Flatrate Bordelle - Pro und Contra
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@melanie
Im 2. Beitrag kommt wahrscheinlich nochmals die SW zu Wort (ich war bei den Dreharbeiten dabei) - weiters eine ganz starke VertreterIn unseres Anliegens und meine Zwerghaftigkeit :-)
Ich hoffe, dass es uns auch im 2. Teil gelingen wird, unsere Anliegen ein wenig öffentlicher zu machen.
Liebe Grüße
christian
Im 2. Beitrag kommt wahrscheinlich nochmals die SW zu Wort (ich war bei den Dreharbeiten dabei) - weiters eine ganz starke VertreterIn unseres Anliegens und meine Zwerghaftigkeit :-)
Ich hoffe, dass es uns auch im 2. Teil gelingen wird, unsere Anliegen ein wenig öffentlicher zu machen.
Liebe Grüße
christian
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Daumendrück, dass dies in unseren Sinne geschieht.
Zum eigentlichen Thema, ja ich verstehe das Pro und das Kontra, leider ist es aber so, das bei einem Kontra, das ganze gegen uns alle verwendet werden kann.
Dann ist das Flatrate Model nicht nur schlecht sondern gleich alles. irgendwie mag ich da gar nichts mehr sagen, ich bin Escort und Camgirl, und ich denke es ist besser wenn ich mich nur in diesem Bereich äußere, alles andere kommt mir vor, als würde ich in brennendes Feuer greifen. Und ich habe genug mich zu verbrennen, wünsche aber allen anderen vor allem meinen Sis viel Glück, kämpft weiter, das wir alle anständige Bedingungen haben und bekommen.
Zum eigentlichen Thema, ja ich verstehe das Pro und das Kontra, leider ist es aber so, das bei einem Kontra, das ganze gegen uns alle verwendet werden kann.
Dann ist das Flatrate Model nicht nur schlecht sondern gleich alles. irgendwie mag ich da gar nichts mehr sagen, ich bin Escort und Camgirl, und ich denke es ist besser wenn ich mich nur in diesem Bereich äußere, alles andere kommt mir vor, als würde ich in brennendes Feuer greifen. Und ich habe genug mich zu verbrennen, wünsche aber allen anderen vor allem meinen Sis viel Glück, kämpft weiter, das wir alle anständige Bedingungen haben und bekommen.
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Mir zu unterstellen, ich wolle Flatrate-Kolleginnen kriminalisieren, ist einfach lächerlich und kann nur daher kommen, dass meine Beiträge mehr als tendenziös wenn überhaupt gelesen wurden. Gegen diese Unterstellung verwehre ich mich ebenso wie Emma.
Ebenso habe ich an keiner Stelle von Unterschicht-Freiern gesprochen. Allerdings krümme ich mich etwas bei der Formulierung "behandelt mich gut", @ RitaD. Das hört sich für mich nach einer etwas kleinen Position an, die man als SW ggü dem Freier einnimmt.
Und ich halte meine Art SW durchaus für die einzig Richtige, was mich betrifft. Einige enge persönliche Kolleginnen gehen für sich ganz anders mit Abgrenzung und Angebot um, sowie ihrer Art, wie sie sich von Gästen behandeln lassen resp. diese zart beflirten und wegschmeicheln. Das ist deren Art, so sind sie und das machen sie gerne. OK, not my cup of tea. Aber halt ihre persönliche und freiwillige Wahl, aus etlichen realen Alternativen ausgesucht, und ihr Ausdruck ihres Sexworker-Charakters. Meiner ist eben anders, und auch das ist Vielfalt.
Das Folgend möchte ich dann doch noch zitieren

"Ich denke wir kommen an Grundsatzdebatten nicht vorbei. Sie stärkt uns bei der eigenen Positionsbestimmung."
Wollen wir eine Kauf-mich-Sicht auf uns Frauen unterstützen? Faktisch tun wir es, jedenfalls diejenigen, die sich unter solchen Portalen und Überschriften zusammenfinden. Ist das gesellschaftlich und aus fortschrittlicher und feministischer oder emanzipatorischer Sicht wünschenswert und eine leuchtende Zukunft für uns Frauen und die Sicht auf uns?
Oder machen wir das nur, weil Prostitution nur funktioniert, solange wir dieses Bild unterstützen? Solange "die Freier" glauben, wir wären willfährig, sobald einer mit dem Finger auf eine uns zeigt und etwas Geld hinlegt.
Gefährden wir unseren individuellen den SW-geschäftlichen, sobald wir deutlich kein Hehl daraus machen, dass WIR wählen, deutlich zeigen, dass die knappere Ressource im Geschäft die SW ist?
Und sind nicht vielleicht das grundsätzliche Haltungen, die wir selber einnehmen und in der breiten auch hier nicht mitschreibenden Kolleg/inn/enschaft verbreiten und stärken sollten?
Und spezieller in Sachen Flatrate, wie es selbst ehemaliger_User als Außenstehender, also Kunde erlebt hat "Ich bin in FKK-Clubs schon mit Frauen ins Zimmer geflüchtet, weil sie nicht mehr konnten und von der Hausdame aus der Umkleide gescheucht wurden. Oder in Wohnungen die Ansage bekamen "Entweder gehst Du jetzt mit dem Gast oder Du kannst sofort Deine Sachen packen". "
Und gerade auch meine früheren Fragen werden im Sinne einer generellen Positionsbestimmung durch das Zitat von Annainga noch mal aufgeworfen:
"Muss wirklich jedermann, der im Sexbiz arbeiten will, dort arbeiten können, auch wenn in anständig und respektvoll geführten Studios, Bordellen und Clubs keine Plätze frei sind, oder jemand individuell nicht die Vorausetzugnen für solche Betriebe mitbringt? Müssen wir deshalb pro Flatrate-Läden sein?
Oder kann man nicht die Position vertreten, dass eben wie in jeder anderen Branche kein Arbeitsplatz frei oder vorhanden ist für jedes Individuum, bevor man vermutlich respekt- und würdelose Arbeitsplätze installiert?
Und ist es nicht scheinheilig und herabschauend, zu sagen, dass speziell Migrantinnen in solchen vermutlich würde- und respektlosen Läden es immer noch besser haben als in ihren Heimatländern, anstatt auch für diese Migrantinnen den Maßstab anzulegen, den für wir uns hier in Anspruch nehmen?"
La Marfa
Ebenso habe ich an keiner Stelle von Unterschicht-Freiern gesprochen. Allerdings krümme ich mich etwas bei der Formulierung "behandelt mich gut", @ RitaD. Das hört sich für mich nach einer etwas kleinen Position an, die man als SW ggü dem Freier einnimmt.
