinnlich-erotisches Hilfsangebot noch unbekannt und wenig gefragt. "Seit ein paar Jahre kann ich halbwegs davon leben", sagt König.
Jetzt sitzen die beiden in der Kantine des Grillotheaters und erzählen begeistert von den Proben. Es war keine Liebe auf den ersten Blick-der Pornoladen, die Bühne und das Bürgerprojekt. "Man hat anfangs natürlich Angst, vorgeführt zu werden", erklärt Fraences. Und Catharina König hat erstmal herausfinden wollen, ob sich hinter diesem am Ende nur "intellektuell verbrämter Voyeurismus" verbirgt. Inzwischen sind sich beide Frauen einig, dass das Bürgerprojekt eine einmalige Chance ist, das Schweigen zu brechen und die Vorurteile und die Klischees.
Einmal nicht von Quoten-diktierten TV-Regisseuren in die verruchte Rotlicht.-Rolle gedrängt zu werden, in Talk-Shows als willenlose Opfer abgekanzelt und danach in die nächste Schublade gesteckt zu werden. "Kriminalität, Drogen, Missbrauch, damit wird unsere Job sofort in Verbindung gebracht", weiß Fraences. Dabei würde sich die 53-Jährige selbst niemals als Opfer sehen. Die Faszination fürs Rotlichtmilieu hat sie eigentlich schon mit 14,15 beim "Tatort"-Gucken gepackt: "Das war für mich so´n Anreiz."
Über Rotlicht und Rechtslage
Mit Anfang 20 hat Frances mit drei Freundinnen ihre erste Anzeige aufgegeben – und irgendwie gelernt, wie man Geldverdienen und Gefühlehaben auseinanderhält. Ihr Berufsleben hat sie bislang im Escort-Geschäft verbracht und in Privatclubs. „Auf der Straße war ich noch nie. Aber das will ich noch mal ausprobieren“, erklärt die burschikose Frau mit dem resoluten Auftreten. Nach all den Jahren ist Fraences nichts Menschliches mehr fremd. „Was ich kann, kann ich aus Erfahrung.“
Und die wollen Fraences und ihre Kolleginnen weitergeben, gerade sind sie bei der Gründung eines bundesweiten Berufsverbandes. Seit der politische Druck größer wird und Städte wie Dortmund im Kampf gegen illegale Prostitution aus Osteuropa ihr gesamtes Straßennetz zum Sperrgebiet erklären, müssen sie noch härter kämpfen um ihr „Recht auf Berufsausübung“. Trotzdem habe das neue Prostitutionsgesetz einiges gebracht, sagt Fraences. Ein Bank-Konto als Hure zu bekommen, das sei ja lange undenkbar gewesen.
So ist dieser ungewohnte öffentliche Auftritt im Theater nur ein nächster Schritt auf dem Weg zu mehr Selbstverständlichkeit, hoffen alle Beteiligten. „Wir lernen anders zu atmen, chorisch zu sprechen, das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt“, erklärt Catharina König. „Pornoladen“ soll jedenfalls kein Projekt sein, bei dem der pädagogische Aufklärungswille auftrumpft, und doch soll etwas mit dem Publikum passieren. „Die Leute werden rausgehen und sich ein anderes Bild von Prostitution machen“, ist Fraences überzeugt. Dann schnappt sie sich eine Zigarette und rauscht zur Probe. Gespielt wird ja immer – beim Sex und auf der Bühne.
www.derwesten.de/staedte/essen/ueber-ro ... ciuac=true
Interviews mit vielen Experten geführt
"Pornoladen" Aus dem Unterleib der Stadt" hat am 24.Mai in der Casa des Schauspiel Essen Premiere. Weitere Termin: 26.,29. Mai.1.,2.,9., 30. Juni, 11. Juli, jeweils 19 Uhr. Tickets: 0201-8122-200
Das Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe ist ein groß angelegtes Recherche-projekt, entstanden aus dem Milieu.Die Ensemblemitglieder Lisa Jopt und Johann David Talinski gehören zum Team.
Mehr Info zum Thema.
sexwork-deutschland.de
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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@Friederike
Hier ein Zeitungsartikel von Catharine König.
http://www.myhandicap.de/sexualbegleitung-handicap.html
und unter Rubrik Sexualassistentin hier sind einige Postings über Catharine König.
