Werner Schimanko erlag Herzversagen

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Elisabeth
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Werner Schimanko erlag Herzversagen

Beitrag von Elisabeth »

Quelle: http://derstandard.at/?id=2251648

Werner Schimanko erlag Herzversagen
Nachtclub-Betreiber starb im 62. Lebensjahr - Bekannt als Betreiber des Moulin Rouge


Wien - Nachtclub-König Heinz Werner Schimanko ist am Dienstag offenbar einem Herzversagen erlegen. Die Rettung wurde um 13.45 Uhr in eine Wohnung in Wien-Alsergrund gerufen, die Einsatzkräfte konnten aber nur mehr den Tod des 61-Jährigen feststellen. Eine Obduktion soll ein genaueres Ergebnis liefern. Verständigt wurde die Rettung von einer Frau, die mit Schimanko in der Wohnung gewesen ist.

Heinz Werner Schimanko war Wiens berühmtester Schnauzbart wie Glatzkopf. Berühmt wurde er als ungekrönter Nachtclub-König in Wien. Die "Eden Bar" war sein Zuhause, ihm gehörten unter anderem auch das Hotel Orient und das Moulin Rouge.

Training mit Betonkübeln

Begonnen hat die Karriere in der Gastronomie 1971 mit dem Erwerb eines Lokals in Schwechat. 500.000 Schilling (rund 36.400 Euro) blätterte der damalige Berufssoldat Schimanko hin. "Mit Schulden", wie er in einem Interview mit dem "Standard" erst im vergangenen September sagte. Schon damals sei er ein "Bär" gewesen. Trainiert habe er immer gerne, bereits als Teenager. Anfangs mit einer Stange aus Betonarmierungen mit zwei eingegossenen Betonkübeln, später im Fitness-Studio.

Harte Arbeit

Aus seinem Karriere-Motor machte Schimanko nie ein Hehl: "Geld." Ihm habe es "kein Papa gerichtet", er wollte nach dem Krieg und dem Leben in den Ruinen nur eines: Wohlstand. Schuldenfrei sei er im Zuge der Erweiterung seines Lokal-Imperiums "mit 13 Jahren ohne Urlaub und 18 Stunden Arbeit täglich" geworden.

"Alle anständigen Leute"

1975 kaufte Schimanko die "Eden Bar" und erfüllte sich seinen Jugendtraum. Schimanko veränderte die Philosophie teilweise: "Die Basis war zu klein. Man konnte nicht mehr nur von der Aristokratie und der Wirtschaft leben. Bei mir waren alle anständigen Leute willkommen."

Neben verschiedenen Heurigen-Immobilien gehörten ihm zum Schluss neben der "Eden" auch das Hotel Orient, das Domizil und das Hotel Opernring. Das Moulin Rouge - das er 1974 erworben hatte - stieß er ab, weil "das seriös nicht mehr zu betreiben war". Weiters gehörten ihm u.a. das Cafe Walfisch, der Club 24, die Schloss-Bar, die Eve-Bar, das Dolce Vita und die Reiss-Bar.

24-Stunden-Restaurant geplant

Neue Pläne hatte Schimanko auch: Das gesamte Erdgeschoss seines Hotels am Opernring wollte er bis Herbst 2006 in ein 24-Stunden-Restaurant namens "Opera" umgestalten: "Ein zeitgemäßes Landtmann für Opernbesucher." Schimanko wollte etwa Kaffeespezialitäten, Italienisches und auch Basics wie Bier und Brezel anbieten. Die verschiedenen Teilbereiche des "Opera" sollten nur durch dezente Paravents oder Vorhänge voneinander getrennt sein.

Erschütterung in der Gastro-Branche

Erschüttert vom Tod Heinz Werner Schimankos hat sich am Dienstag Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wiener Wirtschaftskammer gezeigt. "Für mich persönlich ist das ein Schock", sagte er zur APA: "Er war ein großer Unternehmer, ein Selfmade-Mann, der sich von allerkleinsten Anfängen hinaufgearbeitet hat." Er hoffe, dass Schimankos Tochter sein Lebenswerk weiter führen werde.

