EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen uns!

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Neuster Angriff

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Emma Titel und Appell gegen Prostitution

Bild
http://www.emma.de/sites/default/files/ ... el_1_f.jpg
Bild



Bild
Erstunterzeichner vom Appell gegen Prostitution
EMMA November/Dezember 2013
Jetzt unterzeichnen!

Prostitution ist „das älteste Gewerbe der Welt“? Prostitution ist „ein Beruf wie jeder andere“? Prostitution wird es immer geben, denn ihre Abschaffung ist utopisch? Falsch. Auch die Abschaffung der Sklaverei galt vor gar nicht so langer Zeit noch als Utopie. Und auch wenn die Sklaverei aus unserer Welt keineswegs ganz verschwunden ist, so wäre es heutzutage für einen aufgeklärten, demokratischen Staat doch undenkbar, die Sklaverei zu tolerieren oder gar zu propagieren.

Doch genau das tut Deutschland mit der Prostitution: Es toleriert, ja fördert diese moderne Sklaverei (international „white slavery“ genannt). Die Reform des Prostitutionsgesetzes 2002, die angeblich den geschätzt 700.000 Frauen (Mittelwert) in der Prostitution nutzen sollte, trägt die Handschrift der Frauenhändler und ihrer LobbyistInnen. Seither ist Deutschland zu Europas Drehscheibe für Frauenhandel und zum Paradies der Sextouristen aus den Nachbarländern geworden. Ein deutscher Sonderweg. Selbst die Niederlande rudern zurück. Die skandinavischen Länder haben schon vor Jahren die Ächtung und Bestrafung der Freier eingeführt. Und Frankreich und Irland sind im Begriff, es ihnen nachzutun.

Weltweit sind Frauenhandel und Prostitution, beides untrennbar miteinander verbunden, heute neben dem Waffen- und Drogenhandel das Geschäft mit den höchsten Profitraten (über 1.000 Prozent). Profit nicht für die Frauen. Selbst die Minderheit deutschstämmiger Prostituierter, oft schon als Kinder Opfer sexu­eller Gewalt, landet zu über 90% in der Altersarmut. Ganz zu schweigen von den Ausländerinnen aus der Armuts- und Zwangsprostitution.

Das System Prostitution ist Ausbeutung und zugleich Fortschreibung der traditionell gewachsenen Ungleichheit zwischen Männern und Frauen (und Ländern/Kontinenten). Das System Prostitution degradiert Frauen zum käuflichen Geschlecht und überschattet die Gleichheit der Geschlechter. Das System Prostitution brutalisiert das Begehren und verletzt die Menschen-würde von Männern und Frauen – auch die der sogenannt „freiwilligen“ Prostituierten.

Darum fordern wir von Politik und Gesellschaft:

- Eine Gesetzesänderung, die der Deregulierung von Frauenhandel und Prostitution schnellstmöglich Einhalt gebietet und die Frauen sowie die Minderheit männlicher Prostituierter schützt.

- Prävention in Deutschland und in den Herkunftsländern, sowie Hilfen zum Ausstieg für Frauen in der Prostitution. Und Schutz vor Abschiebung von Zeuginnen sowie deren Aufenthaltsrecht.

- Aufklärung über die Folgen von Frauenkauf bereits in den Schulen etc.

- Ächtung und, wenn nötig, auch Bestrafung der Freier; also der Frauenkäufer, ohne die dieser Menschenmarkt nicht existieren würde.

- Maßnahmen, die kurzfristig zur Eindämmung und langfristig zur Abschaffung des Systems Prostitution führen.

Ein menschenwürdiges Leben ist denkbar.

Zustimmung per Mail an redaktion(at)emma.de (unter Angabe von Namen, Beruf und Wohnort);
Per Fax an 0221/60 60 60 29;
Per Post an EMMA, Bayenturm, 50678 Köln;