Liebe Grüße, Fraences
Viele User hier kennen Catharine persönlich.
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
Pornoladen: Sexuelle Selbstbestimmung im ,Sauspiel Essen‘!
In Ruhrgebiet | Am 25 Mai 2013 | Von Gastautor
„Pornoladen“ heißt das neue Bürgerprojekt des Schauspiel Essen, das am Freitagabend umjubelt Premiere feierte. Sexarbeiter sowie Sozialarbeiter berichten über ihre Geschichten rund um das älteste Gewerbe der Welt. Regisseur Marc-Oliver Krampe beweist dabei mit seinem Laien-Ensemble und den beiden Profis Lisa Jopt und Johann David Talinski, wie authentisch und unterhaltsam eine Bühnenreise in den tabuisierten und stigmatisierten „Unterleib der Stadt“ sein kann. Ein Beitrag von unserem Gastautor Tim Walther mit Fotos von Diana Küster.
Es war eine kleine Meldung, die manchen Essener Zeitungsleser von WAZ und NRZ am 7. September 2012 am Frühstückstisch wohl erst einmal schlucken ließ. „Schauspiel Essen will über Sex reden – Interviewpartner für Theaterprojekt gesucht“ lautete es noch harmlos in der Überschrift. In der Meldung selber ging’s dann zur Sache: „Gemeinsam mit Huren, Escorts, Strichern und Pornodarstellern, aber auch Freiern sowie Mitarbeitern und Besuchern von Sexshops, Erotikkinos oder Swinger- bzw. Sauna-Clubs will Regisseur Marc-Oliver Krampe ein Stück mit dem Titel „Pornoladen – Aus dem Unterleib der Stadt“ erarbeiten.“ Es solle „um die Arbeitsbedingungen von Sexarbeitern gehen, aber auch die ganz individuellen Gedanken und Gefühle von Sex-Anbietern und deren Kunden sollen zur Sprache kommen.“
Ein einziger anonymer Drohbrief fand daraufhin den Weg zu Intendant Christian Tombeil, der das Essener Schauspiel als „Sauspiel Essen“ verunglimpfte, gezeichnet vom selbsternannten Moralapostel Penis VI. Eine Steilvorlage für Krampe, der in der Premiere am Freitagabend den Text des anonymen Sittenwächters gleich gekonnt in sein Stück einarbeiten ließ. Zu Beginn jedoch treten erst einmal Lisa Jopt (sehr sexy als züchtige Dirne und begabt an der Striptease-Stange!) und Johann David Talinski (nicht weniger sexy in kurzem Adidas-Glanzshort und blauem netzartigem Wifebeater) als Conférenciers auf. Beide verteilen Sekt und Tittenheftchen ans Publikum. „Na, wer von Ihnen war schon mal bei einer Prostituierten oder einem Prostituierten?“. Drei Zuschauer melden sich, mehr trauen sich nicht. Das Schauspieler-Duo gibt eine Einführung in die Geschichte der Prostitution. Im Anschluss tauchen hinter dem Bühnenbild aus einer Wand von Glasbausteinen erste Stimmen der Laien-Darsteller auf. Versteckt hinter roten Regenschirmen kommen sie nach und nach auf die Bühne und geben das Geheimnis ihrer Identität preis.
5120_6312_05_Pornoladen_DianaKster_DSC_5026
Da ist die Alt-Hure, die aus Überzeugung ihren Job macht, mit 23 Jahren angefangen hat und bis heute Freier mit ihrer Dienstleistung beglückt. Dazu gesellt sich ihr heutiger Mann, der unangepasste Ex-Häftling, der bis zum 14. Lebensjahr sich prostituierte und dabei vor schwerem Diebstahl und schwerer Körperverletzung nicht zurückschreckte. Er kam dafür 26 Jahre hinter Gittern, rebellierte dort weiter, entfremdete sich von der Welt. Da sind zwei Stricher vom Essener Jungenstrich, dem „Wackel“ unter den Helbingbrücken, die mehr oder minder davon losgekommen sind. Da sind die aufopfernden Mitarbeiter von Beratungsstellen für Prostituierte sowie die Sexbegleiterin, die mit Intimität alte und behinderte Menschen beglückt und wieder am (sexuellen) Leben teilhaben lässt. Da ist der junge smarte Schwule, der in Berlin im Sexshop gejobbt hat, oder die reife Frau, die ihr Studium mit Mußestunden mit einem älteren Herrn finanzierte. Last, but not least: Der Pornodarsteller, der im SM-Streifen von Teresa Orlowski landete und daraufhin eine kleine Hardcore-Karriere startete.
Alle geben ihre Geschichten zum Besten. Über Sexpraktiken, Toys, Dienstleistungen, über ihre Gefühle, ihren Selbstwert und Werdegang, über ihre Position in einer Gesellschaft, die sie an den Rand stellt, aber in der sie einen festen Platz haben. Krampe stellt so eine Verbindung zu den Bürgern, zu den Zuschauern her. Er lässt seine Darsteller erzählen, Situationen nachstellen, wie ein Arbeiter-Chor Forderungen aufstellen. Ohne voyeuristische Triebe zu bedienen, oder die Effekthascherei „Sex sells“ zu betreiben, bietet ,Pornoladen‘ mit seiner Mischung aus Vortrag, Demonstration, Erfahrungsbericht und Musik-Intermezzi einen Blick in einen Lebensbereich, der allzu menschlich herüberkommt. Ein Thema, das jeden angeht, auch wenn mancher nicht gerne darüber spricht.
Letztlich ist es die sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung, verkörpert in Alt-Hure Fraences und dem auf einer Leinwand projizierten Kunstwerk „Die Freiheit führt das Volk“ von Delacroix, an die appelliert wird. Eben diese Freiheit, die jeder für sich, mal mehr, mal weniger diskret auslebt, und die auch die Sexarbeitern zugestanden haben möchten – und zwar mehr, als nur in Form des seit 2002 geltenden neuen Prostitutionsgesetzes.
„Pornoladen – aus dem Unterleib der Stadt“ in der Casa des Schauspiel Essen, ab 18 Jahren, nächste noch nicht ausverkaufte Vorstellung: 29. Mai, 19 bis 21 Uhr.
www.ruhrbarone.de/pornoladen-sexuelle-s ... iel-essen/
In Ruhrgebiet | Am 25 Mai 2013 | Von Gastautor
„Pornoladen“ heißt das neue Bürgerprojekt des Schauspiel Essen, das am Freitagabend umjubelt Premiere feierte. Sexarbeiter sowie Sozialarbeiter berichten über ihre Geschichten rund um das älteste Gewerbe der Welt. Regisseur Marc-Oliver Krampe beweist dabei mit seinem Laien-Ensemble und den beiden Profis Lisa Jopt und Johann David Talinski, wie authentisch und unterhaltsam eine Bühnenreise in den tabuisierten und stigmatisierten „Unterleib der Stadt“ sein kann. Ein Beitrag von unserem Gastautor Tim Walther mit Fotos von Diana Küster.
Es war eine kleine Meldung, die manchen Essener Zeitungsleser von WAZ und NRZ am 7. September 2012 am Frühstückstisch wohl erst einmal schlucken ließ. „Schauspiel Essen will über Sex reden – Interviewpartner für Theaterprojekt gesucht“ lautete es noch harmlos in der Überschrift. In der Meldung selber ging’s dann zur Sache: „Gemeinsam mit Huren, Escorts, Strichern und Pornodarstellern, aber auch Freiern sowie Mitarbeitern und Besuchern von Sexshops, Erotikkinos oder Swinger- bzw. Sauna-Clubs will Regisseur Marc-Oliver Krampe ein Stück mit dem Titel „Pornoladen – Aus dem Unterleib der Stadt“ erarbeiten.“ Es solle „um die Arbeitsbedingungen von Sexarbeitern gehen, aber auch die ganz individuellen Gedanken und Gefühle von Sex-Anbietern und deren Kunden sollen zur Sprache kommen.“
Ein einziger anonymer Drohbrief fand daraufhin den Weg zu Intendant Christian Tombeil, der das Essener Schauspiel als „Sauspiel Essen“ verunglimpfte, gezeichnet vom selbsternannten Moralapostel Penis VI. Eine Steilvorlage für Krampe, der in der Premiere am Freitagabend den Text des anonymen Sittenwächters gleich gekonnt in sein Stück einarbeiten ließ. Zu Beginn jedoch treten erst einmal Lisa Jopt (sehr sexy als züchtige Dirne und begabt an der Striptease-Stange!) und Johann David Talinski (nicht weniger sexy in kurzem Adidas-Glanzshort und blauem netzartigem Wifebeater) als Conférenciers auf. Beide verteilen Sekt und Tittenheftchen ans Publikum. „Na, wer von Ihnen war schon mal bei einer Prostituierten oder einem Prostituierten?“. Drei Zuschauer melden sich, mehr trauen sich nicht. Das Schauspieler-Duo gibt eine Einführung in die Geschichte der Prostitution. Im Anschluss tauchen hinter dem Bühnenbild aus einer Wand von Glasbausteinen erste Stimmen der Laien-Darsteller auf. Versteckt hinter roten Regenschirmen kommen sie nach und nach auf die Bühne und geben das Geheimnis ihrer Identität preis.
5120_6312_05_Pornoladen_DianaKster_DSC_5026
Da ist die Alt-Hure, die aus Überzeugung ihren Job macht, mit 23 Jahren angefangen hat und bis heute Freier mit ihrer Dienstleistung beglückt. Dazu gesellt sich ihr heutiger Mann, der unangepasste Ex-Häftling, der bis zum 14. Lebensjahr sich prostituierte und dabei vor schwerem Diebstahl und schwerer Körperverletzung nicht zurückschreckte. Er kam dafür 26 Jahre hinter Gittern, rebellierte dort weiter, entfremdete sich von der Welt. Da sind zwei Stricher vom Essener Jungenstrich, dem „Wackel“ unter den Helbingbrücken, die mehr oder minder davon losgekommen sind. Da sind die aufopfernden Mitarbeiter von Beratungsstellen für Prostituierte sowie die Sexbegleiterin, die mit Intimität alte und behinderte Menschen beglückt und wieder am (sexuellen) Leben teilhaben lässt. Da ist der junge smarte Schwule, der in Berlin im Sexshop gejobbt hat, oder die reife Frau, die ihr Studium mit Mußestunden mit einem älteren Herrn finanzierte. Last, but not least: Der Pornodarsteller, der im SM-Streifen von Teresa Orlowski landete und daraufhin eine kleine Hardcore-Karriere startete.
Alle geben ihre Geschichten zum Besten. Über Sexpraktiken, Toys, Dienstleistungen, über ihre Gefühle, ihren Selbstwert und Werdegang, über ihre Position in einer Gesellschaft, die sie an den Rand stellt, aber in der sie einen festen Platz haben. Krampe stellt so eine Verbindung zu den Bürgern, zu den Zuschauern her. Er lässt seine Darsteller erzählen, Situationen nachstellen, wie ein Arbeiter-Chor Forderungen aufstellen. Ohne voyeuristische Triebe zu bedienen, oder die Effekthascherei „Sex sells“ zu betreiben, bietet ,Pornoladen‘ mit seiner Mischung aus Vortrag, Demonstration, Erfahrungsbericht und Musik-Intermezzi einen Blick in einen Lebensbereich, der allzu menschlich herüberkommt. Ein Thema, das jeden angeht, auch wenn mancher nicht gerne darüber spricht.
Letztlich ist es die sexuelle Freiheit und Selbstbestimmung, verkörpert in Alt-Hure Fraences und dem auf einer Leinwand projizierten Kunstwerk „Die Freiheit führt das Volk“ von Delacroix, an die appelliert wird. Eben diese Freiheit, die jeder für sich, mal mehr, mal weniger diskret auslebt, und die auch die Sexarbeitern zugestanden haben möchten – und zwar mehr, als nur in Form des seit 2002 geltenden neuen Prostitutionsgesetzes.
„Pornoladen – aus dem Unterleib der Stadt“ in der Casa des Schauspiel Essen, ab 18 Jahren, nächste noch nicht ausverkaufte Vorstellung: 29. Mai, 19 bis 21 Uhr.
www.ruhrbarone.de/pornoladen-sexuelle-s ... iel-essen/
Zuletzt geändert von fraences am 26.05.2013, 23:39, insgesamt 2-mal geändert.
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RE: Theater Pornoladen-Aus dem Unterleib der Stadt
„Pornoladen“ in Essen - das Feuchtgebiet vor der eigenen Tür
„Pornoladen" in der „Casa“ des Essener Schauspiels. Ein Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe.
