PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForschung
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Ready-Made Performers
"Sex workers are ready-made performers, as strippers, dominatrixes, go-go dancers, escorts, or anything else. Because isn’t sex work all about putting on the face that the client needs to see? About putting oneself on hold in order to make someone else feel good? About reading the energy of the client in order to tailor the experience to his or her needs? Far from the desperate denizens of an underworld that the media and our moralistic society like to paint sex workers as, the group before me was tuned-in, highly empathetic, and connected in a very real, very deep way. They were performing stories about performing, helping, and healing. This is what they do."
-- www.lynseyG.com
www.kickstarter.com/projects/audaciaray ... -sex-worke
www.lynseyg.com/the-red-umbrella-diarie ... t-healing/
-- www.lynseyG.com
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Forschung Zickenkrieg
Ob man damit die aktuelle EMMA Kampagne erklären kann?
Theory of female indirect social aggression:
Ältere oder unattraktivere Frauen gegen jüngere attraktivere Frauen, um diese in der sexuellen Konkurrenz zu übervorteilen.
“A clear way that indirect aggression serves an individual’s goal is by reducing her same-sex rivals’ ability, or desire, to compete for mates. This is typically accomplished in a concealed way which diminishes the risk of a counterattack. … the benefits of using indirect aggression seem clear – fewer competitors and greater access to preferred mates, which in ancestral times would have been linked to differential reproduction rates, the driving force of evolution by sexual selection.”
Vaillancourt, Tracy (2013).
Do Human Females Use Indirect Aggression as an Intrasexual Competition Strategy?
Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences.
http;//dx.doi.org/10.1098/rstb.2013.0080
http://rstb.royalsocietypublishing.org/ ... 0.full.pdf
2011 http://www.roslyndakin.com/biol210/wp-c ... Sharma.pdf
http://sciencefiles.org/2013/11/01/mean ... orscherin/
Theory of female indirect social aggression:
Ältere oder unattraktivere Frauen gegen jüngere attraktivere Frauen, um diese in der sexuellen Konkurrenz zu übervorteilen.
“A clear way that indirect aggression serves an individual’s goal is by reducing her same-sex rivals’ ability, or desire, to compete for mates. This is typically accomplished in a concealed way which diminishes the risk of a counterattack. … the benefits of using indirect aggression seem clear – fewer competitors and greater access to preferred mates, which in ancestral times would have been linked to differential reproduction rates, the driving force of evolution by sexual selection.”
Vaillancourt, Tracy (2013).
Do Human Females Use Indirect Aggression as an Intrasexual Competition Strategy?
Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences.
http;//dx.doi.org/10.1098/rstb.2013.0080
http://rstb.royalsocietypublishing.org/ ... 0.full.pdf
2011 http://www.roslyndakin.com/biol210/wp-c ... Sharma.pdf
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Debatte Pro/Contra Prostitution & Sexwork
Theoriebildung Prostitution
Carmen Armicitiae, Courtisane Berlin
zu den 5 prostitutionsfeindlichen Thesen von Bloggerin Anje Schupp
http://courtisane.de/blog/?p=811 - 10 Kommentare
http://antjeschrupp.com/2013/10/31/funf ... stitution/ - 186 Kommentare
Meine tabellarischen Argumente-Sammlungen
Konkrete Erwiederungen www.bit.ly/prostitutions-debatte
Grundlegend Gedanken www.bit.ly/prostitutions-argumente
Queer Theory Prostitution / Queer Feminismus (auch Berlin)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136297#136297
___
Literaturdatenbank www.bit.ly/sexworkfacts
Sozio-Physics: Stigmatisierung und polarisierte Prostitutionsdebatte als Phasenübergang
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137926#137926
Unified Framework of Sex & Money
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137743#137743
Contradictio in adiecto (= Oxymoron = Innerer Widerspruch) bei der Prostitutions-Reglementierung oder Prostitutions-Prohibition
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=138082#138082
Carmen Armicitiae, Courtisane Berlin
zu den 5 prostitutionsfeindlichen Thesen von Bloggerin Anje Schupp
http://courtisane.de/blog/?p=811 - 10 Kommentare
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Meine tabellarischen Argumente-Sammlungen
Konkrete Erwiederungen www.bit.ly/prostitutions-debatte
Grundlegend Gedanken www.bit.ly/prostitutions-argumente
Queer Theory Prostitution / Queer Feminismus (auch Berlin)
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=136297#136297
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Literaturdatenbank www.bit.ly/sexworkfacts
Sozio-Physics: Stigmatisierung und polarisierte Prostitutionsdebatte als Phasenübergang
www.sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=137926#137926
Unified Framework of Sex & Money
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Contradictio in adiecto (= Oxymoron = Innerer Widerspruch) bei der Prostitutions-Reglementierung oder Prostitutions-Prohibition
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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc
Guten Tag,
im Zusammenhang mit unserer Studie zur Presseberichterstattung in Bremen zum Feld der Sexarbeit seit 1994 (Suchworte: Prostitution, Prostituierte / Huren / Sexarbeiterinnen, Sexarbeit / Razzia / Frauenhandel / Kinderhandel / Menschenhandel / Zwangsprostitution / Nitribitt e.V / BBMeZ (ab 2002) / Freier ) habe ich die Studie für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, von
Markus End
Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit -
Strategien und Mechanismen medialer Kommunikation
gefunden. In der Studie wird die mediale Ko- und Reproduktion von Antiziganismus anhand von Beispielen detailreich analysiert und dekonstruiert. Die für den Antiziganismus herausgearbeiteten Mechanismen eines Rassismus / Neo-Rassismus bzw., wie der Autor es auch nennt, Postliberalen-Rassismus, sind auch bei der Stigmatisierung aller Menschen, die im Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen aktiv sind - in der medialen Diskussion mit dem Begriff Prostitution markiert - wirksam.
Die Studie ist flüssig lesbar.
Hier der Schlussabsatz, den ich, wie schon in anderem Zusammenhang ( siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 488#142488 ), durch die Nutzung des Begriffes Hurenfeindlichkeit (... Sexarbeitende etc) anstelle von Antiziganismus (etc) entfremdet habe. Die Veränderungen sind farblich rot markiert:
Entfremdeter Text
"Ziel einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beschäftigung mit Hurenfeindlichkeit muss es sein, allen Menschen zu ermöglichen, in freier Entscheidung und ohne Angst ihre Zugehörigkeit zu Gruppen wie Sexarbeitenden oder Kunden von Sexarbeit öffentlich zu äußern und in der Form zu leben, wie es ihren individuellen Vorstellungen entspricht. Solange dem eine gesellschaftlich weit verbreitete und tief verwurzelte Hurenfeindlichkeit entgegensteht, bleibt dies eine Utopie."
Originaltext:
"Ziel einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beschäftigung mit Antiziganismus muss es sein, allen Menschen zu ermöglichen, in freier Entscheidung und ohne Angst ihre Zugehörigkeit zu Gruppen wie Roma oder Sinti öffentlich zu äußern und in der Form zu leben, wie es ihren individuellen Vorstellungen entspricht. Solange dem ein gesellschaftlich weit verbreiteter und tief verwurzelter Antiziganismus entgegensteht, bleibt dies eine Utopie."
im Zusammenhang mit unserer Studie zur Presseberichterstattung in Bremen zum Feld der Sexarbeit seit 1994 (Suchworte: Prostitution, Prostituierte / Huren / Sexarbeiterinnen, Sexarbeit / Razzia / Frauenhandel / Kinderhandel / Menschenhandel / Zwangsprostitution / Nitribitt e.V / BBMeZ (ab 2002) / Freier ) habe ich die Studie für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, von
Markus End
Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit -
Strategien und Mechanismen medialer Kommunikation
gefunden. In der Studie wird die mediale Ko- und Reproduktion von Antiziganismus anhand von Beispielen detailreich analysiert und dekonstruiert. Die für den Antiziganismus herausgearbeiteten Mechanismen eines Rassismus / Neo-Rassismus bzw., wie der Autor es auch nennt, Postliberalen-Rassismus, sind auch bei der Stigmatisierung aller Menschen, die im Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen aktiv sind - in der medialen Diskussion mit dem Begriff Prostitution markiert - wirksam.
Die Studie ist flüssig lesbar.
Hier der Schlussabsatz, den ich, wie schon in anderem Zusammenhang ( siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 488#142488 ), durch die Nutzung des Begriffes Hurenfeindlichkeit (... Sexarbeitende etc) anstelle von Antiziganismus (etc) entfremdet habe. Die Veränderungen sind farblich rot markiert:
Entfremdeter Text
"Ziel einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beschäftigung mit Hurenfeindlichkeit muss es sein, allen Menschen zu ermöglichen, in freier Entscheidung und ohne Angst ihre Zugehörigkeit zu Gruppen wie Sexarbeitenden oder Kunden von Sexarbeit öffentlich zu äußern und in der Form zu leben, wie es ihren individuellen Vorstellungen entspricht. Solange dem eine gesellschaftlich weit verbreitete und tief verwurzelte Hurenfeindlichkeit entgegensteht, bleibt dies eine Utopie."
Originaltext:
"Ziel einer wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Beschäftigung mit Antiziganismus muss es sein, allen Menschen zu ermöglichen, in freier Entscheidung und ohne Angst ihre Zugehörigkeit zu Gruppen wie Roma oder Sinti öffentlich zu äußern und in der Form zu leben, wie es ihren individuellen Vorstellungen entspricht. Solange dem ein gesellschaftlich weit verbreiteter und tief verwurzelter Antiziganismus entgegensteht, bleibt dies eine Utopie."
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 21.04.2016, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc
„Es bringt mich näher zu Gott“
Havva Temirlenk will in Bremen als Lehrerin arbeiten – und dabei ein Kopftuch tragen
ein Artikel von Jürgen Hinrichs Weser-Kurier vom 09.03.2015
Bremen (hi). Sie trägt das Kopftuch – "Weil ich es will", sagt Havva Temirlenk. Ein Basta-Satz, der zunächst ohne weitere Erklärung bleibt. Die 23-Jährige will sich nicht rechtfertigen müssen. "Es ist meine Entscheidung. Andere färben sich die Haare pink oder tragen Ohrringe."
Doch so einfach ist das natürlich nicht, das weiß sie selbst. Das Kopftuch der Muslimin ist ja kein modisches Accessoire. "Es gehört zum Kleider-Kodex einer muslimischen Frau", erklärt Temirlenk, "ich drücke damit meine religiöse Spiritualität aus, es bringt mich näher zu Gott."
Als angehende Lehrerin, die vor drei Wochen an der Bremer Universität ihren Master- Abschluss in Erziehungswissenschaften gemacht hat und nun vor dem Referendariat steht, hat sie mit dem Kopftuch ein Problem. Dann nämlich, wenn sie in Bremen fest in den Schuldienst eintritt. "Das äußere Erscheinungsbild der Lehrkräfte darf in der Schule nicht dazu geeignet sein, die religiösen und weltanschaulichen Empfindungen der Schüler und der Erziehungsberechtigten zu stören“, heißt es im Bremer Schulgesetz. Für das Kopftuch bedeutet das kurz gefasst ein Verbot.
Temirlenk findet diese Regelung falsch und in der Anwendung auch unstimmig. Sie hat an der Universität Kontakt zu anderen Frauen aufgenommen, die ebenfalls ein Kopftuch tragen und Lehrerinnen werden wollen, um sich darüber zumindest mal austauschen zu können. "Wir können einfach nicht nachvollziehen, dass uns automatisch unterstellt wird, wir wollten die Schüler mit unserer religiösen Haltung beeinflussen", sagt Temirlenk, "wenn ich wollte, könnte ich das als Muslimin doch auch ohne Kopftuch." Und was sei denn eigentlich mit den Lehrern in Bremen, die ein Kreuz um den Hals tragen? Das werde ja auch nicht verboten, was ganz richtig sei, wie sie sagt.
Temirlenk ist in Deutschland geboren, ihre Eltern stammen aus der Türkei. "Sie wollten nicht, dass ich ein Kopftuch trage, wegen der Nachteile, die ich deshalb haben könnte." Sie habe dafür kämpfen müssen und sich schließlich durchgesetzt.
"Manchmal werde ich darauf angesprochen, die Leute fragen, ob ich gezwungen werde, ein Kopftuch zu tragen, ob das Teil meiner Unterdrückung als Frau ist." Absurd, findet Temirlenk. Das sei das Bild, das man von der Frau im Islam habe und das von den Medien verstärkt oder sogar erst geschaffen werde. "Wir werden von außen definiert, man redet über uns, nicht mit uns."
Frau und Mann sieht sie im Koran vollkommen gleichberechtigt. Sie jedenfalls spüre keine Unterdrückung und könne sich entfalten, wie sie wolle. Dazu gehöre ihr Studium und der Beruf. Wenn sie ihn denn ausüben darf. "Das Kopftuch drückt einen Teil meiner Identität aus." Einerseits. Andererseits will sie unbedingt in den Schuldienst. "ich wollte immer schon Lehrerin werden." Was sie tun wird, wenn es so weit ist, "ich weiß es nicht, es ist sehr schwer." (Hervorhebungen Klaus Fricke)
K O M M E N T A R
Frau Temirlenk, die ihr persönliches Recht auf Glauben lebt, spricht wenigstens zwei Dinge an, die für die Sexarbeit von Interesse sind: Diskriminierung (Kreuz ja - Kopftuch nein) und die absurde pauschale Unterstellung Kopftuchtragende seien per se fremdbestimmt (siehe auch den vorhergehenden Beitrag und dort das Stichwort Postliberaler Rasismus).
Frau Temirlenk, die ihr persönliches Recht auf Glauben lebt, spricht wenigstens zwei Dinge an, die für die Sexarbeit von Interesse sind: Diskriminierung (Kreuz ja - Kopftuch nein) und die absurde pauschale Unterstellung Kopftuchtragende seien per se fremdbestimmt (siehe auch den vorhergehenden Beitrag und dort das Stichwort Postliberaler Rasismus).
Sehr deutlich werden die Überschneidung in der abwertenden Zuschreibung, die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, wenn die Absurditäts-Aussage von Frau Temirlenk entfremdet wird:
"Manchmal werde ich darauf angesprochen, die Leute fragen, ob ich gezwungen werde, der Sexarbeit nachzugehen, ob das Teil meiner Unterdrückung als Frau ist." Absurd, findet Temirlenk. Das sei das Bild, das man von der Frau in der Sexarbeit habe und das von den Medien verstärkt oder sogar erst geschaffen werde. "Wir werden von außen definiert, man redet über uns, nicht mit uns."
Und noch ein kurzes Wort zum gelebten Glauben. Eine der Möglichkeiten, seinem Leben Sinn zu geben, mag die Religion sein. Andere Menschen sehen ihre Erfüllung (Sinngebung) im Sport ( http://www.furche.at/system/showthread.php?t=57151 ), in den Wissenschaft oder in einer Wertschätzung ihres Begehrens, fern von repressiven monotheistischen normativen Vorgaben der Keuschheit, Monogamität und des sozial konstruierten Geschlechts: dafür steht das Feld der erotischen und sexuellen Dienstleistungen. Wieder andere lehnen es ab, überhaupt nach Dogmen zu leben und sehen in der atheistischen Rationalität (zu der sehr wohl die Berücksichtung dessen gehört, was wir als Fühlen oder Seele beschreiben) und Aufgeklärtheit Sinnstiftung.
Es handelt sich um konkurrierende Sinnstiftungsmodelle, die, der staatlichen Neutralitätspflicht folgend, gleich zu behandeln wären, tatsächlich aber, wie am Beispiel Kreuz / Kopftuch deutlich wird, sozial hierarchisiert sind. Christlichem Glauben und Einrichtungen werden dabei wertschätzende, privilegierte Plätze zugewiesen, islamischem Glauben und Einrichtungen wird vorurteilsbehaftet mit Abwertungen und Zuschreibungen (Terrorismus - Fremdbestimmung) begegnet und den erotischen und sexuellen Dienstleistungen und ihren Einrichtungen wird es, christlich - monotheistischer Dominaz folgend - abgesprochen, für Menschen überhaupt sinnstiftende Bedeutung haben zu können (Sexarbeit ist Gewalt gegen Frauen), geschweige denn zu dürfen (rechtlich repressiver, sozial-medial stigmatisierender Umgang mit dem Feld).
Ich plädiere daher für ein Unterrichtsfach, in dem die historisch gewachsenen und historisch ausgegrenzten Sinnstiftungssysteme, z.B. Religionen, Atheismus, Wissenschaft, Sport, Organisation der Sexualität in aufgeklärt - aufklärerischer Weise gleichberechtigt be- und verhandelt werden. Konfessioneller Religionsunterricht hat in Bildung und Ausbildung keinen Platz, perönlicher Glaube und das Tragen zugehöriger Symbole in der Öffentlichkeit, in staatlichen und staatlich mitgetragenen Einrichtungen ist ein Menschenrecht.
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- Beiträge: 376
- Registriert: 22.11.2012, 22:27
- Ich bin: Außenstehende(r)
RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc
Danke, Klaus, für deine regelmäßigen Einladungen zum (sokratischen) Gespräch!
Deine Umschreibung von Kopftuch auf Sexarbeit hat was - und es stellt sich mir die Frage, welche Funktion in soziologischer Hinsicht der Satz "Man redet über uns, nicht mit uns" eigentlich hat.
Geht es dir auch so? Wir hatten uns an den Satz schon so sehr gewöhnt, dass wir ihn fast automatisch mit der Pro-Sexwork-Bewegung identifiziert hatten. So schön der Slogan auch ist - tatsächlich drückt er lediglich neutral die soziale Struktur von "Wir und Ihr" in einer gesellschaftlichen Spannung aus. Er funktioniert mit allem, was irgendwie mit Gruppenbildung zu tun hat. Er kommt möglicherweise immer dann zum Tragen, wenn in der Wahrnehmung (von außen wie von innen!) der Gruppenidentifikation eine größere Bedeutung zugesprochen wird als der jeweiligen individuellen Ausdrucksform des Einzelnen. Die Verteidigung über eine Konstruktion des "Wir" erfüllt eine notwendige solidarisierende Funktion, subsumiert aber gleichzeitig auch das Ich unter das Wir. Insofern könnte man interessanterweise weiterfragen, was das für den Kontext des Satzes in der SW-Bewegung heißt. Es schwingt da etwas Sperriges mit, wenn man die Klage führt "man redet über UNS (statt MICH)" und man eigentlich die ganz individuelle Selbstbestimmtheit (hier für die Sexarbeit) betonen will... (Vielleicht ist es auch nur ganz simpel so, dass unsere humane Kultur nicht ohne Generalisierungen auskommen kann.)
Deinem Schlusssatz stimme ich zu:
"Konfessioneller Religionsunterricht hat in Bildung und Ausbildung keinen Platz, persönlicher Glaube und das Tragen zugehöriger Symbole in der Öffentlichkeit, in staatlichen und staatlich mitgetragenen Einrichtungen ist ein Menschenrecht."
Ich möchte allerdings versuchen zu beschreiben, warum ich den Sachverhalt in der Schule für etwas komplizierter halte. Es geht mir nicht um den Unterdrückungs-Verdacht. Diese Frage ist für mich geklärt. Freie Entscheidung und Kopftuch widersprechen sich nicht. Gegenbeispiele erlauben kein Generalurteil (wie beim Paysex).
Es geht um den Satz: "Es gehört zum Kleider-Kodex einer muslimischen Frau." Das ist eben doch mehr als ein "Ich - nur für mich - habe mich dazu entschieden, ein Kopftuch zu tragen." Wenn diese Lehrerin nun muslimische Kinder unterrichtet, hat dieser Satz nicht nur einen individuellen Bekenntnischarakter, sondern unausweichlich auch eine Du-Botschaft an die Mädchen/Jugendlichen: Du bist ein Teil der muslimischen Gemeinschaft (Familie/Religion), und ich zeige dir, welcher Kodex dazu gehört.
Schüler können sich ihre Lehrer nicht aussuchen. Sie sind solchen Du-Botschaften ausgesetzt. Auch wenn sie sich solchen Botschaften gegenüber relativ frei verhalten können, finden sie sich unter dem Druck, sich dazu verhalten zu müssen: Du kannst dich gegen das Kopftuch entscheiden, aber bedenke, dass es "eigentlich" zu uns gehört...
Das ist die Spannung zum aufgeklärten Humanismus - "Werde, der du bist!"; zu der pädagogischen Haltung - "Ich weiß nicht, wie dein Leben, deine Lebensgrundlagen einmal aussehen werden, aber ich werde mich darum bemühen, dass du die Zusammenhänge darüber verstehen und deine eigenen Entscheidungen darin frei finden kannst."
Vielleicht schafft es Havva Temirlenk gerade aufgrund ihrer Erfahrungen, diesen Geist in ihrer Pädagogik lebendig werden zu lassen. Ich traue ihr individuell da mehr zu, als vielen wenig reflektierten "unauffälligen" Lehrern. Aber ich würde sie trotzdem gern fragen, ob sie sich dieser Spannung bewusst ist.
Die "einheimische" Kultur ist nicht besser. In Bayern laviert die Schule mit ihrer Kruzifix-Kultur (http://de.wikipedia.org/wiki/Kruzifix-Beschluss) mit dem Begriff des "passiven Symbols" herum. Was nicht aktiv indoktriniert, könne nicht verboten werden, solange es zur mehrheitlichen Identität beiträgt.
Widerlich, in meinen Augen. Allerdings ist mir eine verordnete laiizistische "Sterilität" auch nicht sympathisch. Menschen sind nunmal Mensch durch ihre Haltungen und Entscheidungen. Je mehr ich den personalen Bezug in der Pädagogik für wichtig halte, desto wichtiger ist auch, dass sich die Personen vollständig mit ihrer Persönlichkeit und ihrer transzendenten Ganzheit zeigen können und sollen. Die alte Diskussion um ein "Vorbild" krankt ja nicht an dem, was da modellhaft sichtbar ist, sondern an dem normativen Anspruch, dass der andere sich diesem annähern soll.
Und wie soll denn in der Schule Freiheit modellhaft sichtbar werden durch Lehrer, die selbst einem Verbot unterliegen, sich ihm beugen und ihre innersten Überzeugungen nicht zeigen und leben?
Deshalb - ja, kein Kopftuchverbot für Lehrerinnen, aber eine Pädagogik, die dem Individuum hilft, frei aufzuwachsen, und die ein Bewusstsein davon hat, wie sie Konformitätseinflüssen entgegenwirken kann.
Ein Nachsatz: Es hilft m. E. nicht, wenn man (Havva Temirlenk) sagt: "Frau und Mann sind im Koran vollkommen gleichberechtigt." Ich denke dann nur: Uff, da haben wir aber Glück gehabt. Was wäre, wenn der Koran die Sache dummerweise doch etwas ungleichberechtigter sehen würde? Hätte das dann trotzdem normative Kraft? Auch noch so liberale Werte bleiben unter einem Vorbehalt, solange sie mit einer transzendenten Autorität begründet werden. (Die jeweilige Interpretation dieser Autorität unterliegt eh einem menschlichen Pluralismus.)
Deine Umschreibung von Kopftuch auf Sexarbeit hat was - und es stellt sich mir die Frage, welche Funktion in soziologischer Hinsicht der Satz "Man redet über uns, nicht mit uns" eigentlich hat.
Geht es dir auch so? Wir hatten uns an den Satz schon so sehr gewöhnt, dass wir ihn fast automatisch mit der Pro-Sexwork-Bewegung identifiziert hatten. So schön der Slogan auch ist - tatsächlich drückt er lediglich neutral die soziale Struktur von "Wir und Ihr" in einer gesellschaftlichen Spannung aus. Er funktioniert mit allem, was irgendwie mit Gruppenbildung zu tun hat. Er kommt möglicherweise immer dann zum Tragen, wenn in der Wahrnehmung (von außen wie von innen!) der Gruppenidentifikation eine größere Bedeutung zugesprochen wird als der jeweiligen individuellen Ausdrucksform des Einzelnen. Die Verteidigung über eine Konstruktion des "Wir" erfüllt eine notwendige solidarisierende Funktion, subsumiert aber gleichzeitig auch das Ich unter das Wir. Insofern könnte man interessanterweise weiterfragen, was das für den Kontext des Satzes in der SW-Bewegung heißt. Es schwingt da etwas Sperriges mit, wenn man die Klage führt "man redet über UNS (statt MICH)" und man eigentlich die ganz individuelle Selbstbestimmtheit (hier für die Sexarbeit) betonen will... (Vielleicht ist es auch nur ganz simpel so, dass unsere humane Kultur nicht ohne Generalisierungen auskommen kann.)
Deinem Schlusssatz stimme ich zu:
"Konfessioneller Religionsunterricht hat in Bildung und Ausbildung keinen Platz, persönlicher Glaube und das Tragen zugehöriger Symbole in der Öffentlichkeit, in staatlichen und staatlich mitgetragenen Einrichtungen ist ein Menschenrecht."
Ich möchte allerdings versuchen zu beschreiben, warum ich den Sachverhalt in der Schule für etwas komplizierter halte. Es geht mir nicht um den Unterdrückungs-Verdacht. Diese Frage ist für mich geklärt. Freie Entscheidung und Kopftuch widersprechen sich nicht. Gegenbeispiele erlauben kein Generalurteil (wie beim Paysex).
Es geht um den Satz: "Es gehört zum Kleider-Kodex einer muslimischen Frau." Das ist eben doch mehr als ein "Ich - nur für mich - habe mich dazu entschieden, ein Kopftuch zu tragen." Wenn diese Lehrerin nun muslimische Kinder unterrichtet, hat dieser Satz nicht nur einen individuellen Bekenntnischarakter, sondern unausweichlich auch eine Du-Botschaft an die Mädchen/Jugendlichen: Du bist ein Teil der muslimischen Gemeinschaft (Familie/Religion), und ich zeige dir, welcher Kodex dazu gehört.
Schüler können sich ihre Lehrer nicht aussuchen. Sie sind solchen Du-Botschaften ausgesetzt. Auch wenn sie sich solchen Botschaften gegenüber relativ frei verhalten können, finden sie sich unter dem Druck, sich dazu verhalten zu müssen: Du kannst dich gegen das Kopftuch entscheiden, aber bedenke, dass es "eigentlich" zu uns gehört...
Das ist die Spannung zum aufgeklärten Humanismus - "Werde, der du bist!"; zu der pädagogischen Haltung - "Ich weiß nicht, wie dein Leben, deine Lebensgrundlagen einmal aussehen werden, aber ich werde mich darum bemühen, dass du die Zusammenhänge darüber verstehen und deine eigenen Entscheidungen darin frei finden kannst."
Vielleicht schafft es Havva Temirlenk gerade aufgrund ihrer Erfahrungen, diesen Geist in ihrer Pädagogik lebendig werden zu lassen. Ich traue ihr individuell da mehr zu, als vielen wenig reflektierten "unauffälligen" Lehrern. Aber ich würde sie trotzdem gern fragen, ob sie sich dieser Spannung bewusst ist.
Die "einheimische" Kultur ist nicht besser. In Bayern laviert die Schule mit ihrer Kruzifix-Kultur (http://de.wikipedia.org/wiki/Kruzifix-Beschluss) mit dem Begriff des "passiven Symbols" herum. Was nicht aktiv indoktriniert, könne nicht verboten werden, solange es zur mehrheitlichen Identität beiträgt.
Widerlich, in meinen Augen. Allerdings ist mir eine verordnete laiizistische "Sterilität" auch nicht sympathisch. Menschen sind nunmal Mensch durch ihre Haltungen und Entscheidungen. Je mehr ich den personalen Bezug in der Pädagogik für wichtig halte, desto wichtiger ist auch, dass sich die Personen vollständig mit ihrer Persönlichkeit und ihrer transzendenten Ganzheit zeigen können und sollen. Die alte Diskussion um ein "Vorbild" krankt ja nicht an dem, was da modellhaft sichtbar ist, sondern an dem normativen Anspruch, dass der andere sich diesem annähern soll.
Und wie soll denn in der Schule Freiheit modellhaft sichtbar werden durch Lehrer, die selbst einem Verbot unterliegen, sich ihm beugen und ihre innersten Überzeugungen nicht zeigen und leben?
Deshalb - ja, kein Kopftuchverbot für Lehrerinnen, aber eine Pädagogik, die dem Individuum hilft, frei aufzuwachsen, und die ein Bewusstsein davon hat, wie sie Konformitätseinflüssen entgegenwirken kann.
Ein Nachsatz: Es hilft m. E. nicht, wenn man (Havva Temirlenk) sagt: "Frau und Mann sind im Koran vollkommen gleichberechtigt." Ich denke dann nur: Uff, da haben wir aber Glück gehabt. Was wäre, wenn der Koran die Sache dummerweise doch etwas ungleichberechtigter sehen würde? Hätte das dann trotzdem normative Kraft? Auch noch so liberale Werte bleiben unter einem Vorbehalt, solange sie mit einer transzendenten Autorität begründet werden. (Die jeweilige Interpretation dieser Autorität unterliegt eh einem menschlichen Pluralismus.)
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RE: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForsc
Lieber lust4fun,
einen Aspekt, den Du ansprichst möchte ich kurz aufgreifen. Das pädagogische Dilemma: Erziehung soll durch Intervention (Fremdbestimmung) das Individuum zum (kantschen) Veranntwortungssubjekt (Selbstbestimmung) bilden. Was Burkhardt Müller dazu in Die Last der grossen Hoffnungen: Methodisches Handeln und Selbstkontrolle in sozialen Berufen (Edition Soziale Arbeit) für die soziale Arbeit diskutiert, fand ich sehr erhellend. Für mich habe ich es in den handlungsleitenden Forderungen des (selbst-)reflexiv-authentischen Verhaltens der Professionellen und ihrer Aufgabe der stellvertretenden Deutungen der Lebenslagen für die AdressatInnen sozialer Arbeit operationalisiert (nicht gelöst). Das Dilemma bleibt trotzdem.
Und es ist viel gewonnen, wenn sich das professionelle Personal dieses Dilemmas habitualisiert bewußt wäre. Daran habe ich, wenn ich auf meine aktive Zeit in der sozialen Arbeit zurückschaue, meine Zweifel, denn sowohl die Institutionen in denen ich gearbeitet habe, als auch viele der Professionellen, die ich dort kennenlernte, haben viel gewurschtelt, vielleicht noch beraten aber wenig von den Debatten in den Wissenschaften der sozialen Arbeit rezipiert. Es wurden Hoffnungen auf Methoden gesetzt (wie Müller kritisch anmerkt) und grundlegende inhaltliche Probleme (z.B. pädagogisches Dilemma individuelle Selbstbestimmung durch professionelle Intervention, Hierachien am Arbeitsplatz, Zuweisung der Aufgabe der Reparatur/Anpassung/Prävention an die soziale Arbeit) kaum thematisiert.
Das beantwortet vielleicht ein wenig Deine Frage
"Und wie soll denn in der Schule Freiheit modellhaft sichtbar werden durch Lehrer, die selbst einem Verbot unterliegen, sich ihm beugen und ihre innersten Überzeugungen nicht zeigen und leben? Deshalb - ja, kein Kopftuchverbot für Lehrerinnen, aber eine Pädagogik, die dem Individuum hilft, frei aufzuwachsen, und die ein Bewusstsein davon hat, wie sie Konformitätseinflüssen entgegenwirken kann. "
und das Unbehagen am Uns wo zumindest auch Ich stehen sollte, das Du äußerst, selbst wenn das Uns eine Reaktion auf die Tatsache des "Wir werden von außen definiert" ist, wie Frau Temirlenk, vielleicht ob ihres Lehramtsabschlusses das pädagogische Dilemma erinnernd, anmerkt.
einen Aspekt, den Du ansprichst möchte ich kurz aufgreifen. Das pädagogische Dilemma: Erziehung soll durch Intervention (Fremdbestimmung) das Individuum zum (kantschen) Veranntwortungssubjekt (Selbstbestimmung) bilden. Was Burkhardt Müller dazu in Die Last der grossen Hoffnungen: Methodisches Handeln und Selbstkontrolle in sozialen Berufen (Edition Soziale Arbeit) für die soziale Arbeit diskutiert, fand ich sehr erhellend. Für mich habe ich es in den handlungsleitenden Forderungen des (selbst-)reflexiv-authentischen Verhaltens der Professionellen und ihrer Aufgabe der stellvertretenden Deutungen der Lebenslagen für die AdressatInnen sozialer Arbeit operationalisiert (nicht gelöst). Das Dilemma bleibt trotzdem.
Und es ist viel gewonnen, wenn sich das professionelle Personal dieses Dilemmas habitualisiert bewußt wäre. Daran habe ich, wenn ich auf meine aktive Zeit in der sozialen Arbeit zurückschaue, meine Zweifel, denn sowohl die Institutionen in denen ich gearbeitet habe, als auch viele der Professionellen, die ich dort kennenlernte, haben viel gewurschtelt, vielleicht noch beraten aber wenig von den Debatten in den Wissenschaften der sozialen Arbeit rezipiert. Es wurden Hoffnungen auf Methoden gesetzt (wie Müller kritisch anmerkt) und grundlegende inhaltliche Probleme (z.B. pädagogisches Dilemma individuelle Selbstbestimmung durch professionelle Intervention, Hierachien am Arbeitsplatz, Zuweisung der Aufgabe der Reparatur/Anpassung/Prävention an die soziale Arbeit) kaum thematisiert.
Das beantwortet vielleicht ein wenig Deine Frage
"Und wie soll denn in der Schule Freiheit modellhaft sichtbar werden durch Lehrer, die selbst einem Verbot unterliegen, sich ihm beugen und ihre innersten Überzeugungen nicht zeigen und leben? Deshalb - ja, kein Kopftuchverbot für Lehrerinnen, aber eine Pädagogik, die dem Individuum hilft, frei aufzuwachsen, und die ein Bewusstsein davon hat, wie sie Konformitätseinflüssen entgegenwirken kann. "
und das Unbehagen am Uns wo zumindest auch Ich stehen sollte, das Du äußerst, selbst wenn das Uns eine Reaktion auf die Tatsache des "Wir werden von außen definiert" ist, wie Frau Temirlenk, vielleicht ob ihres Lehramtsabschlusses das pädagogische Dilemma erinnernd, anmerkt.
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SLUTSHAMING
SAMSTAG, 23. MAI 2020
In Vino Verena
Slutshaming: "Deine Strafe, du Hure!"
Frauen sollen sexy sein, aber bitte nicht zu sexy, das sei "billig". Wer mehrere Sexpartner hat, gilt nach wie vor als Schlampe, wird oft bloßgestellt und entwürdigt. Unsere Kolumnistin über Slutshaming, Doppelmoral und "außer Kontrolle geratene" Frauen.
Okay, die Geschichte geht so: Eine sehr schöne junge Frau, Jura-Studentin im zweiten Jahr und notorisch knapp bei Kasse, wird von einer Kommilitonin auf einen Job aufmerksam gemacht, mit dem sie schnell viel Geld verdienen kann. Genaue Job-Bezeichnung: Escort-Girl. Anfangs unsicher, findet die Frau schnell Gefallen daran, reiche Kunden zu beglücken: Schließlich besteht das gebuchte Arrangement nicht nur aus Sex, sondern auch aus Kuscheln, Luxus-Reisen oder schlicht darin, dem Mann das Gefühl zu geben, eine liebe Freundin zu sein, die zuhört, tröstet und den beruflichen Erfolg wertschätzt.
Die Kunden: meist Männer in Machtpositionen und alles andere als glücklich. Neben ihrem (finanziellen) Aufstieg als moderne Kurtisane balanciert die junge Frau zwischen ihrem Praktikumsjob in einer Kanzlei und Vorlesungen an der Uni und verliert sich schon bald in einer Welt aus Macht, Intrigen und Sex. Mit einigen ihrer Kunden lässt sie sich auf mehr als nur ein sexuelles Abenteuer ein. Da ist zum Beispiel so ein dreister Einfaltspinsel, der meint, sie sei sein Privateigentum. Die Gefahr, die von dem Typen ausgeht, ignoriert sie zuerst, auch, als sie schon hart von ihm penetriert und dabei gefilmt wird. Später, als Rache für seine nicht erwiderte Liebe, schickt der Kunde den Sexfilm unter ihrer E-Mail-Adresse an all ihre Kontakte.
Was stimmt bloß nicht mit der?
TV-Show thematisiert Übergriffe auf Frauen
Es handelt sich bei dieser Geschichte, Sie ahnen es gewiss, erstens um Slutshaming und zweitens um Szenen aus "The Girlfriend Experience", einer Serie, die auf dem gleichnamigen (2009 erschienenen) Film von Steven Soderbergh basiert. Der Begriff Slutshaming beschreibt die Abwertung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres vermeintlich sexualisierten Auftretens, ihrer sexuellen Aktivität und/oder ihrer Art, sich zu kleiden.
Man kann von dieser Serie halten, was man will, aber sie zeigt vor allem eines: den gesellschaftlichen Umgang mit Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen und die auch sonst durch ihr Verhalten nicht mit den patriarchalischen Erwartungen an Frauen übereinstimmen. Es gibt einen Moment in der Serie, der die geringe Wertschätzung jener, die bereits den Schlampen-Stempel haben, aufs Widerlichste offenbart: Das Sex-Video hat soeben alle Mitarbeiter der Kanzlei erreicht, die (braven, anständigen) Frauen kichern hinter vorgehaltener Hand, die Männer schauen "die Hure" aus einer Mischung aus Faszination, Abwertung und Geilheit an. Sie ist DAS Gespräch auf den Firmenfluren, alle zerreißen sich über "die Irre", die sich in dem Video erniedrigen lässt, das Maul. Dass sie sich dadurch (erst recht) entwürdigt und gedemütigt fühlt, scheint niemanden zu interessieren.
Mitleid? Feingefühl? Fehlanzeige. Imaginär steht auf der Stirn jedes Einzelnen: "Schlampen" wie Christine, so der Name der Serienfigur, haben es nicht anders verdient, als bloßgestellt zu werden. So schreibt die US-amerikanische, feministische Autorin Leora Tanenbaum in ihrem Buch "Slut! Growing Up Female with a Bad Reputation", dieses Verhalten werde durch den Gedanken ermöglicht, eine Frau mit dem Ruf einer Schlampe sei eine "außer Kontrolle geratene, nuttige Frau, die es nicht wert ist, sie zu kennen oder sich um sie zu kümmern".
Verdienen Prostituierte keinen Respekt?
*Datenschutz
Es gibt da diese Szene, in der Christine kurz nach der Veröffentlichung des Sex-Videos ein Gespräch zweier Kollegen belauscht und sie daraufhin direkt konfrontiert. Sie gucken wie ertappte Eichhörnchen in einer Speisekammer und begreifen scheinbar nicht, was ihnen vorgeworfen wird. Wie kann eine Hure, die sie gerade bei einem Blowjob gesehen haben, von ihnen verlangen, bitte nicht so abwertend über sie zu reden!? Hat die den von ihr eingeforderten Respekt nicht unmittelbar in jenem Moment verspielt, in dem sie sich vor Typen "hinkniet"?
In dieser kleinen Szene offenbart sich das Manko einer ganzen Gesellschaft, in der es nach wie vor noch immer oft an Respekt gegenüber Frauen mangelt - auch nach #MeToo, #Aufschrei und #Männerwelten. Mit der Achtung vor Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen oder aus purer Lust mehrere Sexpartner haben, und die - wie Regisseur Soderbergh selbst sagt - "agieren wie ein Mann", ist es nicht weit her. Man muss sich hier nur die kürzlichen Ereignisse in Erinnerung rufen, in der ein deutscher Komiker die sexuelle Vergangenheit einer Influencerin aufdeckte, um sich unter dem Deckmäntelchen der Comedy über ihre Domina-Tätigkeit lustig zu machen. Im Grunde auch das: Slutshaming.
Nach wie vor wird Frauen, die nach dem Kodex der Gesellschaft moralisch inkorrekt sind, abgesprochen, dass auch sie Opfer von sexueller Belästigung werden oder sich gedemütigt fühlen können - ganz im Sinne von: Da kann doch was nicht hinhauen, diese Frau hat Schamgefühle? Die lutscht doch Schwänze! Und jetzt hat sie ein Problem damit, dass es alle wissen?
Diese Szene ist beispielhaft für Opfer-Shaming und erinnert mich an etliche Texte, die ich zum Thema Sexismus schrieb. Obschon ich immer versucht habe, zwischen den Geschlechtern zu vermitteln und nie unter der Gürtellinie war, bekam ich zuhauf Zuschriften von Männern, die mich zuballerten mit ihren Gedanken. In schlimmster Mansplaining-Manier erklärten sie mir, was Frauen zu tun und zu lassen hätten. Viele dieser moralischen Abhandlungen gleichen einander in folgendem Punkt: ihrem nahezu pathologischen Rechtfertigungskomplex. Das liest sich dann ungefähr so: "Immer werden wir Männer angegriffen! Was dürfen wir überhaupt noch? Wir werden auch nicht gefragt, ob wir tiefe Dekolletés sehen möchten. Tit-Pics sind ebenfalls Belästigung. Aber nein, darüber spricht niemand!"
Das Verhalten einer ordentlichen Frau
Während Männer in Bordelle gehen, sind Frauen nach wie vor Objekte gesellschaftlicher Normvorstellungen. Das birgt ein irrwitziges Paradoxon: Sei sexuell, heiß und gern ein dauergeiles Wesen, aber bleib dabei bitte anständig und verhalte dich wie "eine ordentliche Frau". Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in meinen Kolumnen, in denen es um Sexismus ging, erwähnt habe, dass nicht alle Männer Fehlverhalten an den Tag legen. Es wurde jedenfalls bestimmt genauso oft überlesen.
Viele Männer sehen sich vorverurteilt, abgewatscht und zu unrecht mit miesen Typen in eine Reihe gestellt. Sie beschweren sich, dass es ja nun langsam mal gut sein müsse mit dem ganzen "Männer-Shaming". Durchgedrehte Feministinnen hätten es sich zur Aufgabe gemacht, Männer zu domestizieren, ein Mann dürfe heutzutage kein Mann mehr sein, schimpfen sie im Unbewusstsein ihrer toxischen Männlichkeit.
Mir haben Männer geschrieben, die mich aufgrund meiner Texte "zu kennen" meinen. Sie analysieren meine Psyche, glauben, herauslesen zu können, was für einen Tag ich hatte, was ich mir wünsche oder was ich dringend bräuchte. Manche übernehmen für mich auch gleich das Denken: "Ich habe zwischen den Zeilen deiner letzten Kolumnen gelesen und denke, dass du dringend" (...) dies und das und jenes tun solltest. (Fremde) Männer schicken mir halbe Romane, die weit über den klassischen Leser-Kommentar hinausgehen, in denen sie über mein Leben, meine Sehnsüchte und meine Gefühle orakeln. Ein paar Mal konnte ich nicht an mich halten und schrieb reflexartig zurück - ein Fehler, ich weiß!
Aber ich wollte einfach wissen, was sich in einem Kopf abspielt, der meint, eine fremde Frau "genau zu kennen" und mitteilen, wie überschreitend ich ein solches Verhalten finde. Die Antwort, oft, Sie ahnen es: "Das war nett von mir gemeint. Warum gleich so aufbrausend? Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht, du gibst etwas vor, was du nicht bist! In Wahrheit hasst du Männer."
Kürzlich sagte eine Kollegin zu diesem Thema: Resignation bringt nichts. Wir müssen weitermachen. Wir haben viele Männer auf unserer Seite. Der Schlüssel: Kommunikation. Ja, richtig, doch das heißt nicht, dass ich nicht im Besitz einer großen Bratpfanne bin. Aber die Männer, die mich "in- und auswendig kennen", wissen das ja bestimmt längst. Zwinkersmiley.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/leben/Slutshaming-D ... 96868.html
In Vino Verena
Slutshaming: "Deine Strafe, du Hure!"
Frauen sollen sexy sein, aber bitte nicht zu sexy, das sei "billig". Wer mehrere Sexpartner hat, gilt nach wie vor als Schlampe, wird oft bloßgestellt und entwürdigt. Unsere Kolumnistin über Slutshaming, Doppelmoral und "außer Kontrolle geratene" Frauen.
Okay, die Geschichte geht so: Eine sehr schöne junge Frau, Jura-Studentin im zweiten Jahr und notorisch knapp bei Kasse, wird von einer Kommilitonin auf einen Job aufmerksam gemacht, mit dem sie schnell viel Geld verdienen kann. Genaue Job-Bezeichnung: Escort-Girl. Anfangs unsicher, findet die Frau schnell Gefallen daran, reiche Kunden zu beglücken: Schließlich besteht das gebuchte Arrangement nicht nur aus Sex, sondern auch aus Kuscheln, Luxus-Reisen oder schlicht darin, dem Mann das Gefühl zu geben, eine liebe Freundin zu sein, die zuhört, tröstet und den beruflichen Erfolg wertschätzt.
Die Kunden: meist Männer in Machtpositionen und alles andere als glücklich. Neben ihrem (finanziellen) Aufstieg als moderne Kurtisane balanciert die junge Frau zwischen ihrem Praktikumsjob in einer Kanzlei und Vorlesungen an der Uni und verliert sich schon bald in einer Welt aus Macht, Intrigen und Sex. Mit einigen ihrer Kunden lässt sie sich auf mehr als nur ein sexuelles Abenteuer ein. Da ist zum Beispiel so ein dreister Einfaltspinsel, der meint, sie sei sein Privateigentum. Die Gefahr, die von dem Typen ausgeht, ignoriert sie zuerst, auch, als sie schon hart von ihm penetriert und dabei gefilmt wird. Später, als Rache für seine nicht erwiderte Liebe, schickt der Kunde den Sexfilm unter ihrer E-Mail-Adresse an all ihre Kontakte.
Was stimmt bloß nicht mit der?
TV-Show thematisiert Übergriffe auf Frauen
Es handelt sich bei dieser Geschichte, Sie ahnen es gewiss, erstens um Slutshaming und zweitens um Szenen aus "The Girlfriend Experience", einer Serie, die auf dem gleichnamigen (2009 erschienenen) Film von Steven Soderbergh basiert. Der Begriff Slutshaming beschreibt die Abwertung von Frauen und Mädchen aufgrund ihres vermeintlich sexualisierten Auftretens, ihrer sexuellen Aktivität und/oder ihrer Art, sich zu kleiden.
Man kann von dieser Serie halten, was man will, aber sie zeigt vor allem eines: den gesellschaftlichen Umgang mit Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen und die auch sonst durch ihr Verhalten nicht mit den patriarchalischen Erwartungen an Frauen übereinstimmen. Es gibt einen Moment in der Serie, der die geringe Wertschätzung jener, die bereits den Schlampen-Stempel haben, aufs Widerlichste offenbart: Das Sex-Video hat soeben alle Mitarbeiter der Kanzlei erreicht, die (braven, anständigen) Frauen kichern hinter vorgehaltener Hand, die Männer schauen "die Hure" aus einer Mischung aus Faszination, Abwertung und Geilheit an. Sie ist DAS Gespräch auf den Firmenfluren, alle zerreißen sich über "die Irre", die sich in dem Video erniedrigen lässt, das Maul. Dass sie sich dadurch (erst recht) entwürdigt und gedemütigt fühlt, scheint niemanden zu interessieren.
Mitleid? Feingefühl? Fehlanzeige. Imaginär steht auf der Stirn jedes Einzelnen: "Schlampen" wie Christine, so der Name der Serienfigur, haben es nicht anders verdient, als bloßgestellt zu werden. So schreibt die US-amerikanische, feministische Autorin Leora Tanenbaum in ihrem Buch "Slut! Growing Up Female with a Bad Reputation", dieses Verhalten werde durch den Gedanken ermöglicht, eine Frau mit dem Ruf einer Schlampe sei eine "außer Kontrolle geratene, nuttige Frau, die es nicht wert ist, sie zu kennen oder sich um sie zu kümmern".
Verdienen Prostituierte keinen Respekt?
*Datenschutz
Es gibt da diese Szene, in der Christine kurz nach der Veröffentlichung des Sex-Videos ein Gespräch zweier Kollegen belauscht und sie daraufhin direkt konfrontiert. Sie gucken wie ertappte Eichhörnchen in einer Speisekammer und begreifen scheinbar nicht, was ihnen vorgeworfen wird. Wie kann eine Hure, die sie gerade bei einem Blowjob gesehen haben, von ihnen verlangen, bitte nicht so abwertend über sie zu reden!? Hat die den von ihr eingeforderten Respekt nicht unmittelbar in jenem Moment verspielt, in dem sie sich vor Typen "hinkniet"?
In dieser kleinen Szene offenbart sich das Manko einer ganzen Gesellschaft, in der es nach wie vor noch immer oft an Respekt gegenüber Frauen mangelt - auch nach #MeToo, #Aufschrei und #Männerwelten. Mit der Achtung vor Frauen, die ihr Geld mit Sex verdienen oder aus purer Lust mehrere Sexpartner haben, und die - wie Regisseur Soderbergh selbst sagt - "agieren wie ein Mann", ist es nicht weit her. Man muss sich hier nur die kürzlichen Ereignisse in Erinnerung rufen, in der ein deutscher Komiker die sexuelle Vergangenheit einer Influencerin aufdeckte, um sich unter dem Deckmäntelchen der Comedy über ihre Domina-Tätigkeit lustig zu machen. Im Grunde auch das: Slutshaming.
Nach wie vor wird Frauen, die nach dem Kodex der Gesellschaft moralisch inkorrekt sind, abgesprochen, dass auch sie Opfer von sexueller Belästigung werden oder sich gedemütigt fühlen können - ganz im Sinne von: Da kann doch was nicht hinhauen, diese Frau hat Schamgefühle? Die lutscht doch Schwänze! Und jetzt hat sie ein Problem damit, dass es alle wissen?
Diese Szene ist beispielhaft für Opfer-Shaming und erinnert mich an etliche Texte, die ich zum Thema Sexismus schrieb. Obschon ich immer versucht habe, zwischen den Geschlechtern zu vermitteln und nie unter der Gürtellinie war, bekam ich zuhauf Zuschriften von Männern, die mich zuballerten mit ihren Gedanken. In schlimmster Mansplaining-Manier erklärten sie mir, was Frauen zu tun und zu lassen hätten. Viele dieser moralischen Abhandlungen gleichen einander in folgendem Punkt: ihrem nahezu pathologischen Rechtfertigungskomplex. Das liest sich dann ungefähr so: "Immer werden wir Männer angegriffen! Was dürfen wir überhaupt noch? Wir werden auch nicht gefragt, ob wir tiefe Dekolletés sehen möchten. Tit-Pics sind ebenfalls Belästigung. Aber nein, darüber spricht niemand!"
Das Verhalten einer ordentlichen Frau
Während Männer in Bordelle gehen, sind Frauen nach wie vor Objekte gesellschaftlicher Normvorstellungen. Das birgt ein irrwitziges Paradoxon: Sei sexuell, heiß und gern ein dauergeiles Wesen, aber bleib dabei bitte anständig und verhalte dich wie "eine ordentliche Frau". Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in meinen Kolumnen, in denen es um Sexismus ging, erwähnt habe, dass nicht alle Männer Fehlverhalten an den Tag legen. Es wurde jedenfalls bestimmt genauso oft überlesen.
Viele Männer sehen sich vorverurteilt, abgewatscht und zu unrecht mit miesen Typen in eine Reihe gestellt. Sie beschweren sich, dass es ja nun langsam mal gut sein müsse mit dem ganzen "Männer-Shaming". Durchgedrehte Feministinnen hätten es sich zur Aufgabe gemacht, Männer zu domestizieren, ein Mann dürfe heutzutage kein Mann mehr sein, schimpfen sie im Unbewusstsein ihrer toxischen Männlichkeit.
Mir haben Männer geschrieben, die mich aufgrund meiner Texte "zu kennen" meinen. Sie analysieren meine Psyche, glauben, herauslesen zu können, was für einen Tag ich hatte, was ich mir wünsche oder was ich dringend bräuchte. Manche übernehmen für mich auch gleich das Denken: "Ich habe zwischen den Zeilen deiner letzten Kolumnen gelesen und denke, dass du dringend" (...) dies und das und jenes tun solltest. (Fremde) Männer schicken mir halbe Romane, die weit über den klassischen Leser-Kommentar hinausgehen, in denen sie über mein Leben, meine Sehnsüchte und meine Gefühle orakeln. Ein paar Mal konnte ich nicht an mich halten und schrieb reflexartig zurück - ein Fehler, ich weiß!
Aber ich wollte einfach wissen, was sich in einem Kopf abspielt, der meint, eine fremde Frau "genau zu kennen" und mitteilen, wie überschreitend ich ein solches Verhalten finde. Die Antwort, oft, Sie ahnen es: "Das war nett von mir gemeint. Warum gleich so aufbrausend? Jetzt zeigst du dein wahres Gesicht, du gibst etwas vor, was du nicht bist! In Wahrheit hasst du Männer."
Kürzlich sagte eine Kollegin zu diesem Thema: Resignation bringt nichts. Wir müssen weitermachen. Wir haben viele Männer auf unserer Seite. Der Schlüssel: Kommunikation. Ja, richtig, doch das heißt nicht, dass ich nicht im Besitz einer großen Bratpfanne bin. Aber die Männer, die mich "in- und auswendig kennen", wissen das ja bestimmt längst. Zwinkersmiley.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/leben/Slutshaming-D ... 96868.html
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Re: PROstitutions-Def., Leitbilder Sexwork & StigmaForschung
Danke @deernhh
den Begriff kannte ich noch nicht. Ein sdhöner kämpferischer und mutiger Text!
Kasharius grüßt
den Begriff kannte ich noch nicht. Ein sdhöner kämpferischer und mutiger Text!
Kasharius grüßt