Und ich halte meine Art SW durchaus für die einzig Richtige, was mich betrifft. Einige enge persönliche Kolleginnen gehen für sich ganz anders mit Abgrenzung und Angebot um, sowie ihrer Art, wie sie sich von Gästen behandeln lassen resp. diese zart beflirten und wegschmeicheln. Das ist deren Art, so sind sie und das machen sie gerne. OK, not my cup of tea. Aber halt ihre persönliche und freiwillige Wahl, aus etlichen realen Alternativen ausgesucht, und ihr Ausdruck ihres Sexworker-Charakters. Meiner ist eben anders, und auch das ist Vielfalt.
Das Folgend möchte ich dann doch noch zitieren

Das führt nämlich wieder zu dem, was Marc auf Seite 1 schrieb:annainga hat geschrieben:
"ich habe Kinder zuhause, die haben Hunger"
"aber er wäre immer noch besser als keine Arbeit oder arbeiten und kaum Geld dafür zu bekommen."
Auch die Diskrepanz zwischen Werbeaussage und dem tatsächlichen Geschehen ist sehr groß, was zu falschen Vorstellungen bei manchen Männern führt...
der letzte satz ist etwas, was mich sehr meisten stört. dass durch die offensive werbung nicht nur kunden, sondern der ganzen außenwelt vorgespielt wird, sexarbeiterinnen sind willige objekte. in der werbung für sexarbeit kommt das oft vor. auch der unsäglich name des "kaufmich" - forums finde ich unmöglich. wir argumentieren hier und an anderen orten schwer, damit wir zeigen, dass wir uns nicht verkaufen, aber dieser werbe-name wird akzeptiert? (kleine anmerkung: ja, würde ich auch akzeptieren, wenn ich keine andere möglichkeit hätte, aber ich bin froh, dass ich sie habe, genauso wie ich froh bin, nicht an einem arbeitsplatz arbeiten zu müssen, an dem vorhergehendes "probeblasen" normal ist).
"Ich denke wir kommen an Grundsatzdebatten nicht vorbei. Sie stärkt uns bei der eigenen Positionsbestimmung."
Wollen wir eine Kauf-mich-Sicht auf uns Frauen unterstützen? Faktisch tun wir es, jedenfalls diejenigen, die sich unter solchen Portalen und Überschriften zusammenfinden. Ist das gesellschaftlich und aus fortschrittlicher und feministischer oder emanzipatorischer Sicht wünschenswert und eine leuchtende Zukunft für uns Frauen und die Sicht auf uns?
Oder machen wir das nur, weil Prostitution nur funktioniert, solange wir dieses Bild unterstützen? Solange "die Freier" glauben, wir wären willfährig, sobald einer mit dem Finger auf eine uns zeigt und etwas Geld hinlegt.
Gefährden wir unseren individuellen den SW-geschäftlichen, sobald wir deutlich kein Hehl daraus machen, dass WIR wählen, deutlich zeigen, dass die knappere Ressource im Geschäft die SW ist?
Und sind nicht vielleicht das grundsätzliche Haltungen, die wir selber einnehmen und in der breiten auch hier nicht mitschreibenden Kolleg/inn/enschaft verbreiten und stärken sollten?
Und spezieller in Sachen Flatrate, wie es selbst ehemaliger_User als Außenstehender, also Kunde erlebt hat "Ich bin in FKK-Clubs schon mit Frauen ins Zimmer geflüchtet, weil sie nicht mehr konnten und von der Hausdame aus der Umkleide gescheucht wurden. Oder in Wohnungen die Ansage bekamen "Entweder gehst Du jetzt mit dem Gast oder Du kannst sofort Deine Sachen packen". "
Und gerade auch meine früheren Fragen werden im Sinne einer generellen Positionsbestimmung durch das Zitat von Annainga noch mal aufgeworfen:
"Muss wirklich jedermann, der im Sexbiz arbeiten will, dort arbeiten können, auch wenn in anständig und respektvoll geführten Studios, Bordellen und Clubs keine Plätze frei sind, oder jemand individuell nicht die Vorausetzugnen für solche Betriebe mitbringt? Müssen wir deshalb pro Flatrate-Läden sein?
Oder kann man nicht die Position vertreten, dass eben wie in jeder anderen Branche kein Arbeitsplatz frei oder vorhanden ist für jedes Individuum, bevor man vermutlich respekt- und würdelose Arbeitsplätze installiert?
Und ist es nicht scheinheilig und herabschauend, zu sagen, dass speziell Migrantinnen in solchen vermutlich würde- und respektlosen Läden es immer noch besser haben als in ihren Heimatländern, anstatt auch für diese Migrantinnen den Maßstab anzulegen, den für wir uns hier in Anspruch nehmen?"
La Marfa
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Ihr merkt es in der "Hitze des Gefechts" vielleicht nicht, aber Ihr seid gar nicht so weit auseinander.
Was LaMarfa m.E. hinterfragt ist, ob - anders als in anderen Wirtschaftsbereichen - im P6 bei uns (in der Bundesrepublik) Sozialdarwinismus hingenommen werden soll. Dummerweise gehen die Tendenzen in anderen Wirtschaftsbereichen schleichend in eben diese Richtung. Im P6 Bereich würde ich das aber für besonders problematisch halten.
"Anständige" Arbeitsbedingungen, einschließlich angemessener Entlohnung, werden in aller Regel (klar gibt es auch Ausnahmen) in keinem Wirtschaftsbereich ohne Druck von außen ("wohlmeinende Regulierung", nicht "Verhinderungsregulierung") sichergestellt.
Ein "Problem" von Alice Schwarzer ist m.E., dass sie m.E. zu Recht faktisch gegen (sozialdarwinistische) Phänomene wettert, dies aber so nicht identifiziert, sondern für einen "Geschlechterkampf" missbraucht. Und dabei auch noch unzulässig pauschalisiert und - unangenehmerweise - polemisiert. Nicht aber gegen die Ursachen. Zu den Ursachen gehört beispielsweise, dass die EU zur Armutsbekämpfung in Rumänien über 7 Jahre einen Geldbetrag aufwendet, welcher dem halben Umsatz an Hundefutter (ohne andere Haustiere) in Deutschland entspricht. Könnte beliebig fortgesetzt werden. Der Umgang mit solchen Ursachen ist aber ungleich schwerer als die simple Forderung von wohlfeil klingenden Verboten, für welche zudem offenbar keine brauchbare Folgenabschätzung geschieht.
Das läßt sich m.E. recht leicht darstellen. Die "orthodoxen" Feministinnen sehen die Ursachen der "Armutsprostitution" am liebsten in den Männern, insbesondere den Freiern. Klar, ohne selbige gäbe es Prostitution nicht (bzw. allenfalls in geringstem Umfang). Die Ursache ist aber eine andere, nämlich die Armut der Personen (sowohl bei der Heteroprostitution als auch bei der Schwulenprostitution, wobei letztere natürlich völlig aus der Dogmatik heraus fällt und konsequenterweise schlichtweg ignoriert wird). Sofern überwiegend Frauen von solcher Armut betroffen sind, hat das wiederum Ursachen, die teilweise völlig berechtigterweise feministisch diskutiert werden können, dies erfolgt aber eben leider nicht. Man stelle sich einfach mal vor, analog einer Frauenquote für Führungspositionen würde eine Männerquote für typische und niedrigentlohnte "Frauenberufe" (woher kommt dieser Zusammenhang von typisch und niedrigentlohnt??? Und warum scheint der so manifest zu sein?) eingeführt ...
Was LaMarfa m.E. hinterfragt ist, ob - anders als in anderen Wirtschaftsbereichen - im P6 bei uns (in der Bundesrepublik) Sozialdarwinismus hingenommen werden soll. Dummerweise gehen die Tendenzen in anderen Wirtschaftsbereichen schleichend in eben diese Richtung. Im P6 Bereich würde ich das aber für besonders problematisch halten.
"Anständige" Arbeitsbedingungen, einschließlich angemessener Entlohnung, werden in aller Regel (klar gibt es auch Ausnahmen) in keinem Wirtschaftsbereich ohne Druck von außen ("wohlmeinende Regulierung", nicht "Verhinderungsregulierung") sichergestellt.
Ein "Problem" von Alice Schwarzer ist m.E., dass sie m.E. zu Recht faktisch gegen (sozialdarwinistische) Phänomene wettert, dies aber so nicht identifiziert, sondern für einen "Geschlechterkampf" missbraucht. Und dabei auch noch unzulässig pauschalisiert und - unangenehmerweise - polemisiert. Nicht aber gegen die Ursachen. Zu den Ursachen gehört beispielsweise, dass die EU zur Armutsbekämpfung in Rumänien über 7 Jahre einen Geldbetrag aufwendet, welcher dem halben Umsatz an Hundefutter (ohne andere Haustiere) in Deutschland entspricht. Könnte beliebig fortgesetzt werden. Der Umgang mit solchen Ursachen ist aber ungleich schwerer als die simple Forderung von wohlfeil klingenden Verboten, für welche zudem offenbar keine brauchbare Folgenabschätzung geschieht.
Das läßt sich m.E. recht leicht darstellen. Die "orthodoxen" Feministinnen sehen die Ursachen der "Armutsprostitution" am liebsten in den Männern, insbesondere den Freiern. Klar, ohne selbige gäbe es Prostitution nicht (bzw. allenfalls in geringstem Umfang). Die Ursache ist aber eine andere, nämlich die Armut der Personen (sowohl bei der Heteroprostitution als auch bei der Schwulenprostitution, wobei letztere natürlich völlig aus der Dogmatik heraus fällt und konsequenterweise schlichtweg ignoriert wird). Sofern überwiegend Frauen von solcher Armut betroffen sind, hat das wiederum Ursachen, die teilweise völlig berechtigterweise feministisch diskutiert werden können, dies erfolgt aber eben leider nicht. Man stelle sich einfach mal vor, analog einer Frauenquote für Führungspositionen würde eine Männerquote für typische und niedrigentlohnte "Frauenberufe" (woher kommt dieser Zusammenhang von typisch und niedrigentlohnt??? Und warum scheint der so manifest zu sein?) eingeführt ...
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Dies hätte zur Folge, dass SexarbeiterInnen sich in einem Graubereich zurückziehen, in welchem sie nicht mehr legal arbeiten könnten. Somit würden wir diese SexarbeiterInnen in die Illegalität treiben. Es gibt in Wien zur Zeit (und das ist der Auslöser für die jetzige Diskussion) nicht einmal 300 genehmigte Lokale bei mehr als 3 300 SexarbeiterInnen. Die lösen sich weder in Luft auf noch haben die sich (und um die geht es) global gegen dieses Modell ausgesprochen!
Wir kennen den Betreiber - Wir kennen das Lokal (als Laufhaus) - Hier schreiben Frauen mit, welche mit ihm bereits zusammengearbeitet haben. Hier sprechen sich UserInnen des Sexworker Forums vor Ort für das Modell aus. Wir haben zu jeder Zeit Zutritt zu den Örtlichkeiten und Kontaktmöglichkeiten zum Betreiber. Bei zahlreichen Gesprächen vor Ort (wir sind seit mehreren Jahren jede Nacht 2 bis 3 mal "on Tour") haben wir durchaus unterschiedliche Meinungen von SexarbeiterInnen gehört - Negative, aber auch Positive!
Wir sind weit entfernt davon jede Form der Sexarbeit mit Jubelrufen zu bedenken! Ebenso stellen wir keine Persilscheine für BetreiberInnen aus. Aber wir werden, ohne das dieses Lokal mit den neuen Voraussetzungen überhaupt aufgesperrt hat - und es somit absolut an Erfahrungswerten fehlt - auch kein Verbot fordern.
Wir treten für eine Vielfalt der Entscheidungsmöglichkeiten von SexarbeiterInnen ein. Und für Respekt vor der selbstbestimmten Entscheidung einer jeden SexarbeiterIn!
christian
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra

Davon abgesehen, dass nicht jede(r) Außenstehende "Kunde" ist, wäre es doch so, dass wir, wenn wir für ein Verbot eintreten, automatisch dabei mitwirken würden, dass diese Arbeitsplätze verloren gehen.La Marfa hat geschrieben:als Außenstehender, also Kunde erlebt hat
Dies hätte zur Folge, dass SexarbeiterInnen sich in einem Graubereich zurückziehen, in welchem sie nicht mehr legal arbeiten könnten. Somit würden wir diese SexarbeiterInnen in die Illegalität treiben. Es gibt in Wien zur Zeit (und das ist der Auslöser für die jetzige Diskussion) nicht einmal 300 genehmigte Lokale bei mehr als 3 300 SexarbeiterInnen. Die lösen sich weder in Luft auf noch haben die sich (und um die geht es) global gegen dieses Modell ausgesprochen!
Wir kennen den Betreiber - Wir kennen das Lokal (als Laufhaus) - Hier schreiben Frauen mit, welche mit ihm bereits zusammengearbeitet haben. Hier sprechen sich UserInnen des Sexworker Forums vor Ort für das Modell aus. Wir haben zu jeder Zeit Zutritt zu den Örtlichkeiten und Kontaktmöglichkeiten zum Betreiber. Bei zahlreichen Gesprächen vor Ort (wir sind seit mehreren Jahren jede Nacht 2 bis 3 mal "on Tour") haben wir durchaus unterschiedliche Meinungen von SexarbeiterInnen gehört - Negative, aber auch Positive!
Wir sind weit entfernt davon jede Form der Sexarbeit mit Jubelrufen zu bedenken! Ebenso stellen wir keine Persilscheine für BetreiberInnen aus. Aber wir werden, ohne das dieses Lokal mit den neuen Voraussetzungen überhaupt aufgesperrt hat - und es somit absolut an Erfahrungswerten fehlt - auch kein Verbot fordern.
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christian
Zwerg
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
LaMarfa, den Vorwurf des "nicht lesen" kann ich nur zurück geben... Sie überlesen so ziemlich alles, was in den letzten Beiträgen hervorgebracht wurde und auch, das wir sagten/zustimmten, das an den Arbeitsbedingungen in einigen Betrieben etwas geändert werden muss.
Sie zielen immer nur auf ein Verbot des Flatrates ab. Ihre Argumentation dafür lässt sich aber auf JEDEN Bereich des Pay6 übertragen. DAS ist das Problem und genau das ist Futter für alle Gegner der Prostitution.
Ich zitiere mal ein paar Aussagen, die gegen jegliche Form des Pay6 zielen. Das liest sich allerdings ein wenig wie die hier vorgebrachten "Gründe" gegen Flatrate:
"Egal unter welchen Bedingungen, es ist unter der Würde des Menschen, seinen Körper zu verkaufen. Wenn eineR gern mit fremden Personen Sex hat, soll er oder sie das doch tun, aber nicht gegen Bezahlung."
"und wenn die arbeit ja soooooo einfach ist, wie sie argumentieren, warum dann ein schlechtes gewissen haben, wenn frauen flatratemässig zu haben sind so viele und so oft für 50 euro?"
"Prostitution ist menschenunwürdig. Freiwillige Prostitution gibt faktisch nicht."
" Ich bin ganz generell dagegen, dass man Sex kaufen und somit Menschenkörper mieten kann und darf (und ich denke wir sind uns alle darüber einig, dass Sex"arbeit" nicht mit anderer körperlichen Arbeiten oder Dienstleistungen vergleichbar sind). Wenn eine Frau und ein Mann sich einig sind, dass sie beide Sex wollen und beide auch das gleiche, dann sollte Geld keine Rolle mehr spielen, sondern nur noch das Vergnügen. Und falls das nicht so ist, und eineR für Geld etwas macht, was er oder sie eigentlich nicht tun will, dann ist das nicht freiwillig."
Sie zielen immer nur auf ein Verbot des Flatrates ab. Ihre Argumentation dafür lässt sich aber auf JEDEN Bereich des Pay6 übertragen. DAS ist das Problem und genau das ist Futter für alle Gegner der Prostitution.
Ich zitiere mal ein paar Aussagen, die gegen jegliche Form des Pay6 zielen. Das liest sich allerdings ein wenig wie die hier vorgebrachten "Gründe" gegen Flatrate:
"Egal unter welchen Bedingungen, es ist unter der Würde des Menschen, seinen Körper zu verkaufen. Wenn eineR gern mit fremden Personen Sex hat, soll er oder sie das doch tun, aber nicht gegen Bezahlung."
"und wenn die arbeit ja soooooo einfach ist, wie sie argumentieren, warum dann ein schlechtes gewissen haben, wenn frauen flatratemässig zu haben sind so viele und so oft für 50 euro?"
"Prostitution ist menschenunwürdig. Freiwillige Prostitution gibt faktisch nicht."
" Ich bin ganz generell dagegen, dass man Sex kaufen und somit Menschenkörper mieten kann und darf (und ich denke wir sind uns alle darüber einig, dass Sex"arbeit" nicht mit anderer körperlichen Arbeiten oder Dienstleistungen vergleichbar sind). Wenn eine Frau und ein Mann sich einig sind, dass sie beide Sex wollen und beide auch das gleiche, dann sollte Geld keine Rolle mehr spielen, sondern nur noch das Vergnügen. Und falls das nicht so ist, und eineR für Geld etwas macht, was er oder sie eigentlich nicht tun will, dann ist das nicht freiwillig."
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
@Melanie - ich geb dir da total recht - wenn man für ein verbot von flatrate-bordellen spräche, könnte man direkt für ein generelles verbot von sexarbeit sprechen.
ich habe mir den thread nochmals komplett durchgelesen und konnte nirgendwo eine derartige äußerung lesen, außer bei den befürwortern von flatrate-bordellen (die zuerst das wort "verbot") benutzten.
ich denke, @"ehemaliger User" hat recht - wir sind nicht soweit auseinander.
es ist halt merkwürdig bei einer so intimen dienstleistung das werbewort "flatrate" zu benutzen. genau wie ich den namen des portals "kaufmich" seltsam finde. es ist wahrscheinlich mehr der gedanke der betreiber als der kunden. die sind doch sofort super abgeschreckt, wenns um zwang oder ausbeutung geht.
ich habe mir den thread nochmals komplett durchgelesen und konnte nirgendwo eine derartige äußerung lesen, außer bei den befürwortern von flatrate-bordellen (die zuerst das wort "verbot") benutzten.
ich denke, @"ehemaliger User" hat recht - wir sind nicht soweit auseinander.
es ist halt merkwürdig bei einer so intimen dienstleistung das werbewort "flatrate" zu benutzen. genau wie ich den namen des portals "kaufmich" seltsam finde. es ist wahrscheinlich mehr der gedanke der betreiber als der kunden. die sind doch sofort super abgeschreckt, wenns um zwang oder ausbeutung geht.
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Re: RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
@annainga
Es wurde auch nicht direkt gesagt... aber wie ich schon schrieb, zielen die Äußerungen darauf ab....
Emma hatte folgende Äußerung gemacht, die ich für äußerst bedenklich halte, denn ich möchte nicht andere Jobs "opfern" nur damit mein eigener erhalten bleibt:

Und ich sag es hier noch mal:
Ich für mich kann mir diese Form auch nicht vorstellen. Und ich habe vor 4-5 Jahren mal einen Tag lang eine recht ähnliche Form in einem Club (Mischung zwischen Swingerclub und Partytreff) aus Neugier ausprobiert. Dort konnte ich zwar nichts negatives feststellen, im Gegenteil. ABER ich fühle mich einfach bei der "aufsuchenden Arbeit" als Escort wesentlich wohler.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, das andere Frauen lieber dort arbeiten. Und hier nochmals betont: WENN der Club entsprechend geführt ist und die Frauen nicht auf Teufel komm raus verheizt werden...
Es wurde auch nicht direkt gesagt... aber wie ich schon schrieb, zielen die Äußerungen darauf ab....
Emma hatte folgende Äußerung gemacht, die ich für äußerst bedenklich halte, denn ich möchte nicht andere Jobs "opfern" nur damit mein eigener erhalten bleibt:

Emma-Gutversteckt hat geschrieben: Von daher denke ich, dass es durchaus vernünftig ist, gewisse Dinge zu verbieten, bevor tatsächlich irgendwann alles verboten wird, weil keiner mehr auch nur ansatzweise einen Überblick hat. Ich würde lieber geduldet als komplett in die Illegalität gedrängt werden.
Und ich sag es hier noch mal:
Ich für mich kann mir diese Form auch nicht vorstellen. Und ich habe vor 4-5 Jahren mal einen Tag lang eine recht ähnliche Form in einem Club (Mischung zwischen Swingerclub und Partytreff) aus Neugier ausprobiert. Dort konnte ich zwar nichts negatives feststellen, im Gegenteil. ABER ich fühle mich einfach bei der "aufsuchenden Arbeit" als Escort wesentlich wohler.
Ich kann mir aber auch gut vorstellen, das andere Frauen lieber dort arbeiten. Und hier nochmals betont: WENN der Club entsprechend geführt ist und die Frauen nicht auf Teufel komm raus verheizt werden...
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Re: RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Das Grundproblem bei den Diskussionen über SW (oder hier über eine spezifische Form von SW) ist der paternalistische Zugang der Gesellschaft: Es wird unterstellt, die Tätigkeit (oder die spezifische Form der Tätigkeit) sei menschenunwürdig und daher müsse sie verboten werden. Diejenigen, die sich für diese Tätigkeit freiwillig entschieden haben, empfinden sie aber nicht als menschenunwürdig - zumindest nicht im Vergleich zu Alternativen. (Dieses Argument findet sich auch in der ökonomischen Literatur: Stark & Fan: Migration for Degrading Work as an Escape from Humiliation. Journal of Economic Behavior & Organization, 77/2011, S 241-247.) Statt diese freie Entscheidung zu respektieren, wird nun unterstellt, dass die Betroffenen in "Wirklichkeit" gar nicht frei entscheiden können. Eine solche Entmündigung ist aber eine mindestens ebenso schwere Verletzung der Menschenwürde, wie die angeblich unwürdige Tätigkeit. Hinzu kommt, dass den Betroffenen zwar mit Verboten die Lebensgrundlage entzogen wird, aber sich dann niemand darum kümmert, wovon sie leben sollen - in keiner Diskussion wird angeboten, dass die Gesellschaft für ein arbeitsloses Ersatzeinkommen sorgt. Es bleiben ihnen dann nur jene Alternativen, die von ihnen vielleicht wirklich als menschenunwürdig empfunden werden.annainga hat geschrieben: wenn man für ein verbot von flatrate-bordellen spräche, könnte man direkt für ein generelles verbot von sexarbeit sprechen.
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
finde ich nicht. ich konnte an der kritik an dem "modell flatrate" von malin oder la marfa keine aufforderung zu einem verbot herauslesen. eher ging es in die richtung deiner meinung "ich könnte mir nicht vorstellen, dort zu arbeiten".
und emmas aussage "gewisse Dinge zu verbieten, bevor tatsächlich irgendwann alles verboten wird" deckt sich mit der einstellung, die doch auch du befürwortest wie z.b. ein besserer jugendschutz auf bestimmten werbeseiten (die gewaltverherrlichend oder pornografisch sind).
oder eben in dem diskutierten fall der flatrate-bordelle, die werbung machen mit einer flatrate auf sexuelle dienstleistungen. ich wollte keinesfalls, dass ich mit einer "flatrate" belegt werde.
und das gilt natürlich nur für mich. daraus kann man keinesfalls lesen, ich wäre für ein verbot. denn ich finds auch unwürdig, wenn man ständig unterstellt bekommt, sobald man mal was negatives über zustände in der sexarbeit schreibt, man träte für ein verbot ein.
und emmas aussage "gewisse Dinge zu verbieten, bevor tatsächlich irgendwann alles verboten wird" deckt sich mit der einstellung, die doch auch du befürwortest wie z.b. ein besserer jugendschutz auf bestimmten werbeseiten (die gewaltverherrlichend oder pornografisch sind).
oder eben in dem diskutierten fall der flatrate-bordelle, die werbung machen mit einer flatrate auf sexuelle dienstleistungen. ich wollte keinesfalls, dass ich mit einer "flatrate" belegt werde.
und das gilt natürlich nur für mich. daraus kann man keinesfalls lesen, ich wäre für ein verbot. denn ich finds auch unwürdig, wenn man ständig unterstellt bekommt, sobald man mal was negatives über zustände in der sexarbeit schreibt, man träte für ein verbot ein.
Zuletzt geändert von annainga am 09.07.2013, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Zum Thema Sozialdarwinismus: D'accord.
Leider gibt es nur keine einfachen Lösungen dagegen.
Nehmen wir zum Beispiel mal an, es würden die verdienstunabhängigen Wuchermieten in manchen Häusern gedeckelt: Das Ergebnis wäre ein weiterer Preisverfall für Sexdienstleistungen, denn solange es SW gibt, für die es sich lohnt, für eine entsprechend geringe Gewinnspanne zu arbeiten, werden sie das tun, und einem Selbständigen kannst du nicht vorschreiben, wieviel er die Kunden für seine Arbeit bezahlen lässt.
Angestelltenverhältnisse, bei denen man gesetzliche Mindestlöhne vorschreiben könnte, wollen aus unterschiedlichen Gründen weder Betreiber noch SW haben.
Wie Marc hier immer so schön zitiert:
"Der Lohn schwankt bei vollkommener Konkurrenz unter den Bedingungen eines schrankenlosen Kapitalismus stets um das Existenzminimum."
Das Problem ist nun, dass es gesellschaftlich und politisch kaum Bestrebungen für eine wirklich hilfreiche sozialmarktwirtschaftliche Regulierung von Sexarbeit gibt, sondern dass die definitiv auch vorhandenen schlechten Arbeitsbedingungen dazu herangezogen werden, Teile der oder sogar die ganze Branche "abschaffen" (i.e. illegalisieren und kriminalisieren) zu wollen.
Daher begeben wir uns mit jeder öffentlichen Argumentation pro Regulierung von aussen auf ganz dünnes Eis, wenn wir nicht im selben Atemzug glasklar machen, wie so eine Regulierung aus unserer Sicht aussehen soll.
Sich undifferenziert auf eine bestimmte Geschäftsform (Flatrateclubs) einzuschießen, finde ich aus diversen Gründen völlig kontraproduktiv.
Marfa, welche gesetzlichen Methoden zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit schweben dir denn so vor?
Leider gibt es nur keine einfachen Lösungen dagegen.
Nehmen wir zum Beispiel mal an, es würden die verdienstunabhängigen Wuchermieten in manchen Häusern gedeckelt: Das Ergebnis wäre ein weiterer Preisverfall für Sexdienstleistungen, denn solange es SW gibt, für die es sich lohnt, für eine entsprechend geringe Gewinnspanne zu arbeiten, werden sie das tun, und einem Selbständigen kannst du nicht vorschreiben, wieviel er die Kunden für seine Arbeit bezahlen lässt.
Angestelltenverhältnisse, bei denen man gesetzliche Mindestlöhne vorschreiben könnte, wollen aus unterschiedlichen Gründen weder Betreiber noch SW haben.
Wie Marc hier immer so schön zitiert:
"Der Lohn schwankt bei vollkommener Konkurrenz unter den Bedingungen eines schrankenlosen Kapitalismus stets um das Existenzminimum."
Das Problem ist nun, dass es gesellschaftlich und politisch kaum Bestrebungen für eine wirklich hilfreiche sozialmarktwirtschaftliche Regulierung von Sexarbeit gibt, sondern dass die definitiv auch vorhandenen schlechten Arbeitsbedingungen dazu herangezogen werden, Teile der oder sogar die ganze Branche "abschaffen" (i.e. illegalisieren und kriminalisieren) zu wollen.
Daher begeben wir uns mit jeder öffentlichen Argumentation pro Regulierung von aussen auf ganz dünnes Eis, wenn wir nicht im selben Atemzug glasklar machen, wie so eine Regulierung aus unserer Sicht aussehen soll.
Sich undifferenziert auf eine bestimmte Geschäftsform (Flatrateclubs) einzuschießen, finde ich aus diversen Gründen völlig kontraproduktiv.
Marfa, welche gesetzlichen Methoden zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Sexarbeit schweben dir denn so vor?
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@all
wenn ich hier wieder das Niveau und dem Duktus der Diskudssion folge kann ich mich nur wiederholen: ICH LIEBE SEXWORKER AT!!!!
Ich persönlich habe auch erhebliche Probleme mit den (kolportierten?) Flatrate-Konzepten kenne allerdings auch keinen entsprechenden Laden aus eigenem Erleben. Einen pauschalen Preis für die Frauen pro Tag unabhängig von der Anzahl der tatsächlich bedienten Gäste bzw.erbrachten Leistungen (so wird es bei einem Flatrate-Laden hier in Berlin-Schöneberg "berichtet" und steht ungefähr auch so auf der eigenen HP) finde ich grenzwertig....
Soweit meine Meinung, die sicher auf dünner Basis steht...
Kasharius grüßt sonnig
wenn ich hier wieder das Niveau und dem Duktus der Diskudssion folge kann ich mich nur wiederholen: ICH LIEBE SEXWORKER AT!!!!
Ich persönlich habe auch erhebliche Probleme mit den (kolportierten?) Flatrate-Konzepten kenne allerdings auch keinen entsprechenden Laden aus eigenem Erleben. Einen pauschalen Preis für die Frauen pro Tag unabhängig von der Anzahl der tatsächlich bedienten Gäste bzw.erbrachten Leistungen (so wird es bei einem Flatrate-Laden hier in Berlin-Schöneberg "berichtet" und steht ungefähr auch so auf der eigenen HP) finde ich grenzwertig....
Soweit meine Meinung, die sicher auf dünner Basis steht...
Kasharius grüßt sonnig
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Liebe Grüße
christian
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Re: RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra

Ist absolut richtig - nur stand der Diskussionsstrang ursprünglich unter "Lokalnachrichten Wien" unter etlichen Zeitungsberichten bzgl. des Verbotes von Flatratebordellen. Und wir hier vor Ort sind nicht geneigt die Schnellmeinung von Politik bzw. der parteilichen Meinung von Polizei (auf Zuruf) Folge zu leisten).annainga hat geschrieben:finde ich nicht. ich konnte an der kritik an dem "modell flatrate" von malin oder la marfa keine aufforderung zu einem verbot herauslesen. eher ging es in die richtung deiner meinung "ich könnte mir nicht vorstellen, dort zu arbeiten".
Liebe Grüße
christian
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Melanie, ich kann mir schwer neutral erklären, warum du solche Zitate mit mir in Verbindung bringst. Nichts davon habe ich gesagt.
PS: Wenn du von mir ge-Sie-zt werden möchtest, dann kurze Rü, und ich tu das selbstverständlich.
Lycisca, einiges wurde zur Unterstützung von SW-Migrantinnen und überhaupt SW genannt, zB Empowerment, Ausbildung, ich nehme dazu spezielle Umschulungsangebote, Sprachschule, ... oder auch eine entsprechende Unterstützung des Herkunftlandes, um der dortigen Armut (und anderen Missständen soweit vorhanden) zu begegnen, damit diejenigen, die nicht von ihren Familien und Heimatstätten weg möchten, auch daheim bleiben können; insgesamt alles, was die SW in die Lage versetzt, sich echt selbständig und echt unabhängig zu machen und zu bleiben von Betreibern, Freiern, ...
Denn zur Freiwilligkeit wurde zB von Tanja aus ihrer eigenen Beobachtung berichtet, dass Betroffene in Flatrate-Bordellen arbeitenden SW in solchen Stätten arbeiten, weil ihnen Fähigkeiten fehlen, um in anderen Sexbiz-Branchen zu bestehen, speziell Sprachkenntisse oder auch körperliche Merkmale. Das hört sich für mich so an, als ob sie eben doch lieber nicht im Flatrate arbeiten würden, wenn.
Und da ich eben körperlich-intime Dienstleistungen als extrem delikat empfinde - vielleicht sowas wie meine persönliche Macke - finde ich es sehr traurig, dass solche wie die von Tanja berichteten Gründe Frauen in solche Etablissements bringen.
Was Arum in ihrer Schilderung der Regeln heutzutage in einem Flatrate-Betrieb schildert, ist eine andere Sache, weil da vielleicht noch nicht alle, aber doch etliche der für eine SW kritschen Punkte eines solchen Geschäftsmodells bedacht werden.
Und es bleibt (Stichwort Grundsatzdiskussion) die gesellschaftliche Außenwirkung der Werbemaßnahmen als Aussage über "uns Frauen".
Und ich sehe, dass die aufgeworfenen grundsätzlichen und / oder gesellschaftlichen Fragen (Grundsatzdiskussion) zumindest hier wohl nicht wirklich diskutiert werden möchten.
La Marfa
PS: Wenn du von mir ge-Sie-zt werden möchtest, dann kurze Rü, und ich tu das selbstverständlich.
Lycisca, einiges wurde zur Unterstützung von SW-Migrantinnen und überhaupt SW genannt, zB Empowerment, Ausbildung, ich nehme dazu spezielle Umschulungsangebote, Sprachschule, ... oder auch eine entsprechende Unterstützung des Herkunftlandes, um der dortigen Armut (und anderen Missständen soweit vorhanden) zu begegnen, damit diejenigen, die nicht von ihren Familien und Heimatstätten weg möchten, auch daheim bleiben können; insgesamt alles, was die SW in die Lage versetzt, sich echt selbständig und echt unabhängig zu machen und zu bleiben von Betreibern, Freiern, ...
Denn zur Freiwilligkeit wurde zB von Tanja aus ihrer eigenen Beobachtung berichtet, dass Betroffene in Flatrate-Bordellen arbeitenden SW in solchen Stätten arbeiten, weil ihnen Fähigkeiten fehlen, um in anderen Sexbiz-Branchen zu bestehen, speziell Sprachkenntisse oder auch körperliche Merkmale. Das hört sich für mich so an, als ob sie eben doch lieber nicht im Flatrate arbeiten würden, wenn.
Und da ich eben körperlich-intime Dienstleistungen als extrem delikat empfinde - vielleicht sowas wie meine persönliche Macke - finde ich es sehr traurig, dass solche wie die von Tanja berichteten Gründe Frauen in solche Etablissements bringen.
Was Arum in ihrer Schilderung der Regeln heutzutage in einem Flatrate-Betrieb schildert, ist eine andere Sache, weil da vielleicht noch nicht alle, aber doch etliche der für eine SW kritschen Punkte eines solchen Geschäftsmodells bedacht werden.
Und es bleibt (Stichwort Grundsatzdiskussion) die gesellschaftliche Außenwirkung der Werbemaßnahmen als Aussage über "uns Frauen".
Und ich sehe, dass die aufgeworfenen grundsätzlichen und / oder gesellschaftlichen Fragen (Grundsatzdiskussion) zumindest hier wohl nicht wirklich diskutiert werden möchten.
La Marfa
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Da überschlugen sich die Beiträge.
Was ich mir vorstelle? Dass z.B. nicht deutsch sprechende SW deutsch lernen, kostenfrei, und das nicht als Strafe, sondern als Schutz und Grundlage für selbstbewusstes Arbeiten.
Dass SW z.B. gesundheitlich aufgeklärt werden.
Dass z.B. SW rechtlich aufgeklärt werden.
Warum nicht solche Maßnahmen gesetzlich installieren.
Wenn wir wollen, dass SW ein Beruf wie jeder andere ist, dann können auch entsprechende Rechte auf und Ansprüche an Ausbildung erwartet werden, egal ob Migrantin oder nicht.
La Marfa
Was ich mir vorstelle? Dass z.B. nicht deutsch sprechende SW deutsch lernen, kostenfrei, und das nicht als Strafe, sondern als Schutz und Grundlage für selbstbewusstes Arbeiten.
Dass SW z.B. gesundheitlich aufgeklärt werden.
Dass z.B. SW rechtlich aufgeklärt werden.
Warum nicht solche Maßnahmen gesetzlich installieren.
Wenn wir wollen, dass SW ein Beruf wie jeder andere ist, dann können auch entsprechende Rechte auf und Ansprüche an Ausbildung erwartet werden, egal ob Migrantin oder nicht.
La Marfa
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Re: RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra

Jegliche Maßnahme, welche gesetzlich "installiert" wird, bringt einen Kontrollmechanismus mit.La Marfa hat geschrieben: Warum nicht solche Maßnahmen gesetzlich installieren.
Bei diesen Beispielen sind wir gleich bei Registrierung usw.
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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Keinerlei Kontrolle bewirkt m.E. Sozialdarwinismus pur. Den Marx´schen "Neuen Menschen" gibt es nicht und wird es mit einiger Sicherheit absehbar nicht geben, schon gar nicht ohne "Aussonderung" sozial inkompatibler Menschen.
Wenn wir hier alle mit einem gewissen Idealismus und humanistischer Einstellung an die Thematik herangehen, muss dennoch klar sein, dass da draussen jede Menge Menschen unmäßigen Freiraum für sich und Andere ausbeutend ausnutzen. Gäbe es solche nicht, dann wäre u.a. das gesamte Sozial- und Arbeitsrecht überflüssig.
Auch ist es ein in allen Bereichen zu beobachtendes Phänomen, dass gerade stark benachteiligte Gruppen aus sich heraus eher wenig aktiv werden, jedenfalls nicht in der Masse, schlichtweg weil sie jeden Tag primär schauen müssen, wo sie bleiben. In aller Regel werden soziale Verbesserungen gleichsam von außen initiiert (dass Marx oder Hegel sich je mit manueller Arbeit die Finger dreckig gemacht hätten, wäre mir neu). Man/frau mag das "paternalistisch" nennen. Das gälte dann aber auch bezüglich vieler AktivistInnen hier und täte m.E. der jeweiligen Sache unrecht.
Apropo "Registrierung", die Pflicht zur korrekten Angabe von u.a. Namen und Beruf gilt für alle:
OwiG § 111:
Falsche Namensangabe
(1) Ordnungswidrig handelt, wer einer zuständigen Behörde, einem zuständigen Amtsträger oder einem zuständigen Soldaten der Bundeswehr über seinen Vor-, Familien- oder Geburtsnamen, den Ort oder Tag seiner Geburt, seinen Familienstand, seinen Beruf, seinen Wohnort, seine Wohnung oder seine Staatsangehörigkeit eine unrichtige Angabe macht oder die Angabe verweigert.
Wenn wir hier alle mit einem gewissen Idealismus und humanistischer Einstellung an die Thematik herangehen, muss dennoch klar sein, dass da draussen jede Menge Menschen unmäßigen Freiraum für sich und Andere ausbeutend ausnutzen. Gäbe es solche nicht, dann wäre u.a. das gesamte Sozial- und Arbeitsrecht überflüssig.
Auch ist es ein in allen Bereichen zu beobachtendes Phänomen, dass gerade stark benachteiligte Gruppen aus sich heraus eher wenig aktiv werden, jedenfalls nicht in der Masse, schlichtweg weil sie jeden Tag primär schauen müssen, wo sie bleiben. In aller Regel werden soziale Verbesserungen gleichsam von außen initiiert (dass Marx oder Hegel sich je mit manueller Arbeit die Finger dreckig gemacht hätten, wäre mir neu). Man/frau mag das "paternalistisch" nennen. Das gälte dann aber auch bezüglich vieler AktivistInnen hier und täte m.E. der jeweiligen Sache unrecht.
Apropo "Registrierung", die Pflicht zur korrekten Angabe von u.a. Namen und Beruf gilt für alle:
OwiG § 111:
Falsche Namensangabe
(1) Ordnungswidrig handelt, wer einer zuständigen Behörde, einem zuständigen Amtsträger oder einem zuständigen Soldaten der Bundeswehr über seinen Vor-, Familien- oder Geburtsnamen, den Ort oder Tag seiner Geburt, seinen Familienstand, seinen Beruf, seinen Wohnort, seine Wohnung oder seine Staatsangehörigkeit eine unrichtige Angabe macht oder die Angabe verweigert.
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Also was die Qualifizierung von SW betrifft, finde ich die Vorschläge von @ La Marfa sehr vernünftig. Ob dies allerdings gesetzlich geregelt, oder im Sinne freiwilliger Selbstkontrolle eventuell durch noch zu gründende berufständische Organisationen vereinbart wird, bedarf sicher noch der grundsätzlichen Diskussion innerhalb der SexarbeiterInnenschaft.
@"ehemaliger User"
Was das fehlende Engagement benachteiligter Gruppen angeht möchte ich Deine Ausführungen zumindest für die emanzipatorische Behindertenbewegung, der ich mich selbst Dazugehörigg fühle "in aller Form zurückweisen
" Du weist doch auch für uns Politbehindis gilt: NICHTS ÜBER UNS OHNE UNS!
Kasharius grüßt
@"ehemaliger User"
Was das fehlende Engagement benachteiligter Gruppen angeht möchte ich Deine Ausführungen zumindest für die emanzipatorische Behindertenbewegung, der ich mich selbst Dazugehörigg fühle "in aller Form zurückweisen






Kasharius grüßt
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RE: Flatrate Bordelle - Pro und Contra
Berufsständische Vereinigung, das ist ein guter Ansatz, so eine Vereinigung stärkt den / die einzelne/n SW.
Von allein regelt sich im Spannungsverhältnis (Flatrate-)Betreiber vs. SW vs. Freier vermutlich gar nichts, der Stärkere gibt seine Macht nicht auf.
Das jedenfalls beweisen die Ereignisse dieser Tage deutlich in einem anderen Bereich. Der Fall Snowden zeigt, wie gerne die Stärkeren aus Einsicht darauf verzichten, ihre Macht gegen den Schwächeren, zumal womöglich Einzelnen, einzusetzen.
La Marfa
Von allein regelt sich im Spannungsverhältnis (Flatrate-)Betreiber vs. SW vs. Freier vermutlich gar nichts, der Stärkere gibt seine Macht nicht auf.
Das jedenfalls beweisen die Ereignisse dieser Tage deutlich in einem anderen Bereich. Der Fall Snowden zeigt, wie gerne die Stärkeren aus Einsicht darauf verzichten, ihre Macht gegen den Schwächeren, zumal womöglich Einzelnen, einzusetzen.
La Marfa
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*lach* Akzeptiert. Auch wenn das ganz was anderes ist *lach* ;)Kasharius hat geschrieben:
@"ehemaliger User"
Was das fehlende Engagement benachteiligter Gruppen angeht möchte ich Deine Ausführungen zumindest für die emanzipatorische Behindertenbewegung, der ich mich selbst Dazugehörigg fühle "in aller Form zurückweisen![]()
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" Du weist doch auch für uns Politbehindis gilt: NICHTS ÜBER UNS OHNE UNS!
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Kasharius grüßt
Darum gehts aber eigentlich nicht, mich hat der Ausdruck "paternalistisch" nur insofern gestört, als er teilweise auch in "internem" Zusammenhang angewandt zu werden scheint. Das Dilemma ist, dass tatsächlich sich ausgebeutet fühlende SW sich wohl kaum hier an dem Disput beteiligen werden, was aber nicht bedeutet, dass es das gar nicht gibt. (Privilegierte) FürsprecherInnen für eine Verbesserung unangemessener Arbeitsbedingungen sind deswegen noch lange nicht "paternalistisch", auch wenn sie "über" Personen sprechen, die in eher problematischen Umständen arbeiten.
Das erinnert mich irgendwie an meinen ersten und folglich letzten Kontakt mit einer Gewerkschaft. Ferienjob in einer Brotfabrik, Nachtschichten selten unter 12 Stunden, offensichtlich arbeitsrechtlich unzulässig. Ausschließlich Frauen (abgesehen von meiner Wenigkeit). Ich fragte sie, ob sie sich dagegen nicht zur Wehr setzen wollen (sie haben darüber ständig geklagt). Hätten sie gerne, aber Angst vor Entlassung. In Absprache mit ihnen hab ich mich nach Beendigung des Jobs an die zuständige Gewerkschaft gewandt (Ich also = "paternalistisch"). Deren Antwort: Dort wo niemand in der Gewerkschaft Mitglied ist, haben wir auch keinerlei Interesse irgendwie tätig zu werden, egal wie die Umstände da sind (sic!). Tja, im Studium haben mich die "gewerkschaftsorientierten" politischen Gruppierungen dann eher nicht so angesprochen ... Ach ja, Zeitung machte wenig Sinn. Denn wenn ein Reporter die Frauen gefragt hätte, dann wäre die dortige Tätigkeit bestimmt total fein und toll gewesen.