Länderberichte GRIECHENLAND:

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annainga
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RE: Länderberichte GRIECHENLAND:

Beitrag von annainga »

danke @dennis, ich stelle den text mal in voller länge ein, damit er nicht eines tages verloren gehen kann:

Hilflos gefangen in den Netzen der Huren?

04.05.2012 - 12:17
Die griechische Polizei hat im Internet Fotos, Namen und Geburtsdaten von 11 Sexarbeiterinnen veröffentlicht, die bei Zwangstests von ihrer HIV-Infektion erfahren haben.
Ein Kommentar von Bernd Aretz

Elf Prtraitfotos und elf Ganzaufnahmenvor einer kahlen Wand auf einem gekachelten Fußboden zeigen offensichtlich verängstigte, eingeschüchterte und gedemütigte Frauen. Nach Focus online sollen sie Opfer von Menschenhändlern, Zuhältern aus Osteuropa oder drogenabhängige Griechinnen sein. Es sind Sexarbeiterinnen, die von der Straße weg verhaftet, auf HIV-Antikörper zwangsgetestet und auf Weisung der Athener Staatsanwaltschaft unter voller Namensnennung mit ihrem positiven Testergebnis im Internet öffentlich an den Pranger gestellt wurden.

Ihre Freier rief man auf, sich testen zu lassen. Von den Hunderten, die dies taten, wurden drei HIV-positiv getestet. Die Frauen zeigte man laut Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung an. Die Veröffentlichung ihrer Bilder und Daten im Netz wird lebenslang als Makel an ihnen haften, legt dies doch nicht nur die Infektion offen, sondern einen scheinbar ehrlosen Lebenswandel und die beliebige Verfügbarkeit als Opfer des Machismo.

Wer meinte, mit dem Fall Nadja B. vor drei Jahren sei das Höchstmaß der Ignoranz von Staatsanwälten gegenüber den Rechten der Beschuldigten, gegenüber Übertragungswahrscheinlichkeiten und der Verantwortung für den Selbstschutz erreicht, sieht sich bitter getäuscht.

Zum Höhepunkt der Aidsdebatte in der Bundesrepublik in den achtziger Jahren arbeitete Bayern mit Berufsverboten für HIV-positive Sexarbeiterinnen, Berlin lehnte dies ab. Konsequenz war in Berlin im Gegensatz zu Bayern ein dramatischer Rückgang sexueller Infektionen im Sexgewerbe, weil nicht der falsche Eindruck erweckt wurde, der Staat werde schon für den HIV-freien Strich sorgen.

Was ist eigentlich mit den positiv getesteten Männern? Sie haben auf ungeschütztem Sex bestanden, obwohl sie selbst gar nicht wissen konnten, ob sie virenfrei oder möglicherweise sogar in der höchst infektiösen Anfangsphase der Infektion waren. Wieso sind sie Opfer und die Frauen Täterinnen? Warum stehen diese Männer nicht im Netz? Eine Frage, die sich auch der griechische Gesundheitsminister stellte – um die Dummheit der „bemitleidenswerten“ Männer herauszustreichen, bei denen er allerdings die überwiegende Verantwortung sieht, da sie über die Bezahlung den kondomfreien Sex veranlasst hätten.

Der Londoner Rechtsprofessor Matthew Weait weist in seinem Blog auf die lange Tradition hin, das Böse und auch sexuell übertragbare Infektionen bei den Frauen zu verorten, gegen sie vorzugehen und den „unschuldigen“ Männern einen „reinen Strich“ bieten zu wollen. Er sieht das Vorgehen der Staatsanwaltschaft in der Nähe des Vorgehens der Nazis bei der Entrechtung und Vernichtung der als jüdisch definierten Bevölkerungsteile. Andere Kommentatoren sehen Griechenland durch die Krise ins Mittelalter geschleudert, eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft.

Klar ist nur eines: Die Aktion der Athener Staatsanwaltschaft ist kein Beitrag, die Verbreitung von HIV einzudämmen. Sie macht aus den Frauen Sündenböcke, verletzt ihre Würde und zeigt die Männer als willenlose Trottel, hilflos gefangen in den Netzen der Huren.

Bernd Aretz ist Jurist, HIV/Aids-Selbsthilfe-Aktivist und Mitglied im Nationalen AIDS-Beirat

rlink/rlink.php?url=http://www.aidshilf ... -der-huren

bemerkenswert finde ich auch:

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malin hat geschrieben:wäre er gratis [der Sex]kräht kein hahn danach, selbst wenn du 20 männer am tag hast.

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Marc of Frankfurt
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Sexworker-Petition an Ministerpräsidenten

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Petition der Sexworker:

an Mr Lucas Papademos, Prime Minister of Greece



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  • To Mr Lucas Papademos, Prime Minister of Greece,

    Sir,

    Since the end of April 2012, sex workers in Greece are forced to be tested by the Centre for Disease Control and Prevention (KEEL).

    According to Kathimerini news, the police uploaded photos of 12 sex workers onto their website www.hellenicpolice.gr. Those who are tested HIV positive are to face a prosecutor on charges of intentionally causing grievous bodily harm, a felony.

    These practices are a violation of sex workers’ human rights, their right of freedom, privacy, and the confidentiality on their health condition. They are discriminatory and in complete contradiction with all international and EU treaties that Greece has ratified. They are archaic since they are only a new version of the Contagious Diseases Acts implemented during Victorian Britain.

    They are also completely counterproductive in terms of HIV prevention and the opposite of all recommendations made in the fight against HIV.

    The scapegoating of sex workers is not going to stop new infections, but only worsen the stigma and discriminations against sex workers and people living with HIV. The mandatory testing and the outing of sex workers living with HIV is only contributing to more distrust with medical institutions and sex workers avoiding access to medical care, when they should instead feel encouraged and respected. If sex workers ignore their status and avoid medical care, they won’t be able to access treatments which can improve their health and reduce the risk of new infection.

    The new climate of paranoia and fear will only discourage people to get tested and to disclose their status. It will force sex workers living with HIV to hide and to accept unsafe sex to avoid suspicion, and it will encourage clients to ask for unprotected sex thinking that sex workers are tested for their own safety.

    We demand:
    - The immediate end of forced and mandatory testing
    - The non-criminalisation and non-discrimination of sex workers and people living with HIV
    - The respect of the right of privacy
    - Access to free, anonymous HIV testing and on a voluntary basis
    - Public campaigns for the prevention of HIV, its means of transmission, and against the stigmatisation of sex workers and people living with HIV
    - The end of government cuts on health care and services in particular regarding HIV prevention, care and access to treatment.

    Sex workers are not the problem, but part of the solution.

Bitte unterschreibe die Petition und informiere auch andere:

www.change.org/petitions/to-mr-lucas-pa ... ex-workers





Mehr:
www.plri.org/story/greek-prosecution-hi ... lic-health

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fraences
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Beitrag von fraences »

In RTL läuft gerade einen Beitrag darüber

"Man will die Stadt säubern, da Wahlen anstehen."

Der griechische Staat hat sich vorher nicht darum gekümmert. Erst werden Frauen in die Illegalität gedrängt und kriminalisiert, der Staat versäumt es also Strukturen zu schaffen, in denen Menschen Sicherheit finden, sprich gesundheitliche Aufklärung, Kondome zur Verfügung stellen, das Sexbusiness begleitende Kampagne zu kreieren, die beide Seiten über gesundheitlichen Risiken aufklären und Schutzfaktoren schaffen.
Wenn man bedenkt das es nur 3 legale Bordelle in Athen gibt,dem gegenüber 600 illegale Betriebe, ist es einfach doppelmoralisch an Aidserkrankte Frauen nur an den öffentlichen Pranger zu stellen. Man kann eigene Versäumnisse doch nicht auf kranke Menschen projezieren und hier eine moderne öffentliche Hexenverbrennung inszenieren. Es hat noch niemals funktioniert, sich auf Kosten der Ärmsten und Kranken der eigenen Verantwortung und Schuld zu entheben. Etwas der Art niederträchtiges und schäbiges scheint aber eine griechisches, wenn nicht gar weltweite Realität wiederzuspiegeln in der 2 Prozent der Menschheit der gesamten Reichtum dieser Welt auf sich zentriert haben.
Wir brauchen unbedingt einen neuen Verteilerschlüssel um die Not und das Elend begleitend zu unterstützen, anstatt mit Panzer und andere moderne Waffentechnik oder gar mit Verteufelung darauf zu reagieren.

Egoistische Triebhaftigkeit, das zeigt die Geschichte der Menschheit immer wieder, kennt am Ende mehrheitlich nur Opfer und akademische geschulte Ausbeuter.

