Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
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Guter Artikel. Trotzdem, es bahnt sich die vorsichtige Möglichkeit einer Wende an. Die Sozialdemokraten, an erster Stelle verantwortlich für den ganzen Mist, haben bei den Kommunalwahlen kürzlich eine richtig grosse Niederlage einstecken müssen. Es dürfte jetzt eine Stadtregierung geben, geführt von D66, der linksliberalen Partei, die der Prostitution etwas positiver gegenübersteht.
Auch hat die von mir im Niederlande-Thread ( viewtopic.php?p=140201#140201 ) schon erwähnte Fernsehdoku sogar Het Parool, die städtische Tageszeitung, sogar zu einer Kritik an Bürgemeister Van der Laan veranlasst, eine Tatsache, die mindestens als bemerkenswert eingestufen werden darf, weil Het Parool über längeres die städtische Politik unterstützt hat, sogar massgeblich an die allgemeine Stigmatisierung beigetragen hat.
Het Parool empört sich auch darüber, dass die Stadt Amsterdam kurz nach dieser Sendung die Zusammenarbeit mit der Soziologie-Fakultät der Universität von Amsterdam gekündigt hat, aus dem Grund dass von dortiger Seite immer sehr kritisch auf Projekt 1012 reagiert worden ist. Besonders vom Soziologen Laurens Buijs, der auch in der Doku selber zu Wort kam. Wenn's um Prostititution geht, ist wissenschaftliche Unabhängigkeit offensichtlich sogar verpönt in jener Stadt, die im 17. Jahrhundert der europäische Freihafen war für solche Autoren, die im eigenen Lande Zensur und Verfolgung ausgesetzt waren. So schlimm steht's um diese Stadt, wenigstens unter sozialdemokratischer Führung.
Im Moment haben die Sozialdemokraten noch das Sagen, aber es gibt also eine gute Möglichkeit, dass sich bald doch noch einiges ändern wird, in etwas (wohl nicht sehr viel, aber trotzdem) liberalere Richtung.
Und ohnehin, in der genannten Doku wird von der miteinbezogenen Wohnungsgenossenschaft ausgesagt, dass sie überhaupt kein Interesse mehr daran hat, noch weitere Prostitutionsstätten zur Neubestimmung zu erwerben. Zu viel Geld ist daran schon spendiert worden, was die eigene Wohnungsbaumöglichkeiten (ihre Hauptaufgabe) schon stark beeinträchtigt hat, und die meisten dieser Alternativfirmen in den ehemaligen Bordellen haben sich als Verlustgeschäfte herausgestellt.
Fazit: Das Ende von Projekt 1012 dürfte in greifbarer Nähe sein.
Auch hat die von mir im Niederlande-Thread ( viewtopic.php?p=140201#140201 ) schon erwähnte Fernsehdoku sogar Het Parool, die städtische Tageszeitung, sogar zu einer Kritik an Bürgemeister Van der Laan veranlasst, eine Tatsache, die mindestens als bemerkenswert eingestufen werden darf, weil Het Parool über längeres die städtische Politik unterstützt hat, sogar massgeblich an die allgemeine Stigmatisierung beigetragen hat.
Het Parool empört sich auch darüber, dass die Stadt Amsterdam kurz nach dieser Sendung die Zusammenarbeit mit der Soziologie-Fakultät der Universität von Amsterdam gekündigt hat, aus dem Grund dass von dortiger Seite immer sehr kritisch auf Projekt 1012 reagiert worden ist. Besonders vom Soziologen Laurens Buijs, der auch in der Doku selber zu Wort kam. Wenn's um Prostititution geht, ist wissenschaftliche Unabhängigkeit offensichtlich sogar verpönt in jener Stadt, die im 17. Jahrhundert der europäische Freihafen war für solche Autoren, die im eigenen Lande Zensur und Verfolgung ausgesetzt waren. So schlimm steht's um diese Stadt, wenigstens unter sozialdemokratischer Führung.
Im Moment haben die Sozialdemokraten noch das Sagen, aber es gibt also eine gute Möglichkeit, dass sich bald doch noch einiges ändern wird, in etwas (wohl nicht sehr viel, aber trotzdem) liberalere Richtung.
Und ohnehin, in der genannten Doku wird von der miteinbezogenen Wohnungsgenossenschaft ausgesagt, dass sie überhaupt kein Interesse mehr daran hat, noch weitere Prostitutionsstätten zur Neubestimmung zu erwerben. Zu viel Geld ist daran schon spendiert worden, was die eigene Wohnungsbaumöglichkeiten (ihre Hauptaufgabe) schon stark beeinträchtigt hat, und die meisten dieser Alternativfirmen in den ehemaligen Bordellen haben sich als Verlustgeschäfte herausgestellt.
Fazit: Das Ende von Projekt 1012 dürfte in greifbarer Nähe sein.
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
Joachim Ringelnatz
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Im Rotlichtviertel wird aufgeräumt
Von Kerstin Schweighöfer
Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen"
Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen" soll entkriminalisiert werden.
Die Amsterdamer Altstadt soll aufgewertet werden - in dem malerischen Viertel müssen viele Bordelle und Fenster schicken Boutiquen oder Cafés weichen. Kritiker befürchten, dass die Frauen des Rotlichtviertels in unkontrollierbare Klubs oder auf den Strich verschwinden.
"Quartier Putain" - "Hurenviertel" heißt das kleine Café gleich gegenüber der Oude Kerk, der alten Kirche in der Amsterdamer Altstadt. Mitten auf den Wallen - dem berühmt-berüchtigten Amsterdamer Rotlichtviertel. Neben dem Café links eine Kindertagesstätte. Rechts Prostituierte in Reizwäsche hinter roterleuchteten Fenstern. Und dazwischen serviert Luc de Kok zusammen mit seinem Bruder Sahnetörtchen:
"Auch hinter unseren Fenstern standen vor Kurzem noch leicht bekleidete Mädchen, aber die mussten verschwinden. Daraufhin konnten wir hier einziehen und haben alles renoviert. Mit den Prostituierten, die geblieben sind, verstehen wir uns gut, sie passen nachts auf unser Café auf, falls jemand einbrechen will. Tagsüber passen wir ein bisschen auf sie auf."
Luc hat die Existenz seines Cafés den Stadtvätern von Amsterdam zu verdanken: Die haben 2008 auf den Wallen zu einer großen Aufräumaktion aufgerufen: 40 Prozent aller Fenster mit Prostituierten sollen verschwinden, Sexklubs und Coffeeshops müssen schließen. Prostituierte und Zuhälter, Dealer und Kiffer - sie machen Platz für Boutiquen und Ateliers, Restaurants, Cafés - und Kitas. Bis vor Kurzem hat auch Bürgermeister Eberhard van der Laan seinen jüngsten Sohn höchstpersönlich mit dem Auto zur Kita auf den Oudekerkplatz gebracht, so offenbarte er bei einem Empfang in seiner Amsterdamer Amtswohnung - und machte damit Werbung in eigener Sache.
"Das Viertel muss wieder in Balance kommen"
Von den 480 Rotlichtfenstern wurden bereits gut 100 geschlossen, weitere 100 sollen folgen. Die Stadt kauft die betreffenden Gebäude zusammen mit einer Wohnungsbaugesellschaft auf und lässt sie renovieren. Auf diese Weise soll das Rotlichtviertel aufgewertet und entkriminalisiert werden, erklärt der Bürgermeister:
"Immerhin geht es um den ältesten und malerischsten Teil von Amsterdam. Schon 1995 ergab eine Untersuchung, dass auf den Wallen mindestens 16 kriminelle Banden ihr Unwesen treiben. Für Investoren war das Gebiet bis Kurzem eine No-go-Area, zum Glück ändert sich das jetzt. Es gab einfach zu viele Bordelle, zu viele Fenster - und mit ihnen zu viel kriminelles Potenzial. Die Polizei hatte längst die Oberhand verloren. Das Viertel muss wieder in Balance kommen."
Für Entkriminalisierung hätte eigentlich die Legalisierung der Prostitution vor rund 15 Jahren sorgen sollen. Seitdem sind Prostituierte, Sexklubbesitzer und Fenstervermieter legale Unternehmer in der sogenannten Relaxbranche - vorausgesetzt, es geht um volljährige Frauen, die sich freiwillig prostituieren und aus der EU stammen.
Doch schon zehn Jahre nach dieser Legalisierung ergab eine Untersuchung, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution nach wie vor blühen: Minderjährige Prostituierte aus Nicht-EU-Ländern verschwanden unkontrollierbar auf dem Strich oder unerreichbar in illegalen Sexklubs.
Kritik an Vorgehen
Ein Schicksal, von dem in Amsterdam durch das Schließen der Fenster nun weitere Frauen betroffen sind. Denn damit verlieren sie ihren transparenten und dadurch relativ sicheren Arbeitsplatz. Überall an den Fenstern sieht man Protestschilder: "Hände weg von den Wallen!" steht darauf. Und: "My body is my business."
Die Frauen selbst geben sich zurückhaltend. Sobald sie ein Mikrofon sehen, ziehen sie die Vorhänge zu.
Weitaus gesprächiger ist der 71-jährige Loek, der rund um den pittoresken Oudekerkplein Fenster vermietet. Doch mit diesem lukrativen Geschäft es bald vorbei: Denn auf dem Kirchplatz will die Stadt sogar sämtliche Fenster schließen lassen. Unerhört, findet der alte Loek:
"Die sind doch gestört da im Rathaus. Seit Menschengedenken gibt es hier auf diesem Kirchplatz Huren! Warum muss auf einmal alles anders werden?"
Bürgermeister van der Laan räumt ein, dass mit dem Lösen bestimmter Probleme neue entstehen können. Aber, so betont er: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der größte Teil der Bevölkerung stehe hinter ihm. Vorwürfe, die sprichwörtliche Toleranz und Liberalität von Amsterdam stehe auf dem Spiel, fegt er vom Tisch:
"Wir wollen der Kriminalität einen Riegel vorschieben und nicht die Prostitution abschaffen. Amsterdam ist und bleibt die liberalste Stadt der Welt!"
http://www.deutschlandfunk.de/niederlan ... _id=295958
Von Kerstin Schweighöfer
Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen"
Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen" soll entkriminalisiert werden.
Die Amsterdamer Altstadt soll aufgewertet werden - in dem malerischen Viertel müssen viele Bordelle und Fenster schicken Boutiquen oder Cafés weichen. Kritiker befürchten, dass die Frauen des Rotlichtviertels in unkontrollierbare Klubs oder auf den Strich verschwinden.
"Quartier Putain" - "Hurenviertel" heißt das kleine Café gleich gegenüber der Oude Kerk, der alten Kirche in der Amsterdamer Altstadt. Mitten auf den Wallen - dem berühmt-berüchtigten Amsterdamer Rotlichtviertel. Neben dem Café links eine Kindertagesstätte. Rechts Prostituierte in Reizwäsche hinter roterleuchteten Fenstern. Und dazwischen serviert Luc de Kok zusammen mit seinem Bruder Sahnetörtchen:
"Auch hinter unseren Fenstern standen vor Kurzem noch leicht bekleidete Mädchen, aber die mussten verschwinden. Daraufhin konnten wir hier einziehen und haben alles renoviert. Mit den Prostituierten, die geblieben sind, verstehen wir uns gut, sie passen nachts auf unser Café auf, falls jemand einbrechen will. Tagsüber passen wir ein bisschen auf sie auf."
Luc hat die Existenz seines Cafés den Stadtvätern von Amsterdam zu verdanken: Die haben 2008 auf den Wallen zu einer großen Aufräumaktion aufgerufen: 40 Prozent aller Fenster mit Prostituierten sollen verschwinden, Sexklubs und Coffeeshops müssen schließen. Prostituierte und Zuhälter, Dealer und Kiffer - sie machen Platz für Boutiquen und Ateliers, Restaurants, Cafés - und Kitas. Bis vor Kurzem hat auch Bürgermeister Eberhard van der Laan seinen jüngsten Sohn höchstpersönlich mit dem Auto zur Kita auf den Oudekerkplatz gebracht, so offenbarte er bei einem Empfang in seiner Amsterdamer Amtswohnung - und machte damit Werbung in eigener Sache.
"Das Viertel muss wieder in Balance kommen"
Von den 480 Rotlichtfenstern wurden bereits gut 100 geschlossen, weitere 100 sollen folgen. Die Stadt kauft die betreffenden Gebäude zusammen mit einer Wohnungsbaugesellschaft auf und lässt sie renovieren. Auf diese Weise soll das Rotlichtviertel aufgewertet und entkriminalisiert werden, erklärt der Bürgermeister:
"Immerhin geht es um den ältesten und malerischsten Teil von Amsterdam. Schon 1995 ergab eine Untersuchung, dass auf den Wallen mindestens 16 kriminelle Banden ihr Unwesen treiben. Für Investoren war das Gebiet bis Kurzem eine No-go-Area, zum Glück ändert sich das jetzt. Es gab einfach zu viele Bordelle, zu viele Fenster - und mit ihnen zu viel kriminelles Potenzial. Die Polizei hatte längst die Oberhand verloren. Das Viertel muss wieder in Balance kommen."
Für Entkriminalisierung hätte eigentlich die Legalisierung der Prostitution vor rund 15 Jahren sorgen sollen. Seitdem sind Prostituierte, Sexklubbesitzer und Fenstervermieter legale Unternehmer in der sogenannten Relaxbranche - vorausgesetzt, es geht um volljährige Frauen, die sich freiwillig prostituieren und aus der EU stammen.
Doch schon zehn Jahre nach dieser Legalisierung ergab eine Untersuchung, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution nach wie vor blühen: Minderjährige Prostituierte aus Nicht-EU-Ländern verschwanden unkontrollierbar auf dem Strich oder unerreichbar in illegalen Sexklubs.
Kritik an Vorgehen
Ein Schicksal, von dem in Amsterdam durch das Schließen der Fenster nun weitere Frauen betroffen sind. Denn damit verlieren sie ihren transparenten und dadurch relativ sicheren Arbeitsplatz. Überall an den Fenstern sieht man Protestschilder: "Hände weg von den Wallen!" steht darauf. Und: "My body is my business."
Die Frauen selbst geben sich zurückhaltend. Sobald sie ein Mikrofon sehen, ziehen sie die Vorhänge zu.
Weitaus gesprächiger ist der 71-jährige Loek, der rund um den pittoresken Oudekerkplein Fenster vermietet. Doch mit diesem lukrativen Geschäft es bald vorbei: Denn auf dem Kirchplatz will die Stadt sogar sämtliche Fenster schließen lassen. Unerhört, findet der alte Loek:
"Die sind doch gestört da im Rathaus. Seit Menschengedenken gibt es hier auf diesem Kirchplatz Huren! Warum muss auf einmal alles anders werden?"
Bürgermeister van der Laan räumt ein, dass mit dem Lösen bestimmter Probleme neue entstehen können. Aber, so betont er: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der größte Teil der Bevölkerung stehe hinter ihm. Vorwürfe, die sprichwörtliche Toleranz und Liberalität von Amsterdam stehe auf dem Spiel, fegt er vom Tisch:
"Wir wollen der Kriminalität einen Riegel vorschieben und nicht die Prostitution abschaffen. Amsterdam ist und bleibt die liberalste Stadt der Welt!"
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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18.9.2014
Amsterdam räumt sein Rotlichtviertel auf
Das berühmt-berüchtigte Viertel auf den Wallen soll entkriminalisiert und durch Restaurants und Kindergärten aufgewertet werden. Der Bürgermeister der Stadt betont dabei aber, dass die Prostitution nicht verboten werden soll
Amsterdam - "Quartier Putain" - "Hurenviertel" heißt das kleine Café gleich gegenüber der Oude Kerk, der alten Kirche in der Amsterdamer Altstadt. Es liegt mitten auf den Wallen - dem berühmten Rotlichtviertel, flankiert von einer Kindertagesstätte links und Prostituierten in Reizwäsche hinter Fenstern rechts. Dazwischen serviert Luc de Kok zusammen mit seinem Bruder Sahnetörtchen.
"Auch hinter unseren Fenstern standen vor kurzem noch leichtbekleidete Mädchen, aber die mussten verschwinden. Daraufhin konnten wir hier einziehen und haben alles renoviert", erzählt der junge Niederländer. "Mit den Prostituierten, die geblieben sind, verstehen wir uns gut, sie passen nachts auf unser Café auf, falls jemand einbrechen will. Tagsüber passen wir auf sie auf."
Platz für Cafés
Luc hat die Existenz seines Cafés den Stadtvätern von Amsterdam zu verdanken: Die haben 2008 auf den Wallen zu einer großen Aufräumaktion aufgerufen: 40 Prozent aller Fenster mit Prostituierten sollen verschwinden, Sexclubs und Coffeeshops müssen schließen. Prostituierte und Zuhälter, Dealer und Kiffer - alle machen Platz für Boutiquen, Ateliers, Cafés und Restaurants.
Von den 480 Rotlichtfenstern wurden bereits an die 100 geschlossen, weitere 100 sollen folgen. Die Stadt kauft die betreffenden Gebäude zusammen mit einer Wohnungsbaugesellschaft auf und lässt sie renovieren. "Auf diese Weise wollen wir das Rotlichtviertel aufwerten und entkriminalisieren", erklärt Bürgermeister Eberhard van der Laan.
Immerhin gehe es um den ältesten und malerischsten Teil von Amsterdam, der zu den größten Touristenattraktionen der Stadt zählt. Aber bereits 1995 hatte eine Untersuchung ergeben, dass auf den Wallen mindestens 16 kriminelle Banden agieren. Für Investoren war das Gebiet bis vor kurzem eine No-go-Area. "Zum Glück ändert sich das jetzt", so der Bürgermeister. "Es gab zu viele Bordelle, zu viele Fenster - und mit ihnen kriminelles Potenzial. Die Polizei hatte die Oberhand verloren. Das Viertel muss in Balance kommen."
Menschenhandel blüht
Für Entkriminalisierung hätte eigentlich die Legalisierung der Prostitution vor rund 15 Jahren sorgen sollen. Seitdem sind Prostituierte, Sexclubbesitzer und Fenstervermieter legale Unternehmer in der sogenannten Relaxbranche - vorausgesetzt, es geht um volljährige Frauen, die sich freiwillig prostituieren und aus der EU stammen. Doch schon zehn Jahre nach dieser Legalisierung ergab eine Untersuchung, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution nach wie vor blühen: Minderjährige Prostituierte aus Nicht-EU-Ländern verschwanden unkontrollierbar auf dem Strich oder unerreichbar in illegalen Sexclubs.
Ein Schicksal, von dem in Amsterdam durch das Schließen der Fenster nun weitere Frauen betroffen sind. Denn damit verlieren sie ihren transparenten und dadurch relativ sicheren Arbeitsplatz. Überall an den Fenstern sieht man Protestschilder: "Hände weg von den Wallen!" steht etwa darauf. Die Frauen selbst geben sich zurückhaltend. Sobald sie ein Mikrofon oder eine Kamera sehen, ziehen sie die Vorhänge zu.
Bürgermeister: "Auf dem richtigen Weg"
Gesprächiger ist der 71-jährige Loek, der rund um den pittoresken Oudekerksplein Fenster vermietet. Tagsüber von neun bis 19 Uhr kosten sie 90 Euro. Nachts von 19 Uhr abends bis sechs Uhr morgens 140 Euro. Doch mit diesem lukrativen Geschäft ist es bald vorbei: Auf dem Kirchplatz will die Stadt sämtliche Fenster schließen lassen. "Unerhört!", schimpft Loek: "Die sind doch gestört im Rathaus! Seit Menschengedenken gibt es hier auf dem Kirchplatz Huren!"
Bürgermeister van der Laan räumt ein, dass mit dem Lösen bestimmter Probleme neue entstehen können. Aber er betont: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der größte Teil der Bevölkerung stehe hinter ihm. Vorwürfe, die Toleranz und Liberalität der Stadt stünden auf dem Spiel, fegt er vom Tisch: "Wir wollen der Kriminalität einen Riegel vorschieben und nicht die Prostitution abschaffen! Amsterdam ist und bleibt die liberalste Stadt der Welt!"
http://derstandard.at/2000005716931/Ams ... uf?ref=rss
Amsterdam räumt sein Rotlichtviertel auf
Das berühmt-berüchtigte Viertel auf den Wallen soll entkriminalisiert und durch Restaurants und Kindergärten aufgewertet werden. Der Bürgermeister der Stadt betont dabei aber, dass die Prostitution nicht verboten werden soll
Amsterdam - "Quartier Putain" - "Hurenviertel" heißt das kleine Café gleich gegenüber der Oude Kerk, der alten Kirche in der Amsterdamer Altstadt. Es liegt mitten auf den Wallen - dem berühmten Rotlichtviertel, flankiert von einer Kindertagesstätte links und Prostituierten in Reizwäsche hinter Fenstern rechts. Dazwischen serviert Luc de Kok zusammen mit seinem Bruder Sahnetörtchen.
"Auch hinter unseren Fenstern standen vor kurzem noch leichtbekleidete Mädchen, aber die mussten verschwinden. Daraufhin konnten wir hier einziehen und haben alles renoviert", erzählt der junge Niederländer. "Mit den Prostituierten, die geblieben sind, verstehen wir uns gut, sie passen nachts auf unser Café auf, falls jemand einbrechen will. Tagsüber passen wir auf sie auf."
Platz für Cafés
Luc hat die Existenz seines Cafés den Stadtvätern von Amsterdam zu verdanken: Die haben 2008 auf den Wallen zu einer großen Aufräumaktion aufgerufen: 40 Prozent aller Fenster mit Prostituierten sollen verschwinden, Sexclubs und Coffeeshops müssen schließen. Prostituierte und Zuhälter, Dealer und Kiffer - alle machen Platz für Boutiquen, Ateliers, Cafés und Restaurants.
Von den 480 Rotlichtfenstern wurden bereits an die 100 geschlossen, weitere 100 sollen folgen. Die Stadt kauft die betreffenden Gebäude zusammen mit einer Wohnungsbaugesellschaft auf und lässt sie renovieren. "Auf diese Weise wollen wir das Rotlichtviertel aufwerten und entkriminalisieren", erklärt Bürgermeister Eberhard van der Laan.
Immerhin gehe es um den ältesten und malerischsten Teil von Amsterdam, der zu den größten Touristenattraktionen der Stadt zählt. Aber bereits 1995 hatte eine Untersuchung ergeben, dass auf den Wallen mindestens 16 kriminelle Banden agieren. Für Investoren war das Gebiet bis vor kurzem eine No-go-Area. "Zum Glück ändert sich das jetzt", so der Bürgermeister. "Es gab zu viele Bordelle, zu viele Fenster - und mit ihnen kriminelles Potenzial. Die Polizei hatte die Oberhand verloren. Das Viertel muss in Balance kommen."
Menschenhandel blüht
Für Entkriminalisierung hätte eigentlich die Legalisierung der Prostitution vor rund 15 Jahren sorgen sollen. Seitdem sind Prostituierte, Sexclubbesitzer und Fenstervermieter legale Unternehmer in der sogenannten Relaxbranche - vorausgesetzt, es geht um volljährige Frauen, die sich freiwillig prostituieren und aus der EU stammen. Doch schon zehn Jahre nach dieser Legalisierung ergab eine Untersuchung, dass Menschenhandel und Zwangsprostitution nach wie vor blühen: Minderjährige Prostituierte aus Nicht-EU-Ländern verschwanden unkontrollierbar auf dem Strich oder unerreichbar in illegalen Sexclubs.
Ein Schicksal, von dem in Amsterdam durch das Schließen der Fenster nun weitere Frauen betroffen sind. Denn damit verlieren sie ihren transparenten und dadurch relativ sicheren Arbeitsplatz. Überall an den Fenstern sieht man Protestschilder: "Hände weg von den Wallen!" steht etwa darauf. Die Frauen selbst geben sich zurückhaltend. Sobald sie ein Mikrofon oder eine Kamera sehen, ziehen sie die Vorhänge zu.
Bürgermeister: "Auf dem richtigen Weg"
Gesprächiger ist der 71-jährige Loek, der rund um den pittoresken Oudekerksplein Fenster vermietet. Tagsüber von neun bis 19 Uhr kosten sie 90 Euro. Nachts von 19 Uhr abends bis sechs Uhr morgens 140 Euro. Doch mit diesem lukrativen Geschäft ist es bald vorbei: Auf dem Kirchplatz will die Stadt sämtliche Fenster schließen lassen. "Unerhört!", schimpft Loek: "Die sind doch gestört im Rathaus! Seit Menschengedenken gibt es hier auf dem Kirchplatz Huren!"
Bürgermeister van der Laan räumt ein, dass mit dem Lösen bestimmter Probleme neue entstehen können. Aber er betont: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Der größte Teil der Bevölkerung stehe hinter ihm. Vorwürfe, die Toleranz und Liberalität der Stadt stünden auf dem Spiel, fegt er vom Tisch: "Wir wollen der Kriminalität einen Riegel vorschieben und nicht die Prostitution abschaffen! Amsterdam ist und bleibt die liberalste Stadt der Welt!"
http://derstandard.at/2000005716931/Ams ... uf?ref=rss
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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25.9.2014
SEX TOYS SPARK FIGHT BETWEEN RED LIGHT DISTRICT AND AMSTERDAM MAYOR
New regulations concerning the hygiene of sex toys have irked Red Light District window operators, who are now appealing the rules change by Amsterdam Mayor Eberhard van der Laan. As part of the new licensing conditions, operators are responsible for ensuring that sex toys maintain proper hygiene standards instead of the sex workers who use them.
