Valentinstag

Wenn ihr etwas über Events erfahrt, die für eure KollegInnen von Interesse sein könnten - Hier rein damit!
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ex-oberelfe
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Valentinstag

Beitrag von ex-oberelfe »

Hallo ihr Lieben
Am 14. Februar ist es wieder soweit, wir haben wieder mal Valentinstag. :007
Der Tag an dem man seinen liebsten Menschen etwas Zeit schenkt, vielleicht liebe Grüße sendet oder eine nette Kleinigkeit schenkt.
Wie seht ihr den Tag, macht ihr etwas Besonderes für Eure Liebsten oder geht der Tag an Euch vorbei, sowie jeder andere auch.
Vor allem, wenn ihr was schenkt, was schenkt ihr?
Blumen, Pralinen sind doch die gängigsten Geschenke, oder lässt ihr euch was spezielles einfallen.
Wie sieht es mit dem Verhältnis Sexarbeiter/in - Kunde aus...lässt ihr euch da was einfallen um dem Gegenüber an diesem Tag eine kleine Freude zu bereiten?
Lg Oberelfe
:rose1 :rose
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Privat kann man den Tag ja nicht übersehen, der so wichtig für die Floristikbranche ist und entsprechend beworben wird.

Geschäftlich kann man ihn zum Marketing im höherwertigen Segment (GFE) nutzen, weil in der Sexarbeit viele Stammgäste eine virtuelle Partnerschaft ausleben.

Also ne nette SMS am 14. an alle Stammgäste oder Gäste an die man besonders gute Erinnerungen hat wirkt Wunder.

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Angel_friend
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Beitrag von Angel_friend »

Für mich ist dieser Tag (nur) der Beginn einer Reihe von "besonderen" Tagen. (Geburtstage, Hochzeitstage, Namenstage, etc), und eher mit Stress verbunden.
Der Stress sich möglichst immer wieder etwas besonderes einfallen zu lassen.
Inbesonders den Valentinstag empfinde ich eher als Geschäftemacherei. (Da ich auch keinen mit dem Namen Valentin kenne ;-) )
Blumen oder Süßigkeiten zu Valentin find ich jedenfalls einfallslos.
Wünsche von meiner Liebsten wurden zwar geäußert - aber auch diese Idee find ich nicht besonders, zumindest zu diesem Anlass.

Wem fällt zum Valentinstag etwas kreatives, ein bißchen außergewöhnliches ein.
Ich wär für jeden Vorschlag dankbar.

:icon_flower
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ex-oberelfe
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Beitrag von ex-oberelfe »

-Wellnessurlaub

-ein selbst geplückter Blumenstrauss

-schöne Dessous

-eine erotische Box

-eine gute erotische Massage

-mal wieder gut Essen gehen bei Kerzenschein "rent a cook"

-ein schönes Schmuckstück

-ein Gutschein für einen stressfreien Tag zu Zweit wo sie/er sich etwas wünschen kann

-Romantikurlaub

-ein Stern, den du nach dem Namen von deinem/r Liebsten taufen lässt

-eine Ballonfahrt zu zweit

-Hubschrauber Rundflug

-Fallschirm-Tandemsprung

sind einmal ein paar Ideen ;-)
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certik
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Beitrag von certik »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:...Also ne nette SMS am 14. an alle Stammgäste oder Gäste an die man besonders gute Erinnerungen hat wirkt Wunder.

Wunder ist korrekt, nur wurde das Wörtchen "blaues" vergessen.

Die liierten Gäste werden ihrer Partnerin diese SMS mit einem "ach, das ist nur von meiner Stammhure" erklären und die Singles werden jetzt endlich ganz sicher wissen, dass die Absenderin ihn wirklich liebt.

Ich weiss nicht ob ich lachen oder weinen soll ob soviel -entschuldigt bitte die Ausdrucksweise, aber es fällt mir wirklich kein anderes, treffendes ein- Dummheit.

Wer sowieso vorhatte den Künstlernamen, die Stadt und am besten auch noch das Aussehen zu wechseln, der kann sich das vielleicht erlauben - aber für alle Anderen gilt:
Diskretion ist das absolut oberste Gebot im SW-Gewerbe!

Entgeisterte Grüsse certik
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *

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JayR
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Beitrag von JayR »

certik hat geschrieben: Diskretion ist das absolut oberste Gebot im SW-Gewerbe!
Ich kann dir nur Recht geben.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass man als Kunde ja auch was zur eigenen Sicherheit tun kann. Man gibt nie seine offizielle Telefonnummer für diskrete Zwecke weiter.
Sondern schafft sich ein Hobbyhandy an, oder nur SIM-Karte.

Die meisten Sexworkerinnen haben zwar etwas von Diskretion gehört und gehen damit auch sehr gut um. Aber es gibt eben auch einige, die sie im Eifer des Gefechts vergessen.

Zum Thema Valentinstag fällt mir eigentlich nicht viel ein. Ausser, dass man noch 364 weitere Tage im Jahr Gelegenheit hat, nett zu einander zu sein. Eigentlich toll.

LG JayR

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ex-oberelfe
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Beitrag von ex-oberelfe »

Also eine SmS würde ich einem Kunden auch nicht schicken, wie bereits oben erwähnt aus Diskretionsgründen.
Allerdings habe ich eher gemeint, dass man den Kunden, die man am Valentinstag hat wohl eine nette Kleinigkeit schenken könnte...
einfach als nette Geste...vielleicht 10 min länger massiert zu werden, oder eine kleine Flasche Sekt mitnehmen, Dinge in der Art, ich denke, das bewirkt sicher auch einiges im positiven Sinne.
Ich finde zwar auch, dass man jedem Menschen auch jeden anderen Tag eine nette Geste machen kann, allerdings freut sich sicher fast jeder, wenn man weiss, dass der/die Liebste/r an einem denkt und besonders am "Tag der Liebe" ;-)
Lg Oberelfe ;-)
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Angel_friend
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Beitrag von Angel_friend »

Die Idee mit dem SMS find ich auch nicht gut, würd ich eher mit unerwünschter Werbung assoziieren.

Mit der Diskretion von SW hatte ich nie wirklich Schwierigkeiten. Einige der Mädchen haben/hatten meine Nummer - das ist aber eher als Geschenk gedacht als, als Aufforderung zum Kontakt (unter dem Motto: wenn du Probleme hast, und glaubst ich kann dir helfen - melde dich).
Von einer die ich nur als SW kenne, kam nie eine Rückmeldung.(alle Frauen sind ein bißchen stolz, auch und vor allem SW).

Bei mir persönlich ist aber das mit dem Telefon wenig Problem, weil beruflich bedingt, zu allen möglichen Zeiten die verschiedensten Leute anrufen. (Was ich mittlerweile akzeptiert habe, seit ich verstanden hab, dass es oft am besten ist Problmen sofort zu lösen bzw. manchmal nur ein bißchen Coaching nötig ist.)
Ich hab zwar auch ein nur privates Mobiltelefon, nutz es aber fast nur für ausgehende Auslandsgespräche. Aber allein die Existents dieses Telefons macht mehr Probleme als alls sms und gespräche auf dem anderen.

Wenn Freunde anrufen, die als SW arbeiten ist es manchmal schwieriger. (Wie soll ich erklären, dass ich mit einer SW befreundet bin - und sonst nichts ist?).

Ich glaub auch, dass wir eigentlich jeden Tag ein bißchen netter und freundlicher zu den anderen sein können (ich weiß schon manchmal ists nicht leicht).
Jeder Tag ohne Liebe ist ein verlorener Tag.

LG
A_F :020
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Happy Valentine!!!!!!!!!!!!

Beitrag von ex-oberelfe »

Hallo Ihr Lieben!!!

Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Valentinstag!!!
Genießt den Tag der Liebe in vollen Zügen mit Euren Liebsten.
Macht euren Liebsten ein Geschenk des Herzens, er/sie wird sich mit Sicherheit darüber freuen... ;-)

Eure Oberelfe :007
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Beitrag von Angel_friend »

Guten Morgen,

alles Liebe an alle (meine) Blumen.
Das schönste Geschenk das man machen kann ist sein eigenes Herz (zu öffnen).

Schönen Tag/Abend mit eurer/eurem Liebsten/m.

LG
A_F


:love1

:romeoundjulia
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Beitrag von sweetlady »

also..ich wünsche euch auch allen von herzen,das ihr diesen tag in fieden,harmonie u liebe verbringen dürft mit dem liebsten menschen,den es für euch gibt..
nicht jeder hat einen liebsten,lächel..aber mit liebe muss ja nic immer die liebe zum partner gemeint sein..es gibt noch andere formen,man liebt sein kind,andere ham ihr haustier lieb..was weiss ich..
hauptsache jeder von uns hat minimum überhaupt einen menschen,dem er..egal ob heute oder wann auch immer..zeigen darf,das er ihn lieb hat..
in diesem sinne..euch allen einen wunderschönen von geborgenheit u liebevollen überraschungen geprägten valentinstag!!!

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Harald
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Beitrag von Harald »

Ich schließe mich dem "allgemeinen Happy Valentine" gerne an und wünsche Euch einen schönen Tag!
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Re: Valentinstag

Beitrag von deernhh »

Rechtsgeschichte zum Valentinstag
Blumen und Gewalt

von Martin Rath14.02.2021

Rosen von einem Seil umwickelt
© Igor Normann - stock.adobe.com


Feiertage mit viel familiärer Nähe sind oftmals mit Gewalt verbunden, das gilt auch für den Valentinstag. Rechtsprechung und Literaturgeschichte zeigen aber: Es gibt noch mehr Gründe, Blumengeschäfte zu meiden, meint Martin Rath.

Von einem Standpunkt der humanistischen Bildung aus betrachtet war der Versuch eines am Ende aus dem Dienst entfernten bayerischen Lehrers nur konsequent, einer 15-jährigen Schülerin zum Valentinstag des Jahres 2012 eine Rose schenken zu wollen. Dass sich damit aber Gerichte befassen mussten, hatte andere Gründe:

Denn nach den Feststellungen des Verwaltungsgerichts München und dann des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs hatte sich dieser für die Fächer Latein und katholische Religionslehre ausgebildete Pädagoge seit dem Schuljahr 2009/2010 insbesondere zwei Schülerinnen mit – nicht unerwiderten – Liebesbekundungen und ausführlichen Darstellungen seiner sadistischen und einschlägigen Fetisch-Fantasien genähert.

Nachdem ihm eine seiner Schülerinnen angeboten hatte, sich im Austausch für Nachhilfe im Fach Latein mit Rasenmähen oder Autowaschen verdingen zu wollen, will ihm die Frage in den Sinn gekommen sein, ob sie damit seine "Sklavin" werden wolle – was dann Auslöser für Fantasien sexueller Art geworden sei.

Entlastende Argumente suchte der bayerische Staatsdiener auf dem Gebiet der jüngeren englischen Unterhaltungsliteratur. So hatte sich das Gericht mit der Frage zu befassen, ob der freie Verkauf des mit sadistischen und masochistischen Motiven operierenden Romans "Fifty Shades of Grey" es in ein milderes Licht rücken könnte, dass der Lehrer seiner "erst 15-jährigen Schülerin … einen pornografischen Text mit detaillierten Schilderungen diverser sadomasochistischer Sexualpraktiken" zugemutet hatte.

Erwartungsgemäß verneinte dies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof mit Urteil vom 24. Mai 2018 (Az. 16a D 15.2267).

Blumen und Schläge in der Antike
Allerdings: Dass der Lehrer, so die gerichtliche Feststellung, nach Intervention ihrer Eltern nur schwer davon abzubringen war, der Tochter zum Valentinstag eine Rose zu schenken, zählt – anders als die Sache mit der Sklaverei – zum eher arkanen Erbe des römisch-christlichen Abendlands.

Denn der Feiertag des Heiligen Valentin – eines Priesters, der während der letzten zwei Lebens- und Amtsjahre des römischen Kaisers Claudius Gothicus (214–270 n.Chr.) auf dem Gebiet der Eheanbahnung tätig gewesen und auch deshalb hingerichtet worden sein soll – fällt kaum zufällig mit den antiken Fest der Lupercalien, dem "Fest der Wölfin" zusammen.

Die legendären Gründer Roms, Romulus und Remus, waren von einer Wölfin genährt worden. Von der Grotte am Palatin aus, in der das nach der Überlieferung geschehen war, zogen bis zur Erfindung des Christentums bei den Lupercalien mit den Fellen und dem Blut frisch geschlachteter Ziegen verzierte, halb nackte Männer aus. Verheiratete Frauen stellten sich ihnen in den Weg und die Männer schlugen diesen, was in karnevalistischer Verkehrung der Sozialordnung gewünscht war, mit Riemen in die Handflächen. Das versprach eheliche Fruchtbarkeit.

Der für die geordnete Ehe zuständigen Göttin Juno wurden derweil Blumen geopfert. Im Geist der antiken Gewerbeförderung bediente Valentin nach der Christianisierung das Geschäftsinteresse des römischen Blumenhandels.

Gewaltfantasie durch die Blume
So könnte man meinen, dass es vom Standpunkt der humanistischen Bildung nicht ganz abwegig ist, wenn ein Lateinlehrer seine Sexual- und Gewaltfantasien ausgerechnet an einem Valentinstag durch die Blume sprechen ließ – bei einer Nachfolge-Veranstaltung zu einem römischen Feiertag, der einst nichts anderem diente als der Verherrlichung von Staatsgewalt und Fruchtbarkeit.

Den bayerischen Pädagogen exkulpiert das natürlich noch weniger als sein Versuch, sich auf die Popularität von "Fifty Shades of Grey" herauszureden. Einen Gedanken daran, wie verblasst die "wölfischen", also die kreatürlich-grausamen Ursprünge der westlichen Staatstradition sind, darf man am Valentinstag aber trotzdem verschwenden.

Valentinsgeschenke vor der Ermordung
Doch ohne jeden humanistischen Bildungs-Spleen: Frei von Gewalt ist der als romantisches Blumen- und Geschenkartikel-Event vermarktete Valentinstag mit Blick in die Rechtsprechung auch sonst nicht.

Nach dem Mord an einer auf "Domina"-Dienstleistungen spezialisierten Prostituierten aus dem Ruhrgebiet fanden sich beispielsweise im Urteil des Landgerichts Essen vom 4. Januar 2019 (Az. 22 Ks-70 Js. 112/18-8/18) Hinweise auf den reichen Zuspruch, den sie kurz vor dem Tötungsdelikt seitens ihrer Kundschaft in Form von "Blumen, Karten und Geschenken" erhalten hatte – alles aus Anlass des Valentinstages, der auf diese Weise offenbar auch von masochistisch Bedürftigen begangen wird.

Es ließen sich weitere justizbekannte Abgründe dieses Tages anführen, doch mag hier der historisch hartnäckigste Streit um einen gemutmaßten Kriminalfall genügen, der zwar nicht am Tag selbst stattfand, jedoch mit einer der wichtigsten Figuren im Übergang von den antiken Lupercalien zum modernen Valentinstag zusammenhängt.

War der Dichter ein Vergewaltiger?
Nach Angaben des "Ökumenischen Heiligenlexikons" war der macht- und rechtskundige englische Dichter Geoffrey Chaucer (ca. 1342–1400) der erste poetische Reklame-Fachmann für den heutigen Valentinstag. Sein Gedicht "The Parliament of Fowls" gelte als das "weltweit erste Valentinstaggedicht überhaupt" (Fassung in modernem Englisch).

Ob das so zutrifft, mag dahinstehen. Als Verfasser der "Canterbury Tales" ist Chaucer weltweit jedenfalls für Anglistik-Studierende kaum zu umgehen, wenn sie sich mit der mittelenglischen Sprache der Zeit zwischen circa 1100 und 1500 beschäftigen.

Dass eine dieser Erzählungen, mit denen sich die fiktive Pilger-Gesellschaft der "Canterbury Tales" auf der Reise von London nach Canterbury unterhält, einen "Man of Law's" ins Zentrum setzt – einen Rechtsgelehrten oder besser vielleicht: Rechtschaffenen – führt auch zu einer grundsätzlichen Beachtung für Chaucer unter englischsprachigen Juristinnen und Juristen, die in Studium oder Beruf nicht genötigt sind, Urkunden aus der Zeit von König Heinrich IV. im mittelenglischen Original zu lesen.

Knapp 500 Jahre nach dem Tod von Geoffrey Chaucer wurde 1870 ein Dokument bekannt, in dem eine Frau namens Cecily Chaumpaigne, Tochter eines Londoner Bürgers, den Dichter und Hofmann am 1. Mai 1380 von dem Vorwurf freistellte, einen "raptus" zu ihren Lasten begangen zu haben. In den Unterlagen des Court of King's Bench wurde die Formulierung drei Tage später von 'raptus' zu 'felonie' geändert – von einer lateinischen zu einer aus dem Mittelfranzösischen stammenden Juristenvokabel des 14. Jahrhunderts.

Gelehrtenstreit seit 150 Jahren
Seit 1870 – nebenbei bemerkt: ein Jahr bevor sich Wilhelm I. (1797–1888) als "Deutscher Kaiser" in die Tradition der wölfischen Cäsaren stellte – wird in der englischen Literatur- und Rechtswissenschaft darüber gestritten, was die Korrektur der Gerichtsdokumente zwischen dem 1. und 4. Mai 1380 zu bedeuten habe.

Während der Dichter ungeachtet dieser kaum objektiv zu beantwortenden Frage heute vielfachals Vergewaltiger abgetan wird, sorgt sich etwa die feministische Mediävistin Anna Waymack darum, dass literaturhistorische Seminare zu halbgebildeten Gerichtsverhandlungen in Abwesenheit des Angeklagten Chaucer gerieten.

Neuere Forschungsansätze finden ihren Weg sogar in die Tagespresse, beispielsweise als der in den Niederlanden lehrende Sebastian Sobecki (1973–) die Interpretation vorschlug, dass der zum Schaden von Cecily Chaumpaigne 1380 beklagte Rechtsbruch dem Vormundschafts- und Eherecht zuzuordnen sei – im Licht der zahlreichen Mündel, für die Chaucer verantwortlich war.

Kurz gesagt: Wem Kitsch und Kommerz des Valentinstages von jeher zuwider waren oder wer aufgrund der Covid-19-Restriktionen Abstand gegenüber romantischen Abenteuern hält, findet reiches Material, um sich etwa mit dem Verhältnis von Sexualität und Gewalt zu beschäftigen oder damit, dass nicht jedes denkbare Unrecht aufgeklärt werden kann.

Und wen das in der Sache gar nicht so interessiert: Spott darüber, dass sich heute Literaturwissenschaftlerinnen und -Literatursiwiessenschaftler über die Auslegung 500 Jahre alter Rechtsbegriffe streiten, mag um die Schadenfreude ergänzt werden, wie viel Arbeit doch ihren Nachkommen künftig mit dem Justizsprachgut unserer Gegenwart beschert wird.

https://www.lto.de/recht/feuilleton/f/r ... hes-reich/

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schwabenmaria
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Re: Valentinstag

Beitrag von schwabenmaria »

Das muss ich mal in aller Ruhe durchlesen, der Valenstintag, tut mir leid, da hab ich keine Romantik hierfür im Leib und betrachte das nur als Strategie der Interessensgruppen.
lg maria