Der Appell auch zum Download als PDF




Die ErstunterzeichnerInnen

Die sechs Bundessprecherinnen der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen
Dr. Lea Ackermann, Solwodi (Prostituiertenprojekt)
Seyran Ates, Rechtsanwältin, Berlin
Franziska Becker, Cartoonistin, Köln
Senta Berger, Schauspielerin, München
Leni Breymaier, SPD, Gewerkschafssekretärin, Stuttgart
Charlotte Britz, SPD, Oberbürgermeisterin Saarbrücken
CDU-Frauenunion, Vorsitzende Prof. Dr. Maria Böhmer
CSU-Frauenunion, die vier Vorsitzenden, München
Sabine Constabel, Sozialarbeiterin, Stuttgart
Prof. Dr. Ulrike Detmers, Unternehmerin, Gütersloh
Karen Duve, Schriftstellerin, Berlin
Ursula Engelen-Kefer, SPD, Gewerkschafterin, Berlin
Jenny Erpenbeck, Schriftstellerin, Berlin
Femen Deutschland, Zana Ramadani/Irina Khanova/N. Araiwa
Lisa Fitz, Kabarettistin, München
Dr. Maria Flachsbarth, CDU-MdB, Präsidentin Kath. Frauenbund
Jürgen Flimm, Intendant, Berlin
Bettina Flitner, Fotografin, Köln
Cornelia Froboess, Schauspielerin, München
Prof. Dr. Wassilios Fthenakis, Pädagoge, Bozen
Maria Furtwängler, Schauspielerin und Ärztin, München
Gabo, Fotografin, Hamburg
Prof. Dr. Petra Gehring, Philosophin, Darmstadt
Dr. Heiner Geißler, CDU, Bundesminister a.D., Rodalben
Ute Granold, CDU, Ex-Bundestagsabgeordnete, Berlin
Sandra Grether, Musikerin, Berlin
Mechthild Großmann, Schauspielerin, Hamburg
Fritzi Haberlandt, Schauspielerin, Berlin
Inge Hauschildt-Schön, Anti-Bordell-Initiative, Marburg
Dr. Anita Heiliger, Kofra (Frauenprojekt), München
Klaus Hoffmann, Sänger und Schauspieler, Berlin
Bodo Hombach, SPD-Bundesminister a. D., Essen
T. Isik/G. Boos-Niazy, Vors. Aktionsbündnis muslimischer Frauen
Hannes Jaenicke, Schauspieler, Berlin
Prof. Dr. Margot Käßmann, Theologin/EKD, Berlin
Dr. Necla Kelek, Soziologin, Berlin
Charlotte Knobloch, Präs. Israelitische Kultusgemeinde München
Angelika Klingel, Vorsitzende Landesfrauenrat Baden-Württemb.
Silvana Koch-Mehrin, FDP, EU-Abgeordnete, Brüssel
Ann-Kathrin Kramer, Schauspielerin, Wuppertal
Sonya Kraus, TV-Moderatorin, Frankfurt
Katja Lange-Müller, Schriftstellerin, Berlin
Ellen Lohr, Rennfahrerin, Monaco
Chantal Louis, EMMA-Redakteurin, Köln
Prof. Dr. Ursula Männle, CSU, MdL, München
Monika Maron, Schriftstellerin, Berlin
Gisela Marx, Journalistin, Köln
Ulrike Mascher, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland
Dr. Carola Meier-Seethaler, Philosophin, Bern
Reinhard Mey, Liedermacher, Berlin
Moritz Netenjakob, Comedian, Köln
Adele Neuhauser, Schauspielerin, Wien
Hedwig Neven DuMont, Vorsitzende „wir helfen“, Köln
Wolfgang Niedecken, Musiker, Köln
Dieter Nuhr, Kabarettist, Düsseldorf
Julia Onken, Psychologin, St. Gallen
Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, SPD, Justizsenatorin a.D.
Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Hannover
Birgit Purschke, Leiterin Deutscher Frauenring
Dr. Luise Pusch, Linguistin, Hannover
Prof. Dr. Ulrich Radtke, Geograph, Duisburg
Georg Ringsgwandl, Kabarettist, München
Frank Schätzing, Schriftsteller, Köln
Cathrin Schauer, KARO e.V. (Prostituiertenprojekt)
Alice Schwarzer, Appell-Initiatorin, Köln
Prof. Dr. Günter xxxxxxx, Medizinprofessor Uni Heidelberg
Jutta Speidel, Schauspielerin, München
Marlene Streeruwitz, Schriftstellerin, Wien
Antje Strubel, Schriftstellerin, Potsdam
Prof. Dr. Rita Süssmuth, CDU, Bundestagspräsidentin a.D.
Jasmin Tabatabai, Schauspielerin, Berlin
Elisabeth Trissenaar, Schauspielerin, Berlin
Rosemarie Trockel, Künstlerin, Köln
Margarethe von Trotta, Regisseurin, München
Katharina Wackernagel, Schauspielerin, Berlin
Prof. Dr. Hans-Ulrich Wehler, Prof. em., Universität Bielefeld
Prof. Dr. Peter Weibel, Vorstand ZKM Karlsruhe
Maria von Welser, Journalistin, Hamburg
Sarah Wiener, TV-Köchin, Hamburg
Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist, Köln
Gestartet am 28. Okt.
2.566 UnterzeichnerInnen am 4. Nov.




