JayR hat geschrieben:Dieser Beitrag war eigentlich als Antwort auf sixela’s Beitrag vom 23.4. um 6:30 pm gedacht,
viewtopic.php?p=14048#14048
passt aber eigentlich besser hierhin.
@sixela
Ich fing vor einem guten Jahr an über meine Erlebnisse mit Sexworkern zu schreiben nachdem ich privat an einer SW interessiert war. Das führte zwar nicht zu einem Verhältnis, aber zu einigen guten Diskussionen, die ich dann in einem Beitrag im Forum Venuslogen.dk präsentierte. Das Thema musste doch auch andere interessieren dachte ich mir. Die Reaktionen waren sehr positiv.
Plötzlich interessierte mich das Thema Sexarbeit doch sehr und ich begann mich mehr damit zu beschäftigen, Hintergründe zu lernen. Schrieb dann auch laufend Beiträge über das was ich so für mich entdeckt hatte. Natürlich war mir klar, dass ich nur ein ganz klein bisschen wusste. Aber das teilte ich mit und diskutierte ich mit anderen im Forum. Im Grunde war mein Antrieb zu diskutieren, das völlig einseitig negative Bild, das in der Öffentlichkeit gezeichnet wurde, ein wenig zu nuancieren.
Ich hatte dann das grosse Glück eine SW kennenzulernen, die auch am Schreiben und Diskutieren Spass hatte. Zusammen nahmen wir an Internetdebatten teil. Es gelang sogar die Presse neugierig zu machen und im Laufe des letzten Jahres einige gute Artikel über Sexarbeit mit Interviews mit Kunden und Sexworkern in die Zeitungen zu bekommen. Mittlerweile haben wir ein recht gutes Verhältnis zur Presse und die ausgesprochen negative Haltung der Presse gegenüber, die sowohl Kunden und Sexworker hatten, hat sich gewandelt.
Also sixela, es nützt etwas an Diskussionen teilzunehmen. Und solange es im Internet ist, kann man ohne weiteres seine Anonymität waren. Das geht übrigens auch im Kontakt mit seriösen Journalisten. Man sollte nur deren Hintergrund checken und dann abschätzen, ob man denen trauen möchte.
Übrigens, JayR ist nicht mein richtiger Name. Funktioniert als Nom de Guerre aber ganz gut.
Hallo @JayR, da bin ich aber enttäuscht, dass das nicht dein richtiger Name ist
Ich stimme dir natürlich zu, nur haben wir ein kleines Missverständnis, worauf ich hinaus will. Weißt du, in den einschlägigen Foren bin z.B. ich schon seit 7-8 Jahren unterwegs, und versuche immer wieder allgemeine Themen zum Thema Sexarbeit/Prostitution zu diskutieren und nicht nur "Erfahrungsberichte" abzuliefern (letzteres immer seltener, obwohl außerhalb dieses Forums politisch-rechtliche Diskussionen eher unbeliebt sind, und zwar sowohl bei Forenbetreibern als auch bei "Kunden" - leider!). Und ich versuche auch immer wieder Mädchen zu ermuntern, sich einzubringen, was selten gelingt, vielleicht auch deshalb weil z.B. Osteuropäerinnen Hemmungen bez. der Sprache haben. Aber generell ist auch bei den Mädchen das Interesse, sich einzubringen, relativ gering, meine ich. Gründe haben wir ja hier schon ein paar Mal diskutiert, und es hat sich ja erfreulicherweise in den letzten Monaten stark gebessert, wohl auch deshalb, weil unsere deutschen Freundinnen dieses Forum entdeckt haben...
Aber - nach 10 Jahren Internet-Diskussionen lässt sich eines sagen: diese anonymen Debatten verändern leider nichts, wenn es darum geht
- die arbeitsrechtliche Situation der SW zu verbessern
- den Zugang zur Prostitution zu verbessern
- das "Image" der Prostitution zu erhöhen
- und vor allem die sehr dringliche Trennschärfe zwischen Sexarbeit einerseits und Zwangsprostitution/Menschenhandel/Zuhälterei andererseits zu erreichen.
Auch wenn viele meinen Pessimismus nicht teilen - die politsch-rechtliche Diskussion in Europa wird langsam aber sicher in Richtung "Verbot" gehen, wenn sich nichts tut (der nächste skandinavische Dominostein Norwegen fällt gerade um).
Etwas ändern kann man leider nur durch öffentliche Diskussionen in Medien und durch Zugang zu den wirklichen Entscheidungsträgern - den Beamten im Innenministerium, den Politikern, ev. einschlägigen Anwälten etc. Mit "JayR" und "sixela" (ich meine generell mit Internet-Nicks) wird es leider nicht gehen, aber wie in einem anderen Thread beschrieben, weiß ich den Ausweg leider nicht.
Ich persönlich habe seit einiger Zeit Zugang zu einer in Wien gar nicht so unprominenten Politikerin gefunden, mit der ich unsere Themen offen diskutiere, und zwar bekennend, dass ich ein "Kunde bin. Sie sitzt zwar nicht am Machthebel, aber immerhin im inneren Kreis des politschen Systems. Sie ist "leider" eh schon auf der Seite der Sexworkerinnen, aber vielleicht konnte ich durch die Kundensicht zusätzliche Aspekte einbringen.
Also es gibt zwei Schienen: das Bearbeiten von Entscheidungsträgern und die Öffentlichkeitsarbeit. Für zweiteres würde sich so eine Zeitung - um den Kreis zu diesem Thread zu schließen - eben eignen, finde ich, weil unendlich mehr Leute erreicht werden können, als die, welche in diesem Forum eh einer Meinung sind (zumindest in bezug auf die "Freiheit" der Sexarbeit). Ich glaube eben, dass sich dazu viele Mitspieler aus der Anonymität herauswagen müssten, um etwas zu erreichen. Aber genau das können nicht allzu viele tun aus den beschriebenen Gründen...