Aktuell: Diskussion auf WDR2!

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Snickerman
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Aktuell: Diskussion auf WDR2!

Beitrag von Snickerman »

Gerade läuft eine Diskussion über Prostitution auf WDR2-
Bitte mitmachen! (bis 21:00 Uhr)- auch im dortigen Forum
Tel.-Nr: 08005678222

Vorsicht! SOLWODI und der "Pascha"-Betreiber im Studio...

Nachgereicht der Titel und der Link:

WDR 2 Arena - 05.12.2013: Dienstleistung oder moderne Sklaverei?

Das Geschäft mit Sex bewegt Europa. In vielen Ländern wird zurzeit über schärfere Regeln nachgedacht. Auch die neue Bundesregierung will das Gewerbe wieder stärker regulieren und jenes Gesetz ändern, mit dem die Prostitution 2001 legalisiert wurde.

Union und SPD wollen künftig die Zwangsprostitution konsequent bekämpfen

Ziel war es, Frauen aus der Sittenwidrigkeit zu holen und sie legal arbeiten zu lassen - mit Kranken- und Rentenversicherung. Aber die Praxis sieht anders aus: Sozialarbeiter beklagen immer mehr Armuts- und Zwangsprostitution. Außerdem gibt es immer mehr und immer größere Bordelle und viele Freier kommen als Sextouristen aus den Nachbarländern. Eine Situation, die etliche Prominente – allen voran Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer – dazu veranlasst hat, ein generelles Verbot der Prostitution zu fordern.

Nackte Ausbeutung?

Ist der Begriff "Sex-Arbeiterin" angemessen – oder verharmlost er die Umstände, unter denen Frauen mit Sex Geld verdienen? Lässt sich Prostitution überhaupt verbieten? Beeindruckt das die Freier? Lassen sie sich von Strafen abschrecken? Drängt ein Verbot die Frauen erst recht in die Illegalität? Welche Rolle kann und soll die Polizei spielen? Lässt sich Zwangsprostitution überhaupt beweisen?
Unsere Gäste im Studio

Helga Tauch, Sozialarbeiterin bei Solwodi e.V. in Duisburg, Beratungsstelle für Opfer von sexueller Gewalt, Menschenhandel und Zwangsprostitution.

Jürgen Kleis, Polizeiexperte für Kriminalpolitik/Gewerkschaft der Polizei, Münster

Armin Lobscheid, Bordellchef in Köln

Diskutieren Sie mit Moderator Michael Brocker und seinen Gästen.

Sie können sich per kostenloser Hotline 0800-5678 222 (Donnerstag ab 18.30 Uhr) oder per Mail an wdr2@wdr.de (ab sofort) sowie über einen Eintrag im Gästebuch und via Facebook (ab sofort) beteiligen.


http://www.wdr2.de/sendungen/wdr2arena/ ... on106.html


Audio 70 Minuten http://podcast-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/2 ... 676985.mp3
Zuletzt geändert von Snickerman am 05.12.2013, 19:41, insgesamt 2-mal geändert.
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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Snickerman
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Beitrag von Snickerman »

Immerhin... der Vertreter der Polizeigewerkschaft wägt einigermaßen ab...
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annainga
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RE: Aktuell: Diskussion auf WDR2!

Beitrag von annainga »

ziemlich ätzend fand ich lobscheids worte ab minute 37:30 hört man wie der Betreiber Armin Lobscheid über Straßenstrich und Wohnungsprostitution denkt:

"Ja, ich denke, wenn man ein Bordell betreibt so wie wir es betreiben, mit den Behörden zusammen arbeitet, alles offenlegt, dann ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Es löst natürlich viele Probleme nicht, weil wir eben die Straßenprostitution, die Wohnungsprostitution ja gar nicht abdecken in diesem Bereich und ich denke, da ist viel, viel mehr zu tun. Und wenn wir in einem ersten Schritt, bei einer Änderung des Prostitutionsgesetzes etwas erreichen wollen, dann müssen wir da ansetzen."

Jaja, sein zweiter Name ist wohl Mister Saubermann. Sollen wohl alle bei ihm arbeiten. Aber den Druck jeden Tag soviel Kohle verdienen zu müssen ist grauselig, gerade in diesem Beruf. Und Frauen wie ich oder auch andere hätten keine Möglichkeit dort Geld zu verdienen. Dann eher Straßenstrich. Habe ich auch so als Kommentar geschrieben, lieber Straßenstrich als Pascha.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Bei der Veranstaltung in Freiburg hat der leitender Polizist sich für den einzigen Großbordell in Freiburg lobend ausgesprochen, da man besser kontrollieren könnte und dort alles bestens ist.

Tzzzz Tzzzz Tzzzz

Ob dort gute Arbeitsbedingungen und Arbeitsklima herrschte, hat den Behörden Null interessiert.

Bei den Terminwohungen sprach er von unhaltbare Zustände (dies bezog sich auf hygienischer und bauliche Zustand.

Da ich selbst in der aufsuchender Arbeit für P.I.N.K. tätig war, kann ich dies überhaupt nicht bestätigen.

Es gab natürlich ältere Adressen, die nicht so den heutigen Stand entsprachen, aber genauso viele Terminwohnungen, die sehr wohl modern und sehr sauber waren.

Aber für mich war maßgebend, die Stimmung, wie die Kolleginnen drauf haben um mir ein Eindruck zu machen. Das erkennt man sehr schnell im Gespräch und wie viel gelacht würde. Bzw. wie untereinander kommuniziert würde.

Mir war im Freiburg bei der Veranstaltung teilweise die Luft weggeblieben, wie schief manches dort öffentlich diskutiert wurde.

Ich werde versuchen die Tage einen ausführlichen Bericht zu verfassen, aber ich brauche noch ein Verdauungszeit so schwer liegt mir das im Magen.

Liebe Grüße, Fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Jupiter
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RE: Aktuell: Diskussion auf WDR2!

Beitrag von Jupiter »

Ja so wie vor dem ProstG wünschen sich das die Ordnungsbehörden. Zusammenarbeit!

Dies nach Ermessen, sonst wird Druck gemacht und die Genehmigung nicht verlängert. das dann in diesem Zusammenhang Kopien der Ausweise der SW sofort weitergereicht werden zwecks Sondererfassung.

Gerade in Deutschland mit dieser Vergangenheit sollte eigentlich kein Politiker mehr die Sondererfassung bestimmter Bevölkerungskreise fordern, oder gehören SW etwa nicht dazu.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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fraences
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Beitrag von fraences »

Genau, es wird ganz offen von den Verfolgungsbehörden ausgesprochen und widerspruchslos "verdaut".
Und dann noch unter dem Mantel verkauft zu unserem Schutz und Sicherheit!
So viel konnte ich gar nicht kotzen und so luftlos war ich schon lange nicht mehr!
Von der Abstraktion zur Wirklichkeit da wird Mensch noch viel zu tun haben, um akademisches Wissen wieder hinzuführen zum direkten Weg an deren Ende man in Augenhöhe wieder gegen über steht.
Die erste Frage sollte dann sein: Warum und über das Wie können wir dann reden.

Liebe Grüße, Fraences
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Marc of Frankfurt
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Debatte um Details der Prostitutionsformen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

annainga hat geschrieben:ziemlich ätzend fand ich lobscheids worte ab ...

Finde ich auch so, sehe aber dass sein Bewußtsein lediglich sein materielles Sein wiederspiegelt.

Er drückt lediglich aus, was das ganz "natürliche" Interesse der Unternehmung oder des dahinter stehenden Großkapitals ist. Sein Laden läuft nur, d.h. er läßt sich nur finanzieren, wenn er den Markt so bearbeitet wie er es eben macht, nämlich mit viel teurer Werbung, gewissen (auch unausgesprochenen) Hausregeln und eben auch solcher PR-Arbeit und Argumentation gegen Konkurrenzformen der Sexarbeit. Die Gesetze des Geldes d.h. wie Kapitalismus funktioniert müssen hier in die Betrachtung des größeren Spiels mit einbezogen werden.

Uns muß es gelingen, der Öffentlichkeit, Politik und den Prostitutionsregulierern z.B. Frau Böhmer von der Frauenunion, die so "hübsche" Webseiten aufsetzen läßt, derartige Zusammenhänge klar zu machen, an ihr Gewissen appelieren, dass sie nicht dauernd von Opfern reden können, aber gleichzeitig nur den Interessen der stärkeren in der Gesellschaft folgen können, so wie es in den meisten Politikbereichen geschieht.

D.h. sie dürfen nicht schlafend Bedingungen schaffen, die zwar gut für Großbordelle sind, aber allein-selbständige Sexworker schleichend prekarisieren, indem ihnen noch mehr Arbeitsmöglichkeiten durch höhergesetzte Auflagen verbaut werden (Bsp. Zwangsregistrierung, Zwangsuntersuchung, Bayerische Kondomzwangsprostitutionsverordnung *lol* ...).

Das ProstG ist eben nicht schlicht ein "Zuhältergesetz" wie es Prostitutionsgegner behaupten, aber das ProstG hat die Prostitution geöffnet für die Verwertung im Kapitalismus, den wir in unserem neoliberal-entgrenzten Wirtschaftsystem überall erleben (Paketdienst, Brotfabrik, Fleischverarbeitung, Versandhandel, Zeitarbeit, Privatisierung, Spekulation, Mietsteigerungen...).

Wir müssen es wagen Worte wie Liberalismus, Frauenemanzipation, Sexwork-Entkriminalisierung, Sexworker-Betriebsrat, Sexworker-Akademie ... mit in unsere Argumentationen aufzunehmen, um aus den Sackgassen bisheriger Debatten heraustreten zu können.


Damit nicht nur die Lobscheits (Müller) und Beretins (Rudloff) am Ende profitieren, müssen wir jetzt die Argumente für Entkriminalisierung statt Reglementierung in die Debatte und Medien hineinbekommen.


Bild

http://www.soros.org/publications/ten-r ... e-sex-work