Under the united front Wallen Ondernemers Prostitutie (WOP) window operators say the responsibility for the cleanliness of sex toys should rest with the people who rent the windows, and they have filed an official complaint with the city over the change, according to the Telegraaf. The group is named for the Wallen, a nickname for Amsterdam’s largest Red Light District, and the entrepreneurs working in prostitution there.
In July 2013, new regulations imposed much stricter rules on window operators across the Red Light District. To receive a license, operators must ensure that each window is adequately supplied with clean towels, condoms and disinfectant soap, with checks carried out eight times annually. The addition of sex toy hygiene proved to be too much for operators, they said.
"I understand that the rooms that are rented must be kept clean and tidy," said WOP spokesman and window operator Jan Broers.
"But now, every time I have to check a dildo to make sure it has or hasn t been used?"
The WOP has requested a municipal evaluation of the regulations, and for a suspension of the new rules. The group also claims that new regulations will cost operators millions of euros.
The mayor has not yet responded to the group, but according to a spokesperson, he is aware of the arguments put forth by the WOP.
http://www.nltimes.nl/2014/09/25/sex-to ... operators/
25.09.14
NL/Amsterdam: Hygiene-Regeln für Umgang mit Sexspielzeug im Rotlichtviertel
Der Amsterdamer Bürgermeister Eberhard van der Laan hat den Betreibern im Rotlichtviertel der Stadt neue Hygiene-Regeln für den Umgang mit Sexspielzeug im Betrieb mit auf den Weg gegeben.
In Zukunft ist nämlich der Betreiber selbst für den korrekten und hygienischen Umgang mit den Sexspielzeugen verantwortlich und nicht mehr die Sexarbeiterin, die diese Teile benutzt. Die Betreiber haben sich nun zusammen getan und protestieren bei der Stadt wegen dieser Verordnung.
Ein Betreiber sagt, er könne verstehen, dass er dafür Sorge tragen muss, dass die Arbeitszimmer sauber sind. Er sehe aber nicht ein, dass er einen Dildo nach jedem Gebrauch kontrollieren und reinigen solle.
http://www.shortnews.de/id/1111489/nl-a ... chtviertel
SEX TOYS SPARK FIGHT BETWEEN RED LIGHT DISTRICT AND AMSTERDAM MAYOR
New regulations concerning the hygiene of sex toys have irked Red Light District window operators, who are now appealing the rules change by Amsterdam Mayor Eberhard van der Laan. As part of the new licensing conditions, operators are responsible for ensuring that sex toys maintain proper hygiene standards instead of the sex workers who use them.
Under the united front Wallen Ondernemers Prostitutie (WOP) window operators say the responsibility for the cleanliness of sex toys should rest with the people who rent the windows, and they have filed an official complaint with the city over the change, according to the Telegraaf. The group is named for the Wallen, a nickname for Amsterdam’s largest Red Light District, and the entrepreneurs working in prostitution there.
In July 2013, new regulations imposed much stricter rules on window operators across the Red Light District. To receive a license, operators must ensure that each window is adequately supplied with clean towels, condoms and disinfectant soap, with checks carried out eight times annually. The addition of sex toy hygiene proved to be too much for operators, they said.
"I understand that the rooms that are rented must be kept clean and tidy," said WOP spokesman and window operator Jan Broers.
"But now, every time I have to check a dildo to make sure it has or hasn t been used?"
The WOP has requested a municipal evaluation of the regulations, and for a suspension of the new rules. The group also claims that new regulations will cost operators millions of euros.
The mayor has not yet responded to the group, but according to a spokesperson, he is aware of the arguments put forth by the WOP.
http://www.nltimes.nl/2014/09/25/sex-to ... operators/
25.09.14
NL/Amsterdam: Hygiene-Regeln für Umgang mit Sexspielzeug im Rotlichtviertel
Der Amsterdamer Bürgermeister Eberhard van der Laan hat den Betreibern im Rotlichtviertel der Stadt neue Hygiene-Regeln für den Umgang mit Sexspielzeug im Betrieb mit auf den Weg gegeben.
In Zukunft ist nämlich der Betreiber selbst für den korrekten und hygienischen Umgang mit den Sexspielzeugen verantwortlich und nicht mehr die Sexarbeiterin, die diese Teile benutzt. Die Betreiber haben sich nun zusammen getan und protestieren bei der Stadt wegen dieser Verordnung.
Ein Betreiber sagt, er könne verstehen, dass er dafür Sorge tragen muss, dass die Arbeitszimmer sauber sind. Er sehe aber nicht ein, dass er einen Dildo nach jedem Gebrauch kontrollieren und reinigen solle.
http://www.shortnews.de/id/1111489/nl-a ... chtviertel
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.
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- Beiträge: 7426
- Registriert: 07.09.2009, 04:52
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Rotlicht für die Stadtkasse
Amsterdam plant städtisches Bordell
In Amsterdams Rotlichtviertel sollen Prostituierte bald städtische Räume anmieten können.
VON HELMUT HETZEL
Die Stadt Amsterdam hat ein neues Tätigkeitsfeld entdeckt. Sie will im weltberühmten Rotlichtviertel künftig selbst ein Bordell betreiben, in dem mindestens 50 Prostituierte arbeiten sollen. Sicher und hygienisch, und quasi im Dienste der Stadt. Denn sie müssen die Miete für ihre mit rotem Licht ausgeleuchteten Etablissements an die Stadtkasse zahlen.
Böse Zungen sprechen schon davon, dass sich die Stadtverwaltung nun als Zuhälter betätigen will und an den Damen aus dem horizontalen Gewerbe Geld verdienen möchte. Bürgermeister Eberhard van der Laan jedenfalls schreibt in einem Brief an den Stadtrat, dass er 50 Zimmer in fünf verschiedenen Gebäuden im Rotlichtbezirk den Damen aus dem ältesten Gewerbe der Welt zur Verfügung stellen, sprich vermieten will. Die ,,Sexarbeiterinnen“, wie der Bürgermeister die Prostituierten nennt, sollen dort ,,unter guten Arbeitsbedingungen‘‘ anschaffen können.
,,Ich finde das eine tolle Idee. Die Stadt traut sich was,‘‘ sagt die Ex-Prostituierte Mariksa Majoor, die nun mit ,,Proud‘‘ eine Stiftung für die Rechte der Prostituierten gegründet hat. ,,Hoffentlich werden die Betten und die Zimmer im städtischen Bordell etwas größer. Es ist eine spannende Entwicklung.‘‘ Schon im Juli soll das städtische Bordell in Amsterdam seine Türen öffnen. Erwartet wird, dass vor allem ,,selbstständige Prostituierte, die ohne Zuhälter und oft nur gelegentlich arbeiten,‘‘ von der neuen Möglichkeit, sich ein Zimmer zum Anschaffen bei der Stadt zu mieten, Gebrauch machen werden. „Es sind meist Frauen, die nur ein paar Wochen hinter dem Fenster stehen, um in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen, die sich für das städtische Bordell interessieren dürften“, meint Mariska Majoor.
Förderung der Selbstständigkeit
Doch der Sozialarbeiter Frits Rouvoet, der im Amsterdamer Red Light District viele Prostituierte betreut, ist skeptisch. Er fragt: ,,Wer kann denn der Stadt die Garantie geben, dass alle Frauen, die in den von der Stadt vermieteten Zimmern anschaffen, das auch freiwillig tun? Wie kann man das überhaupt kontrollieren?‘‘, gibt er zu bedenken.
Diese Problematik ist auch Bürgermeister van der Laan bewusst. Er hat daher schon eine Hilfsorganisation für die Prostituierten namens ,,Querido‘‘ gründen lassen. Die Mitarbeiter von Querido sollen die Sexarbeiterinnen mit Rat und Tat begleiten und ihnen als finanzielle und steuerliche Ratgeber zur Seite stehen. Im Idealfall sollen die Prostituierten zu Ein-Frau-Unternehmerinnen ausgebildet werden. Sie könnten auch im Auftrag der Stadt das städtische Bordell als Unternehmerinnen gemeinsam betreiben, so eine Überlegung.
Im Amsterdamer Stadtrat jedenfalls ist man mehrheitlich voller Lob über die Initiative des Bürgermeisters. „Das ist ein wichtiger Schritt. Die Sexarbeiterinnen können dann ihrem Beruf sicher und selbstständig nachgehen. Das ist ein großer Fortschritt“, so der einhellige und parteiübergreifende Tenor zur Amsterdamer Bordellinitiative.
http://www.wort.lu/de/panorama/rotlicht ... 6a8ce53297
Amsterdam plant städtisches Bordell
In Amsterdams Rotlichtviertel sollen Prostituierte bald städtische Räume anmieten können.
VON HELMUT HETZEL
Die Stadt Amsterdam hat ein neues Tätigkeitsfeld entdeckt. Sie will im weltberühmten Rotlichtviertel künftig selbst ein Bordell betreiben, in dem mindestens 50 Prostituierte arbeiten sollen. Sicher und hygienisch, und quasi im Dienste der Stadt. Denn sie müssen die Miete für ihre mit rotem Licht ausgeleuchteten Etablissements an die Stadtkasse zahlen.
Böse Zungen sprechen schon davon, dass sich die Stadtverwaltung nun als Zuhälter betätigen will und an den Damen aus dem horizontalen Gewerbe Geld verdienen möchte. Bürgermeister Eberhard van der Laan jedenfalls schreibt in einem Brief an den Stadtrat, dass er 50 Zimmer in fünf verschiedenen Gebäuden im Rotlichtbezirk den Damen aus dem ältesten Gewerbe der Welt zur Verfügung stellen, sprich vermieten will. Die ,,Sexarbeiterinnen“, wie der Bürgermeister die Prostituierten nennt, sollen dort ,,unter guten Arbeitsbedingungen‘‘ anschaffen können.
,,Ich finde das eine tolle Idee. Die Stadt traut sich was,‘‘ sagt die Ex-Prostituierte Mariksa Majoor, die nun mit ,,Proud‘‘ eine Stiftung für die Rechte der Prostituierten gegründet hat. ,,Hoffentlich werden die Betten und die Zimmer im städtischen Bordell etwas größer. Es ist eine spannende Entwicklung.‘‘ Schon im Juli soll das städtische Bordell in Amsterdam seine Türen öffnen. Erwartet wird, dass vor allem ,,selbstständige Prostituierte, die ohne Zuhälter und oft nur gelegentlich arbeiten,‘‘ von der neuen Möglichkeit, sich ein Zimmer zum Anschaffen bei der Stadt zu mieten, Gebrauch machen werden. „Es sind meist Frauen, die nur ein paar Wochen hinter dem Fenster stehen, um in kurzer Zeit viel Geld zu verdienen, die sich für das städtische Bordell interessieren dürften“, meint Mariska Majoor.
Förderung der Selbstständigkeit
Doch der Sozialarbeiter Frits Rouvoet, der im Amsterdamer Red Light District viele Prostituierte betreut, ist skeptisch. Er fragt: ,,Wer kann denn der Stadt die Garantie geben, dass alle Frauen, die in den von der Stadt vermieteten Zimmern anschaffen, das auch freiwillig tun? Wie kann man das überhaupt kontrollieren?‘‘, gibt er zu bedenken.
Diese Problematik ist auch Bürgermeister van der Laan bewusst. Er hat daher schon eine Hilfsorganisation für die Prostituierten namens ,,Querido‘‘ gründen lassen. Die Mitarbeiter von Querido sollen die Sexarbeiterinnen mit Rat und Tat begleiten und ihnen als finanzielle und steuerliche Ratgeber zur Seite stehen. Im Idealfall sollen die Prostituierten zu Ein-Frau-Unternehmerinnen ausgebildet werden. Sie könnten auch im Auftrag der Stadt das städtische Bordell als Unternehmerinnen gemeinsam betreiben, so eine Überlegung.
Im Amsterdamer Stadtrat jedenfalls ist man mehrheitlich voller Lob über die Initiative des Bürgermeisters. „Das ist ein wichtiger Schritt. Die Sexarbeiterinnen können dann ihrem Beruf sicher und selbstständig nachgehen. Das ist ein großer Fortschritt“, so der einhellige und parteiübergreifende Tenor zur Amsterdamer Bordellinitiative.
http://www.wort.lu/de/panorama/rotlicht ... 6a8ce53297
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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16.2.2015
Amsterdam: Das Bordell als mitarbeitergeführtes Unternehmen
Eine Adresse gibt es bereits: Oudezijds Achterburgwal, Stadtteil De Wallen, im Zentrum von Amsterdam. Dort soll in den kommenden Monaten ein Bordell entstehen, das von Prostituierten selbst geführt wird. Keine Zuhälter, keine Gewalt, kein Zwang. Stattdessen Prostituierte, die ihre eigene Firma betreiben. Es wäre das erste Bordell dieser Art in den Niederlanden.
In der vergangenen Woche beschloss der Stadtrat, die Möglichkeiten für eine solche Einrichtung zu untersuchen. "Schon seit mehreren Jahren gibt es unter Sexarbeitern den Wunsch, einen eigenen Betrieb zu beginnen", sagt Jasper Karman, der Sprecher von Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan. Die Stadt unterstützt die Idee - und könnte sogar Vermieter der Räume werden.
In den vergangenen Jahren wurden viele der typischen roten Fenster in Amsterdam geschlossen, hinter denen Prostituierte auf Kunden warten. Die Gebäude wurden zu Wohnungen oder Restaurants - doch Menschenhandel, Ausbeutung und Zwangsprostitution wurden damit nicht aus der Welt geschafft.
"Missstände in der Prostitution anpacken"
"Das Konzept passt zu den Bemühungen der Stadtverwaltung, die Missstände in der Prostitution anzupacken", erklärt Karman. Ein solches Unternehmen hätte den Vorteil, dass die Prostituierten selbst die Bedingungen bestimmen, zu denen sie arbeiten. Sie könnten zum Beispiel so auch über Arbeitszeiten entscheiden.
Bisher scheiterte die Idee vor allem aus zwei Gründen: Es fehlten die Räumlichkeiten und die fachliche Unterstützung. Nun scheint es eine Lösung für beide Probleme zu geben. Am Oudezijds Achterburgwal besitzt die Gemeinde vier Gebäude, ein weiteres im Westen der Innenstadt. Dort könnten insgesamt rund fünfzig Prostituierte arbeiten.
Zurzeit wird ein Käufer gesucht, der die Immobilien an eine Gruppe Prostituierter vermieten könnte. Sollte sich niemand finden, wäre als letzte Möglichkeit schließlich auch die Stadtverwaltung bereit, die Gebäude zu vermieten, sagt Sprecher Karman. Die Gemeinde würde wohl an eine Stiftung oder ein Unternehmen vermieten, in der oder dem sich die Prostituierten zusammenschließen müssten.
Die zweite Schwierigkeit, die praktische Umsetzung, könnte die Organisation HVO Querido aus dem Weg räumen. Die Mitarbeiter unterstützen Prostituierte, Opfer von Menschenhandel und Obdachlose. Sollte das Bordell eröffnet werden, könnte HVO Querido für die Weiterbildung der Prostituierten sorgen. Sie müssen lernen, wie man ein Unternehmen führt, die Verwaltung organisiert, rechtliche Fragen klärt. Anfangs würden sie wohl von der Organisation unterstützt, später sollen sie den Betrieb alleine führen.
Der Betrieb könnte im Juli beginnen
In den nächsten Monaten werden HVO Querido und die Stadtverwaltung Details des Projekts erarbeiten: Welche juristische Form könnte das Bordell haben? Welches Unternehmensmodell dahinter stecken? Welche Risiken gingen Gemeinde und Prostituierte ein? Wenn sich dabei keine Schwierigkeiten mehr ergeben, könnte der Betrieb im Juli dieses Jahres beginnen.
Marjan Wijers, Expertin und Aktivistin auf dem Gebiet von Frauenrechten, hält das Konzept für keine schlechte Idee. Sie weist aber auch darauf hin, dass die meisten Prostituierten bereits als Selbstständige arbeiten würden. Es gehe bei dem neuen Konzept "um Sexarbeiter, die selbst die Macht über ihren Arbeitsplatz bekommen sollen, ohne von einem Unternehmer abhängig zu sein", sagt sie.
In den Niederlanden brauchen Bordellbetreiber eine Genehmigung ihrer Gemeinde. Die Bundesregierung beschloss in der vergangenen Woche, das deutsche Prostitutionsgesetz zu reformieren, Bordelle brauchen dann auch hierzulande eine Betriebsgenehmigung, Prostituierte müssen ein Gewerbe anmelden.
Das Problem in den Niederlanden: Es werden kaum noch neue Genehmigungen vergeben, Prostituierte sind gezwungen, in den bestehenden Bordellen zu arbeiten. Dort müssen sie oft die Hälfte der Einnahmen an den Betreiber abgeben. Oder sie zahlen "irre hohe Zimmermieten", sagt Wijers. "Der Straßenstrich ist die einzige Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten."
Weil die meisten Gemeinden Straßenprostitution zurückgedrängt haben, besteht auch diese Möglichkeit kaum noch. "Man muss kein Hellseher sein, um voraussagen zu können, dass das nicht nur zu hohen Zimmerpreisen führt, die nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen stehen - sondern auch zu Machtmissbrauch und Willkür."
http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 17439.html
Amsterdam: Das Bordell als mitarbeitergeführtes Unternehmen
Eine Adresse gibt es bereits: Oudezijds Achterburgwal, Stadtteil De Wallen, im Zentrum von Amsterdam. Dort soll in den kommenden Monaten ein Bordell entstehen, das von Prostituierten selbst geführt wird. Keine Zuhälter, keine Gewalt, kein Zwang. Stattdessen Prostituierte, die ihre eigene Firma betreiben. Es wäre das erste Bordell dieser Art in den Niederlanden.
In der vergangenen Woche beschloss der Stadtrat, die Möglichkeiten für eine solche Einrichtung zu untersuchen. "Schon seit mehreren Jahren gibt es unter Sexarbeitern den Wunsch, einen eigenen Betrieb zu beginnen", sagt Jasper Karman, der Sprecher von Amsterdams Bürgermeister Eberhard van der Laan. Die Stadt unterstützt die Idee - und könnte sogar Vermieter der Räume werden.
In den vergangenen Jahren wurden viele der typischen roten Fenster in Amsterdam geschlossen, hinter denen Prostituierte auf Kunden warten. Die Gebäude wurden zu Wohnungen oder Restaurants - doch Menschenhandel, Ausbeutung und Zwangsprostitution wurden damit nicht aus der Welt geschafft.
"Missstände in der Prostitution anpacken"
"Das Konzept passt zu den Bemühungen der Stadtverwaltung, die Missstände in der Prostitution anzupacken", erklärt Karman. Ein solches Unternehmen hätte den Vorteil, dass die Prostituierten selbst die Bedingungen bestimmen, zu denen sie arbeiten. Sie könnten zum Beispiel so auch über Arbeitszeiten entscheiden.
Bisher scheiterte die Idee vor allem aus zwei Gründen: Es fehlten die Räumlichkeiten und die fachliche Unterstützung. Nun scheint es eine Lösung für beide Probleme zu geben. Am Oudezijds Achterburgwal besitzt die Gemeinde vier Gebäude, ein weiteres im Westen der Innenstadt. Dort könnten insgesamt rund fünfzig Prostituierte arbeiten.
Zurzeit wird ein Käufer gesucht, der die Immobilien an eine Gruppe Prostituierter vermieten könnte. Sollte sich niemand finden, wäre als letzte Möglichkeit schließlich auch die Stadtverwaltung bereit, die Gebäude zu vermieten, sagt Sprecher Karman. Die Gemeinde würde wohl an eine Stiftung oder ein Unternehmen vermieten, in der oder dem sich die Prostituierten zusammenschließen müssten.
Die zweite Schwierigkeit, die praktische Umsetzung, könnte die Organisation HVO Querido aus dem Weg räumen. Die Mitarbeiter unterstützen Prostituierte, Opfer von Menschenhandel und Obdachlose. Sollte das Bordell eröffnet werden, könnte HVO Querido für die Weiterbildung der Prostituierten sorgen. Sie müssen lernen, wie man ein Unternehmen führt, die Verwaltung organisiert, rechtliche Fragen klärt. Anfangs würden sie wohl von der Organisation unterstützt, später sollen sie den Betrieb alleine führen.
Der Betrieb könnte im Juli beginnen
In den nächsten Monaten werden HVO Querido und die Stadtverwaltung Details des Projekts erarbeiten: Welche juristische Form könnte das Bordell haben? Welches Unternehmensmodell dahinter stecken? Welche Risiken gingen Gemeinde und Prostituierte ein? Wenn sich dabei keine Schwierigkeiten mehr ergeben, könnte der Betrieb im Juli dieses Jahres beginnen.
Marjan Wijers, Expertin und Aktivistin auf dem Gebiet von Frauenrechten, hält das Konzept für keine schlechte Idee. Sie weist aber auch darauf hin, dass die meisten Prostituierten bereits als Selbstständige arbeiten würden. Es gehe bei dem neuen Konzept "um Sexarbeiter, die selbst die Macht über ihren Arbeitsplatz bekommen sollen, ohne von einem Unternehmer abhängig zu sein", sagt sie.
In den Niederlanden brauchen Bordellbetreiber eine Genehmigung ihrer Gemeinde. Die Bundesregierung beschloss in der vergangenen Woche, das deutsche Prostitutionsgesetz zu reformieren, Bordelle brauchen dann auch hierzulande eine Betriebsgenehmigung, Prostituierte müssen ein Gewerbe anmelden.
Das Problem in den Niederlanden: Es werden kaum noch neue Genehmigungen vergeben, Prostituierte sind gezwungen, in den bestehenden Bordellen zu arbeiten. Dort müssen sie oft die Hälfte der Einnahmen an den Betreiber abgeben. Oder sie zahlen "irre hohe Zimmermieten", sagt Wijers. "Der Straßenstrich ist die einzige Möglichkeit, selbstständig zu arbeiten."
Weil die meisten Gemeinden Straßenprostitution zurückgedrängt haben, besteht auch diese Möglichkeit kaum noch. "Man muss kein Hellseher sein, um voraussagen zu können, dass das nicht nur zu hohen Zimmerpreisen führt, die nicht mehr im Verhältnis zu den Einnahmen stehen - sondern auch zu Machtmissbrauch und Willkür."
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So after the big news that Amsterdam wants to offer sex workers 19 windows to start their own brothels, many people were happy about that. I am skeptical about it. After all, after the brothel ban was lifted in 2000 Amsterdam had about 510 prostitution windows, right now there are only 395 left of those, as a result of Project 1012.
http://behindtheredlightdistrict.blogsp ... -math.html
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25.2.2015
Prostituierte als Geschäftsfrauen
Amsterdam will Bordell ohne Zuhälter eröffnen - Sex-Arbeiterinnen sollen Betrieb selbst führen
Amsterdam hat massive Probleme mit Zwangsprostitution und Menschenhandel. Deshalb geht die Stadt neue Wege. Sie will ein Bordell eröffnen, das von den Prostituierten in Eigenregie betrieben wird. Dafür hat die Verwaltung selbst Gebäude gekauft.
Was hat der Bürgermeister nicht alles versucht: Die typischen roten Fenster, hinter denen Prostituierte ihre Dienste anbieten, wurden teilweise geschlossen. Er hat Teams aus Polizei-Ermittlern, Staatsanwälten und Mitarbeitern des Ordnungsamts zusammengestellt, die die Hotelbetreiber in Amsterdams Rotlichtviertel kontrollieren. Trotzdem sind die Probleme mit Menschenhandel und Zwangsprostitution nicht verschwunden. Nun will die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Eberhard van der Laan einen wohl einzigartigen Versuch wagen: In wenigen Monaten könnte in Amsterdam ein Bordell eröffnen, das von Prostituierten selbst betrieben wird – ohne Zuhälter, Zwang und Ausbeutung.
Anfang Februar entschied der Stadtrat, die konkrete Umsetzung des Projektes zu untersuchen: Welche Rechtsform kommt infrage? Wie muss das Geschäftsmodell aussehen? Welche Risiken bestehen? Wenn alles rund läuft, könnten die Häuser im Juli öffnen.
"Schon seit mehreren Jahren gibt es unter den Sex-Arbeiterinnen den Wunsch, einen eigenen Betrieb zu beginnen", sagt Jasper Karman, Sprecher von Bürgermeister van der Laan. In diesen Gesprächen sei deutlich geworden, dass viele Prostituierte gerne mehr mitbestimmen wollen, etwa über die Höhe der Zimmermieten. Bisher hätten aber geeignete Räumlichkeiten gefehlt, erklärt Karman. Inzwischen hat die Gemeinde fünf Gebäude aufgekauft, in denen bis zu 50 Prostituiere arbeiten könnten. Zurzeit sucht die Verwaltung einen Käufer der Objekte, der an die Prostituierten vermieten könnte. Sollte sich niemand finden, träte die Stadt selbst als Vermieter auf.
In den Niederlanden ist Prostitution seit 2000 erlaubt. Durch die Legalisierung sollte die Branche transparenter werden, so dass Missstände einfacher verfolgt werden konnten. Schätzungen zufolge arbeiten landesweit etwa 20 000 Prostituierte, davon 8000 in Amsterdam. Experten schätzen, dass davon die Hälfte Opfer von Menschenhandel oder Zwangsprostitution sein könnten.
Zurzeit arbeiten Parlament und Behörden an einer Verschärfung der Regeln, etwa an einem Register von Unternehmern, die bereits wegen Gesetzesverstößen aufgefallen sind. In den Niederlanden brauchen Nachtclubs und Bordelle eine Genehmigung der Kommune. Eine ähnliche Regelung soll auch in Deutschland kommen. Die Bundesregierung beschloss Anfang Februar, das Prostitutionsgesetz zu ändern. Dann brauchen Bordellbetreiber eine Betriebserlaubnis; Prostituiere sollen sich regelmäßig bei Behörden oder anerkannten Beratungsstellen anmelden.
In den Niederlanden habe die Erlaubnispflicht allerdings zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geführt, kritisieren Experten. Weil kaum noch neue Genehmigungen vergeben werden, seien Prostituierte auf Unternehmen mit Genehmigung angewiesen, erklärt Marjan Wijers, Expertin und Aktivistin für Frauenrechte. Dadurch seien die Zimmermieten in den Bordells explodiert. "Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, dass das auch zu Machtmissbrauch und Willkür führte", sagt Wijers. In einem Bordell, das von Prostituierten geführt wird, könnten sie selbst die Zimmermieten festlegen. "Es geht darum, selbst die Macht über ihren Arbeitsplatz zu bekommen, ohne von einem Unternehmer abhängig zu sein."
http://www.saarbruecker-zeitung.de/nach ... 21,5642698
Prostituierte als Geschäftsfrauen
Amsterdam will Bordell ohne Zuhälter eröffnen - Sex-Arbeiterinnen sollen Betrieb selbst führen
Amsterdam hat massive Probleme mit Zwangsprostitution und Menschenhandel. Deshalb geht die Stadt neue Wege. Sie will ein Bordell eröffnen, das von den Prostituierten in Eigenregie betrieben wird. Dafür hat die Verwaltung selbst Gebäude gekauft.
Was hat der Bürgermeister nicht alles versucht: Die typischen roten Fenster, hinter denen Prostituierte ihre Dienste anbieten, wurden teilweise geschlossen. Er hat Teams aus Polizei-Ermittlern, Staatsanwälten und Mitarbeitern des Ordnungsamts zusammengestellt, die die Hotelbetreiber in Amsterdams Rotlichtviertel kontrollieren. Trotzdem sind die Probleme mit Menschenhandel und Zwangsprostitution nicht verschwunden. Nun will die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Eberhard van der Laan einen wohl einzigartigen Versuch wagen: In wenigen Monaten könnte in Amsterdam ein Bordell eröffnen, das von Prostituierten selbst betrieben wird – ohne Zuhälter, Zwang und Ausbeutung.
Anfang Februar entschied der Stadtrat, die konkrete Umsetzung des Projektes zu untersuchen: Welche Rechtsform kommt infrage? Wie muss das Geschäftsmodell aussehen? Welche Risiken bestehen? Wenn alles rund läuft, könnten die Häuser im Juli öffnen.
"Schon seit mehreren Jahren gibt es unter den Sex-Arbeiterinnen den Wunsch, einen eigenen Betrieb zu beginnen", sagt Jasper Karman, Sprecher von Bürgermeister van der Laan. In diesen Gesprächen sei deutlich geworden, dass viele Prostituierte gerne mehr mitbestimmen wollen, etwa über die Höhe der Zimmermieten. Bisher hätten aber geeignete Räumlichkeiten gefehlt, erklärt Karman. Inzwischen hat die Gemeinde fünf Gebäude aufgekauft, in denen bis zu 50 Prostituiere arbeiten könnten. Zurzeit sucht die Verwaltung einen Käufer der Objekte, der an die Prostituierten vermieten könnte. Sollte sich niemand finden, träte die Stadt selbst als Vermieter auf.
In den Niederlanden ist Prostitution seit 2000 erlaubt. Durch die Legalisierung sollte die Branche transparenter werden, so dass Missstände einfacher verfolgt werden konnten. Schätzungen zufolge arbeiten landesweit etwa 20 000 Prostituierte, davon 8000 in Amsterdam. Experten schätzen, dass davon die Hälfte Opfer von Menschenhandel oder Zwangsprostitution sein könnten.
Zurzeit arbeiten Parlament und Behörden an einer Verschärfung der Regeln, etwa an einem Register von Unternehmern, die bereits wegen Gesetzesverstößen aufgefallen sind. In den Niederlanden brauchen Nachtclubs und Bordelle eine Genehmigung der Kommune. Eine ähnliche Regelung soll auch in Deutschland kommen. Die Bundesregierung beschloss Anfang Februar, das Prostitutionsgesetz zu ändern. Dann brauchen Bordellbetreiber eine Betriebserlaubnis; Prostituiere sollen sich regelmäßig bei Behörden oder anerkannten Beratungsstellen anmelden.
In den Niederlanden habe die Erlaubnispflicht allerdings zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geführt, kritisieren Experten. Weil kaum noch neue Genehmigungen vergeben werden, seien Prostituierte auf Unternehmen mit Genehmigung angewiesen, erklärt Marjan Wijers, Expertin und Aktivistin für Frauenrechte. Dadurch seien die Zimmermieten in den Bordells explodiert. "Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, dass das auch zu Machtmissbrauch und Willkür führte", sagt Wijers. In einem Bordell, das von Prostituierten geführt wird, könnten sie selbst die Zimmermieten festlegen. "Es geht darum, selbst die Macht über ihren Arbeitsplatz zu bekommen, ohne von einem Unternehmer abhängig zu sein."
http://www.saarbruecker-zeitung.de/nach ... 21,5642698
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Heute haben 200 Sexworker in Amsterdam prostestiert gegen die Schließung der Fensterbordelle.
Aufgerufen hat die neue Sexworker Bewegung PROUD zu aufgerufen.
Hier ein Video dazu:
Aufgerufen hat die neue Sexworker Bewegung PROUD zu aufgerufen.
Hier ein Video dazu:
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Protest gegen Schließung von Rotlicht-Schaufenstern
Im Amsterdamer Rotlicht-Viertel sollen Schaufenster mit Prostituierten abgeschafft werden. Die Damen wollen aber nicht auf die Zurschaustellung verzichten und protestieren dagegen.
Amsterdam – In der niederländischen Metropole Amsterdam haben hunderte Menschen gegen die Abschaffung von Schaufenstern demonstriert, in denen sich Prostituierte ihren Kunden anbieten. An der Protestkundgebung im Rotlichtviertel der Stadt hätten sich am Donnerstag etwa 250 Demonstranten beteiligt, sagte Polizeisprecherin Marjolein Koek der Nachrichtenagentur AFP.
Die Stadt plant, einige der Schaufenster zu schließen, um Menschenhandel und andere Vergehen einzudämmen. Etwa 115 von insgesamt 500 der rot oder pink beleuchteten Schaufenster wurden bereits geschlossen.
An der Demonstration beteiligten sich zahlreiche Prostituierte. Viele von ihnen waren maskiert, um nicht erkannt zu werden. Sie trugen Transparente mit Parolen wie „Rettet nicht uns, rettet unsere Schaufenster“. Während der Kundgebung blieben einige Schaufenster leer; die Prostituierten hinterließen stattdessen eine Nachricht an Bürgermeister Eberhard van der Laan: „Du stiehlst unsere Jobs.“
„Sex ist in den Niederlanden eine legale Branche, und wir brauchen Unterstützung, wir wollen von den Politikern ernst genommen werden“, sagte eine Sprecherin der Prostituierten der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Sie und ihre Kolleginnen würden jedoch wie „Geächtete“ behandelt und „aus dem Viertel geworfen, ohne dass uns jemand nach unserer Meinung fragt“.
Prostitution ist in den Niederlanden seit 2000 legal. In Amsterdam gehen etwa 7000 Menschen dieser Profession nach. Etwa zwei Drittel von ihnen kommen aus ärmeren Ländern, insbesondere aus Osteuropa.
http://www.tt.com/panorama/gesellschaft ... nstern.csp

Im Amsterdamer Rotlicht-Viertel sollen Schaufenster mit Prostituierten abgeschafft werden. Die Damen wollen aber nicht auf die Zurschaustellung verzichten und protestieren dagegen.
Amsterdam – In der niederländischen Metropole Amsterdam haben hunderte Menschen gegen die Abschaffung von Schaufenstern demonstriert, in denen sich Prostituierte ihren Kunden anbieten. An der Protestkundgebung im Rotlichtviertel der Stadt hätten sich am Donnerstag etwa 250 Demonstranten beteiligt, sagte Polizeisprecherin Marjolein Koek der Nachrichtenagentur AFP.
Die Stadt plant, einige der Schaufenster zu schließen, um Menschenhandel und andere Vergehen einzudämmen. Etwa 115 von insgesamt 500 der rot oder pink beleuchteten Schaufenster wurden bereits geschlossen.
An der Demonstration beteiligten sich zahlreiche Prostituierte. Viele von ihnen waren maskiert, um nicht erkannt zu werden. Sie trugen Transparente mit Parolen wie „Rettet nicht uns, rettet unsere Schaufenster“. Während der Kundgebung blieben einige Schaufenster leer; die Prostituierten hinterließen stattdessen eine Nachricht an Bürgermeister Eberhard van der Laan: „Du stiehlst unsere Jobs.“
„Sex ist in den Niederlanden eine legale Branche, und wir brauchen Unterstützung, wir wollen von den Politikern ernst genommen werden“, sagte eine Sprecherin der Prostituierten der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. Sie und ihre Kolleginnen würden jedoch wie „Geächtete“ behandelt und „aus dem Viertel geworfen, ohne dass uns jemand nach unserer Meinung fragt“.
Prostitution ist in den Niederlanden seit 2000 legal. In Amsterdam gehen etwa 7000 Menschen dieser Profession nach. Etwa zwei Drittel von ihnen kommen aus ärmeren Ländern, insbesondere aus Osteuropa.
http://www.tt.com/panorama/gesellschaft ... nstern.csp

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Weitere links :
http://www.huffingtonpost.com/2015/04/0 ... 35688.html
http://www.foxnews.com/world/2015/04/09 ... red-light/
http://www.at5.nl/artikelen/141987/vide ... n-der-laan
http://www.at5.nl/artikelen/141982/live ... ambordelen
http://www.huffingtonpost.com/2015/04/0 ... 35688.html
http://www.foxnews.com/world/2015/04/09 ... red-light/
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http://www.at5.nl/artikelen/141982/live ... ambordelen
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Amsterdamer RotlichtviertelDas erste Prostitutionsmuseum der Welt
Von Annette Riedel
Beitrag hören
Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen"
Anfang des Jahres hat das Prostitutionsmuseum im Amsterdamer Rotlichtviertel eröffnet.
Das Prostitutionsmuseum in Amsterdam ist kein Erotik-Museum. Das Konzept wurde gemeinsam mit Prostituierten entwickelt und erzählt ohne Voyeurismus vom Alltag in den Bordellen. Wer möchte, kann sich selbst in einem Fenster präsentieren oder sexuelle Fantasien beichten.
Ein regnerischer Spätnachmittag im Amsterdamer Rotlichtviertel, dem Wall. Straßenmusikanten, eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher, Touristen aus aller Welt. Zwischen Käse-Laden, Waffel-Geschäft, Hanfmuseum und Erotik-Shop, ein schmales, fünfstöckiges Backsteingebäude. Früher ein Bordell, heute das erste und einzige Prostitutionsmuseum der Welt.
Seit Anfang des Jahres versucht es, den Besuchern des Rotlichtviertels Bordell-Alltag, Prostituierten-Alltag zu vermitteln – unaufgeregt, direkt, ohne Voyeurismus. Das Prostitutionsmuseum ist kein Erotik-Museum. Es geht zurück auf eine Idee von Ausstellungsmacher Melcher De Wind.
"Ich spreche ein bisschen Deutsch, aber nicht genug für’s Radio. Vielleicht ein bisschen wie Rudi Carrell."
Gemeinsam mit Prostituierten, mit Menschen aus dem Milieu, hat Melcher De Wind das Museum konzipiert.
"Ich habe mein Leben lang in Amsterdam gewohnt. Prostitution ist ein wesentlicher Teil von Amsterdam. Und deshalb hat es mich immer interessiert, warum und was da passiert. Es gibt viele Ideen über Prostitution. Wenige wissen oder verstehen, warum es Prostitution gibt und wie das funktioniert hier in Amsterdam."
Teil des Museumskonzeptes ist, dass die Besucher sich für Momente in die Rolle von Prostituierten versetzen sollen, indem sie sich versuchsweise selbst mal in ein Fenster in einem typischen Bordellzimmer setzen, so wie es fast 300 im Viertel gibt: rotes Licht – natürlich – Disco-Musik aus einer kleinen Musikanlage, Kühlschrank, Schmink-Utensilien, Bürste, Kondome, ein Bett im Nebenraum, am Fenster ein Barhocker.
"Wenn man da so im Fenster sitzt, das ist wie Fleischbeschau. Wenn man sich vorstellt, dass man da wirklich unten in der Etage sitzt und alle gaffen …"
Mehrheit der Besucher sind Frauen
Die beiden jungen deutschen Frauen sind zwei von 12 bis 15.000 Besuchern, die seit der Eröffnung im Frühjahr ins Prostitutionsmuseum gekommen sind. Die Mehrheit sind Frauen.
"Das verstehe ich. Männer, die hierher kommen, die haben oft eine Idee, was sie hier machen wollen. Frauen, die sind interessiert; sie verstehen es nicht. Sie wollen mehr wissen, was hier passiert."
Auch bei dem britischen Paar – sie sitzt gerade auf dem Barhocker im Fenster – war siediejenige, die die Idee hatte, das Prostitutionsmuseum zu besuchen.
"Ich fühle mit den Prostituierten. Eine Menge Leute verurteilen Prostitution. Sie sagen: sie würden das nie tun. Ich finde, dass kann man überhaupt nicht wissen, wenn man nicht in einer Situation ist, wie manche dieser Frauen. Manche haben sicher auch ihren Spaß daran; andere sicher nicht. Sie haben vielleicht einfach keine andere Wahl. Hier in Amsterdam werden sie wenigstens halbwegs menschlich behandelt. Anderswo in Europa wie Frisch-Fleisch."
Seit 14 Jahren ist Prostitution in den Niederlanden legal – anders als in manchen europäischen Ländern, in Großbritannien etwa. Legalität ist wichtig zum Schutz der Prostituierten, sagt Museumsmacher Melcher De Winter:
"Jetzt kann die Regierung Regeln aufstellen, die jeder befolgen muss und dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Hier sehen sie zum Beispiel die zehn Regeln für Prostitution, die für alle gelten. Prostitution ist dadurch sicherer geworden."
25.000 Freier in sieben Jahren
Theoretisch. In der Praxis verstoßen viele Freier gegen diese Regeln. Kein Sex ohne Kondome, beispielsweise. Gegen Geld geht fast alles. Oder die Rekrutierung unerfahrener junger Mädchen, oft aus Ost-Europa, die zur Prostitution gezwungen werden. Melcher De Wind:
"Das sind oft ganz Junge, die in Osteuropa versuchen mit Tanzen Geld zu verdienen. Denen wird suggeriert, dass sie, wenn sie hier nach Holland kommen, eine Tanz-Karriere machen können. Am Ende stehen sie hinter einem Fenster."
Wie Anna, die polnische Prostituierte, die Melcher De Wind ihre Geschichte erzählt hat, die man im Museum nachlesen kann. Sieben Jahre lang, sieben Tage die Woche, zwölf Stunden täglich hat sie insgesamt 25.000 Freier gehabt, die jeweils 30 bis 50 Euro für zehn Minuten Sex bezahlt haben. Sie hat von dem vielen Geld wenig gesehen. Von dem, was sie in die Hand bekam, musste sie täglich 150 Euro Zimmer-Miete begleichen. Andere haben mit dem Leben bezahlt.
"Was Sie hier sehen ist ein Altar, was wir hier gemacht haben – aus Respekt für alle Prostituierten, die ermordet worden sind in Holland jedes Jahr. Das sind 2,3 Prostitutierte jedes Jahr."
Kurz vor dem Ausgang des Prostitutionsmuseums gibt es einen Beichtstuhl. Im Beichtstuhl liegen Stifte und Zettel, auf denen die Museumsbesucher gewissermaßen "beichten" können – anonym sexuelle Fantasien oder Entgleisung aufschreiben können.
"Alle Leute haben auch ihre eigenen Fantasien und Geschichten. Wenn man eine eigene Fantasie 'beichtet', relativiert das das Urteil, dass man über eine Prostituierte hat."
http://www.deutschlandradiokultur.de/am ... _id=316724
Von Annette Riedel
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Das Amsterdamer Rotlichtviertel "De Wallen"
Anfang des Jahres hat das Prostitutionsmuseum im Amsterdamer Rotlichtviertel eröffnet.
Das Prostitutionsmuseum in Amsterdam ist kein Erotik-Museum. Das Konzept wurde gemeinsam mit Prostituierten entwickelt und erzählt ohne Voyeurismus vom Alltag in den Bordellen. Wer möchte, kann sich selbst in einem Fenster präsentieren oder sexuelle Fantasien beichten.
Ein regnerischer Spätnachmittag im Amsterdamer Rotlichtviertel, dem Wall. Straßenmusikanten, eine Gruppe angetrunkener Jugendlicher, Touristen aus aller Welt. Zwischen Käse-Laden, Waffel-Geschäft, Hanfmuseum und Erotik-Shop, ein schmales, fünfstöckiges Backsteingebäude. Früher ein Bordell, heute das erste und einzige Prostitutionsmuseum der Welt.
Seit Anfang des Jahres versucht es, den Besuchern des Rotlichtviertels Bordell-Alltag, Prostituierten-Alltag zu vermitteln – unaufgeregt, direkt, ohne Voyeurismus. Das Prostitutionsmuseum ist kein Erotik-Museum. Es geht zurück auf eine Idee von Ausstellungsmacher Melcher De Wind.
"Ich spreche ein bisschen Deutsch, aber nicht genug für’s Radio. Vielleicht ein bisschen wie Rudi Carrell."
Gemeinsam mit Prostituierten, mit Menschen aus dem Milieu, hat Melcher De Wind das Museum konzipiert.
"Ich habe mein Leben lang in Amsterdam gewohnt. Prostitution ist ein wesentlicher Teil von Amsterdam. Und deshalb hat es mich immer interessiert, warum und was da passiert. Es gibt viele Ideen über Prostitution. Wenige wissen oder verstehen, warum es Prostitution gibt und wie das funktioniert hier in Amsterdam."
Teil des Museumskonzeptes ist, dass die Besucher sich für Momente in die Rolle von Prostituierten versetzen sollen, indem sie sich versuchsweise selbst mal in ein Fenster in einem typischen Bordellzimmer setzen, so wie es fast 300 im Viertel gibt: rotes Licht – natürlich – Disco-Musik aus einer kleinen Musikanlage, Kühlschrank, Schmink-Utensilien, Bürste, Kondome, ein Bett im Nebenraum, am Fenster ein Barhocker.
"Wenn man da so im Fenster sitzt, das ist wie Fleischbeschau. Wenn man sich vorstellt, dass man da wirklich unten in der Etage sitzt und alle gaffen …"
Mehrheit der Besucher sind Frauen
Die beiden jungen deutschen Frauen sind zwei von 12 bis 15.000 Besuchern, die seit der Eröffnung im Frühjahr ins Prostitutionsmuseum gekommen sind. Die Mehrheit sind Frauen.
"Das verstehe ich. Männer, die hierher kommen, die haben oft eine Idee, was sie hier machen wollen. Frauen, die sind interessiert; sie verstehen es nicht. Sie wollen mehr wissen, was hier passiert."
Auch bei dem britischen Paar – sie sitzt gerade auf dem Barhocker im Fenster – war siediejenige, die die Idee hatte, das Prostitutionsmuseum zu besuchen.
"Ich fühle mit den Prostituierten. Eine Menge Leute verurteilen Prostitution. Sie sagen: sie würden das nie tun. Ich finde, dass kann man überhaupt nicht wissen, wenn man nicht in einer Situation ist, wie manche dieser Frauen. Manche haben sicher auch ihren Spaß daran; andere sicher nicht. Sie haben vielleicht einfach keine andere Wahl. Hier in Amsterdam werden sie wenigstens halbwegs menschlich behandelt. Anderswo in Europa wie Frisch-Fleisch."
Seit 14 Jahren ist Prostitution in den Niederlanden legal – anders als in manchen europäischen Ländern, in Großbritannien etwa. Legalität ist wichtig zum Schutz der Prostituierten, sagt Museumsmacher Melcher De Winter:
"Jetzt kann die Regierung Regeln aufstellen, die jeder befolgen muss und dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Hier sehen sie zum Beispiel die zehn Regeln für Prostitution, die für alle gelten. Prostitution ist dadurch sicherer geworden."
25.000 Freier in sieben Jahren
Theoretisch. In der Praxis verstoßen viele Freier gegen diese Regeln. Kein Sex ohne Kondome, beispielsweise. Gegen Geld geht fast alles. Oder die Rekrutierung unerfahrener junger Mädchen, oft aus Ost-Europa, die zur Prostitution gezwungen werden. Melcher De Wind:
"Das sind oft ganz Junge, die in Osteuropa versuchen mit Tanzen Geld zu verdienen. Denen wird suggeriert, dass sie, wenn sie hier nach Holland kommen, eine Tanz-Karriere machen können. Am Ende stehen sie hinter einem Fenster."
Wie Anna, die polnische Prostituierte, die Melcher De Wind ihre Geschichte erzählt hat, die man im Museum nachlesen kann. Sieben Jahre lang, sieben Tage die Woche, zwölf Stunden täglich hat sie insgesamt 25.000 Freier gehabt, die jeweils 30 bis 50 Euro für zehn Minuten Sex bezahlt haben. Sie hat von dem vielen Geld wenig gesehen. Von dem, was sie in die Hand bekam, musste sie täglich 150 Euro Zimmer-Miete begleichen. Andere haben mit dem Leben bezahlt.
"Was Sie hier sehen ist ein Altar, was wir hier gemacht haben – aus Respekt für alle Prostituierten, die ermordet worden sind in Holland jedes Jahr. Das sind 2,3 Prostitutierte jedes Jahr."
Kurz vor dem Ausgang des Prostitutionsmuseums gibt es einen Beichtstuhl. Im Beichtstuhl liegen Stifte und Zettel, auf denen die Museumsbesucher gewissermaßen "beichten" können – anonym sexuelle Fantasien oder Entgleisung aufschreiben können.
"Alle Leute haben auch ihre eigenen Fantasien und Geschichten. Wenn man eine eigene Fantasie 'beichtet', relativiert das das Urteil, dass man über eine Prostituierte hat."
http://www.deutschlandradiokultur.de/am ... _id=316724
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Aus dem Fenster geworfen
Niederlande Viele Sexarbeiterinnen im Amsterdamer Rotlichtviertel De Wallen müssen aufgeben. Gentrifizierung heißt ihr Schicksal
Eine Herde rosafarbener Einhörner lugt zum Fenster herein. Alle halten ihre Telefone in den Händen und diskutieren, wie sie wohl am besten zum Leidseplein in der Amsterdamer Innenstadt kommen. Da es regnet, sind die Plüschkostüme der Fabelwesen schon ziemlich vollgesogen und an den Beinen mit Dreck verspritzt. Junggesellenabende in derartigen Kostümierungen sind nichts Ungewöhnliches rund um die Oude Kerk (Alte Kirche) inmitten von Amsterdams Rotlichtbezirk De Wallen. Schon taucht die nächste, ähnlich gekleidete Gruppe junger Männer auf, alle mit dem gleichen T-Shirt, auf dem irgendetwas von „Daves Sauftour“, „Bier“ und „Stripperinnen“ steht.
Auch sie starren in das Fenster des Prostitutie Informatie Centrum (PIC). Ein paar Häuser weiter sitzen sparsam bekleidete Frauen in Erkern oder Schaufenstern und warten auf Kundschaft. Das PIC ist ein schummrig-plüschiges Café, an dessen Wänden zwischen funkelnden Glamour-Dekorationen allenthalben historische Zeitungsartikel und Bilder über die bis ins Jahr 1413 zurückreichende Geschichte der Prostitution im Viertel De Wallen hängen. Wie das Revier draußen ist dieses Interieur eine Melange aus Anzüglichkeit und kitschigem Kommerz. In dem von der ehemaligen Prostituierten und Buchautorin Mariska Majoor als Anlaufstelle, Tourismus-Information und Konditorei betriebenen Etablissement kann man in einem Atemzug ein drittes Stück Apfelkuchen bestellen und erfragen, wie viel denn ein Blowjob gerade kostet.
Nur ein Vorwand
Mariska Majoor macht sich große Sorgen, wie lange man an der Amstel noch so nüchtern mit Sex wird umgehen können. Eine Initiative der Stadtregierung, genannt „Project 1012“, verfolgt das Ziel, im Rotlichtviertel „aufzuräumen“. Seit damit Anfang 2007 begonnen wurde, mussten schätzungsweise 125 Koberfenster schließen – Protesten von Bordellbesitzern und einer Demonstration von 200 Sexarbeiterinnen vor dem Rathaus zum Trotz. Ende 2015 erklärte die Stadtverwaltung zwar, man gedenke, gegen die noch verbliebenen Fenster nichts mehr zu unternehmen, doch für einige der Bewohnerinnen des Kiezes kam diese Entscheidung zu spät.
Das nach der Postleitzahl des Viertels benannte „Project 1012“ zielt darauf ab, die Koberfenster durch Luxus-Boutiquen, Kaffeehäuser und Kunstprojekte zu ersetzen. Die Gegend soll für das organisierte Verbrechen an Attraktivität verlieren und zahlungskräftige Touristen anlocken, was auf der etwas fragwürdigen Annahme beruht, Reiche würden nicht zu Prostituierten gehen. Im Viertel sind nicht wenige der Ansicht, es sei der Stadtpolitik nur darum gegangen, an die lukrativen Grundstücke heranzukommen. Zwei Vorhaben wirken wie die Vorhut einer Gentrifizierung, die in der niederländischen Presse auf große Zustimmung stößt: Es geht zum einen um die Etablierung des seit 2010 im Kiez ansässigen Red Light Radio, das täglich live im Internet sendet und Konzerte sowie Partys veranstaltet, zum anderen um das Prostitutionsmuseum Red Light Secrets. Viele der bisherigen Bewohnerinnen halten besonders Letzteres für überflüssig.
„Es ist nicht ganz so einfach, eine Gegend wie diese zu gentrifizieren“, glaubt Mariska Majoor. „Alle Alteingesessenen müssten verschwinden und neue, schicke Leute angelockt werden. Die Stadtverwalter wussten, das kann in einer so berühmten wie legendären Gegend nicht von heute auf morgen passieren. Deshalb haben sie argumentiert, es gehe um den Kampf gegen Menschenhandel und organisiertes Verbrechen. Man wusste, das will niemand, also hat man die öffentliche Meinung auf seiner Seite.“
Als „Project 1012“ bekannt gemacht wurde, war schnell klar, dass viele Leute davon profitieren würden – nur nicht die Prostituierten und die Bordellbesitzer, die von der Stadtregierung gezwungen wurden, ihre Pacht für diese äußerst wertvollen Liegenschaften abzutreten (aller Grund und Boden gehört in Amsterdam der öffentlichen Hand und wird an die Nutzer von Gebäuden verpachtet). Während einige der Bordellbesitzer zweifellos in illegale Machenschaften verstrickt waren – man geht davon aus, dass ein großer Teil des Rotlichtdistrikts vom organisierten Verbrechen kontrolliert wird –, wurden mit dem „Project 1012“ rechtschaffene Geschäftsinhaber ebenso wie mutmaßliche Kriminelle mit Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe abgefunden.
Es gibt keine offiziellen Zahlen darüber, wie viel die Stadt für einzelne Gebäude bezahlte oder in welchem Umfang Subventionen flossen, damit neue Geschäfte in leer geräumte Stundenhotels einziehen konnten. Zur Rechtfertigung des Aufwandes erklärt Joris Bokhove, Koordinator von „Project 1012“: „Wir versuchen, jungen Unternehmern so gut wie möglich beizustehen, auch wenn unsere Ressourcen begrenzt sind. In manchen Fällen war es uns möglich, Start-ups zu subventionieren. Unsere Partner aus der Immobilienbranche waren zudem bereit, Mieten für Geschäftsgründer anfänglich zu stunden.“
Die Einzigen, die weder Grundstücke noch Geld erhielten, waren die Frauen in den Fenstern – und damit genau die Leute, die eigentlich vom Schutz gegen Menschenhandel, wie ihn „Project 1012“ versprach, profitieren sollten. Während es rund um Amsterdam bereits zahlreiche Verfahren gegen Menschenhändler gab, kam es im Einzugsgebiet des Projekts nur zu einem Dutzend Anklagen. Trotzdem wurden über 100 Fenster geschlossen. Das legt die Vermutung nahe, dass Verbrechensbekämpfung und Sicherheit der Sexarbeiterinnen nicht mehr waren als ein Vorwand, um die Gentrifizierung voranzutreiben.
Es geht um mehr als Sex
Der Ausverkauf sorgte im Kiez für große Verunsicherung. Bordellbesitzer hatten Angst, dass sie zwangsgeräumt werden könnten, sollten sie nicht umgehend ihre Pacht aufgeben. Gerüchte, wer das tat und wer lieber wartete, machten die Runde. Vor zwei Jahrzehnten wurde das Beharrungsvermögen des Kiezes schon einmal auf die Probe gestellt, als sich Zuhälter aus Osteuropa, denen am häufigsten vorgeworfen wird, sie hätten mit Menschenhandel zu tun, in der Gegend breitmachten. Deren Treiben sei der wahre Grund für „Project 1012“, hörte man im Viertel. Tatsächlich aber reglementiert die Stadt nicht allein ausländische Bordellbesitzer, sondern drängt auch niederländische Pächter, ihre Gebäude aufzugeben.
Mariska Majoor verurteilt die Bordellbesitzer nicht, die verkauft haben. „Wenn man dir richtig viel Geld anbietet, und du bist nicht sicher, ob du mit deinem Gewerbe eine Zukunft hast, dann ist die Verlockung groß, Ja zu sagen.“ Sie glaubt aber, dass alle die Bedeutung der Fenster unterschätzt haben. „Sexarbeiterinnen müssen in dieser existenziellen Diskussion ein größeres Mitspracherecht haben“, sagt sie. „Im Rotlichtviertel geht es um mehr als um Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll. Das ganze Viertel profitiert von der Fensterprostitution.“
Auch die Gewerkschaft der niederländischen Sexarbeiterinnen PROUD wehrt sich energisch gegen die Dämonisierung ihres Gewerbes und die Schließung der Fenster. Als es im Vorjahr eine Demonstration von einigen hundert Prostituierten gab, habe sich das angefühlt, „als sei die Solidarität in diese Gegend zurückgekehrt“, erzählt Majoor.
„Werden ihre Fenster geschlossen, ist es für die Prostituierten schwer, Kundschaft zu finden“, sagt Felicia aus Rumänien, die den beliebten Blog Behind the Red Light District betreibt und in den Fenstern rund um die Oude Kerk arbeitet, nur ein paar Türen vom PIC entfernt. „Es betrifft bereits jetzt viele Mädchen, die abends herumlaufen müssen, um zu kobern, denn es gibt mittlerweile sehr viel mehr Mädchen als Fenster.“
Was heißt Gemeinschaft?
Nicht alle sind der Meinung, im Rotlichtviertel existiere ein Zusammenhalt, der es wert sei, bewahrt zu werden. Dana wurde 2008 aus Bulgarien nach Amsterdam verschleppt. Sechs Monate später konnte sie entkommen, entschloss sich aber, weiter in den Fenstern zu arbeiten, um der Mutter und dem jüngeren Bruder Geld nach Hause zu schicken. Sie sitzt in einem hellen, von Licht durchfluteten Café am Ufer der Amstel unter Einheimischen, die der Wintersonne viel abgewinnen können. „Wie können diese Leute sich um jemanden wie mich sorgen?“, fragt Dana und zeigt auf die anderen Gäste. Einer von ihnen hat das bemerkt und prostet uns eher unsicher zu. „In den Fenstern zu arbeiten, ist nur ein Job“, meint Dana. „Die Leute, die hier leben, kümmern sich nicht um die Huren, und wir kümmern uns nicht um sie. Sie schätzen uns nur, weil wir Geld in die Gegend bringen. Aber es gibt hier keine Community der Solidarität. Es sei denn, Community heißt, dass man nur mit anderen Prostituierten spricht, weil sonst niemand mit einem redet.“
Obwohl sie die niederländischen Bewohner des Viertels nicht leiden kann, unterstützt Dana die Bemühungen des PIC gegen „Project 1012“. Vielleicht mag sie das Rotlichtmilieu nicht, aber durch die Arbeit dort kann sie ihren Leuten in Bulgarien die Miete bezahlen. Dana fürchtet, dass sie ohne das feste Einkommen aus der Fensterprostitution gezwungen sein könnte, in ihrem eigenen Apartment Freier zu empfangen – was gegen den Mietvertrag verstoßen würde – oder auf entlegenere Gegenden auszuweichen, wo es weniger Kundschaft gibt und weniger Schutz durch die Polizei.
Frauen, die wie Dana zwangsprostituiert wurden, fragen sich, warum die Stadt diejenigen, die sie gezwungen haben, ihren Körper zu verkaufen, großzügig entschädigt. Niederländische Hilfsorganisationen, die sich um die Opfer von Zwangsprostitution kümmern, lehnen „Project 1012“ auch deshalb ab. Die Frauen würden in alle Winde zerstreut, wenn das Viertel, an dem sie hängen, parzelliert und verkauft wird. Und Mariska Majoor? Glaubt sie
, dass die aufflammenden Proteste etwas bewirken? „Es wird in De Wallen weiter Fensterprostitution geben, weil das Quartier ganz sicher ein Rotlichtbezirk bleibt – wenn auch verkleinert. Amsterdam will doch das Image der aufregenden, verführerischen, verruchten Stadt bewahren. Das Ganze soll auf die Leute, die kommen, um einen Haufen Geld auszugeben, nur nicht bedrohlich wirken und niemanden verschrecken. Das ist alles.“
https://www.freitag.de/autoren/the-guar ... r-geworfen
Niederlande Viele Sexarbeiterinnen im Amsterdamer Rotlichtviertel De Wallen müssen aufgeben. Gentrifizierung heißt ihr Schicksal
Eine Herde rosafarbener Einhörner lugt zum Fenster herein. Alle halten ihre Telefone in den Händen und diskutieren, wie sie wohl am besten zum Leidseplein in der Amsterdamer Innenstadt kommen. Da es regnet, sind die Plüschkostüme der Fabelwesen schon ziemlich vollgesogen und an den Beinen mit Dreck verspritzt. Junggesellenabende in derartigen Kostümierungen sind nichts Ungewöhnliches rund um die Oude Kerk (Alte Kirche) inmitten von Amsterdams Rotlichtbezirk De Wallen. Schon taucht die nächste, ähnlich gekleidete Gruppe junger Männer auf, alle mit dem gleichen T-Shirt, auf dem irgendetwas von „Daves Sauftour“, „Bier“ und „Stripperinnen“ steht.
Auch sie starren in das Fenster des Prostitutie Informatie Centrum (PIC). Ein paar Häuser weiter sitzen sparsam bekleidete Frauen in Erkern oder Schaufenstern und warten auf Kundschaft. Das PIC ist ein schummrig-plüschiges Café, an dessen Wänden zwischen funkelnden Glamour-Dekorationen allenthalben historische Zeitungsartikel und Bilder über die bis ins Jahr 1413 zurückreichende Geschichte der Prostitution im Viertel De Wallen hängen. Wie das Revier draußen ist dieses Interieur eine Melange aus Anzüglichkeit und kitschigem Kommerz. In dem von der ehemaligen Prostituierten und Buchautorin Mariska Majoor als Anlaufstelle, Tourismus-Information und Konditorei betriebenen Etablissement kann man in einem Atemzug ein drittes Stück Apfelkuchen bestellen und erfragen, wie viel denn ein Blowjob gerade kostet.
Nur ein Vorwand
Mariska Majoor macht sich große Sorgen, wie lange man an der Amstel noch so nüchtern mit Sex wird umgehen können. Eine Initiative der Stadtregierung, genannt „Project 1012“, verfolgt das Ziel, im Rotlichtviertel „aufzuräumen“. Seit damit Anfang 2007 begonnen wurde, mussten schätzungsweise 125 Koberfenster schließen – Protesten von Bordellbesitzern und einer Demonstration von 200 Sexarbeiterinnen vor dem Rathaus zum Trotz. Ende 2015 erklärte die Stadtverwaltung zwar, man gedenke, gegen die noch verbliebenen Fenster nichts mehr zu unternehmen, doch für einige der Bewohnerinnen des Kiezes kam diese Entscheidung zu spät.
Das nach der Postleitzahl des Viertels benannte „Project 1012“ zielt darauf ab, die Koberfenster durch Luxus-Boutiquen, Kaffeehäuser und Kunstprojekte zu ersetzen. Die Gegend soll für das organisierte Verbrechen an Attraktivität verlieren und zahlungskräftige Touristen anlocken, was auf der etwas fragwürdigen Annahme beruht, Reiche würden nicht zu Prostituierten gehen. Im Viertel sind nicht wenige der Ansicht, es sei der Stadtpolitik nur darum gegangen, an die lukrativen Grundstücke heranzukommen. Zwei Vorhaben wirken wie die Vorhut einer Gentrifizierung, die in der niederländischen Presse auf große Zustimmung stößt: Es geht zum einen um die Etablierung des seit 2010 im Kiez ansässigen Red Light Radio, das täglich live im Internet sendet und Konzerte sowie Partys veranstaltet, zum anderen um das Prostitutionsmuseum Red Light Secrets. Viele der bisherigen Bewohnerinnen halten besonders Letzteres für überflüssig.
„Es ist nicht ganz so einfach, eine Gegend wie diese zu gentrifizieren“, glaubt Mariska Majoor. „Alle Alteingesessenen müssten verschwinden und neue, schicke Leute angelockt werden. Die Stadtverwalter wussten, das kann in einer so berühmten wie legendären Gegend nicht von heute auf morgen passieren. Deshalb haben sie argumentiert, es gehe um den Kampf gegen Menschenhandel und organisiertes Verbrechen. Man wusste, das will niemand, also hat man die öffentliche Meinung auf seiner Seite.“
Als „Project 1012“ bekannt gemacht wurde, war schnell klar, dass viele Leute davon profitieren würden – nur nicht die Prostituierten und die Bordellbesitzer, die von der Stadtregierung gezwungen wurden, ihre Pacht für diese äußerst wertvollen Liegenschaften abzutreten (aller Grund und Boden gehört in Amsterdam der öffentlichen Hand und wird an die Nutzer von Gebäuden verpachtet). Während einige der Bordellbesitzer zweifellos in illegale Machenschaften verstrickt waren – man geht davon aus, dass ein großer Teil des Rotlichtdistrikts vom organisierten Verbrechen kontrolliert wird –, wurden mit dem „Project 1012“ rechtschaffene Geschäftsinhaber ebenso wie mutmaßliche Kriminelle mit Entschädigungszahlungen in Millionenhöhe abgefunden.
Es gibt keine offiziellen Zahlen darüber, wie viel die Stadt für einzelne Gebäude bezahlte oder in welchem Umfang Subventionen flossen, damit neue Geschäfte in leer geräumte Stundenhotels einziehen konnten. Zur Rechtfertigung des Aufwandes erklärt Joris Bokhove, Koordinator von „Project 1012“: „Wir versuchen, jungen Unternehmern so gut wie möglich beizustehen, auch wenn unsere Ressourcen begrenzt sind. In manchen Fällen war es uns möglich, Start-ups zu subventionieren. Unsere Partner aus der Immobilienbranche waren zudem bereit, Mieten für Geschäftsgründer anfänglich zu stunden.“
Die Einzigen, die weder Grundstücke noch Geld erhielten, waren die Frauen in den Fenstern – und damit genau die Leute, die eigentlich vom Schutz gegen Menschenhandel, wie ihn „Project 1012“ versprach, profitieren sollten. Während es rund um Amsterdam bereits zahlreiche Verfahren gegen Menschenhändler gab, kam es im Einzugsgebiet des Projekts nur zu einem Dutzend Anklagen. Trotzdem wurden über 100 Fenster geschlossen. Das legt die Vermutung nahe, dass Verbrechensbekämpfung und Sicherheit der Sexarbeiterinnen nicht mehr waren als ein Vorwand, um die Gentrifizierung voranzutreiben.
Es geht um mehr als Sex
Der Ausverkauf sorgte im Kiez für große Verunsicherung. Bordellbesitzer hatten Angst, dass sie zwangsgeräumt werden könnten, sollten sie nicht umgehend ihre Pacht aufgeben. Gerüchte, wer das tat und wer lieber wartete, machten die Runde. Vor zwei Jahrzehnten wurde das Beharrungsvermögen des Kiezes schon einmal auf die Probe gestellt, als sich Zuhälter aus Osteuropa, denen am häufigsten vorgeworfen wird, sie hätten mit Menschenhandel zu tun, in der Gegend breitmachten. Deren Treiben sei der wahre Grund für „Project 1012“, hörte man im Viertel. Tatsächlich aber reglementiert die Stadt nicht allein ausländische Bordellbesitzer, sondern drängt auch niederländische Pächter, ihre Gebäude aufzugeben.
Mariska Majoor verurteilt die Bordellbesitzer nicht, die verkauft haben. „Wenn man dir richtig viel Geld anbietet, und du bist nicht sicher, ob du mit deinem Gewerbe eine Zukunft hast, dann ist die Verlockung groß, Ja zu sagen.“ Sie glaubt aber, dass alle die Bedeutung der Fenster unterschätzt haben. „Sexarbeiterinnen müssen in dieser existenziellen Diskussion ein größeres Mitspracherecht haben“, sagt sie. „Im Rotlichtviertel geht es um mehr als um Sex, Drogen und Rock ’n’ Roll. Das ganze Viertel profitiert von der Fensterprostitution.“
Auch die Gewerkschaft der niederländischen Sexarbeiterinnen PROUD wehrt sich energisch gegen die Dämonisierung ihres Gewerbes und die Schließung der Fenster. Als es im Vorjahr eine Demonstration von einigen hundert Prostituierten gab, habe sich das angefühlt, „als sei die Solidarität in diese Gegend zurückgekehrt“, erzählt Majoor.
„Werden ihre Fenster geschlossen, ist es für die Prostituierten schwer, Kundschaft zu finden“, sagt Felicia aus Rumänien, die den beliebten Blog Behind the Red Light District betreibt und in den Fenstern rund um die Oude Kerk arbeitet, nur ein paar Türen vom PIC entfernt. „Es betrifft bereits jetzt viele Mädchen, die abends herumlaufen müssen, um zu kobern, denn es gibt mittlerweile sehr viel mehr Mädchen als Fenster.“
Was heißt Gemeinschaft?
Nicht alle sind der Meinung, im Rotlichtviertel existiere ein Zusammenhalt, der es wert sei, bewahrt zu werden. Dana wurde 2008 aus Bulgarien nach Amsterdam verschleppt. Sechs Monate später konnte sie entkommen, entschloss sich aber, weiter in den Fenstern zu arbeiten, um der Mutter und dem jüngeren Bruder Geld nach Hause zu schicken. Sie sitzt in einem hellen, von Licht durchfluteten Café am Ufer der Amstel unter Einheimischen, die der Wintersonne viel abgewinnen können. „Wie können diese Leute sich um jemanden wie mich sorgen?“, fragt Dana und zeigt auf die anderen Gäste. Einer von ihnen hat das bemerkt und prostet uns eher unsicher zu. „In den Fenstern zu arbeiten, ist nur ein Job“, meint Dana. „Die Leute, die hier leben, kümmern sich nicht um die Huren, und wir kümmern uns nicht um sie. Sie schätzen uns nur, weil wir Geld in die Gegend bringen. Aber es gibt hier keine Community der Solidarität. Es sei denn, Community heißt, dass man nur mit anderen Prostituierten spricht, weil sonst niemand mit einem redet.“
Obwohl sie die niederländischen Bewohner des Viertels nicht leiden kann, unterstützt Dana die Bemühungen des PIC gegen „Project 1012“. Vielleicht mag sie das Rotlichtmilieu nicht, aber durch die Arbeit dort kann sie ihren Leuten in Bulgarien die Miete bezahlen. Dana fürchtet, dass sie ohne das feste Einkommen aus der Fensterprostitution gezwungen sein könnte, in ihrem eigenen Apartment Freier zu empfangen – was gegen den Mietvertrag verstoßen würde – oder auf entlegenere Gegenden auszuweichen, wo es weniger Kundschaft gibt und weniger Schutz durch die Polizei.
Frauen, die wie Dana zwangsprostituiert wurden, fragen sich, warum die Stadt diejenigen, die sie gezwungen haben, ihren Körper zu verkaufen, großzügig entschädigt. Niederländische Hilfsorganisationen, die sich um die Opfer von Zwangsprostitution kümmern, lehnen „Project 1012“ auch deshalb ab. Die Frauen würden in alle Winde zerstreut, wenn das Viertel, an dem sie hängen, parzelliert und verkauft wird. Und Mariska Majoor? Glaubt sie
, dass die aufflammenden Proteste etwas bewirken? „Es wird in De Wallen weiter Fensterprostitution geben, weil das Quartier ganz sicher ein Rotlichtbezirk bleibt – wenn auch verkleinert. Amsterdam will doch das Image der aufregenden, verführerischen, verruchten Stadt bewahren. Das Ganze soll auf die Leute, die kommen, um einen Haufen Geld auszugeben, nur nicht bedrohlich wirken und niemanden verschrecken. Das ist alles.“
https://www.freitag.de/autoren/the-guar ... r-geworfen
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Re: RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)

Dies hat man, trotz grosser polizeilicher Anstrengung, nie nachweisen können.fraences hat geschrieben: Während einige der Bordellbesitzer zweifellos in illegale Machenschaften verstrickt waren – man geht davon aus, dass ein großer Teil des Rotlichtdistrikts vom organisierten Verbrechen kontrolliert wird –,
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
29.09.2016
ERSTES BORDELL UNTER SELBSTVERWALTUNG OEFFNET 2017 IN AMSTERDAM
Im beruehmten Rotlichtbezirk von Amsterdam eroeffnet im kommenden Jahr ein Bordell, das erstmals von den Prostituierten selbst verwaltet wird. Sie muessen dort kuenftig nur noch Miete fuer ihre Zimmer zahlen, aber keine Abgaben mehr an Bordellbetreiber.
Im beruehmten Rotlichtbezirk von Amsterdam eroeffnet im kommenden Jahr ein Bordell, das erstmals von den Prostituierten selbst verwaltet wird. Dies teilte der niederlaendische Investitionsfond The Start Foundation als Mitfinanzier des Projekts "My Red Light" am Donnerstag mit. Rund 40 eingeschriebene Sexarbeiter koennen demnach kuenftig die 14 Schaufenster und dahinter liegende Zimmer stundenweise mieten, ohne ihren Verdienst mit Bordellbetreibern teilen zu muessen.
Richard Brown, einer der Sprecher des Projekts, sprach von einer "Wende auf dem Weg zur Emanzipation der Sexarbeiter". "Maenner, Frauen, Transgender und alle, die sich irgendwo dazwischen befinden, seien im Verwaltungsrat des ungewoehnlichen Projekts vertreten. Zudem stellten sie einen Beirat, um die weitere Strategie von "My Red Light" mitzubestimmen. An dem Projekt ist demnach auch die niederlaendische Rabobank beteiligt.
Laut der Stadtverwaltung zaehlt Amsterdam rund 7000 Sexarbeiter, 75 Prozent von ihnen stammen aus Niedriglohnlaendern, vor allem in Osteuropa. Die Niederlande haben die Prostitution im Jahr 2000 legalisiert. Prostituierte sind bei der Handelskammer registriert und zahlen Steuern. Bordellbetreiber brauchen eine Zulassung.
Den Haag (AFP)
http://www.donaukurier.de/nachrichten/p ... 70,3272825
ERSTES BORDELL UNTER SELBSTVERWALTUNG OEFFNET 2017 IN AMSTERDAM
Im beruehmten Rotlichtbezirk von Amsterdam eroeffnet im kommenden Jahr ein Bordell, das erstmals von den Prostituierten selbst verwaltet wird. Sie muessen dort kuenftig nur noch Miete fuer ihre Zimmer zahlen, aber keine Abgaben mehr an Bordellbetreiber.
Im beruehmten Rotlichtbezirk von Amsterdam eroeffnet im kommenden Jahr ein Bordell, das erstmals von den Prostituierten selbst verwaltet wird. Dies teilte der niederlaendische Investitionsfond The Start Foundation als Mitfinanzier des Projekts "My Red Light" am Donnerstag mit. Rund 40 eingeschriebene Sexarbeiter koennen demnach kuenftig die 14 Schaufenster und dahinter liegende Zimmer stundenweise mieten, ohne ihren Verdienst mit Bordellbetreibern teilen zu muessen.
Richard Brown, einer der Sprecher des Projekts, sprach von einer "Wende auf dem Weg zur Emanzipation der Sexarbeiter". "Maenner, Frauen, Transgender und alle, die sich irgendwo dazwischen befinden, seien im Verwaltungsrat des ungewoehnlichen Projekts vertreten. Zudem stellten sie einen Beirat, um die weitere Strategie von "My Red Light" mitzubestimmen. An dem Projekt ist demnach auch die niederlaendische Rabobank beteiligt.
Laut der Stadtverwaltung zaehlt Amsterdam rund 7000 Sexarbeiter, 75 Prozent von ihnen stammen aus Niedriglohnlaendern, vor allem in Osteuropa. Die Niederlande haben die Prostitution im Jahr 2000 legalisiert. Prostituierte sind bei der Handelskammer registriert und zahlen Steuern. Bordellbetreiber brauchen eine Zulassung.
Den Haag (AFP)
http://www.donaukurier.de/nachrichten/p ... 70,3272825
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Re: RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)

Sieht nach einer vielversprechenden Initiative aus. Werde die Entwicklung des Projektes interessiert verfolgen.Hamster hat geschrieben:29.09.2016
ERSTES BORDELL UNTER SELBSTVERWALTUNG OEFFNET 2017 IN AMSTERDAM

Hier noch die Webseite: https://myredlight.nl/
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RE: Lokalnachrichten: AMSTERDAM (Niederlande)
Hallo Tilopa,
danke auch fuer den Link!
Wuerdest Du uns im naechsten Jahr von Deiner Beobachtung dieses Projekts berichten?
LG Hamster
danke auch fuer den Link!
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LG Hamster