Das diese griechische Staatsaktionen nicht auf eigenen Mist gewachsen ist, ist vollkommen klar. Dieser Massnahmen sind Bestandteil der Strategie der europäischen Machtelite, die um ihr Überleben kämpft. Griechenland bekam gravierenden Hilfen nur auf der Grundlage eines Maßnahmenkatalogs, der in diesen europäischen Neokontexts passt. Das ist nur die sichtbare Spitze des Eisberges. Was wir zukünftig zu erwarten haben sind paramilitärische organisierte Polizeistrukturen und Armeen zu Aufstandsbekämpfung auf unseren Strassen. Hier blicken wir insbesondere auf den Neofrankuismus in Spanien. Harte Zeiten kommen auf uns zu, doch wir werden nicht kämpfen im Sinne des von den herrschenden errichtenden Bühnenbildes, wir werden einfach in eine andere Richtung blicken und uns unter den Dächern gemeinsamen Projekte autonomisieren und uns von der Unmenschlichkeit unabhängig machen, indem wir selbst ein höchst Maß an Menschlichkeit und Integrationskraft entwickeln.
Wir dürfen uns nicht die Bedingungen diktieren lassen, wir müssen uns weigern, die Ebene der Reaktionäre zu betreten.
Wir sind die Akteure, gewaltfrei , helfend und überzeugend.
Wir müssen gut auf einander aufpassen, das nicht der Hass zu unserem Triebfeder wird. Wer hasst, der kann nicht frei sein.
(Black Roses)
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

*****
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prosecutions of HIV Positive Sex Workers: Bad Human Rights and Bad Public Health


by Cheryl Overs, Michael Kirby Centre for Public Health and Human Rights, Melbourne


www.rhrealityCheck.org/article/2012/05/ ... lic-health

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Zwerg
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Re: Sexworker-Petition an Ministerpräsidenten

Beitrag von Zwerg »

          Bild
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Bitte unterschreibe die Petition und informiere auch andere:

www.change.org/petitions/to-mr-lucas-pa ... ex-workers
Ich pushe....

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Beitrag von Robby »

@christian
hab ich schon unterschrieben
heute war übrigens ein bericht über griechenland im zdf
allgemein über wirtschaftskrise/korruption etc
die wollen mit der SW-verfolgung von anderen dingen ablenken sündenböcke funktionieren immer-leider*
denkende! menschen würden dazu folgende fragen stellen:
woher haben die SW AIDS?-entsteht es spontan im körper?
oder wird es durch Infizierte und ungeschützten geschlechtsverkehr übertragen?
wer besteht auf ungeschützten geschlechtsverkehr?
in diesem sinne für die "armen"angesteckten kunden sskm(selbst schuld kein mitleid)
robby
*mit der sündenbockmasche konnte man mal "führer"werden
dieser vergleich ist weder unerwünscht noch zufällig!

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Marc of Frankfurt
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Ursachenanalyse

Beitrag von Marc of Frankfurt »

ZDF Doku

Die Griechenland-Lüge - Wie es zur schwersten Krise der Euro-Zone kommen konnte und wie die deutschen Bürger von der Politik getäuscht werden.

Griechenland ein "failed state".

von Michael Haselrieder
45 min
www.zdf.de/ZDF/zdfportal/programdata/55 ... a/20002898





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Dateianhänge
Systemwechsel nach aufgezwungener Sparpolitik
Systemwechsel nach aufgezwungener Sparpolitik
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 11.06.2012, 20:00, insgesamt 2-mal geändert.

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Nach den griechischen Wahlen

Beitrag von Marc of Frankfurt »

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Press statement

UNAIDS www.unaids.org calls on Greece to protect sex workers and their clients through comprehensive and voluntary HIV programmes



GENEVA, 10 May 2012

The Joint United Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS) expresses its concern over recent actions by Greek authorities involving the arrest, detention, mandatory HIV testing, publication of photographs and personal details, and pressing of criminal charges against at least 12 sex workers.

There is no evidence that punitive approaches to regulating sex work are effective in reducing HIV transmission among sex workers and their clients.

The initiation of criminal prosecution against sex workers living with HIV for intentional gross bodily harm raises concerns about the inappropriate application of criminal law, particularly in a context where clients have the social and economic power to insist upon condom use.

In addition, publication of names, photographs and positive HIV status drive sex workers into hiding and reduces their trust in health care services.

UNAIDS is further concerned by a recent amendment to immigration legislation adopted in April 2012 that appears to provide for automatic detention of migrants and asylum-seekers who have an infectious disease, or belong to a group at high risk of infection, without consideration of whether they pose an actual risk. This includes sex workers, people who inject drugs and could be applied to people living with HIV.

To the degree the law assumes that people living with HIV, sex workers and people who use drugs pose a public health threat based only on their health and social status, it is overly broad and discriminatory, and represents an HIV-related restriction on entry, stay and residence.

UNAIDS urges the Greek authorities to review these laws and practices with a view to adopt evidence-based programmes and an enabling legal environment that supports all people—including sex workers and their clients, people who use drugs, migrants and asylum-seekers—to access voluntary and confidential HIV prevention, treatment, care and support services so that they can avoid HIV infection or live a healthier life if HIV-positive.

www.unaids.org/en/resources/presscentre ... 0psgreece/




This is great news. Well done to all of us who raised our voices about this. This UNAIDS document is very important. It is the very first to define mandatory testing as 'punitive'. Up until now the UN has have condemned 'punitive' approaches but has not defined that to include the registration [Bavaria, Austria] and mandatory testing [Austria] that happens through much of Latin America, Senegal, Turkey, Greece and many other countries. Persistance works. Silence = Death !!! [Cheryl Overs]





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Marc of Frankfurt
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Massenhysterie von der Politik inszeniert im Wahlkampf

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wie Einwanderer zu "wandelnden Krankheitsbomben" werden

Law-and-Order-Wahlkampf mit Hexenjagd auf Traffickingopfer?


Wassilis Aswestopoulos 05.05.2012
www.heise.de/tp/druck/ob/artikel/36/36876/1.html


Es ist gut, dass Griechenlands Wahlkampf sich am Sonntag dem Ende zuneigt. Die Sündenböcke gehen aus. Denn nach den Immigranten haben die um Stimmen ringenden Politiker schnell noch eine weitere Randgruppe als populistisches Hassobjekt entdeckt: die Prostituierten. Eine Nachricht [ www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0, ... 38,00.html ] und ihre Hintergründe.


Nachdem jahrelang Kontrollen der überwiegend ohne Zulassung betriebenen Bordelle unterlassen wurden, begann pünktlich in der letzen Woche vor den Wahlen eine wahre Gesundheitskontrollwelle. Immer mehr mit HIV infizierte Liebesdienerinnen werden entdeckt. Gesundheitsminister Andreas Loverdos möchte ebenso wie sein Kollege, Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis, den Law-and-Order-Garanten der nominell sozialistischen PASOK spielen.

Loverdos bezeichnete wiederholt die im Land befindlichen illegalen Einwanderer als "wandelnde Krankheitsbomben", Chryssochoidis assistierte, indem er hervorhob, dass zahlreiche Asylsuchende gefährliche übertragbare Krankheiten hätten.


Lager Amygdaleza für illeale Migrant_innen, auch Sexworker, bei Athen
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www.google.de/search?q=Amygdaleza&tbm=isch


Der Bürgerschutzminister handelte noch in der letzten Wahlkampfwoche und eröffnete [ www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_ ... 012_439869 ] das mehrfach umzäunte Gefängnislager Amygdaleza in einem Vorort Athens. Dort werden Asylsuchende zusammen mit Wirtschaftsflüchtlingen eingepfercht. Chryssochoidis ließ die Eingesperrten medienwirksam von Seuchenspezialisten untersuchen.

Loverdos wollte etwas Analoges unternehmen und sandte seine Gesundheitskontrolleure auf Straßenstrichsuche und in Bordelle. Ziel der Aktion war es offenbar, möglichst viele illegal eingewanderte Prostituierte als krank zu identifizieren. Anfänglich schien es zu klappen. Die erste erwischte HIV-infizierte Prostituierte war eine illegal ins Land eingewanderte Russin. Die Dame warb im Internet für ihre Dienste und hatte unter anderem Oralverkehr ohne Verhütung im Angebot [ www.pinnokio.gr/arthro/deite-etsi-diafh ... -aids-fwto ].

Der erste diesbezügliche Polizeibericht vermerkte, dass in einem illegal betriebenen Bordell zahlreiche gesundheitsbehördlich nicht erfasste Prostituierte arbeiteten und dass dieses Freudenhaus von einer neunundvierzigjährigen Ausländerin betrieben wurde. Eine der getesteten Frauen, eine zweiundzwanzigjährige Ausländerin, sei HIV-positiv, vermerkt der Bericht und verweist [ www.astynomia.gr ] auf ein Protokoll der Gesundheitsbehörde.

Kurze Zeit später wurden von der Staatsanwaltschaft die Daten und Fotos der illegal eingewanderten Russin zur Veröffentlichung frei gegeben. Die Hexenjagd hatte begonnen. Allein am ersten Tag der Bekanntgabe der Identität der Infizierten hatten sich 700 Männer beim Gesundheitsamt gemeldet. Sie baten um AIDS-Tests, dass sie mit der erst seit wenigen Monaten im Land befindlichen Russin ungeschützten Geschlechtsverkehr ausgeübt hatten. Bei einigen von ihnen gibt es, so besagen durchgesickerte Informationen der Behörde, bereits positive Testergebnisse.

"Böse Ausländerin steckt Griechen an"

Die Medien hatten ihr gefundenes Fressen, "eine böse Ausländerin steckt Griechen an". Sie fanden heraus, dass die Russin bereits in ihrer Heimat als HIV-infiziert identifiziert wurde. Vor Gericht in die Enge getrieben gab die Prostituierte an, sie habe direkt nach ihrer Ankunft in Griechenland einen Test gemacht, der sie frei vom Virus zeigte. Man glaubte ihr nicht. Sie kam mit dem Vorwurf der vorsätzlichen gefährlichen Körperverletzung und vorsätzlichen versuchten Tat sowie der Gefährdung der öffentlichen Gesundheit in Untersuchungshaft.

Telepolis hat die Fakten der Woche gesammelt und mit Anna Kouroupou[ www.tanea.gr/ellada/article/?aid=4675942 ], einer bis zu Beginn der Eurokrise legal arbeitenden transsexuellen Prostituierten diskutiert. Frau Kouroupou hatte mit einem Beitrag in ihrer regelmäßigen Kolumne im Online-Magazin Eyedoll [ http://eyedoll.gr/index.php?option=com_ ... %B7%CF%82- ] Thesen aufgestellt, die entgegen dem allgemeinen Trend kritischer Zeitgenossen eine gewisse Berechtigung zur Aufdeckung der Identität der Russin sahen.

Noch bevor Frau Kouroupous Beitrag erschien, waren weitere 12 Prostituierte entdeckt worden. Auch diese wurden an den öffentlichen Pranger gestellt. Ein Vorgang, der selbst das ansonsten wenig zimperliche, deutsche Boulevardblatt mit den vier Buchstaben auf den Plan brachte [ www.bild.de/news/ausland/aids/griechen- ... .bild.html ]. Die griechische Presse dagegen ergötzte sich in der Veröffentlichung der Fotos [ www.astynomia.gr ] die auf den Titelblättern der jeweiligen Printmagazine landeten.

Mittlerweile liegt die Zahl der innerhalb der letzten Tage kontrollierten und als AIDS-Virus-Trägerinnen polizeilich angeprangerten Frauen bei 13. Rein statistisch ergibt sich, dass mehr als 15% der untersuchten Frauen potentielle HIV-Überträger sind. Mehr als 7.000 Männer (Stand 5.5. 2h) hatten mit ihnen ungeschützten Geschlechtsverkehr. Menschenrechtsorganisationen [ www.kethea.gr/%CE%9D%CE%AD%CE%B1/%CE%94 ... fault.aspx ], Frauengruppen, Bürgeranwälte [ http://elawyer.blogspot.com ] sowie Parteien des linken Spektrums laufen Sturm gegen die konzertierte Minister- und Polizeiaktion.

Chryssochidis gab an, dass in der Güterabwägung zwischen dem Recht auf Privatsphäre, dem ärztlichen Geheimnis und der öffentlichen Sicherheit die Sicherheit der Bürger Vorrang hätte. Loverdos sah sich in seiner Virenbombentheorie bestätigt und setzte im Wahlkampf noch einen drauf. Der Gesundheitsminister möchte im ganzen Land für alle den ungeschützten Geschlechtsverkehr unter Strafe stellen lassen. In seinem vom Wahlkampf geprägten Eifer übersah er offenbar, dass solche Akte auch für die natürliche Zeugung von Kindern dienlich sind. Ebenso entging dem regen Minister die Tatsache, dass bis auf 2 alle 13 anderen infizierten Prostituierten drogenabhängige Griechinnen sind.





Das System der Bordelle und die Kunden als "Virenbomben"

Warum geht die Aufdeckung der Identität der Frau für Sie in Ordnung?

Anna Kouroupou: Bei der ersten Liebesdienerin war meiner Meinung nach die Bekanntgabe der Daten berechtigt, denn sie arbeitete in einem bekannten, viel beworbenen Athener Bordell. Mittlerweile sehe ich einige Dinge differenzierter.

Inwiefern.

Anna Kouroupou: Ist die Puffmutter nicht verpflichtet, Gesundheitszeugnisse anzufordern? Sollte ein europäischer Staat nicht auch bei der Prostitution seine Kontrollfunktion vernünftig erfüllen?"

Wieso erfüllt der Staat seine Aufgabe nicht?

Anna Kouroupou: Es gibt in ganz Athen kaum ein legales Bordell. Denn damit finanziert sich ein komplettes System. Laut Gesetz muss ein Bordell 200 m Abstand von einer Schule oder Universität, auch einer Tanzschule, einem Kindergarten, oder einer Kirche haben. Selbst wenn dies der Fall ist, kann die entsprechende Gemeinde, also der Bürgermeister und das Bistum, die Genehmigung untersagen. Bis zur negativen Antwort einer Gemeinde vergehen Monate. In dieser Zeit ist das Bordell zwar illegal, kann aber in einem rechtsfreien Raum betrieben werden.

Und dann?

Anna Kouroupou: Dann wird das Bordell geschlossen, versiegelt und von einer neuen Puffmutter nach wenigen Stunden unter neuem Namen wieder eröffnet.

Das erklärt, warum das Freudenhaus, in dem die Russin arbeitete, in den letzten Jahren mehr als sieben mal versiegelt wurde und heute erneut geöffnet ist.

Anna Kouroupou: Ja, denn die Puffmütter sind lediglich Lizenzgeber. Es handelt sich um ehemals aktive Prostituierte, die meist das entsprechende Etablissement nie betreten. Oft sind es über Sechzigjährige, die zu Hause vor dem Fernseher sitzen.

Sind es immer Frauen?

Anna Kouroupou: Ja sicher! Denn ein Bordell darf laut griechischem Recht nur von einer lizenzierten Prostituierten betrieben werden. Diese Lizenz beinhaltet die Verpflichtung, alle 14 Tage zur Untersuchung zu erscheinen. Das frische Gesundheitszeugnis gibt man dann bei der Polizei ab. So eine Tortur macht doch kein Zuhälter mit. Der Witz ist aber, dass die Lizenz samt Untersuchungen nicht vor einer Anprangerung schützt. Denn jedes lizenzierte Mädchen, das in einem Bordell ohne Genehmigung arbeitet, wird bei einer Razzia festgenommen, erkennungsdienstlich bearbeitet und bis zum Schnellgericht in Haft gehalten. Das kann unter Umständen Tage dauern und gibt natürlich einen Eintrag in den öffentlichen, täglichen Polizeibericht. Beim Schnellgericht folgt regelmäßig der Freispruch. Dafür muss allerdings die gesamte Zeit der Haft vor dem Schnellgericht ein Beamter pro festgenommener Frau bei ihr bleiben. Das ist reine Geldverschwendung des Staats.

Was passiert beim Schnellgericht mit nicht lizenzierten Prostituierten?

Anna Kouroupou: Die zahlen 500 bis 700 Euro Strafe. Am ganzen System verdienen natürlich die Rechtsanwälte, wie mir ein Kripobeamter bestätigte. Und genau da fangen meine Einwände zur jetzigen Prangeraktion an. Wenn es ein staatlich kontrolliertes legales Bordellsystem gäbe, würde all dies so einfach nicht passieren.

Die HIV-positiven Mädchen wurden jedenfalls in Untersuchungshaft genommen. Hilft das bei der öffentlichen Gesundheit?

Anna Kouroupou: Gegenfrage. Warum werden die Daten der zahlreichen Männer, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit den Mädchen hatten, nicht an deren Ehefrauen gegeben? Meinen letzten Kontakt zur Prostitution als Beruf habe ich aufgegeben, als 80% der Freier ungeschützten Oralverkehr wollten. Die wollten mir tatsächlich weismachen, dass das absolut ungefährlich sei.

Klar, denn schließlich wurde die Journalistin Maria Papagiannidou vor wenigen Jahren ausgezeichnet, da sie eben dies propagierte [ http://video.google.com/videoplay?docid ... 7346585027 ] (mit englischen Untertiteln). Seinerzeit feierten eben die griechischen Medien, die jetzt die Prostituierten anprangern, Journalistin Maria Papagiannidous Aktionen und vor allem ihr Buch, in dem sie AIDS verleugnet und die Krankheit lediglich den Medikamenten zuschreibt. Sie bekannte offen, dass sie ungeschützten Geschlechtsverkehr praktiziere.

Anna Kouroupou: Schritt damals jemand ein?

Nein. Sie wurde teilweise auch noch als Pionierin gefeiert, als sie am 16.4.2012 an den Folgen der Krankheit starb [ www.lifo.gr/team/bitsandpieces/30077 ].

Anna Kouroupou: Eben. Sollte man dies nicht auch beachten, wenn man jetzt ausgerechnet die drogenabhängigen Frauen verteufelt? Die wussten in ihrer Sucht auf den nächsten Schuss bestimmt nicht, was sie taten. Außer der Droge hatten die Nichts im Kopf. Die Freier dagegen rennen danach unbehelligt zu ihren Frauen zurück. Das Bild, das mir nicht aus dem Kopf geht, ist der Ehering an der Hand vieler meiner Freier.

Soll man nun auch diese tausende Menschen an einen Pranger stellen?

Anna Kouroupou: Jein. Konsequent wäre es. Aber alles hätte ohne Anprangerung laufen können, wenn man die Orte der Festnahmen und nicht die persönlichen Daten veröffentlicht hätte. Ein Freier, der mehr wissen will, hätte sich dann persönlich melden müssen und wäre somit für die Gesundheitsbehörde erfasst. Wer sagt, dass jemand nach den anonymen Tests das Ergebnis an seine Frau oder Verlobte weitersagt? Sind das, um das Wort der Woche zu benutzen, keine Virenbomben?





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Marc of Frankfurt
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Dokumentarfilm erklärt die Zusammenhänge

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Dokumentarfilm CATASTROIKA

von Aris Chatzistefanou, Katerina Kitidi
low budget Kultfilm
unter CC creative commons lizenz (Allgemeingut)


(Catastroika gab es auch in Rußland unter Jelzin und den Oligarchen seit 1991 (nach der Phase der Peristroika unter Gorbaschev) und bis 1999 zur jetzigen Restaurations-Phase unter Putin.

„Catastroika“ (Begriff 1989 vom Franzosen und Akademiker Jacques Rupnik geprägt) wurde zum Synonym für die komplette Zerstörung eines Landes von Marktkräften.
)


How bankers and politicians take down nations one after the other and buy up their resources with fraudulent debt derivatives.

The creators of Debtocracy (2011), a documentary with two million views broadcasted from Japan to Latin America, analyze the shifting of state assets to private hands (Privatisierung).

They travel round the world gathering data on privatization in developed countries and search for clues on the day after Greece's massive privatization program.


Diskutiert werden:
- Wasserprivatisierung in Bolivien, Paris, (vgl. Berlin),
- Eisenbahnprivatisierung England,
- Privatisierung der DDR (Treuhand) ... Griechenland


80 Min griech. mit engl. Untertiteln
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=zCGSiqow9k4[/youtube] Deutsche Homepage www.catastroika.com/indexde.php


Erklärt die Theorie von Naomi Klein: "Schockdoktrin" (Dokumentarfilm 2009) am Beispiel Eurokrise und Griechenland.

Für Lateinamerika und Entwicklungsländer haben das Prinzip der Economic Hitman (Wirtschaftskiller) und US-Autor John Perkins und der australische Journalist John Pilger dokumentiert.


Europa wird zum Entwicklungsland zusammengespart / privatisiert.
Es ist der Ausverkauf ganzer Staaten.



Sexarbeit demnächst nur noch als Luxus-Mätressen-Prostitution oder Armuts-Überlebens-Prostitution.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 06.08.2012, 21:28, insgesamt 1-mal geändert.

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RE: Länderberichte GRIECHENLAND:

Beitrag von fraences »

»Sie wurden als ›biologische Bomben‹ bezeichnet«
Zwangstest in Griechenland: HIV-positiven Prostituierten wird vorsätzliche schwere Körperverletzung vorgeworfen.


Ein Gespräch mit Sissy Vovou
Sissy Vovou ist Mitglied der Feministischen Initiative für die Ausrottung der Gewalt gegen Frauen
Interview: Heike Schrader, Athen


Seit über 3 Monaten sitzen in Griechenland 30 Prostituierte in Untersuchungshaft. Was wirft man ihnen vor?

Am 29. April 2012 nahm die griechische Polizei in Athen 1 russische Prostituierte, in den Tagen darauf etwa 30 weitere Frauen fest und unterzog sie zwangsweise einem HIV-Test. Auf der Internetseite der Polizei wurden ihre Namen und Fotos veröffentlicht, sie erschienen in allen Nachrichtensendungen. Der Zwang zum HIV- oder umgangssprachlich AIDS-Test ist illegal. Außerdem wurde bei allen ein Schnelltest angewendet, der nicht hundertprozentig zuverlässig ist. Das Ergebnis, die Nachricht, daß sie mit dem HI-Virus infiziert sind, wurde ihnen von Polizisten und nicht wie eigentlich nötig, von Psychologen eröffnet. Alle wurden mit dem Vorwurf der vorsätzlichen schweren Körperverletzung in Untersuchungshaft genommen.

Wie ist ihre Situation heute?

Momentan sind noch rund 25 Frauen in Haft, isoliert in einem unterirdischen Sonderflügel des Gefängnisses von Korydallos. Wann ein Prozeß eröffnet wird, ist unklar, nicht einmal ihre Anträge auf Haftverschonung wurden bisher bearbeitet. Der griechische Ombudsmann, das Komitee für Menschenrechte und andere Organisationen, griechische wie internationale, haben die Vorgehensweise gegen die Frauen angeprangert. Danach wurden zwar noch weitere Prostituierte vorläufig festgenommen und zwangsweise getestet. Aber es wird keine Untersuchungshaft mehr verhängt.

Gingen die Behörden auch gegen Zuhälter und Freier vor?

Zuhälter wurden keine gefunden und wohl auch gar nicht gesucht. Die Freier dagegen werden als Opfer, nicht als Täter behandelt. Wenn ein Freier auf Sex ohne Kondom besteht, wird nicht er, sondern die sich prostituierende Frau angeklagt. Rund 6000 Freier haben nach Behördenauskunft bei der Polizei angerufen und sich erkundigt, wie sie sich testen lassen können.
Die medienwirksame Verfolgung der Frauen fand mitten im Wahlkampf statt.

Sehen Sie da einen Zusammenhang?


Es sollte Stimmung gegen Migranten gemacht werden, gegen Frauen aus Afrika und anderen Regionen, die angeblich den Griechen AIDS bringen. Sie wurden von den Ministerien für Gesundheit und öffentliche Ordnung als »biologische Bomben« bezeichnet. Aber die Rechnung ging nicht auf. Zwar wurde am Anfang eine Russin festgenommen, die weiteren Prostituierten aber waren in der Mehrzahl Griechinnen, Junkies.

Übrig blieb der Versuch, Freier und die »Griechische Familie« zu schützen und die Verbreitung von AIDS zu stoppen. Dabei passiert exakt das Gegenteil, wenn man Namen und Fotos von einigen Dutzend Prostituierten veröffentlicht. Abgesehen davon, daß dies illegal ist, denken Tausende Freier, die keinen Sex mit diesen konkreten Frauen hatten, ihnen sei nichts passiert.

Was tut Ihre Initiative?

In Zusammenarbeit mit anderen NGOs und Einzelpersonen versuchen wir in der Solidaritätsinitiative für die infizierten Frauen den Fall so breit wie möglich, national und international, bekannt zu machen und verurteilen zu lassen. Wir sammeln auch Unterschriften und Geld für die Frauen und arbeiten an ihrer Freilassung. Auf unsere Interventionen hin sind am vergangenen Mittwoch endlich die Fotos von der Internetseite der Polizei entfernt worden. Der Schaden durch die Veröffentlichung ist allerdings irreparabel. Viele Freunde, Bekannte, Familienmitglieder der eingesperrten Frauen haben sich von ihnen abgewandt.

Wir haben außerdem eine Besuchserlaubnis erwirkt und bringen den Frauen Dinge wie Kleidung, Hygieneartikel, Lebensmittel, Telefonkarten und vor allem Zigaretten. Man kann geteilter Meinung über das Rauchen sein, aber für Drogenabhängige auf Entzug sind Zigaretten wesentlich. Das kostet natürlich eine Menge Geld. Wir haben auch eine Reihe von Veranstaltungen gemacht, die trotz Wahlkampf gut besucht waren. Die Sensibilität für das Thema ist sehr hoch, denn viele verstehen, daß es sich um einen Fall von Menschenrechtsverletzung handelt.

Sind die Frauen selbst auch tätig geworden?

Fünf Frauen haben Klage gegen gegen Staatsanwälte, Polizisten, Ärzte und Behördenvertreter erhoben, die an der illegalen Zwangstestung und der Verhängung der Untersuchungshaft beteiligt waren. Sie fordern Schadenersatz und die Bestrafung derjenigen, die rechtswidrig gehandelt haben.

http://www.jungewelt.de/2012/08-07/031.php
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Fakten und Infos über Prostitution

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nina777
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Beitrag von nina777 »

8.11.2012

Solidarität in Griechenland: Bordell als Sponsor für Grundschule

In Zeiten knapper Kassen greifen griechische Organisationen zu den wenigen Finanzierungsmöglichkeiten, die ihnen bleiben. Anders als der Staat greifen Bordell-Besitzer in die eigene Tasche - etwa, um Schulen den Betrieb zu ermöglichen.


Griechenland erlebt den gesellschaftlichen Zusammenbruch. Eine neonazistische Partei ist in den Umfragen gestiegen und zur drittstärksten Partei des Landes geworden. Und da es keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten gibt, ist ein lokales Bordell zum Hauptsponsor des Fußballclubs von Larissa geworden, berichtet Kathimerini. Für 1.000 Euro trügen die Spieler jetzt ein T-Shirt mit dem Logo des Bordells. Auch ein weiteres Bordell unterstütze die zentralgriechische Mannschaft finanziell.

Das gleiche Bordell sponsere nun auch eine Grundschule in Patra auf der Peloponnes. Die Besitzerin des Bordells sei einer Bitte der Schule um Unterstützung gefolgt und habe 3.000 Euro gespendet. Das Geld sei für einen Kopierer und die Bibliothek der Schule vorgesehen. Der Schulleiter sagte, damit könne der Betrieb der Schule fortgesetzt werden.

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... undschule/
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Jetzt ein Dokumentarfilm:


RUINS:
Chronicle of an HIV witch-hunt
A new documentary

by radiobubble
Independent media community in Athens Greece.



Film-Plakat
http://1.bp.blogspot.com/-yj_XMVuojR0/U ... oster.jpeg


Director: Zoe Mavroudi
Executive Producers: Theodora Oikonomides, Apostolis Kaparoudakis

Special thanks to Union Solidarity International and Unite the Union who provided the seed funding without which this project would not have materialized.

Ruins was made possible through the invaluable contribution from the activists of the Solidarity Initiative for the Persecuted HIV Positive Women.

[youtube][/youtube]
alt



http://www.radiobubble.gr/2013/06/ruins ... t-new.html




on-going crowd funding


http://www.nswp.org/news-story/document ... ex-workers

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

"In Athen bekommt man Oralverkehr für fünf Euro"

Die Sexindustrie in Griechenland boomt wegen der Krise, sagt die Fotografin Myrto Papadopoulos. Viele der Frauen aus Nigeria können nur als Prostituierte überleben. Ein Interview von Lukas Koschnitzke

Eine der Prostituierten, die Papadopoulos mit ihrer Kamera begleitet hat. | ©Myrto Papadopoulos

ZEIT ONLINE: Frau Papadopoulos, für Ihr Fotoprojekt The Attendants (deutsch: Die Dienerinnen) haben Sie zahlreiche Prostituierte in Griechenland teils mehrere Monate begleitet. Wann haben Sie das erste Mal erlebt, dass das Geschäft mit käuflichem Sex boomt?

Myrto Papadopoulos: Ich habe bis 2009 einige Zeit in den USA und in Mailand gelebt. Immer wenn ich Nachrichten über meine Heimat sah, war die Hauptschlagzeile: Griechenlands Wirtschaft liegt am Boden. Gleichzeitig gab es aber auch eine weitere Entwicklung: Pornofilme boomten, es gab immer mehr Prostituierte, die Sexindustrie brummte. Da beschloss ich zurückzugehen, um diesen Kontrast zu dokumentieren.
Anzeige

ZEIT ONLINE: Die Krise hat die Prostitution in Griechenland befeuert?

Papadopoulos: Verstehen Sie mich nicht falsch: Die Krise ist nicht der Grund dafür, dass es in Griechenland Prostitution gibt. Aber die wirtschaftliche Lage und die Armut sorgen dafür, dass der Sektor so rasant wächst.

ZEIT ONLINE: Griechische Frauen finden keine andere Arbeit und müssen deswegen ihre Körper verkaufen?

Papadopoulos: Nein. Mittlerweile kommen die meisten Prostituierten aus dem Ausland, Griechenland dient ihnen als eine Art Eintrittstür zu Europa. Einen Job außerhalb der Prostitution zu finden, ist für diese Frauen nahezu unmöglich. Das sorgt – neben der Krise – für einen enormen Preisabfall: Vor ein paar Jahren hat eine Stunde Sex vielleicht 100 Euro gekostet, heute sind es 50. In Athen bekommt man Oralverkehr für fünf Euro. Fünf Euro!
ZEIT ONLINE: Ihre Fotos sind oft sehr persönlich, sie zeigen die Menschen hinter Lippenstift und Rouge. Was sind das für Frauen, die Sie fotografiert haben?

Papadopoulos: Viele Prostituierte in Griechenland kommen heute aus Nigeria. Die Situation ist ähnlich wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991: Damals wurden auch viele Frauen nach Griechenland in die Prostitution verkauft. Keine der Frauen, die ich getroffen habe, kam aus einem funktionierenden Umfeld. Viele Frauen sind unsicher und arm, Menschenschlepper nutzen das aus und schicken sie nach Griechenland. Dort müssen sie sich dann verkaufen, um zu überleben.
ZEIT ONLINE: Und die Kunden?

Papadopoulos: Es gibt nicht die eine Wahrheit über Prostitution, jede Frau und auch jeder Kunde hat eine eigene Geschichte. Aber natürlich gibt es die Typen, die in Bordelle gehen, weil sie sich denken: Ich habe mein Geld verloren, ich habe keinen Job mehr, leiste ich mir doch eine Prostituierte für fünf Euro. Es gibt aber auch die reichen Familienväter, die ins Bordell gehen, weil sie es genießen, Frauen zu manipulieren. Viele der Freier, die ich getroffen habe, hatten autistische Verhaltenszüge. Für mich sind beide Opfer: die Frauen und ihre Kunden.

ZEIT ONLINE: Wie lässt sich das Problem eindämmen? Muss Griechenland dafür erst aus der Krise finden?

Papadopoulos: Wir müssen das Thema stärker in die Öffentlichkeit bringen, wir brauchen sexuelle Aufklärung und müssen den Menschen die Not dieser Frauen klarmachen. Denn sie tun das nur, um zu überleben. Und wir müssen die Mentalität der Kunden ändern: Für viele Männer ist es ein Beweis ihrer Männlichkeit, wenn sie keine Kondome benutzen. Die HIV-Infizierungen häufen sich deshalb.

ZEIT ONLINE: Im November haben Sie einige Ihrer Fotos vor dem Europäischen Parlament in Brüssel gezeigt. Hat sich seitdem etwas verändert?
Papadopoulos: Mehr Menschen sind auf das Projekt aufmerksam geworden. Das ist wichtig, denn ich bin davon überzeugt, dass Gesetze nicht von den Politikern eines Landes gemacht werden, sondern von den Bürgern. Zurzeit arbeiten wir an einer Wanderausstellung, die nächsten Januar durch Griechenland ziehen soll. Die Menschen sollen erkennen, was es heißt, als Prostituierte zu arbeiten.

ZEIT ONLINE: Wie präsent ist Prostitution im griechischen Alltag?

Papadopoulos: Es gibt einige Ballungsräume, vor allem in Athen. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele afrikanische Frauen dort auf der Straße stehen. So makaber es klingt: Die Zentren der Prostituierten sind auch die Orte, an denen es noch viel Geld gibt. Die Frauen dürfen nur nichts davon behalten.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-02/G ... -Interview

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bienemaya
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Beitrag von bienemaya »

... Aber natürlich gibt es die Typen, die in Bordelle gehen, weil sie sich denken: Ich habe mein Geld verloren, ich habe keinen Job mehr, leiste ich mir doch eine Prostituierte für fünf Euro. Es gibt aber auch die reichen Familienväter, die ins Bordell gehen, weil sie es genießen, Frauen zu manipulieren. Viele der Freier, die ich getroffen habe, hatten autistische Verhaltenszüge. Für mich sind beide Opfer: die Frauen und ihre Kunden....

Aha, Kunden von Prostituierten werden also in 2 Gruppen eingeteilt

1. der arbeitslose arme Schlucker, welcher alles verloren hat.

2. der reiche Familienvater, der nur zu einem Zweck ins Bordell geht...um in den Genuss der Manipulation diverser Frauen zu kommen. (Ich dachte immer es ginge um Sexualität?)

Beide Stereotypen sind natürlich "geistig krank",(na logo sonst würde da ja keiner hingehen)(geisteskrank, Erkrankung am/im Geist), denn sie (die meisten) haben lt. Papadopouluos autistische Verhaltenszüge.

Autismus wird von der Weltgesundheitsorganisation zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gerechnet. Er wird von Ärzten, Forschern, Angehörigen und Autisten selbst als eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschrieben, die sich schon im frühen Kindesalter bemerkbar macht. Andere Forscher und Autisten beschreiben Autismus als angeborenen abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der sich durch Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype Verhaltensweisen und Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz zeigt.
Eine klinische Autismus-Spektrum-Diagnose wird von Ärzten oder Psychologen in der Regel unter der Voraussetzung gestellt, dass eine Person in mehreren Lebensbereichen leidet. Eine Person kann durchaus autistisch sein, jedoch dank ihrer Lebenssituation, Begabung und/oder Unterstützung durch Schule, Ausbildung, Arbeitgeber, Freunde, Partner oder andere Formen von Unterstützung ausreichend gut zurechtkommen, um keine klinische Diagnose zu bekommen. In diesem Fall bekommt solch eine Person möglicherweise eine Diagnose, wenn es nach einem eventuellen Wegfall von Hilfen zu Auffälligkeiten kommt, so dass Ärzte und Therapeuten eine klinische Diagnose rechtfertigen können.

Eine Fotografin erstellt psychatrisch-ärzliche Diagnosen mit Hilfe ihres Objektivs.....die einseitige Berichterstattung in den Medien wird immer geisloser!

Klaus Fricke
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RE: Länderberichte GRIECHENLAND:

Beitrag von Klaus Fricke »

Signatur: Klaus Fricke, SIB-SWinfoBremen[at]gmx.de (Eingabe zwecks Auffindbarkeit über google etc)

Querverweis:
http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 487#149487
und folgende Beiträge (53 /54)



und

Email
An: n-tv online Redaktion
info@nachrichtenmanufaktur.de

Betreff: Bericht
Große Not im Krisenland - In Griechenland ist Sex am billigsten
vom: Montag, den 30. November 2015
Link: http://www.n-tv.de/panorama/In-Griechen ... 61776.html


Trotz meiner Recherche auf der webside der Panteion Universität Athen habe ich keine Hinweise zu einer Studie gefunden, die sich mit der Lebenssituation Sexarbeitender in Griechenland auf der Datenlage von Erhebungen über 17.000 Sexarbeitende in Griechenland befasst. Ich habe auch keine Hinweise auf irgendeine Studie der Universität gefunden die sich aktuell (2013 bis heute) mit Sexarbeit in GR befasst.

Könnten Sie mir bitte Angaben zu der Primärquelle machen, auf die Sie sich bei Ihrem o.g. Bericht beziehen?

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Fricke

Klaus Fricke
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RE: Länderberichte GRIECHENLAND:

Beitrag von Klaus Fricke »

Signatur: Klaus Fricke, SIB-SWinfoBremen[at]gmx.de (Eingabe zwecks Auffindbarkeit über google etc)

Assistenz-Professor Gregory Lazos, Panteion Universität Athen dementiert

Eine kurze Recherche auf Google mit den Suchbegriffen Gregory Laxos Prostitution zeigte soeben 220 Treffer von denen nicht alle, so aber doch die meisten Inhalte wie diesen: »Young women selling sex for the price of a sandwich in Greece « transportieren. (abgerufen auf google am 5.12.15, 22:30, Stichwort Gregory Laxos)

Bei den weiteren Recherchen fand ich jedoch

- keinen direkten Treffer zu einer Homepage oder ähnlichem eines Soziologen Gregory Laxos und
- keinen Treffer in einem griechischem Nachrichtenmedium

zu diesen Stichworten

Es gibt jedoch, wie ich dann feststellte, einen Soziolgen an der Pantheion Universität, der den Namen Gregory Lazos trägt. Dazu finden sich hier nähere Angaben http://criminology.panteion.gr/pdf/CV_Lazos_en.pdf . Demnach handelt es sich um den »Assistant professor, Department of Sociology, Panteion University for Social and Political Sciences, Athens«. Er ist augenscheinlich derjenige, auf den sich diverse Medien berufen, wenn diese berichten, dass der Sex in Griechenland am billigsten sei und dass griechische Frauen für eine Teigtasche mit Käse (tyropita) sexuelle Dienstleistungen anbieten würden.

So auch, um ein Beispiel für die erstaunliche Verbreitung dieser Nachricht durch auch eher abseitige Medien zu zeigen, der Bericht der Mogadishufox zum Thema http://mogadishufox.com/news/naxdin-haw ... h-oo-qura/ (Mogadishufox was founded by senior Somali journalists in July 23/07/15, Address: Bangatan 6A 46237, City:Vänersborg, Sweden, Contact us : 0046737547953, Use our online Form, or Email: mogadishufox@gmail.com)


Hier das Dementi von Prof. Lazos vom 27.11.2015

»During an interview with “To Vima” newspaper on Friday, Lazos denied that he ever said that young Greek women sell sex for a cheese pie.« (Nach einem Interview mit der Zeitung "To Vima", dementierte Lazos am Freitag den 27.11.2015, dass er jemals gesagt hätte, dass junge griechische Frauen Sex für eine Teigtasche mit Käse [tyropita] verkauft hätten.) http://greece.greekreporter.com/2015/11 ... e-comment/ siehe zudem z.B.: http://en.protothema.gr/professor-lazos ... -for-food/ und weitere entsprechende Treffer unter den Stichworten Gregory Lasoz denies auf google.


Auf dieses Dementi folgte am 30.11.2015

die Online-Nachricht auf N-TV, die in den oberen Beiträgen/Querverweisen verlinkt ist. N-TV am 30.11.2015: »Viele der Sexarbeiterinnen sind dermaßen verzweifelt, dass sie ihren Körper für den Preis eines Sandwichs verkaufen. Einer aktuellen Studie zufolge, deren Ergebnisse der britischen Tageszeitung "The Times" vorliegen, würden besonders junge Frauen zwischen 17 und 20 Jahren ihre Dienste für Spottpreise anbieten. Für die Studie der Athener Pantion-Universität wurden die Daten von 17.000 Sexarbeiterinnen ausgewertet.«

Qualitätjournalismus im Kampagnen und Hysteriemodus. In der Tradition der Phantomjagden der abolitionistischen white slavery Bewegung (siehe ausführlich: D. Jazbinsek, Der internationale Mädchenhandel, Biographie eines sozialen Problems, http://www.econstor.eu/dspace/handle/10419/49624 ).

In diesem Fall ist es wohl zulässig von einer Falschmeldung und einer eklatanten Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht zu sprechen. Die Medien, die sie verbreiteten, sollten ihre Fehlleistung zum Anlass nehmen, Ressentiments und Klischees, die augenscheinlich seit mehr als einem Jahrhundert immer wieder ihr Denken und Berichten bestimmend zu solchen Falschmeldungen führen, zu identifizieren und diese zu reduzieren. Weitere vergleichbare Fehlleistungen könnten sonst nur als willlentlich, also als Lüge betrachtet werden.

Prof. Lazos werde ich anschreiben und um seine Studie bitten. Dann vielleicht mehr zum Thema Sexarbeit in GR

Klaus Fricke
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RE: Länderberichte GRIECHENLAND:

Beitrag von Klaus Fricke »

Der Tyropita Medien-Hype ein

Cultural personality cannibalism
- Menschenopfer auf dem Altar der Einschaltquote


Prof. Grigoris Lazos, auf den sich die Times und andere bei ihrem Hype um "Sex für Sandwich" bezogen, hat mir geantwortet. Er teilte mir mit, dass die angesprochene Studie im Mai 2016 als Teil einer Veröffentlichung des kriminologischen Institutes der Panteion Universität Athen gemeinsam mit anderen Beiträgen erscheinen soll.

Den Tyropita Sex für Sandwich Medienhype stellt er in einen Zusammenhang mit den Stereotypen über die Griechen und Griechenland, die im Rahmen der Griechenlandkrise an Bedeutung gewonnen haben. Er schreibt "... Concerning Greece, we had for a week a (very interesting indeed) kind of cultural personality cannibalism."

Den Hinweis auf die Tradition der Phantomjagden der abolitionistischen white slavery Bewegung und die Analogien die der evidenzfreie Tyropita_Hype dazu hat, hat Prof. Lazos als weiterführend bewertet (»thank you for the issues on white slavery that you brought back to my memory«)

N-TV hat meine Anfrage zu den Primärquellen der eigenen Berichterstattung bislang übrigens nicht beantwortet.

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MaryAthens
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Beitrag von MaryAthens »

Der letzte Beiitrag in dieser Rubrik war 2012.... schon verrückt.

Da habe ich begonnen mich in Athen als Callgirl selbstständig zu machen... Mittlerweile gibt es einen Roman darüber.

Ich veröffentliche hier mal das erste Kaptitel, kann ja sein, dass es immer noch Interesse an der Arbeit in Griechenland gibt :002
Viel hat sich jedenfalls seitdem nicht verändert.

Lg. Maria

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MaryAthens
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Beitrag von MaryAthens »

Von Höhepunkt zu Höhepunkt

Kapitel 1
Schon als Jugendliche wollte ich dieses Dorf in der Provinz verlassen. Als ich mit neunzehn Jahren einen Bundeswehrsoldaten heiratete, zogen wir in eine nahe gelegene Kleinstadt. Das war zwar ein erster Schritt, aber ich träumte davon, dort zu leben, wo andere Urlaub machen. Weil Jahre ins Land gezogen sind, ich mittlerweile wieder Single und mit meinem gegenwärtigen Leben unzufrieden bin, habe ich beschlossen, meine Zukunft selber in die Hand zu nehmen. Auch wenn das bedeutet, Sicherheiten aufzugeben und Risiken einzugehen. Was ich anstrebe, ist folgendes: Ich will in der Sonne und am Meer leben, weniger arbeiten, mir meine Zeit selber einteilen können und viel Geld verdienen. Und vor allen Dingen will ich mich nicht mehr mit meinem Job verstecken müssen! Denn das muss ich bislang. Ich arbeite seit vielen Jahren nebenberuflich als Prostituierte. Und eine Prostituierte kann ihrer Familie nicht einfach eingestehen, dass sie eine Prostituierte ist. Auch ihren Freunden und Bekannten muss sie das verheimlichen. Denn, wer will schon eine Prostituierte zur Tochter, Schwester, Partnerin oder Freundin? Ich kenne da jedenfalls niemanden! Mit diesem Nebenjob fülle ich seit vielen Jahren meine Kasse so auf, dass ich mir etwas leisten kann. Und auch etwas sparen. Ich gehöre zu den Menschen, die ihre finanziellen Sicherheiten brauchen, um auch mit Freude etwas ausgeben zu können. Jetzt will ich versuchen, mich als Callgirl selbstständig zu machen. Da dies in der dörflichen Gegend, in der ich lebe, unmöglich ist und mir die Geheimhaltung meiner Tätigkeit auch in größeren deutschen Städten ungewiss erscheint, bin ich mit zwei gefüllten Koffern nach Athen geflogen. Das ist weit genug von meinem bisherigen Wohnort entfernt, um unerkannt in dieser Branche arbeiten zu können, und es liegt am Meer!

Ich bin in einem kleinen, relativ preiswerten Hotel abgestiegen. Vorläufig im Athener Stadtteil Piräus. Um erste Informationen über mein Metier einzuholen, habe ich mir die englischsprachige Wochenzeitung *Athens World * gekauft und bei den Kleinanzeigen finde ich, was ich suche: In der Rubrik *Escort* annoncieren Frauen, die Sex verkaufen. Ich lese alle Anzeigen aufmerksam durch und entscheide, eine Frau anzurufen, die sich als *Lovely English Lady * ausgibt. Da sie nicht, wie viele andere, mit ihrem jugendlichen Alter wirbt oder sich als Model bezeichnet, hoffe ich, sie könne vielleicht schon etwas älter sein. Denn das bin ich auch. Ich bin zweiundvierzig Jahre alt. Also lange nicht mehr die Jüngste, hatte aber auch in den letzten Jahren immer noch Erfolg in meinem Beruf. Ich verkaufe mich als Fünfunddreißigjährige. Das ist ein sehr attraktives Alter. Viele junge Männer mögen eine Mittdreißigerin im Bett. Und es gibt auch eine große Anzahl älterer Herren, die nicht nur auf junges Gemüse stehen. Also, im Prinzip bin ich im goldrichtigen Alter, um mich als Prostituierte selbstständig zu machen und viel Geld zu verdienen. Ich bin hübsch. Auf meine Art. Ich habe langes blondes Haar, blaue Augen, bin schlank, gepflegt, charmant und immer gut gekleidet. Und ich kann sehr sexy auftreten, wenn ich das will. Die Mitte Dreißig glaubt mir fast jeder.
Ich wähle die Mobilnummer der *Lovely English Lady * und sie meldet sich mit einem freundlichen:
*Hallo!*
*Hallo! Mein Name ist Anika. Ich bin gerade in Athen angekommen und würde hier gerne als Callgirl arbeiten. Wäre es möglich, dass Sie mir einige Informationen geben? Über die Preise, die Hotels und so weiter?*
*Oh!* Kurze Pause. *Welche Nationalität hast du?*
*Ich bin Deutsche.*
*Bist du alleine hier?*
*Ja.*
*Wie alt bist du?*
*Zweiundvierzig.*
*Hast du schon mal in dem Gewerbe gearbeitet?*
*Ja, viele Jahre. Nebenberuflich. Vielleicht können wir uns mal irgendwo auf einen Kaffee treffen und miteinander reden?*
*Okay.* Wieder eine kurze Pause. *Lass mich darüber nachdenken. Ruf mich morgen früh wieder an. Bye, bye!*
Sie hat aufgelegt und ich verstehe ihr Zögern. Sie weiß nicht, ob ich wirklich diejenige bin, für die ich mich ausgebe. Ich könnte auch die Ehefrau eines Kunden sein, die ihre Telefonnummer im Handy ihres Mannes gefunden hat. Es gibt so viele Möglichkeiten. Dass sie mich warten lässt und überlegt, ist vollkommen in Ordnung. Eine andere Anzeige in der *Athens World *, die mich interessiert, ist von einem Escort Service. Wenn ich so tue, als ob ich mich bei ihnen bewerben will, bekomme ich vielleicht wichtige Informationen über mein künftiges Arbeitsgebiet. Als ich die angegebene Mobilnummer wähle, meldet sich eine Frauenstimme auf Griechisch.
*Entschuldigung, sprechen Sie auch Englisch?*, frage ich höflich.
*Ja, natürlich! Hier ist der Escort Service *Seven Heaven *. Womit kann ich Ihnen dienen?*
*Guten Tag. Ich heiße Gaby. Ich bin Deutsche, fünfunddreißig Jahre alt und würde mich gerne bei Ihnen bewerben, um im Escort tätig zu werden.*
*Hast du das denn schon mal gemacht? Hast du Erfahrung als Prostituierte?*
*Ja, seit über zehn Jahren.*
*Wo bist du jetzt?*
*Ich bin momentan in Athen.*
*Aha. Einen Augenblick. Könntest du dich mit mir treffen? Ich muss dich natürlich sehen, bevor ich weiteres mit dir bespreche. Du bist Fünfunddreißig. Das ist nicht mehr jung!*
*Ich weiß, aber Sie können sich ja selber ein Bild von mir machen. Ich kann mich jederzeit mit Ihnen treffen.*
*Gut. Unser Büro ist in der Innenstadt. Kannst du in zwei Stunden im Café Rena, schräg gegenüber der *Akropolis * Metro Station, sein?*
*Ja, das kann ich schaffen. Also um 16.00 Uhr in dem Café?*
*Genau. Bis später, Gaby. Gaby war dein Name, ja?*
*Richtig, und wie ist ihr Name?
*Ach entschuldige, ich bin Elena! Bis später dann!*
*Bis später, Elena!*
Ich sehe auf die Uhr. Das heißt, ich muss mich schnell hübsch machen und in Schale werfen. Ich entscheide mich für ein rotes, ärmelloses, knielanges Etuikleid. Das ist sehr schick und betont meine Figur. Auch wenn ich nicht für diesen Escort Service arbeiten will, möchte ich einen guten Eindruck machen, um an die Informationen zu kommen, die ich für meine eigene Firma brauche. Da meine Haare mal wieder schwer zu bändigen sind, bürste ich sie bei herunter hängendem Kopf kräftig durch, kämme sie zurück, lasse ihnen viel Volumen, dränge sie in eine Löwenmähne und sprühe Haarspray auf. Meine Augen schminke ich so, dass ihr Blau bestens zur Geltung kommt. Auf Lippenstift verzichte ich. Jetzt nur noch etwas von meinem Lieblingsparfüm, dem *Must de Cartier * aufsprühen, und als ich mich von allen Seiten im Spiegel betrachte, weiß ich, dass ich nicht mehr tun kann! Ich ziehe rote Pumps an, entscheide mich für eine kleine, goldene Handtasche, und verlasse das Hotel, um mir ein Taxi zu nehmen.
Für 19 Euro fährt mich ein unfreundlicher Taxifahrer in die Innenstadt. Als ich in der Nähe der Akropolis Station aussteige, habe ich noch reichlich Zeit. Ich suche als erstes das Café auf, in dem ich mit Elena verabredet bin, und spaziere anschließend ein wenig in der Gegend herum. Hier fängt die Plaka, die Altstadt Athens, mit ihren kleinen Gassen, Geschäften und Restaurants an, und ich bewege mich nur auf den schattigen Straßenseiten, weil die Sonne ganz ordentlich brennt. Um 15.50 Uhr betrete ich das Café Rena und setze mich an einen der kleinen runden Tische. Bei der draußen herrschenden Hitze ist es sehr angenehm, sich in einem klimatisierten Raum aufzuhalten. Als die Kellnerin kommt, bestelle ich mir eine Cola Light. Bloß keine Getränke mit Zucker! Die gehen nur auf die Hüfte. Eine kleine Frau mittleren Alters, mit schwarzem, kurzem Haar, betritt das Café, sieht sich um, nickt mir zu und ich nicke zurück. Das muss Elena sein. Sie steuert auf mich zu und begrüßt mich mit Handschlag.
*Ich bin Elena.*
*Und ich bin Gaby. Schön, dass Sie Zeit für mich haben, Elena!*
*Na ja. Ein neues Gesicht ist für einen Escort Service immer interessant. Wohnst du in Athen?*
*Nein, noch nicht. Ich bin nur für eine Woche hier, um die Lage zu checken. Ich überlege, im Herbst hierher zu ziehen, ab September.*
*Okay! Also, wie ich sehe, bist du hübsch und hast eine gute Figur. Du bist gepflegt. Aber eben schon fünfunddreißig Jahre alt. Bist du wirklich erst Fünfunddreißig? Oder doch schon älter?*
*Ich bin achtunddreißig Jahre alt. Aber ich verkaufe mich immer noch als Fünfunddreißigjährige. Und ich denke, das geht noch durch.*
Elena lacht auf.
*Ja, wir machen uns alle jünger. Das ist nichts Neues in unserer Branche. Doch die meisten unserer Frauen sind wirklich viel jünger als du. Du wärst die älteste in dem Team. Aber im Prinzip hast du mit den anderen nichts zu tun. Ich würde Fotos von dir machen und dich in unseren Katalog aufnehmen. Also, es läuft folgendermaßen: Die Frauen, die für uns arbeiten, machen das alle hauptberuflich, sind also rund um die Uhr zu erreichen, und müssen unter Umständen innerhalb einer Stunde an dem Ort sein, wo der Kunde sie erwartet. Wie sie das mit ihrer Familie regeln, ist ihre Sache. Bleiben wir mal bei dir. Du würdest einen Anruf von uns bekommen und wir würden dir die Anschrift und Telefonnummer eines Kunden und die Uhrzeit des Termins durchgeben. Zu gegebener Zeit machst du dich auf den Weg. Entweder mit dem Taxi, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit deinem eigenen Auto. Das bleibt ganz dir überlassen. Wichtig ist nur, dass du pünktlich bei dem Kunden erscheinst. Die Normalzeit für einen Termin beträgt fünfundvierzig Minuten bis maximal eine Stunde. Normal ist: Safer Sex in allen möglichen Stellungen und Oralverkehr ohne Kondom.*
Die Kellnerin kommt und Elena bestellt einen Kaffee Frappé mit viel Zucker und Milch. Sie fährt fort:
*Der Kunde bezahlt dir den mit uns vereinbarten Preis. Normal sind 200 Euro für eine Stunde. Für Analverkehr zahlt er extra. Diese Details sind jetzt nicht so wichtig. Jedenfalls nimmst du das Geld mit nach Hause. Spätestens am nächsten Tag wirst du uns die Hälfte des Geldes übergeben. Wir verabreden uns irgendwo telefonisch mit dir oder schicken dir einen Boten nach Hause. Ganz wie du willst. Auf jeden Fall ist die andere Hälfte des vereinbarten Geldes deines! Gibt dir der Kunde Trinkgeld, ist das natürlich auch deines. Sollte er sich jedoch während des Termins spontan z.B. für Analverkehr entscheiden, oder eine weitere Stunde anhängen wollen, was vorher nicht mit uns vereinbart war, musst du den Betrag mit abkassieren, uns aber die Hälfte davon abgeben. Wir halten immer Rücksprache mit den Kunden und erfahren was gelaufen ist. Von daher macht es keinen Sinn, uns etwas zu verheimlichen!*
Elena trinkt an ihrem Kaffee und zündet sich eine Zigarette an.
*Gut, das habe ich alles verstanden und das sind Konditionen, die ich aus Deutschland kenne. Was für Dienste bietet *Seven Heaven * den Kunden an?*
*Viele. Wir versuchen soweit alles abzudecken, was die Kunden sich wünschen. Ich sag es mal so: Ausgeschlossen sind Pädophilie und ähnliche kriminelle sexuelle Praktiken. Das wäre meine nächste Frage an dich. Was machst du? Was kannst du? Und welche Sprachen sprichst du?*
*Ich spreche Deutsch, Englisch, Niederländisch und ein kleines bisschen Französisch. Ich habe unter anderem als Domina gearbeitet und kann verschiedene Rollen spielen. Was nehmt ihr z.B. für eine Domination? Und für Rollenspiele?*
*Hin und wieder haben wir jemanden, der dominiert werden will. Aber das ist eigentlich nichts für die Griechen. Die dominieren lieber selber. Sind eben alle Machos. Nur, wenn jemand danach fragt, wären wir froh, eine Dame mehr in unserem Kreis zu haben, die dieses Feld abdecken könnte. Wir verlangen für eine Session 400 Euro. Andere Rollenspiele kosten den Kunden 300 Euro. Das wären also immerhin noch 150 Euro für dich!*
*Ich habe noch eine Frage, Elena. Wie werden die An und Abfahrtskosten des Termins verrechnet?*
*An und Abfahrt gehen auf deine Kappe. Dafür übernehmen wir die Inserate in einigen englisch und griechisch sprachigen Zeitungen und im Internet. Wir machen die Termine mit den Kunden. Wir geben dir eine gute Arbeit. Du kannst viel bei uns verdienen, und brauchst dich selber um so gut wie nichts zu kümmern. Du tust einfach nur deine Arbeit und steckst hinterher eine ganz schöne Summe Geld ein!*
*Danke, Elena. Das ist erst mal genug Information für mich. Jetzt kommt es nur noch auf dich, bzw. auf euch an, ob ihr mich im September eventuell einstellen würdet.*
*Gaby! Ich denke da gibt es keine Probleme. Du darfst dich nur nicht gehen lassen, musst immer gepflegt sein, und alles machen, was der Kunde von dir verlangt. Der Kunde ist König! Das ist uns ganz wichtig. Es gibt keine Verweigerungen, wenn vorher etwas telefonisch abgesprochen wurde. Du musst jeden Kunden akzeptieren. Auch wenn er dick oder hässlich, unbequem ist, oder stinkt. Wir versuchen schon seit Jahren einen angenehmen und freundlichen Kundenstamm zu halten. Und ich denke, das ist uns auch gelungen. Wir sind sehr um das Wohl unserer Mitarbeiterinnen bemüht. Eine wirklich schlechte Behandlung unserer Damen würden wir niemals zulassen! Ich würde sagen, andere Einzelheiten werden wir im September noch mit dir durchgehen. Was sagst du?*
Ich habe längst alles erfahren, was ich wollte. Deshalb sage ich:
*Prima! So machen wir das. Wenn ich im September komme, rufe ich dich an. Vielen Dank für deine Zeit, Elena!*
*Gerne. Ich übernehme deine Cola!*, sagt sie, und zückt ihr Portemonnaie.
*Vielen Dank!*, erwidere ich, und nehme meine Handtasche. Elena legt das abgezählte Geld auf den Tisch, wir erheben uns beide und verlassen gleichzeitig das Café. Auf dem Bürgersteig nicken wir uns noch einmal zu und jede von uns schlägt eine andere Richtung ein.

Am nächsten Morgen rufe ich wieder die *Lovely English Lady * an. Sie ist freundlich, und hat sich entschieden mich zu treffen. Ich notiere mir die Adresse eines Cafés, das sie als Treffpunkt vorschlägt, und wir vereinbaren eine Uhrzeit. Am Nachmittag mache ich mich mit dem Bus auf nach Glyfada, einem südlichen Stadtteil Athens, der direkt an der Küste liegt. Von dort aus nehme ich ein Taxi zur vereinbarten Adresse. Wir haben am Telefon darüber gesprochen, wie wir uns erkennen. Sie sagte: *Ich habe langes, blondes Haar. * Und ich entgegnete ihr: *Ich ebenfalls *. Auf der Terrasse des Cafés, in dem wir verabredet sind, muss ich nicht lange warten bis sich eine mittelgroße, leichtfüßige, ihre Handtasche schwingende Blondine, suchend zwischen den Tischen umsieht. Als sie in meine Richtung schaut, gebe ich ihr ein kleines Zeichen mit der Hand und sie nähert sich mir langsam, mich aufmerksam betrachtend.
*Hi Darling!*, begrüßt sie mich. *Ich bin Violet.*
*Hi, und ich bin Anika. Das heißt, mit richtigem Namen heiße ich Ilona. Danke, dass wir uns treffen können!*
*Lass uns ruhig bei unseren Künstlernamen bleiben. Das ist schon Okay!*
Sie nimmt Platz und schaut sich skeptisch um. Ich versichere ihr, dass ich alleine bin. Ich schätze, sie ist in meinem Alter oder sogar etwas älter. Sie bestellt einen schwarzen Tee und dann stellt sie mir Fragen: Wo ich wohne, wie lange ich bleiben will, ob ich Familie habe und so weiter. Ich beantworte alles wahrheitsgemäß, weil man mit Lügen nichts erreicht. Ich meine, das Lügen ist in unserem Beruf weit verbreitet. Wer trägt schon seinen richtigen Namen, gibt sein richtiges Alter an oder seine wahre Herkunft? Aber ich will ja etwas von Violet. Information und vielleicht sogar eine Freundschaft unter Kolleginnen. Wenn man so etwas anstrebt, muss man auch als Prostituierte ehrlich sein. Wir sind uns vom ersten Moment an sympathisch. Sie erzählt mir, dass sie seit über fünfzehn Jahren in Athen arbeitet, einen großen Kundenstamm hat, und nur in der *Athens World * annonciert. Dass sie manchmal in Hotels geht, aber viel lieber zuhause arbeitet. Sie nimmt normalerweise 150 Euro für eine Stunde. Nur Safer Sex, ohne Analverkehr. Der größte Teil ihrer Kunden sind Griechen. Aber immer wieder trifft sie auch Geschäftsleute aus aller Welt in den größeren Hotels, oder, wenn sie schon gut miteinander bekannt sind, kommen sie zu ihr nach Hause. Einmal klingelt ihr Handy. Sie sieht sich nervös um, steht auf, nimmt das Gespräch an, geht umher und telefoniert. Das einzige was ich verstanden habe, ist ihre Frage: *Hi Darling. Wie geht es dir? * Als sie wieder zu mir an den Tisch kommt, sagt sie lässig:
*Ein Termin für Montag früh. Christo. Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Er kommt immer montags oder donnerstags. Aber er gibt nur 60 Euro. Da musst du am Anfang vielleicht auch hin und wieder flexibel sein. Nicht jeder Grieche hat 150 Euro für dich. Nicht in dieser Krise! Nur bei Besuchen in Luxushotels und bei den Geschäftsleuten darfst du auf keinen Fall mit dem Preis runtergehen. Die billigen Huren aus Bulgarien und Russland, die an der Straße stehen, und die Drogensüchtigen, die verkaufen sich für viel weniger. Ich habe gehört, teilweise für 30 Euro. Und sie machen alle Arten von ungeschütztem Sex. Grauenhaft!*
Violet erzählt mir, dass es über ganz Athen verteilt eine große Anzahl Stundenhotels gibt, in denen man sich mit dem Kunden verabreden kann; dass Prostitution, selbstständig ausgeübt, in Griechenland zwar illegal ist, aber durchaus praktiziert und toleriert wird. Das man nur achtgeben muss, der Polizei nicht direkt in die Arme zu laufen. Ihr sei das zum Glück noch nie passiert. Sie erzählt, früher habe sie öfter luxuriöse Hotels aufgesucht, um sich an deren Bar Kundschaft zu angeln. Und irgendwie ist sie wohl in der Stimmung und fragt mich, ob ich Lust dazu hätte, mal an einem Abend mit ihr zusammen Fischen zu gehen.
*Zu zweit geht so etwas viel besser als alleine. Man kann einem Interessenten, der uns beide gleichzeitig nimmt, auch ein gutes Angebot machen. Anstelle von 150 Euro nehmen wir nur 100 Euro für jede von uns. Das ist immer noch viel Geld.*
Sie redet wie ein Wasserfall. Ich bin begeistert, weil sie so offen zu mir ist. Ich habe so etwas, wie fischen gehen, noch nie gemacht. Bisher habe ich nur in einer Bar und in verschiedenen Clubs gearbeitet, und einmal hatte ich eine gut bezahlte Beziehung, bei der ich mich mit dem Herrn einmal wöchentlich in einem Hotel getroffen habe oder auch mal einen Abend mit ihm ausgegangen bin. Mich freut es, dass Violet mich sozusagen zum Fischen einlädt und wir etwas gemeinsam unternehmen werden. Wir unterhalten noch eine ganze Weile und verabreden uns schließlich für den nächsten Tag um 20.00 Uhr an der Plateia in Glyfada. Ich bin sehr glücklich über dieses Treffen mit Violet. Jetzt weiß ich genug, um mich als Callgirl in Athen selbstständig zu machen!

Liebe Grüße, Maria
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