EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen uns!

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

....Alle Prostituierten wären durch eine Anhebung der Altersgrenze geschützter....

Inwiefern, Begründung?

...Übrigens: Der Gesetzgeber trägt in vielen Fällen dem Unterschied zwischen 18 und 21 Jahren Rechnung: im Jugendstrafrecht zum Beispiel. Oder beim Zugang zu Spielbanken etc.. Warum sollten Unter-21-Jährige keinen Zugang zu Spielbanken haben - aber Zugang zu Bordellen?....

Was ist das bitteschön denn für eine seltsam verdrehte Logik, die überdies mit offensichtlichen Lügen untermauert/begründet wird. Jugendstrafrecht findet bei mangelnder geistiger Reife Anwendung. Ausgeübte Prostitution ist keine Straftat, weder für Erwachsene (ab 18) noch für die minderjährige Prostituierte selbst und weshalb sollen unter 21jährige, erwachsene Menschen keinen Zugang zu "Spielbanken etc." haben? Das Jugendschutzgesetz spricht eine andere Sprache. Jugendliche unter 18 Jahren ist der Zutritt verwehrt aber Erwachsene, dazu zählen unter 21jährige, dürfen dies sehr wohl!

http://www.bmfsfj.de/gesetze,did=5350

...Kein Interesse an einer Anmeldepflicht besteht natürlich auch bei den deutschen Gelegenheitsprostituierten, vor allem aus Steuergründen...

Alice und die "Steuerpfründe"

...Es gibt schon lange keine Kriminalisierung von Prostituierten mehr in Deutschland ... :043

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Nymphe
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Beitrag von Nymphe »

Ja, oder: "Es gibt etliche infektionsrelevante Berufe, bei denen regelmäßige Gesundheitskontrollen eine Selbstverständlichkeit sind, zum Beispiel die Bäckereifachverkäuferin. Da hat noch nie jemand protestiert."

Die gibt es schon genauso lange nicht mehr wie den Bockschein, also seit über zehn Jahren ...

Gott, man kann ja meinen, Propaganda machen zu müssen, aber das ist zudem auch noch grottenschlechte Recherche.
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Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Nymphe: Diese schlechte Recherche sollte öffentlich gemacht werden. Damit sie eben nicht so stehen bleibt und von anderen zitiert wird. Hätte der BeSD vielleicht Lust, ein hieb- und stichfestes Argumentarium gegen solche Lügenpropaganda (nicht nur Schwarzers) zu erarbeiten und zu veröffentlichen? (und dabei gleich noch genau aufzuzeigen, wo im Gesetz und wie konkret Sexarbeit in Deutschland auch heute noch sehr real kriminalisiert wird) Das wäre der öffentlichen Debatte sehr zuträglich.
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Ich biete gerne meine Hilfe an.

Kasharius grüßt

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Rotlicht-MV
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Rotlicht-MV »

Wir gehen desöfteren auf unserem Weblog auf das Thema ein z.B. zuletzt zu dem Emma-Artikel "Der ganz faule Kompromiss". Auch zu dem oben genannten Artikel "Fakten gegen Scheinargumente" wird es in Kürze einen Kommentar geben.
Schönen Gruß
Thomas

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Beitrag von ehemaliger_User »

In vielen Städten/Landkreisen in Baden-Württemberg ist seit Jahren folgendes Usus:

1. Betreiber melden die Personendaten an die zuständige Polizeidienststelle.
2. Frauen unter 21 werden von der Polizei vorgeladen und einer ausführlichen Befragung unterzogen um festzustellen, um Frauen Opfer von Menschenhandel oder Zuhälterei sind.
3. Junge Frauen sind dann der Meinung, sie hätten eine offizielle Genehmigung zur Sexarbeit.
4. Ich als Freier kann nun grundsätzlich davon ausgehen, dass keine Frauen unfreiwillig in Bordellen tätig sind.. Genau das wird doch von den Befürwortern einer Meldepflicht behauptet.
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@ehemaliger_User

auf welcher Rechtsgrundlage basiert den diese Vorgehensweise?

Kasharius grüßt

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Beitrag von ehemaliger_User »

@Kasharius

Es gibt keine Rechtsgrundlage, es geschieht alles auf "freiwilliger Basis". Die "Paradise"-Betreiber übermitteln die Daten sogar direkt aus ihrem Buchungssystem.

Es gibt einige Betreiber die z.B. keine Frauen unter 21 in ihren Räumen arbeiten lassen - weil sie einerseits die 18jährigen eben nicht zur Polizei schicken wollen und andererseits keine "Sonderkontrollen" riskieren wollen.

Im Gegensatz zur Pommesbude kontrollieren die Beamten sehr regelmässig die bekannten Betriebe und fordern dann die Frauen auf, sich auf der Wache zu melden. Wer von den Frauen weiss schon, dass sie dieser Aufforderung nicht Folge leisten müssen?
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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

Unglaublich!

Kasharius grüßt

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Jupiter
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Jupiter »

Nach meinen Informationen gilt als Rechtsgrundlage das Landespolizeigesetz. Hier speziell der Bereich Gefahrenabwehr und öffentliche Ordnung / Sicherheit.

Damit kann auch ein Betreiber mit verstärkten Kontrollen überzogen werden, wenn er nicht kooperiert (was natürlich nicht offiziell so gesagt wird).

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@Jupiter

danke. Das dachte ich mir auch schon. Aber: Wenn der Betreiber des PARADISE Daten an die Polizei oder Ordnungsämter weitergibt, ist das von dieser Rechtsgrundlage nicht gedeckt, dessen bin ich mir sicher.

Kasharius grüßt

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

Eine Journalistin auf den Spuren der Herkunft der Frauen

"Die Menschenhandelskette beginnt in den Dörfern tief in Rumänien und Bulgarien", sagt Rita Knobel-Ulrich. Die Journalistin ist den Spuren der Frauen, die sich in Deutschland prostitutieren bis in ihre Herkunftsorte gefolgt. Und hat darüber eine bedrückende Dokumentation gedreht.

„30 000 Euro hat er mit mir verdient, und zwei Autos“. Die junge Rumänin, nennen wir sie Mariana, lebt in einer geheimen Wohnung, wird von Polizisten beschützt, denn sie fürchtet die Rache der flüchtigen Frauenhändler. Er suchte Nachschub für seinen Puff in Deutschland. Sie träumte von Liebe. Jetzt ist sie im Zeugenschutzprogramm der Polizei. Keiner darf wissen, wie sie tatsächlich heißt und wo sie wohnt, denn sie ist ausgestiegen, bereit, gegen ihren Peiniger auszusagen.

„Er hat mir gesagt, dass er mich liebt“, sagt Mariana und ein Schatten gleitet über ihr schmales Gesicht. „Er hat gesagt, er will mich heiraten, Kinder mit mir haben. Und dass nur noch ein bisschen Geld fehlt für eine Wohnung, ein Auto …“ – „Loverboymasche“ nennen die Polizisten von der ­Abtei­lung Milieukriminalität diese Methode. Sie garantiert maximale Abhängigkeit der Frau und minimales Risiko für den Mann. Dahinter steht meist ein ganzes Netzwerk: ein Anwerber, der Loverboy eben, der für beständigen Nachschub an Mädchen sorgt; einer, der den Transport organisiert und einer, der dann in Deutschland darüber wacht, dass das Mädchen nicht abspringt. Er ist es, der die Frau dazu zwingt, regelmäßig zu Hause anzurufen, zu behaupten, wie gut es ihr gehe, von der schönen Arbeit in einem Restaurant zu berichten, Geld zu schicken.

Für Mariana waren es bald 15, 20 Freier am Tag. Sie begann, sich zu wehren. Doch Bogdan, der Kumpel ihres Loverboys, drohte: „Wir werden deiner Familie Fotos von dir schicken, ihnen erzählen, was du hier machst. Und an Flucht solltest du noch nicht mal denken. Die deutsche Polizei kriegt von uns Geld. Sie werden dich sofort zu uns zurückschicken.“
Als er zuschlug, wagte sie es trotzdem. Ein Freier half ihr zu entkommen.

Mariana ist kein Einzelfall: Vor allem Frauen aus Rumänien und Bulgarien werden wie Ware gehandelt. Der Umsatz in der Prostitution beträgt allein in Deutschland 15 Milliarden Euro pro Jahr. Den Löwenanteil kassieren die Frauenhändler, Zuhälter, Bordellchefs. Für die Frauen bleibt nur ein Rest zum Überleben. Die UN schätzt die Zahl weiblicher Zwangsprostituierter in Europa auf 500000.
Die Menschenhandelskette beginnt in kleinen Dörfern und Städtchen in Rumänien. Die Hintermänner sind Teil eines ganzen Netzwerks, bringen immer wieder Nachschub nach Deutschland, nutzen die Träume junger Frauen von einem besseren Leben gnadenlos aus.

Wenn sie nach alptraumhaften Erfahrungen zurückkehren, landen sie, wenn sie Glück haben, bei Iana Matei und der von ihr gegründeten Organisation „Reaching Out“ in der Kleinstadt Pitesti, eineinhalb Autostunden entfernt von Bukarest. Viele Schützlinge der energischen Psychologin sind minderjährig, die Jüngste ist 13. Iana Matei päppelt sie langsam wieder auf. Sie begleitet die Opfer zu den Gerichtsterminen, verhandelt mit der Polizei und musste mehr als einmal feststellen, dass Polizei und oft auch die ­Justiz in Rumänien korrupt sind und mit den Menschenhändlern zusammenarbeiten. Vor allem, wenn sie eine Flucht aus den Häusern der Täter plant, mit laufendem Motor auf ein Mädchen wartet, bräuchte sie dringend besseren Schutz.

Prostitution ist in Rumänien verboten – theoretisch. Denn natürlich gibt es Prostitution, sagt Iana Matei, auch in Rumänien. „Allerdings bringt für Menschenhändler und Zuhälter ein Mädchen, das sie in den ­Westen ‚verkaufen‘, am meisten.“ Inzwischen hat sie ihr Schutzhaus mit hohen Zäunen gesichert, einen Notfallknopf in allen Zimmern, freilaufende Hunde auf dem ­Gelände. Trotz aller Vorsicht: Oft schon sind die Menschenhändler aufgekreuzt und forderten ihre „Ware“ zurück. Manchmal glauben auch die Mädchen den Beteuerungen ihrer Loverboys, dass sie sich geändert hätten und kehren „freiwillig“ zurück.
Matei hat das Gefühl, an zwei Fronten zu kämpfen. Oft trifft die Rumänin auf ­internationalen Konferenzen in Deutschland auf „selbstbestimmte Prostituierte“, die ihre „Sexarbeit“ verteidigen. Sie schüttelt resigniert den Kopf und deutet auf die Dreizehnjährige, die sich im Wohnzimmer fest an die Hand einer Älteren klammert. Manche Kinder und Jugendliche werden von ihren Familien aus schierer Not verkauft, viele Eltern arbeiten im Ausland, die Kinder bleiben in den Dörfern bei Verwandten zurück und sind leichte Beute von Männern und auch Frauen, die ihnen von einer tollen Arbeit und der goldenen Zukunft im Ausland vorschwärmen. Oft suchen sich die Frauenhändler gezielt Mädchen aus, die aus schwierigen Familien­verhältnissen kommen und froh sind, einen „Beschützer“ gefunden zu haben.

Das US-Außenministerium kürte Iana Matei für ihre „großartige Arbeit“ bei der Befreiung von Opfern des Menschenhandels 2006 zur „Heldin des Jahres“. Und das britische Oberhaus zeichnete sie 2007 mit dem „Abolitionist Award“ aus.

Auch Alexandra Mitroi von ADPARE, der „Association for Developing Alternative Practices for Reintegration and Education“ kümmert sich um zurückgekehrte Opfer, sorgt dafür, dass sie wieder zur Schule gehen oder eine Berufsausbildung beginnen und bringt Frauen unter, die nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren können. Wird bekannt, dass die Mädchen im Ausland nicht gekellnert, geputzt und auf Babys aufgepasst, sondern angeschafft haben, sind sie in ihren Dörfern unten durch.

Zurück nach Deutschland. Polizeikommissariat Hannover. Dimitrinka aus Bulgarien konnte flüchten. Der 38-jährigen Frau hatte ein Bekannter ihrer Schwester Arbeit in einer Gaststätte versprochen. Sie vertraute ihm und landete auf dem Straßenstrich, musste zwei Monate anschaffen, drangsaliert und ständig bewacht von ihrem Zuhälter und seiner Kumpanin, bis ihr endlich die Flucht gelang. „Ich kann nicht lesen und schreiben, doch der Bekannte meiner Schwester sagte: ‚Das macht nichts, Töpfe abwaschen kannst du doch.‘ Hier hat er mich dann geschlagen und ­vergewaltigt und auf die Straße geschickt. Alles Geld hat er mir weggenommen.“

Polizeihauptkommissar Makel ruft eine Betreuerin der Frauenberatungsstelle Kobra an. Mit ihrer Flucht ist Dimitrinka ein hohes Risiko eingegangen, denn die Peiniger der Frauen drohen mit Rache, wenn sie auspackt. Kasia Zentner von Kobra berät die Frauen, erklärt ihnen, was beim Prozess auf sie zukommt, kauft Kleidungsstücke, bringt die Mädchen und Frauen bis zur Gerichtsverhandlung in Hotels und Schutzwohnungen unter, deren Adressen geheim sind. Oft versuchen Täter, die Frauen zu entführen und sie von einer Aussage abzuhalten. Dimitrinka kennt Deutschland nur aus der Perspektive des Straßenstrichs. Nun kommt sie zum ersten Mal zur Ruhe und fängt hemmungslos an zu weinen: „Ich habe zu Hause fünf ­Kinder. Mit meinem Mann bin ich seit 20 Jahren verheiratet. Was werden sie sagen, wenn sie alles erfahren? Und ich dachte doch, ich bekomme hier eine Arbeit, kann meiner Familie helfen. Er hat mich immer und immer wieder geschlagen und ver­gewaltigt, wenn ich ihm gesagt habe, ich mache das nicht“.

Kasia Zentner bringt Dimitrinka zum Flughafen. Als Analphabetin kommt sie nicht allein zurecht. Marina von der Partner­organisation Animus in Bulgarien steht am Flughafen in Sofia bereit. Sie wartet auf Frauen aus Madrid und Rom, Paris und Hamburg, nimmt sie in Empfang, kümmert sich um sie, setzt sie in den Bus nach Hause. Und wird sie später, wenn sie zum Prozess nach Deutschland kommen, wieder abholen und ins Flugzeug setzen.

Dimtrinka wohnt weit weg vom schicken Sofia. Sie gehört zur diskriminierten Minderheit der Roma, deren Dörfer man schon von weitem erkennen kann. Rundherum unfassbare Armut und Verwahrlosung. Kaum einer hat Arbeit, wenige Kinder gehen zur Schule. Die meisten Familien leben von der Stütze oder vom Schrotthandel. Das Haus ist eine baufällige Bude, der magere Klepper, der beim Schrotttransport hilft, noch nicht abbezahlt. Frauen bekommen oft schon mit 14 das erste Kind. Hier haben es Männer leicht, die tolle Arbeit im Westen versprechen.
Die Grenze zwischen Bulgarien und Serbien: Über diese Grenze wurde sie nach Deutschland transportiert. Es ist der kürzeste Weg nach Westeuropa. Die Polizisten sind inzwischen geschult, fragen nach, wenn ein Mann mit vielen Frauen im Auto sitzt, doch auch die Zuhälter sind geschickter geworden, erzählen etwas von einer Familienfeier und verteilen vor der Grenze Geschenkpäckchen, damit das Szenario glaubhafter wirkt. Meist sind die Polizisten hilflos, müssen die Wagen passieren lassen. „Natürlich haben wir ausgebildete Polizisten, die auf bestimmte Typen achten, sie anhalten und befragen“ sagt der Grenzbeamte. „Aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt.“

Bistra Slavova von der Organisation „Face to Face“ ist heute in eine Schule nach Sofia gekommen. Das Klassenzimmer ist voller junger Mädchen und Kinder. Auch einige Mütter und Großmütter sind dabei. Magdalina Valchanova, die ehemalige Miss Bulgaria, die im Land populär ist, hat „Face to Face Bulgarien“ gegründet als Ableger von „Face to Face International“ der Vereinten Nationen. Sie hat einen Film drehen lassen: „Svetlanas Reise“. Er erzählt die wahre Geschichte einer jungen Bulgarin, die in der Prostitution landet. Erst führt Bistra Slavova den Film vor. Dann zeigt sie eine Karte, auf der Pfeile eingezeichnet sind, die von Bulgarien aus nach Westeuropa führen: „Seht mal, das sind die Wege der Menschenhändler. Von hier aus bringen sie euch nach Deutschland, Italien oder Spanien. Und wenn sie euch und euren Töchtern und ­Enkelinnen erzählen, dass ihr das große Los gezogen habt mit einem Job im Westen, seid misstrauisch, glaubt ihnen kein Wort.“

Doch die Methoden der Menschenhändler werden immer raffinierter. Die 17-jährige Kardiye wurde zusammen mit ihrem Bruder aus einem bulgarischen Romadorf nach Deutschland verschleppt. Sie dachte, ihr Bruder werde sie beschützen im fremden Land, hoffte, sie bekäme die versprochene Arbeit als Putzfrau und ihr Bruder werde in einer Bäckerei arbeiten. Doch ihr Bruder konnte ihr nicht helfen. Er wurde bedroht und zurück nach Bulgarien geschafft. Sie landete in einem Puff in Hannover. Nach zwei Wochen rannte sie in BH und Slip auf die Straße, flüchtete in eine Tankstelle und rief um Hilfe. Der Besitzer rief die Polizei.
„Ein deutscher Freier hatte mir versprochen zu helfen“ erzählt Kadriye. „Ich habe auf ihn gewartet, doch er kam nie wieder. Ich spreche Türkisch, wie viele Roma und habe einen Türken angefleht, mir zu helfen. Doch er hat gesagt: Ich komme her, um Sex zu haben. Dafür bezahle ich. Ich will keine Probleme mit der Polizei“.
Kardiye hat Angst. Sie weiß, dass sie ihren Peinigern vor Gericht gegenüber­treten muss. Kumpane des Menschenhändlers sind im Dorf aufgetaucht und haben Geld angeboten. Dafür sollte sie auf ihre Aussage verzichten. Doch sie hat abgelehnt.

In Kardiyes Fall hat die Staatsanwaltschaft also eine Chance, den Menschenhändler wirklich vor Gericht zu bringen. Haben die Frauen zu viel Angst vor einer Aussage, ist die Staatsanwaltschaft machtlos. Eine Verurteilung aufgrund von Indizien ist bei einem Mord möglich, nicht aber in einem Menschenhandelsprozess. Selbst wenn eine Minderjährige mit gefälschtem Pass verängstigt in einem Bordell aufge­griffen wird, reicht das nicht: Die Justiz braucht die Aussage. Die Frau muss erklären, dass sie gegen ihren Willen zur Prostitution gezwungen wurde. Genau dazu sind aber viele Frauen, so die Erfahrung der Staatsanwältin, nicht bereit. Selbst wenn sie bei der Polizei noch zu Protokoll gegeben hat, dass sie sich unter Zwang prostituiert hat, muss sie das später in einem Gerichtsverfahren wiederholen. Inzwischen hat der Menschenhändler seine Chance genutzt, um sie oder ihre Familie zu bedrohen. ­Erscheint sie aus Angst nicht vor Gericht, bricht das Verfahren zusammen.

Deshalb hat Staatsanwältin Kerstin Lotz manchmal das Gefühl, „gegen Windmühlen anzukämpfen“. Die Juristin wünscht sich die Möglichkeit, einen Menschenhändler aufgrund von Indizien und objektiven Tatbeständen zu verurteilen. Was die Staatsanwältin besonders erbittert: Nach der Entlassung aus dem Gefängnis kann ein verurteilter Menschenhändler wieder ein Bordell betreiben. Alles ganz legal.
Irmingard Schewe-Gerigk, ehemalige Bun­destagsabgeordnete der Grünen, war eine vehemente Vorkämpferin der Prostitutionsreform von 2002, die den Frauenhändlern in Deutschland Tür und Tor geöffnet hat. Sie ist auch heute noch von deren Segnungen überzeugt: „Die Prostituierten sind nicht mehr angewiesen auf Zuhälter, weil sie jetzt auch ihren Lohn einklagen können. Das war ja vorher nicht der Fall. Sie können selbstbestimmt arbeiten. Und sie können entscheiden, wie sie arbeiten wollen.“ Dass die Frauen gar nicht wissen, welche Rechte sie haben, gerade Frauen aus Rumänien und Bulgarien, lässt die ehemalige grüne Abgeordnete nicht gelten. „Die Frauen können ihre Rechte nur dann durchsetzen, wenn sie informiert sind. Das heißt, es müssten Flyer entwickelt werden, in denen steht: Die Bundesregierung informiert, so und so ist das Gesetz. Da könnte auch die Notfallnummer der neuen Helpline aufgeführt werden, so dass die Frauen dort anrufen können.“ Das aber scheitert in der Realität oft schon daran, dass etliche Frauen diesen Flyer gar nicht erst lesen können.

Osnabrück. Die Polizei auf dem Weg zu einer Bordellkontrolle. In der Kleinstadt gibt es etwa 70 Prostitutionsstätten mit 400 Frauen und Mädchen. Angemeldet ist nur eine Zimmervermietung in einem Wohnhaus – kein Bordell. Aber wer hat diese jungen Frauen hergebracht? Warum ausgerechnet Osnabrück? Sind sie freiwillig hier oder wurden sie hierher verschleppt? Die Antworten der Mädchen wirken auswendig gelernt. „Sie wussten auf alles die richtige Antwort. ‚Ich hab’s im Internet ­gefunden, ich hab mir die Busfahrkarte gekauft und alles allein.‘ Das ist einfach schwer zu glauben bei so jungen Mädchen.“ Kriminalkommissar Wolfgang Cordes ist sicher: Hintermänner haben sie gebrieft. Denn sie wissen: Es reicht, dass eine Frau darauf beharrt, sie sei selbständig, aus freien Stücken hergekommen. Dann sind die Polizisten machtlos. Die Beamten hinterlassen ihre ­Visitenkarten mit einer Telefonnummer.

Aber Frauen, die jetzt hier sind, sind nächste Woche vielleicht schon in Frankfurt, die Woche drauf in Hamburg oder Stuttgart. Gerade Frauen aus Bulgarien und Rumänien werden in sogenannte Flatratebordelle gestopft. Für 100 Euro, manchmal auch nur für 69 oder 79 Euro dürfen Freier mit ihnen Sex haben, sooft sie können oder wollen.

Heutzutage kann jeder in Deutschland ein Bordell aufmachen. Vorschriften gibt es keine. Niemand fordert einen unbescholtenen Leumund oder die Einhaltung hygienischer Mindeststandards. Auch die gesundheitliche Kontrolle für Prostituierte wurde abgeschafft. Es gibt keine Rechtsvorschriften für die Prostitutions-Industrie. Kriminalkommissar Cordes: „Wenn Sie eine Dönerbude eröffnen wollen, müssen Sie irgendeinen Kurs mitmachen bezüglich der Hackfleischverordnung, Sie müssen nachweisen, dass Sie Hygienevorschriften einhalten. Wenn Sie ein Bordell eröffnen, in dem Geschlechtsverkehr gegen Geld stattfindet, dann müssen Sie nichts nachweisen. Das ist schon bedenklich“.

An der deutsch-französischen Grenze. Die meisten Freier kommen aus Frankreich. Deutschland ist nicht mehr das Land der Dichter und Denker, sondern ein riesiger Puff: Im kleinen Saarland gibt es rund 270 Bordelle mit rund 3000 Frauen.

Die Polizisten finden jedes Mal andere Frauen vor: Die Mädchen werden wochenweise von Stadt zu Stadt gekarrt, um Freiern immer wieder neuen Nachschub zu bieten. In Deutschland gibt es für jede Eckkneipe und jede Dachwinkelneigung mehr gesetzliche Vorschriften als für ein Bordell. Mietwucher und Ausbeutung sind normal und, das Schlimmste: ganz legal. Die Frauen mieten offiziell nur ein Zimmer. Dafür zahlen sie allerdings 100 bis 150 Euro am Tag. Der Zuhälter tritt nur als Vermieter auf. Und gibt sich ganz unbedarft: „Wenn die Mädchen bei mir anrufen und fragen: ‚Haben Sie ein Zimmer frei, ich möchte gerne kommen?‘ denke ich, sie kommen freiwillig. Ich kann aber nicht sagen, ob hintendran jemand mit der Pistole steht.“

Auch in Berlin schweben sie ein: Freier aus Rom und Stockholm, die mal eben einen Wochenendausflug ins Bordell ­machen. Vom Flieger geht es mit dem Taxi direkt in den Puff, der offiziell eine „Wellnessoase“ ist. Freier zahlen 80 Euro Eintritt für Sauna, Schwimmbad, Essen. Sex geht extra. Die Frauen zahlen 90 Euro „Eintritt“ inklusive Übernachtung. Was sie beim Sex verdienen, können sie behalten – oder auch nicht. Den Betreiber interessiert das nicht: „Wir haben hier eine Regel. Wir sagen: Alles, was außerhalb dieses Hauses und Parkplatzes passiert, ist quasi nicht mehr unsere Baustelle.“
Es hat sich herumgesprochen, dass Deutschland ein Paradies ist: für Freier und Bordellbetreiber. Sascha Erben, Betrei­ber des „King George“, ein Flatratebordell in Berlin: „Es kommen viele Gäste aus ­Skandinavien, aus Schweden, aus Norwegen. Da ist Prostitution verboten. Seit das Prostitutionsgesetz eingeführt worden ist, haben wir viele Probleme weniger. Man kann ganz einfach offiziell kommunizieren und muss sich nicht verstecken.

Der Staat könnte dennoch gegensteuern, wenn er nur wollte: In München gibt es keine Flatratebordelle. Polizeihauptkommissar Uwe Dörnhöfer und seine Kollegen machen auf Betreiber Druck, kontrollieren mehrmals pro Woche. Das verdirbt das Geschäft, denn Freier wollen unerkannt bleiben. Mutti denkt schließlich, Papi holt nur Zigaretten. Sie durchkämmen alle Zimmer, wollen Zwangsprostitution auf die Spur kommen. In München müssen sich alle Prostituierten vor Arbeitsaufnahme bei der Polizei anmelden. So wissen die Polizisten, wer in ihrer Stadt anschafft. Sie erklären den Frauen, wo sie Hilfe bekommen können. Kriminalhauptkommissar Uwe Dornhöfer zieht ein bitteres Fazit: „Das Prostitutionsgesetz ist eher ein Prostituiertenausbeutungsgesetz und ein Zuhälterschutzgesetz.“

Der Frauenhandel blüht in Deutschland. Frauenhandel ist eines der lukra­tivsten Geschäfte der organisierten Kriminalität.

http://www.emma.de/artikel/prostitution ... uen-266089

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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Rotlicht-MV »

Zu dem weiter oben erwähnten Emma-Artikel vom September 2014 "Prostitution: Fakten gegen Scheinargumente" ist jetzt der angekündigte Kommentar in unserem Rotlicht-Weblog zu finden. Bzgl. der Behauptung mit den Bäckereifachverkäuferinnen haben wir einfach mal bei der Bäcker- und Konditorenvereinigung Nord nachgefragt. ;)
Schönen Gruß
Thomas

Klaus Fricke
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Klaus Fricke »

@ Rotlicht MV
Vielen Dank für den Link und den aufschlussreichen Artikel

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Nymphe
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Nymphe »

Sehr schön ...

Zu "Es gibt schon lange keine Kriminalisierung von Prostituierten mehr in Deutschland" möchte ich noch anmerken, dass der Verstoß gegen das Berufsverbot in Sperrbezirken (das es in keiner anderen Branche gibt) im Wiederholungsfall als Straftat geahndet wird. Und das ist keine Theorie. Es sitzen in unserem schönen Land also Menschen im Gefängnis, weil sie sich am falschen Ort zum Beispiel auf der Straße mit jemandem über die Themen Sex und Geld unterhalten haben. Oder weil sie jemanden auf dessen Einladung zuhause besucht haben, der am falschen Ort wohnt. An sich ist das unfassbar.
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Beitrag von ehemaliger_User »

Natürlich ist auch in einem Menschenhandelsprozess eine Verurteilung anhand von Indizien möglich. Ein Indiz reicht wie bei allen anderen Verfahren nicht aus, es muss eine schlüssige Indizienkette sein. Und die ist halt wie bei Fällen häuslicher Gewalt ohne die Aussage des Opfers schwierig zu finden.
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Klaus Fricke
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Klaus Fricke »

Soziale Ächtung und ihre Folgen -
Die Stigmen Kippa und Prostitution


Aktuell gibt es eine Diskussion, die vom Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Herrn Josef Schuster ausgelöst wurde. Sie erhält erhebliche Aufmerksamkeit. In ihr geht es um Übergriffe, denen Menschen jüdischen Glaubens ausgesetzt sind, wenn sie in der Öffentlichkeit Kleidungsstücke tragen, die religiös motiviert sind. Konkret geht es um die Kippa, die traditionelle Kopfbedeckung von Männern, die die jüdische Religion aktiv leben.

Verbalen und körperlichen Übergriffen, so wissen wir u.a. aus der Vorurteilsforschung und der Faschismusforschung, gehen Haltungen voraus, die das angegriffene Gegenüber ab- oder vollständig entwerten. Soziale Ächtung, die "erfolgreiche" Ab-/Entwertung anderer Personen, "rechtfertigt" übergriffige Handlungen bis hin zum Genozid, ohne dass die konkret davon Betroffenen je einer dritten Person materiellen/persönlichen Schaden zugefügt haben, was -rechtlich streng geregelt- staatliche Sanktionen rechtfertigen könnte.

Sexarbeitende, so stellt Mary Honeball für die EU fest, unterliegen allgegenwärtig sozialer Schmähung, selbst wenn sie dieser Berufstätigkeit nicht mehr nachgehen. Die Autorinnen des Appells gegen Prostitution und dessen Unterzeichnende sprechen sich für die Ächtung der Sexarbeit aus. Sie unterstellen den erotischen und sexuellen Dienstleistungen ein System der Sklaverei zu sein und bezeichnen Sexarbeitende nicht nur als entwürdigt, sondern sprechen diesen den Status des Verantwortungssubjektes ab ("Das System Prostitution brutalisiert das Begehren und verletzt die Menschenwürde von Männern und Frauen – auch die der sogenannt "freiwilligen" Prostituierten.").

Im anliegenden Dokument befindet sich eine Email, die ich dem Ratsvorsitzenden Herrn Josef Schuster mit Mail habe zukommen lassen. In der Mail geht es um die soziale Ächtung als Vorraussetzung für Übergriffe auf ab- bzw. entwertete Gruppen von Menschen. Als Beispiel erwähne ich die Kriminalisierung, die Sexarbeitenden in Schweden in der Folge des dortigen Sexkaufverbotes zu gewärtigen haben ( http://www.frauensicht.ch/Artikel/Koerp ... ne-Wirkung ). Ich stelle eine Verbindung von Übergriffigkeit gegen Kippatragende mit staatlich-rechtlich veranlasster Kriminalisierung ganzer Bevölkerungsgruppen wegen ihres Sexuallebens und ihrer beruflichen Tätigkeit her.

Der Aufruf zur sozialen Ächtung von Menschen, so meine These, führt immer, spätestens jedoch wenn er von Gruppen getragen wird, die gesellschaftliche Durchsetzungskraft haben, zu einer Ab- und Entwertung der davon betroffenen Menschen, die schlimmstenfalls im Genozid endet. Staaten und Zivilgesellschaften, die solche Ab- bzw. Entwertungen betreiben oder zulassen, verstossen gegen grundlegende Prinzipien des Menschenrechtes, inbesondere gegen die Anerkennung eines jeden Menschen als Verantwortungssubjekt (H. Bielefeld, Dez. 2004, für DIMR, S. 6, http://kompass.humanrights.ch/cms/uploa ... erheit.pdf).

Der Text in der Anlage zu diesem Beitrag, nimmt Bezug auf einen Artikel des Weser-Kurier zur "Kippafrage" und ist in ähnlicher Version auch als Kommentar zu diesem WK Artikel in dessen Online-Ausgabe zu finden.
Dateianhänge
2015-02-27, WK, Kippa u.soz.Aechtg. von SW.pdf
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fraences
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von fraences »

Pressemeldung

Berlin, Dienstag 03. März 2015

Prostituiertenschutzgesetz
Deutscher Frauenrat weist EMMA-Diffamierung zurück [neu]

Im Streit um die Novellierung des Prostituiertenschutzgesetzes unterstellt die Zeitschrift EMMA dem Deutschen Frauenrat, als Sprachrohr einer „Prostitutionslobby“ zu fungieren. In der Ausgabe März/April 2015 werden in einem nicht namentlich gekennzeichneten Artikel unter der Überschrift „Frauenrat: Welche Rolle spielt er?“ Vorwürfe gegen die größte frauenpolitische Interessenvertretung in Deutschland erhoben, die auf falschen Behauptungen beruhen.

Richtigstellung:

1.
EMMA behauptet: Der Deutsche Frauenrat produziert „quasi im Monatstakt“ Pressemitteilungen zum Thema Prostitution.
Richtig ist: Die letzte Pressemitteilung des Deutschen Frauenrates zum Thema datiert vom 28. Januar 2015, die vorletzte vom 11. November 2013.

2.
EMMA behauptet: Der Deutsche Frauenrat ist gegen eine Anmeldepflicht für Prostituierte.
Richtig ist: In einem Offenen Brief vom 27. Januar, den der Deutsche Frauenrat zusammen mit dem Deutschen Juristinnenbund, der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, der Diakonie Deutschland, der Dortmunder Mitternachtsmission, der Deutschen Aids-Hilfe und der Beratungsstelle Frauentreff Olga verfasst hat, argumentieren die Unterzeichnerinnen, warum eine Meldepflicht für Prostituierte nicht erforderlich ist, vielmehr eine hohe Gefahr zusätzlicher Stigmatisierung in sich birgt.

3.
EMMA behauptet: Die Positionen des o.g. Offenen Briefes spiegeln nicht die Positionen der Mitgliedsverbände des Deutschen Frauenrates wieder (namentlich genannt und zitiert werden die Frauen Union der CDU und der Katholische Deutsche Frauenbund), diese seien vor Veröffentlichung des Offenen Briefes nicht konsultiert worden.
Richtig ist: Der Deutsche Frauenrat positioniert sich in der tagespolitischen Diskussion auf der Grundlage von Beschlüssen, die von der Mitgliederversammlung als höchstem Organ einmal im Jahr verabschiedet werden. Diese Beschlüsse sind für Vorstand und Geschäftsstelle bindend. 2013 wurde auf einer Mitgliederversammlung zum letzten Mal über das Thema Prostitution debattiert. Am Ende wurde der Beschluss Weiterentwicklung des Prostitutionsgesetzes einstimmig angenommen. Auch der Beschluss Komplexe Probleme erfordern differenzierte Lösungen – Position des Deutschen Frauenrates zur aktuellen Diskussion über Prostitution, ebenfalls von 2013, wurde in den ersten drei Punkten einstimmig angenommen. Lediglich zum Aufenthaltsstatus von Opfern von Menschenhandel gab es einige Nein-Stimmen und mehrere Enthaltungen. Da es sich hier aber ohnehin um einen Aspekt der Debatte um Menschenhandel handelt, war er nicht Bestandteil des Offenen Briefes.
Bei der Mitgliederversammlung 2014, als die gesellschaftliche Kontroverse über das Thema Prostitution bereits ihren Höhepunkt hinter sich hatte, wurde das Thema von keinem der Mitgliedsverbände erneut auf die Tagesordnung gesetzt.
Die Beteiligung des Deutschen Frauenrates am genannten Offenen Brief war somit durch die Beschlusslage vollständig gedeckt. Vorstand und Geschäftsstelle haben in üblicher Weise ihren Auftrag zur politischen Positionierung der Frauenlobby erfüllt.

4.
EMMA behauptet: Die Landesfrauenräte repräsentieren die Basis des Deutschen Frauenrates.
Richtig ist: Die Landesfrauenräte in den sechzehn Bundesländern stehen institutionell in keinerlei Verbindung mit dem Deutschen Frauenrat. Es sind völlig eigenständige Zusammenschlüsse mit einer eigenständigen Willensbildung.

5.
EMMA behauptet: Die Argumentationshilfe Prostitution in Deutschland – Fachliche Betrachtung komplexer Herausforderungen, erschienen im April 2014, ist vom Deutschen Frauenrat herausgegeben worden.
Richtig ist: Diese Publikation ist weder vom Deutschen Frauenrat herausgegeben noch aus seinen Mitteln finanziert worden.

http://www.frauenrat.de/deutsch/presse/ ... rueck.html
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Fakten und Infos über Prostitution

Klaus Fricke
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RE: EMMA fordert Prostitutionsverbot-Aktuelle Hetze gegen un

Beitrag von Klaus Fricke »


Schockierende Autobiografie
Gérard Depardieu ging als Kind auf den Strich


Paris - Prostitution und Gefängnis: Fast wäre Frankreichs Filmstar Gérard Depardieu für immer auf die schiefe Bahn geraten. In seiner Autobiografie lässt er kein Kapitel seines Lebens aus. Auch nicht das über seine Freundschaft zu Putin.

ER pinkelt ins Flugzeug, stürzt besoffen von seinem Motorroller und wird zum Russen, um in Frankreich keine Steuern zu zahlen. Von Gérard Depardieu ist man einiges gewöhnt. In seiner Autobiografie, die in den nächsten Tagen in Deutschland erscheint, schockiert der 66-Jährige erneut. Diesmal mit seiner Lebensgeschichte, in der er offen gesteht, dass er als Zehnjähriger seinen Körper verkaufte.Auf 192 Seiten beschreibt Depardieu, wie seine verarmte Mutter versucht habe, ihn mit Stricknadeln abzutreiben. Auch auf seine umstrittene Steuerflucht und Freundschaft zu Kreml-Chef Putin geht der Schauspieler ein. Dabei strickt er gleichzeitig an seiner Legende: Vom Underdog zum Filmstar.

In "Es hat sich so ergeben" lässt Frankreichs Charakterdarsteller kein Kapitel aus. Dabei fängt er mit seiner Geburt an. Der "Asterix und Obelix"-Star war kein Wunschkind. Er wurde in Châteauroux in Zentralfrankreich geboren und war das dritte von sechs Kindern. "Ich habe alle Gewalt überlebt, die sich meine arme Mutter angetan hat. Mit ihren Stricknadeln, mit ihren Abtreibungstees aus Kirschenstielen und was es sonst noch gab." Depardieu sollte nicht geboren werden. Aus seiner Herkunft macht Depardieu keinen Hehl. "Bei uns zu Hause wusch man sich nicht jeden Tag. Nicht öfter als einmal in der Woche wuschen wir uns. Und daher stank es!" Seinen Vater beschreibt er als Säufer, seine Mutter als ewig Schwangere, die sich ständig über den Bauch strich und Milch gab.

Was danach kommt, gleicht seinen zahlreichen Filmen, in denen er in die Rolle des Gauners und Kleinkriminellen geschlüpft ist. Depardieu kommt vom rechten Weg ab. Er fliegt von der Schule, weil man ihn eines Diebstahls beschuldigt, den er nicht begangen hat, und verbringt seine erste Nacht draußen. "Ich bin mehr auf der Straße aufgewachsen als in der Schule. Dort habe ich kaum mehr als lesen und schreiben gelernt." Er sei wie sein Vater ein halber Analphabet gewesen.

Depardieu hat seine Autobiografie zusammen mit Lionel Duroy geschrieben, einem Schriftsteller und viel gefragten Ghostwriter französischer Promis. Die Sprache ist einfach, die Sätze und Kapitel sind kurz. Depardieu lässt nichts aus seiner Jugend aus. Weder, dass er klaute, amerikanische Zigaretten schmuggelte und für kurze Zeit ins Gefängnis musste, noch dass er sich als Zehnjähriger mit Männern einließ. "Wenn die Typen mit Fressen wie Lino Ventura, die Lastwagenfahrer, die Schausteller, anbieten, mir einen zu blasen, nenne ich sofort meinen Preis." Mehr erfährt der Leser über seine Prostitution nicht. Sex spielt in seiner Autobiografie keine Rolle.

Depardieu geht sonst keinem Thema aus dem Weg, weder seiner Steuerflucht noch seiner umstrittenen Freundschaft zu Wladimir Putin. Mit dem Kreml-Chef verbinde ihn das gleiche Schicksal. Denn sowohl er als auch Russlands Staatsoberhaupt wären beinahe zu Gaunern geworden, wie er schreibt. "Ich habe Putin aufmerksam zugehört und verstanden, dass auch er von ganz unten gekommen ist und niemand einen Cent auf ihn gesetzt hätte, als er fünfzehn war." Er liebe Russland und sei Putins Freund, bekräftigt Depardieu, bevor er das Kapitel abschließt: "Es ist meine Geschichte und ich schade nur mir selbst."

dpa


Depardieu spricht von dem, was auch unter dem Begriff kindliche Traumatisierung durch Missbrauchserlebnisse gefasst werden könnte. Ein eigenwilliges Leben schloss sich, so seine eigenen Aussagen und das was "man" so weiß, an. Zumindest, sofern sein Erleben als Kind auch traumatisierend war und Elemente von dem enthielt, was als sexueller Missbrauch von Kindern eingeordnet werden könnte ("... ich sagte ihnen meinen Preis"), hat dieses Erleben ihn nicht wie die wohl zum Teil Kunstfiguren Frau Mau und Frau Rahm oder die EMMA es für 99 % aller Sexarbeiterinnen beschreiben, weg- sondern präsent gemacht:

"Die Opfer lernen, dass es normal ist, was an ihnen geschieht, sie lernen, damit zu leben und den Mund zu halten. Missbrauch ist wie frühes Einreiten. Das ist praktisch, denn durch Missbrauch lernen Frauen / Mädchen, zu dissoziieren, sich wegzumachen dabei. Nicht da zu sein (und das ist genau das wofür der Freier zahlt – dafür, dass der Wille der Frau in dem Moment nicht da ist, denn er hat ihn WEGBEZAHLT)." ( http://www.feministischepartei.de/filea ... tierte.pdf, S.5 )

Depardieu könnte also das Gegenbeispiel zur wegsperr-feministischen These sein ( https://stopsexkaufdotorg.files.wordpre ... isplay.pdf ich benutze diesen Begriff um zu verdeutlichen, dass diese AnhängerINNEN des schwedischen Modells Kriminalisierung von allen Aktiven in der Sexarbeit fördern http://www.frauensicht.ch/Artikel/Koerp ... ne-Wirkung# ),

"Die meisten Frauen in der Prostitution sind in der Kindheit traumatisierenden Gewalterfahrungen ausgesetzt gewesen wie sexuellem Missbrauch, körperliche Gewalt oder Vernachlässigung. Um in der Situation überleben zu können, spalteten sie diese Erfahrungen ab, was ihnen auch später ermöglichte, Schmerz und Erniedrigung nicht zu spüren." (S. 6)

Depardieu (als Mann) hatte offensichtlich eine traumatisierende Kindheit und augenscheinlich als Kind bezahlte sexuelle Erlebnisse. Er hat diese ebenso offensichtlich in seine Persönlichkeit integriert und sich augenscheinlich nicht "weggemacht". Er ist seinem Fühlen, woher sonst das darstellerische Vermögen, eventuell wegen dieses Erlebens, eng verbunden. Es mag sein, dass dies den Handlungs- und psychischen Optionen geschuldet ist, die männlichen Wesen sozial akzeptiert zur Verfügung stehen (Anerkennung Aggression und "ausschweifendes" sexuelles Erleben). Diese Persönlichkeitsmerkmale werden Frauen sozial eher nicht zugestanden. Frauen, die diese Handlungsoptionen leben, unterliegen z.B. sozialer Ächtung als Schlampen/Nutten und ihnen wird dass, was sozial als Mütterlichkeit gilt, eher abgesprochen (im Falle offener Aggression).

Demnach könnten es gerade diese sozialen Fesseln (Schlampe/Nutte/Aggressionsverbot) des weiblichen Erlebens und Handelns sein, die Frauen zu dem nötigen, was wegsperr-feministisch als Wegmachen skandalisiert wird. Eine Aufwertung sexueller Dienstleistung durch den Feminismus könnte vielen Frauen, die Missbrauchserfahrungen haben, eventuell den depardieuischen Weg zu deren Bearbeitung und Integration in die Persönlichkeit öffnen. Mehr eigenwillige Frauen des Temperamentes eines Depardieus wären nicht schädlich, finde ich, und würden sicher einen erheblichen Beitrag dazu leisten, sexuelle Übergriffe selbstbewusst, meinetwegen auch aggressiv und unflätig, abzuwehren.

Die von Wegsperr-Feministinnen geforderte soziale Ächtung der Sexarbeit, bewirkt das Gegenteil, dessen was sie vorgibt zu erreichen. Ursache und Wirkung werden verwischt/verwechselt. Nicht Sexarbeit ist als Fluchtpunkt des Wegmachens das Übel, sondern die Stigmen Schlampe/Nutte, Ächtung der Sexarbeit, die Vorschrift der aggressionslosen Mütterlichkeit ebnen den Weg in die individuelle psychische Abspaltung bei Frauen, im Falle des Missbrauchserlebens.

translena
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Emma rät LH: Frauen im Cockpit reduziert Selbstmordrisiko

Beitrag von translena »

Beitrag sorgt für EmpörungSchwarzer-Magazin rät Lufthansa: Frauen im Cockpit reduzieren Selbstmord-Risiko



Alice Schwarzers Magazin "Emma" hat mit einem Kommentar zum Drama um Flug 4U9525 für Empörung gesorgt. In diesem fordert die Autorin eine höhere Frauenquote im Cockpit. Der Grund: Erweiterte Selbstmorde würden nahezu ausschließlich von Männern begangen.


Das Flugzeug-Drama bei dem 150 Menschen starben erschüttert Menschen weltweit: Nach derzeitigem Ermittlungsstand steuerte Co-Pilot Andreas L. den Germanwings-Jet absichtlich in Richtung Boden und riss 149 Menschen mit sich in den Tod. Über das, was hinter seiner Tat steckt, kann bisher nur spekuliert werden. Lesen Sie hier alle Informationen zum Germanwings-Absturz im News-Ticker

Erste Fluggesellschaften haben bereits ihre Regeln verändert und schreiben nun vor, dass zu jedem Zeitpunkt mindestens zwei Menschen im Cockpit sein müssen. Alice Schwarzers Magazin „Emma“ hat nun einen Kommentar veröffentlicht, der einen anderen Präventions-Ansatz nahelegt.

Mehr Pilotinnen einsetzen

Linguistin Luise Pusch erklärt in diesem: „Die Lufthansa könnte das Risiko, dass ihre Piloten das Flugzeug zu Selbstmord und vielfachem Mord missbrauchen, mit jeder Frau, die sie zur Pilotin ausbilden, ganz erheblich reduzieren.“

Der Ansatzpunkt der Autorin: Erweiterte Selbstmorde würden „nahezu ausschließlich“ von Männern begangen. Die aus ihrer Sicht naheliegendste Maßnahme, die Lufthansa ergreifen könnte, ist eine höhere Frauenquote im Cockpit.

"Absurd und fanatisch"

Bei vielen Lesern sorgt der Kommentar für Empörung: „Nun auch noch das Emma-Magazin mit einer üblen 4U9525-Entgleisung - einfach unfassbar...“, schreibt ein Mann auf Twitter.

Auch von weiblicher Seite kommt Kritik. Eine Frau twittert: „Der Artikel über den Absturz ist absurd und fanatisch.“
Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns in diesem Fall entschieden, über Suizid als angenommene Todesursache zu berichten. Leider kann es passieren, dass depressiv veranlagte Menschen sich nach Berichten dieser Art darin bestärkt sehen, dass das Leben wenig Sinn macht. Sollte es Ihnen so ergehen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Hilfe finden Sie bei kostenlosen Hotlines wie 0800-1110111 oder 0800 3344533.
http://www.focus.de/kultur/medien/beitr ... 76853.html