www.emma.de/thema/der-appell-gegen-prostitution-111249
www.emma.de/artikel/gegen-prostitution- ... eif-312009
www.emma.de/hefte/ausgaben-2013/novembe ... stitution/[/
www.facebook.com/emma.magazin/posts/714699541892400

Zum Buch und Link-Liste
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137640#137640





Schreibt Leserbriefe und Kommentare

www.bit.ly/prostitutions-debatte
www.bit.ly/prostitutions-argumente

:007 Appell PROstitution - für mehr Rechte und Sicherheit für Sexarbeiter_innen :007
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=135893#135893



___

[youtube][/youtube]

Das gezielte Zulassen sexueller Nähe und Praxis aufgrund beruflicher Tätigkeit zur Einkommenserzielung ist Prostitution / Sexarbeit
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=131092#131092
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 21.12.2013, 13:07, insgesamt 4-mal geändert.

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Melanie_NRW »

Und im Spiegel:

http://www.spiegel.de/panorama/emma-kam ... 30377.html

"Anlass für die Redaktion, sanftes grünes Licht für ihr Vorhaben zu sehen: "Sollte es eine große Koalition geben, - was heute, am 21.Oktober, ganz so aussieht -, haben wir reale Chancen, dass die unwürdigen und unmenschlichen Verhältnisse in Deutschland sich bald ändern werden", heißt es im Editorial zur am Donnerstag erscheinenden Ausgabe."

Benutzeravatar
lust4fun
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 376
Registriert: 22.11.2012, 22:27
Ich bin: Außenstehende(r)

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von lust4fun »

Hm, ich muss sagen, ich habe mich getäuscht. Ich hätte gedacht, das die Plumpheit des Aufrufs viele von einer "bekennenden" Unterschrift abhalten würde. Das Gegenteil ist der Fall. Man kennt viele Unterzeichner als zeitkritische Bürger aus dem liberalen Lager. Viele Publizisten, Künstler und Kabarettisten...

Das Konzept von Emma geht auf: Prostitution muss zwingend mit Menschenhandel zusammengedacht werden. Jede politische Regulierung muss am Brennpunkt Menschenhandel ansetzen. Eine isolierte Regelung der Prostitution gibt es deshalb gar nicht mehr.

Dass hier Indiviualrechte berührt werden, fällt keinem mehr auf. Bleibt da nur die Hoffnung auf Verfassungsgerichte, die diesen Perspektivwechsel formalisiert haben?

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Gegenreaktion gemeinsam vorbereiten

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Haben diese Leute das einseitige Machwerk wirklich unterschrieben?

Prof. Dr. Rita Süssmuth, CDU, Bundestagspräsidentin a.D.
Jürgen Flimm, Intendant, Berlin
Dr. Heiner Geißler, CDU, Bundesminister a.D., Rodalben
...
..
.


Die müssen wir alle einzeln anschreiben und sie konfrontieren, auch öffentlich, mit ihrer gesundheitsgefährdend-existenzbedrohend und damit lebensgefährlichen Unterschrift unter so einen Text.



Hier eine clickbare Liste aller Namen zur schnelleren Suche per Google


Daneben können wir in der Tabelle die email Adressen sammeln für unsere Protestbriefe und eine gemeinsame Erklärung, die wir sicher bald gemeinsam schreiben...

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Melanie_NRW »

Ich bin ehrlich gesagt so sprachlos und "demotiviert", das ich nicht mal wüsste, was man da noch schreiben soll :(

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »


Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Tolle geschrieben, Lady Tanja.

Ja, das was in letzte Zeit an Hetzkampagne gegen unsere Branche abläuft, macht mir auch Angst.

In den 30 Jahre, die ich in diesem Business bin, habe ich noch nie solche menschenverachtende, verlogene Angriffe gegen über Prostitution erlebt.