Schimanko habe erfolgreich ein Unternehmen "weit abseits dessen, wo er begonnen hat" geführt. Zuletzt habe er in einem seiner Hotels noch ein neues Gastronomiekonzept umsetzen wollen. "Er war ein wichtiger Mann", so Bitzinger über Schimanko, "nicht nur ein Gesellschaftslöwe, sondern ein wirklich erfolgreicher Unternehmer, der viele Höhepunkte und auch einige Niederlagen erlebt hat."

Schimanko hat insgesamt fünf Kinder - drei aus erster, zwei aus zweiter Ehe. (APA)
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

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Tommy
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Beitrag von Tommy »

Mich traf die Nachricht aus dem Munde eines gemeinsamen Sportsfreundes heute gleichfalls wie ein Schock!
H. W. Schimanko war mehr als ein Freund, ich verdankte ihm in weniger guten Zeiten unschätzbare Hilfe und manch guten Rat, und die folgenden Zeilen eines Nachrufes sind mir ebenso traurige wie ehrende Pflicht.

Ich lernte ihn 1984 durch meinen damaligen Trainer kennen, und wenig später schwitzte man regelmässig gemeinsam im Keller der Rouge und in Schimankos schönem Anwesen am Fusse des Kahlenberges, der "Eisernen Hand". Er unterstützte zudem unseren (in Österreich damals noch jungen) Sport als Sponsor und war häufig gesehener Gast bei Veranstaltungen.

Die Bezeichnung "Bär" war absolut gerechtfertigt:
Jenseits der 40, entsprach seine damalige physische Konstitution eher der eines gut durchtrainierten Endzwanzigers, und auch für wettkampfmässig aktive Leistungssportler machten ihn sein gutes Auge, seine Kraft und ein gewisser "Killerinstinkt" zu einem keineswegs zu unterschätzenden Gegner.

In diesem Zusammenhang waren zwei weitere stark ausgeprägte Eigenschaften zu sehen: Mut und Entschlossenheit!
Beispielgebend und legendär ist folgende Anekdote:
Aus einem in der Walfischgasse geparkten Auto entkam aus nicht näher bekannter Ursache ein Rottweiler, der mehrere Passanten anfiel und verletzte. Schimanko, der zufällig soeben das Büro in der Rouge verliess, hörte die Schreie einer am Gehsteig liegenden Frau, in deren Arm sich das Tier verbissen hatte und reagierte sofort:
Er versetzte dem Hund einen derarten Hieb auf den Kopf, dass dieser auf der Stelle besinnungslos zu Boden fiel (..wer die "Nehmerqualitäten" dieser Hunderasse kennt, wird dies zu beurteilen wissen).
Ironischer Weise waren es Jahre später Schimankos eigene Rottweiler, die seine Tochter oben auf der Eisernen Hand attackierten und die er daraufhin vor Ort mit seinem 45er erschoss (...nicht die Tochter, die Hunde!).

Schimankos Konsequenz und Disziplin waren nahezu sprichwörtlich, auch und ganz besonders in geschäftlichen Dingen.
Einer meiner engsten Freunde hatte ihn als Ausbilder beim Militär "genossen", bevor Schimanko ihn als Türlsteher (dann Kellner) in der Rouge und später in der Eden engagierte.
Schimanko sei einer der härtesten, aber auch gerechtesten und fairsten Menschen gewesen, die er je kennen gelernt hätte, sagt der Intimus, dessen reiche Erfahrung und Menschenkenntnis keinen Zweifel an diesem Urteil aufkommen lassen.

Dabei wohnte in Schimankos Brust eine mehrfach und tief gespaltene Seele, und dieses Wesen eines Zerrissenen stiess einige Menschen in seiner nächsten Umgebung immer wieder vor den Kopf. Seine liebe Frau war eine derer, die beträchtlich unter diesen emotionalen Wechselbädern zu leiden hatten.

Schimankos Härte sich selbst und anderen gegenüber stand in oft überraschendem Gegensatz zu seiner milden Güte, seinem weitreichenden Verständnis für menschliche Schwächen und seiner Großzügigkeit, - auch jener seines Denkens.
Sein Interesse an Kunst und Kultur, seine Allgegenwart bei offiziellen Anlässen und sein karitatives Engagement entsprangen nicht nur dem Geltungsdrang jenes Publicity-süchtigen Adabei, als den Presse & Fernsehen ihn bei jeder Gelegenheit präsentierten.
Ein äusserst belesener und hochgebildeter Mann, konnte ihn kaum ein Gesprächsthema in Verlegenheit bringen, und die zahlreichen Werke zeitgenössischer Künstler in Schimankos privater Sammlung liessen den wahren Mäzen, aber auch unfehlbaren Geschmack erkennen.
Und mit Recht war er darauf stolz, denn das Privileg höherer schulischer Bildung war ihm versagt geblieben. Sehr viele Maturanten und Akademiker lassen die Breite vermissen, mit der Schimanko immer wieder verblüffte, - und das bereitete ihm durchaus Genugtuung, wie er gerne zugab.
Auch in diesem Punkt hatte er etwas von Jack London's Wolf Larsen an sich, - jenem hartgesottenen Kraftlackl, dessen Intellekt und humanistische Bildung die Janusköpfigkeit vermittelt, die an dieser Figur so fasziniert.
Ja, er war auf seine Art faszinierend, dieser H. W. Schimanko!
Speziell Frauen konnten sich dieser Faszination nur schwer entziehen, und der König des Wiener Nachtlebens war kein Kostverächter...

Man mochte über Schimankos Eitelkeiten schmunzeln, ich selbst tat es auch, aber sie waren Teil eines ebenso unverwechselbaren wie unwiederbringlichen Nimbus, der uns allen vertraut - und jenen lieb geworden war, die auch in das andere Gesicht des Janus geblickt hatten.

Wien und die Wiener haben mit diesem markanten Charakterkopf nicht nur einen "Glanzpunkt" der Society verloren, sondern eines der letzten wirklichen Originale.

Ich trauere um Heinz Werner Schimanko, und ich hoffe, er erwachte in jener besseren Welt, an die wir um unserer Liebsten Willen glauben!

Tommy

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Elisabeth
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Beitrag von Elisabeth »

Danke, Tommy.
Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

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Lovara
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Beitrag von Lovara »

auch mich traff es wie ein schock, als ich vom ableben des Schimanko hörte.

ich hatte das vergnügen ihn vor einigen jahren kennen zu lernen.
es war zu meinen anfangszeiten in einem wiener nachtclub, als ich eine hitzige diskussion mit einer tänzerinn hatte.

vertieft in dieses streitgespräch bemerkte ich nicht als er das lokal betratt. erst als er mir auf die schulter klopfte und ich mich umdrehte, registrierte ich sein erscheinen.
das, was er damals zu mir sagte, hat mich seither immer begleitet.
"sei fair zu ihnen, aber wenns spinnen red ned lang schmeiss glei raus. du ersparst dir viel kopfweh und no mehr zeit."
bei dem darauf folgenden kaffee, plauderten wir über gott und die welt.
für mich als "kücken" war es damals eine grosse ehre das ein Schimanko mit mir spricht.

ich traff ihn später noch einige male und es war jedes mal toll die reaktionen der anderen zu sehen wenn er in einen raum kahm.
egal in welcher begleitung er auftratt, man merkte das er den raum nicht betratt, er erschien, dadurch verblaste jeder neben ihm.

ich möchte mich auf diesem wege, mit tiefer verneigung, von H.W.Schimanko verabschieden.
es ist mir eine ehre, daß ich ihn kennen lernen durfte.
lg LOVARA
es gibt nur wenige, die es ehrlich meinen