Essen. Essens Schauspiel schaut der eigenen Stadt dokumentarisch unter die Gürtellinie. Doch die Uraufführung von „Pornoladen“ macht aus dem Grillo-Theater längst noch kein „Sauspiel“, wie vorab empörte Bürger vermuteten. Der Abend verläuft eher soziologisch denn sexuell stimulierend.
Zur Begrüßung gibt es Sekt und Schmuddelheftchen, Schauspieler räkeln sich kunstvoll an der Pole-Stange und aufs Publikum wartet die Grundsatzfrage: „Wer war denn schon mal bei einer Prostituierten?“ Drei Finger gehen hoch. Das Schauspiel Essen hat sich mit dem Bürgerprojekt „Pornoladen – aus dem Unterleib der Stadt“ seinen eigenen Reim auf „Feuchtgebiet“-Erfolge und Sex-Debatten gemacht und Erotikarbeiter aus dem Revier auf die Bühne geholt.
Prostituierte, Stricher, Pornodarsteller erzählen aus ihrem Arbeitsleben. Sexbeichten statt Shakespeare-Verse – diese Aussicht ließ manchen um Kunst und Moral besorgten Bürger schon im Vorfeld ans „Sauspiel Essen“ schreiben. Doch der rotlichtfreie Abend gibt wenig Anlass zur öffentlichen Erregung.
Soziologisch sicher spannend - sexuell weniger
Dramaturg Marc-Oliver Krampe, seit seinem letzten Fußball-Projekt „Balls“ der Mann fürs Allzumenschliche am Schauspiel Essen, hat seine zehn Erotik-Experten interviewt und zu mutigen, stolzen und souveränen Darstellern ihrer eigenen Lebensgeschichte gemacht. Da ist Doro von der Frauenberatungsstelle „NachtFalter“, die sich auf dem Essener Straßenstrich am meisten über die Freier mit Kindersitz im Auto ärgert.
Da ist Michael, der von Porno-Queen Teresa Orlowski auf eine harte Darstellerprobe gestellt wurde, bevor er sich für den Journalismus entschieden hat. Wirtschaftsjurist Tobias hat mal im Sexshop gejobbt und weiß seitdem viel über männliches Erotikspielzeug. Und Sexualbegleiterin Catharina, ehemalige Steuerfachangestellte, findet, dass Berührung und Intimität ein Menschenrecht ist, auch für Alte, Kranke und Behinderte, die sie am Pflegebett besucht. Vieles an diesem Abend klingt soziologisch weit spannender als sexuell.
Der Abend will Klischees aufweichen
Denn so lebens- und gefühlsecht, so offensiv und authentisch dieses geschickt inszenierte, behutsam choreographierte und mit Musik (Samirah Al-Amrie) untermalte Bürgertheater auch rüberkommt, so stark lässt es sich doch vom engen Korsett seiner Botschaft einschnüren: „Wir sind keine Opfer!“ Dieser Ausdruck von Normalität und Selbstbestimmtheit wird so sehr betont, dass man sich irgendwann doch fragt, wie es denn um den Zwang und die Zwangslagen in diesem Gewerbe steht.
Aber der Abend will eben Klischees knacken: Wenn die Schauspieler Johann David Talinski und Lisa Jops dabei in ihrer heiteren, historischen Einführung zur Geschichte der Prostitution Schauspieler und Huren als einst gleichermaßen verruchte Gesellen gleich stellen und so die gesellschaftliche Gleichstellung fordern, ist das unterhaltsam und ehrenwert.
Das Spannendste aber bleiben die leisen Zwischentöne in all diesen großen Lebensbeichten: Die Sturheit und der Trotz, mit der Alt-Hure Fraences seit 30 Jahren ihren Kampf um Normalität und Anerkennung führt. Der demonstrative Optimismus von Christian, den es vom Leben auf der Straße als männlicher Escort doch noch in die Beamtenstube führen soll.
Nicht alles, was man schon immer über käuflichen Sex wissen wollte und nie zu fragen wagte, wird an diesem Abend beantwortet. Info-Broschüren und Spendendosen liegen im Foyer bereit. Die Sexheftchen werden wieder eingesammelt.
www.derwesten.de/kultur/pornoladen-in-e ... 95263.html

„Pornoladen" in der „Casa“ des Essener Schauspiels. Ein Bürgerprojekt von Marc-Oliver Krampe.
Essen. Essens Schauspiel schaut der eigenen Stadt dokumentarisch unter die Gürtellinie. Doch die Uraufführung von „Pornoladen“ macht aus dem Grillo-Theater längst noch kein „Sauspiel“, wie vorab empörte Bürger vermuteten. Der Abend verläuft eher soziologisch denn sexuell stimulierend.
Zur Begrüßung gibt es Sekt und Schmuddelheftchen, Schauspieler räkeln sich kunstvoll an der Pole-Stange und aufs Publikum wartet die Grundsatzfrage: „Wer war denn schon mal bei einer Prostituierten?“ Drei Finger gehen hoch. Das Schauspiel Essen hat sich mit dem Bürgerprojekt „Pornoladen – aus dem Unterleib der Stadt“ seinen eigenen Reim auf „Feuchtgebiet“-Erfolge und Sex-Debatten gemacht und Erotikarbeiter aus dem Revier auf die Bühne geholt.
Prostituierte, Stricher, Pornodarsteller erzählen aus ihrem Arbeitsleben. Sexbeichten statt Shakespeare-Verse – diese Aussicht ließ manchen um Kunst und Moral besorgten Bürger schon im Vorfeld ans „Sauspiel Essen“ schreiben. Doch der rotlichtfreie Abend gibt wenig Anlass zur öffentlichen Erregung.
Soziologisch sicher spannend - sexuell weniger
Dramaturg Marc-Oliver Krampe, seit seinem letzten Fußball-Projekt „Balls“ der Mann fürs Allzumenschliche am Schauspiel Essen, hat seine zehn Erotik-Experten interviewt und zu mutigen, stolzen und souveränen Darstellern ihrer eigenen Lebensgeschichte gemacht. Da ist Doro von der Frauenberatungsstelle „NachtFalter“, die sich auf dem Essener Straßenstrich am meisten über die Freier mit Kindersitz im Auto ärgert.
Da ist Michael, der von Porno-Queen Teresa Orlowski auf eine harte Darstellerprobe gestellt wurde, bevor er sich für den Journalismus entschieden hat. Wirtschaftsjurist Tobias hat mal im Sexshop gejobbt und weiß seitdem viel über männliches Erotikspielzeug. Und Sexualbegleiterin Catharina, ehemalige Steuerfachangestellte, findet, dass Berührung und Intimität ein Menschenrecht ist, auch für Alte, Kranke und Behinderte, die sie am Pflegebett besucht. Vieles an diesem Abend klingt soziologisch weit spannender als sexuell.
Der Abend will Klischees aufweichen
Denn so lebens- und gefühlsecht, so offensiv und authentisch dieses geschickt inszenierte, behutsam choreographierte und mit Musik (Samirah Al-Amrie) untermalte Bürgertheater auch rüberkommt, so stark lässt es sich doch vom engen Korsett seiner Botschaft einschnüren: „Wir sind keine Opfer!“ Dieser Ausdruck von Normalität und Selbstbestimmtheit wird so sehr betont, dass man sich irgendwann doch fragt, wie es denn um den Zwang und die Zwangslagen in diesem Gewerbe steht.
Aber der Abend will eben Klischees knacken: Wenn die Schauspieler Johann David Talinski und Lisa Jops dabei in ihrer heiteren, historischen Einführung zur Geschichte der Prostitution Schauspieler und Huren als einst gleichermaßen verruchte Gesellen gleich stellen und so die gesellschaftliche Gleichstellung fordern, ist das unterhaltsam und ehrenwert.
Das Spannendste aber bleiben die leisen Zwischentöne in all diesen großen Lebensbeichten: Die Sturheit und der Trotz, mit der Alt-Hure Fraences seit 30 Jahren ihren Kampf um Normalität und Anerkennung führt. Der demonstrative Optimismus von Christian, den es vom Leben auf der Straße als männlicher Escort doch noch in die Beamtenstube führen soll.
Nicht alles, was man schon immer über käuflichen Sex wissen wollte und nie zu fragen wagte, wird an diesem Abend beantwortet. Info-Broschüren und Spendendosen liegen im Foyer bereit. Die Sexheftchen werden wieder eingesammelt.
www.derwesten.de/kultur/pornoladen-in-e ... 95263.html

Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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