Ich empfinde es wie eine Hexenjagd, der erst sein Anfang genommen hat.

Ich hoffe, wir können Schlimmeres abwenden.

Nur ist unsere Sexworker Bewegung noch zu jung, um gegen solche mächtige Windmühlen zu kämpfen, zumal viele Kolleginnen noch nicht begreifen, das die liberale Zeit Prostitution in Deutschland auszuüben sich zu Ende neigt.

Danke für dein Blog.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Fragender
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 180
Registriert: 12.07.2011, 10:18
Wohnort: Am Rand des Ruhrgebiets
Ich bin: Außenstehende(r)

Beitrag von Fragender »

Im Forum vom Spiegel Online gibt es einen Thread zu dem Thema; ein User dort hat etwas geschrieben, was ich nachdenkenswert finde. Seine Aussage war, dass bei einer polizeilich festgestellten Fallanzahl von ca. 700 pro Jahr nicht diese Zahl in Relation zur Gesamtanzahl an Prostituierten gesetzt werden darf, sondern dass sie erst mit der Anzahl an Jahren multipliziert werden muss, die eine Frau durchschnittlich in dem Job arbeitet. Dafür nahm er 20 Jahre an. Es wären dann also nicht ca. 700 gleichzeitige Fälle von Menschenhandel, sondern 14000.

Irgendwie klingt das erst einmal logisch. Kann dazu jemand hier was sagen? Habt Ihr Erfahrung damit, wie lange tatsächlich eine Frau durchschnittlich in dem Job arbeitet? Oder damit, wieviele der Menschenhandelsopfer von Anfang an solche waren und nicht erst später durch Verschlechterung ihrer Arbeitsumstände dazu wurden?

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Neufällezahl pro Jahr (Inzidenz) mit der Lebensarbeitszeit zu multiplizieren, das wäre so, als müßte man bei STD-Inzidenz mit seinen Jahren sexueller Aktivität multiplizieren... halte ich für abwegig ("glaube nur der Statistik die du selbst gefälscht hast").

Ferner muß man bei Sexlebensarbeitszeit die Form der statistischen Verteilung berücksichtigen. Da gehe ich von einer extrem schiefen Verteilung aus mit ganz vielen Personen, die nur kurze Zeit in der Prostitution arbeiten (evt. nur ein bis ganz wenige Kunden oder Tage) und sehr sehr wenige, die 20-40 Jahre dabei sind (long tail, log-normal).

Die Verteilung von Sexworkern bezüglich Alter erkennt man z.B. auch in der degressiven Verdienstkurve (Chart) www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=89783#89783 oder bei Polizeifestnahmen/-zählungen www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=135841#135841

Übrigens finde ich auch die Zahl im EMMA-Appell "700.000 Frauen (Mittelwert)" ganz schön manipulativ.

Zuletzt möchte ich noch eine Bitte an deine Frageweise äußern dürfen. Es mag als Beitrag gesehen werden, wenn man im Sexworker Forum die Meinungen der Prostitutionsgegner vorträgt oder der Medien reinkopiert. Aber du und wir sind ja aufgeklärte mitdenkende Menschen, d.h. wir sollten immer schon eine persönliche Würdigung hinzufügen. Es bringt nämlich nichts, bzw. es überfordert unsere kleine feine Sexworker Community mit ihren wenigen Aktiven, ständig schon in den eigenen Reihen Abwehr- oder Aufklärungsdebatten führen zu müssen. Deswegen möchte ich dich (hoffentlich im Namen der Anderen hier) bitten nicht als "advocatus diaboli" die Argumente der Prostitutionsgegner als Fragender vorzutragen, sondern diese nur zusammen mit deiner eigenen kritisch prüfenden Einschätzung zu posten. Wäre das ein Kompromiss, mit dem du uns entgegenkommen kannst? Dennoch freue ich mich, dass du uns hier unterstützt duch dein Dabeisein.





Den plakativen Emma-Titel, der nach der Vorlage vom Stern "ich habe abgetrieben" designed wurde, den können wir besser meine ich. Wir brauchen nur die Fotos der Aktion Flagge Zeigen zu einem Poster oder Karte montieren www.sexwork-deutschland.de/Prostituiert ... lagge.html

Hat jemand Lust sich daran mal zu versuchen?

Klaus Fricke
Nicht mehr aktiv
Beiträge: 1121
Registriert: 05.11.2010, 16:16
Wohnort: Bremen / Sougia - Kreta
Ich bin: Keine Angabe

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Klaus Fricke »

@Marc Danke für die klickbare Liste der Hetzjagd Unterzeichner

@LadyTanja

wie Du schreibst, es ist beängstigend, wie verbreitet die Bereitschaft auch unter Kulturschaffenden und Akademikern ist, dem Menschenhandelsdiskurs bewusstlos folgend, die Sexarbeit zu ächten. Sie liefern die Legitimation mit der die ökonomische, persönliche und leibliche Existenz von SW's als vernichtenswert betrachtet werden kann. Stigma Kills. Gerade habe ich für das Land Bremen versucht die Zahl der SW zu ermitteln, die seit 1990 im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit ermordet wurden. Es dürften 25 Kolleginn_en gewesen sein. Was geschieht, wenn, unter dem Bannfluch der Ächtung, das Leben von uns Menschen in der Sexarbeit als unwert zu betrachten von Kulturschaffenden und Akademikern gelehrt wird? Aber das ist nur die Spitze des Eisberges Menschenverachtung.

Bedenkenlos stützen die Unterzeichner zugleich, ich will Ihnen zugute halten von der ins Mythische überhöhten vorgeblichen Gefährlichkeit der Sexarbeit geblendet, eine Migrationspolitik, die - mit den Stichworten organisierte Kriminalität, Menschenhandel, der Rede von der Flut illegal Einwandernder, die unsere Grenzen niederreissen und unser volles Boot zum kentern bringen - auf die Karte der Hysterie setzend, Mehrheiten verängstigter Besitzstandswahrer organisiert. Im Mittelmeer wird so eine Todeszone rechtsförmigen Terrors aufrechterhalten, durch die alle an dieser Politik beteiligten Apologeten und Claquere - die überwunden geglaubten einfachen Menschen von Hoyerswerda, deren menschliche Maske fiel, als sie der Brandstiftung Beifall zollten - sich der Beihilfe zum Massenmord schuldig machen. Und dann noch: Hundertausende Flüchtlinge in Jordanien, die Menschen haben nicht genug Wasser, aber das europäische Boot ist voll. Bring mir ein deutsches Pils. Mir wird schwarz vor Augen, wenn ich beginne, dem nachzufühlen. Wut, Übelkeit und Ohnmacht in einem.

Rechtsextremistisches Denken, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gegen die Menschen in der zu ächtenden Sexarbeit, Aufgabe des Grundrechtes auf freie Entfalltung der Persönlichkeit und des individuellen Rechtes auf sexuelle Orientierung sind salonfähig geworden. Rechtsstaatsprinzipien werden reihenweise der Abwehr der vorgeblich biblische Aussmaße annehmenden Bedrohung durch den Menschenhandel geopfert. Der Bestimmtheitsgrundsatz für Strafrechtsnormen ist beim Menschenhandel schon lange obsolet. Die beweislose Verurteilung von Verdächtigen ist bei vermuteten Menschenhandelsdelikten in Vorbereitung. Herr Sporer: "Es wäre wünschenswert, wenn für eine Verurteilung nicht mehr zwingend eine Aussage des Opfers nötig wäre" in viewtopic.php?p=135854#135854. Wie wäre es ergänzend mit Waterboarding? Humanes Gewissen?

Die Politik bereitet - den totalitären Fundamentalismus von Frau Schwarzer ideologisch und angsterzeugend nutzend - den Weg zu umfassenderen Willkür-Verhältnissen staatlichen und rechtlichen Handelns vor. Willkür hat eine lange Tradition, wenn es um Sexarbeit und Sexualität geht. Prof. Renzikowski, Gutachter des BMFSJ zu Rechtsfragen der Prostitutions-Regulierung beschreibt die Zeit vor dem ProstG als "quasi rechtsfreien Raum" (siehe: http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Br ... b=true.pdf S.18). Die Polizei konnte nach eigenem Gutdünken gegen die Betriebe des SW agieren. Kein Wunder dass, vom BKA strategisch lanciert (G.Walentowitz), das ProstG nun geschleift werden soll, andere Kleinigkeiten rechtsstaatlicher Praxis gleichsam pulverisierend.

