"Maischberger": Schafft Prostitution ab!

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=40085

In der Mediathek ein Gespräch mit der Soziologin Christiane Howe.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Re: Anal-yse der Stuktur der Diskussionsrunde

Beitrag von Arum »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
Danke für diesen schönen Satz.

Ich hoffe wir schaffen es Amber diese Texte noch vor der Sendung mitzugeben.
Danke.
Marc of Frankfurt hat geschrieben: Wenn man überall unsichtbare Bande der Prostitutionskontrolle durch Drohungen gegenüber von Familienangehörigen in der fernen Heimat im Ausland oder durch Schuldknechtschaft unterstellt ...
Wobei von den Gegnern immer aussenvor gelassen wird, dass diese Familienangehörigen nicht mal bedroht zu werden brauchen. Ein böswilliger Zuhälter, wo es den gibt, braucht nur der Frau damit anzudrohen, er würde der Mutter erzählen, was die liebe Tochter denn so treibt, da im Ausland. Er braucht sich also nur der allgemeinen Stigmatisierung zu bedienen, so wie sie nun gerade von den Gegnern mit aufrechterhalten wird.

Des weiteren wird von den Gegnern (verständlicherweise aus derer Sicht) nie in Erwägung gezogen, dass die Rumäninnen nun mal aus einem Lande her kommen, wo Prostitution generell verboten ist, anders als der Fall in Bulgarien und Ungarn. Das heisst auch: Die rumänische Polizei unterscheidet grundsätzlich nicht zwischen Zwang und Selbstbestimmung, und hat andererseits ein Interesse daran, die Lage so vorzustellen, als wären alle Rumäninnen, tätig im europäischen Ausland, Menschenhandelsopfer. Es würde mich nicht wundern, wenn die Angaben der rumänischen Polizei in hohem Masse mitverantwortlich sind für die berüchtigte hohe Anzahl an Menschenhandelsopfer aus dem EU-Bericht. Wie höher die Opferzahl, wie mehr die rumänische Polizei sich berechtigt sieht, hart durchzugreifen. Wohlgemerkt, der allgemeine Tätigkeitsbereich der rumänischen Polizei ist schon relativ eingeschränkt: Vieles, das in unseren Gefilden unter polizeilicher Verantwortung rangiert, wird in Rumänien von privaten Security-Firmen gemacht. Die sieht man, wenigstens in Bukarest, überall, kaum aber die Polizei. Wie mir ein älterer Rumäne sagte: "Früher, unter Ceuasescu, da gab's wenigstens Polizei auf der Strasse." Heisst also, zur eigenen Betätigung braucht die rumänische Polizei die Prostitution umso mehr.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz


ehemaliger_User
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 2968
Registriert: 27.04.2008, 15:25
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von ehemaliger_User »

Amber Laine, Armin Lobscheid und Schewe-Gerigk waren sehr überzeugend. Und sachlich.

Frau Jana Koch-Krawczak wurde offensichtlich von Schwarzer auf den Zug "Amber ist Betreiberin" gesetzt. Der Zug wurde aber sehr schnell zum "Entgleisen" gebracht. So wie Schwarzer des Öfteren "entgleiste".

In einer Sendung des BR vor ein paar Tagen arbeitete Jana noch ehrenamtlich in der Behindertenhilfe. Jetzt hilft sie Frauen beim Ausstieg?

Maischberger war der Runde nicht gewachsen, die Sendung war ein Lehrbeispiel, wie öffentlich-rechtlicher Rundfunlk unsere Zwangsbeiträge "verheizt". Hat mit dem Anspruch "unabhängige, pluralistische Meinungen zu garantieren" nichts gemein.

Die Sendung war auch ein Lehrbeispiel, wie Menschen auf Meinungen, die ihrem Weltbild nicht entsprechen, reagieren. Ich hoffe, dass das unbedarfte Zuschauer auch erkannt haben.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Traurig wenn ein Kriminalhauptkommissar Herr Sporer,derart unvorbereitet und desinformiert an die Öffentlichkeit heran tritt,oder war es zielgerichtet um eine politischen Auftrag durch zusetzen?
Auf jeden Fall ist er entlarvt, wenn er die eigene BKA Statistik vor gibt nicht zu kennen, das sich die Zahlen der Menschenhandelsopfer seit 1997 bis 2012 halbiert haben:

1997 = 1425 Menschenhandelsopfer
2012 = 642 Menschenhandelsopfer

Desweiteren leugnete er die Existenz des Strafparagrafen §181a ( Dirigistische Zuhälterei), auch kannte er angeblich die von einer amerikanischen Universität (Washington) erhobene Studie über die Freierbestrafung im Schwedische Modell nicht, die wissenschaftlich feststellt: Das Schwedische Modell ist in jeder Hinsicht gescheitert.

Über Alice Schwarzer muss man nichts mehr sagen, ihr undiszipliniertes Diskussionsverhalten anderen ständig ins Wort zu fallen oder dieser zu übertönen, flankiert von reinem Werbegetue für ihr unsägliches Buch machte sie in dieser Runde zur Lachnummer der Nation.

Die Exprostituierte Jana Koch-Krawczak glänzte durch reines Opferverhalten, welches nicht davor zurück schreckte, ohne jede Empathie Vater und Mutter und deren Schwächen als Täter in die Öffentlichkeit zu zehren. Das kreisen um den eigenen Bauchnabel stieß ab, und erzeugte anderseits doch ein gewisses Mitleid. Das sie bei einer Prostitutionshilfsorganisation vordergründig arbeitet, obwohl sie ihr eigenes Schicksal nicht einmal annähend aufgearbeitet hat, geschweige denn ihr Leben zu eigenen Persönlichkeit entfaltet hat, spricht nicht für die Retterorganisation. Sehr unprofessionell, wenn nicht sogar unverantwortlich.

Der Betreiber von Pascha, Herr Lobscheidt, gab in sich schlüssige und aufklärende Statements von seinem Standpunkt, die logisch und nach voll ziehbar waren.
Nüchtern, sachlich und eben Unternehmersicht. Jeder Unternehmer arbeitet Nutzungsorientiert und die Zimmervermietung ist vergleichbar, mit der Vermietung eines Hotelzimmers. Hier wird die Infrastruktur und Logistik zwangfrei zu Verfügung gestellt. Nicht mehr und nicht weniger.

Frau Schewe-Gericke, die seinerseits mit am Prostitutionsgesetz arbeitete, hatte gute Argumente Pro-Prostitution. Und war fachlich voll auf der Höhe und verteidigte standhaft die Gleichstellung der Prostitution, als Wirtschaftszweig mit anderen Branchen. Sie betonte, das Wichtigste, das nur Rechte für Menschen in der Prostitution, das Unrecht bekämpft und Sicherheit gewährleistet. Hoffentlich vertritt sie das auch in der Debatte um die Verschärfung des Prostitutionsgesetzes.



Amber Laine hat in allen Bereichen gepunktet und uns würdig vertreten. Sie hat souverän unsere Rechte auf freie Berufsausübung gut argumentiert und die Problematik der Registrierung, (also Zwangsouting) aufgedeckt und entschieden zurückgewiesen.
Der Kriminalisierung einer ganzen Branche trat sie entschieden entgegen.
Die Vorständin unseres Berufsverbandes machte eindeutig die beste Figur in der gesamten Runde. Ich bin volle Respekt und Anerkennung.

Leider würde das wichtigste, aktuelle Thema Konzessionierung und die damit verbundenen Auflagen und Regeln, wie so häufig in letzter Zeit nicht diskutiert. Mehr als nur bedauerlich, denn gerade dieser Punkt, entscheidet primär über das Wohl und Wehe unsere Branche.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Mein Feedback

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die PROstitutions-Sprecher haben die Vorurteile der Prostitutionsgegner gut gekontert und den Diskussionsverlauf selbstbewußt mitbestimmt.


Ob die Leute das erkennen? Schwer zu sagen, weil ja die Leute gerade das in der Prostitution sehen wollen was sie wollen. Prostitution wird ja geradezu mißbraucht dem Zweck zu dienen das sozial zu ächtende zu repräsentieren (vgl. Schimpfwortgebrauch).
Wir haben es noch lange nicht geschafft die Diskussion so zu ent-emotionalisieren, dass sachlich debattiert werden könnte. Derzeit erleben wir ja gerade ein Rollback, weil scheinbar neue Sündenböcke gebraucht werden, um unsere konflicktreich-angespannte gesellschaftliche Wirtschaftslage besser managen zu können...

Laine hat gut sachlich argumentiert. Mir fehlt noch mehr grundsätzliche Berechtigungsphilosophie für Hurenkarrieren:
- Betreibertum ist eine Dienstleistung für solo-selbständige Sexworker-Mieterinnen
Betreiber ist eine Drittpartei in der Sexarbeit
- Wenn Sexarbeit nicht mehr sittenwidrig sondern legal ist, dann muß man sich darin auch professionalisieren können dürfen und sein Wissen arbeitsteilig weitergeben dürfen, etwa als öffentlich bezahlte Ausbilderin (Sexworker Akademie muß erst noch gegründet werden), Organisatorin (Madam befreit vom Zuhälterstigma), Vermieterin (Betreiberin), Forscherin (Branchenforschungsinstitut muß auch erst noch gegründet werden), Beraterin (Sexworker in unseren Beratungsstellen. Das wird bisher verhindert durch Akademikerzwang im Haushaltsrecht).
- Nach Schwarzers Scheinlogik könnte man sie als Gründerin, Verlegerin oder Chefredakteurin im Emma-Verlag genauso als Zuhälterin der EMMA-Schreiberinnen bezeichnen (Strategie Gegenangriff).

Auch solche Fragen, wie man persönlich in die Sexarbeit kam, ob es keine Ekelgefühle gibt... sind immer zu heikel nur mit einer wahren Geschichte beantwortet zu werden, weil sie persönliche Gefühle auslösen/triggern können. Entweder hat man eine die Frage wirklich entwaffnend gut vorbereitete Erzählung parat, oder man sollte sie konfrontativ dekonstruieren: "haben sie als Journalistin nicht das Schamgefühl den Interviewten zu nahe zu kommen und Grenzen zu verletzen?", "wollen sie wirklich immer so lange mit den Leuten diskutieren und dabei immer freundlich lächen müssen, so wie sie das augenscheinlich jede Woche machen?"...

Wer verdient mehr Betreiber oder Sexworker?
Wg. Zuhälterverdikt muß bei der Sexarbeiterin i.A. mehr als 50% hängen bleiben. Bei Industriearbeitern ist der Prozentsatz teilweise nur 1,25% (Apple iPod Lohnkosten in China).
Nur die sehr erfolgreichen Sexarbeiter_innen verdienen ein Mehrfaches der hohen Mietkosten.
Dass die Sexarbeiterin nur "Pfennige" zahlen muß wenn sie nicht arbeitet und das Zimmer reservieren will, halte ich für eine genuschelte Falschaussage von Lobscheid, der kein zu großes Interesse an Transparenz zeigte. Wie er jedoch die bohrenden Nachfragen nach gemeldeten Opfer-Verdachtsfällen des Kommissars abgebügelt hat, fand ich genial.

Ich gehe davon aus, dass in Gesamtbetrachtung für einen Betrieb oder Bordellviertel alle Sexworker zusammen ca. genausoviel verdienen vor Steuern wie die Betreiber (Wirtschafter, Security, Personal und Eigentümer zusammen).
www.bit.ly/sexworkerccc

Natürlich verdient Betreiber Lobscheid im Pascha aufs Haus betrachtet mehr als Sexworker:
- weil er als Kapitalist und Vermieter teilweise leistungslosen Vermietungszins einstreichen kann
- weil er das gleich von über 100 Frauen und 365 Tage im Jahr (Sexdienstleistungs-Fabrik),
- während ein Arbeiter ca. 220 Tage arbeitet und
- nur mit 2 Händen, mit 1 eigenen Körper arbeiten kann.
- Ferner ist Kapitalertragsteuer wesentlich geringer als Einkommensteuer
- etc. etc.
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=104451#104451

Bordellzimmer-Mietpreise:
- Auch unterliegen die Mieten sowohl dem Marktpreisgleichgewicht von Raumangebot und Mieternachfrage.
- Erhöht werden sie durch künstliche Verknappung durch Sperrgebietsregelungen.
- Grundsätzlich sind es auch keine Hotelzimmer, sondern Gewerbeflächen, wo mit Sexarbeit extrem gut verdient werden kann.
- In den Mieten stecken die Infrastrukturkosten: Internet, Sat-TV, Reinigung, Kantine, Sicherheit, Werbung, Kundenfrequenz...
- ...

Dass es in der Marktwirtschaft meist nur recht wenige extrem gut verdienende Marktführer gibt (Top-Seller), aber viele eher mäßig bis schlecht verdienende gibt (Long-Tail), kann man nicht der Prostitution als Ausbeutung vorwerfen, sondern dem Kapitalismus als Ausbeutung.
Man beachte das Prostitutionsausbeutung im Strafgesetzbuch kriminalisiert ist, während das Kernprinzip des Kapitalismus nirgends.

Auch dass die Frauen im Bordell wohnen kann und muß besser gekontert werden!
Denn Sex-Wanderarbeiterinnen arbeiten vergleichbar wie Männer die auf Montage oder Erntekampagne fahren. Das ist dann periodenweise intensive Dauerarbeit bei reduziertesten Unterkunftsansprüchen, aber dafür wird es abgewechselt mit längeren Auszeiten für den Rest des Jahres in der Heimat... (Pendel-Migration).

Auch dass die Migrantinnen ständig als Opfer wegen Armut gewertet werden, müssen wir genauer kontern:
- Die Frauen waren teilweise bereits selbständige Sexarbeiterinnen schon im Heimatland.
- In Ungarn Rumänien ist Sexarbeit verboten.
- Migrantinnen sind Arbitrage-Profiteure d.h. arbeiten im Hochlohnland und leben im Niedrigpreisland.
- Die Frauen sind mitlerweile sehr genau informiert durch andere Frauen.
- Sie sehen an den erfolgreichen Heimkehrerinnen welche wirtschaftlichen Prifite möglich sind.
- ...

Die Ungereimtheiten bei dem Menschenhandelsopfer Jana Koch-Krawczak sind mir auch aufgefallen. Auch schon bei der Ex-Prostituierten Marie bei Schwarzers Buchvorstellung in der Urania gab es Unstimmigkeiten in der vorgetragenen Biographie zum jeweiligen Buch. Mögliche Ursachen:
- Skandalisierung
- Instrumentalisiert werden von Prostitutionsgegnern
- Stima-Management und Diskretionsbedarf/Selbstschutz
- Traumaverarbeitung (FMS)
Die Prostitutionsopfer fühlen sich genauso stigmatisiert wie wir Sexworker selbst.
Ferner denke ich, da ist auch Legendenbildung während der Trauma-Aufarbeitung mit im Spiel (vgl. False Memory Syndrome (FMS)).





Die US Studie zum gescheiterten Schwedischen Modell
Bild
viewtopic.php?p=113751#113751


Dass der Kommissar sachlich so daneben lag ist schon desillusionierend. Aber die Gesetzeslage Prostitution / Sexualität / Selbständigkeit ist auch nicht gerade einfach. Hier meine ständig überarbeitete Überischt, die immer noch verbesserungsbedürftig ist (z.B. Urteile-Links fehlen noch) und auch die Gliederung sollte mal ein Fachjurist bitte kommentieren:
www.sexworker.at/prostg

Die Kriminalstatistiken
www.bit.ly/bkazahlen
www.menschenhandelheute.net

Sexwork Atlas Deutschland
www.bit.ly/sexworkatlas
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.11.2013, 16:38, insgesamt 4-mal geändert.

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Arum »

Gute Analyse, Marc, nur  dies eine stimmt nicht:  

      Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:
- In Ungarn ist Sexarbeit verboten.
Sexarbeit ist vollends verboten in Rumänien, nicht Ungarn, wo Bordellbesitz und Zuhälterei verboten sind, Prostitution an sich nicht.
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Arum »

Einen wunderbaren Schlusssatz hat DIE WELT im Beitrag zur Sendung:

Etwas mehr Ruhe und Sachlichkeit könnte sie aber auf jeden Fall vertragen.


Habe mir die Sendung übrigens nicht ansehen können, aber wie ich sehe, benutzte Sporer das herkömmliche entlarvende Argument (oder sagen wir, Trugschluss) der Gleichstellung von Armut und Zwang, zur Aufrechterhaltung der berühmt-berüchtigten 90% zu jedem Preis:

"Durch die EU-Osterweiterung ist die Lage prekär geworden", berichtete der Polizist. "Um zu überleben, arbeiten die Frauen heute zu Dumpingpreisen." Bei über 90 Prozent der Huren geht er von Armuts- oder Zwangsprostitution aus. "Freiwilligkeit gibt es, aber das beschränkt sich auf höchstens zehn Prozent", so Sporer.


Dass sich daran, auch wenn diese Zahl so stimmen würde, überhaupt erst etwas ändern liesse, wenn es besser stünde um die allgemein-writschaftlichen Chancen von besonders Rumänien und Bulgarien, wird aber nie thematisiert, genauso wenig wie von der Gegnerschaft je unterschieden wird zwischen Not der Armut und zwischenmenschlichem Zwang. Genau dazu bräuchte man aber Ruhe und Sachlichkeit.

Und um noch den Stellenwert, den Deutschland in Rumänien einnimmt, zu erläutern, wäre es vielleicht gut darauf hinzuweisen, dass es in Rumänien reichlich Geschäfte gibt, die damit werben, nur deutsche Produkte zu verkaufen. Diese blosse Tatsache an sich macht Deutschland als Land der Hoffnung und Wohlstand schon umso attraktiver für Rumäninnen, wie sie auch andererseits andeutet welchen Stellenwert rumänische Produkte und damit rumänische Industrie als solche in eigenem Lande besitzen. Die deutsche Wirtschaft, und wohl auch nicht Groko, hat aber kein einziges Interesse daran, an dieser Sachlage etwas zu ändern, so darf man getrost annehmen.

http://www.welt.de/vermischtes/article1 ... reise.html

Weiterhin noch:

http://www.spiegel.de/kultur/tv/maischb ... 35845.html

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m ... 82841.html

http://www.ksta.de/medien/-talk-bei-mai ... 38400.html
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Benutzeravatar
nicole6
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 2333
Registriert: 11.09.2009, 13:01
Wohnort: München
Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn

Beitrag von nicole6 »

zur Bemerkung von Marc:
... Schwer zu sagen, weil ja die Leute gerade das in der
Prostitution sehen wollen was sie wollen..." ,
da stimme ich zu, aber das gilt ja generell für alle Religionen
und Glaubensbekenntnisse!

Einstellungen zur Sexarbeit gehören bei vielen Personen zu
religiösen Glaubensbekenntnissen.
Im 10. Gebot für Männer und Lesben heißt es ja:
"... Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, ..." !

Bei der Sendung kam mir die Idee, dass der dummer Polizist
gerade deswegen eingeladen wurde, weil er so ignorant ist!
Aber ich kenne die Frau Maischberger nicht, unbewusst
könnte es aber so gewesen sein.

Nicole

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Was mir noch aufgestoßen ist

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Die Lebenswege von selbständigen Frauen in der Sexarbeit oder der schreibenden Zunft sind sehr ähnlich und vergleichbar


Hier ein Chart zum versuchten Angriff von Alice Scharzer, Herausgeberin/Verlegerin der Zeitschrift Emma in Köln gegen die Sexarbeiterin, Domina und Studiobetreiberin Amber Laine aus Wuppertal.


Siehe auch das Lebenslauf-Diagramm im Sammelthema "Huren-Karriere-Management & Ausstieg/Sexworker-Outplacement (Exit)" www.sexworker.at/exit

Das Diagramm soll helfen das Stigma zu verstehen und abzubauen. Auch bei uns selbst (internalisiertes Stigma) und es soll aufzeigen, welche Entwicklungsmöglichkeiten unser Berufsfeld noch hat, welche Bedarfe und Defizite vorhanden sind wegen der jahrhundertelangen Ausgrenzung.

Übrigens Schule ist eine Zwangsveranstaltung, daher neue Version:

Bild
Dateianhänge
Vergleichbarkeit und Unterschiede von Karriere-Wegen: Sexwork is Work!<br /><br />(Konzeptgraphik)
Vergleichbarkeit und Unterschiede von Karriere-Wegen: Sexwork is Work!

(Konzeptgraphik)
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.11.2013, 20:29, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Hierarchie Prostitutions-Beziehungen & Recht

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Und weils sich so schön zeichnet, gleich noch ein Diagramm zum komplizierten Prostitutionsrecht:


frei nach Karl Kraus:
"Wenn die Gesellschaft anfängt, das 'Übel Prostitution' zu bekämpfen (Regularismus), dann beginnt es übel zu werden".

Bild


www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137060#137060
(in: sexworker.at/prostg )
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 27.11.2013, 20:31, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Ihr Buch: "Du verreckst schon nicht"

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Loverboy-Thema jedoch in der Sendung als solches versäumt zu benennen:


"Frau Koch-Krawczak
mag bei solch einer Diskussion, die nur einen Grundsatz behandelt, wenig repräsentativ, denn sie kommt aus einem, wie sie selbst ja sagte, desolaten Familienverhältnissen. Schon die Tatsache, dass sie als 15 jährige einen 20 jährigen Freund hat, der vermutlich ebenso einen zweifelhaften Ruf hat, wie sie selbst, ist das Abrutschen naheliegend. Vermutlich war sie selber auf der Suche nach etwas, was sie selbst nicht erlebt hat und hat Liebe mit Beschaffungskriminalität verwechselt. In ihrem Fall, kann man nicht die Prostitution als Solches angreifen und die Schuld geben, sondern von ihren Eltern, denen ihre Tochter offenbar gleichgültig war. Sie gab selber zu, dass sich ihre Mutter ihre Sucht durch ihre Tochter finanzieren liess."







Jetzt arbeitet sie ehrenamtlich bei der neuen Prostituiertenberatungsstelle in Mannheim.

Vermutlich bei Amalie - Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution, Draisstrasse 1, Mannheim Neckarstadt-West mit Julia Wege, Projektleiterin der ev. Diakonie.

Diese Frau(en) in der Prostituiertenberatung der öffentlich finanzierten evangelischen Kirche in Mannheim, dass ist doch strukturelle Prostitutionsgegnerschaft vom feinsten !!!

Es ist doch ein Unding uns und der Medienöffentlichkeit und auch den dort betreuten Sexworkern eine Frau und Prostitutionsgegnerin zu präsentieren, die als Minderjährige mit 15 Jahren von ihrem älteren 20 Jahre alten Freund verschachert wurde in die Prostitution, bzw. die aus Liebe für ihre drogenabhängige Mutter auf Diebstahltouren in einer Jugendgang bzw. anschaffen ging.


25 Minuten Interview mit ihr, 20.11.2013
[youtube][/youtube]

Ihr Buch
"Du verreckst schon nicht!: Wie mich meine Mutter in die Kriminalität und Prostitution trieb"
www.amazon.de/dp/3868822879
MVG Verlag München

Kommende Veranstaltung in MN
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136933#136933

froggy
aufstrebend
aufstrebend
Beiträge: 27
Registriert: 15.11.2013, 04:57
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von froggy »

Ist euch aufgefallen das zwar der Emma-Appell gleich am Anfang Sendung erwähnt wurde - der Gegenappell der Sexworker nicht ein einziges mal.

Auch wie schön der Spiegel, die Emma, das Schwarzer-Buch usw. im Hintergrund aufgestellt waren.

Und wie A. Schwarzer glaubhaft machen wollte, dass sie nach einer Sendung bei Jauch hunderte von Mails überwiegend von Männern bekommen hat, die sich kritisch über Prostitution äußerten.

Der Emma-Appell wurde bisher allerdings nur zu 22,54 % von Männern unterschrieben - der größte Anteil der Unterschriften stammt von Frauen 77,46 %.

Gruß, froggy

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Subjektiv gefühlte Wahrheiten

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Danke für die prozentuale Auswertung.

Die Wahrheit der Prostitutionsgegner ist eine sog. "Gefühlte Wahrheit". Z.B.: "die Vergewaltigung fühlte sich an, als müßte ich mich prostituieren." - "In dem Tatort-Krimi wurden Szenen dargestellt, die so in der Realität auch hätten vorkommen können, denn sie stammen aus den Ermittlungsakten..." etc.





Hier die Reaktionen der EMMA-Frauen auf die Sendung mit ihrer Heldin www.facebook.com/emma.magazin/posts/733721259990228

Aber Alice hat z.B. Freundinnen, die ihr auch widersprechen z.B. Elisabeth www.facebook.com/photo.php?fbid=757184627629617

Disskussion bei Terre des Femmes, wo die Vorsitzende Schewe-Gerigk jetzt gemobbed wird von den EMMA Unterstützer_innen www.facebook.com/terre.des.femmes/posts/722634687765949

Terre des Femmes Positionen zur Prostitution
www.frauenrechte.de/online/index.php/th ... eutschland





Schöner Betriff: "Opferfeminismus" http://agensev.de/texte/ein-wahrhaft-fe ... befreiung/

Bei der FB Abstimmung (Link oben) überwiegen inzwischen die PROstitutionsstimmen, obwohl die strategisch in 2 Kategorien aufgetreilt wurden.

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Frauenorganisationen auf Linie bringe?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Nach dieser Sendung suchen sich die Opferfeminist_innen ein neues Ziel:
Terre des femmes Vorsitzende Schewe-Gerigk

www.emma.de/artikel/terre-des-femmes-revolte-312779
www.facebook.com/emma.magazin/posts/734212186607802



Disskussion bei Terre des Femmes, wo die Vorsitzende Schewe-Gerigk jetzt gemobbed wird von den EMMA Unterstützer_innen
www.facebook.com/terre.des.femmes/posts/722634687765949

Terre des Femmes Positionen zur Prostitution
www.frauenrechte.de/online/index.php/th ... eutschland

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Es war zu erwarten, daß Schewe-Gerigk sich viele Feindinnen machen würde. Umso mutiger von ihr, sich nicht zu verbiegen. (Allerdings habe ich in der Sendung aus einem ihrer Nebensätze herausgehört, daß sie für die Konzessionierung von Sexarbeit ist.)
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
fraences
Admina
Admina
Beiträge: 7426
Registriert: 07.09.2009, 04:52
Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von fraences »

Ja, sie hat sich, wie viele andere Politiker übrigens auch für die Konzessionierung und Freierbestrafung von Zwangsprostituierte ausgesprochen.
Das macht mir Kopfschmerzen.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
Fakten und Infos über Prostitution

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Fraences: Da frage ich mich natürlich inwiefern Schwarzer & Konsorten einerseits und Schewe-Gerigk andererseits eigentlich gegensätzliche Positionen zur Sexarbeit einnehmen. Könnten das alles nur Scheingefechte sein um uns abzulenken und zu vera*schen?
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Marc of Frankfurt
SW Analyst
SW Analyst
Beiträge: 14095
Registriert: 01.08.2006, 14:30
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Ich glaube das eher weniger, dass hier ein Scheingefecht geführt wird evt. gar noch um uns zu täuschen (Verschwörungstheorie? oder haben wir Belege).

Vielmehr glaube ich, dass die Prostitutionsgegner auch intern in ganz viele Teilgruppen zerstritten sind:

- jedeR die sich als Opfer fühlt, fühlt sich isoliert und ohnmächtig

- die fundamentalistischen Christ_innen, die der Alice die Abtreibungs-Legalisierung nie verzeihen

- die Ex-Prostituierten-Prostitutionsopfer, die sich wünschen noch mehr angehört zu werden

- die altfeministen

- linke kapitalismuskritische feministen

- die queerfeministen

- ...

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Marc: Was genau unterscheidet denn nun konkret Schwarzer von Schewe-Gerigk, wenn die eine uns sofort verbieten will und die andere in ein paar Jahren (was nämlich die Folge von Konzessionierung wäre)? Das war der Sinn meiner Frage.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail