LokalNachrichten: WIEN

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Zwerg
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Die Politik kann Sexarbeit nicht abschaffen

Die Wiener Regierung denkt über Mini-Hotels am Straßenstrich und eine Sparte für Prostituierte in der Wirtschaftskammer nach. Bei der Frage, ob Prostituierte Angestellte sein können, sind sich SPÖ-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger und Birgit Hebein, grüne Sozialsprecherin, im Doppelinterview aber uneins.

06.09.2014 | 17:28 | Von Ulrike Weiser (Die Presse)

Sie wollten das Interview gemeinsam geben. Heißt das, dass beim Thema Prostitution zwischen SPÖ und Grüne kein Blatt passt?

Sandra Frauenberger: Wir haben das Gesetz gemeinsam geschrieben und uns darauf geeinigt, das Thema auch gemeinsam zu kommunizieren. Natürlich ist unsere Meinung nicht in allen Punkten deckungsgleich.
Birgit Hebein: Wir haben die gleichen Ziele wie sichere Arbeitsbedingungen für die Sexarbeiterinnen oder die Entlastung der Anrainer im dichtverbauten Wohngebiet. Aber wir unterscheiden uns in der Umsetzung.


Und zwar wo?

Frauenberger: Wir sind beide gegen ein Verbot der Straßenprostitution, aber die Gemeinderätin Hebein hätte gern mehr Orte, an denen Straßenprostitution möglich ist. Ich hätte das auch gern, aber ich bin die Pragmatischere. Als zuständige Politikerin bin ich nämlich mit den Einwänden der Bezirke konfrontiert. Wir haben in das Gesetz zwar hineingeschrieben, dass Erlaubniszonen für den Straßenstrich im Wohngebiet möglich sind, aber wir können sie nicht verordnen. Die Bezirke müssen einverstanden sein. Und bisher findet sich kein Bezirk.


Hat man denn überhaupt damit gerechnet, dass sich die Bezirke dafür melden?

Hebein: Wir haben gemeinsam mit den NGOs und den Sexarbeiterinnen mehrere Orte gefunden, wo Straßenprostitution möglich und sozial verträglich wäre. Leider hat es nie geklappt. Aber wir werden nicht aufhören Plätze zu suchen. Denn es gibt zu wenige.


Das heißt, auch der grüne, der siebente Bezirk, hat sich geweigert?

Hebein: Mein Vorschlag war, den Gürtel für die Straßenprostitution zu öffnen. Dort wäre die Lärmbelästigung kein Problem, es gäbe Stundenhotels, und die Frauen wären für Streetworker und Polizei gut erreichbar. Diese Lösung hätte mehrere Bezirke betroffen: 7, 8, 9, 15, 17. Der Bezirksvorsteher des Siebenten wäre prinzipiell auch bereit gewesen. In Summe ist es aber gescheitert.


Hätte Ihnen ein Straßenstrich am Gürtel, der eine Historie dazu hat, gefallen?

Frauenberger: Ich habe der Idee einiges abgewinnen können. Aber es hätte Bezirke betroffen, die schon früher unter der Straßenprostitution gelitten haben. Dass sie sich nicht anstellen und sagen, „kommt zu uns!“, hat mich also nicht verwundert. Generell sind die Anrainerdebatten moralisch enorm aufgeladen. Die FPÖ in den Bezirken trägt auch einiges zu der Stimmung bei.


Aber geht es da wirklich nur um die Moral? Die Anrainer wollen eben keinen Lärm oder fürchten das Risiko der Belästigung. Das gilt vermutlich auch für Rot- und Grünwähler.

Frauenberger: Natürlich gab es bei den Anrainerdebatten auch solche Leute, die sich vorher gesellschaftspolitisch betont liberal gezeigt haben, die vor ihrer Haustür aber keine Prostituierte stehen haben wollen. Was mich aber vor allem ärgert, ist diese Scheinmoral in der Debatte. Man empört sich über die Straßenprostiuierte, aber spricht nicht über den Freier, der mit Kindersitz auf dem Rücksitz anhält.
Hebein: Rot-Grün steht für eine Stadt, in der der Anblick der Sexarbeiterinnen zumutbar sein muss. Uns ist lieber, diese Frauen sind sichtbar, als dass sie in die Illegalität gedrängt werden. Aber natürlich ist es sehr unangenehm, wenn Frauen bei uns im 15. Bezirk angesprochen werden, weil die Freier sie für Sexarbeiterinnen halten, die dort ja weiterhin stehen, bloß unauffälliger gekleidet, damit die Polizei sie nicht erwischt.


Apropos sichtbar: So sichtbar ist der Straßenstrich auch wieder nicht. Er ist viel kleiner und findet außerhalb der Wohngebiete, etwa in der Brunner Straße in Liesing und in der Eizingergasse in Floridsdorf, statt. An der dortigen Infrastruktur wird viel Kritik geübt: Es gibt keine Toiletten, keine guten Verkehrsverbindungen, keine Stundenhotels. Eine Steuerungsgruppe im Rathaus sollte Verbesserungen vorschlagen. Was wurde daraus?

Frauenberger: Wir lassen häufiger putzen (Anm.: Es gibt Beschwerden über herumliegende Kondome), wir schauen, dass es Möglichkeiten gibt, auf die Toilette zu gehen – bei der Brunner Straße etwa gibt es eine Tankstelle, wo das inzwischen möglich ist. Mobilklos wären zu unsicher, weil man sie umwerfen kann.


Es gibt in der Schweiz am Straßenstrich sogenannte Verrichtungsboxen, wo der Sex dann stattfindet. Denkt man an so etwas auch in Wien?

Frauenberger: Darüber müssen wir erst diskutieren. Die Verrichtungsboxen haben wir beim nächsten Treffen der Steuerungsgruppe auf der Tagesordnung.
Hebein: Können wir bitte statt Verrichtungsboxen Mini-Hotels sagen? Die NGOs und Sexarbeiterinnen nennen das so.
Frauenberger: Na ja, das klingt aber auch komisch.
Hebein: Ja, ich weiß, aber besser als Verrichtungsboxen, oder? Ich finde, es muss in einer Stadt wie Wien möglich sein, dass man für den Straßenstrich solche sicheren Plätze schafft.


Derzeit gibt es auf dem Straßenstrich quasi eine logistische Lücke: Dort, wo die Frauen stehen dürfen, dürfen sie Prostitution nicht ausüben – denn es fehlen Stundenhotels. Diese gibt es eher nur dort, wo sie nicht stehen dürfen: im Wohngebiet.

Hebein: Denkbar wäre, im Wohngebiet zumindest die Anbahnung vor Mini-Bordellen in der Nacht zu erlauben. Das sind kleine Studios, wo sich die Frauen selbstständig gemacht haben.


Gefällt Ihnen die Idee?

Frauenberger: Nein, das sehe ich kritisch, weil diese wieder im Wohngebiet sind. Wobei ich es natürlich begrüße, dass es diese Mini-Bordells gibt. Das war ja ein Ziel des Prostitutionsgesetzes, dass sich Frauen autonom zusammentun. Achtzig Prozent der genehmigten Prostitutionslokale haben weniger als fünf Zimmer, fallen also in die Kategorie Mini. In diese Studios ist auch ein Teil der Straßenprostituierten abgewandert.

Hebein: Nun ja, in Wahrheit wissen wir nicht, wo die Frauen gelandet sind. Vor dem Prostitutionsgesetz gab es zwischen 200 und 250 Frauen in der Straßenprostitution, jetzt sind es, so schätzt man, circa 50. Einige sind vermutlich auch in die Wohnungsprostitution gegangen.
Frauenberger: Ein Teil ist wegen der strengeren Bestimmungen vermutlich auch aus Wien weggegangen.


In Wien wird aber nicht nur über die Straßenprostitution, sondern auch über Steuern für Prostituierte diskutiert. Gemäß einem Erlass des Finanzministeriums dürfen Prostituierte ihre Steuern nicht mehr über Pauschalabgaben abführen, sondern werden als Einzelfall beurteilt. Das heißt: Wenn eine Prostituierte wie eine Angestellte arbeitet, also im Betrieb integriert ist, muss sie Lohnsteuer zahlen. Ist dagegen etwas einzuwenden?

Hebein: Ja, es fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen, damit Sexarbeiterinnen unselbstständig arbeiten können. Man will, dass die Frauen Steuern zahlen, aber es gibt viele offene Fragen zum Beispiel was das Weisungsrecht des Arbeitgebers betrifft.
Frauenberger: Ich habe mich immer dagegen gewehrt, dass eine Sexarbeiterin als normale Dienstnehmerin angesehen wird.


Sondern?

Frauenberger: Eine Sexarbeiterin kann selbstständig arbeiten, aber in einem Arbeitsverhältnis sehe ich sie nicht. Als Gewerkschafterin habe ich mit der Verquickung von Prostitution mit einem klassischen Arbeitsverhältnis ein Problem, denn ein Arbeitsverhältnis wird durch Abhängigkeit gekennzeichnet. Deswegen ist mir eine vertragliche Absicherung aus der Selbstständigkeit heraus lieber.


Aber das Weisungsrecht des Arbeitsgebers könnte ja, so wie in Deutschland, de facto ausgenommen werden.

Frauenberger: Ob das in unserem Arbeitsrecht möglich ist, muss erst diskutiert werden. Derzeit zäumen wir aber mit der Steuerfrage das Pferd von hinten auf. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass auf Bundesebene, auf der das ja geregelt werden muss, die Frauenministerin eine Debatte dazu gestartet hat.


Frau Hebein, schließen Sie hingegen ein echtes Arbeitsverhältnis nicht aus?

Hebein: Nein, die Frauen sollen selbst entscheiden können. Die Grundvoraussetzung wäre – wie in anderen Ländern auch – ein eingeschränktes Weisungsrecht. Mir gefällt vor allem folgendes Beispiel: Zwei Frauen tun sich für kleines Studio zusammen, die eine übernimmt den Betrieb, die andere wird angestellt.
Frauenberger: Das allerdings kann ich mir auch vorstellen.


Müsste es dann in der Arbeiterkammer und in der Wirtschaftskammer auch eine Sparte für Prostituierte respektive Bordellbetreiber oder -betreiberinnen geben?

Hebein: Ja, warum denn nicht?


Ist Sexarbeit dann ein Beruf wie jeder andere?

Frauenberger: Sicher nicht.
Hebein: Nein. Die reale Situation für die Frauen ist schwieriger als in anderen Berufen. Aber solang es Sexarbeit gibt, will ich, dass sie so sicher wie möglich passiert. Ich wehre mich gegen den Abolitionismus, wonach die Welt allein durch das Verbieten besser wird.


Das gesellschaftspolitische Signal einer Eingliederung in die reguläre Jobwelt wäre allerdings: Wir finden es zwar nicht gut, aber wir haben uns damit abgefunden.

Hebein: Alles andere wäre doch verlogen. Die Politik hat nicht die Macht, Sexarbeit abzuschaffen. Wir können nur an Verbesserungen arbeiten.

Frauenberger: Derzeit überlegen wir etwa eine Art Ombudsstelle für Sexarbeiterinnen, wo sie beraten werden oder sich auch beschweren können.

Hebein: Das Beste ist nämlich, wenn Sexarbeiterinnen selbst zu Wort kommen. Denn erst dann schafft man es, sie als Frau zu sehen, als Mutter oder als jemand, die etwas dazuverdient. Erst wenn es diese Augenhöhe gibt, bröseln die moralischen Klischees.

Ich will noch auf die Freier zurückkommen, die Sie eingangs erwähnt haben, und über die tatsächlich zu wenig geredet wird. Wo sollte man hier ansetzen? Sexkauf bestrafen wollen Sie ja nicht.

Frauenberger: Wir setzen bei der Bewusstseinsbildung und der Aufklärung darüber, was erlaubt ist, an. Wir bestrafen Freier auch, nämlich bei Anbahnung in den Schutzzonen. Da gibt es aber nicht sehr viele Fälle.


Bewusstseinsbildung klingt so vage. Heißt das, man sollte Freier sozial ächten?

Frauenberger: Also bitte, wollen Sie mich in die moralische Ecke stellen? Es geht nur darum, den Fokus der Debatte zu verändern. Derzeit ist es auch für die großen Moralisten ok, dass Männer Frauen kaufen. Dass die Frauen auf der Straße stehen, ist hingegen ein Skandal. Da stimmt doch etwas nicht.
Hebein: Man muss auch bedenken, dass es sehr verschiedene Freier gibt. Eine Sexarbeiterin hat mir unlängst erzählt, dass wir uns wundern würden, wer da aller kommt – auch Politiker. Aber Freier können eben auch Verbündete sein. Bei einem aktuellen Fall etwa waren es die Freier, die die Behörden darauf aufmerksam gemacht haben, dass eine Frau vermutlich misshandelt wird.

Kann es eigentlich eine gute Prostitution geben? Bitte ein Ja oder Nein.

Hebein: Da verweigere ich die Antwort. Gut als Wertung geht in dem Zusammenhang nicht.
Frauenberger: Als Feministin muss ich Nein sagen.

http://diepresse.com/home/panorama/oest ... e/index.do

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Beitrag von Zwerg »

"Verrichtungsboxen"
Prostituierte sind gegen Sex-Drive-in


Boxenstopp am Straßenstrich: Stadträtin Sandra Frauenberger möchte die Errichtung sogenannter "Verrichtungsboxen" im Kampf gegen die Straßenprostitution diskutieren, kündigte sie via "Presse" an.

Diese Autoboxen gibt es bereits in Dortmund und Zürich – Sexarbeiterinnen können dort mit ihrem Freier hineinfahren und ihrer Arbeit nachkommen. Die Sexarbeiterinnen sind von dem Vorschlag wenig begeistert: "Die Erfahrungen in anderen Städten sind negativ. Die Freier nehmen es nicht an – von den wirklich schlechten Sicherheits- und Hygienebedingungen ganz zu schweigen", ist Christian Knappik von sexworker.at verärgert: "Wir haben in Wien gute, diskrete Stundenhotels, man soll die Frauen wieder dort arbeiten lassen.".


http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1068056

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Brrrrr...

Beitrag von Veraguas »

Ich glaube dieses Wort "Verrichtungsbox" ist mit Absicht von böswilligen Menschen erfunden worden. Allein beim Gedanken an dieses hässliche Wort vergeht mir schon jegliche Lust mich den schönen Dingen des Lebens hinzugeben.
Welches Problem auch immer in der Gesellschaft besteht-
der Staat weiss eine völlig irre Problemlösung die niemandem nützt, aber Arbeitsplätze im Beamtenapparat schafft. H.S.

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Beitrag von translena »

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Zwerg hat geschrieben:"Verrichtungsboxen"
Prostituierte sind gegen Sex-Drive-in


Boxenstopp am Straßenstrich: Stadträtin Sandra Frauenberger möchte die Errichtung sogenannter "Verrichtungsboxen" im Kampf gegen die Straßenprostitution diskutieren, kündigte sie via "Presse" an.

Diese Autoboxen gibt es bereits in Dortmund und Zürich – Sexarbeiterinnen können dort mit ihrem Freier hineinfahren und ihrer Arbeit nachkommen. Die Sexarbeiterinnen sind von dem Vorschlag wenig begeistert: "Die Erfahrungen in anderen Städten sind negativ. Die Freier nehmen es nicht an – von den wirklich schlechten Sicherheits- und Hygienebedingungen ganz zu schweigen", ist Christian Knappik von sexworker.at verärgert: "Wir haben in Wien gute, diskrete Stundenhotels, man soll die Frauen wieder dort arbeiten lassen.".


http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1068056
Die Aussage ist nicht mehr korrekt
In Dortmund gab es diese Boxen dort wurden die auch sehr gut angenommen nach derSchliessung des Strassenstrichs im Mai 2011 wurden die aber wieder abgerissen.Das lag aber daran das die ganze Stadt Dortmund zum Sperrbezirk für Strassenprostitution erklärt wurde und ein Urteil das diesen Sperrbezirk aufhob immer noch nicht rechtskräftig ist.
Bei uns in Essen gibt es diese Boxen seit 2009 ,also noch bevor Zürich,deswegen muss es korrekt heissen solche Boxen gibt es in Essen und Zürich.Die Züricher Stadtverwaltung hat sich die Boxen in Essen sogar vorher real angeschaut.
leider werden einzelnde Boxen als Müllablageplatz missbraucht, da funktioniert die soziale Kontrolle unter den Dienstleisterinnen nicht.
Die Boxen sind aber grade für die Dienstleisterinnen ein Gewinn an Sicherheit da die Zufahrtswege hell erleuchtet sind und die Boxen so konzipiert sind das der Fahrer in den Boxen die Fahrertür nicht öffnen kann ,der beifahrer aber schon und direkt an der Beifahrerseite befindest sich ein Alarmknopf. Deswegen verstehe ich die mangelnde Akzeptanz unter den Wiener Sexworkerinnen nicht.Den die Boxen sind die Alternative zu irgendwelche dunkeln Parkplätzen wohin sonst gefahren wurde.
Wer ins Stundenhotel will fährt da auch weiter hin.In Essen gibt es zusätzlich noch einen Wohnwagen den man Halbstundnenweise mieten kann.

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Beitrag von Zwerg »

@translena
In Wien gibt es kleine Stundenhotels, in welchen ein Zimmer 10,- Euro für ca 20 Minuten kostet. Genau dort war der Straßenstrich vor dem Prostitutionsgesetz angesiedelt - und wurde mit Inkrafttreten verboten.

Jetzt denkt man darüber nach in den entlegensten Winkeln Wiens Verrichtungsboxen zu bauen. Dies lehnen wir ab - da wir die Plätze vor den Stundenhotels als wesentlich sicherer erachten. Ebenso stimmt dort die Hygiene und die Infrastruktur im Gegensatz vom Stadtrand von Wien (bedenke bitte auch den nahenden Winter).

Die Vertreibung der SexarbeiterInnen von sicheren Plätzen ist das, wogegen wir uns aussprechen. Wenn es um die Sicherheit der SexarbeiterInnen geht, so ist unsere Kompromissbereitschaft nicht gegeben. Weder bei Menschenrechten noch bei gesundheitlichen Fragen sind wir bereit einen Kuhhandel einzugehen.

Liebe Grüße

christian

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

Austria May Build 'Drive-In Brothels' for Street Prostitutes

By Chris Köver

The city council of Vienna is considering installing "mini-hotels" or "drive-in brothels" in outer boroughs of the city to improve working conditions for street prostitutes. Councilwoman Sandra Frauenberger told the newspaper Die Presse that she is planning to discuss the measure at the next meeting with police and NGOs.

The facilities were first installed in Zürich a year ago as an experimental measure by the municipality to make street prostitution safer and easier for sex workers. Customers enter so-called "sex boxes" by car and remain parked in the wooden, carport-like structures for the duration of the service. There are alarm buttons for safety, washrooms, and showers.

Street prostitution in Vienna is generally legal, but limited to certain streets outside of residential areas. But with more and more restrictions enacted in recent years, there are now only two locations left to legally work on the street: the Brunner street in Liesing (west) and the Autokaderstraße in Florisdorf (north), both desolate industrial areas on the outer fringes of the city without access to bathrooms or hotels, where women are standing on the side of the street waiting for customers to drive by.

When Vienna reformed its prostitution law in November 2011, the councilwoman in charge, Frauenberger, stressed that it was meant to improve the situation for both residents in the areas — who had complained about harassment and disturbance — and the sex workers. NGOs and sex worker organizations, however, claim sex workers have mostly suffered from the measures.

Helga Amesberger, who recently conducted a study of prostitution in Vienna for the Institute of Conflict Study, said that the new laws might have been intended to turn things for the better but they actually accomplished the opposite.

"When sex work is pushed to the outskirts, where there are no love hotels, no possibilities to warm up or seek safety if needed, the potential for violence increases," Amesberger said. "If I have to get into a customers car and ride somewhere with him, I am at his will."


Canada's New Prostitution Bill Is Far From Perfect. Read more here.

Christian Knappik, who runs www.sexworker.at, a forum for people in the trade, went even further. He claimed the new laws have done nothing for sex workers at all, and are only intended to eliminate visible prostitution on the streets as a concession to complaints by the public.

"For the past 50 years prostitution has been going on in downtown Vienna without many problems," Knappik said. Areas like the Prater, a huge park in a downtown neighborhood, have been classic red light districts with love hotels nearby renting out rooms by the hour to street prostitutes who were legally working there.

Now prostitutes looking to work in Vienna have to go through a list of lengthy appointments and regulations. In order to obtain a work permit, they must register with police, go though a health screening, and then wait for three weeks to receive their permit, the so-called "Deckel" ("coaster"). The process proves too slow and complicated for many people.

"Women who arrive in Austria looking to prostitute themselves usually haven't won the lottery, they need money," Knappik said. Instead, they start working immediately, pushed into illegality by the new regulations and the long wait, he explained.

Once the women have obtained their registration, they are required to attend mandatory weekly "health tests," with a single facility servicing the 3,390 sex workers currently registered in Vienna. In their most recent report on Austria, the Committee on the Elimination of Discrimination Against Women pointed out that these mandatory tests "may not respect (sex workers') human rights to privacy and bodily integrity." The organization also said the rules don't comply with the International Guidelines on HIV/AIDS and Human Rights.

Looking for a Prostitute? Germany Has an App for That. Read more here.

The increasingly strict restrictions on areas where sex work is still legal have also forced prostitutes into illegal working conditions, experts claim. In September 2013, the red light district around the Prater was shut down after the new University for Economics opened there. The street prostitutes who used to work in the area after 10pm and frequented the many love hotels nearby with their clients were pushed to the desolate fringe streets in Florisdorf and Liesing where they are now seen standing — far away from cafes, hotels, and even toilets.

A sex worker caught without a permit or looking for customers outside of these designated areas faces a fine of up to €1,000. Sometimes just a glance or a nod at a passing car is enough for police patrols to fine a woman, Knappik said. After multiple violations, a sex worker without an Austrian passport can be deported.

According to Amesberger's study and other estimates, around 90 percent of all sex workers in Austria are migrants, most of them from Eastern Europe. According to the most recent report by the Vienna police department, last year 38 percent of the registered prostitutes in Vienna came from Romania, 26 percent from Hungary, and 10 percent from Bulgaria. Sex work is reportedly one of the few legal ways for asylum seekers to earn income.

Despite the arguably good intentions, the problems caused by Vienna's prostitution law amendment of 2011 seem to outnumber the positive effects. According to experts, being pushed to the fringes has made the situation less safe for women. Where sex workers used to be able to work more or less independently downtown — picking their clients, denying the ones they didn't like, taking them to a love hotel around the corner, and keeping all of the profit — they now more than ever need the protection of pimps, Knappik said.

Amesberger's report came to a similar conclusion. The fact that the women are forced to work illegally further weakens their position: If they go to the police to press charges against violent johns, they're stuck reporting themselves at the same time.

Critics also point to an "infrastructural gap" in the current setup. Women in the legal zones outside of residential areas are allowed to make contact with customers. They are, however, not allowed to perform their services there — sex in cars or on the side of the street is still illegal, resulting in high fines for both prostitute and customer alike. The closest hotels are miles away, meaning they cannot legally serve customers where they are allowed to be picked up, and they cannot legally pick up customers in places near hotels.

"Women now have to ride with their clients 10 miles to the closest hotel, do what they do for 30 to 40 bucks, and then take a cab back," Knappik said. It's an absurd situation that doesn't exactly make business easier for sex workers.

With these conditions, it's hardly surprising that there are barely any sex workers left working on the streets of Florisdorf and Liesing at all. With more and more restrictions on time and space passed each month, options are running out and work is dangerous and financially unattractive. According to Vienna police, out of what used to be an estimated 200 to 300 prostitutes working the streets, there are now only around 30 left on any given night.

Even that low number is apparently enough to cause outrage and protests. The local party "Wir für Florisdorf" ("Us for Florisdorf") managed to collect more than 7,000 signatures and rally for an additional time restrictions for sex workers in the neighborhood. Women can now only work I between 10pm and 10am. The goal, as district representative Hans Jörg Schimanek told Austrian newspaper Die Presse, is to get sex workers off the street entirely.

The drive-in boxes the city council is now considering as a measure to help prostitutes and close the logistical gap in Florisdorf have a slim chance of becoming reality. Wir für Florisdorf actually favors the boxes — just so long as they're not paid for by Austrian taxpayers. "Funding johns and prostitutes out of tax funds is not an option for us," the party announced on its website.

Advocacy organizations such as Sexworker.at are opposed to the drive-in idea as a whole. Knappik said that, compared to the working conditions sex workers had prior to the 2011 amendment, the wooden boxes are horrid.

Syrian Refugees Are Turning to Prostitution at 'Super Nightclubs.' Read more here.

"We used to have so-called '10-euro hotels' in Vienna — small, self-organized establishments close to the street walker's patch where sex workers could take clients and 20 minutes cost €10," Knappik said. "The fee was paid by the customer, rooms had showers and bathrooms, and the situation was generally safe because other sex workers were present."

The solution in his eyes is not to install wooden carports in the outskirts, but to let sex workers return to those downtown locations where they have been working safely for decades. "We are against centralization and ghettoization," Knappik said. "Street prostitution was made impossible in 2011 and now we are offered a 10 percent improvement. We want to go back to the start. The women have to be able to stand in front of the love hotels downtown."

This, however, is not something the council is even considering. Councilwoman Frauenberger is realistic enough to recognize that sex work won't disappear by passing laws. She is not looking to ban prostitution or slap johns with fines. "Politics don't have the power to abolish sex work. We can only work on improvement," she told Die Presse.

Frauenberger made it very clear that Vienna wants to keep prostitution out of residential areas, off the streets, or at least out of sight. "That was the whole reason we amended the law," she told Austrian paper Kurier. "The key part is the segregation of street prostitution and residential areas."

"It could all be so easy," Knappik said. "If you want to fight wrong, give rights. Sex workers who have to work in legal grey zones are easier to exploit."

https://news.vice.com/article/austria-m ... rostitutes

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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von Zwerg »

WIFF - "Wir für Floridsdorf" und "Gegen Prostitution"
und auch noch "Hauptsache dagegen".....

Man muss sich den Facebook-Artikel der Gruppe WIFF auf der Zunge zergehen lassen https://www.facebook.com/WiFF21?fref=ts /13.09.

Dieser ist auch auf der Hauptseite der Organisation erschienen http://www.wiff21.at/strassenstrich-pro ... dingungen/

Dort ist Folgendes zu lesen:

Die von WIFF-Wir für Floridsdorf im Zusammenhang mit dem von einer großen Bevölkerungsmehrheit vehement abgelehnten Straßenstrich in Strebersdorf ins Gespräch gebrachten "Sexboxen" auf gesperrten Plätzen (siehe Dortmund oder Zürich) werden jetzt von sogenannten "Prostituiertenvertretern" abgelehnt. U. a. "wegen schlechter Hygienebedingungen", so laut der Zeitung "HEUTE" vom 11. September, Seite 20, ein gewisser Christian Knappik von sexworker.at.

"Offenbar haben sich die Standesvertreter der Prostituierten in Strebersdorf noch nicht so genau umgesehen, sonst müssten sie doch wissen, dass gerade für die Damen und deren Freier in diesem Gewerbe- und Industriegebiet wahrhaft chaotische und menschenunwürdige Hygienezustände herrschen und die Straßenprostitution unter derartigen Umständen raschest untersagt werden muß", so die beiden WIFF-Bezirksräte Hans Jörg Schimanek und Ossi Turtenwald, die Initiatoren der bis Ende Oktober laufenden "Unterschriftenaktion gegen die Straßenprostitution in Floridsdorf".
"Wir freuen uns, dass Stadträtin Frauenberger unseren Vorschlag aufgegriffen hat, mit Steuergeldern dürfen derartige Sexboxen nicht finanziert werden. Ebenso abzulehnen sind die täglichen morgendlichen Sonderreinigungsaktion der MA 48 im "Strichgebiet" ud teilweise auch von der Machfeldkanal-Betriebsgesellschaft auf Steuerzahlers Kosten. Dies kann nur durch die Verhängung einer polizeilichen Sperrzone in Strebersdorf erreicht werden", sind die beiden WIFF-Bezirkspolitiker überzeugt.

Abschließen der WIFF-Parteiobmann Hans Jörg Schimanek an sexwork.at und die Wiener Stadtpolitiker: "Da die Prostituiertenvertreter und auch die hohe Rathauspolitik von den tatsächlichen hygienischen Verhältnissen am Strebersdorfer Straßenstrich - kein WC, keine Waschgelegenheit - null Ahnung haben, präsentieren wir Ihnen im Anhang einige Bildbeweise"

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Wohlweislich - oder auch irrtümlich - man könnte auch vermuten aus manipulativen Gründen..... - hat man den Link zum beanstandeten Artikel nicht mitgepostet. Denn dann könnte sich der Leser ein Bild von dem machen, was da kritisiert wurde. Und vielleicht würde der geneigte Leser dann auch den letzten Satz des, immerhin 12-zeiligen Artikels sehen. Und würde sich wahrscheinlich fragen, wieso unsere Aussagen dem Herrn Parteiobmann Hans Jörg Schimanek denn wirklich stören.

Hier der beanstandete Artikel:

Boxenstopp am Straßenstrich: Stadträtin Sandra Frauenberger möchte die Errichtung sogenannter "Verrichtungsboxen" im Kampf gegen die Straßenprostitution diskutieren, kündigte sie via "Presse" an.

Diese Autoboxen gibt es bereits in Dortmund und Zürich – Sexarbeiterinnen können dort mit ihrem Freier hineinfahren und ihrer Arbeit nachkommen.

Die Sexarbeiterinnen sind von dem Vorschlag wenig begeistert: "Die Erfahrungen in anderen Städten sind negativ. Die Freier nehmen es nicht an – von den wirklich schlechten Sicherheits- und Hygienebedingungen ganz zu schweigen", ist Christian Knappik von sexworker.at verärgert: "Wir haben in Wien gute, diskrete Stundenhotels, man soll die Frauen wieder dort arbeiten lassen.".


http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1068056

Gerade der letzte Satz sollte Herrn Schimanek doch, wenn er denn die Interessen der GegnerInnen des Straßenstrichs in Floridsdorf wirklich vertreten möchte, ein Lächeln auf die Lippen zaubern können.....

Aber scheinbar geht es ihm doch nur um`s politische Kleingeld. Mag sein, dass Herr Schimanek mehr Erfahrung mit dem Thema hat, wie wir - die wir doch, nach seiner Meinung "Null Ahnung" haben. Nur stehen wir halt zu unseren Aussagen und manipulieren nicht die Äußerungen Derer, die unsere Meinung nicht teilen - nur um der Selbstdarstellung willen.

christian knappik

Sissi_Salzburg
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Beitrag von Sissi_Salzburg »

Bravo , Christian . das was bei uns abläuft ist ,für Aussenstehende nicht nachvollziehbar ! Liebe Grüße Sissy

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nina777
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Beitrag von nina777 »

19.9.2014

Straßenstrich: "Arbeitszeiten" wirken

Im Sommer hat es massive Beschwerden von Anrainern gegen den Straßenstrich im Industriegebiet Strebersdorf gegebn. Seit 1. September dürfen Prostituierte daher erst ab Einbruch der Dunkelheit ihre Dienste anbieten. Seither beruhigte sich laut Polizei die Lage.


Je nach Jahreszeit ist die Straßenprostitution in Strebersdorf zu unterschiedlichen Zeiten untersagt. Erst wenn es dunkel wird, dürfen die Frauen am Straßenrand ihre Dienste anbieten. Viele Probleme, über die sich Anrainer und Beschäftigte beschwert hatten, seien am Tag aufgetreten, hieß es vom Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) - mehr dazu in Floridsdorf: Neue "Arbeitszeiten" am Strich.

Drei bis sechs Frauen in der Nacht

Die neuen Zeiten gelten seit 1. September, auch die Polizei ist verstärkt in der Gegend präsent. Die Folge: Tagsüber stehen keine Frauen mehr auf der Straße, sagt Wolfgang Langer von der Wiener Polizei. Die Frauen würden sich an die Zeiten halten. In der Nacht stehen jetzt drei bis sechs Frauen in Strebersdorf, sagt Langer. Die Regelung habe sich bewährt, auch weil die Frauen darüber informiert gewesen seien und darauf eingestellt hätten. Zu Anfangszeiten hätten sich etwa zehn Frauen in Strebersdorf Freiern angeboten, sagt Langer.

Auch der Bezirksvorsteher ist zufrieden. "Kurzfristig war das die beste Lösung", sagt Georg Papai. Auch die Rückmeldungen aus der Bevölkerung und den Betrieben seien positiv. Es gebe noch ein paar Probleme, etwa die Sauberkeit, die noch gelöst werden sollen.

Hans-Jörg Schimanek von der Liste "Wir für Floridsdorf" (WIFF) sieht die Entwicklung nicht ganz so positiv. Die Anrainer seien vor allem wegen der Verschmutzung sehr verärgert, es gebe ständig Beschwerden. "Es kann nicht sein, dass jeden Tag in der Früh ein Sonderkommando der MA 48 dort vorbeikommen muss", sagt Schimanek. WIFF fordert weiter eine Sperrzone und hat dafür nach eigenen Angaben mehr als 5.000 Unterschriften gesammelt.

Höchstens 25 Frauen in ganz Wien

Überhaupt dürfte der Straßenstrich in den letzten Monaten in Wien kleiner geworden sein. "Derzeit stehen in Wien täglich 20 bis 25 Frauen", sagt Langer. Das sei viel weniger als früher. "Wir haben wenig Anzeigen in diesem Bereich, die Frauen sind auch alle angemeldet."

Hin und wieder gebe es noch Aufgriffe illegaler Prostituierter im Stuwerviertel, in anderen Gegenden aber nicht. In Auhof gibt es mittlerweile keinen Straßenstrich mehr, seit dort auf dem Gelände ein Schranken installiert wurde. Einige der Frauen seien auf die Brunner Straße oder nach Strebersdorf ausgewichen, sagt Langer.

http://wien.orf.at/news/stories/2669430/
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Beitrag von nina777 »

27.9.2014

Sexarbeit

Verdrängte Nachteulen

Durch das Wiener Prostitutionsgesetz hat sich der Straßenstrich an die Peripherie verlagert und ist für die Frauen unsicherer geworden. Erlaubniszonen und Sexboxen sind umstritten.


Wien. Ihre Kollegin hatte gerade einen Kunden, also beugt sich Nati über das Bett, streift das Bettlaken zurecht und stellt das Gleitgel wieder auf seinen Platz. Sie ist Sexarbeiterin, einer ihrer Arbeitsplätze ist ein kleines Bordell in Penzing. In einem der drei Zimmer stellt sie einen Hocker zwischen gynäkologischen Stuhl und Himmelbett, vom Himmel baumeln Handschellen, und nimmt Platz. Früher wollte sie etwas mit Sport oder Kunst machen, doch nach der Lehre heuerte sie als Escort an. Sie sei "immer schon eine Nachteule gewesen", erzählt die 31-Jährige. Inzwischen ist sie seit 11 Jahren im Geschäft, nach wie vor macht sie als Escort Hausbesuche, womit sie sich in einen legalen Graubereich begibt. Ans Aufhören denkt sie nicht, die Arbeit sei ein angenehmer Ausstieg aus dem Alltag, meint sie.

Sie ist eine von 3700 angemeldeten Sexarbeiterinnen in Wien. Dass man sie im Stadtbild kaum noch wahrnimmt, liegt daran, dass Prostitution mit dem Wiener Prostitutionsgesetz 2011 in Wohngebieten verboten wurde. Damit hat die Stadt auf massive Bürgerproteste reagiert. Damals waren Anrainer in der Felberstraße mit Fackeln durch die Straße gezogen oder haben heißes Wasser aus dem Fenster geschüttet.

Vor zwei Jahren arbeiteten in Wien noch 200 bis 300 Prostituierte auf dem Strich, inzwischen stehen die sie an der Peripherie und sind auf ein Grüppchen von maximal 40 Frauen geschrumpft.

Derzeit gibt es in Wien zwei legale Straßenstriche, einen in Floridsdorf und einen in Liesing: In der Brunner Straße im 23. Bezirk stehen beim Lokalaugenschein der "Wiener Zeitung" etwa zwei Dutzend Frauen, ab und zu macht eine von ihnen mit einem kleinen Tanz auf sich aufmerksam.

Seit kurzem stehen Sexarbeiterinnen auch am äußersten Rand des 21. Bezirks in der Einzingergasse, gleich neben der Autobahnabfahrt Strebersdorf. Es sind maximal zehn Frauen, die vereinzelt zwischen Lkw stehen und den vorbeifahrenden Autos winken. Aufgrund fehlender Stundenhotels findet der Sex vermutlich im Auto oder in den Büschen statt. Es ist dunkel, außer einer Tankstelle gibt es weit und breit nichts, und seit 1. September dürfen die Frauen hier nur noch zwischen 22 und 6 Uhr stehen.

Beschwerden in Floridsdorf
"Das ist die beste Lösung für die Bürger, die naheliegende Berufsschule ist natürlich besonders schützenswürdig", sagt Georg Papai, roter Bezirksvorsteher im 21. Bezirk. Zuvor gab es Beschwerden von Pendlern, die auf dem Weg zur S-Bahn von Freiern angesprochen wurden. Von "Frauen, die breitbeinig vom Gehsteig springen", spricht Hans Jörg Schimanek von der Kleinpartei Wiff ("Wir für Floridsdorf"). Schimanek will Prostitution nur hinter geschlossenen Türen dulden und hat eine Unterschriftenliste für ein Verbot von Straßenprostitution ins Leben gerufen, laut Eigenangabe haben 5000 Menschen unterzeichnet.

Schimanek und sein Kollege Ossi Turtenwald beschreiben auf ihrer Homepage Wiff als "unabhängige Partei", doch Schimaneks Vergangenheit lässt darauf schließen, welchem Lager Wiff zuzuordnen ist: Einst war Schimanek FPÖ-, dann BZÖ-Mitglied, sein Sohn gilt als einschlägig verurteilter Neonazi und soll hinter der Neonazi-Homepage alpen-donau.info stehen.

"Die Anrainer werden ermutigt, Frauen zu fotografieren. Das ist diskriminierend und beleidigend, schadet der Atmosphäre und dem Geschäft", sagt die Sozialarbeiterin Renate Blum von Lefö zu den Hetzkampagnen. Die Streetworker von Lefö sprechen ein- bis zweimal pro Woche mit Frauen, die auf der Straße arbeiten, jährlich führen sie 1700 Gespräche. Doch zu vielen Frauen, die auf der Straße arbeiteten, habe man seit der Einführung des neuen Gesetzes den Kontakt verloren.

Zwar arbeitete immer nur ein kleiner Teil der Frauen auf dem Straßenstrich, der Großteil der Sexarbeit findet aber illegal in Wohnungen oder in legalen Laufhäusern oder Bordellen statt. Bei Letzteren fließen bis zu 50 Prozent der Einnahmen an den Betreiber, im Laufhaus müssen sich die Frauen für mindestens eine Woche einmieten. Daher bevorzugen einige Frauen die Straße, da sie hier am unabhängigsten sind.

Um 40 Prozent mehr Notrufe
Für Blum oder auch die Soziologin Helga Amesberger (siehe Interview) hat die Verdrängung des Straßenstrichs dazu geführt, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze vermindert und die Arbeitsbedingungen der Frauen verschlechtert haben. Während für die Frauen der Prater und das Stuwerviertel im 2. Bezirk unkompliziert mit der U-Bahn erreichbar war, sind sie nun von jemandem abhängig, der sie mit dem Auto an den Stadtrand bringt. Es gebe nun 40 Prozent mehr Notrufe aufgrund von gewaltvollen Übergriffen, sagt Christian Knappik. Der Sprecher des Forums Sexworker.at (einem von Sexarbeiterinnen betriebenen Internetforum) fährt Nacht für Nacht Notfallseinsätze und befürchtet, dass die Frauen in der Peripherie im Winter auch zu Niedrigstpreisen in die Autos steigen, da sie sich sonst nirgends aufwärmen können.

Dass hier Verbesserungen nötig sind, ist auch den Verantwortlichen der Stadt bewusst. "Die Situation ist für die Frauen extrem unangenehm, es gibt viel zu wenige sichere Bereiche, da gibt es nichts schönzureden", sagt Birgit Hebein von den Wiener Grünen. In welcher Form Infrastruktur nötig sei, soll in der aus Vertretern der Stadt, NGOs und der Polizei bestehenden Steuerungsgruppe besprochen werden, die die Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes seit Einführung beobachtet.

Sicherheit durch Sexboxen?
Beim nächsten Treffen sollen die Sexboxen diskutiert werden: Diese ähneln vom Aussehen einer Waschanlage und sind mit einem Holzverschlag umgeben. Hier wird das Auto geparkt, während die Frau mit ihrem Kunden Sex hat. Die Boxen sind mit Notfallstaste und Sanitäranlagen ausgestattet und es gibt sie in europäischen Städten wie Zürich. Doch die Sexarbeiterinnen befürchten, dass die Boxen nur zu einer weiteren Unsichtbarmachung beitragen, in dem sie weit außerhalb des Stadtzentrums platziert würden und damit erst nicht sicher wären.

Wichtiger ist ihnen ein Platz zum Waschen und Aufwärmen. In Zürich gibt es Busse, in denen Prostituierte Kaffee trinken, mit Sozialarbeitern sprechen oder Kondome holen können. "Das würden wir uns sehr wünschen", so Blum. "Wichtig wären aber auch Erlaubniszonen innerhalb der Stadt." Über diese wird in der Steuerungsgruppe wohl weiter diskutiert werden. Denn das Gesetz erlaubt, bestimmte Zonen im Wohngebiet zu schaffen - doch dazu braucht es die Einwilligung des Bezirks, und hier gibt es noch große Widerstände.

Das "Huren-Stigma"
Hebein will die Anbahnung vor kleinen Stundenhotels wieder genehmigen oder den Gürtel zur Erlaubniszone erklären. Doch für die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger ist es keine Option, zum alten System zurückzukehren, denn Ziel des Gesetzes sei gewesen, eine klare Regelung zu schaffen. Dass das Geschäft abseits des Straßenstrichs eher schleppend ist, weiß Sarah zu berichten. Sie hat sich um 350 Euro in ein Laufhaus im 22. Bezirk eingemietet. Im Eingangsbereich hängen Bilder von 24 Frauen in Dessous. Jede von ihnen sitzt in ihrem Zimmer und wartet auf Kundenschaft, der Preis wird direkt ausgemacht.

In Wien sei die Bezahlung schlecht, klagt die 26-jährige Rumänin, anderswo verdiene man doppelt so viel. Die Dumping-Preise liegen wohl an der hohen Konkurrenz, denn in den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der registrierten Prostituierten fast verfünffacht. Vor drei Jahren kam Sarah mit einem Freund nach Deutschland, um als Sexarbeiterin tätig zu sein. Als er beim Geschäft mitschneiden wollte, hat sie ihn angezeigt, nun arbeitet sie autonom. Mit dem Job könne man schnelles Geld verdienen. Mittlerweile hat sie ein Haus gebaut, ihrem Bruder ein Auto geschenkt. Doch sie will zurück zu ihrer Familie und ihr Chemiestudium abschließen, deshalb soll spätestens in drei Jahren Schluss sein.

Am Montag war sie bei der Gesundenuntersuchung, erzählt sie, wie alle registrierten Prostituierten muss sie sich einmal pro Woche auf Geschlechtskrankheiten durchchecken lassen. Österreich ist das einzige EU-Land neben Griechenland, das die Frauen zu Untersuchungen verpflichtet, die hohe Frequenz wird stark kritisiert. Hier brauche es eine bundesweite, neue Regelung, heißt es seitens der Stadträtin. Die vielen kleinen Regelungen bei der Sexarbeit sollten sich zu einem "großen Ganzen" fügen, heißt es.

Doch rechtliche Änderungen reichen nicht aus, um Verletzungen der Rechte der Frauen zu verhindern. Stigmatisierung und Kriminalisierung erschwert ihnen das Leben, indem sie mit einem einschlägigen Gehaltszettel keine Wohnung finden oder ihr Job Obsorgeentscheidungen negativ beeinflusst

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten ... cnt=663818
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Beitrag von nina777 »

27.9.2014

Sexarbeit

"Verdrängung gibt den Bordellbetreibern viel mehr Macht"

Soziologin Helga Amesberger erklärt, wie das Verbot des Straßenstrichs im Wohngebiet die Arbeitsbedingungen der Sexarbeiterinnen verschlechtert hat.


"Wiener Zeitung": Mit dem jetzigen Gesetz scheint kaum jemand zufrieden zu sein. Was muss sich ändern?

Helga Amesberger: Der Gesetzgeber hat vernachlässigt, autonomes Arbeiten von Frauen zu ermöglichen. Hausbesuche wurden zwar legalisiert, aber Wohnungsprostitution ist nach wie vor nicht erlaubt. Wir müssen die Rechte der Sexarbeiterinnen stärken. Mit dem neuen Prostitutionsgesetz in Wien ist das nicht geschehen, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie etwa die Möglichkeit zur Erstberatung und Registrierungsbegleitung durch NGOs. Man wollte die Arbeitsbedingungen verbessern, indem Bordelle mehr Auflagen betreffend Hygiene und Bautechnik erfüllen müssen, aber ich weiß nicht, ob das greift. Jedenfalls wurden dadurch weniger Bordelle bewilligt, wodurch sich die Anzahl der legalen Arbeitsplätze verringert hat. Die Verdrängung des Straßenstrichs an den Stadtrand hat ebenfalls zur Reduktion legaler Arbeitsplätze beigetragen.

Was sind die Konsequenzen?

Die Bordellbetreiber haben viel mehr Macht und Handlungsspielraum, sie können unter mehr Frauen auswählen. Die Konkurrenz unter den Frauen ist größer, etwa für ältere ist es sehr schwierig geworden. Außerdem haben die Betreiber und Betreiberinnen mit dem neuen Gesetz in Wien einige Verpflichtungen und Befugnisse bekommen, die die Autonomie der Sexarbeiterinnen einschränken. Es wäre wichtig, die Sexarbeiterinnen in die Gesetzesausarbeitung und -entwicklung einzubinden, denn sie wissen, wie es im Milieu läuft, und nicht der Beamte, der das Gesetz schreibt. Der mag vielleicht Erfahrungen aus der Perspektive des Kunden haben, aber nicht aus der Perspektive der dort Arbeitenden.

Mit dem neuen Wiener Prostitutionsgesetz wurde auch eine Steuerungsgruppe eingeführt, um die Auswirkungen des neuen Gesetzes zu beobachten und Lösungen für Probleme zu erarbeiten. Ist das passiert?

Die Steuerungsgruppe schaut sich arbeitsbereicheübergreifend die Auswirkungen des Wiener Prostitutionsgesetzes an. Das ist prinzipiell ein guter Ansatz, aber ihre Handlungsmöglichkeiten sind eher gering. Beispielsweise scheitern die Vorschläge zu den Erlaubniszonen an den Widerständen der Bezirke. Dabei wäre die Umsetzung der Erlaubniszonen wichtig. Außerdem sind in der Steuerungsgruppe Sexarbeiterinnen nicht vertreten.

Mit welchen Problemen sind Sexarbeiterinnen konfrontiert?

Mit Ausnahme der auf der Straße sexuelle Dienstleistungen anbahnenden Frauen haben Sexarbeiterinnen sehr hohe Fixkosten, entweder die Miete im Laufhaus, oder sie müssen bis zu 50 Prozent ihrer Einnahmen an die BordellbeteiberInnen abgeben. Daher war die Straßenprostitution bei manchen Frauen eine sehr beliebte Form der Sexarbeit.

Durch das de-facto Verbot des Straßenstrichs hat eine Verdrängung stattgefunden. Wo sind die Frauen hinverschwunden?

Wir wissen nicht, wo die Frauen hingegangen sind. Ein Teil wird wohl nun in Bordellen arbeiten, ein Teil wird die Stadt verlassen haben, aber ebenso ist anzunehmen, dass viele in den illegalen Bereich (Wohnung, Straße) gewechselt haben. Früher waren es bis zu 200, derzeit sind es maximal 40 Frauen, die legal auf der Straße arbeiten.

In Wien gibt es 3300 registrierte Sexarbeiterinnen, die in Bordellen, Laufhäusern oder am legalen Strich arbeiten, im illegalen Bereich ist die Zahl viel höher. Wie viele Frauen sind es tatsächlich?

Aufgrund der hohen Fluktuation und der Doppelzählungen gibt es nicht einmal im registrierten Bereich verlässlichen Zahlen. Für den illegalen Bereich gibt es keinerlei Schätzungen, die auf profunden Kriterien basieren. Zudem sagen diese Zahlen nichts darüber aus, wie viele Personen pro Tag sexuelle Dienstleistungen anbieten.

Neben einer anderen Prostitutionspolitik sei auch eine andere Migrations- und Arbeitsmarktpolitik notwendig, schreiben Sie in ihrer Studie. Was meinen Sie damit?

Das betrifft vor allem Drittstaatsangehörige und Personen, die eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Und wenn Grenzen geschlossen sind, braucht es Vermittler. Das fördert die Abhängigkeit. Wenn Frauen in einem anderen EU-Land einen Aufenthaltsstatus hatten, konnten sie bis zum Frühjahr 2012 in Wien legal arbeiten. Dann meinte die Polizei, dies widerspreche den Visa-Bestimmungen. Von einem Tag auf den anderen konnten sich diese Frauen nicht mehr als Sexarbeiterinnen registrieren lassen, die Fremdenpolizei wurde eingeschaltet etc. Das hatte schwerwiegende Folgen. Dies ist ein Beispiel dafür, wie durch Gesetze bzw. deren Umsetzung die Mobilität von Sexarbeiterinnen forciert wird.

Hier wird die Debatte zu Sexarbeit sehr ideologisch geführt: die Befürworter der Legalisierung sprechen von autonomer, selbstbestimmter Sexarbeit. Ihnen wird von den Verbots-Unterstützern vorgeworfen, sie würden ausblenden, dass es Menschenhandel gibt.

90 Prozent der legal arbeitenden Sexarbeiterinnen sind Migrantinnen. Sie alle mit Menschenhandel gleichzusetzen, wie das häufig geschieht, wäre eine Bankrotterklärung für die Strafverfolgung und würde bedeuten, dass sämtliche Gesetze wirkungslos sind. Der Großteil der Frauen, die wir interviewt haben, hat sich dezidiert für die Sexarbeit entschieden. Sie haben abgewogen, was sich mehr auszahlt: ihr bisheriger Job oder die Sexarbeit. Rund zehn Prozent der Interviewpartnerinnen haben gesagt, sie sind hinters Licht geführt worden. Ihnen wurde etwa ein Job als Kellnerin versprochen. Anderen wurde der Pass oder der Großteil der Einnahmen abgenommen. Doch der Begriff Menschenhandel ist problematisch, denn er verschleiert, dass Ausbeutung auch im freiwilligen Bereich stattfindet: überlange Arbeitszeiten, die Abgaben an die Betreiber und Betreiberinnen, durch Druck jeden Kunden zu bedienen

Von Zuhältern?

Auch Zuhälterei ist ein problematisches Wort und schwierig zu definieren. Wo beginnt Zuhälterei? Sind Familienangehörige, Partner, Vermittler eines Arbeitsplatzes in jedem Fall Zuhälter, wenn sie Geld von einer Sexarbeiterin erhalten? Kann beispielsweise tatsächlich von Zuhälterei gesprochen werden, wenn der Mann den Haushalt führt und die Kinderbetreuung übernimmt und die Frau mittels Sexarbeit für das Haushaltseinkommen sorgt? Viele Gesprächspartnerinnen verwehrten sich dagegen, diese als Zuhälter zu bezeichnen.

Derzeit herrscht große steuerliche Unsicherheit?

Das ist ein großes Desaster. Wie die neue Regelung (seit 1. Juli, Anm.) umgesetzt werden soll, ist mir schleierhaft. Jedes Bordell soll geprüft werden, ob die Frauen dort selbständig oder unselbständig arbeiten. Gleichzeitig wird das individuell für jede Sexarbeiterin geprüft.

In Wien gab es nie ein Rotlichtviertel wie in Amsterdam oder in Hamburg. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Meines Erachtens ist das ein Vorteil, denn die größten "Unruhen" in der Bevölkerung gibt es aufgrund der Sichtbarkeit, wenn es sich auf einen Stadtteil konzentriert. Die Durchmischung ist auch gut, weil es dadurch seltener zu Monopolstellungen einzelner Bordellbetreiber und -betreiberinnen kommt. Es ist aber schwieriger für die Polizei, zu kontrollieren.

Gibt es in Österreich Bestrebungen, Sexarbeit völlig zu verbieten und aus der Gesellschaft zu verdrängen?

Das System in Österreich ist stark regulativ, aber das trifft nicht nur auf Österreich zu. Regulative Systeme laufen Gefahr der Überregulierung, und dann treten abolutionistische Aspekte stärker in den Vordergrund. Insofern besteht die Gefahr, dass Verbote und Einschränkungen zunehmen sowie die Ausübung der Sexarbeit stark erschweren.

Ist die wöchentliche Gesundheitskontrolle ein solcher Aspekt?

Österreich ist das einzige europäische Land neben Griechenland, in denen es verpflichtende Untersuchungen auf Vorliegen von Geschlechtskrankheiten gibt, und selbst in Griechenland müssen sich die Frauen nur alle zwei Wochen untersuchen lassen. Die Sexarbeiterinnen sind den Untersuchungen nicht generell abgeneigt, aber sie sagen, die Intervalle seien zu kurz, sie wollen sich die Ärzte selber aussuchen und sie wollen Ordinationszeiten, die mit ihren Arbeitszeiten kompatibel sind. Die Frauen haben ja Interesse daran, dass sie gesund bleiben. Aber auch wenn die Verpflichtung einmal fallen sollte, braucht es ein ausreichendes und günstiges Angebot an Gesundheitsvorsorge für diese Berufsgruppe (in Salzburg, Linz und Graz kostet die Untersuchung 35 Euro, Anm.) Ein weiteres Beispiel für abolitionistische Regelungen im Wiener Prostitutionsgesetzt ist die Kundenbestrafung: Wenn Kunden sexuelle Dienstleistungen außerhalb legaler Zonen anbahnen, können sie bestraft werden. Gleichzeitig zeigt die Anzeigenstatistik, dass nach wie vor in erster Linie Sexarbeiterinnen für die Anbahnung im öffentlichen Raum bestraft werden.

Wenn von Sexarbeit gesprochen wird, dann immer nur von Frauen. Angeblich ist jeder fünfte Mensch, der der Sexarbeit nachgeht, ein Mann. Wie erkläen Sie sich das?

Das hat damit zu tun, wie die Gesellschaft Sex von Männern und Frauen handhabt. Männliche Sexualität unterliegt kaum der gesellschaftlichen Kontrolle. Ihre Zahlen kann ich nicht bestätigen, in Wien sind nur rund70 Männer registriert. Das heißt, dass die Mehrzahl der Sexarbeiter illegal tätig ist.

Information
Für die Vergleichsstudie zur Prostitutionspolitik in den Niederlanden und in Österreich sind in Österreich 85 Sexarbeiterinnen interviewt worden. Die Interviews wurden von Mitarbeiterinnen der NGOs LEFÖ und maiz geführt. Die Studie wurde von der Platform 31, den Städten Den Haag, Rotterdam und Utrecht sowie der Stadt Wien finanziert.

Zur Person

Helga Amesberger (Ja. 1960) ist Ethnologin, Soziologin und Politikwissenschafterin und arbeitet am Institut für Konfliktforschung in Wien. Im November 2014 erscheint ihr Buch "Sexarbeit in Österreich. Ein Politikfeld zwischen Pragmatismus, Moralisierung und Resistenz"

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten ... Macht.html
Dateianhänge
140926_1610_vergleichende_studie_prostitution.pdf
InternatIonale VergleIchende
StudIe zu ProStItutIonSPolItIken:
Niederlande, Österreich (Exkurs Schweden)
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Beitrag von nina777 »

08.10.2014

"BEATE UHSE SHOW"

WIEN

Bordell warb mit Sex-Shop: Beate Uhse droht mit Klage


Diese Aktion könnte ein gerichtliches Nachspiel haben! Ein Meidlinger Bordell lud großflächig und in mehreren Bezirken per schreiend rosa Plakaten (plus sexy Engerl) für eine "Beate Uhse Show" am 7. Oktober.

Das rief mehrere Anrainer auf den Plan, eine Dame wandte sich auch an "Heute": "Ich dachte, 'Beate Uhse' steht für freie, selbstbestimmte Erotik - und nicht für käuflichen Schmuddel-Sex in Bordellen", so die besorgte Leserin.

"Heute" fragte bei dem weltbekannten deutschen Erotik-Großhandel nach. Unternehmenssprecherin Doreen Schink: "Wir veranstalten keine 'Beate Uhse Shows' in Bordellen. Wir prüfen den Sachverhalt.".

http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1080547
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RE: LokalNachrichten: WIEN

Beitrag von fraences »

Interview mit Soziologin Julia O’Connell Davidson.
"Es wird eine moralische Agenda verfolgt"


Von Bettina Figl

Der Sexarbeitsmarkt wird nicht von Menschenhandel dominiert, sagt Soziologin Julia O’Connell Davidson.


Die Soziologin Julia O’Connell Davidson sieht Parallelen zwischen restriktiver Einwanderungspolitik und Sklaverei.

Die Soziologin Julia O’Connell Davidson sieht Parallelen zwischen restriktiver Einwanderungspolitik und Sklaverei.© Stanislav Jenis

"Wiener Zeitung": Bei Sexarbeit wird oft unterstellt, dass Menschenhandel im Spiel ist. Junge Frauen, die in Osteuropa gekidnappt werden und in Westeuropa zur Prostitution gezwungen werden: Passiert das oft oder sind das Einzelfälle?

Julia O’Connell Davidson
ist Professorin für Soziologie an der Universität Nottingham. Seit den 1990er Jahren forscht sie zu Sexarbeit und Menschenhandel. Am Freitag sprach sie in Wien bei der Tagung der "Task Force Menschenhandel" über Wechselwirkungen zwischen Prostitution und Menschenhandel.


Julia O’Connell Davidson: Ich sehe das oft in den Medien, aber nicht in der Realität. Natürlich gibt es furchtbare Missbrauchsfälle, aber die gibt es überall, auch im Bereich häuslicher Gewalt.

Zwischen 2012 und 2002 mussten 20,9 Millionen Menschen Zwangsarbeit verrichten, schätzt die Internationale Arbeitsorganisation ILO. Gibt es verlässliche Zahlen, wie viel davon Sexarbeit war?

Nein, gar nicht. Es ist extrem schwer, allein die Größe des Marktes in einzelnen Ländern zu definieren. Ich verlasse mich nicht auf die Zahlen, mit denen herumgeschmissen wird. Und es gibt keine Studie, die zeigt, dass der Großteil der Sexarbeiter dazu gezwungen wird. Natürlich gibt es Menschenhandel, aber der Sexarbeitsmarkt wird nicht davon dominiert. Wenn dann ein Missbrauchsfall aufgedeckt wird, ist der Schrei nach einem Prostitutionsverbot schnell da. Findet hingegen in einer Ehe Missbrauch statt, heißt es nie: Heiraten sollte verboten werden. Hier wird eine moralische Agenda verfolgt, und hat nichts damit zu tun, dass man Menschen schützen will.

Warum sind Sie bei Prostitution gegen Verbote und Freierbestrafung?

Weil es zu einem Klima der Angst beiträgt und die Arbeit der Frauen erschwert. Damit macht man sie verletzbarer.

Stichwort Straßenprostitution: Sind Sexarbeiterinnen auf der Straße verletzbarer?

Nicht unbedingt. Dort ist die Arbeit auch unabhängiger: Manche Menschen arbeiten auf der Straße, nur damit sie die eine oder andere Rechnung bezahlen können. Auf der Straße gibt es mehr Gewalt, das ist klar. Aber die geht gar nicht unbedingt von den Freiern aus, sondern von irgendwelchen Irren, die Prostitution stigmatisieren.

In Wien ist Straßenprostitution nur noch am Stadtrand und nicht mehr in den Wohngebieten erlaubt. Nun gibt es Proteste von Anrainern in Floridsdorf. Verstehen Sie das?

Ja, wenn Straßenprostitution verdrängt wird, fühlen sich dort die Anrainer marginalisiert und sind wütend. Diejenigen, die das Gesetz machen, denken nicht an die Konsequenzen ihres Tuns und machen Menschen verletzbar, die es ursprünglich nicht waren. In Großbritannien wird der Großteil der Menschen definitiv nicht zur Sexarbeit gezwungen. Dort darf man nur alleine arbeiten, aber nicht zu zweit oder zu dritt, und das zwingt in die Abhängigkeit.

Inwieweit hängen Gentrifizierung und Prostitution zusammen?

In vielen europäischen Städten gab es Viertel, in denen vorher egal war, was passiert. Dann sind die Mietpreise in die Höhe geschnallt und dann wollte man die Straßen "säubern", von ungewollten Menschen verschiedenster Art. Hier wurden die Verbote ausgeweitet, vor allem bei der Straßenprostitution, weil argumentiert wird, die Frauen auf der
Straße wären damit sicherer. Es arbeiten zwar nur sehr wenige Frauen auf der Straße, die Politik fokussiert aber immer auf die Straßenprostitution und verwendet sie als Argumentation, Sexarbeit zu verbieten oder Freier zu bestrafen.

Wird auch Menschenhandel durch die Politik instrumentalisiert?

Ja. Wenn starke Grenzkontrollen eingeführt werden sollen, ist Menschenhandel ein riesiges Phänomen, wenn Aufenthaltsbewilligungen erteilt werden sollen, ist es plötzlich ein winziges.

In einer Ihrer Studien haben Sie weltweit Freier und Männer zu Menschenhandel und der Nachfrage nach nicht-freiwilliger Sexarbeit interviewt. War es schwierig, mit ihnen darüber zu sprechen?

Bei den Sextouristen war es einfach, weil sie auf Urlaub waren und Männer gerne erzählen. Bei unseren Interviews zur Nachfrage des Menschenhandels im eigenen Land war es schwieriger. In Schweden fiel es den Männern gar nicht auf, dass es diese Probleme gibt. In anderen Ländern ist Sex ein stigmatisiertes Thema, über das man nicht spricht, wie in Indien.

Was ist eigentlich in Indien los, man gewinnt den Eindruck, Vergewaltigung sei dort Teil des Alltags?

In den USA geschehen ebenfalls sehr viele Vergewaltigungen, dort gibt es auch sehr viel häusliche Gewalt. Es ist schwierig, das zu generalisieren, aber wenn wir uns ansehen, was die USA und Indien gemeinsam haben, dann fällt der hohe Grad an Religiosität auf. Aber hier muss man sehr aufpassen, um nicht in Rassismen zu fallen. Natürlich waren die Vorfälle in Indien abscheulich. Aber die ganze Welt ist sexistisch und überall ist Sexismus Teil des Alltags - außer in Ländern, wo es echte Bestrebungen gab, die Teilnahme von Frauen in der Öffentlichkeit zu verbessern, wie in den skandinavischen Ländern.



Medien bezeichnen Menschenhandel oft als "moderne Sklaverei". Sie kritisieren das. Warum?

Das ist ja oft nur eine Argumentation gegen Zuwanderung und für stärkere Grenzkontrollen. Der große Unterschied zu dem transatlantischen Sklavenhandel zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert ist, dass die Menschen in Afrika damals mit ungeheurer Gewalt gezwungen wurden, ihr Land zu verlassen. Diese Menschen wollten nicht nach Amerika, aber heute wollen sie nach Europa. Man sollte sich eher ansehen, welche Gesetze heute verwendet werden, um Migranten außerhalb Europas zu behalten: Irregulären Migranten bei der Einreise zu helfen, ist in Ländern wie Frankreich strafbar. Zur Zeit der Sklaverei wurden Kapitäne bestraft, wenn sie Sklaven auf ihren Schiffen zur Flucht verhalfen. Auch Überwachungssysteme an den Grenzen gab es heute wie damals. Hier sehe ich viel mehr Parallelen als zwischen Menschenhandel und Sklaverei.

http://www.wienerzeitung.at/nachrichten ... cnt=668917
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Beitrag von Zwerg »

Wiener "Rotlicht-Gesetz": 150 Bordelle weniger Kritiker der Novelle sagen, es gebe mehr illegale Sexarbeit. Polizei und Politik sehen ihre Ziele erreicht.

Mit Fackeln in der Hand zogen die zornigen Gründer der Bürgerinitiative in der Felberstraße den Straßenstrich entlang. Die Stimmung zwischen Anrainern und Sexarbeiterinnen war aufgeheizt, die Bezirkschefs polterten, die FPÖ wetterte und Prostituierte waren für fast alle das Feindbild.

Anfang 2011 drohte die Stimmung entlang der Rotlicht-Meilen zu kippen. Die rot-grüne Stadtregierung in Wien hatte bereits einen ersten Entwurf zum neuen Prostitutionsgesetz in der Schublade, der dann im November, also vor drei Jahren, in Kraft getreten ist.

Es war weit mehr als nur ein neues Reglement für den Straßenstrich: Von heute auf morgen wurden einem Milieu, das seit der Nachkriegszeit nur eigene Gesetze gekannt hatte, neue, strenge Vorschriften verpasst. Das Rotlicht hat seitdem viel von seinem verruchten "Sex & Crime"-Image eingebüßt – und gleichzeitig die Kritiker der staatlichen Prostitutionspolitik bestärkt.
"Gnadenloses" Prüfverfahren

"Ein Bordell in Wien wird baulich besser geprüft als jede Wohnung", heißt es seitdem. Die Ansage kommt von Wolfgang Langer, dem hochgewachsenen Hofrat und Leiter des Prostitutionsreferats der Wiener Polizei. Geschätzte 450 Bordelle gab es vor Inkrafttreten des Gesetzes, dreihundert sind derzeit genehmigt, allerdings ist die Zimmer-Anzahl gestiegen. Viele wollten oder konnten die strengen Auflagen des Genehmigungsverfahrens nicht erfüllen: Dazu zählen Brandschutz, Sicherheit, Hygiene, ein ziviltechnisches Gutachten uvm. Das Prozedere ist "streng und gnadenlos", erklärt er. Das Kalkül hinter dem Gesetz sei laut Langer aufgegangen: Der Straßenstrich, der seitdem im Wohngebiet verboten ist, sei in Gewerbegebiete abgesiedelt worden; in den Etablissements seien die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit verbessert worden; Hinterhof-Lokale seien geschlossen – und mit ihnen ein Nährboden für Zwangsprostitution ausgedünnt worden. "Das ist ein fortschrittliches Gesetz mit durchschlagendem Erfolg", erklärt Langer.

Naturgemäß positiv beurteilt die zuständige Wiener SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger ihr Gesetzeswerk: "Die Wohngebiete wurden entlastet, und das neue Gesetz hat für rechtliche Klarheit bei allen Beteiligten gesorgt", heißt es aus ihrem Büro. Am Straßenstrich sei das "Schutzzonen-Chaos" beseitigt. "Im Zentrum aller Überlegungen muss die Sicherheit der Frauen stehen."

Christian Knappik hält dem Lob eine Zahl entgegen: "Wir haben seit der Gesetzesnovelle um ein Drittel mehr Noteinsätze." Knappik ist der Sprecher des Online-Forums Sexworker.at, ein Insider, der Frauen in prekären Lagen hilft. Er ist ein unermüdlicher Kritiker des Gesetzes ("Man muss akzeptieren, dass es gescheitert ist") und des moralisierenden Diskurses über die Sexarbeit ("Sexarbeit ist weiterhin stigmatisiert").
"In Illegalität gedrängt"

Knappik sagt, das Gesetz habe den Graubereich vergrößert, statt ihn zu verkleinern. "Frauen wurden in die Illegalität gedrängt." Und er hält nichts davon, dass viele Ressourcen für die Verwaltung und für die Bestrafung der Sexarbeiterinnen verwendet werden, "anstatt Kriminelle zu bekämpfen". Ginge es nach Knappik, würde er die Regelungen ersatzlos streichen. Die Frauen auf dem Straßenstrich hätten bestehende Infrastruktur wie Stundenhotels zurückgelassen, und die Genehmigungsverfahren für Puffs "erzeugen das Gefühl, man ist den Behörden ausgeliefert".

Dass viele Konflikte im Kleinen weiter bestehen, liegt eher am Reizthema als an Bordellen oder am Straßenstrich. Gegen das Straßengeschäft in der Enzingergasse in Floridsdorf gab es schrille Proteste samt absurder Gerüchte, obwohl der Standort gesetzeskonform war. Mit einer zeitlichen Begrenzung auf die Nachtstunden ist der Protest abgeflaut.

In der Grillparzerstraße (Innere Stadt) mobilisierten Anrainer gegen ein Edel-Bordell. Hauptargument: ein Kindergarten. Oft steckt dahinter die Angst vor Wertverlust der Wohnung. Das Lokal wurde genehmigt. Seitdem ist es laut Polizei dort ruhig: "Die Frauen kommen am Vormittag, Freier schleichen bis zwei Uhr Früh hinein. So funktioniert ein Bordell."

Bald jede 2. Woche?

Ein Mal wöchentlich müssen sich Prostituierte in Österreich laut einer Bundesverordnung aus dem Jahr 1974 verpflichtend auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lassen. Die Regelung steht nun auf dem Prüfstand. Das erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums auf KURIER-Anfrage: Es werde eine "Umstellung des Intervalls sachlich geprüft". Die Ein-Wochen-Frist könnte ausgedehnt werden.

An der Pflicht zur Untersuchung scheiden sich die Geister: "Eine Überarbeitung wäre sinnvoll, vor allem was die Intervalle betrifft. Wir machen aber auch positive Erfahrungen damit, dass Sozialarbeiterinnen regelmäßig Kontakt mit den Frauen halten", heißt es im Büro der Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger. Die Vorteile streicht auch die Wiener Polizei hervor: Man sehe mögliche "Verletzungen durch Gewaltanwendungen" und erhalte "Informationen". Das Forum Sexworker.at stützt sich in der Kritik auf einen UNO-Bericht, wonach die Verpflichtung zum Arzt-Termin die Menschenwürde verletze.

http://kurier.at/chronik/wien/wiener-ro ... 98.410.728

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

          Bild
Zwerg hat geschrieben:es gebe mehr illegale Sexarbeit. Polizei und Politik sehen ihre Ziele erreicht.
Paßt genau. Die _wollen_ uns in die Illegalität zwingen.
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Beitrag von nina777 »

26.11.2014

IN FLORIDSDORF
WIEN

Über 6.000 Unterschriften gegen Straßenstrich


6.154 Floridsdorfer haben die Aktion des "WIFF" (Kleinpartei "Wir für Floridsdorf") gegen die Straßenprostitution in Strebersdorf mit ihrer Unterschrift unterstützt. Der "WIFF" fordert deshalb die Verhängung einer Sperrzone für das gesamte Gewerbegebiet, um die Prostitution zu unterbinden.

"Bis zum Ende der Aktion per Ende Oktober haben sage und schreibe 6.154 Floridsdorferinnen und Floridsdorfer diese WIFF-Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützt. Und es kommen noch immer ausgefüllte Unterschriftenlisten hinzu", freuen sich die beiden WIFF-Bezirksräte Hans Jörg Schimanek und Ossi Turtenwald.

"Uns und vielen Bürgerinnen und Bürgern ist aber die zeitliche Beschränkung – derzeit dürfen die 'Damen' ja bereits ab 19 Uhr ihrem 'Geschäft' nachgehen – eindeutig zu wenig. Wir fordern die Verhängung einer Schutzzone durch die Polizei für das gesamte Gewerbegebiet. Da diese jedoch nur dann tätig werden kann, wenn auch ein diesbezüglicher Antrag des Bezirkes an die Wiener Polizeidirektion gerichtet wird, liegt der Ball jetzt neuerlich bei der Bezirksvertretung", so die beiden WIFF-Bezirksräte.

Es sei der Bevölkerung nicht mehr länger zuzumuten, beim Weg zur und von der Schnellbahnstation Strebersdorf ab 19 Uhr belästigt zu werden. Ebenso sei auch die tägliche Verschmutzung speziell der Firmeneinfahrten und Grünflächen nicht mehr länger hinzunehmen. "Wenn man seitens des Marktamtes etwa in Gastro-Küchen praktisch mit Zahnbürste und Zahnstocher Verunreinigungen auf der Spur ist, darf auf der anderen Seite doch Straßenprostitution ohne Waschgelegenheit und WC vom Magistrat nicht augenzwinkernd genehmigt werden", ist Schimanek überzeugt.

http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1100762
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Beitrag von nina777 »

10.12.2014

Prostituierte als Fans

SPÖ geht jetzt in Wiener Sex-Sauna auf Stimmenfang


Das Rotlicht wählt rot. Vor den Wirtschaftskammer-Wahlen im Februar wirbt SP-Spitzenfunktionär Willy Turecek im Lustgewerbe um Stimmen. Im Gegenzug bietet er 5.000 Prostituierten Besonderes.

Heißer kann Wahlkampf kaum sein. Dienstagabend in der Wiener Sex-Stern-Sauna "Funpalast": Luxus-Ambiente. Lüsterne Männer in weißen Bademänteln. Rund 50 reizend gekleidete Prostituierte - und ein Besucher, der von den Mädchen nur eines will: ihre Stimme. Vor den Wirtschaftskammer-Wahlen poliert Willy Turecek (SPÖ), Obmann der Gastronomen in Wien, wieder seinen Ruf als Original.

Der Spitzenfunktionär tourt durch Bordelle und Bars, um Sexprofis Besonderes anzubieten: eine solide Existenz. "Mein politisches Ziel ist, dass die Damen eine Gewerbeberechtigung bekommen. Als EPU (Ein-Personen-Unternehmen) haben sie dann endlich auch Rechte, nicht nur Pflichten." Die Chefpartie des Nachtgeschäftes nickt dazu. Dienstag fanden "Funpalast"-Boss Christoph Lielacher, Bar-Chef Roman Stern ("Maxim") und Laufhaus- Manager Peter Laskaris das Vorhaben "zeitgemäß und richtig".

Freilich rechnet sich der Einsatz auch für Kämpfer Turecek: Denn etabliert er die sexuelle Dienstleistung in der Kammer, ist ihm der Dank der Damen sicher. Macht 3.500 zusätzliche Wählerinnen für ihn in Wien (letzte Wahlbeteiligung: 2.800) - oder auch bundesweit 5.000 für den SP-Wirtschaftsverband.

http://www.heute.at/news/oesterreich/wi ... 52,1106265
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Beitrag von nina777 »

12.12.2014

FP-Jung: Wahlwerbung im Puff!

SPÖ-Wien pfeift aus dem letzten Loch


Wien (OTS/fpd) - Der Obmann der Gastronomen in Wien Willy Turecek(SPÖ) sucht seine Wählerstimmen jetzt im Bordell. Er möchte die "Damen" aus dem Rotlichtmilieu zu Einpersonenunternehmerinnen machen. Angeblich wären das etwa 3.500 Stimmen für die Kammer, berichtet Wiens FPÖ-Gemeinderat, LAbg. Mag. Wolfgang Jung: "Die Vertreter seriöser Betriebe werden begeistert sein, künftig neben diesen Personen zu sitzen. Aber es ist bezeichnend, wie desaströs der Zustand der SPÖ sein muss, wenn schon in diesen Kreisen nach Stimmen gefischt werden muss. Mit Aufpolieren seines Rufes als Original hat das wirklich nichts mehr zu tun."

"Er liegt damit auf einer Linie mit seiner Parteikollegin Frauenberger, die im vergangenen Integrationsausschuss beim Thema Prostitution in Liesing festgestellt hat, dass ihr die Interessen der Prostituierten geleichwertig mit jenen der dort belästigten Wiener Mädchen und Frauen wären. Ob Turecek seinen Liesinger Parteifreunden damit eine Freude macht, muss bezweifelt werden", so Jung.

"Vielleicht kann er aber an der Brunnerstraße auch um Kandidatinnen für die Bezirksvertretung im nächsten Jahr werben. Das Klima ist dort allerdings derzeit kälter als im Funpalast, der Sex-Sauna in der Turecek seine Wahlkampagne begonnen hat", schließt Jung.

http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_ ... ng-im-puff
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Beitrag von Doris67 »

Wir sollen uns von Politikern als Stimmvieh einwickeln lassen, nur damit sie uns nach der Wahl verraten? No way.
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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

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Doris67 hat geschrieben:Wir sollen uns von Politikern als Stimmvieh einwickeln lassen, nur damit sie uns nach der Wahl verraten? No way.
Ich habe mit Herrn Turecek persönlich gesprochen und bin überzeugt, dass die Idee weder umsetzbar, noch für uns akzeptabel ist..... Eine weitere Hürde (Gewerbeschein) eine weitere Belastung (Kammerbeiträge) und auch eine weitere Möglichkeit der Vertreibung (mit der Einstufung als Gewerbe wäre Tür und Tor für die Vertreibung aus Wohngebieten geöffnet) brauchen wir absolut nicht.

Diesen Standpunkt habe ich auch beim Gespräch unterstrichen - scheinbar werden (wieder einmal) unsere Argumente nicht einmal ignoriert.....

Es geht um Stimmen - um Medienpräsenz - - um die Anliegen der SexarbeiterInnen geht es sicherlich nicht

christian