Phoenix 26.01.14, um 13.00 Talkshow Lust und Sühne

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fraences
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Phoenix 26.01.14, um 13.00 Talkshow Lust und Sühne

Beitrag von fraences »

PROSTITUTION
Zwischen Lust und Sünde:
Prostitution verbieten?


Jeder fünfte deutsche Mann bekennt sich dazu, Sex für Geld gekauft zu haben – und nur jede hundertste Frau. Seit dem Prostitutionsgesetz von 2002 gilt Prostitution nicht mehr als sittenwidrig, sondern als Beruf wie andere. War das ein Irrweg? In der Bibel gilt die Hure als Inbegriff der Sünderin. Soll der Staat käuflichen Sex unterbinden?


Die feministische Zeitschrift „Emma“ nennt Prostitution „moderne Sklaverei“. Das Prostitutionsgesetz von 2002 habe Deutschland zur „Drehscheibe Europas für den Frauenhandel“ gemacht. 90 Prominente unterzeichneten den Aufruf der Zeitschrift, Prostitution zu verbieten, darunter Maria Furtwängler und Wolfgang Niedecken, Margot Käßmann und der Kriminologe Christian Pfeiffer.

Dagegen steht ein „Appell FÜR Prostitution“ des „Berufsverbands für erotische und sexuelle Dienstleistungen“. Prostitution sei keine Sklaverei, sondern „berufliche Tätigkeit“, der Frauen freiwillig und selbstbestimmt nachgingen. Diesen Aufruf unterstützen Prominente wie der Schauspieler Christian Ulmen, der Sänger Gunter Gabriel und die Berliner Diakoniechefin Susanne Kahl-Passoth.

In Schweden müssen Freier seit 1999 mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Die französische Nationalversammlung beschloss jüngst Geldstrafen gegen Freier. In Deutschland wollen Union und SPD die Zwangsprostitution stärker verfolgen und Bordelle mit Auflagen versehen.

Zwischen Lust und Sünde: Prostitution verbieten? Darüber diskutieren mit Tacheles-Moderator Jan Dieckmann die langjährige Direktorin der Berliner Diakonie, Susanne Kahl-Passoth, der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, der Grünen-Politiker Volker Beck, die Prostituierte und Gründerin des Berufsverbands für sexuelle Dienstleistungen, Johanna Weber, sowie die Emma-Redakteurin Chantal Louis.

Die Aufzeichnung findet am 21. Januar 2014 von 19 bis 20 Uhr in der hannoverschen Marktkirche statt. Einlass ist ab 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Phoenix strahlt Tacheles aus am Sonntag, 26. Januar, um 13 und 24 Uhr sowie am Sonntag, 2. Februar, um 17 Uhr.

Die Gäste am roten Tisch
Susanne Kahl-Passoth, Theologin und langjährige Berliner Diakonie-Chefin

Susanne Kahl-Passoth: „Ein Verbot der Prostitution ist der falsche Weg. So verlagert sich die Szene in die Illegalität.“
Die ehemalige Religionslehrerin war nach dem Schuldienst als Pfarrerin tätig und übernahm anschließend die Leitung des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Als Diakonie-Chefin engagierte sich Kahl-Passoth besonders für die Rechte von Frauen und von gesellschaftlichen Minderheiten. Von einem Verbot der Prostitution hält sie nichts. Davon würden lediglich Zuhälter und Menschenhändler profitieren. „Prostituierte sollen ein gesundes, angstfreies, selbstbestimmtes Leben in Sicherheit führen können“, sagt Kahl-Passoth. Sie fordert eine Genehmigungspflicht für Bordelle und ein Mindestalter für Prostituierte.

Christian Pfeiffer, Kriminologe

Christian Pfeifer: „Wer die grauenhafte Wirklichkeit der Frauen kennt, kann Prostitution nicht unterstützen.“
Der renommierte Verbrechensforscher lehrte Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzugsrecht an der Universität Hannover und war bis 2003 niedersächsischer Landesjustizminister. Als Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachen bezieht er immer wieder öffentlich Stellung zu Themen wie Strafhärte, Medienkonsum oder sexuellem Missbrauch. Das Prostitutionsgesetz von 2002 hält er für einen Fehlschlag: „Es hat nur dafür gesorgt, dass Zuhälter Geld verdienen wie nie zuvor und die Polizei vor unlösbare Aufgaben gestellt wurde.“ Christian Pfeiffer fordert, die Prostitution in Deutschland strenger zu regeln.

Volker Beck, Grünen-Politiker

Volker Beck: „Mit sexuellen Dienstleistungen verdientes Geld ist ehrlich verdientes Geld.“
Seit fast zwei Jahrzehnten sitzt der Bürgerrechtler und Menschenrechtsaktivist für Bündnis 90/die Grünen im Bundestag, lange Jahre als Erster parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Als Triebfeder seines politischen Handelns bezeichnet er das Engagement für den Rechtsstaat, eine lebendige Demokratie und gegen jede Form von Diskriminierung. Volker Beck zählt zu den Initiatoren des Prostitutionsgesetzes der rot-grünen Bundesregierung. Dass käuflicher Sex heute nicht mehr als sittenwidrig gilt, hält er für eine Errungenschaft: „Ein Verbot verbessert nichts. Man trifft sich dann an Orten, die kaum zu kontrollieren sind."

Chantal Louis, Journalistin

Chantal Louis: „Wir brauchen in Deutschland ein Klima, in dem Prostitution nicht propagiert, sondern geächtet wird.“
Ihr beruflicher Werdegang führte sie nach einem Volontariat bei den Ruhr-Nachrichten über den WDR zur Zeitschrift Emma. Mittlerweile arbeitet sie seit fast zwanzig Jahren für das feministische Magazin und arbeitet daneben freiberuflich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig. Chantal Louis recherchierte immer wieder im Rotlichtmilieu. Sie ist Mitinitiatorin eines Appells von Emma gegen käuflichen Sex, den zahlreiche Prominente unterstützt haben. Die deutsche Politik zum Thema Prostitution kritisiert die Journalistin scharf: „Die Liberalisierung durch das Prostitutionsgesetz hat einen Markt geöffnet, den wir nicht mehr im Griff haben.“

Johanna Weber, Sexarbeiterin und Lobbyistin

Johanna Weber: „Der größte Teil der Frauen macht diesen Job selbstbestimmt und freiwillig.“
Die Pädagogin war zunächst als Führungskraft im Marketingbereich eines großen Konzerns tätig. Den gutbezahlten Job gab sie auf, „weil er mir zu unkreativ und fremdbestimmt war“, und entschloss sich, als Prostituierte zu arbeiten. 2013 gründete sie einen eigenen Berufsverband, um zu erreichen, dass sexuelle Dienstleistungen als Beruf anerkannt werden. Von der momentanen Diskussion um ein Prostitutionsverbot zeigt sich Johanna Weber schockiert: In der Öffentlichkeit herrsche der Eindruck, dass Tausende Frauen in der Prostitution gequält werden. „Das macht mich fassungslos, denn es stimmt einfach nicht.“
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Beitrag von Kasharius »

Na offensichtlich ist der Sender PHOENIX lernfähig. Das verspricht spannend zu werden. Viel Glück @Johanna!


Kasharius grüßt