Beängstigend diese Perspektive. Eine reale Bedrohung unserer Art zu leben und unseres Weges unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Mörderisch in den Todeszonen des Mittelmeeres. - Ächtung ist das Programm. - Die im Mittelmeer dem Tode preisgegebenen haben bei uns sowieso keinen Platz. - In die Sexarbeit Migrierende aus der EU sind nicht Subjekte und Expert_innen Ihres Lebens, sondern Opfer, die zu kolonialisieren sind. Alles im Namen der Sicherheit vor den höllischen Gefahren des teuflischen Menschenhandels den es zu exorzieren gilt. Die heilige Inbrunst durchströmt die Aktivist_innen der Kampagne. Eine Internationale von Kreuzzügler_innen der Neuzeit.

Welcher Geist macht sich breit? Welche Bereitschaft zwischen wertem und unwertem Leben (-sweisen) zu trennen? Vielleicht gelingt es uns diesen Aspekt des Rückfalles in die Barbarei im Diskurs in den Vordergrund zu stellen. Widerstand wohl Pflicht.

"Das in Art. 20 Abs. 4 GG gewährte Recht zum Widerstand ist Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und gilt als grundrechtsgleiches Recht. Dieses Recht – 1968 im Zuge der Notstands-Gesetzgebung eingefügt – lautet in seinem Verfassungstext: 'Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.' " (WiKiPe)

Ja Angst habe ich auch, aber noch viel mehr Wut im Angesicht des totalitären Ungeheuers.


Klaus Fricke
(entschuldigt den Ausbruch, aber irgendwo muss ich meine Wut lassen)

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

@klaus

Danke. Und bitte keine Entschudigung:)

Du bringst es voll auf den Punkt.

Es muss spürbare Widerstand gegen solche Antiprostitutionsattacken geleistet werden.
Sonst haben wir in Deutschland Verhältnisse, wie in unsren Nachbarnländer schon bereits voll im gange sind.


Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wir sollten unsere Antwort oder wenn wir eine Poster-Karte mit Sexworker-Avatars produzieren, verbinden mit Hinweis auf dem Frankfurter Appell:

www.openpetition.de/petition/online/fra ... iter-innen

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »

@Klaus

Du schreibst von Wut...

Ich kann gerade keine Wut in mir spüren.

Momentan fühle ich nur Resignation, Verzweiflung und Angst um meine Existenz.

Und ganz viel Enttäuschung.

Ich weiß nicht, wie ich zukünftig einige Schauspieler, Sänger oder Moderatoren im Fernsehen anschauen kann, ohne daran zu denken, WAS sie da unterschrieben haben.

Mein Mann hat letztes WE seine gesamte Freizeit damit verbracht, in unserer Garage ein Andreaskreuz für mein Studio zu bauen.

Und momentan weiß ich nicht mal, ob sich dieser ganze Aufwand überhaupt lohnt.

Ich arbeite viel, stecke mein Leben in meine Selbständigkeit, ich investiere, habe ein kleines, florierendes Unternehmen aufgebaut.

Ich kann das Studio aber auch einfach schließen, meine getätigten Investitionen in den Wind schießen und stattdessen versuchen, vom Angestelltengehalt meines Mannes zu leben.

Ich bin müde!

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »

@Marc of Frankfurt

Die Idee mit der Frankfurter Petition halte ich nicht für gut.

Das wird die Gegenseite noch befeuern...denn was sind schon 1000 geleistete Unterschriften gegen 400.000 oder 700.000 oder wieviel auch immer geknechtete Sexarbeiterinnen?

Sorry, ich finde die Zahl der Unterzeichner sehr enttäuschend.

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

@Lady Tanja

Es wird nicht zu Verbot erstmal kommen, aber man wird mit burökratischen Auflagen, die Ausübung und das Betreiben von Bordellbetriebe Stück für Stück den ökonomischen Boden versuchen zu entziehen.

Aber bedenke auch wenn ein Antiprostitutionsgesetz durch geht, es allein an Personalmangel der Behörden Jahre dauern wird bis eine große Säuberungsaktion vollzogen ist.

Und auch in Zeiten der Illegalität hat das Prostitutionsgewerbe existiert.
Man kann uns nicht verbieten.
Was mann dann überlegen muss, das man neue Marketingstrategien entwickeln muss um nach dem alten klassischen Stil der Prostitutionsausübung weiter tätig zu sein.

Das hat auch gut funktioniert.

@Lady Tanja

Das schaffen wir schon. Nur wird es nicht mehr so transparent sein, und mann muss das Risiko erwischt zuwerden duch kluge Strategien unterwandeln.

Schicke dir viele Kraftriesen.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

@Lady Tanja

Das man resigniert und aufgibt ist das Ziel der Prostitutionsgegner.

Wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir leben nicht mehr im Zeitalter von Inquisition und Hexenverbrennungen.

Im 21. Jh. sollten wir eine Kultur der Toleranz und Respektes gegen über der eigene Art unsere Mitmenschen entwickelt haben.

Vielleicht ist das auch nur eine naive Vorstellung meineseits, aber ich denke wir müssen noch aktiver und radikaler unsere Rechte fordern.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Lady Tanja
wissend
wissend
Beiträge: 257
Registriert: 22.03.2011, 13:38
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Lady Tanja »

@Fraences

Danke für die Kraftriesen! *smile*

Mir ist schon klar, daß man nicht von heute auf morgen sämtliche Bordelle schließen kann und wird.

Aber alleine durch die Tatsache, daß - ich zitiere dich - man versuchen wird, uns den ökonomischen Boden wegzuziehen, stellt sich mir die Frage, wozu ich mich Tag für Tag aufreibe.

Und ob ich Lust und Kraft haben möchte, neue Marketingstrategien zu entwickeln.

Aber vielleicht ist die Welt ja morgen schon wieder rosiger...

Benutzeravatar
Melanie_NRW
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 825
Registriert: 16.06.2011, 21:03
Wohnort: Bielefeld
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Melanie_NRW »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:

Den plakativen Emma-Titel, der nach der Vorlage vom Stern "ich habe abgetrieben" designed wurde, den können wir besser meine ich. Wir brauchen nur die Fotos der Aktion Flagge Zeigen zu einem Poster oder Karte montieren www.sexwork-deutschland.de/Prostituiert ... lagge.html

Hat jemand Lust sich daran mal zu versuchen?
So etwas in der Art hatte ich vor Monaten schon mal vor. Die meisten wollten aber leider ihr Bild nicht dafür verwendet wissen.

Benutzeravatar
lust4fun
Gelehrte(r)
Gelehrte(r)
Beiträge: 376
Registriert: 22.11.2012, 22:27
Ich bin: Außenstehende(r)

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von lust4fun »

Hab gerade im Hardrock-Cafe einen Entwurf eingestellt (auf Marcs Rat hin).
Melanie, sag Bescheid, wenn ich es sofort löschen soll.

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von fraences »

Die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern stärken – Gegen die Kriminalisierung von freiwilliger Prostitution!

Die Zeitschrift EMMA hat heute einen Appell von 90 Prominenten gegen Prostitution veröffentlicht. Darin werden Maßnahmen gefordert, “die kurzfristig zur Eindämmung und langfristig zur Abschaffung des Systems Prostitution führen”.

Dazu erklärt Jamila Schäfer, Sprecherin der Grünen Jugend München: “Der Appell ist vollkommen falsch und stigmatisiert Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind einseitig als Opfer. Wir wollen selbstbestimmte und freiwillige Prostitution legalisieren und die Rechte von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern stärken, statt sie in die Kriminalität zu zwingen. Gleichzeitig wollen wir jede Form von erzwungener Sexarbeit und Menschenhandel effektiv bekämpfen. Eine uneingeschränkte Aufenthaltserlaubnis für Betroffene von Menschenhandel und eine bessere internationale Kooperation für den Kampf gegen Menschenhandel sind dabei unsere Mindestforderungen.”

Frederik Schindler, Beisitzer der Grünen Jugend München, ergänzt: ‘Prostitution kann nicht abgeschafft werden. Verbote machen die Ausübung unsichtbar und damit gefährlicher. Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter gehören nicht ausgegrenzt und kriminalisiert – wir müssen sie unterstützen, für bessere Arbeitsbedingungen und für mehr Beratungsstellen kämpfen. Für eine Verbesserung der rechtlichen und gesellschaftlichen Situation von Prostituierten ist eine Anerkennung von freiwilliger und selbstbestimmter Sexarbeit nötig. Damit Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter legal und sicher arbeiten können, fordern wir die Abschaffung des Sperrbezirks in der Münchner Innenstadt!”

www.gjm.de/?p=1287
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution