Länderberichte AFRIKA:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Arum: Magst du Aljazeera darüber informieren? Die sind nämlich in der Regel seriöse Jounalisten, die nicht so schnell Auftragsartikel schreiben wie z.B. der Spiegel.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Arum
verifizierte UserIn
verifizierte UserIn
Beiträge: 961
Registriert: 01.06.2009, 13:35
Wohnort: Niederländische Grenzregion
Ich bin: Keine Angabe

Beitrag von Arum »

Ja, könnte ich mal versuchen. Vielleicht bringt's was...
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Arum: Wäre nett, danke.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Lycisca
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 1242
Registriert: 17.03.2007, 15:18
Wohnort: Umgebung Wien
Ich bin: Keine Angabe

Nigeria: Ex-SW nach dem Zwangs-Ausstieg

Beitrag von Lycisca »

Unten ein Link zu einem Artikel, basierend auf einer mehrjährigen Studie, der im wesentlichen demonstriert, dass die aus Europa deportierten SW, ebenso wie die vor Menschenhandel "geretteten" SW, in Nigeria unter übelsten Bedingungen leben müssen, ausgebeutet von Kriminellen.

Link: Life in Nigeria after SW in Europe

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

14.1.2015

Aids-Rat Südafrikas startet Gesundheitsprogramm für Sexarbeiterinnen in Johannesburg

In Südafrika wird geschätzt, dass rund 150.000 Personen - meist Frauen - zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Prostitution nachgehen. Insbesondere im Johannesburger Großraum ist das horizontale Gewerbe stark vertreten. Südafrikas Aids-Rat SANAC hat nun ermitteln können, dass 60 Prozent aller Sexarbeiterinnen mit dem HI-Virus infiziert sind. Dementsprechend sei es notwendig, in dieser Branche die staatliche Präventionsarbeit auszuweiten.

Der SANAC-Vorsitzende Fareed Abdullah machte auf einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung darauf aufmerksam, dass die HIV-Prävention nur dann erfolgreich sein könne, wenn man die Prostituierten stärker als bisher miteinbezieht und mit ihnen unmittelbar kommuniziert. Denn 11 Prozent aller HIV-Neuansteckungen in Südafrika sind dem horizontalen Gewerbe zuzuordnen, so das jüngste Untersuchungsergebnis der staatlich geförderten Vereinigung.

Konkret sollen die Frauen vom Strich einen erleichterten Zugang zu sozialen und medizinischen Dienstleistungen wie der Beratung, Diagnose und Empfängnisverhütung erhalten. Der Schwerpunkt des Programms dürfte jedoch darin liegen, die Prostituierten dafür zu sensibilisieren, trotz der Wünsche einiger ihrer Freier nicht auf das Kondom zu verzichten. Denn die eigene Gesundheit gehe den sexuellen Bedürfnissen vor, heißt es unmissverständlich.

http://2010sdafrika.wordpress.com/2015/ ... v-positiv/
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Benutzeravatar
nina777
Senior Admin
Senior Admin
Beiträge: 5025
Registriert: 08.05.2008, 15:31
Wohnort: Minden
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von nina777 »

19.3.2015

PASTOR BESTELLT ZWEI PROSTITUIERTE

«Das mechanische Lächeln brach mein Herz»

Pastor Simon Guillebaud bestellte sich zwei Prostituierte aufs Hotel in Burundi. Eine gefährliche Sache; würde er ertappt, wäre der Ruf, den er 16 Jahre lang aufgebaut hatte, verspielt. Doch was daraus entstand, rechtfertigt das Risiko.


«Weil ich Pastor bin, wollte ich nicht, dass die Menschen mitkriegen, was ich tue», schreibt Simon auf seinem Blog. Deshalb schaute eine Bekannte namens Cossette nach zwei jungen Frauen aus und brachte sie mit aufs Hotelzimmer. «Beide waren wir etwas nervös.» Sollte er erwischt werden, könnte seine Vertrauenswürdigkeit als Pastor verspielt sein – und die hatte er sich während 16 Jahren erarbeitet.
Simon brachte daheim seine Kinder ins Bett, las ihnen eine Gutenacht-Geschichte vor und ging dann ins Hotel, wo Cossette die beiden Prostituierten in der Zwischenzeit eingecheckt hatte. «Ich traf die beiden im Restaurant. Sie waren modisch gekleidet und trugen viel Make-up. Beide waren nervös, gaben sich jedoch Mühe, relaxed zu wirken. Divine war 21, Arlette 22.»

Tochter könnte betroffen sein

«Das mechanische Lächeln der beiden brach mein Herz. Ich setzte mich zu ihnen und stellte mich vor.» Simon sagte, dass er ihnen eine freie Nacht bescheren wolle. Sie können sich zu Essen bestellen, was sie wollen, eine warme Dusche nehmen und dann schlafen gehen. Die einzige Bedingung war, dass sie sich nicht anderen Hotelgästen anbieten. Er würde am Morgen wieder kommen, sie bezahlen und nach dem Frühstück können sie wieder gehen.

In der Nacht lag Simon noch lange wach und dachte an die mehreren tausend jungen Frauen, die innerhalb weniger Quadratmeilen in diesem Moment Sex mit zufälligen Kunden haben mussten. «Ich hasse das Sexgeschäft, denn ich habe eine Mutter, eine Schwester, eine Frau und eine Tochter und jede von ihnen hätte unter schlechten Umständen das gleiche Schicksal wie Arlette, Divine und unzählige andere teilen müssen.»

Verkauft, um zu Leben

Am nächsten Morgen trafen sich die drei zum Frühstück. Die beiden schienen misstrauisch zu sein. «Ich sagte ihnen, dass sie keine meiner Fragen beantworten müssen. Dann sagte ich, dass sie als junge Mädchen nicht davon geträumt hätten, Prostituierte zu werden. Doch manchmal geschehen schwere Dinge im Leben, die einem dazu zwingen, unangenehme Entscheidungen zu fällen. Aber es kann auch Änderungen geben.»

Beide waren Waisenkinder. Keine von beiden hatte ältere Familienmitglieder, die nach ihnen sehen konnten. Divines Mutter starb kurz nach der Geburt und 2012 starb ihr Vater. Sie kam in die Prostitution, um die Rechnungen zu bezahlen. Arlette musste sechs Geschwister unterstützen und so war sie seit drei Jahren im Sexhandel. Sie verkauften ihre Körper, um zu überleben und studieren zu können.

Tränen und neue Träume

Tränen flossen. Simon fragte, was ihre Träume wären. Sie wollten ein kleines Geschäft führen oder Handel betreiben. «Ich erzählte ihnen, dass ich gebetet hatte, dass Gott Cossette zu den beiden richtigen Frauen führt. Vielleicht war es Zufall, vielleicht war es Gottes handeln, dass genau sie beide da waren.» Simon sagte, dass sie in zehn Jahren einen guten Laden führen, glücklich verheiratet sein und ein paar Kinder haben könnten. «Divines Augen leuchteten auf.»

Cossette war eine junge Grossmutter, die selbst durch vieles gegangen war. Nun übernahm sie das Gespräch. «Wir beteten zu viert und luden Jesus zu einem Neustart ein.»

Hoffnung

Wenige Minuten später kam Simons Frau Lizzie dazu. Zu acht sassen sie im Auto, hinten Lizzie, Arlette und Divine, jede der drei Frauen hatte eines der Guillebaud-Kinder auf dem Schoss. «An eine solche Szene hatten Arlette und Divine am Vorabend kaum gedacht. Wir setzten sie ab und sagten ihnen, dass sie einen Plan machen und zurückkommen können.»

Bald meldeten sich die beiden wieder. Die beiden waren in Schwung gekommen. Wir kamen überein, dass sie das akademische Jahr abschliessen sollen, bevor sie ein kleines Geschäft aufbauen würden. Wir erarbeiteten ein Budget. Divine freute sich: «Jetzt habe ich Hoffnung!» Die beiden wertvollen jungen Leben blickten in eine bessere Zukunft.

Eine Pioniernacht

Vor kurzem kamen die beiden erstmals in die christliche Gemeinde. Eine Gemeinschaft, an der sie Freude fanden. «Ein neues Kapitel beginnt für die beiden.»

Und Simon überlegt sich, noch weiteren zu helfen. Diese Nacht soll eine Pioniernacht gewesen sein, um noch anderen einen Neustart zu ermöglichen und zu zeigen, dass sie nicht vergessen, ungeliebt und abgelehnt sind.

Simon ist Autor, Redner und Gründer von «Great Lakes Outreach» in Burundi, und träumt davon zu sehen, wie die Leute erkennen, dass ihr Leben zählt und Veränderung im Land zu erleben. Simon und seine Frau Lizzie haben drei Kinder.

http://www.jesus.ch/magazin/gesellschaf ... _herz.html
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

Doris67
PlatinStern
PlatinStern
Beiträge: 1127
Registriert: 20.06.2012, 10:16
Wohnort: Strasbourg
Ich bin: SexarbeiterIn

Beitrag von Doris67 »

Hachja, die "Retter"träume der Missionare... Diese Leute sind geistig irgendwo im 19. Jahrhundert stehengeblieben. Und machen leider immer noch die Politik von damals.
Mitglied der Confédération Nationale du Travail

Benutzeravatar
Veraguas
unverzichtbar
unverzichtbar
Beiträge: 195
Registriert: 08.07.2012, 02:20
Wohnort: Hamburg
Ich bin: Keine Angabe

Südafrika

Beitrag von Veraguas »

Prominenter Fotograf in Südafrika wegen Mord an Sex Worker schuldig befunden:

https://petapixel.com/2017/03/20/famous ... ex-worker/
Welches Problem auch immer in der Gesellschaft besteht-
der Staat weiss eine völlig irre Problemlösung die niemandem nützt, aber Arbeitsplätze im Beamtenapparat schafft. H.S.

Benutzeravatar
Tilopa
Silberstern
Silberstern
Beiträge: 444
Registriert: 17.02.2013, 12:50
Ich bin: SexarbeiterIn

Re: Länderberichte AFRIKA:

Beitrag von Tilopa »

Die Südafrikanische Regierung unterstützt die Entkriminalisierung der Sexarbeit und kündigt eine entprechende Gesetzesinitiative an.

Sex work might be decriminalised
https://www.sowetanlive.co.za/news/sout ... minalised/

Präsident Ramaphosa: "We will work with all stakeholders to develop policy around the decriminalisation of sex work."

Benutzeravatar
Tilopa
Silberstern
Silberstern
Beiträge: 444
Registriert: 17.02.2013, 12:50
Ich bin: SexarbeiterIn

Re: Länderberichte AFRIKA:

Beitrag von Tilopa »

Decriminalising sex work is the only rational choice to end stigma, discrimination and violence against sex workers
https://www.dailymaverick.co.za/article ... ex-workers

Ein schöner Text aus der aktuellen Entkriminalisierungsdebatte in Südafrika.
Es gibt eine sehr gute Passage zur Selbstbestimmung sogenannter "Armutsprostituierter", die ja auch bei uns gerne für maternalistische Agenda scheinmoralischer Sauberfrauen (und -männer) instrumentalisiert werden:
"Sex work is work and it remains an important livelihood strategy for many people in the world. While it is true that some people freely choose sex work as their occupation, it is also true that for other sex workers this choice is constrained due to a lack of available alternatives. That said, research in South Africa shows that selling sex often pays better than other low- or semi-skilled labour. Even women with tertiary education can earn 1.7 times more selling sex than they can in other forms of employment. To position adult sex workers as naïve and ignorant of their own realities is grossly to conflate poverty with ignorance.

Sex workers in South Africa support an average of four people through their sex work earnings, most of whom are their children and elderly parents. While some continue to struggle to cope with dire poverty, others have built homes and paid for their children’s education.

While some people may feel uncomfortable with the idea that a poor person might choose sex work above other labour options available to them, laws cannot be made on the basis of mere feelings and, especially not above the views of those most impacted."
Ich finde, es gibt nichts bornierteres, als eine Multimillionärin und vorbestrafte Steuerhinterzieherin (Schwarzer), die andere Menschen für hilflos, dumm (=unfähig zu eigenen Entscheidungen) und unmündig erklären lassen will, weil sie arm sind. Und so richtig die Wut kommt mir, wenn angebliche Feministinnen dann auch noch aggressive, objektifizierende und frauenverachtende Gewaltsprache ("Loch", "kaputtgefickt") für ihre Zerrbilder und Hetze gegen die Arbeit dieser Menschen verwenden.

Benutzeravatar
deernhh
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 1655
Registriert: 17.06.2018, 13:17
Ich bin: SexarbeiterIn

Re: Länderberichte AFRIKA:

Beitrag von deernhh »

Dieser Artikel ist zwar schon ein Monat alt, trotzdem stelle ich ihn ein, weil es mich empört.

3. April 2020, 18:58 Uhr
Rassismus

"Wir sind keine Versuchskaninchen"

Viele Afrikaner sehen in Covid-19 ein "Virus der Weißen". Zwei französische Wissenschaftler schüren die Wut mit provokanten Gedankenspielen.

Von Nadia Pantel und Anna Reuß, München/Paris

Er werde nun provozieren sagte Jean-Paul Mira am Nachmittag des 1. April in einem direkt übertragenen Gespräch auf dem französischen Fernsehsender LCI. Mira ist Chefarzt am Pariser Cochin Krankenhaus, er sprach mit Camille Locht, Forschungsdirektor des staatlichen Inserm-Instituts, das für das Gesundheitsministerium zu einem Impfstoff gegen das Coronavirus forscht. Der Arzt Mira fragte den Forscher Locht, ob man Studien zu einem Impfstoff nicht in Afrika machen sollte, "wo es keine Masken, keine Behandlungsmöglichkeiten und keine Wiederbelegungsmaßnahmen gibt?" Und weiter: "So wie es auch bei einigen Studien zu Aids gemacht wurde. Bei Prostituierten kann man experimentieren, weil man weiß, dass sie besonders exponiert sind und sich nicht schützen." Der Forscher antwortete: "Sie haben recht, wir überlegen, eine parallele Studie in Afrika durchzuführen."

Das Video wurde seit Donnerstagabend knapp 30 000 mal geteilt, in den Reaktionen zeigt sich die Wut, die vor gerade Menschen auf dem afrikanischen Kontinent haben - und zwar auf diejenigen, die das Virus dort eingeschleppten: weiße Europäer. Lange blieben die Staaten Afrikas verschont, seit Mitte März häufen sich die Fälle der von außen eingeschleppten Krankheit. In Mali etwa hatten sich die ersten zwei Infizierten in Frankreich angesteckt, auch in anderen Ländern führt die Spur des Virus nach Europa.

Coronavirus - Äthiopien

Desinfektion im Kampf gegen das Virus: Straßenszene in Addis Abeba. Auf dem gesamten Kontinent sind derzeit 7000 Infektionen bekannt. Viele Staaten reagierten mit strikten Maßnahmen. (Foto: Mulugeta Ayene/dpa)

Die Wissenschaftlerin, die den Videomitschnitt veröffentlichte, kommentierte ihn mit einem Verweis auf die koloniale Vergangenheit: "Es ist das Jahr 2020 in Frankreich, und wir betrachten immer noch Menschen aus Afrika als Versuchskaninchen." Kurz nach dem Interview liefen die Kommentatoren Sturm. Das Inserm erklärte, die Aussagen ihres Forschers würden aus dem Kontext gerissen und "abwegig interpretiert".

Dass nun zwei Wissenschaftler aus Frankreich - einer ehemaligen Kolonialmacht - vorschlagen, ein Mittel zunächst irgendwo in Afrika zu testen, ruft vor allem dort Empörung hervor. "Afrika ist kein Testgelände", schreibt ein Twitter-Nutzer. "Wir sind keine Versuchskaninchen." Während alleine in den USA rund 250 000 Infizierte gemeldet wurden, sind es in ganz Afrika nur rund 7000. "Und doch wollen sie mit dem Impfstoff in Afrika experimentieren", schrieb jemand. "Ich habe gesehen, wie brutal die Europäer und Amerikaner zu unserem Volk waren. Es überrascht niemanden von uns, dass die Weißen dies tun wollen."

Dass sich die Angst vor Ansteckungen auch in verbalen Übergriffen entladen, erlebte kürzlich eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität Hamburg, die zur Feldforschung in Kamerun waren, als sich die Situation zuspitzte und die Regierung die Grenzen schloss. Die deutsche Botschaft habe dringend empfohlen, das Hotel nicht zu verlassen, da Gerüchte und Fehlinformationen verbreitet würden, die "rassistische Ressentiments innerhalb der Bevölkerung schüren", schrieben die Wissenschaftler auf Twitter. Ähnliches erleben auch andere Europäer. Freiwillige, die vor Ort in Krankenhäusern arbeiten, berichten, dass die Menschen nicht mehr in die Einrichtungen kommen, aus Angst vor dem "Virus der Weißen". Der Ausländerhass zielt nun auf eine gesellschaftliche Gruppe ab, die als wohlhabend und privilegiert gilt. Eusebius McKaiser, schwarzer Autor aus Südafrika, weist in der Zeitung Mail & Guardian darauf hin, dass viele nun "Schadenfreude" empfänden. Einige Afrikaner glaubten, dass der globale Norden nun seine gerechte Strafe für den Kolonialismus und den Rassismus erhalte, meint McKaiser.

Im Shitstorm: Camille Locht, Impfstoffentwickler. (Foto: privat)

Die US-Botschaft in Äthiopien gab eine Warnung heraus, die vor einer "Stimmung gegen Ausländer" warnte und auf Vorfälle "in direktem Zusammenhang" mit der Pandemie hinwies: "Berichten zufolge wurden Ausländer mit Steinen angegriffen, angespuckt, verfolgt und beschuldigt, mit Covid-19 infiziert zu sein, und ihnen wurden Transportdienste verweigert."

Doch der Zorn richtet sich nicht nur gegen Menschen mit vermeintlich europäischem Aussehen: China pflegt mit vielen Staaten Afrikas seit Jahren intensive Beziehungen. Eine wichtige Säule chinesischen Einflusses sind Bildungspartnerschaften: Junge Afrikaner können mit Stipendien an chinesischen Universitäten studieren und umgekehrt. Dieser Austausch birgt Spannungen, die sich gerade jetzt entladen. Teilweise hatten afrikanische Regierungen diese Ressentiments auch provoziert: Im Februar, als sich das Virus in China bereits ausbreitete, hielten die meisten afrikanischen Airlines ihre Flüge von und nach China aufrecht. Viele Maschinen, die in Nairobi landeten, waren voll mit chinesischen Geschäftsreisenden; sie sollten sich nach ihrer Ankunft lediglich in "freiwillige Selbstquarantäne" begeben, was manche wohl nicht allzu ernst nahmen.

Ein kenianischer Abgeordneter schrieb Ende Februar auf Facebook, seine Wähler hätten das Recht, Chinesen "zu steinigen und zu vertreiben", wenn diese sich nicht an die Quarantäne hielten. Nachdem der Beitrag rasant verbreitet worden war, entschärfte er ihn. Die Anhaftung des Virus an eine ethnische Zugehörigkeit hat auch in den USA dazu geführt, dass Menschen asiatischer Abstammung zum Ziel von Rassismus werden: US-Präsident Donald Trump bezeichnete das Coronavirus immer wieder als "chinesisches Virus".

© SZ vom 04.04.2020

https://www.sueddeutsche.de/politik/ras ... -1.4867427



ZWEI FRANZÖSISCHE ÄRZTE HABEN LIVE IM FERNSEHEN GESAGT, DASS CORONA-IMPFSTOFFE AN ARMEN AFRIKANERN GETESTET WERDEN SOLLTEN — UND MACHEN DAMIT NICHT NUR FUSSBALLSTAR DIDIER DROGBA WÜTEND

Französische Ärzte haben im Live-TV gesagt, dass Corona-Impfstoffe an armen Afrikanern getestet werden sollten — und machen damit nicht nur Fußballstar Drogba wütend

Ein Mann während Coronavirus-Krise in der Nähe von Durban, Südafrika.Ein Mann während Coronavirus-Krise in der Nähe von Durban, Südafrika.
Rogan Ward/REUTERS

Zwei französische Ärzte haben im Live-Fernsehen darüber gesprochen, dass ein Covid-19-Impfstoff zunächst in Afrika getestet werden sollte, weil es dort an Ressourcen fehlt.
Die Experten vergleichen den Impftest mit früheren AIDS-Studien. Diese wurden an gefährdeten Prostituierten durchgeführt, weil sich diese selbst nicht schützen konnten.
Mehrere afrikanische Fußballstars und viele Zuschauer haben ihre Empörung über die Äußerungen der beiden Mediziner auf Twitter veröffentlicht.

Eine Diskussion zwischen zwei französischen Ärzten im Live-Fernsehen hat die Zuschauer entsetzt. Die Mediziner hatten sich über den Vorschlag unterhalten, Afrika zu einem riesigen Labor für Coronavirus-Impfstofftests zu machen. Als Grund nennen die Experten die fehlenden Ressourcen auf dem Kontinent und damit den mangelnden Schutz vor dem Virus.

Das Testen von Impfstoffen in Afrika
In der Sendung des französischen Fernsehsenders LCI haben Jean-Paul Mira und Camille Locht ihre Idee erläutert, neue Impfstoffe an der verarmten afrikanischen Bevölkerung zu testen.

Mira ist Leiter der Abteilung für Intensivmedizin am Krankenhaus Cochin in Paris. Sein Kollege Locht arbeitet als Forschungsleiter am französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung Inserm (Institut national de la santé et de la recherche médicale).

„Wenn ich es provokant ausdrücken darf“, so Mira, „warum sollten wir diese Studie nicht in Afrika durchführen, wo es keine Masken, keine Behandlung und keine Intensivpflege gibt? Das ist ein bisschen so wie Studien zu AIDS. Wir haben Dinge an Prostituierten ausprobiert, weil diese stark gefährdet sind und sich nicht schützen können.“

Locht hat seinem Kollegen zugestimmt und genauer erklärt: „Sie haben Recht. Wir denken tatsächlich über eine parallele Studie in Afrika nach, die mit den gleichen BCG-Placebos durchgeführt werden soll“. Dabei bezieht sich der Experte auf die Impfung gegen Tuberkulose. Der Wirkstoff soll laut dem Inserm-Institut Kinder vor Infektionen, insbesondere vor Infektionen der Atemwege, schützen.

„Wir werden in der Tat ernsthaft darüber nachdenken“, so Locht.

Große Empörung bei Fußballstars
Die Aufnahmen, die am Mittwoch ausgestrahlt wurden, lösten eine Flut von Empörung aus. Den Ärzten wird vorgeworfen, die gleiche Einstellung wie ehemalige Kolonialherren zu haben.

Auch mehrere der führenden Fussballspieler Afrikas, darunter der ehemalige Chelsea-Star Didier Drogba und der ehemalige Barcelona-Stürmer Samuel Eto’o, haben ihre Wut auf Twitter geäußert.

Beispielsweise schreibt Drogba auf Twitter: „Es ist völlig unvorstellbar, dass wir immer wieder darauf hinweisen müssen. Afrika ist kein Testlabor. Ich möchte diese erniedrigenden, falschen und vor allem zutiefst rassistischen Worte deutlich verurteilen“.

Noch schärfer macht der französisch-senegalesische Fußballspieler Demba Ba seine Wut auf Twitter deutlich. „Willkommen im Westen, wo Weiße sich für so überlegen halten, dass Rassismus und Schwäche alltäglich werden“, schreibt er. „Es ist Zeit, aufzuwachen.“

In einer offiziellen Erklärung auf Twitter schreiben die Forscher von Inserm, dass der Vorschlag „falsch interpretiert“ worden sei. Außerdem haben die den Hashtag #FakeNews hinzugefügt.

„Alles hier wartet auf die Phase, in der es richtig kracht“: Eine Klinik-Mitarbeiterin erzählt, wie sie gerade den Alltag auf der Intensivstation erlebt
Wie die afrikanischen Gesundheitsbehörden berichten, hat es am vergangenen Donnerstag mehr als 6.700 bestätigte Coronavirus-Fälle und 229 Todesfälle in Afrika gegeben. Viele der Länder haben mit einer Reihe von Präventionsmaßnahmen begonnen, um die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen.

Im Vergleich dazu gibt es in Frankreich offiziell 59.105 infizierte Personen und 5.387 Todesfälle.

Dieser Text wurde von Franziska Heck aus dem Englischen übersetzt. Das Original wurde von Julian Kossoff verfasst und erschien ursprünglich auf Businessinsider.com.

https://www.businessinsider.de/politik/ ... a-wuetend/

Benutzeravatar
Kasharius
ModeratorIn
ModeratorIn
Beiträge: 4103
Registriert: 08.07.2012, 23:16
Wohnort: Berlin
Ich bin: engagierter Außenstehende(r)

Re: Länderberichte AFRIKA:

Beitrag von Kasharius »

Hier ein interessanter Bericht der DW über Sexarbeit in Afrika in Zeiten von Corona

https://www.dw.com/de/zwischen-covid-19 ... a-54782638

Kasharius grüßt

Benutzeravatar
hasenfuss
hat was zu sagen
hat was zu sagen
Beiträge: 69
Registriert: 26.06.2023, 09:50
Wohnort: Ingolstadt
Ich bin: KundIn

Re: Länderberichte AFRIKA:

Beitrag von hasenfuss »

Koalition gegen Frauenhandel CATW (Abolitionistisch)
26. Juni. 2023 - von Taina Bien-Aimé

Überlebende des Sexhandels und Frauenrechtsaktivisten feiern die Rücknahme des südafrikanischen „Prostitutionsgesetzes“

Es war ein kalter Tag in New York am 9. Dezember 2023, als ich mich an meinem Computer anmeldete, um zuzusehen, wie der Minister für Justiz und Verfassungsentwicklung Ronald Lamola und sein Stellvertreter John Jeffery eine Pressekonferenz abhielten, in der sie ihre Pläne zur Aufhebung des Gesetzes von 1957 bekanntgaben Gesetz über Sexualstraftaten und Abschnitt 11 des Strafgesetzes, der den Sexhandel entkriminalisieren würde.

Der rücksichtslose Gesetzentwurf forderte die Legalisierung von Sexkäufen, Bordellbesitz, Zuhälterei und Sextourismus in allen Teilen Südafrikas. Die Ankündigung löste bei den Überlebenden des Sexhandels in Südafrika und bei Frauenrechtlerinnen auf der ganzen Welt einen erschreckenden Schock aus. Ein solches Gesetz hätte katastrophale Folgen für Generationen der am stärksten entrechteten schwarzen Frauen und Mädchen in Südafrika gehabt.

Als der stellvertretende Minister Jeffery am 1. Juni ankündigte, dass man das Prostitutionsgesetz aufgrund von Bedenken hinsichtlich seiner Verfassungsmäßigkeit nicht mehr einbringen werde, atmeten wir tief erleichtert auf.

Allerdings ist Jefferys Versprechen, dass die Entkriminalisierung von „Sexarbeit“ nach den Wahlen wieder an die Oberfläche kommen wird, alarmierend. Der Begriff „Sexarbeit“ ist ein allgegenwärtiger Euphemismus für den Sexhandel, der Ende der 1970er Jahre in den Vereinigten Staaten von der kommerziellen Sexindustrie geprägt wurde, um die Prostitution in den Mainstream zu integrieren und zu legitimieren und ihre Schäden zu verschleiern. Prostitution ist weder Sex noch Arbeit, sondern ein System inhärenter Brutalität und eine Folge tief verwurzelter Ungleichheiten.

Der stellvertretende Minister prangert zu Recht die Gewalt an, der Frauen in der Prostitution durch die Polizei ausgesetzt sind, die sie belästigt, festnimmt und misshandelt, was in der Tat ein Ende haben muss. Allerdings versäumt er es, klarzustellen, dass Sexkäufer die Haupttäter für das hohe Maß an Gewalt, sexuellen Übergriffen oder sogar Morden sind. Eine Entkriminalisierung dieser Männer würde diese Missbräuche noch verschärfen.

Als Amerikanerin afrikanischer Abstammung war ich beeindruckt von Jefferys Leichtigkeit, mit der er den Kauf und Verkauf von Menschen für sexuelle Handlungen anpreiste. Die clevere Vermarktung von Prostitution als Arbeitskraft durch die südafrikanische Regierung zeigt, wie schwierig es ist, schädliche traditionelle Praktiken und jahrhundertealte Ausbeutungssysteme auf den Kopf zu stellen.

Wir können den Sexhandel nicht untersuchen, ohne mit Kolonialismus, Rassismus, männlicher Vorherrschaft und – in Südafrika – der Apartheid zu rechnen.

Die Niederländer legalisierten im 16. Jahrhundert Bordelle, um „anständige“ Frauen vor Vergewaltigungen zu schützen, da sie davon ausgingen, dass Männer nicht in der Lage seien, auf Sex zu verzichten. Sie brachten dieses Konzept mit, als sie in Südafrika einmarschierten.

Jeder Gesetzentwurf, der eine Entkriminalisierung des Sexhandels fordert, erinnert daher an das Kontinuum einer nicht allzu fernen Vergangenheit, als europäische Siedler nicht nur in Südafrika, sondern überall Millionen durch den Handel, die sexuelle Ausbeutung und die Vergewaltigungen schwarzer und indigener Frauen ernteten sie kolonisierten.

Jeder Gesetzentwurf, der die Prostitution legalisiert, würde die ärmsten Töchter erneut dazu verurteilen, Wohnblöcke auf der Straße, in Innenräumen und online zu versteigern.

Prostitution war nie unvermeidlich, sondern wurde erfunden, um Frauen als Objekte zur sexuellen Befriedigung von Männern und zum Profit des Staates zu unterdrücken.

Sollte Jefferys Gesetzesentwurf jemals verabschiedet werden, würde Südafrika auch einen noch nie dagewesenen exponentiellen Anstieg des Sexhandels erleben. Warum? Sobald der Staat Männern die Erlaubnis zum Erwerb sexueller Handlungen erteilt, steigt die Nachfrage nach Prostitution; Menschenhändler und Zuhälter werden diesen Bedarf decken, indem sie die am stärksten marginalisierten Bevölkerungsgruppen Südafrikas, Frauen, Mädchen, Transsexuelle und geschlechtswidrige Jugendliche, vor allem Schwarze, rekrutieren.

Ja, die südafrikanische Regierung muss das im Jahr 1957 unter dem Apartheidregime erlassene Unmoralgesetz ändern, aber seine vollständige Aufhebung bedeutet, dass Südafrika seine Verpflichtungen aus dem Völkerrecht und seiner Verfassung verletzen würde.

Es gibt eine Alternative.

Das Justizministerium muss stattdessen ein Gesetz vorschlagen, das lediglich Menschen, die in der Prostitution gekauft und verkauft werden, entkriminalisiert und ihnen Dienstleistungen anbietet, Sexkäufer und Drittausbeuter jedoch zur Rechenschaft zieht. Überlebende des südafrikanischen Sexhandels nennen diesen rechtlichen Rahmen das Sankara-Gleichheitsmodell, nach dem verstorbenen Präsidenten von Burkina Faso, Thomas Sankara, der erkannte, dass Prostitution Gewalt gegen Frauen ist. Er glaubte, dass jede Gesellschaft, die Prostitution zulässt, weder Gleichheit noch Demokratie schätzt.

Das Sankara-Gleichstellungsmodell basiert auf Menschenrechten und feministischen Prinzipien, die in der Verfassung Südafrikas verankert sind. In einem Land, das eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt aufweist, verdienen Südafrikaner eine Zukunft, in der jeder, einschließlich schwarzer Frauen und Mädchen, das Recht hat, ein Leben in Würde und frei von Entmenschlichung zu führen.

In einer Zeit, in der die #MeToo-Bewegung uns hilft, die verheerenden Auswirkungen männlicher sexueller Gewalt auf das Leben von Frauen zu verstehen, darf die südafrikanische Regierung die am stärksten ausgegrenzten Menschen nicht zum Sexhandel im Austausch für Nahrung und Unterkunft verurteilen.

Stattdessen muss sich die Regierung genügend um Frauen und Mädchen kümmern, um ihnen Chancen auf Bildung, Beschäftigung und Zugang zur Gesundheitsversorgung zu bieten. Bieten Sie sie nicht Sexkäufern an, die ihr Leben zerstören.

Das Versprechen der Gleichheit in Südafrika hängt davon ab.

https://catwinternational.org/2023/06/s ... tion-bill/