Freier als Opfer & berühmte / geoutete Kunden

Wer mit Menschen zu tun hat, hat oft genug auch mit Dummköpfen zu tun. Macht eurem Ärger Luft. Es bleibt unter euch. Ebenso sollen hier aber auch vorbildliche Klienten aufgeführt werden. Wie sieht der ideale Klient aus?
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annainga
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Beitrag von annainga »

hallo andreas,

wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen, dass ich eine vielzahl der argumente der "feministinnen" verstehen kann.

die sexualität von mann und frau ist diametral (danke marc für deine tollen postings, die es mir ermöglichen, komplexe sachverhalte mit einem wort auszudrücken), deswegen erst kann es meinen berufsstand geben.

ich bin keine "hure" aus leidenschaft (mal wieder ganz ehrlich, habe auch keine weiblichen huren kennengelernt, die den job aus leidenschaft machen,wir hatten alle schulden und ich kenne aus meiner tätigkeit über 90 damen), sondern eine standardhure, die ihre dienstleistung ernst und kritisch betrachtet.

ich verkaufe meine dienstleistung und will das recht darauf gewahrt wissen, aber ich sehe es als sehr kritisch an, dass eine vielzahl meiner kollegInnen große probleme hat.

und diese damen sind hier im forum nicht vertreten.

soviel zu meiner meinung, annainga

HaDe
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Beitrag von HaDe »

Hi,

Ich bin auch immer davon ausgegangen, dass der überwiegende Teil den Job als Broterwerb sieht und nicht als Leidenschaft.

Dass nicht "Leidenschaft" sondern wirtschaftliche Notwendigkeit im Mittelpunkt steht, macht aber die "Standardhure" (gibts da jetzt ein Normungskremium?) meiner Ansicht nach weder zur "Geldgeilen" noch zur Zwangsprostituierten. Jedenfalls nicht mehr als Andere zum Zwangsstassenkehrer, Zwangsputzfrau oder anderen Berufen wo nicht davon ausgegangen werden kann, dass sie nicht zur Selbstverwirklichung gemacht werden.

Ich wäre nicht davon ausgegangen, dass die sexuellen Bedürfnisse so diametral sind (ist IMO auch unlogisch, da sonst die Evolution nicht dazu geführt hätte). Aber selbst wenn, kann ich nicht verstehen, dass Frauen dazu aufrufen sexuelle Praktiken die in erster Linie zur Befriedigung der Männer dienen abzulehnen. Schliesslich solls ja auch Dinge geben die Mann für Frau macht, auch wenns ihm nicht unmittelbar was bringt. Nur wenns einseitig wird, wirds IMO unfair.

Wo liegen Deiner Ansicht nach die grössten Gegensätze?

Eines würde mich jedenfalls interessieren: Wie gross ist der Anteil der Kunden die

a)Du gleich vorweg ablehnst
b)Du am liebsten aus dem Bett treten würdest es aber nicht tust
c)langweilig sind
d)wo die Arbeit auch Spass macht?

Andreas

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annainga
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Beitrag von annainga »

wow andreas, dann hast du ja meinen kunden einiges voraus, wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich natürlich nicht mit der tür ins haus falle.

ich bin einfach in einer anbieterfreundlichen situation, der ich mir sehr bewusst bin. und noch eines ist richtig, ich bin nicht geldgeil und nicht nymphoman. ich habe einfach einen beruf ergriffen, in dem ich ohne ausbildung als frau relativ gut verdienen kann.

natürlich will ich nicht unerwähnt lassen, dass ich sehr liebe kunden habe, meinen beruf als sehr vielseitig ansehe, und ihn durchaus gern ausübe, aber wie gesagt, die "leidenschaft hure" fehlt mir.

die größten gegensätze liegen in der häufigkeit des geschlechtsverkehrs und in der art des geschlechtsverkehrs (oral, anal). wieso sonst gibt es so hohe aufschläge auf analen verkehr? weil es körperlich sehr belastend ist und die damen, die diesen service anbieten, lassen sich das natürlich bezahlen.

ich lehne wenige männer ab. eigentlich nur sehr betrunkene und sehr unsaubere. diese sind in der minderzahl, ich habe bisher wenige termine platzen lassen, denn die männer sind zum glück besser als ihr ruf.

als privat-partner käme kein kunde für mich in frage, denn sobald er für mich zahlt, ist es eine geschäftsbeziehung, und privat und geschäft trenne ich sehr wohl.

langweilig ..... finde ich kaum einen menschen, bei jedem besuch lerne ich etwas neues kennen.

spaß macht die arbeit für mich fast immer. ich mag meinen job. wenn du mit "spaß" etwas intimeres meintest, muss ich dich enttäuschen. solche internas schriebe ich sicher nicht im internet.

liebe grüße von annainga, die sich über dein interesse sehr freut und auch einige fragen hat:

-was hast du für einen beruf

-wieso betonst du, die dienste meines berufes nicht in anspruch zu nehmen

-welche sexpraktiken, die männern nutzen und frauen anbieten, meinst du
?

liebe grüße von annainga

HaDe
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Beitrag von HaDe »

wow andreas, dann hast du ja meinen kunden einiges voraus, wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich natürlich nicht mit der tür ins haus falle.
Womit? Damit, dass ich annehme, dass die Sexarbeiterinnen den Job nicht aus Leidenschaft machen? Naja, ich geh ja auch nicht davon aus, dass mir die Wurstsemmelverkäuferin die Wurstsemmel aus Leidenschaft oder wegen meines netten Lächelns gibt. Ich gehe aber auch nicht davon aus, dass sie mich am liebsten verhungern lassen würde (ausser ich komme auf die Idee sie anzumotzen weil ein Gramm zu viel oder zu wenig Wurst drin ist)
natürlich will ich nicht unerwähnt lassen, dass ich sehr liebe kunden habe, meinen beruf als sehr vielseitig ansehe, und ihn durchaus gern ausübe, aber wie gesagt, die "leidenschaft hure" fehlt mir.
Ich habe eigentlich keine Ahnung wieviele Huren aus Leidenschaft es gibt. Ich vermute mal, dass jene es sowieso in komplett anderer Form machen, weil ihnen die wirtschaftliche Notwendigkeit fehlt.
die größten gegensätze liegen in der häufigkeit des geschlechtsverkehrs
Lass mich raten - Frauen brauchens öfter javascript:emoticon(':002')
002.gif

"Jessas jetzt is der scho wieder fertig und I bin no ned moi aufgewärmt"
und in der art des geschlechtsverkehrs (oral, anal)
Hmm.. Anal kann ich nachvollziehen. Aber Oral gibts ja auch umgekehrt als Mann als aktiven Part. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Frau das auch gefällt (Ich meine jetzt nicht unbedingt im Rahmen der Sexarbeit sondern generell). Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
wieso sonst gibt es so hohe aufschläge auf analen verkehr? weil es körperlich sehr belastend ist und die damen, die diesen service anbieten, lassen sich das natürlich bezahlen.
No-Na Du bist ja nicht die Caritas.
als privat-partner käme kein kunde für mich in frage, denn sobald er für mich zahlt, ist es eine geschäftsbeziehung, und privat und geschäft trenne ich sehr wohl.
Kann ich insoweit nachvollziehen, dass ich auch nicht plötzlich kostenlos arbeite, nur weil sich sonst mit dem Kunden eine freundschaftliche Beziehung ergibt.
langweilig ..... finde ich kaum einen menschen, bei jedem besuch lerne ich etwas neues kennen.
Vielleicht wäre "akzeptabel" das bessere Wort gewesen. "was neues" kann ja sowohl angenehm als auch unangenehm sein.
-was hast du für einen beruf
Hmm.. ich weiss nicht ob ich das schreiben soll. Bei dem Beruf gibts ein ziemliches Klischee-Bild und angeblich entspreche ich dem auch *g*

Naja, ich oute mich: Softwareentwickler (Also ein Typ der Nächte mit dem Blechtrottel verbringt, der schlabbrige T-Shirts trägt und den man um 7 in der Früh höchstens ein Grummeln entlocken kann)
-wieso betonst du, die dienste meines berufes nicht in anspruch zu nehmen
Vorhin hab ichs hier erwähnt weil ich hier zum Ausdruck bringen wollte, dass der Verdacht ich hätte "egoistische Motive" Argumente pro Legalisierung von Sexarbeit natürlich abschwächt in den Augen der Gegnerinnen. Wenn eine Sexarbeiterin dafür Eintritt hat das einfach wesentlich mehr Gewicht als wenn das ein Mann (womöglich noch ein Kunde) das tut.

Hmm... ich habe bei dem Gedanken die Dienste einer Sexarbeiterin in Anspruch zu nehmen "zwiespältige" Gedanken. Einerseits finde ich den Gedanken das zu können angenehm. Wenn mir danach ist könnte ich das problemlos. Andererseits ist mir klar, dass das Service meistens aus wirtschaftlicher Notwendigkeit angeboten wird. Es kommt dann auch das Gefühl auf, dass ich ihre wirtschaftliche Notsituation ausnutze. Da brauchts dann wieder ein bisschen Logik um das Gefühl zu entschärfen: Wenn ich die Leistung *nicht* in Anspruch nehme reduziere ich ja nicht ihre wirtschaftliche Notsituation - eher im Gegenteil.

Und das ist eigentlich auch der Hauptgrund warum ich für Legalisierung und soziale Absicherung bin: Egal wie gerne oder wie ungern die Frau den Job macht. Selbst wenn sie den Job aus finanziellem Druck macht und ihr meistens davor ekelt: Die finanzielle Notsituation wird durch ein Verbot (wenn es wirklich greift) nicht kleiner, sondern grösser.
-welche sexpraktiken, die männern nutzen und frauen anbieten, meinst du
hmmm... Ich weiss jetzt nicht in welchem Kontext Du das meinst. Ich meinte zuvor, dass einzelne Praktiken jeweils dem Anderen mehr bringen als sich selbst. Ein Blowjob wird einer Frau keinen unmittelbaren Nutzen bringen - Umgekehrt wird Oral bei der Frau dem Mann nicht unmittelbar nutzen. Nur glaube ich, dass die Möglichkeiten bald sehr eingeschränkt sind, wenn man sich nur auf das beschränkt was beiden *unmittelbar* nützt. Und genau deswegen verstehe ich auch dieses Anti-Blowjob-Argument der Kampf-Emma nicht, da es Frau ja auch nicht gefallen würde, wenn Mann sich nur auf das beschränkt was ihm direkt was bringt.

Andreas

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StauneBaer
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Beitrag von StauneBaer »

HaDe hat geschrieben: >>
p. ist keine arbeit, sondern eine zumutung für die frauen.

sollen die männer doch mit "realdolls" leben, wenn sie zu keiner liebevollen und respektvollen beziehung mit einer partnerin fähig sind.

der ausdruck "sexarbeiterin" ist geradzu pervers und eine beleidigung für alle menschen!
<<
Man könnte einwenden, dass diese Äußerungen zumindest recht oberflächlich und anmaßend sind. Wenn ich noch dazu bedenke, dass es Menschen gibt, die z.B. auf Grund von Behinderung keinen Partner für eine liebevolle und respektvolle Beziehung finden, finde ich das Statement aber schon menschenverachtend.

Aber möglicherweise hast Du(@HaDe) recht damit, dass diese Kampf-Emmas :003 , es eh nicht verstehen (wollen) würden.
HaDe hat geschrieben:Meiner Ansicht nach sind nämlich die Kampf-Emmas extrem unemanzipiert: An allem was nicht nach ihrem Weltbild läuft ist das ominöse Patriarchat schuld. Und deswegen muss aus ihrer Sicht natürlich gesetzlich eingegriffen, und den ausbeutenden Männern einhalt geboten werden. Dass sie damit Sexarbeiterinnen und den Männern schaden sehen sie nicht - weil freiwillige Sexarbeit ja nicht.
Zumindest stellt sich die Frauenbewegung, in dem Punkt, in eine Reihe mit der katholischen Kirche. Die Frauen nicht für würdig genug erachtet ein Priesteramt auszuüben.

Gruß SB

HaDe
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Beitrag von HaDe »

StauneBaer hat geschrieben:
HaDe hat geschrieben: >>
p. ist keine arbeit, sondern eine zumutung für die frauen.

sollen die männer doch mit "realdolls" leben, wenn sie zu keiner liebevollen und respektvollen beziehung mit einer partnerin fähig sind.

der ausdruck "sexarbeiterin" ist geradzu pervers und eine beleidigung für alle menschen!
<<
Man könnte einwenden, dass diese Äußerungen zumindest recht oberflächlich und anmaßend sind. Wenn ich noch dazu bedenke, dass es Menschen gibt, die z.B. auf Grund von Behinderung keinen Partner für eine liebevolle und respektvolle Beziehung finden, finde ich das Statement aber schon menschenverachtend.

Aber möglicherweise hast Du(@HaDe) recht damit, dass diese Kampf-Emmas :003 , es eh nicht verstehen (wollen) würden.
Hi Baer,

Naja, wennst davon ausgehst, dass der Grossteil der Frauen den Job aus einer finanziellen (Not-)Situation heraus macht ist der Gedanke, dass deren Kunden indirekt diese Notsituation ausnutzen ziemlich naheliegend. Aber er ist eben zu kurz gegriffen, weil die Sexarbeiterin ja umgekehrt seine Bereitschaft zu zahlen "nutzt".

Und letztendlich wird die liebe Frau Schwarzer wenn sie am Abend den Müll ausleert auch nicht darüber nachdenken, ob sie dabei die finanzielle Notsituation der Männer von Müllabfuhr ausnutzt. Jedenfalls ist kaum anzunehmen, dass die Männer den Job aus einem inneren Bedürfnis nach einer sauberen Stadt machen, sondern weil es ihnen Geld bringt.

Bis vor ein paar Jahren habe ich mit den Vorstellungen der Frauenewegung noch einiges anfangen können. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl es gehen ihnen die realistischen Themen aus - trotzdem muss Mann an allem schuld sein, was irgendwie schiefläuft - auch wenn es damit genau nichts zu tun hat.

Und was die Behinderungen betrifft: Gibts nicht sogar in manchen Staaten offizielle Förderungen für Behinderte eine Sexarbeiterin (dann "Sexualassistentin" genannt)?

Andreas

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

@ HaDe
na dann hast Du ja einen verräterisch-unverräterischen Beruf oder Hobby?

Bild

HaDe
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Beitrag von HaDe »

==
Das wollte ich eigentlich schreiben als gerade der Idiot von Hacker tätig war und den Beitag nicht absenden konnte. Scheinbar ist Christian auf ein Backup zurückgegangen, daher fehlt Annaingas Posting auf das ich mich hier beziehe.
==

Hi Annainga,
es geht weniger um die ablehnung einiger kunden, ich selbst verspüre das nicht. die überwiegende mehrzahl meiner kunden ist sauber und gepflegt. höflich und respektvoll. da ich selbstständig arbeite, habe ich damit sehr wenig probleme.

mein beruf könnte ein traumberuf sein und für manche sexarbeiter, die auf die "äußeren" umstände wenig wert legen, ist er das auch.
Deswegen habe ich Dich auch nach dem Ekel-und-Spass-Anteil gefragt. So wie Du schreibst machst Du den Job zwar nicht zum Spass, aber das heisst noch nicht, dass er nie Spass macht. Leider ist es grundsätzlich unmögich in jemanden reinzuschauen - einen Job aus wirtschaftlichen Gründen machen kann - muss aber nicht - das absolute Drama sein. Ich glaube wenn Christian nicht an dem interessiert wäre was er tut sondern dieses Forum nur aus wirtschaftlicher Not betreute wäre er heute auch nahe daran den Hut draufzuwerfen.
da unsere kunden (verständlicherweise) ihren konsum heimlich machen, tragen halt die sw´s diese last. aber auch als kunde muss man unglaubliches erleiden, wenn ich da an einige beiträge denke, die marc über "kundenouting" in amerika geschrieben hat. unfassbar.
Ich glaube es kommt sehr auf das jeweilige Umfeld an. Bei den Meisten wirds solang es nicht die Ehefrau oder Freundin erfährt egal sein, ob bekannt ist, dass er zeitweise zu einer SW geht oder nicht. Vielleicht kommen im Bekannten- und Kollegenkreis Gedanken wie "tss der zahlt dafür" oder auch "Geil - mussi auch mal ausprobieren"... Aber echte Anfeindungen eher nicht. Jedenfalls sind noch alle Bekannten die schon mal offen von einem SW-Besuch erzählt haben noch am Leben und wohlauf. Jedenfalls hab ich das schon mal mitbekommen, wie sich einer im Kollegenkreis nach einer feucht-fröhlichen Feier geoutet hat den Table-Dance nachher noch etwas vertieft zu haben. Die Reaktion rundherum war von leicht-grinsendem Augenrollen bis zum angedeuteten Sabbern. Angriff gabs keinen.

Wirkliche Anfeindung kommt glaube ich eher in einem konservativ-politisch-korrektem Umfeld. Dort wo alles immer sauber zugehen muss ist die Gefahr natürlich gross, was aber noch nicht heisst, dass sie erhlich sein müssen. Der Kritiker kann sich durchaus "Jo, ned übel" denken, aber den Empörten spielen weil er befürchtet, dass sonst Andere empört sind (die sich aber vielleicht auch nur aus diesem Grund empört verhalten).

Und ich glaube bei den Amis gehts auch weniger um die Abscheu vor Prositution, sondern um die Lust an der Bestrafung von "Aussenseitern". Wenn man auf wen runterschauen kann fühlt man sich ja gleich viel grösser, oder?
und um nicht in diese opferrolle zu geraten, dass die damen im standard über dich herziehen, deswegen betonst du also dein nicht-kunde sein. habe ich jetzt verstanden.
Da liegst (grösstenteils) falsch. Klar sind die Angriffe der Kampf-Emmas oft unter der Gürtellinie und lästig. Aber um mich davor zu "schützen", dürfte ich in dem Forum garnicht posten oder müsste ihre Linie (also Prostituierte sind generell Opfer und Freier Schweine) vertreten. Klarzustellen, kein Kunde zu sein reicht nicht aus. Wenn Du dich (egal jetzt ob als Mann oder Frau) für P-Legalsierung aussprichst bist Du Feindbild der Kampf-Emmas. Im Standard hab ich weder behauptet Kunde zu sein, noch kein Kunde zu sein. Direkt gefragt hat mich noch keine soweit ich mich erinnern kann. Als (potentieller) Kunde wird Inhalt sowieso ignoriert weil die Gegnerinnen denken ich poste aus Eigeninteresse. Überzeugen kannst sowohl Du als auch ich nur Personen, die zu dem Thema noch keine klare Meinung haben. Anzunehmen die männerhassende Kampf-Emma überzeugen zu können ist illosorisch. Aber die Frau oder der Mann, der die Prostiuierten zwar irgendwie leid tun, die aber rational genug denken, dass ein Verbot nicht alle Probleme löst, sind vielleicht von den Vorteilen legalisierter SA überzeugbar.

Du hast ja im Standard-Forum auch schon klargestellt, dass Du den Job freiwillig machst. Moons Antwort wurde nicht veröffentlicht was ziemlich darauf hindeutet, dass sie sich im Ton sehr vergriffen hat. Irgendwie schade, dass der Standard hier eingegriffen hat, weil ich denke ihre Antwort auf Annas Posting wäre sehr aufschlussreich gewesen. Ich vermute sie hat entweder die Wahrheit des Postings in Frage gestellt (was nicht sein darf kann ja nicht sein) oder sie beschimpft (dann frage ich mich aber ob es ihr wirklich um den Schutz der Frauen geht).

Naja, der neueste Verdacht war, dass ich der Sprecher der 5 % frewilligen Prostiutierten bin (95 % sind ja angeblich Zwangsprostiuierte) - und dass ich für meine Beiträge bezahlt werde.

Bei der Überprüfung der Kontoeingänge musste ich aber leider feststellen, dass mein Honorar noch nicht bezahlt wurde. Ich glaub ich muss Mahnungen an die Mädls rausschicken - so geht das nicht. Und ab jetzt Postings nur mehr gegen Vorkassa :003

Andreas
(der gengeigt ist dem Hacker eine kostenlose Stunde bei Katarina zu wünschen)

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

wo du grad über die emmas sprichst

ich denke wir müssen schon ganz viele sein um im standard die debatte beeinflussen zu können. Danke für dein engagement.

HaDe
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Beitrag von HaDe »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:wo du grad über die emmas sprichst
Da fragst dich wirklich, ob es um den Schutz der als Prostituierten arbeitenden Frauen (wie die Kampf-Emmas immer behaupten) geht, oder um Lustfeindlichkeit oder sogar Konkurrenzangst.

Sex-Entzug zu Hause im Schlafzimmer funktioniert ja nur so lange als Disziplinierungsmassnahme des Mannes so lange er keine Alternative hat.

Und dass Frauen Sexarbeiter aufsuchen könnten wird sowieso ignoriert (vielleicht weil es noch zu selten passiert).

Aber irgendwie ist es schon bezeichnend, dass Emma in dem Artikel in dem es um weibliche Kunden geht sehr wohl schafft zu dem Schluss zu kommen, dass es um ein gegenseitiges (aus-)nutzen geht. Bei männlichen Kunden wird der Vorteil für die Prostituierte aber geleugnet. Und genau diese Scheinheiligkeit geht mir bei den Kampf-Emmas kräftig auf die Nerven. Nur sind die leider so laut, dass wenn nicht ebenso laut eine Gegenmeinung vertreten wird, deren Ansichten sich früher oder Später sicher in Gesetzen niederschlagen, was letztendlich sowohl den Männern als auch den Frauen schadet.

Andreas

HaDe
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Beitrag von HaDe »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:@ HaDe
na dann hast Du ja einen verräterisch-unverräterischen Beruf oder Hobby?
Ach ja, übrigens... würdest Du es bitte unterlassen mich mit versteckter Kamera aufzunehmen :018

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annainga
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Beitrag von annainga »

die bewertung von emma von kundinnen, die einen callboy buchen, kenne ich nicht. interessant es mal von der anderen warte zu sehen.

nochmal kurz zu "wirtschaftlicher not": ich denke, dass keine frau, die legalen aufenthalt hat, gezwungen ist, der sexarbeit nachzugehen.
(ausdrücklich möchte ich hier aber auf migrantinnen hinweisen, deren situation oft dramatisch ist, wenn sie illegal in einem land sind, dort ließe ich finanzielle not auf jeden fall gelten, ich denke, das ist unstrittig.)
in dem rahmen von staatlicher unterstützung kann man leben und von "wirtschaftlicher not" zu sprechen ist falsch.

wenn ich diese dramatischen zahlen von 95/5 von gezwungen/freiwillig lese, frage ich mich oft, wie das denn an meinen erfahrungen vorbeigehen sollte? mag sein, dass ich in dem bereich, in dem ich sexarbeit kenne (siegen, sauerland, waldeck, siegerland) die verteilung nicht übereinstimmend mit weltstädten wie wien ist, aber das die diskrepanz so groß ist, dass sich die zahlen umdrehen, glaube ich nicht.

von den fast 100 sexarbeiterinnen, die ich persönlich kennengelernt habe (frauen, die ich aus dem forum "kenne" sind nicht berücksichtigt, weil ich sie nicht so gut kenne, um bestimmte aussagen zu treffen), waren es weniger als 10, bei denen ich zwang vermute.

was ich allerdings bei der überwiegenden mehrheit der frauen gesehen habe: große probleme mit geld, mit drogen, mit dem selbstwertgefühl. wobei ich das allerdings mehr den außenumständen unserer arbeit zurechne als der arbeit an sich (ausgenommen werden von/m betreiberIn, gesellschaftliche stigmatisierung, isolation durch das doppelleben, "schlechtes gewissen" an die familie .....).

aber das ist auch in anderen berufen so! und ein grund zu sagen: lasst uns daran arbeiten, dass das bild in der öffentlichkeit besser wird!

liebe grüße von annainga

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Beitrag von kaktus »

gesellschaftliche stigmatisierung, isolation durch das doppelleben, "schlechtes gewissen" an die familie .....).

aber das ist auch in anderen berufen so!
Ich hatte einen Bekannten der als "Leichenwäscher und Totengräber" gearbeitet hat.
Ein bestimmt wichtiger und notwendiger Beruf so wie SW.
Er hat seine Arbeit immer verschwiegen denn seine Erfahrung war wenn er es sagt wird er dafür verabscheut.
Welch seltame Welt.
LG
Kaktus

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Beitrag von HaDe »

annainga hat geschrieben:die bewertung von emma von kundinnen, die einen callboy buchen, kenne ich nicht. interessant es mal von der anderen warte zu sehen.
Ich kenne deren Ansicht zu diesem Thema auch nur aus dem was Marc weiter oben zitiert hat:

"Zuerst dachte ich, hier sind weiße Frauen, die schwarze Männer ausbeuten. Aber das stimmt so nicht. Es beruht auf Gegenseitigkeit. Die Kerle verhalten sich genauso ausbeuterisch."

Eine derartige Aussage würden wir beim umgekehrten Geschlecht in der Emma nie zu hören bekommen.
annainga hat geschrieben:wenn ich diese dramatischen zahlen von 95/5 von gezwungen/freiwillig lese, frage ich mich oft, wie das denn an meinen erfahrungen vorbeigehen sollte? mag sein, dass ich in dem bereich, in dem ich sexarbeit kenne (siegen, sauerland, waldeck, siegerland) die verteilung nicht übereinstimmend mit weltstädten wie wien ist, aber das die diskrepanz so groß ist, dass sich die zahlen umdrehen, glaube ich nicht.
Und ich frage mich, wie ein solches System mit 95 % Zwangsprostituierten aufrecht erhalten werden könnnte. Bei einer solch grossen Anzahl von angeblichen Zwangsprostituierten müssten die Polizeistellen und Frauenhäuser voll sein von fliehenden Frauen. Und die Bordellbetreiber müssten bei jedem Gast Angst haben, dass sich die Frau dem Gast anvertraut und dieser die Polizei ruft. Also mir fehlt die Fantasie mir vorstellen zu können, wie ein System mit 95 % Zangsprostituierten aufrecht erhalten werden könnte.

Andreas

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Beitrag von annainga »

das liegt teilweise auch an dem begriff "zwangsprostituierte". wenn man wirtschaftliche zwänge darunter fasst .....
..... wären wir alle "zwangsarbeiter" (meinte christian mal in einem gespräch).

Zwangsprostitution bezeichnet die illegale Praxis, Menschen (in nahezu allen Fällen Frauen und Mädchen) zur Arbeit als Prostituierte zu zwingen. Zwangsprostitution ist nicht der gewöhnlichen Prostitution zuzuordnen, sondern ist am ehesten eine Sonderform moderner Sklaverei.

Dieser Zwang kann durch physische und psychische Gewalt, Täuschung, Erpressung, Ausnutzung einer Zwangslage oder Ausnutzung der Hilflosigkeit des Opfers ausgeübt werden.


steht dazu in wikipedia.

wie würdet ihr es definieren?

liebe grüße von annainga

HaDe
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Beitrag von HaDe »

annainga hat geschrieben:Dieser Zwang kann durch physische und psychische Gewalt, Täuschung, Erpressung, Ausnutzung einer Zwangslage oder Ausnutzung der Hilflosigkeit des Opfers ausgeübt werden.[/i]

steht dazu in wikipedia.

wie würdet ihr es definieren?
Hmm.. ich würde es definieren als "Wenn jemand mit Gewalt oder Drohung in die Prostiution getrieben wird bzw. mit Gewalt oder Drohung daran gehindert wird aus dieser auszusteigen" (kann natürich auch Drohungen gegenüber Dritten wie beispielsweise der Familie sein - was dann Erpressung entspricht)

sixela
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Beitrag von sixela »

Ich möchte hier einen Satz aus einem schon etwas älteren Posting ausgraben:
HaDe hat geschrieben: Eigentlich eigenartig, dass Sexarbeiterinnen auch (wenn nicht sogar vorwiegend) von jenen angefeinet werden, die angeblich die Prostituierten schützen wollen.

Andreas
Mich wundert es nicht, es ist logisch in der Gedankenwelt dieser Art von Emanzen (die ja bekanntlich in der Frage der Prostitution gespalten sind).

Die allergrößte Gefahr für ihre Argumentation zum Verbot der Sexarbeit ist schließlich ein möglichst breites Outing von Sexarbeiterinnen, die sagen, dass sie den Job freiwillig oder sogar gerne ausüben. Je mehr sich positiv outen, und halt nicht nur gegenüber Foren, sondern auch gegenüber einschlägigen Politikern und Justiz- und Innenministerien, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Anti-Freier-Gesetze nach Schweden und jetzt auch Norwegen wie ein Lauffeuer durch Europa verbreiten.

Die Argumentation dieser "Emmas" ist ja, dass gewissermaßen "alle" Frauen durch diese Serviceleistung in ihrer Würde verletzt sind (und schuld daran sei das patriarchalische Verhalten der Gesellschaft). Ihr Beweisvehikel ist die "Zwangsprostitution", zu der sie eben taxfrei und ohne auf irgendwelche wissenschaftlichen Beweise bringen können praktisch alle SW zählen, ob die das nun wissen oder wollen oder nicht.

Je kräftiger der Beweis gelingt, dass SW in ihrer ganz großen Mehrheit freiwillig am Werk sind, desto eher kann die - durchaus gefährliche, weil besonders abgefeimte und mit Opferrollen spielende - Argumentation der Abolitionisten aus den Angeln gehoben werden.
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

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annainga
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Beitrag von annainga »

hallo @sixela

da sprichst du was ganz wichtiges an:

zu zeigen, dass es durchaus sexarbeiter gibt, die den beruf freiwillig ausüben. kann man das denn überhaupt anzweifeln?

die verteilung von freiwillig/unter-zwang-arbeitend kennt keiner, trotzdem stellen viele behauptungen auf.

ich selbst bin keine soziologin, kenne aber natürlich durch meine arbeit einige sw´s.

so kann ich eine auf meinen erfahrungen (die naturgemäß subjektiv sind) fußende verteilung angeben. habe ich ja weiter oben in diesem thema bereits getan.

in meiner sexarbeiterlaufbahn bin ich fast 100 kolleginnen begegnet. wenn man 12 stunden und länger am stück zusammensitzt, redet man nicht nur übers wetter.

man bekommt telefonate mit, stimmungen, manchmal widersprüche, viel intimes, aber ich bin überzeugt sagen zu können, dass von diesen frauen sehr wenige unter zwang arbeiteten. und ich bin überzeugt sagen zu können, dass viele frauen unter großer finanzieller not und ungern arbeiteten.

aber das gilt auch für andere berufe und ist von "zwangsprostitution" weit entfernt.

ich wehre mich dagegen, meinen beruf, meine dienstleistung sex, nicht mehr ausüben zu dürfen. es ist meine berufswahl. ich empfände es als bevormundung, als mißachtung das wieder abzuschaffen.

liebe grüße von annainga

HaDe
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Beitrag von HaDe »

@Sixela,
sixela hat geschrieben: Mich wundert es nicht, es ist logisch in der Gedankenwelt dieser Art von Emanzen (die ja bekanntlich in der Frage der Prostitution gespalten sind).
Ich bin mal etwas polemisch und stelle die Vermutung in den Raum, dass die Spaltung zu dem Thema zwischen jenen verläuft, denen es wirklich um Gleichberechtigung und Freiheit der Frauen geht - und jenen die in Männern ein permanentes Feindbild sehen das an allem schuld ist.

Ich habe den Eindruck Anfangs war die Frauenbewegung ziemlich geschlossen in ihren Forderungen. Manche gesetzliche Regelungen und Rollenbilder vor 50 bis 100 Jahren waren einfach absurd. Vom Gefühl traten Meinungsverschiedenheiten dann auf, als es darum ging was Frau aus ihren "neuen Rechten" machen darf. Darf also Frau eine freiwillig eine "traditionelle" Rolle einnehmen oder nicht. Dazu kann man stehen wie man will - aber ich habe den Eindruck, dass die Kampf-Emmas jene Frauen als Verräterinnen sehen und auch entsprechend bekämpfen.
sixela hat geschrieben:Die allergrößte Gefahr für ihre Argumentation zum Verbot der Sexarbeit ist schließlich ein möglichst breites Outing von Sexarbeiterinnen, die sagen, dass sie den Job freiwillig oder sogar gerne ausüben.
Dazu gehört aber einiges an Nervenstärke. Anfeindungen sind vorprogrammiert. Angefangen von den Kampf-Emmas die sie sicher überzeugen ein Opfer zu sein (Weil Prostituierte sind entweder eine wertlose Schlampe oder ein Opfer des Patriarchats -> Da Frau niemals wertlos ist ist sie ein Opfer -> und wenn Frau sie überzeugen kann, dass sie kein Opfer ist, dann ist sie doch Ersteres), über konservative Männer die das offiziell verurteilen (und sich vielleicht dabei denken "No die würd ich gerne flachlegen") bis hin zu feministisch angehauchen Männern gegen die Alice Schwarzer wie eine Patriarchats-Befürworterin wirkt.
sixela hat geschrieben: Die Argumentation dieser "Emmas" ist ja, dass gewissermaßen "alle" Frauen durch diese Serviceleistung in ihrer Würde verletzt sind (und schuld daran sei das patriarchalische Verhalten der Gesellschaft). Ihr Beweisvehikel ist die "Zwangsprostitution", zu der sie eben taxfrei und ohne auf irgendwelche wissenschaftlichen Beweise bringen können praktisch alle SW zählen, ob die das nun wissen oder wollen oder nicht.
Wenns so einfach wäre. Wennst beispielsweise auf dieStandard.de liest, kommt sobald es um freiwillige Prostitution immer wieder das Thema auf, dass angeblich die Mehrzahl der Prostituierten als Kind missbraucht wurden. Und deswegen besässen sie sozusagen nur geringes Selbstwertgefühl. Über den Umweg wird dann sogar freiwilligen Prostituierten die Fähigkeit abgesprochen, freiwillig sich für die Arbeit zu entscheiden. Frau muss also nicht nur "beweisen", dass sie den Job freiwillig macht, sondern auch dass sie eine selbstbewusste Frau ist die überhaupt in der Lage ist zu entscheiden das freiwillig zu machen.
sixela hat geschrieben:Je kräftiger der Beweis gelingt, dass SW in ihrer ganz großen Mehrheit freiwillig am Werk sind, desto eher kann die - durchaus gefährliche, weil besonders abgefeimte und mit Opferrollen spielende - Argumentation der Abolitionisten aus den Angeln gehoben werden.
@annainga
annainga hat geschrieben: man bekommt telefonate mit, stimmungen, manchmal widersprüche, viel intimes, aber ich bin überzeugt sagen zu können, dass von diesen frauen sehr wenige unter zwang arbeiteten. und ich bin überzeugt sagen zu können, dass viele frauen unter großer finanzieller not und ungern arbeiteten.

aber das gilt auch für andere berufe und ist von "zwangsprostitution" weit entfernt.
Ich glaube da kommst Du aufs Kernproblem - nämlich der Zumutbarkeit. Aus Sicher der Prostitutionsgegnerinnen ist Prostitution eine nicht zumutbare Arbeit, weil eben aus ihrer Sicht entwürdigend. Soweit kann ich das recht gut nachvollziehen. Wenn ich Dich richtig verstehe arbeiten die Frauen zwar freiwillig (im Sinne von nicht durch Drohung oder Gewalt gezwungen), aber sie machen es weil sie keine bessere Einkommensquelle haben - also ungern und aus wirtschaftlichem Druck heraus.

Die Prostitutionsgegnerinnen hätten kein Problem damit wenn sie (ebenso aus wirtschaftlichen Gründen) ungern putzen geht oder wenn ein Mann ungern Müll abtransportiert. Aber diese Arbeiten empfinden sie als zumutbare Arbeiten - daher ist es kein Problem wenn jemand dazu "gezwungen" wird. Prostitution wird aber als unzumutbar empfunden was den Ruf nach einem Verbot laut werden lässt. Frau soll also garnicht die Möglichkeit haben freiwillig, aber ungern einer aus ihrer Sicht unzumutbaren Arbeit nachzugehen.

Nur frage ich mich eines: Was ist besser: Frau davor zu schützen eine unzumutbare Arbeit zu machen und ihr notfalls ein paar Hundert Euro Sozialhilfe zu zahlen - oder ihr zu erlauben dass sie (wenn auch ungern) mit dieser Arbeit mehr verdient?

Für mich spiegelt jedenfalls die Situation bei der Prostitution nicht ein ominöses Patriarchat wieder, sondern unser Wirtschaftssystem: Du musst irgendwas machen - egal ob Du willst - um Geld zu verdienen. Wenn Dir die Arbeit Spass macht is gut, wenn nicht ists auch egal - machen musst Du sie.

Andreas

sixela
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Beitrag von sixela »

@annainga und auch Andreas - als meine These ist ja, dass all diese Abolitionistinnen von der Alice Schwarzer abwärts bis hin zu unseren kleinen Standard-Posterinnen mit "echten" SW überhaupt nicht in Kontakt kommen, sondern bestenfalls mit dem erweiterten Umfeld im Bereich der "Ausstiegshilfen". Sie WOLLEN es sich einfach nicht vorstellen können, dass die Jobentscheidung eine selbstgewählte ist. Ich sage dies, weil ich das Thema häufig mit einer wohlmeinenden für die Liberalisierung dieses Berufes eintretenden "Emanze" (recht hohe Vertreterin der Wiener Grünen) diskutiert habe. Auch sie hatte natürlich überhaupt keine Ahnung, was sich da eingentlich konkret zwischen SW und Kunden abspielt, wie vielfältig diese "Geschäftsbeziehungen" ablaufen können. Auf dieser Ebene wird immer nur abstrakt ÜBER SW diskutiert, aber fast nie mit Betroffenen (wobei wir natürlich auf der Kundenseite das Problem haben, dass diese sich leider noch seltener outen wollen oder können).

@Andreas - manchmal denke ich, wir sollten uns davon lösen, SW immer nur mit Putzfrauen etc. zu vergleichen, womit man erst recht in dieser "Zumutbarkeitsfalle" landet, die die Abolitionistinnen so gerne stellen. Vielleicht sollten wir eher mit Künstlerinnen oder noch besser Hochleistungssportlerinnen vergleichen: die müssen für kurze Zeit Spitzenleistungen bringen, die körperlich und geistig sehr belastend sein können, aber wenn sie die Leistung bringen, dann verdienen sie sehr gut. Ich fände es sympathisch, einmal in diesen Kategorien zu denken...

sixela
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird