Länderberichte FRANKREICH:
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- Goldstück
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Super Artikel! Merci!
@Doris, wie genau ist der Stand? Beim letzten Anlauf war das Gesetzesmachwerk am Senat gescheitert - ist das diesmal durchgegangen?
@Doris, wie genau ist der Stand? Beim letzten Anlauf war das Gesetzesmachwerk am Senat gescheitert - ist das diesmal durchgegangen?
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- PlatinStern
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friederike: Das Gesetz ist endgültig beschlossen (in vierter Lesung in der Nationalversammlung, der Senat hat alle drei male dagegen gestimmt), einschließlich Kundenbestrafung, aber noch anfechtbar, siehe hier: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... &start=389
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- PlatinStern
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Eine Mitteilung von ICRSE zum französischen Gesetz (auf Englisch): http://www.sexworkeurope.org/news/gener ... nts-france
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- PlatinStern
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Ich möchte euch mit etwas bekannt machen, das in Frankreich im Augenblick sehr wichtig wird, und zu dem man in der deutschen Presse bezeichnenderweise so gut wie nichts, oder nur tendenziösen Unsinn, liest (SPON z.B. sprach neulich in verächtlichem Tonfall von landesweit ein paar tausend demonstrierenden Schülern, als an dem Tag im ganzen Land gut 1.2 Millionen (!) Leute allen Alters und aller Gesellschaftsschichten, mitsamt aller großen Gewerkschaften, in dutzenden Städten auf der Straße waren):
Seit über einem Monat gibt es in Frankreich eine massive Prostestbewegung mit, unter anderem, Demonstrationen und Streiks in allen Berufsbereichen sowie in Schulen und Universitäten, um ein Gesetzesvorhaben zu blockieren, das einen katastrophalen Abbau von Arbeitnehmer- und Sozialrechten bedeutet, es wäre de facto eine Rückkehr zu feudalkapitalistischen Strukturen des 19. Jahrhunderts. Dieses Gesetz, genannt "loi Travail" oder "loi El Khomri" (nach dem Namen der Ministerin, die dafür die Marionette macht), hat in unserer globalisierten Zeit auch international Bedeutung, denn was in einem Land an Rückschritt durchkommt wird erfahrungsgemäß sofort durch die gleichgesinnten Regierungen anderer Länder freudig übernommen.
Hier eine sehr gute Zusammenfassung auf Englisch dieser Bewegung: https://cominsitu.wordpress.com/2016/04 ... abour-law/
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was das alles mit Sexarbeit zu tun hat? Beides hat sehr viel miteinander zu tun: Erstens betrifft Abbau von Arbeitnehmer- und Sozialrechten absolut jedes Mitglied der Gesellschaft, weil es um Umverteilung von Reichtum und Macht von unten nach oben geht, und das betrifft Huren genauso wie alle anderen: die Folgen für Huren wären z.B. sinkende Preise, weniger Kunden, und kaum noch Arbeitnehmerrechte falls wir aus der Sexarbeit aussteigen. Zweitens nehmen hier in Frankreich auch viele Huren, obwohl sie keine Lohnarbeit ausüben, aktiv an den Streiks dieser Bewegung teil, indem sie solidarisch und öffentlich (per geänderter Anzeige und Ablehnung von Kunden z.B.) mitstreiken (Kolleginnen sind sogar dabei, zu diesem Zweck eine Streikkasse aufzubauen). Drittens, und das ist die wichtigste Verbindung dabei, wird dieses Gesetz, falls es angewandt wird, das französische Prekariat extrem vergrößern und damit auch so manche Leute in die Sexarbeit aus Not treiben: dieses Gesetz verwandelt heutige Lohnarbeitnehmer/innen in die Armutshuren von morgen (und das bei gleichzeitiger Einführung eines Gesetzes, das Sexarbeit immer weniger möglich machen soll). Wobei die Hauptforderung der französischen Huren, nämlich die Normalisierung der Sexarbeit als, rechtlich gesehen, Arbeit wie jede andere, dem exakt entgegenläuft: wir wollen mehr Rechte, nicht weniger, und zwar für alle, nicht nur für uns. Es gilt also, Solidarität und Konvergenz auszubauen zwischen dieser Streikbewegung und der Hurenbewegung. Und genau das macht der STRASS aktiv: Wir sind z.B. schon in mehrere bestreikte Universitäten eingeladen worden, um genau dazu zu referieren und auszutauschen, und wir wurden sehr interessiert und aufgeschlossen empfangen.
Hinzu kommt, daß der Bevölkerung diese Bewegung noch nicht intensiv genug ist (zum Generalstreik ist es bisher leider noch nicht gekommen, obwohl das sehr nötig wäre), und daß aus diesem Grund seit ca. 10 Tagen in Frankreich eine öffentliche selbstorganisierte Grassrootsbewegung entstanden ist, die sich "Nuit Debout" (ca. "Durchwachte Nacht", es schwingt aber auch "aufstehen" im politischen Sinn mit) nennt, und daß auf öffentlichen Plätzen vieler Städte, z.B. auf der place de la République in Paris, basisdemokratische selbstorgansierte Camps für jedermann/frau bestehen, in denen über alle Themen, bei den etwas politisch im argen liegt, diskutiert und beschlossen werden kann. Der STRASS beteiligt sich ausführlich daran, insbesondere in Paris, wo wir z.B. an feministischen Workshops teilgenommen haben und vor zwei Tagen sogar einen gut besuchten Infotisch zur Sexarbeit hatten. Wir informieren auf diese Weise viele Leute über unsere Anliegen und Kämpfe, zeigen unsere Solidarität, und gewinnen dadurch auch neue Erkenntnisse, Kontakte und Mitstreiter/innen, und das ist sehr gut so.
Es könnte sein, und es ist zu hoffen, daß aus all diesem eine neue politische Gegenbewegung aus der Bevölkerung gegen den globalen rollback in düsterste vergangene Zeiten entsteht. Wir arbeiten jedenfalls mit daran.
Seit über einem Monat gibt es in Frankreich eine massive Prostestbewegung mit, unter anderem, Demonstrationen und Streiks in allen Berufsbereichen sowie in Schulen und Universitäten, um ein Gesetzesvorhaben zu blockieren, das einen katastrophalen Abbau von Arbeitnehmer- und Sozialrechten bedeutet, es wäre de facto eine Rückkehr zu feudalkapitalistischen Strukturen des 19. Jahrhunderts. Dieses Gesetz, genannt "loi Travail" oder "loi El Khomri" (nach dem Namen der Ministerin, die dafür die Marionette macht), hat in unserer globalisierten Zeit auch international Bedeutung, denn was in einem Land an Rückschritt durchkommt wird erfahrungsgemäß sofort durch die gleichgesinnten Regierungen anderer Länder freudig übernommen.
Hier eine sehr gute Zusammenfassung auf Englisch dieser Bewegung: https://cominsitu.wordpress.com/2016/04 ... abour-law/
Ihr fragt euch jetzt vielleicht, was das alles mit Sexarbeit zu tun hat? Beides hat sehr viel miteinander zu tun: Erstens betrifft Abbau von Arbeitnehmer- und Sozialrechten absolut jedes Mitglied der Gesellschaft, weil es um Umverteilung von Reichtum und Macht von unten nach oben geht, und das betrifft Huren genauso wie alle anderen: die Folgen für Huren wären z.B. sinkende Preise, weniger Kunden, und kaum noch Arbeitnehmerrechte falls wir aus der Sexarbeit aussteigen. Zweitens nehmen hier in Frankreich auch viele Huren, obwohl sie keine Lohnarbeit ausüben, aktiv an den Streiks dieser Bewegung teil, indem sie solidarisch und öffentlich (per geänderter Anzeige und Ablehnung von Kunden z.B.) mitstreiken (Kolleginnen sind sogar dabei, zu diesem Zweck eine Streikkasse aufzubauen). Drittens, und das ist die wichtigste Verbindung dabei, wird dieses Gesetz, falls es angewandt wird, das französische Prekariat extrem vergrößern und damit auch so manche Leute in die Sexarbeit aus Not treiben: dieses Gesetz verwandelt heutige Lohnarbeitnehmer/innen in die Armutshuren von morgen (und das bei gleichzeitiger Einführung eines Gesetzes, das Sexarbeit immer weniger möglich machen soll). Wobei die Hauptforderung der französischen Huren, nämlich die Normalisierung der Sexarbeit als, rechtlich gesehen, Arbeit wie jede andere, dem exakt entgegenläuft: wir wollen mehr Rechte, nicht weniger, und zwar für alle, nicht nur für uns. Es gilt also, Solidarität und Konvergenz auszubauen zwischen dieser Streikbewegung und der Hurenbewegung. Und genau das macht der STRASS aktiv: Wir sind z.B. schon in mehrere bestreikte Universitäten eingeladen worden, um genau dazu zu referieren und auszutauschen, und wir wurden sehr interessiert und aufgeschlossen empfangen.
Hinzu kommt, daß der Bevölkerung diese Bewegung noch nicht intensiv genug ist (zum Generalstreik ist es bisher leider noch nicht gekommen, obwohl das sehr nötig wäre), und daß aus diesem Grund seit ca. 10 Tagen in Frankreich eine öffentliche selbstorganisierte Grassrootsbewegung entstanden ist, die sich "Nuit Debout" (ca. "Durchwachte Nacht", es schwingt aber auch "aufstehen" im politischen Sinn mit) nennt, und daß auf öffentlichen Plätzen vieler Städte, z.B. auf der place de la République in Paris, basisdemokratische selbstorgansierte Camps für jedermann/frau bestehen, in denen über alle Themen, bei den etwas politisch im argen liegt, diskutiert und beschlossen werden kann. Der STRASS beteiligt sich ausführlich daran, insbesondere in Paris, wo wir z.B. an feministischen Workshops teilgenommen haben und vor zwei Tagen sogar einen gut besuchten Infotisch zur Sexarbeit hatten. Wir informieren auf diese Weise viele Leute über unsere Anliegen und Kämpfe, zeigen unsere Solidarität, und gewinnen dadurch auch neue Erkenntnisse, Kontakte und Mitstreiter/innen, und das ist sehr gut so.
Es könnte sein, und es ist zu hoffen, daß aus all diesem eine neue politische Gegenbewegung aus der Bevölkerung gegen den globalen rollback in düsterste vergangene Zeiten entsteht. Wir arbeiten jedenfalls mit daran.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Danke, Doris, für dieses Beispiel von Bericht-NICHT-erstattung!
Hab's mir gleich mal angekuckt, und wird in Frankreich selbst durchaus sympathisch präsentiert:
http://www.lemonde.fr/politique/article ... 23448.html
Hab's mir gleich mal angekuckt, und wird in Frankreich selbst durchaus sympathisch präsentiert:
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
VON DER WUT AUF FRANKREICHS POLITISCHES SYSTEM
www.saarbruecker-zeitung.de/politik/the ... 25,6117156
____________________________________________
www.express.de/news/politik-und-wirtsch ... l-23868636
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Nun ja, die politische Wirkung in der Gegenwart, falls sie kommt, wird nicht von Nuit Debout ausgehen, sondern von massiven Streiks und Blockaden. Das Medienwohlwollen gegenüber Nuit Debout darf man zum großen Teil als konzertierte Entschärfungsstrategie verstehen.
Nuit Debout wird dann wirklich interessant werden, wenn, und falls, es uns gelingt, diesen katastrophalen Gesetzentwurf ersatzlos zu verhindern: danach wird zunächst nämlich nur der aktuelle status quo weiterbestehen, der schon schlecht genug ist, was Arbeitnehmerrechte angeht. Ab dann weden wir politische Visionen und Gesellschaftsprojekte brauchen, und dafür wird Nuit Debout dann wirklich interessant werden. Aber das sollte uns nicht daran hindern, schon mal darauf hin zu arbeiten.
Nuit Debout wird dann wirklich interessant werden, wenn, und falls, es uns gelingt, diesen katastrophalen Gesetzentwurf ersatzlos zu verhindern: danach wird zunächst nämlich nur der aktuelle status quo weiterbestehen, der schon schlecht genug ist, was Arbeitnehmerrechte angeht. Ab dann weden wir politische Visionen und Gesellschaftsprojekte brauchen, und dafür wird Nuit Debout dann wirklich interessant werden. Aber das sollte uns nicht daran hindern, schon mal darauf hin zu arbeiten.
Zuletzt geändert von Doris67 am 13.04.2016, 11:52, insgesamt 1-mal geändert.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
In Frankreich sollte endlich auch ein gesellschaftlicher Wandel akzeptiert werden und das Verhältnis zwischen Arbeitgebern / pol. Kastensystem und der arbeitenden Bevölkerung auf ein Miteinander gestellt werden.
Auf der einen Seite praktisch ein Feudalsystem mit entsprechenden Seilschaften aus den ENA, auf der anderen Seite diejenigen, welche ohne Hoffnung für irgendwelche Teilhabe am System leben. Von den damit ausgehenden Problemen in den Randbezirken der Großstädte ganz zu schweigen.
Frankreich wird leider immer weiter das Sorgenkind in Europa.
Gruß Jupiter
Auf der einen Seite praktisch ein Feudalsystem mit entsprechenden Seilschaften aus den ENA, auf der anderen Seite diejenigen, welche ohne Hoffnung für irgendwelche Teilhabe am System leben. Von den damit ausgehenden Problemen in den Randbezirken der Großstädte ganz zu schweigen.
Frankreich wird leider immer weiter das Sorgenkind in Europa.
Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.
(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)
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Jupiter: Naja, als Sorgenkinder seh ich in Europa noch ganz andere, insbesondere die Staaten in denen mittlerweile frechster offener Faschismus regiert (z.B. Ungarn und Polen).
Frankreichs Wirtschaftssystem ist in der Tat extrem kastenbasiert und feudal, das stimmt, und das müßte sich dringendst ändern. Andererseits läßt sich die französische Bevölkerung wenig gefallen, Obrigkeitshörigkeit ist hierzulande ein Fremdwort (im Gegensatz zu z.B. Deutschland), und das läßt mich hoffen.
Frankreichs Wirtschaftssystem ist in der Tat extrem kastenbasiert und feudal, das stimmt, und das müßte sich dringendst ändern. Andererseits läßt sich die französische Bevölkerung wenig gefallen, Obrigkeitshörigkeit ist hierzulande ein Fremdwort (im Gegensatz zu z.B. Deutschland), und das läßt mich hoffen.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
Wie kommt es nur dass Frankreich so anfällig ist für Prostitutionsverbote, wie schon das Gesetz der Marthe Richard von 1946 mit dem Bordellverbot? Und nun die Freierbestrafung?
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Daz französische Gesetz, das unter anderem die Kundenbestrafung einführt, ist heute im Journal Officiel (Gesetzesblatt) veröffentlicht worden und damit in Kraft: https://www.legifrance.gouv.fr/affichTe ... pTexteJorf
Anfechtbar bleibt es immer noch, aber auf Fallbasis (eine sogenannte "Question Prioritaire de Constitutionnalité"), was aus verschiedenen Gründen kompliziert und nachteilig ist.
Interessant ist, daß dieses Gesetz gleichzeitig den Straftatbestand der Anwerbung von Kunden durch Sexarbeiter/innen abschafft. Ich lote noch aus, was das konkret für unsere Arbeit bedeuten wird, und melde mich dazu zurück, sobald ich mehr weiß.
Anfechtbar bleibt es immer noch, aber auf Fallbasis (eine sogenannte "Question Prioritaire de Constitutionnalité"), was aus verschiedenen Gründen kompliziert und nachteilig ist.
Interessant ist, daß dieses Gesetz gleichzeitig den Straftatbestand der Anwerbung von Kunden durch Sexarbeiter/innen abschafft. Ich lote noch aus, was das konkret für unsere Arbeit bedeuten wird, und melde mich dazu zurück, sobald ich mehr weiß.
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Ein interessantes Interview (auf Englisch) zur Lage in Frankreich: https://rs21.org.uk/2016/04/22/intervie ... in-france/
So manches davon paßt auch auf Deutschland.
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Eine der Sprecherinnen des STRASS, Morgane Merteuil, zur Kundenbestrafung (auf Englisch): https://kollectnews.org/2016/04/27/fran ... ution-law/
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Die erste (uns bekannt gewordene) Verhaftung eines "erwischten" Kunden: http://www.leparisien.fr/fontainebleau- ... 758561.php
Mal sehen, wie das weitergeht.
Mal sehen, wie das weitergeht.
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Betrifft nicht Sexarbeit speziell, beschreibt aber gut die aktuelle Entwicklung Frankreichs zum totalitären Polizeistaat (Artikel auf Französisch, sollte per Onlineübersetzung lesbar sein):
(und man könnte m.E. auch Vergleichbares über Deutschland schreiben)
(und man könnte m.E. auch Vergleichbares über Deutschland schreiben)
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Er ist zu zwei Tagen sexarbeitsfeindlicher Gehirnwäsche (= einem prohibitionistischen "Sensibilisierungsworkshop") verknackt worden: http://www.larepublique77.fr/2016/05/04 ... s-sexuels/Doris67 hat geschrieben:Die erste (uns bekannt gewordene) Verhaftung eines "erwischten" Kunden: http://www.leparisien.fr/fontainebleau- ... 758561.php
Mal sehen, wie das weitergeht.
Das rettet natürlich ganz doll viele "Opfer", gell... Und bringt vor allem der "Rettungs"industrie Geld und angebliche Existenzberechtigung.
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Noch einmal zum aktuellen Arbeitskampf in Frankreich (der mittlerweile viel mehr als nur ein Arbeitskampf ist), und insbesondere zu seiner Repression: http://mosaik-blog.at/streiks-in-frankr ... epression/ . Das alles betrifft natürlich auch, auf mehrfache Weise, Sexarbeiter/-innen.
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Und hier auch etwas auf Deutsch dazu: https://goo.gl/0MkUuTDoris67 hat geschrieben:Noch einmal zum aktuellen Arbeitskampf in Frankreich (der mittlerweile viel mehr als nur ein Arbeitskampf ist), und insbesondere zu seiner Repression: http://mosaik-blog.at/streiks-in-frankr ... epression/ . Das alles betrifft natürlich auch, auf mehrfache Weise, Sexarbeiter/-innen.
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RE: Länderberichte FRANKREICH:
PROSTITUTION IN FRANKREICH
NARBONNE BITTET FREIER ZUR KASSE
von Axel Veiel - 01.10.2016
Eine suedfranzoesische Stadt macht Ernst mit dem Anti-Prostitutionsgesetz. Anderswo schaut man lieber weg. Und im Internet boomt das Sexgeschaeft wie eh und je.
Narbonne - Gut gemeint, aber leider nicht wirklich praxistauglich. Die Reaktionen franzoesischer Polizeisprecher auf das vor einem halben Jahr verabschiedete "Gesetz zum Kampf gegen das System der Prostitution", das Geldstrafen fuer Freier vorsieht, hatten bereits von tiefer Skepsis gezeugt. Die Neigung, "sich in Parks oder Toilettenhaeuschen zu verstecken, um Sexgeschaefte auffliegen zu lassen und auf frischer Tat ertappte Kunden zur Kasse zu bitten", wie es ein Polizeigewerkschafter formulierte, war in der Folgezeit auf alle Faelle aeusserst gering.
Was die Vaeter und vor allem Muetter des Gesetzes in der Nationalversammlung Anfang April als "grossen Augenblick fuer die Opfer der Prostitution" gepriesen hatten, hat strafrechtlich bisher wenig Grosses bewirkt. Insgesamt 249 Freier sind belangt worden. Angesichts der geschaetzt rund 30 000 Prostituierten im Lande ist es mit der vielfach beschworenen Eindaemmung der Zuhaelterei also nicht weit her. Dabei gibt es durchaus Polizisten, die den Auftrag des Gesetzgebers ernstnehmen und zur Tat schreiten.
DIE GENDARMEN POSTIEREN SICH IN EINSCHLAEGIGEN PARKBUCHTEN
"Geht doch", hat Christophe Galtier, Gendarmerie-Chef im suedfranzoesischen Narbonne, kuerzlich stolz verkuendet. Von Juni bis September hatten seine Leute den Kauf sexueller Dienstleistungen konsequent zu ahnden versucht und insgesamt 42 Geldstrafen verhaengt - 17 Prozent der landesweit ausgesprochenen Sanktionen sind das. An den Durchgangsstrassen Richtung Beziers im Osten sowie nach Lezignan im Westen und Fitou im Sueden, wo Pristituierte in Parkbuchten ihre Dienste anbieten, pflegen sich die Beamten zu postieren. Wenn sich einer Frau eine Wagentuer oeffnet und sie Anstalten macht, einzusteigen, schreiten sie ein. Die zur Kasse Gebetenen, allesamt Maenner, haetten widerspruchslos gezahlt, erzaehlt Galtier. Die Aussicht, andernfalls daheim womoeglich in Anwesenheit der Partnerin einen Strafbefehl wegen Verstosses gegen das Anti-Prostitutionsgesetz ausgehaendigt zu bekommen, duerfte die Zahlungsbereitschaft der zur Rede Gestellten entscheidend foerdern, glaubt der Gendarmerie-Chef.
Den gesetzlichen Rahmen von bis zu 1500 Euro bei Ersttaetern schoepft die fuer die Strafbemessung zustaendige Staatsanwaltschaft des Ortes in der Regel nicht aus. Meist laesst sie es bei Bussgeldern zwischen 200 und 500 Euro bewenden und wahrt im Uebrigen Diskretion. "Wir wollen nicht Paare entzweien und Familien zerstoeren", stellt Galtier klar.
IM INTERNET BOOMT DAS SEXGESCHAEFT
Anderswo schauen die Ordnungshueter indes nicht diskret zu Werke, sie schauen entschlossen weg. In Lyon etwa ist bisher kein einziger Freier belangt worden. Der Nachweis, dass es zum Sexualverkehr gekommen und dieser auch noch erkauft worden sei, lasse sich kaum erbringen, heisst es dort.
Im Internet boomt das Sexgeschaeft derweil. Die Frauenrechtsorganisation Nid hat die frustierende Erfahrung gemacht, dass die Nachfrage nach Callgirls ungebrochen ist. Die Organisation hatte probehalber eine "Girls of Paradise" verheissende Seite ins Internet gestellt. Eine Woge von 4000 Chats und 600 Anrufen war die Folge.
Anstatt der erhofften Gespielin meldete sich am Telefon eine Nid-Mitarbeiterin, die den Interessenten wissen liess, dass "Ines tot ist, weil der Zuhaelter sie von einer Bruecke geworfen hat" und auch "Julia nicht mehr lebt, weil sie von einem Freier mit einem Schlagring umgebracht wurde". Viele Anrufer haetten sich schockiert gezeigt und das Gespraech gesucht, erzaehlt Nid-Sprecherin Claire Quidet, ohne dass die Einsicht in die Not der Opfer der Prostitution freilich ein grundsaetzliches Umdenken nach sich gezogen haette. Das Mitgefuehl, berichtet sie, sei frueher oder spaeter dem Verlangen gewichen, dann eben ein anderes Maedchen zugeteilt zu bekommen.
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... d8244.html
NARBONNE BITTET FREIER ZUR KASSE
von Axel Veiel - 01.10.2016
Eine suedfranzoesische Stadt macht Ernst mit dem Anti-Prostitutionsgesetz. Anderswo schaut man lieber weg. Und im Internet boomt das Sexgeschaeft wie eh und je.
Narbonne - Gut gemeint, aber leider nicht wirklich praxistauglich. Die Reaktionen franzoesischer Polizeisprecher auf das vor einem halben Jahr verabschiedete "Gesetz zum Kampf gegen das System der Prostitution", das Geldstrafen fuer Freier vorsieht, hatten bereits von tiefer Skepsis gezeugt. Die Neigung, "sich in Parks oder Toilettenhaeuschen zu verstecken, um Sexgeschaefte auffliegen zu lassen und auf frischer Tat ertappte Kunden zur Kasse zu bitten", wie es ein Polizeigewerkschafter formulierte, war in der Folgezeit auf alle Faelle aeusserst gering.
Was die Vaeter und vor allem Muetter des Gesetzes in der Nationalversammlung Anfang April als "grossen Augenblick fuer die Opfer der Prostitution" gepriesen hatten, hat strafrechtlich bisher wenig Grosses bewirkt. Insgesamt 249 Freier sind belangt worden. Angesichts der geschaetzt rund 30 000 Prostituierten im Lande ist es mit der vielfach beschworenen Eindaemmung der Zuhaelterei also nicht weit her. Dabei gibt es durchaus Polizisten, die den Auftrag des Gesetzgebers ernstnehmen und zur Tat schreiten.
DIE GENDARMEN POSTIEREN SICH IN EINSCHLAEGIGEN PARKBUCHTEN
"Geht doch", hat Christophe Galtier, Gendarmerie-Chef im suedfranzoesischen Narbonne, kuerzlich stolz verkuendet. Von Juni bis September hatten seine Leute den Kauf sexueller Dienstleistungen konsequent zu ahnden versucht und insgesamt 42 Geldstrafen verhaengt - 17 Prozent der landesweit ausgesprochenen Sanktionen sind das. An den Durchgangsstrassen Richtung Beziers im Osten sowie nach Lezignan im Westen und Fitou im Sueden, wo Pristituierte in Parkbuchten ihre Dienste anbieten, pflegen sich die Beamten zu postieren. Wenn sich einer Frau eine Wagentuer oeffnet und sie Anstalten macht, einzusteigen, schreiten sie ein. Die zur Kasse Gebetenen, allesamt Maenner, haetten widerspruchslos gezahlt, erzaehlt Galtier. Die Aussicht, andernfalls daheim womoeglich in Anwesenheit der Partnerin einen Strafbefehl wegen Verstosses gegen das Anti-Prostitutionsgesetz ausgehaendigt zu bekommen, duerfte die Zahlungsbereitschaft der zur Rede Gestellten entscheidend foerdern, glaubt der Gendarmerie-Chef.
Den gesetzlichen Rahmen von bis zu 1500 Euro bei Ersttaetern schoepft die fuer die Strafbemessung zustaendige Staatsanwaltschaft des Ortes in der Regel nicht aus. Meist laesst sie es bei Bussgeldern zwischen 200 und 500 Euro bewenden und wahrt im Uebrigen Diskretion. "Wir wollen nicht Paare entzweien und Familien zerstoeren", stellt Galtier klar.
IM INTERNET BOOMT DAS SEXGESCHAEFT
Anderswo schauen die Ordnungshueter indes nicht diskret zu Werke, sie schauen entschlossen weg. In Lyon etwa ist bisher kein einziger Freier belangt worden. Der Nachweis, dass es zum Sexualverkehr gekommen und dieser auch noch erkauft worden sei, lasse sich kaum erbringen, heisst es dort.
Im Internet boomt das Sexgeschaeft derweil. Die Frauenrechtsorganisation Nid hat die frustierende Erfahrung gemacht, dass die Nachfrage nach Callgirls ungebrochen ist. Die Organisation hatte probehalber eine "Girls of Paradise" verheissende Seite ins Internet gestellt. Eine Woge von 4000 Chats und 600 Anrufen war die Folge.
Anstatt der erhofften Gespielin meldete sich am Telefon eine Nid-Mitarbeiterin, die den Interessenten wissen liess, dass "Ines tot ist, weil der Zuhaelter sie von einer Bruecke geworfen hat" und auch "Julia nicht mehr lebt, weil sie von einem Freier mit einem Schlagring umgebracht wurde". Viele Anrufer haetten sich schockiert gezeigt und das Gespraech gesucht, erzaehlt Nid-Sprecherin Claire Quidet, ohne dass die Einsicht in die Not der Opfer der Prostitution freilich ein grundsaetzliches Umdenken nach sich gezogen haette. Das Mitgefuehl, berichtet sie, sei frueher oder spaeter dem Verlangen gewichen, dann eben ein anderes Maedchen zugeteilt zu bekommen.
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